Die Wiederkehr von einem, der das verspottete, was er nicht verstand

Im gleichen Zustand berichtet ein anderer Hinübergegangener über sein Leben auf Jener Seite.
Er kehrte wieder zu mir zurück aufgrund eines Gesprächs, das wir miteinander, kurz vor seinem Hinübergehen, über das Leben nach dem Tode geführt hatten.
Gerhard war ein Bekannter von mir, dem ich hin und wieder begegnete und der Kutscher bei einem Leichenbestatter war.
Ich war auf einem Friedhof gewesen und beim Ausgang traf ich ihn, da er jemanden zu seiner letzten Ruhestätte gebracht hatte.
Er winkte mich bereits von Weitem zu sich.
Nach dem normalen Alltagsgeplänkel und den Fragen nach dem Befinden der jeweiligen Familien fragte er mich: „Ich habe gehört, dass du verrückte Dinge treibst, stimmt das?“
Ich spürte sofort, worauf er hinauswollte, und fragte: „Verrückte Dinge sagst du?
Was meinst du damit?“
„Nun ja, ich meine diesen Spiritismus, machst du das?“
Ich lächelte und fragte: „Ist es verrückt, sich damit zu beschäftigen?
Weißt du, was Spiritismus ist und bedeutet?
Du denkst doch nicht, dass es eine Art Sport ist?“
„Ich weiß es nicht“, sagte er, „aber man hört so viel davon.
Ich habe keine Ahnung davon und finde es lächerlich, habe aber gehört, dass du durch die Toten gezeichnet und gemalt hast.“
Deutlich fühlte ich seinen Sarkasmus, ging jedoch nicht darauf ein.
„Hältst du die Leute zum Narren?“, fuhr er fort.
„Ist das nun wirklich wahr, was man sich so erzählt?
Ich glaube nichts davon.
Ich will dir mal was sagen“, sprach er und sah mich dabei an.
Ich ergründete ihn unterdessen, und als ich den Zustand erkannte, in dem er sich befand, musste ich laut lachen.
Hoch über meinem Kopf auf dem Bock sitzend, in Decken gewickelt, die Peitsche in seiner rechten Hand, fuhr er fort: „Warum lachst du?
Weißt du jetzt schon, was ich sagen will?
Ist es Betrügerei?
Das habe ich mir wohl gedacht.“
Ich gab keine Antwort und ließ ihn ausreden, es war auch zu komisch!
„Tot ist tot“, sagte er und sah mir scharf in die Augen.
„Du weißt, was ich tue, ich habe jeden Tag mit den Toten zu tun, aber kein Einziger macht seinen Mund auf.
Wie kann so ein toter Körper nun sprechen?
Die Toten muss man ruhen lassen.
Die Leute, die so etwas machen, sind“ – er zeigte mit seiner Hand auf die Stirn –, „verrückt.“
Dabei brach er in schallendes Gelächter aus.
„Die Leute wissen nicht mehr, wie man sich amüsiert, es wird bestimmt so langweilig hier und dann suchen sie nach was anderem.
Du willst also sagen, dass die Toten durch dich zeichnen?“
Er grinste und sah mich an, als wenn er Mitleid mit mir hätte.
„Bist du fertig?“
„Ja, mehr weiß ich nicht.“
„Sehr gut, dann will ich dir antworten.
Du bist kein schlechter Kerl, aber du weißt nichts von diesen Dingen und du solltest nicht darüber spotten.
Du bist ein Spötter der allergrößten Sorte und ein dummer Mensch.
Du lachst über etwas, das du weder kennst noch begreifst und dessen Ursprung und Wahrheit du nicht ergründen kannst.
Das tun viele Menschen und es spricht nicht für ihre Persönlichkeit.
Ich frage dich: Siehst du an mir, dass ich verrückt bin?
Bin ich anders als früher?
Sehe ich wie ein Verrückter aus?
Nun, gib mal Antwort?“
„Nein“, sagte er, „ich sehe nichts Besonderes an dir.“
„Nun denn, ich male und zeichne durch die Geister.
Also durch Menschen, die auf der Erde gestorben sind und trotzdem leben.
Sie kommen zu uns zurück und schaffen durch mich die schönsten Gemälde.
Du weißt, dass ich nie gemalt habe und dass ich es nicht kann.
Übrigens, wenn ich diese Werke empfange, dann weiß ich nicht einmal, dass ich es tue.“
„Das ist mir ein Rätsel“, sagte er, „ein großes Rätsel.
Trotzdem hast du dich verändert.“
„Das denkst du, aber ich habe mich nicht verändert, in nichts.
Ich bin nur etwas klüger geworden, was das große Problem angeht: Tod.
Wirklich, Gerhard, du solltest nicht so darüber spotten.“
Er war offenbar noch nicht überzeugt und sagte: „Jetzt sei mal ehrlich zu mir: Glaubst du nun wirklich, dass das wahr ist?
Nochmals, tot ist für mich tot.
Es gibt sicher noch nicht genug Theater auf der Welt, dieses Getue können wir gerade noch gebrauchen.“
„Dieses Getue?“
Er spürte, dass ich mich ärgerte, doch ich sagte: „Hast du Lust, zu lesen?“
„Ja, ab und zu lese ich schon mal.“
„Dann rate ich dir, die Werke zu lesen, die vom Spiritismus handeln, darüber ist bereits viel geschrieben worden, und dann wirst du sicher anfangen, anders zu denken.“
„Hast du sie denn auch gelesen?“
„Ich habe wenig gelesen, aber ich sehe die Geister.“
„Was sagst du?“, fragte er verwundert.
„Siehst du sie?“
„Ich sehe und höre sie“, fuhr ich ruhig fort.
„Ich kenne ihr Leben, weil ich ihr Leben sehe, und ich höre sie zu mir sprechen.“
Das war ihm zu mächtig.
„Aber du betreibst das doch nicht?“
„Was?
Was meinst du damit?“
„Nun ja, dieses Tischerücken, wie die anderen.“
„Welche anderen?“
„Tu nicht so, als ob du mich nicht verstehst, du fühlst schon, was ich meine.“
„Sind Geister keine Geister, ist Einwirkung keine Einwirkung?
Aber davon verstehst du nichts.
Dasselbe Tischchen, über das du lachst und das du Getue nennst, hat viele Mütter und Väter und Kinder getröstet und miteinander verbunden.
Doch wenn die Leute nichts davon wissen, spotten sie darüber.
Wie sich der Geist auch manifestiert, Geister sind Geister und einen Tod gibt es nicht.
Du sagst, dass kein Einziger seinen Mund aufmacht, und das ist die Wahrheit, aber ginge das überhaupt?
Jener tote Körper wird auch nicht sprechen, sondern es ist der Geisteskörper, und der lebt ewig.
Nochmals, du bist kein schlechter Mensch und ein guter Familienvater, aber von diesen Dingen solltest du die Finger lassen, wenn du nichts davon verstehst.“
„Machst du denn keine Séancen oder wie das heißt?“
„Getue“, sagte ich und sah ihm nun meinerseits scharf in die Augen und wartete ab, was er sagen würde.
„Nun ja, jetzt meine ich es ernst, ich weiß ja schließlich nichts darüber?“
„Ja“, nahm ich das Gespräch wieder auf, „ich habe auf diesem Gebiet einiges erlebt.
Du wirst es nicht glauben können, aber wenn es dich interessiert, komm doch mal zu mir, dann kannst du meine Gemälde, die die Geister durch mich angefertigt haben, betrachten.“
Er gab darauf keine Antwort, sondern sagte: „Wenn ich dort bin“, und er begann erneut zu spotten, „dann werde ich kommen und es dir sagen.“
„Was willst du mir dann sagen?“
„Dass ich lebe, und dann werde ich klopfen, so“, und er schlug einige Male mit seiner Peitsche auf das Fuhrwerk und rief: „Klopf, klopf, klopf“, und lachte schallend.
Ich beherrschte mich; er spürte, dass er zu weit ging, und fragte mich:
„Bist du böse?“
„Auf dich nicht; Menschen, die so sprechen, bedeuten mir nichts.“
„Das kann ich mit vorstellen“, sagte er, „aber ich finde es gruselig.“
„So, du findest es gruselig?
Weißt du, Gerhard, was ich gruselig finde?“
„Was denn?“
„Dein Spotten über die Toten.“
„Wer spottet nun mehr, du oder ich?“
Scharf kamen seine Worte heraus und er fuhr fort: „Jeden Tag sehen wir neue Gesichter, aber kein Einziger sagt etwas.“
„Fängst du wieder von vorne an?“
Er war nicht zu überzeugen, wie ernst ich es auch meinte.
Trotzdem gab ich mich nicht so ohne Weiteres geschlagen und sagte zu ihm: „Vergiss nicht, dass du, wenn dieser Wecker in dir versagt, als ein Spötter in jenes Leben eingehst.
Wie schnell kann das doch geschehen?
Wir sind Menschen für eine Sekunde, und dann stehst du mit beiden Füßen, so wie du jetzt bist, in der Ewigkeit, tief unglücklich.
Ich denke, dass du das Spotten dann wohl lassen wirst.“
Er sagte nichts, sah vor sich hin und machte sich zur Abfahrt bereit.
„Schau, dort sind meine Leute.
Bist du böse?“
Ich schüttelte verneinend den Kopf und er rief mir noch zu: „Halt dich wacker, Mann, und viel Glück mit den Geistern.“
Ich hörte ihn nur halb, denn ich war zu sehr in Gedanken.
Was für ein Spötter!
So wurde über den heiligen Spiritualismus gedacht und Spott damit getrieben.
Kein schlechter Kerl, aber unwissend in den großen Wahrheiten.
So hatte ich ihn noch nicht kennengelernt.
Tot war für ihn tot und vom Spiritismus wusste er nichts.
Man sollte die Toten ruhen lassen, es war das alte Lied.
Ich fand es traurig.
All die großen Gelehrten, die sich aufgeopfert hatten, waren sicher auch verrückt!
Ich kannte Gerhard schon seit Jahren, sah ihn aber fast nie.
Ein fabelhaftes Gespräch, dachte ich, doch er ist nicht zu erreichen; er will nicht erreicht werden.
Er kennt den Tod, aber der Tod wird für ihn „tot“ bleiben.
Wie einfach war es für ihn, nicht anzufangen, anders zu denken; so denkend lebte man am bequemsten.
Ein Kerl wie ein Baum und trotzdem, was ist der Mensch, wenn er so spricht?
Sie lachen über ihre eigenen Dummheiten.
„Noch nie hatte einer seinen Mund aufgemacht!“
Für ihn nicht, aber auch für all die anderen Bestatter nicht, die wie er darüber dachten.
Er hatte täglich mit den Toten zu tun; sie waren seine Freunde und er fürchtete sich nicht vor ihnen, denn er kannte sie.
Sie waren tot, doch er kannte den Tod nicht, wenngleich er die sterblichen Überreste an ihre letzte Ruhestätte brachte.
Gebeine konnten nicht sprechen, wie einfach war das.
An ein anderes und ewiges Leben dachten sie nicht.
Gruselig war alles, was mit dem Spiritismus und den Toten zu tun hatte, und trotzdem war der Spiritismus das Heiligste, was dem Menschen von Gott gegeben worden war.
Armer Spiritismus!
Aber einst werden auch ihnen die Augen geöffnet, doch erst auf Jener Seite.
Sie werden sehen, hören und fühlen, dass sie ewig leben.
Noch stets war der Tod ein Schrecken und säte Leid, Schmerz und Elend.
Er streute den Menschen Sand in die Augen und sie standen auf Friedhöfen und weinten und waren gebrochen.
Sie wussten es nicht besser, aber sie wollten es auch nicht besser wissen.
Sie blieben taub, blind und gefühllos.
Das Leben, das im Stoffkörper ein Dasein geführt hatte, kehrte zur Ewigkeit zurück.
Dann unterstützte es von dieser Seite aus die Menschen, die sich damit verbinden wollten.
Wie dankbar sollte der Mensch für all dies Schöne sein.
Der Spiritismus hatte nichts mit dem Teufel zu tun.
Hier waren es ihre Freunde und Lieben, die zu ihnen wiederkehrten, um ihnen zu sagen, dass sie lebten und glücklich waren.
Konnte dem Menschen etwas Heiligeres gegeben werden?
Ich kannte einen Spiritismus, der so strahlend wie eine Sonne, so rein wie das ewige Leben selbst war.
Keinen Moment hätte ich daran gedacht, dass Gerhard so bald hinübergehen würde.
Vierzehn Tage später war der Tod zu ihm gekommen.
Mit einem Schlag wurde er hinweggefegt, weit weg von Frau und Kind.
Das Ungeheuer Tod hatte auch ihn getroffen.
Der Spötter lebte nunmehr im Leben nach dem Tod.
Ich erschrak, als es mir mitgeteilt wurde.
Wie wundersam sind Gottes Gesetze, von denen man noch so wenig wusste.
Es war, als hätte man ihn gerufen und gesagt: „Komm, Freund, sieh und nimm wahr, sieh, ob du tot bist, ob es ein ewiges Leben gibt.
Nimm wahr, du Mensch der Erde, hier gibt es nichts zu verbergen; hier wirst du dich selbst kennenlernen.
Sehe und erfühle, dass das ewige Leben in dir ist.“
Tausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf.
Es war schon merkwürdig, doch es freute mich, dass ich noch mit ihm darüber gesprochen hatte.
Daran würde er sich festklammern können, an jenes simple, nichtssagende Gespräch voller Sarkasmus und Spötterei.
Ich hörte noch das Geklopfe seiner Peitsche, das dort wie ein Klopfen an seine Seelenwohnung sein würde, genau so lange, bis er erwachen würde.
Ich wusste, dass er lebte.
Wie wird er sich wundern, dachte ich, wenn auch er sieht, dass er lebt.
Über seine Krankheit hörte ich Folgendes:
Einige Tage lang fühlte er sich nicht gut.
Am Morgen hatte er einen geschwollenen Hals und schon am Abend war er gestorben.
Es konnte nicht schneller gehen.
Er war aus dem Bekannten ins Unbekannte eingegangen.
Wie würde er sich fühlen?
Nun werde ich ihn wohl bald sehen, dachte ich, denn er wird mich besuchen kommen, wie Jeanne und Priester X und viele andere es getan hatten, die ich auf der Erde gekannt hatte.
Aber würde er die Kraft, die dafür erforderlich ist, besitzen?
Ich zweifelte daran, denn er war noch nicht so weit.
Durch meine Reisen, die ich mit meinem geistigen Leiter durch Austritt hatte machen dürfen, wusste ich, dass man Liebe-Kraft besitzen musste, wenn man sich auf der Erde manifestieren können wollte.
Davon würde er wohl wenig oder gar nichts wissen.
Er würde sich an sein Gespräch mit mir erinnern, denn nichts vom irdischen Leben geht verloren, wenn man in jenes andere Leben eintritt.
Ich betete für ihn und wartete ab, aber er kam nicht.
Erst Monate später kam er bei der Séance, der ich als Medium verbunden war, durch und gab einen kurzen Bericht über sein Leben.
Ich fand es furchtbar schade, dass ich gerade an diesem Abend nicht dabei war, da mich ein Schwerkranker beanspruchte.
Am nächsten Tag empfing ich diese Nachricht:
„Sag Jozef mal, dass ich es bin, er nannte seinen Namen und ich würde ihn schon erkennen.“
Ja, ich kannte ihn und ich fand es eigenartig, dass er nichts über unser Gespräch gesagt hatte.
Nun werde ich ihn wohl bald sehen, dachte ich, aber es dauerte noch eine Woche, und erst auf der nächsten Séance kam ich mit ihm in Verbindung.
Die Leute, die mit daran teilnahmen, waren alle Intellektuelle und kannten den einfachen Kutscher nicht.
Dies nahm zugleich alle Gedanken an telepathische Beeinflussung während er durchkam weg, als sie später hörten, dass ich ihn kannte.
Dies war ein Beweis, dass er lebte, doch ich war verwundert, dass ich so lange warten musste, denn wenn er zu mir gekommen wäre, hätte ich ihn schließlich wahrnehmen können.
Aber mein geisiger Leiter sagte, dass ich abwarten solle, und ich würde auch hiervon die Bedeutung erfahren.
In der darauf folgenden Woche ging ich wie gewöhnlich zu meinen Freunden, um eine Séance abzuhalten.
Man sprach über die letzte Sitzung und auch über ihn, wovon sie wenig oder nichts begriffen.
Wir hatten die Sitzung noch nicht begonnen, da nahm ich ihn schon wahr, etwas, worüber ich sehr erfreut war.
Als ich Platz genommen hatte, stand er neben mir.
Ich konzentrierte mich jedoch nicht auf ihn, sondern stellte mich wie immer auf meinen geistigen Leiter ein und wartete ab, was geschehen würde.
Endlich wurde ich mit Gerhard verbunden und ich fragte: „Bist du es wirklich, Gerhard?“
„Ja, Mann, ich bin es.
Ich lebe, Jozef, ich lebe.“
Ich dachte an unser Gespräch.
Da stand er, der Spötter!
Sein Haupt war geneigt; ich fühlte eine tiefe und heilige Ehrfurcht, wie sie in ihm lag.
Wie menschlich war dieses Wiedersehen, wie erhaben.
Ich spürte den Ernst des Lebens in ihm, er war wach, war offen für alles, was lebte.
Wie hast du dich verändert, dachte ich.
Gerhard war überglücklich.
„Fühlst du mich, Jozef?“
„Ja“, sagte ich.
Ich fühlte, dass er seine Hand auf meine Schulter legte.
Es kam ein sanftes, aber intensives Gefühl der Liebe in mich, rein und lauter gegeben, das tief aus dem Herzen eines Menschen aufwallte, der das Leben kennengelernt hatte.
Es heiterte mich auf und es schmeichelte mir, sodass ich mich sehr glücklich fühlte.
Viel konnte nicht gesprochen werden, aber er stand den ganzen Abend neben mir und blieb in meiner Nähe.
Doch im Gefühl waren wir eins; ich fühlte ihn, er fühlte mich.
Ich sah, dass er alles, was geschah, genau beobachtete, während neben ihm eine andere Intelligenz stand, die von Zeit zu Zeit zu ihm sprach.
Über sein Leben hörte ich jedoch nichts. Trotzdem hatte ich die Hoffnung, dass Gerhard noch durchkommen würde. Aber dies geschah nicht, sodass der Abend vorbeiging, ohne dass G. gesprochen hatte.
Merkwürdig, dachte ich, warum sagt er nichts?
Ob er sich nicht mehr an unser Gespräch erinnert?
Aber das war doch nicht möglich; nichts ging schließlich verloren.
Ziemlich enttäuscht ging ich heimwärts.
Ich konzentrierte mich fortwährend; vielleicht, so dachte ich, sehe ich ihn zu Hause und er wird mit mir sprechen.
Doch auch das geschah nicht.
Ich fragte Alcar, warum Gerhard nicht mehr mit mir oder mit Hilfe von Kreuz und Brett gesprochen hatte.
Eine Woche zuvor war er doch auch durchgekommen?
Warum jetzt nicht und warum nicht hier in meiner eigenen Umgebung?
Doch Alcar sagte: „Findest du das alles seltsam?“
„Ja, Alcar, ich finde es seltsam, er kann doch zu mir sprechen?“
„Das hätte er auch gerne gewollt, aber es war nicht möglich.
Unsere Gesetze sind keine irdischen und unser Leben ist anders als deins.
Seine Zeit ist noch nicht gekommen.
Versteh dies gut, in allem ist geistige Leitung, auch hierin.
Warte geduldig“, sagte Alcar zu mir, „er wird wiederkehren und dir viel von seinem Leben auf dieser Seite berichten.“
Ich akzeptierte (es), ich konnte daran ja doch nichts ändern, aber ich fand es weiterhin seltsam.
Von Gerhard hörte und sah ich eine Zeit lang nichts mehr.
Ich betete viel für ihn, doch auch damit hörte ich auf, nachdem ich zwei volle Jahre gebetet hatte.
Nichts, nichts hatte ich mehr von ihm gehört oder gesehen.
Das verstand ich nicht, ich konnte es nicht erklären.
Wenn der eine zur Erde wiederkehren konnte und Verbindung bekam, warum dann er nicht?
Es war doch so einfach.
Wie gerne wollte ich wissen, wie er sich fühlte und wie er dort angekommen war, aber um Gerhard lag und blieb ein geheimnisvoller Schleier gehüllt.
Einige Jahre gingen nun vorüber.
Ich dachte nicht mehr an ihn, andere Probleme nahmen mich zu sehr in Anspruch.
Doch an dem Nachmittag, als ich am zweiten Kapitel dieses Buches arbeitete und der Geist Jeanne kurz aufhören musste, weil ein Bruder mich gerne sprechen wollte, sah ich Gerhard, der mich besuchen kam.
G. sagte: „Ich darf dir sagen, dass ich hier bin.
Siehst du mich, Jozef?
Der Meister sagt, dass ich dir einen guten Tag wünschen darf und dass ich nach der Schwester von meinem Leben berichten darf.
Wusstest du das schon?“
„Nein“, sagte ich, „das wusste ich noch nicht.“
„Wenn die Schwester fertig ist, dann darf ich anfangen.
Ich bin so glücklich, Jozef!
Bis nachher!“
Doch Alcar sagte: „Das wusstest du docj, denn es ist dir vor einigen Jahren gesagt worden und nun ist jener Augenblick gekommen.
Wir haben alles so gelenkt, da wir wussten, dass dies einst geschehen würde.
Jetzt ist es so weit.“
Ich neigte tief mein Haupt und verstand es.
Daran hatte ich nicht mehr gedacht.
Vor mir sah ich ein geistiges Netz, dessen Fäden alle vorab berechnet und ineinandergeflochten worden waren, wovon wir irdischen Menschen nichts wissen und auch nichts wissen könnten.
Weit, sehr weit sahen die Geister voraus, wenn sie das wollten.
Mir war es eine Lehre und es lehrte mich zugleich, dass ich mich getrost allem anheimgeben konnte.
Ich empfand tiefe Ehrfurcht vor diesem großen Problem.
In allem lag die heilige Leitung.
Diejenigen, die auf der Erde gelebt hatten und auf Jener Seite fortlebten, kannten Geheimnisse und Wahrheiten, die uns irdischen Menschen verborgen blieben, bis auch wir in jenes Leben eingehen würden.
Dann erst würden wir in all diese Geheimnisse übergehen.
Dann waren Probleme und Wunder keine Probleme und Wunder mehr, dort lernten wir die wahrhaftige Wirklichkeit kennen.
Diejenigen, die vor uns hinübergegangen waren, lebten in jenem mächtigen Leben hinter dem Schleier, der für sie gelüftet worden war, sie hatten sich selbst und jenes Leben kennengelernt.
Mir wurde die Wahrheit offenbart, dass Wissen und Weisheit zum Geist gehören.
Davor neigte ich mein Haupt und gab mich willig anheim.
Gerhard fand ich sehr heiter.
Im Klang seiner Stimme lag Glück, was tief in mir nachschwang.
Jeannes Geist fuhr fort, war bald fertig und nahm Abschied von mir.
Dann wartete ich ab, bis G. kommen würde.
Als ich am nächsten Tag hinter meiner Schreibmaschine Platz genommen hatte, brauchte ich nicht lange zu warten.
Schon am Morgen hatte ich Gerhard wahrgenommen.
Er nahm rechts von mir Platz; links stand mein geistiger Leiter Alcar, der alles lenkte.
Gerhard hatte Tränen in den Augen.
Wie hatte er sich verändert!
Er konnte kein Wort sprechen; er blickte nur empor, wie ich deutlich sah, als bäte er Gott um Kraft für dieses Geschehen.
Gerhard sollte also einen Teil dieses Buches füllen müssen.
Ich wartete ab, bis er sprechen würde.
Dort, wo Priester X und Jeanne gestanden hatten, stand er nun, der Spötter!
Er, der meinte, dass alles Unsinn sei.
„Du solltest die Toten ruhen lassen“, ich hörte ihn das noch sagen.
Aber daran wollte ich jetzt nicht denken und ich machte mich also gänzlich frei, damit er mich würde erreichen können.
Ich sollte einen Geist empfangen, einen Menschen, der auf der Erde gelebt hatte, den ich kannte, sah und fühlte.
Er stand neben mir, groß, kräftig, jung und schön.
Seine Augen strahlten und um ihn herum lag ein prachtvolles Licht.
Noch waren wir nicht verbunden, doch ich fühlte, wie er näher und näher zu mir und in mich kam.
Ich wusste, wie das geschah.
Um als schreibendes Medium dienen zu können, muss sich der Geist gänzlich verbinden können, zumindest jetzt und auf diese Weise, denn es gab noch andere Möglichkeiten.
Gerhard kam in mich, im Gefühl waren wir eins.
Ich wurde in sein Leben hinaufgezogen und nun begann er, zu sprechen.
Ich spürte sein Gespräch durch mich hindurchgehen und im selben Augenblick wurde alles von mir aufgezeichnet.
Im Gefühl war ich jeweils dort, worüber er berichtete.
Während des Schreibens erlebte ich alles, fühlte seinen Kampf, sein Leid, seinen Schmerz und sein Glück und seine Liebe in mir.
In diesem Zustand durfte ich nicht zu lange bleiben, weil ich es nicht würde aushalten können.
Binnen vierzehn Tagen wurde dann auch jener Teil des Buches festgehalten.
Doch in allem wurde über mich gewacht.
In dieser Zeit lebte ich im Gefühl in den Sphären, zugleich musste ich jedoch mein irdisches Dasein weiterleben und war immer wieder mit irdischen Menschen in Verbindung, die meine Hilfe brauchten.
Ich lebte also in jenem doppelten Zustand, bis das Buch aufgezeichnet war.
Nun fühlte ich mich leer und konnte an nichts mehr denken, was zur Erde gehörte, doch es kam eine intensive Einwirkung in mich, sodass ich die Stille ihres Lebens empfand.
Gleich wird er wohl anfangen, dachte ich, und ich hatte (es) richtig gefühlt, denn ich hörte Gerhard sagen: „So, da bin ich, endlich etwas ruhiger!
Ich war ein wenig nervös, aber vor lauter Glück.
Hinzu kommt, dass ich mich auf mein irdisches Leben einstellen muss, wenn ich dir ein deutliches Bild von all meinen Erlebnissen geben können will, und das ist nicht so einfach, denn ich bin ganz erfüllt davon.
Ich danke Unserem Allmächtigen Vater, Jozef, dass mir dies gegeben und gewährt ist.
Mir, dem Spötter, der dachte, dass die Gebeine nicht sprechen würden – die einzige Wahrheit, die ich während unseres Gesprächs ausgesprochen habe.
Ich habe es nicht vergessen, es liegt Wort für Wort in mir.
Aber nun, mein Bester, bin ich glücklich, doch zunerst bitte ich dich um Vergebung.
Wie habe ich mit dir und dem Heiligsten, das den Menschen gegeben wurde, Spott getrieben.
Ich glaubte nicht an ein ewiges Leben und tot war für mich tot.
Wie elend ist es mir ergangen, aber nun liegt all das Schreckliche hinter mir.
Wie habe ich an mir gearbeitet!
Die schwerste Arbeit war mir nicht zu viel, als ich wusste und akzeptierte, dass ich auf der Erde gestorben war.
Ich glaubte nicht, dass ich tot war, aber dazu später.
Doch ich stehe erst am Anfang meiner ewigen Reise und trotzdem habe ich Boden unter meinen Füßen.
Wahrlich, Jozef, ich stehe auf festem Boden, ich kann nicht darin versinken.
Worauf ich stehe, das ist bleibend, ich habe es erlebt und mich selbst dafür ablegen müssen, gänzlich ablegen müssen.
Spürst du, was es bedeutet, sich selbst ablegen zu müssen?
Das habe ich erst lernen müssen, denn ich konnte es nicht.
Es wurde mir nichts geschenkt.
Nichts ist umsonst, sagt man auf der Erde, doch auf dieser Seite lernst du das erst richtig zu erfassen.
Ich habe es erreicht, aber wie!
Du wirst es erfahren, ich werde dir alles, alles erzählen bis zu diesem Augenblick, dem schönsten für mich in der ganzen Zeit, in der ich hier lebe.
Wie habe ich mich danach gesehnt und was für einen Weg habe ich dafür beschreiten müssen!
Wie furchtbar ist die Strecke, die ich zurückgelegt habe.
Die Menschen werden es nicht glauben, aber auf dieser Seite wird einem keine Daumenbreite geschenkt.
Hier muss man (sich) alles verdienen, mit seinem geistigen Blut bezahlen, aber wenn man so weit gekommen ist, dann herrscht Glück, dann ist man und fühlt man sich glücklich und es ist geschehen, zumindest bis da, wo man angelangt ist, denn wir gehen immer weiter, immer nach oben.
Dann ist man glücklich, weil man das Leben versteht, weil man lebt und vorher lebendig tot war.
Man lernt nicht nur, das Leben auf der Erde zu verstehen, sondern auch das Ehrfurcht Gebietende, das im Universum lebt.
Ich rede und denke nun anders, das hörst du sicher; ich habe mich verändert.
Es ist in all diesen Jahren viel geschehen und ich habe gelernt, andere nicht mehr auszulachen.
Dumm war ich, sehr dumm.
Das sind alle, die dasselbe tun.
Ich war verrückt, Jozef, aber nicht du oder diese anderen, die den Spiritualismus kennen und ihn als Religion annehmen.
Er ist heilig, heilig!
Wer darauf baut, baut keine Luftschlösser, sondern er arbeitet an seiner ewigen Wohnung.
Erst hier lernte ich, dies zu verstehen.
Oh, wie habe ich bloß alles aushalten können; Wort für Wort nahm ich alles zurück, sodass ich daran zu ersticken glaubte.
Aber ich tat es, wie schwer es auch für mich war.
Unser Leben ist natürlich, falsche Natürlichkeit kennt man nur auf der Erde, da der Mensch die Naturkräfte, die in uns sind, nicht kennt, nicht fühlt und nicht sehen will.
Diese Unnatürlichkeit brachte mich in einen furchtbaren Zustand, in einen Zustand des Wahnsinns, sodass ich glaubte, verrückt zu werden.
Ich wollte nicht akzeptieren, was man mir sagte, denn es kostete mich meine ganze Persönlichkeit.
Es ging jedoch um mich selbst, um mein Seelenheil, und als ich das endlich verstand, akzeptierte ich (es).
Doch es kostete viel Kraft und Anstrengung, da ich mich selbst weder kannte noch verstand.
Alles wäre anders gewesen, wenn ich mich vom ewigen Leben überzeugt hätte und bereits auf der Erde darin übergegangen wäre.
Der Mensch auf der Erde kann sich dies alles nicht vorstellen, das muss man erleben, und sie werden es erleben, aber erst auf dieser Seite.
Niemand, der so lebt, wie ich auf der Erde lebte, wird dem entkommen.
Hier werden sie es lernen und die Spötter werden Ehrfurcht bekommen vor dem, was sie verspotten.
Ich blicke empor und habe schon längst um Vergebung gebeten, die ich auch empfangen habe, weil Gott Liebe ist.
Nun kenne ich das große Unbekannte, das, worauf ich einst zeigte, als ich dich provozierte und auslachte.
Ich will nicht mehr daran denken, aber wie dumm und klein war ich doch!
Vor sehr langer Zeit habe ich dies akzeptiert, doch es ist nicht so einfach, sich das ewige Leben anzueignen.
Herrlich ist es, den Grund der ewigen Substanz zu spüren, eine Welt zu kennen, in der man niemals aufzuwachen braucht und in der die Stille des Geistes einen verhätschelt wie die Mutter ihr Kind.
Wo man nichts als Licht sieht und wo es ewig so bleiben wird und man lediglich für noch höhere und schönere Sphären erwacht, die auf einen warten, warten auf jedes Kind, das sich ein Kind Gottes nennen will.
Sphären, die einem zulachen, in die man aufgenommen wird und in denen Gott über einem wacht, stets wachen wird.
In ihnen wurde ich von der Liebe der Schwestern und Brüder geweckt.
Als ich wusste und sah, dass es keine Verdammnis gab und nie gegeben hat, da neigte ich mein Haupt, tief, ganz tief vor Unserem Vater.
Als ich fühlte, dass ich lebte, erst dann konnte ich das und sandte mein inniges Gebet gen Himmel und betete, wie es sich für ein Kind Gottes gehört, zu beten.
Und ich, der ich über die Toten lachte, darf nun von meinem Leben auf dieser Seite berichten.
Hättest du dir so etwas Schönes vorstellen können?
Ich nicht, aber du siehst, auch dieses Wunder wird geschehen.
Still ist es hier, Jozef; ich kenne diese Stille.
Es ist die Stille des Geistes derer, die für einen tätig sind, die einem geistige Nahrung geben, die einen beschützen und die Menschheit von einem ewigen Weiterleben überzeugen wollen.
Hier in der Sphäre der Erde, wo niemals Ruhe ist und die auch nicht gefunden werden kann, finde ich geistige Ruhe, die Ruhe des Geistes, des höheren Wesens.
Ich komme aus der ersten Sphäre zu dir und dort werde ich vorläufig bleiben, noch sehr lange.
Jetzt werden wir anfangen: