Ich sehe mich selbst als Jack

Vater schwebte mir voraus.
Ich gab mich seiner Leitung gänzlich anheim.
Mein Leben in Rotterdam hatte ich nun in groben Zügen erneut erlebt.
Für mich war jetzt noch die Frage von Bedeutung, warum ich diese Stadt und mein Geschäft verließ und zum Militär ging.
Ich hing schließlich an meinem Wohnort und besaß ein Geschäft mit einem großen Kundenkreis.
Warum ließ ich dies alles einfach zurück und zog das ungeregelte Leben des Militärdienstes der ruhigen Sicherheit einer bürgerlichen Existenz vor?
Die Antwort auf diese Frage würde mir vieles über mich selbst erklären, ich musste demnach tief darauf eingehen, wohin es mich auch führen würde.
Nach irdischer Zeit gemessen war es schon spät am Tage, der Abend brach an.
Wiederum war ein Tag vorbei.
In mir war jedoch kein Schlaf.
Müde war ich trotz all meines Denkens ebenfalls nicht.
Ich benutzte meinen Verstand nicht dafür, es war mein Fühlen, das mich in die Probleme führte und mir bei der Lösung half, natürlich mit Vaters Hilfe, der mir auch nun wieder helfen musste.
Er sagte mir, dass ich mich weiterhin präzise auf ihn einstellen solle.
Dieses konzentrierte Denken an Vater hatte ich bereits auf unserer Reise kennengelernt, es fiel mir immer leichter.
Jetzt, da ich mich auf den Entschluss einstellte, der mich den Militärstand als Beruf akzeptieren ließ, kamen die Gefühle wieder in mich, die mich dazu gebracht hatten.
Sie kamen nicht aus mir selbst, und wiederum doch!
Es war, als hausten zwei Persönlichkeiten in mir, von denen die eine die andere dominierte und ihr ihren Willen aufzwang.
Die eine, die schwächere, hieß Theo.
Wie hieß die andere?
Dann kam der Name Jack in mich.
War Jack dieser andere?
Dann könnte er mich also in die Bedeutung meines wichtigen Entschlusses, Berufssoldat zu werden, führen.
Ich ging nun noch tiefer in Vater über, sodass ich sein Fühlen und Denken besser und klarer übernehmen könnte.
Wir bewegten uns im Raum fort.
Blau ist der Himmel, grau die Erde.
Wenn ich versuche, durch den grauen Schleier, der die Erde umgibt, zu hindurchzusehen, verdichtet sich das, was dort lebt.
Und das ist deutlich, denn indem ich zur Erde schaue, verbinde ich mich mit ihr.
Es ist Vater, der mir die Bilder zeigt, die ich in diesem Stadium des Erlebens notwendigerweise wahrnehmen muss.
Wie gescheit Vater ist!
Er besitzt es einfach.
In den Jahren, in denen er nun auf dieser Seite ist, hat er es verstanden, sich dieses Wissen über die Gesetze anzueignen.
Ich fühle, dass ich vollkommen ruhig werde, und es kommt eine andere Mentalität in mich.
Abermals muss ich an die zwei Persönlichkeiten denken, die in mir hausten, als ich meinen Entschluss fasste.
Erneut stehen sie in mir auf und ich fühle, wie Jack, denn so heißt er, Theo dominiert.
Er tut das auch jetzt, ich werde Jack!
Ich schaue zu Vater, ich muss nun zu Vater schauen und sehe sein liebes Gesicht dicht vor mir.
Sein Gott muss ihn gesegnet haben, so sehr strahlt sein Antlitz vor Liebe und Glück.
Ich sehe es und kann nicht länger an mich selbst denken.
Er lächelt und seine Augen sind (wie) Sterne.
Sie lassen mich nicht los, in ihrem Funkeln lese ich sein Glück.
Er ist auf verschiedene Art und Weise gesegnet.
Er darf einen Himmel seinen Wohnort nennen.
In ihm liegt geistige Weisheit, und – sein größter Schatz – er lebt in und bei seiner Zwillingsseele.
Dies alles schenkte Gott ihm zur Belohnung für sein Dienen, seinen Glauben und seine Liebe.
Warum lächelt Vater so – und warum glänzen seine Augen wie Sterne?
Denkt er an Angelica?
Diese Worte, kommen sie aus mir, kommen sie aus Vater?
„Verstehst du es nun?
Weißt du es jetzt, mein Alles?
Weißt du es nun ganz sicher?
Dass ich dich liebe, dass ich dich mit allem, was in mir ist, lieb habe.
Meine Seele, die ich zwischen Himmel und Erde von Gott bekommen habe, weißt du es nun?“
Vater – ich fühle ihn.
Ich darf nun in seinem tiefsten Inneren lesen.
Ich fühle, ich weiß, ich erfahre.
Es ist Angelica, die zu ihm spricht.
Getrennt sind sie und dennoch immer eins.
Ihre Worte, die ihren innigsten Gefühlen ihre Form verdanken, jene Worte fing ich auf.
Und nun kann ich unmöglich weiter an Jack denken und an alles, was mich berührt und beschäftigt, und auch dies wird schon gut sein so.
Vater hört Angelica zu, sein ganzes Wesen lauscht ihren Worten.
In ihm sind Stille, Ehrfurcht und Ergriffenheit, nun, da seine Seele zu ihm spricht und ihm von ihrer Liebe erzählt.
Und trotzdem versteht er es noch, mir zu helfen, hält mich fest, er, der all diese Heiligkeit nur schwer zu tragen weiß.
Wie unbeholfen, wie schwerfällig bin ich noch in meinem Fühlen und Denken, ich, der alles in dieser Welt noch zu lernen hat!
Ihre Liebe gibt Angelica neue Worte ein – sie sind reiner als die schönste Musik.
„Väterchen, ach, mein Väterchen.
Oh, mein liebes Väterchen.
Ich sitze hier draußen – und denke an dich.
Dufteten die Blumen je herrlicher?
Die Vögel, sie singen die Worte nach, die aus meinem Herzen quellen.
Und wenn ich mich über das Wasser neige, sehe ich dein Gesicht in seinem kristallklaren Spiegel.
Ich schreibe an einem Brief für dich, Väterchen, und dieser Brief kommt direkt aus meinem Herzen zu dir.
Woran ich nun denken muss, mein Väterchen, weißt du, woran?
Wenn wir demnächst – es dauert ja noch tausend Jahre oder vielleicht länger, aber für uns gibt es schließlich keine Zeit? –, wenn wir demnächst dann soweit sind, dass wir in den anderen und höheren Grad (den vierten kosmischen Lebensgrad) eintreten dürfen, werden wir erneut ein Kindchen bekommen.
Und du wirst es mir dann geben, ich werde dann die deine sein und Gott wird zusehen und lächeln.
Mein liebes Väterchen, wirst du vorsichtig sein und darüber wachen, dass das Kind, das nun neben dir ist und sein Leben erkundet, sich nicht verliert?
Du weißt doch, dass ich auch nun bei dir bin?
Wenn ich ihn ansehe, ihn, der dein Kind ist, muss ich an das kleine Wesen denken, das ich demnächst in deine Hände legen darf.
Mein Väterchen deines eigenen Kindes, wie wirst du mich dann ansehen?
Wie werden dann deine Gedanken sein?
Oh, ich weiß es, stell dir einmal vor, dass wir jetzt auf der Erde lebten.
Du würdest dann deinen allerbesten Anzug anziehen und mit mir und unserem Kindchen spazieren gehen.
Dann sehen die Menschen dein strahlendes Gesicht und sie wissen dann, dass das Glück bei uns eingezogen ist.
Beide würden wir unser Kindchen anschauen und Gott dafür danken, dass Er uns dieses Leben anvertraut hat.
Ach Väterchen, mein Glück, wirst du bald wieder ein wenig zu mir kommen?
Ich folge dir zwar, natürlich folge ich dir.
Aber ich möchte dir nur kurz sehr nahe sein, und wirst du mich dann auch drücken?
Noch fester, so fest, mein Liebling, dass wir ineinander übergehen und unser Herzschlag eins wird?
Und wirst du mich dann, wo du auch bist, immer und allezeit so fühlen wie in jenem gesegneten Augenblick?
Denn ist dies nicht Gottes Willen, gab Gott uns nicht dieses Band?
Wer bist du nur, mein Alles im Raum, dass ich dich so sehr lieben muss?
Kann das wohl gut sein?
Aber das muss doch so sein, haben wir nicht die erste Sphäre in unserem ewig währenden Glück erreicht?
Und wenn du mit dieser Reise fertig bist und du dein eigenes Kind so weit gebracht hast, dass es ebenfalls für all diese heiligen Offenbarungen bereit ist, weißt du, mein liebes Väterchen, was uns dann erwartet?
Wenn Jack mit seinem Studium beginnt und auch ich mit meiner Arbeit fertig bin?
Muss ich es dir noch sagen?
Genau wie auf der Erde?
Aber hier kannst du es wissen, ohne dass ich es dir sage.
Denn nun bist du vollkommen eins mit mir und du brauchst nur zu denken, um zu fühlen, wie das Wissen in dich kommt.
Und dennoch tust du es nicht.
Willst du wie auf der Erde sein und es lieber aus meinem eigenen Mund hören?
Das ist alles so lieb von dir.
Höre dann, mein Väterchen, ich sehe das Kindchen jetzt schon, das uns gegeben werden wird, wenn wir in jene höhere Bewusstwerdung eingegangen sind.
Dort bin ich wieder und dann zum dritten Mal deine Angelica.
Oh, meine liebe, liebe Seele.
Ich werde dann dein Mütterchen sein.
Mein teures Wesen, mein Teil meiner selbst.
Ich liebe dich so wahrhaftig und so klar, ich weiß es.
Gott lässt es mich sehen und fühlen.
Hörst du noch zu?
Wir werden uns nun dafür bereitmachen.
Schritt für Schritt steigen wir weiter empor.
Wir beide, mein liebes Väterchen.
Dann erst werden wir die Gesetze erleben, wie Gott es gewollt hat, und Vater und Mutter sein.
Ach, ist es nicht großartig, das, was ich jetzt schon sehe und fühle?
Danach sehnen wir uns alle, sagt mein Meister, sonst bliebe das Leben hier stehen.
Und das ist schließlich nicht möglich.
Wir müssen doch immerfort weiter und tiefer in das Vater- und Muttersein übergehen, ewig.
Gott ist doch Selbst Vater und Mutter?
Habe ich dir das nicht schon auf der Erde erzählt, mein Liebling, wie viele Tage und Stunden sind inzwischen vergangen?
Es kommt einem vor wie Jahrhunderte, so viel haben wir erlebt, und so ist es gut.
Wenn du demnächst wieder zu mir zurückkehrst und wir wieder in unserer Sphäre wandeln, und wir die Vögel und Blumen grüßen, dann, mein Alles, werde ich dir ein großes Geschenk geben.
Dir, meine Seele, mein teures Leben, und es wird dich sehr glücklich machen.
Damit erwarte ich dich in unserer Sphäre und mit der Fülle meiner großen Liebe, ich werde dich umarmen und küssen, wenn du nach der Erfüllung deiner schönen Aufgabe zurückkehrst.
Ich habe mit meinem Meister gesprochen, mein Liebling.
Nein, jetzt darfst du nicht denken.
Jetzt musst du deine Augen schließen und (darfst) nicht wissen wollen, was das Geschenk ist, das ich dir dann geben werden.
Es muss eine Überraschung bleiben.
Auf der Erde geht das, da kann man eine Überraschung geheim halten, wenn es notwendig ist.
Wirst du nicht denken?
Meine allerliebste Seele, ich werde nun warten, bis du wieder Zeit hast, um mit mir zu reden.
Ich nehme nun dein Haupt in meine Hände und meine Lippen berühren dein Antlitz und deinen Mund.
Ich küsse dich ...
Rein ist meine Liebe zu dir, rein und ewig.
Ich sehe dich noch – noch sehe ich dich, aber nun gehst du in dein eigenes Kind über.
Auf Wiedersehen, mein liebes, liebes Väterchen.
Auf Wiedersehen, meine Seele.“
 
Heilig ist, was ich habe hören dürfen, kein Wort ist mir entgangen.
Ich durfte in Angelicas tiefstem Inneren lesen und erlebte die Gefühle, die ihre Worte antrieben, in den Raum, geradewegs in Vaters Herz.
Ich traue mich nicht, Vater anzusehen; am liebsten würde ich mich ganz klein machen und mich verkriechen.
Warum konnte er dieses Heilige, das doch nur für ihn bestimmt war, nicht vor mir verbergen?
Oder ließ er es mich absichtlich miterleben, verfolgte er damit einen Zweck?
Das muss es wohl sein!
Aber weiß er denn nicht, dass ich mich danach sehne, auch so lieb haben zu dürfen?
Dass ich vor Sehnsucht nach solchen Worten, solchen Gefühlen brenne?
Dass ich wie er ‚Väterchen“ genannt werden will?
Das sind nun Geister, Engel!
Wie natürlich sind sie in ihrer Liebe.
So groß, so tief kann die Liebe zwischen zwei Seelen also sein.
Mein Gott, mein Gott, mein Herz droht zu zerspringen, ich habe gefühlt, was es bedeutet, lieb zu haben; dies ist erhaben, dies ist Ehrfurcht gebietend!
Dem bin ich nicht gewachsen, hilf mir nun, dies zu tragen, oh Gott.
Und Gott erhört mein Gebet.
Oder ist es Vater?
In mir wird es leichter und das Feuer, angefacht durch das Liebesgefühl von Vater und Angelica, erlischt.
Ich kann mich wieder aufrichten und weiß nun, dass es Vater ist, der mir dabei hilft.
Für einen Augenblick habe ich in ihrer beider Liebe leben dürfen und ich glaubte, unter der Macht jenes Gefühls zerschmettert zu werden.
Hierin also leben Vater und Angelica.
„Oh, mein Vater im Himmel, ist das Erreichen dieser Liebe jedem Deiner Kinder beschieden?
Heißt dies nun „wahrhaftige Liebe“?
Meinte Dein Sohn, Jesus Christus, es so, als Er den Menschen in Deinem heiligen Namen befahl, sich die Liebe zu eigen zu machen?
Und ist dies nun die Liebe, für die auf der Erde so viele Menschen in den Tod gehen?
Schufst Du deshalb für Deine Kinder Himmel und Erde, um uns die Gelegenheit zu geben, uns in der Liebe zu vervollkommnen?
Aber, mein Gott, dann habe ich noch niemals wirklich lieb gehabt.
Was waren meine Gefühle auf Erden im Vergleich zu denen von Vater und Angelica?
Gewiss, es war Wärme in mir, aber nun, da ich die Kraft und die Heiligkeit habe erleben dürfen, die von der Liebe zwischen diesen beiden ausgeht, weiß ich, dass ich auch in dieser Hinsicht noch alles zu lernen habe.
Lehre mich, lieb zu haben, mein Gott, lehre mich, wahrhaftig alles lieb zu haben, alles, was lebt!
Willst Du mir helfen?“
Durch mein Denken und Verarbeiten hat sich unser Tempo wieder verlangsamt; anstatt schnell voranzuschweben, spazierten wir.
Aber Vater lässt mich fühlen, dass dies jetzt nicht schlimm ist, im Gegenteil, ich muss nun ernsthaft denken, wenn ich alles, was noch erlebt werden muss, verstehen können will.
Indem ich über die Liebe nachdenke, wird Licht beginnen, in mir zu scheinen.
Und Licht bedeutet in diesem Leben Weisheit im Geiste.
Warm sind die Gefühle, die von mir zu Vater und Angelica ausgehen.
Ich danke ihnen innig für die Gefühle, die sie mich miterleben ließen, für den Blick in ihre Herzen, den sie mir gewährten.
Und ich danke ihnen ebenso dafür, dass sie mir die durch ihre Liebe geweckten Gefühle in dem Moment wieder wegnahmen, da ich drohte, unter ihnen zusammenzubrechen.
Vor Liebe zusammenbrechen – fast hatte ich es erlebt.
Unsagbar groß ist meine Ehrfurcht für Vater und Angelica.
Angelica wollte, dass ich das Ausmaß der Liebe fühlte, die sie Vater entgegenbringt.
Sie wünschte mich in die Liebe hineinzuführen, die das Seelenleben als Mutter empfindet.
Darum durfte ich in ihre reinen, liebevollen Leben schauen, darum wünschte sie, nackt vor mir zu stehen.
Auch Vater besaß in solchen Augenblicken keine Kleidung.
Nackt waren sie und dennoch gekleidet, und zwar durch Gottes heilige Liebe, die wie ein Mantel um ihre Schultern lag.
Ach Menschen, Menschen der Erde, versteht ihr, was es heißt, lieb zu haben?
Betet mit mir, dass es euch gelingen darf, Liebe zu gewinnen.
Trachtet danach, jede Stunde, die ihr lebt.
Gott wird zusehen und lächeln.
Er wird Seine Hände nach euch ausstrecken und euch segnen, da ihr tut, was Sein heiliger Willen ist, und allem Liebe schenkt, was in Seinem Raum lebt.
Wir setzten unseren Weg fort, Vater und ich.
Unter uns schwebten Wolken.
Vater ließ mich fühlen, dass ich nach unten schauen sollte.
Es war damals, als ob ich in ein blaues Loch sah.
Ich sah die Erde (dort) liegen.
Ein Haus wurde sichtbar.
Es war in einem einfachen, aber schönen Stil erbaut und von einem wunderschönen Garten umgeben.
Ein Herr lief auf das Haus zu.
Oh Wunder, ich bin es selbst, der hier an der Haustür klingelt.
Mein Gefühl betrügt mich nicht.
Ich fühle mich eins mit dieser Person.
Ich sehe mich selbst an.
Und er, der mich an der Tür begrüßt, ist ein Freund von mir, ein Arzt.
Höflich ist die Sprache, in der wir miteinander sprechen.
„Darf ich ihr, die mir lieb ist, sagen, dass du nicht gleich wieder fortgehst?“, fragt mein Freund, und ich antworte ihm:
„Gerne bleibe ich ein Weilchen.“
Danach geht mein Freund mir voraus zu einem Zimmer, einem hohen, geräumigen Raum, und ich treffe dort sie, mit der mich eine große Freundschaft verbindet.
Sie ist mit dem Trocknen von Kräutern beschäftigt.
Nachdem wir uns nach unserem Wohlergehen erkundigt haben, bringen wir das Gespräch sofort auf das Thema, das uns, wie wir hier zusammensitzen, vollständig ergreift und fortwährend beschäftigt.
Ich frage meine Freundin, wie es um ihre Fortschritte steht.
Und sie antwortet mir:
„Ja, ich habe Fortschritte gemacht.
Und es war die Natur mit ihren tiefen Möglichkeiten, die mir die Lehre gab.
Noch weiß ich nicht alles, Sicherheit werde ich erst besitzen, wenn ich mein Studium beendet habe.
Ich will versuchen, dir meine jetzigen Auffassungen zu erklären.
Wenn der Mensch durch innerliche Erschütterungen zugrunde geht, ist dies für mich der Beweis, dass er nicht alle Kräfte, die in ihm sind und die das reiche, unerschöpfliche Leben ihm zufließen lässt, benutzt – sonst könnte von einer Störung keine Rede sein.
Diese innerlichen Erschütterungen können zwar den Körper angreifen, jedoch niemals die Seele.
Sie bleibt im Leben, auch wenn der Körper zusammenbricht.
Lass mich ein Beispiel aus der Natur geben.
Ein Zweig besitzt alle Kräfte, die der Baum besitzt.
Wenn dieser Zweig nun ramponiert wird, lahmgelegt wird, muss er absterben.
Der Baum selbst blüht jedoch weiter.
Nun bist du der Meinung, dass die Seele alle Kräfte in sich abgeben muss, um die durch die inneren Erschütterungen im Menschen verursachten Folgen wegzunehmen.
Ist das nicht so, Jack?
Das akzeptiere ich nicht.
Ob ich das Recht auf meiner Seite habe, wer von uns den richtigen Weg beschreitet?
Das lässt sich noch nicht sagen.
Mein Schatz versucht, durch Untersuchen des menschlichen Körpers hinter die Wahrheit zu kommen, du folgst dem Seelenleben, ich suche in der Natur.
Wie auch immer, es ist gut, zu forschen, es wird uns Weisheit geben, Tiefe.
Nicht die Seele ist es, mein lieber Jack, die hier helfen kann, dies kann nur die Natur, die alles besitzt, um dem kranken Körper zu helfen und ihn mit neuen Säften zu auszustatten.
Du verlangst zu viel von der Seele, Jack, und gleichzeitig siehst du ihre Größe nicht.
Du suchst allen Ernstes danach, ob die Seele ebenso wie der Körper durch eine schreckliche Erschütterung zu zerreißen und zu zerstören ist.
Aber wie kannst du danach suchen?
Für mich ist die Seele – Göttlich, wie wir sind – ewig, und mein Mann wird dies bestätigen.
Der Körper kann zergerissen werden, die Seele niemals!
Darum glaube ich auch, dass wir mit unseren Untersuchungen Fortschritte machen werden.
Denn auch nach diesem Leben können wir sie fortsetzen.
Wenn wir jetzt nicht fertig werden, machen wir in einem anderen, nächsten Leben weiter.
Ewig ist unsere Seele, ewig unser Leben.
Die Sehnsucht, die in uns lebt, das Wesen des Menschen und der Natur kennenzulernen, brachten wir aus vorherigen Leben mit.
Mein Gefühl sagt mir, dass wir bereits mehrere Leben auf Erden verbrachten.
Dies könnte erklären, warum der eine diese, der andere jene Sehnsucht besitzt, der eine mehr Weisheit, der andere mehr Kunst, wieder ein anderer gar nichts.
Daher glaube ich auch, dass du einst wissen wirst, was die Seele durchmacht, wenn die letzte Erschütterung erlebt wird.
Dass du einst in die Seele wirst schauen dürfen, um sie kennen und verstehen zu lernen.
Glaube mir, so fühle ich es.“
Nach ihrer langen Darlegung schwiegen wir eine Weile.
Ich sehe uns nun in Gedanken versunken zusammensitzen.
Und dann weiß ich plötzlich, dass es Angelica ist, die dort zu mir sprach.
Und Vater ist dort ihr Mann und mein Freund.
Ich will mich selbst kennenlernen, nun, dann muss ich in mich selbst sehen, wie ich dort bei ihnen sitze und rede und zuhöre.
In jenem Körper dort lebt mein eigenes Denken und Fühlen.
Ich bin das – und Angelica ist dort so, wie sie jetzt ist, genauso wie Vater.
Schon damals hatten sie einander und mich lieb – sie sind jetzt nur bewusster in den Gesetzen.
Angelica und Vater haben die Lebensgesetze erleben dürfen, sie kennen sie nun und jetzt helfen sie mir, in sie vorzudringen.
Ich fühle nun, was ich will und was mich dort gemeinsam mit ihnen beschäftigte.
Ich bin ein Psychiater, ein Gelehrter, der die Tiefe der Seele kennenlernen will.
Darauf laufen mein Fühlen und Denken, mein Leben hinaus.
Dort aufder Erde, jetzt im Raum.
Es gibt keinen Unterschied.
Angelica hatte recht, als sie annahm, dass wir vollauf die Gelegenheit erhalten, unser Studium abzuschließen.
So gut ist Gott.
Dadurch, dass ich daran denke, kehre ich wieder in das helle, geräumige Zimmer zurück.
Nun bin ich es, der das Wort hat.
„Jede Erschütterung, meine liebe Freundin, bringt mich zur Verzweiflung, solange ich ihre Tiefe nicht kenne.
Ich fühle meine Ohnmacht, wenn ich meinen Kranken gegenüberstehe.
Es muss doch für all diese Menschen eine Heilung geben.
Die Natur kann dies erreichen, sagst du.
Aber ich möchte wissen, ob die Seele nicht der Heiler sein kann, ob sie nicht aufzuwecken, wachzurütteln ist, wenn die Erschütterung erfahren wurde.
Wenn ich diese Sicherheit nicht bekommen kann, täte ich besser daran, mit meiner Arbeit aufzuhören.
Wie viele Erschütterungen kann der Mensch im täglichen Leben doch zu verarbeiten bekommen?
Unsagbar viele.
Ich muss sie alle kennenlernen.
Gut, ich will annehmen, dass deine Kräuter eine Medizin sind.
Aber damit ist es noch nicht getan.
Neue, immer wieder andere Erschütterungen plagen den empfindsamen Menschen.
Werden die Kräuter in allen Fällen helfen?
Oh, würde ich die Seele nur kennen!
Ich will mich selbst dafür geben, sie kennenzulernen.
Ich glaube nicht, dass es in unserer ganzen Gesellschaft ein schwerwiegenderes Problem gibt als das der menschlichen Seele.
Wenn wir sie kennen, kennen wir den Menschen.
Es scheint mir jedoch, als würde ich mich mit jedem Tag weiter von ihr entfernen.
Ich gehe in einem Labyrinth umher und stehe immer wieder vor neuen Hindernissen, die all meine Erwartungen, einen Ausweg zu finden, zunichte machen.
Wenn es wahr ist, was du annimmst, dass wir mehrere Leben besaßen, steht damit dann auch fest, dass die Seele nicht zu vernichten ist?
Auch nicht durch eine schreckliche Erschütterung, die den Körper in Stücke reißt?
Wenn es wirklich wahr ist, dass wir mehr als ein Leben bekommen, wird es für mich nur noch schwieriger.
Denn dann liegen ja folglich noch die außerordentlich vielen Eindrücke fest in der Seele, die der Mensch in all jenen vorherigen Leben sammelte.
Mir wird schwindelig, wenn ich auch nur daran denke, was für neue Probleme das wieder einschließt.
Wie dem auch sei – es bleibt wunderschön, dem Seelenleben zu folgen, zu versuchen, es zu ergründen, zu enträtseln.
Wenn es so ist, wie du denkst, dass wir mehrere Male gelebt haben und nochmals zurückkehren können, dann würde mich das überaus glücklich machen.
Ich will dann in das Leben zurückkehren, immer und immer wieder, bis ich alles über die menschliche Seele weiß.
Alles will ich dafür tun.
Mich selbst geben, wenn es sein muss.
Verlieren will ich mich selbst, meinen Körper zerreißen lassen, um auf diese Weise dahinterzukommen, was die Seele dann erlebt.
Zu Gott will ich beten, um diese Gnade von Ihm zu erhalten.“
Hier schwieg ich und es dauerte eine Weile, bevor wieder gesprochen wurde.
Dann antwortete Angelica mir ganz entschieden:
„Es ist meine heilige Überzeugung, dass wir weiterleben, denn die Seele, die von Gott erschaffen wurde, ist ewig.
Ich fühle, dass ich aus dem Osten komme.
Dort habe ich gelernt, was es heißt, wiedergutzumachen, was verbrochen wurde.“
Und während sie nun weitersprach, richteten sich ihre Augen voller Liebe auf ihren Mann.
„Hier sah ich ihn wieder, der meine Seele ist.
Nein, ich bin nicht weiter als er, wenn ich auch mehr über die Gesetze weiß.
Er besitzt die Liebe, jene Liebe, die uns bald für ewig zusammenbringen wird.
Ich habe dies empfangen und er, der es mir sagte, kann es wissen, denn er lebt nicht auf dieser Welt, sondern ist ein Meister im ewigen Leben.
Und er sagt, dass ich einst wissen werde, wohin das Seelenleben geht, wenn der Körper stirbt.
Ja, einst werde ich alles wissen ...“
„Es ist tief, was du sagst, und wird für viele zu seltsam, ja, unglaublich sein.
Ich kenne jene Welt nicht, in der du denkst und erlebst.
Dennoch wirst du dich selbst nicht verlieren, deine kräftigen Beine werden dich aufrecht halten.
Ist es nicht so, Kollegin?“
Ich sehe mich später fortgehen, gänzlich von den Problemen in Beschlag genommen, die mit diesem Gespräch und meiner Arbeit zusammenhängen.
Vor Hunderten von Jahren fand dieses Gespräch statt und nichts davon, kein Satz oder Wort, ging verloren.
Mir ist schwindelig.
Ich halte mich an Vater fest, seine Hand liegt fest in der meinen.
Wir setzen die Reise fort und ich versuche inzwischen, alles zu verarbeiten, um sogleich wieder bereit zu sein.
Es ist alles fast zu viel.
Diese Bilder aus der Vergangenheit, was beweisen sie mir nicht alles!
Ich lebe – unzählige Male lebte ich.
Ich wollte die Seele kennenlernen und immer noch treibt mich diese Sehnsucht innerlich vorwärts.
Ich wollte mich opfern, um die Gesetze der Seele kennenzulernen – und inzwischen ist dies geschehen.
In der Grebbelinie erhielt ich die Gelegenheit dazu.
Damals waren Angelica und Vater bei mir, jetzt sind sie es abermals.
Die Liebe zu und die Sehnsucht nach geistiger Weisheit verband und verbindet uns.
Großartig und herrlich ist das Leben.
Groß und mächtig ist Gott.
Stille und Ruhe kommen in mich, nun, da ich dies alles weiß.
Die Seele kann nicht vernichtet werden.
Die Seele, der Mensch ist ewig.
Darüber will ich weiter nachdenken, denn indem ich das tue, werde ich Gottes heilige Schöpfung kennenlernen und verstehen, fühle ich.
Vater ist ebenfalls tief in Gedanken.
Ich sehe, wie das Licht am Horizont schwächer wird.
Der Abend bricht herein, die Menschen gehen in die Nacht.
Für mich gibt es allerdings keine Finsternis, mir strahlt das Licht entgegen.
Und es kam aus der Vergangenheit zu mir!