Mein Ende auf der Erde, von dieser Welt aus gesehen

Wir betraten das Haus, das Annie, meine Tochter und ich in Arnhem bewohnten.
Zu meinem großen Schrecken merkte ich, dass jetzt andere Menschen in dem Haus wohnten.
Es kam ein trauriges Gefühl in mich, das dadurch verursacht wurde, dass ich Annie und meine Tochter hier vermisste.
Wo wohnten sie nun, ich möchte sie so gerne sehen.
Dann ermahnte mich Vater: „Habe noch etwas Geduld, mein Junge.
Bald wirst du alles sehen.“
Er hat recht, ich muss mich auch nun vollkommen seiner Leitung übergeben.
Das traurige Gefühl bleibt.
Dann nehme ich Bilder aus der Vergangenheit wahr.
Ich sehe mich mit Annie und unserem Kind das Haus verlassen und zum Bahnhof gehen.
Sie werden nach Rotterdam reisen, um dort ihre Eltern zu besuchen.
Unterwegs überfällt mich eine schreckliche Traurigkeit, ein bedrückender, dunkler Kummer, den ich auch jetzt erlebe.
Beinahe kann ich keinen Abschied von Frau und Kind nehmen.
Die Frage kommt in mir auf: Werde ich sie jemals wiedersehen?
Dann fährt der Zug mit ihnen davon.
Noch unwiderstehlicher als soeben kommt in mir die Sehnsucht auf, diese beiden endlich wieder einmal zu sehen.
Ist Annie aus dieser Wohnung, aus dieser Stadt weggezogen?
Ich frage Vater danach, aber dieser besteht darauf: „Hab doch Geduld, Theo.
Auch das musst du lernen: Geduld zu üben, mein Junge.“
Dann gebe ich mich wohl geschlagen und stelle mich vollkommen auf Vater ein.
Ich sehe mich nun inmitten der Soldaten.
Sie sind sehr aufgeregt.
Die Frage, ob wir in den Krieg verwickelt werden, wird rege diskutiert.
Niemand kann mit Bestimmtheit eine Antwort darauf geben.
Dann kommen die jungen Männer, mit denen ich bereits des Öfteren über geistige Themen gesprochen hatte, mit der Frage zu mir, wie sie handeln sollen, falls tatsächlich Krieg ausbricht.
Sollen sie zurückschlagen, dürfen sie töten?
Es sind Fragen, mit denen ich selbst schon gerungen habe.
Ich stelle mich auf Vater ein – ich sehe nun, was ich schon damals gefühlt habe –, er ist in diesen schwierigen, ernsten Stunden bei mir.
Sein Wort ist es, das mir eine deutliche Antwort auf all meine quälenden Fragen gibt, und er ist es auch, der mich inspiriert, als ich die Jungs eindringlich warne: nicht zu töten, unter keinen Umständen zu töten, denn dies wäre Mord und ein Mord würde sie in die Finsternis der Hölle stürzen.
Es ist Jack, fühle ich jetzt, der, von Vater gelenkt, zu den Soldaten spricht.
Allmählich versinkt Theo nun in dieser Persönlichkeit.
Es ist auch ausschließlich Jack, mit seinem innerlichen Besitz, der so sprechen kann.
Die Finsternis der Nacht bricht über die Erde herein.
Ich nehme allerdings noch eine Finsternis wahr, die Finsternis, in der diejenigen leben, die zu den Dämonen der Hölle gezählt werden müssen.
Sie leben jetzt in der Sphäre der Erde, sie sind auf niedere, grausame Sinnfreuden aus, die sie zu erleben hoffen, wenn gleich die Schlacht entbrennt.
Der Sturm der Gefühle, der mich jetzt überwältigt, da ich gleich mit den Geschehnissen und Problemen verbunden werde, die auf meine Seele einen derart niederschmetternden Eindruck machten, ja, mich in das ewige Leben eintreten ließen, lässt mich meine Selbstbeherrschung verlieren.
Dadurch, dass ich nur kurz an die schrecklichen Erlebnisse in der Grebbelinie denke, werde ich dort schon hingezogen.
Ich renne Vater voraus, aber dies ist kein Erleben mehr.
Dies ist Mich-mitschleppen-Lassen von den Geschehnissen, ein blindes Vorwärtseilen.
Ich laufe schneller, als die Ereignisse sich zugetragen haben, und muss dadurch ein Spielball der Mächte und Kräfte werden, die diese so grausam machten.
Wir gehen daher wieder nach Hause zurück.
Hier muss ich lernen, mich erst gut einzustellen, sonst werde ich nichts von dem wissen, was alles geschehen ist.
In diesem Leben kann nichts übersprungen werden, lässt Vater mich fühlen, hier muss alles bis in die tiefste Tiefe erlebt werden, sonst können wir immer wieder von vorne beginnen.
Aber auch, wenn ich dies vollkommen verstehe, es kostet mich trotzdem weiterhin (eine) übermenschliche Anstrengung, mich zu konzentrieren.
Immer wieder bekommt die Grebbelinie mich zu fassen und dann drohe ich, mich zu verlieren, löse ich mich in den grauenvollen Erlebnissen auf.
Ich wehre mich jedoch weiter und allmählich kommt die notwendige Ruhe in mich.
Vater lässt mich fühlen, dass ich jetzt bewusst durch all diese Schrecken hindurch muss, er kann mir dabei nicht helfen.
Er muss mich freilassen, anders als einst auf der Erde, als er sich mit mir verbunden hatte, um mir beim grausamen Erleben der Massenabschlachtung zu helfen.
Damals erlebte ich alles, als ob es mich nichts anginge, als ob ich das Geschehnis in einem Kino sich vor mir abspielen sah.
Aber jetzt muss ich das alles erleben, und zwar in seiner vollen, schrecklichen Wirklichkeit.
Vater geht mir jetzt voraus und ich folge ihm.
Überall sehen wir Truppenbewegungen.
Die Soldaten beziehen die ihnen angewiesenen Stellungen.
Ich passe gut auf, denn ich will alles verfolgen.
Bei einigen Soldaten sehe ich astrale Wesen, Väter und Mütter, Schwestern und Brüder.
Warum sie ihnen Gesellschaft leisten, kann ich nicht erahnen.
Darauf werde ich schon noch eine Antwort bekommen.
Noch immer nehme ich die zwei Zustände der Finsternis wahr – den von der Erde, wo es Nacht ist, und den von dieser Welt, die Sphäre der Dämonen.
Ich sehe mich selbst zwischen den Truppen, die zur Verstärkung der Grebbelinie bestimmt sind.
Und sofort eile ich schon weg zu diesem Ort, wieder hat das Geschehnis mich im Griff.
Vaters Meinung nach zu schnell, ich mäßige mich und kehre wieder zurück.
Zuerst muss ich in die Gefühle zurück, die mich auf dem Marsch zur Grebbelinie begleiteten.
Während dieses Vorwärtsgehens werde ich allmählich ein anderer Mensch.
Es ist, als ob ich träume, vollkommen automatisch setze ich einen Fuß vor den anderen.
In diesem Traumzustand lebe ich eigentlich schon seit einigen Tagen.
Es ist, als ob ich nicht mehr auf der Erde bin.
Seit meine Frau und mein Kind nach Rotterdam abgereist waren, hatte sich dieses seltsame Gefühl noch verstärkt.
Vater ist auf dieser Reise bei mir.
Er wirkt auf mich ein und zieht mich in seine Welt empor.
Dies kostet ihn keine Mühe, in mir liegen die Kräfte, die es ihm ermöglichen.
Ich bin nicht mehr gänzlich Theo, dieser ist dabei, in mein Unterbewusstsein hinabzusteigen.
Dort muss er weiterhin leben.
Jack ist es, der den Organismus allmählich übernehmen und für Theo handeln wird.
So verändert sich während des Weitergehens mein eigenes Ich.
Auf der Erde war dies alles nicht so deutlich zu fühlen, weil diese Veränderungen in mir doch mein Leben als Theo berührten.
Theo ist zum Militärdienst gegangen, aber Jack ist es, der nun etwas erleben muss.
Noch ist Theo nicht vollkommen weggesunken.
Als wir unsere Stellungen erreicht haben, weiß er, wie gehandelt werden muss, er erteilt Befehle und führt Befehle aus.
Jack erlebt alles mit.
Ich als Theo bin innerlich versteinert.
Alle merken, dass mit mir etwas nicht in Ordnung ist.
So handelt ein normaler Mensch nicht.
So hat man mich noch nie gesehen.
Angst, denken sie, da viele sich jetzt ängstlich und nervös zeigen.
Ich muss zum Kommandanten kommen.
Ob ich Angst hätte, will er wissen und fährt sogleich fort, dass ich das nicht sein darf.
Fast alle hätten Frau und Kinder, oder Eltern.
Warum ich kein gutes Beispiel gebe?
Ich zucke mit den Achseln.
Es ist mir unmöglich, ihm zu antworten, ich könnte ihm so vieles sagen.
Es ist keine Angst in mir, ich hasse diese Gedanken der Angst.
Vor dem Tod fürchte ich mich nicht.
Vor nichts habe ich Angst.
Ich fühle nur einfach nichts mehr.
Wie soll ich ihm das erklären?
Soll ich ihm sagen, dass mich alles eiskalt lässt?
Er würde mich sowieso nicht verstehen, ich verstehe mich ja selbst nicht ...
Eine Stunde später mussten viele von uns beim Oberstleutnant erscheinen.
Die kommandierenden Generäle sind dort versammelt und legen uns ans Herz, keinen Zollbreit zurückzuweichen, falls gekämpft werden muss.
Einem von ihnen fällt meine benommene Haltung auf.
Er nimmt mich zur Seite.
„Haben Sie Angst?
Ist in Ihnen Angst vor dem Tod?“
Ich murmele etwas, ohne ihn richtig verstanden zu haben.
„Die Nerven“, höre ich ihn dann sagen.
Die Nerven, so gut wie alle leiden darunter.
Jeder reagiert auf seine eigene Weise, aber ausnahmslos alle fröstelt es.
Das leere Gefühl in mir wird immer schlimmer.
Ich kann kaum noch denken.
Um meine Taille liegt ein strammes Band, es ist genau unter meinem Herzen.
Dieser Stelle fehlt Wärme, sie fühlt sich kalt an.
Eine Unruhe, die von Stunde zu Stunde wächst, geht damit einher.
Ich bin kalt wie Eis und dennoch glühe ich.
Ich nehme Aspirin, aber es wird nicht besser.
Erst nach geraumer Zeit weicht die Kälte in mir.
Das enge Gefühl um mein Herz bleibt allerdings.
Dan wird es in meinem Inneren sehr still.
Diese Stille bleibt in mir und in ihr werde ich leben, solange ich noch auf der Erde bin.
Damals habe ich all diese unterschiedlichen Gefühle nicht realisiert.
Nun gehe ich jedoch darauf ein.
Es ist Vater, der mich damit verbunden hat.
Vater war damals wie heute bei mir und folgte mir.
Er war über und unter mir, links und rechts, vor mir und hinter mir, oder besser noch, er war in mir.
Unsere Seelen waren und sind vollkommen eins.
Er beschützte mich und dies war ihm dadurch möglich, dass er mich in das Leben von Jack hatte emporziehen können.
Da diese Persönlichkeit in einem für diese Welt großen Problem lebte, konnte ihm dies gelingen.
Als Jack gibt es nur ein einziges Ziel, das mich antreibt.
Ich habe das Leben erhalten, um wiedergutzumachen und um zu erleben.
Vor diesem Erleben stehe ich jetzt.
Mein Leben als Jack, der ein Gelehrter ist, übersteigt mein Theo-Bewusstsein.
Aber bald werden sie ineinander übergehen.
Das fühle ich nun.
Dann – nach dem Geschehnis, das mich erwartet – wird das Jack-Leben vollkommen dominieren und dies ist möglich, da ich im Theo-Leben nichts erlebt habe, was meine Seele erschütterte.
Ich werde nun tiefer fühlen als zuvor und ich bin Vater sehr dankbar dafür.
Was ich zu fühlen und zu verarbeiten bekomme, ist ungemein lehrreich.
Mir wird immer deutlicher, dass es nicht Theo ist, der dies erleben will, sondern Jack.
Theo besaß keine Gefühle als Gelehrter, er wusste nichts von diesem Studium, das gehörte zu Jack.
In diesem letzten Leben auf Erden bin ich Theo und gehöre zu Vater.
In jenem anderen Leben bestand jedoch auch eine Beziehung zwischen uns, er war damals mein Freund.
So ist es möglich, dass er mir nun hilft, was ansonsten wahrscheinlich unmöglich gewesen wäre.
Wie kompliziert der Mensch ist, wird mir jetzt deutlich.
In Jack ist es still geworden.
Theo macht nur noch fünfundzwanzig Prozent von den hundert aus, die ich bin.
Für ihn gibt es keinen Krieg oder Schrecken, er sieht alles wie in einem Traum.
Jack hingegen ist ausgesprochen bewusst, er ist auf einen Punkt eingestellt und bereitet sich auf das Erleben vor.
Vater hat ihm dabei geholfen.
Jetzt heißt es, auf die Dinge zu warten, die da geschehen werden.
Für Jack sind die Stellungen ein einziges Chaos.
Dieses Umherkriechen und Abwarten widerstrebt ihm.
Alles, was mit dem Kriegsgetue zu tun hat, ist ihm fremd.
Er lebt nur für seine Kranken, die er nahe bei sich fühlt.
Theo läuft unterdessen herum und treibt Späße.
Die Soldaten und seine Vorgesetzten glauben schon nicht mehr, dass er Angst hat.
Er redet wie ein Wasserfall und tut so, als bestünde keine Kriegsgefahr.
Seine Gleichgültigkeit steckt die Masse an.
Die Jungs fühlen sich durch seine Heiterkeit unterstützt und vergessen die herrschende Spannung ein wenig.
Der Tag vergeht dennoch quälend langsam.
Nun nehme ich wieder in dieser Welt wahr und sehe, wie Tausende astrale Wesen auf die Erde gekommen sind.
Vater lässt mich fühlen, dass all diese Seelen ihren Himmel verlassen haben, um diejenigen zu holen, die bald im Kampf fallen werden und in die Sphären gebracht werden können.
Ich sehe Väter und Mütter bei ihren Kindern, sie sind nahe bei ihnen, verbinden sich mit ihnen.
Die Männer merken es nicht.
Sie verhalten sich wie immer, nicht wissend, dass geistige Wesen mit ihnen auf den Moment warten, in dem die Hölle losbrechen wird.
Sie haben alle etwas von Christus, diese Licht ausstrahlenden Gestalten.
Sie wollen – wie Er – dienen, geben, sich selbst einsetzen.
In ihren Auren sehe ich all die Liebe strahlen, die sie für das Leben Gottes empfinden.
Schon bald fällt mir auf, dass keine von ihnen unruhig ist.
Ich sehe junge, bildschöne Frauen in wunderschönen Gewändern umherspazieren, als ob sie sich alle inmitten der herrlichsten Natur befänden.
Ich sehe auch Kinder unter ihnen, die hier zusammen sind, Kinder, die älter als vierzehn Jahre sind, lässt Vater mich wissen, jüngere Kinder können hier nicht anwesend sein.
Sie alle sind in Begleitung ihres Lehrmeisters und bereit, für die ihren zu tun, was in ihrem Vermögen liegt.
Tausende dieser Liebe-Geister sehe ich um mich herum.
Sie sprechen miteinander und in diesen Gesprächen gehen sie auf das Geschehen ein, das sie hierher bringt.
In ihnen allen ist Ruhe und Frieden, ja, ich fühle die Freude über die bevorstehende Vereinigung mit ihren Lieben, die in ihnen lebt.
Auch in meinem Vater liegt nun Glück.
Es gibt jedoch andere, nehme ich wahr, in denen es vor innerem Schmerz still ist.
Ihrem Leid folge ich jetzt, ich brauche mich nur auf sie einzustellen und ihre Gedanken kommen in mich.
Aber – fällt mir plötzlich ein – darunter sind Wesen, die ich so nicht ergründen kann.
Es ist, als ob ich durch sie hindurchgehe, während ich mich einstelle, ich bekomme keinen Halt, ich fühle sie nicht.
Ich frage Vater nach der Bedeutung davon und von Gefühl zu Gefühl erreicht mich die Antwort.
Diese Wesen sind höher abgestimmt als ich, sodass sie, diese Gefühlswelten, für mich nicht zu ergründen sind.
Ich kann diese Seelen jetzt wahrnehmen, da sie sich auf dieses irdische Geschehnis abgestimmt haben.
Würden sie sich allerdings in ihre eigene Welt zurückziehen, würden sie sich alle vor meinen Augen auflösen und wären für mich unsichtbar.
Diese Seelen, sagt Vater, leben im zweiten, dritten, vierten, fünften, sechsten und siebten Himmel.
Sie das Ziel, für das sie hier hergekommen sind, genau.
Sie schweben im Raum und warten nicht einfach nur ab, sondern sind bereits damit beschäftigt, sich mit dem Leben auf der Erde zu verbinden.
Wie ergreifend, ja überwältigend ist der Gedanke für mich, dass die Seelen hier ihre Himmel verlassen haben, um ihre Lieben, denen solch ernste Probleme bevorstehen, Hilfe zu bieten.
Wie grandios und gut und mächtig ist Gottes Welt eingerichtet, dass so etwas möglich ist!
Unter ihnen gibt es solche, die beim Gedanken an ihre Geliebten auf der Erde das Glück in sich aufsteigen fühlen, (und) es gibt andere, die außer ihrem Glück auch Traurigkeit empfinden.
Ich verstehe ihre Betrübnis.
Schon jetzt wissen sie, dass die, die sie lieben, die ihre Kinder, ihre Väter oder Brüder sein können, sich selbst vergessen werden.
Im bevorstehenden Kampf werden sie töten, einen Mord nach dem anderen begehen und sich dadurch auf die Finsternis abstimmen.
Die Höllen sind der einzige Ort, in den sie dann eingehen können.
Gott duldet nicht, dass wir Menschen Sein Heiliges Leben umbringen.
Diese Seelen hier wissen, dass dies geschehen wird.
Wundert es, dass ihr Herz bei diesem Wissen schmerzt?
Eingreifen können sie nicht, den Menschen aufhalten ebenso wenig, solange der Hass, solange das Böse diese Herzen regiert.
Als Eltern müssen sie akzeptieren, dass ihre Kinder sich selbst in die finsteren Höllen stürzen.
Welcher Vater und welche Mutter kann sich bei dem Gedanken glücklich fühlen, dass das Leben, welches ihnen lieb ist, sich selbst zerstören wird?
Welche Mutter kann in dem Wissen, was ihr Kind anrichten wird, in ihrem Himmel bleiben und ihr Glück erleben?
Aus diesem Grund sind sie hier und werden ihren Kindern so viel helfen, wie ihnen möglich ist.
Sie fühlen Kummer bei dem Gedanken, hier vor einer Mauer zu stehen, von ihren Lieben selbst errichtet, sie fühlen Leid bei dem schrecklichen Wissen, dass sie im Grunde nichts tun können, weil ihr Kind, ihr Vater, ihr Bruder nur auf die Stimme hören wird, die aus seinem eigenen finsteren Inneren kommt.
Und so kann ihr Kummer sie trotzdem nicht überwältigen, denn ihr erworbenes Bewusstsein sagt ihnen, dass diese armen Seelen die Folgen ihres selbstgeschaffenen Leids erleben müssen, um daraus zu lernen, dass kein einziger Mensch, unter welchen Umständen auch immer, das Recht hat, Gottes Leben zu töten.
Sie wissen, dass sich nach all diesem Zerstören, diesem Leiden und Wiedergutmachen auch für jene Seelen einst die Sphären des Lichts öffnen werden.
Nun erlebe ich ein anderes Wunder, das mich enorm trifft.
Ich höre bereits, dass Deutsch gesprochen wird, und doch ist noch kein Feind zu sehen.
Wo höre ich diese Sprache, wird sie auf der Erde oder auf dieser Seite gesprochen?
Und wer ist es, der sie so fließend spricht?
Ich folge den Seelen, die hier versammelt sind, und weiß jetzt, dass bereits seit geraumer Zeit in dieser Sprache gesprochen wird.
Ich habe es allerdings bis jetzt nicht gehört.
Dies hatte ich schon öfter erlebt; von Vater weiß ich, dass ein Geist nur das verfolgen kann, was ihn beschäftigt, alles andere, was sich ereignet, geht an ihm vorbei.
Ich sehe eine prachtvolle Gestalt vor mir, die ein himmlisches Licht ausstrahlt und von einer unglaublichen Schönheit ist.
Es ist so schwierig, in irdischen Worten eine Vorstellung vom Äußeren dieser Seelen zu geben.
Sie ist eine Mutter, lässt Vater mich fühlen, sie wartet auf ihr Kind, das ein Deutscher ist.
Sie, und mit ihr viele anderen, haben sich während ihrer Abstimmung auf die kommenden Geschehnisse auch auf die Sprache eingestellt, die ihre Verwandten oder Freunde sprechen.
In den Sphären besteht jener Unterschied in der Sprache nicht mehr.
Jeder versteht dort den anderen, da man eins in der Liebe ist.
Es gibt lediglich einen Unterschied in der Abstimmung und infolgedessen in der Tiefe des Denkens, des Fühlens, des Handelns.
Was für ein Unterschied zur Erde.
Dort gibt sich der Mensch keine Mühe, den anderen zu verstehen, dort bekämpft man sich mit den schrecklichsten Waffen, die sich das menschliche Gehirn hat ausdenken können, und vergießt Ströme von Blut.
Wie anders ist das Bild, das die Sphären bieten.
Sieh sie dort versammelt, die Geister des Lichts, schwesterlich und brüderlich vereint, immer bereit, zu dienen und zu geben.
Und so hat Gott es gewollt.
Er wollte, dass Seine Geschöpfe jeden Tag, den Er ihnen schenkte, daran arbeiten würden, einander näher zu kommen und ein dauerhafte Verbindung der Liebe aufzubauen.
Die Mutter, die ich wahrnehmen darf, und die vielen bei ihr sprechen Deutsch und hier stört es niemanden.
Sie wissen, wie diese Art, zu der ihre Kinder gehören, gehasst wird.
Sie wissen jedoch auch, dass auch der Deutsche ein Kind von Gott, unser aller Vater, ist.
Und in diesem Bewusstsein sind sie hier, um zu helfen.
Auch unter den Deutschen, die gleich mein Land angreifen werden, gibt es solche, die lieber selbst fallen, als die Hand gegen das Leben Gottes zu erheben.
Und für die anderen, und dies gilt auch für unsere Soldaten, in denen noch Hass und Gewalt leben, gibt es hier ebenfalls Hilfe, zumindest, so weit ihr Zustand, ihre Abstimmung dies zulassen.
Wenn ihnen auf Erden nicht zu helfen ist, erwartet sie auf dieser Seite Hilfe.
Denn wenn sie sich von dem Chaos, den Schrecken des Krieges losgemacht haben und ihre Seelen zur Ruhe gekommen sind, kommen ihre Verwandten aus den Lichtsphären erneut zu ihnen, um zu versuchen, sie in ihre Leben und ihr Bewusstsein emporzuziehen.
Gelingt es ihnen, diese Seelen zu öffnen, dann tun sie alles, um sie geistig zu entwickeln.
Einigen, so lässt Vater mich fühlen, ist auch dann noch nicht zu helfen.
Sie fechten auf Erden oder in den finsteren Sphären noch Hunderte von Jahren weiter und bleiben auf Vernichtung und Hass eingestellt.
Sie können von ihren Verwandten nicht erreicht werden und diese müssen nun zu ihrer Sphäre zurückkehren und dort ihre eigenen Leben weiter erleben.
Sie folgen diesen armen Schluckern jedoch weiterhin und warten bis zu dem Augenblick, in dem sie endlich zur Ruhe kommen.
Es ist schrecklich, zusehen zu müssen, wie sie sich selbst zugrunde richten.
Und was, überlege ich, muss in einem Geist des Lichts vorgehen, wenn er erleben muss, dass sein geliebtes Kind, sein Vater oder Bruder jahrhundertelang weiterkämpft und nicht von dem giftigen Hass loskommt, der ihn erfüllt ...
Wie entsetzlich ein Krieg doch ist.
Da sind Menschen, die fortwährend nach dem Guten strebten, die sich aufgerieben haben, ihre falschen Eigenschaften bekämpften, um sie in gute umzuwandeln, Menschen, die an Gott glaubten und danach strebten, Ihm zu dienen – und in einem Krieg setzen sie ihren ganzen, so mühsam erworbenen Besitz aufs Spiel und verlieren ihn dadurch, dass sie töten ...
Sie glauben auch noch, richtig zu handeln, sie glauben, ihrem Gott zu dienen, indem sie dem Befehl ihrer Regierung, ihr Vaterland zu verteidigen, Folge leisten.
Aber ...
Gott kennt nur Seine Geschöpfe und ihnen gab Er den Befehl, einander lieb zu haben.
Wer in die Sphären des Lichts eintreten will, darf kein Blut an seinen Händen haben.
Ein einziger schlechter Gedanke lässt die Tore der Sphären bereits vor uns zugehen.
Wie könnten wir denn mit einem Mord auf unserem Gewissen in sie eingehen?!
Gott verlangt von uns, dass wir Seine heiligen Gesetze befolgen.
Diese sollen uns in das ewige währende Glück hineinführen.
Gesetze, die das Böse repräsentieren, kennt Gott nicht.
Sie sind vom bösen Ich in uns Menschen ersonnen worden.
Ist es eine Liebestat, seinen Mitmenschen zu töten?
Kann dann das Gesetz, welches das Töten befiehlt, aus Gott sein?
Jeder Geist, der einen Himmel seinen Wohnort nennen darf, kann Ihnen erzählen, dass es ausschließlich die Taten der Liebe waren, die ihm die Tore zu seinem Himmel öffneten.
Ein Mord – und das Töten eines Mitmenschen im Krieg ist ein Mord – weist Sie unwiderruflich zurück zur Finsternis der Höllensphären.
So gebietet es Gottes Gerechtigkeit – armselig ist der Mensch, der etwas anderes glaubt.
Die bittere Wirklichkeit hier wird ihn überzeugen müssen.
 
Es ist still geworden in der Grebbelinie.
Noch stiller ist es hier auf Jener Seite.
Die Soldaten lachen nicht mehr.
Die Niederlande warten ab, sind einsatzbereit.
Auch Jene Seite ist bereit.
Ich werde mich nun auf sehr viele Geschehnisse einstellen müssen.
Es wird Nacht über der Grebbelinie.
Einige Soldaten sind davon überzeugt, dass sehr schnell etwas geschehen wird.
Woher haben sie dieses Vorgefühl?
In mich kommen diese Gedanken ebenfalls, Vater gibt sie mir, als ich kurz eingeschlafen bin.
So geschieht es auch bei meinen Kameraden.
Andere astrale Wesen haben sich auf die Geschehnisse auf jener Seite der Grenze eingestellt.
Daher wissen sie, dass die Vorbereitungen dort abgeschlossen sind und die Deutschen binnen weniger Stunden in unser Land einfallen.
Sie geben dieses Wissen, falls möglich, an ihre Verwandten durch und so ist es möglich, dass diese das Herannahen der deutschen Truppen mit Bestimmtheit ankündigen können.
Einer aus meiner Kompanie, ein kleiner, blonder Knabe, ist auch so zu erreichen gewesen.
Er ist sich sicher, dass die Deutschen kommen werden.
In den Morgenstunden, passt nur auf.
Er ist sich so sicher, dass er seinen Kopf dafür einsetzen würde.
Er freut sich schon jetzt auf das Treffen.
Das wird mir was werden, sagt er, und ein verbissener Zug liegt auf seinem Gesicht.
Er wird nicht wenig übernehmen.
Jetzt nehme ich wahr, dass er selbst eines der Opfer der Gewalt sein wird, nach der es ihn jetzt so verlangt ...
Und der Geist, der von Jener Seite zu ihm gekommen ist, wird unverrichteter Dinge wieder zurückkehren müssen, der Hass in seinem Kind verschließt es für jede Hilfe.
Es ist soweit, die Berichte gehen ein, dass die Deutschen unsere Grenze überschritten haben.
Und in Kürze beginnt der Krieg sein grausames, scheußliches Spiel.
Die fremden Flugzeuge kommen in Schwärmen in unser Land.
Sie erscheinen auch über unseren Stellungen und werfen Bomben ab.
Diese Monster zerbersten und richten ein schreckliches Chaos an; es gibt Tote und Verwundete.
Ich sehe von der Welt, in der ich nun bin, zu diesen Toten.
„Gott sei Dank“, sagt eine sanfte Stimme neben mir.
Sie gehört einem weiblichen Geist.
Es ist eine Mutter, die neben dem toten Körper ihres Kindes steht.
„Gott sei Dank, mein Kind ist gerettet.“
Die Seele, als Geist, ist bewusstlos.
Die Mutter beugt sich über dieses Leben und mit ihr noch ein Wesen, eine Schwester des Soldaten.
Beide tragen die Seele zu den Sphären.
Groß ist ihr Glück – ohne von Hass oder Mord besudelt werden zu können, hat dieses Seelenleben die Erde verlassen.
Ihr Glück kennt keine Grenzen und mit ihrer teuren Last auf den Armen schweben sie dem ewigen Leben entgegen.
So schwebte einst Angelica mit Vater zu den Sphären des Lichts.
Heilig ist es.
Das Glück dieser Seelen kommt in mich, es teilt sich auch den anderen astralen Wesen mit, die hier versammelt sind.
Dutzende sehe ich sterben.
Ich erlebe unterschiedliche Übergänge in diese Welt.
Es gibt solche, die ebenfalls geholt werden können, sie werden von ihren Lieben in die Sphären gebracht; dort werden sie ihre Augen wieder aufschlagen, um davon überzeugt zu werden, dass sie ihre stofflichen Körper verlassen haben und ihnen fortan das ewige Leben gehört.
Es gibt allerdings auch solche, denen nicht geholfen werden kann.
Dennoch haben sie nicht getötet – der Tod überfiel sie, bevor sie einen Schuss abfeuern konnten.
Vater erklärt es mir: Diese Seelen verbrachten ihr irdisches Leben mit Hass und Leidenschaft.
Sie häuften Fehler auf.
Dämonen sind es, die für geistige Hilfe unzugänglich sind, auch wenn diese zugegen ist.
Sie schlafen in dieser Welt ein, und die Finsternis, das, worüber ich schon gesprochen habe, zieht sie an.
Eine Hölle zieht diese Dämonen zu sich und dort legen sie sich nieder, schlafen, bis sie ausgeruht und bereit sind, ihren Teil an dem teuflischen Leben hier beizutragen.
Und auch in diesen Menschen lebt der Funke Gottes, aber was muss sich in ihnen noch ändern, bis sie zu ihrem Schöpfer zurückkehren können ...
Wieder andere, und ihre Zahl ist größer, schlafen nicht ein.
In diesem Leben sind sie sofort bereit, zu kämpfen, ihren Hass und ihre Wut richten sie gegen den Feind, dessen Projektile sie zu fall brachten.
Noch müssen sie allerdings warten, sie wurden durch abgeworfene Bomben getötet, am Boden wurde noch nicht gekämpft, es gab noch keinen Kontakt mit den feindlichen Truppen.
Dann erlebe ich, dass diese Seelen von hier weggezogen werden.
Durch Vater verstehe ich, wohin sie gehen.
Sie werden von der Masse angezogen, die irgendwo anders in einen heftigen Kampf verwickelt ist.
Dort haben sie die Gelegenheit, ihren Hass und ihre Leidenschaft auszuleben.
Nun nähert sich der Feind, der Höllenlärm nimmt zu.
„Sie kommen hier niemals durch“, rufen sich die Männer grimmig zu.
Ein schreckliches Abschlachten beginnt.
Ich sehe, wie ich mir durch das schreckliche Chaos einen Weg bahne.
Gefühl ist nicht mehr in mir.
Ich laufe den anderen vor die Füsse.
Mein Gott, was für ein Grauen!
Links und rechts fallen meine Freunde.
Die anderen beachten es nicht, sie legen ihre Gewehre immer wieder neu an; das Gift steht ihnen auf den Lippen.
Herzzerreißend ist das Bild, das dieser Kriegsschauplatz von dieser Welt aus bietet.
Was tun die armen Schlucker, die durch ein Projektil aus ihrem Körper geschleudert werden?
Deren Körperteile abgerissen und hier und dort verstreut werden?
Sie beginnen in dieser Welt sofort, danach zu suchen.
Ich sehe einen Jungen vor mir, ein Bombensplitter trennte ihm den Kopf vom Rumpf.
Wie ein Wahnsinniger beginnt er hier, danach zu suchen.
Und dennoch ist seine astrale Gestalt unversehrt, was mich lehrt, dass die Seele nie und nimmer zerstört oder beschädigt werden kann!
Der Junge wird nur von einem Gedanken beherrscht: seinen abgerissenen Kopf zu finden.
Vater lässt mich die Bedeutung davon fühlen.
Dadurch, dass diese Körperteile zum Gefühlsleben gehören, zwingt die Seele dazu.
Jeden Meter Erdboden sucht er ab.
Er findet andere Köpfe, er findet Rümpfe, Arme und Beine.
Und endlich kann er sein grausames Suchen beenden: Da stößt er auf einen Kopf, den er als den seinen erkennt.
Nun, da er ihn gefunden hat, lacht er wie ein kleines Kind.
In seiner Freude will er ihn aufheben, aber ... dies gelingt ihm nicht.
Seine Hände krallen nach dem Kopf, er will ihn umfassen, doch seine Hände gehen durch ihn hindurch!
Fortwährend wiederholt er seine Versuche, entsetzlich ist es, dies anzusehen, seine wilde Wut, seine fast tierische Angst, seinen Kopf nicht aufgreifen zu können und ohne ihn weiter zu müssen ...
Ich sehe Dutzende wie ihn.
Andere schreien nach ihren Müttern und Vätern, es klinkt wie das Geschrei eines Tieres in Sterbensnot.
Sie wurden mit einem gewaltsamen Ruck in dieses Leben geschleudert.
Sie wissen nichts vom ewigen Leben, haben sich hingegen vollkommen in Hass und Angst aufgelöst.
Wieder andere setzen das Gefecht an dieser Seite unmittelbar fort, sie wissen nicht, dass sie tot sind und damit in ein neues Leben eingegangen sind.
Sie stürzen sich auf die angreifenden deutschen Soldaten und verstehen nicht, dass diese nichts von ihrem Schlagen und Schreien bemerken.
Aber dann geraten die gefallenen Deutschen in ihren Blick.
Mit einem schrecklichem Geschrei greifen diese nun astralen Wesen einander an und trachten einander zu zerreißen.
Aber die Seele ist nicht zerstörbar wie der Körper, sie kämpfen dann weiter, bis der andere bewusstlos zusammenbricht.
Und unterdessen dauern die Kämpfe auf der Erde an.
Inmitten des Höllenlärms der Explosionen stürmen die Männer ununterbrochen aufeinander los.
Immer grimmiger werden die Kämpfe, die menschlichen Körper fliegen in Stücken und Fetzen umher.
Viele werden in dieser grauenhaften Hölle wahnsinnig, sie rennen aus den Stellungen, sie wollen den Deutschen ans Leder, werden aber bereits nach einigen Metern zerschossen.
Andere müssen von ihren eigenen Kameraden niedergeschossen werden ...
Und das Schrecklichste von allem ist dann, zu sehen, wie die Dämonen der Hölle – denn diese ist leergeströmt – sich an der Not, der Angst und dem Leid des armen irdischen Menschen ergötzen.
Sie lachen aus vollem Halse und schreien – schrecklich anzuhören ist das – und schüren den Hass noch, leben sich auf Kosten der kämpfenden und gefallenen Soldaten aus.
Teufel feiern hier ihr Fest und es ist das Grausamste, was zwischen Himmel und Erde geschehen kann.
Was aber weiß der irdische Mensch schon von alledem?
Wie soll ich all diese unbeschreiblichen, schauderhaften Bilder verarbeiten?
Ich weine große Tränen, mir bricht das Herz.
Immer wieder glaube ich, dass ich zusammenbreche.
So erging es mir auch auf der Erde, in diesem schrecklichsten Krieg aller Zeiten.
Wie ein Irrer lief ich umher.
Betete zu Gott, damit er hier eingreifen, die Menschen zwingen würde, mit diesem Wahnsinn aufzuhören.
Aber wie die Stunden verstreichen und die Gewalt weiter zunimmt, wird es in meinem Inneren leer, in mir ist kein Gefühl mehr, ich kann weder beten noch denken.
Wären da nicht Vaters und Jacks Kräfte in mir gewesen, hätte ich mich in der Gewalt und dem Hass verloren, die wie ein giftiger Dampf über dem Kampfgetümmel hängen, und hätte mich selbst vergessen, indem ich aus Empörung über so viel Unrecht, solch eine brutale Gewalt, mitgeschossen, mitgemordet hätte.
Dann treffe ich auf den erbärmlich verstümmelten Körper meines Kommandanten.
Wie ich ihn jetzt von dieser Welt aus sehe, ist seine Seele dabei, sich von seinem Körper loszureißen.
Dieser Körper hält ihn jedoch gefangen.
Schrecklich ist das Gebrüll, das er ausstößt.
Ich will ihm zur Hilfe eilen, doch Vater hält mich zurück.
Ich verstehe plötzlich, dass ihm nicht mehr zu helfen ist.
Der Kampf, der sich hier zwischen Körper und Seele abspielte, ist schon lange zu Ende.
Aber so natürlich kann ich die Bilder aus der Vergangenheit wahrnehmen.
Das Gebrüll dauert an, erst nach geraumer Zeit kommt der Armselige zur Ruhe.
Immer wieder ruft er in diesen schrecklichen Stunden nach seiner Mutter.
Das tun viele.
Nach der Mutter wird am meisten gerufen, auf Deutsch und auf Holländisch.
Die Beziehung zur Mutter dominiert alle anderen.
Er wird von den finsteren Sphären angezogen, mein Kommandant, dort wird er, nachdem er zur Ruhe gekommen ist, erwachen.
In dieses Elend hat ihn das edle Soldatentum gestürzt, das er immer in den höchsten Tönen rühmte.
Niemand beim Militär war fanatischer als er, wenn er über den Waffengebrauch sprach.
Im Umgang mit den Waffen könne ein Mann beweisen, was er wert sei, sich als echter Kerl erweisen, der von seinen Gegnern nur Kleinholz übrig lassen würde.
Welchen Platz im ewigen Leben hat er sich mit diesen „Idealen“ gesichert?
Kann Gott diesem Menschen etwas anderes als eine Hölle zuweisen?
Oder sollte Er ihm, der so über ein Menschenleben dachte, vielleicht einen Platz in Seinem Himmel anbieten?
Mensch der Erde, ich frage dich, kannst du – mit diesem Wissen in dir – noch Waffen zur Hand nehmen, die deinen Nächsten des ihm von Gott geschenkten Lebens berauben und dich selbst in die Abgründe der Hölle stürzen?
Nichts, nichts, kein Ziel der Welt, kein Befehl, von wem auch immer, wird dich in Gottes Augen eine Rechtfertigung finden lassen!
Sagt dir das nicht alles?
 
Die Bilder, die der weiter wütende Kampf mir zeigt, werden immer schrecklicher.
Ich kann fast nicht mehr.
Wenn Vater mir nicht hilft, werde ich doch zusammenbrechen.
Aber dann darf ich etwas Wundervolles erleben.
Ich erhalte wieder einmal einen Beweis dafür, wie Jene Seite dem irdischen Menschen helfen will und kann.
Dadurch, dass er mich dies wahrnehmen lässt, greift Vater den Geschehnissen vor; das Folgende spielte sich nach Beendigen des Kampfes in der Grebbelinie ab.
Vater tut dies jedoch offensichtlich, um mir in diesem schrecklichen Stadium für eine Weile einen angenehmeren Anblick zu bieten.
Man ist damit beschäftigt, die Leichen auf einen Haufen zu legen, sie sollen sofort abtransportiert werden.
Auch die Verwundeten holt man weg.
Während ich dies verfolge, fällt mein Blick auf einen jungen Mann, der durch einen Beinschuss in einen tiefen, bewusstlosen Zustand geraten ist.
In der Annahme, er sei tot, kommt man, um seinen Körper zu holen.
Der junge Soldat ist aus seinem Körper herausgetreten, der Fluidumfaden, der den Körper mit der Seele verbindet, ist allerdings nicht gerissen, sodass das Leben auf der Erde für ihn nicht beendet ist.
„Er ist tot“, stellen die Männer jedoch nach einem kurzen Blick fest und der Truppenführer deutet auf die Leichenberge hinter sich.
Entsetzt bemerkt der Junge von dieser Welt aus die große Gefahr, in der er sich befindet; man wird seinen Körper zu den Toten auf einen Haufen werfen und anschließend begraben oder verbrennen.
Er schreit auf, um die Männer davon abzuhalten, doch aus seinem Mund kommt kein Ton.
Ratlos, nicht wissend, was er tun soll, schreit der Junge weiter.
Vater, sehe ich, eilt hinzu und mit ihm andere Liebe-Geister.
Mit vereinten Kräften zwingen sie den Jungen in seinen Körper zurück.
Und nun kann er sich wieder bewegen, auch die Stimmorgane gehorchen seinem Willen wieder.
Die Gefahr ist für ihn abgewendet.
Soldaten vom Roten Kreuz (Sanitäter) bringen ihn weg.
Mehreren Männern wird auf diese und andere Weise geholfen.
So mächtig ist Jene Seite!
Dann fällt mir plötzlich dieser krasse Gegensatz auf: Hier setzen zwei Welten alle Kräfte ein, um einen einzigen Menschen zu retten, Jene Seite und die irdischen Mediziner, und unterdessen werden Tausende von jungen Leben umsonst ins Feuer gejagt und abgeschlachtet.
Wahnsinnige Welt – wahnsinnige Menschen, die sich Führer der Völker nennen und so mit Leben umgehen, die sich ihrer Sorge anvertrauten ...
Und durch diese Gedanken stecke ich sofort wieder mitten in der Kriegsgewalt.
Mit Vorschreiten der Stunden wüten die Leidenschaften heftiger, wie Teufel kämpfen die Männer.
Das Pfeifen der Projektile, das Getöse der Explosionen, das Wimmern der Verwundeten und Sterbenden nimmt kein Ende.
Die Welt scheint zu zerspringen und das Einzige, was mich glücklich macht, ist, zu sehen, wie verschiedene Soldaten aus beiden Lagern über ihre Gegner hinwegschießen.
Sie werden von der Liebe getrieben, die sie für ihren Mitmenschen in sich tragen, den sie nicht hassen können, durch ihre Liebe zu Gott und zu Christus, dessen Befehl, nicht zu töten, sie gehorchen wollen.
Elend und Schmerz, Tod und Verderben umgeben mich.
Zwei meiner Freunde hat der Wahnsinn ergriffen.
Sie sind aus dem Schützengraben geklettert und dem Feind entgegengerannt.
Sie werden niedergeschossen.
Dieses Bild lässt etwas in mir zerspringen.
Theo verdrängt Jack in mir, ich bin jetzt der Feldwebel, der das Militär, die Waffen kennt.
Es ist eine wahnsinnige Wut in mir aufgestiegen.
„Diese Teufel, diese Mörder“, schreie ich, als ich nicht länger ansehen kann, wie von einem nichts und niemand verschonenden Feind Tod und Vernichtung über dieses herrliche, friedvolle Fleckchen Erde gebracht werden.
Nie, niemals taten wir ihnen Böses und jetzt richten sie unter uns ein Blutbad an.
Das muss aufhören, und um so viel Ungerechtigkeit zu rächen, legte ich mein Gewehr an.
Nun aber erlebe ich, dass meine Hand nicht abdrücken kann.
Kurz, sehr kurz war ich aus Jack, aus Vater herausgetreten, da packte mich die Grebbelinie, die Gewalt und der Hass hier.
Dann aber zieht Vater mich wieder empor.
Er ist es, der mein Gewehr nach unten drückt und mir zuruft: „Das nicht, mein Junge, das nicht, Theo!“
Ich erkenne Vaters Stimme, ich rufe nach ihm.
Dann höre ich ein entsetzliches Pfeifen, das näher und näher kommt.
Dicht vor meinen Füßen explodiert eine Granate.
In diesem Moment werde ich zerfetzt.
Ich bekomme einen gewaltigen Schock und verliere das Bewusstsein.
Es dauert nur sehr kurz, nach einer Sekunde komme ich wieder zu mir.
Ich erlebe das Freikommen von meinem Stoffkleid.
Noch fühle ich allerdings ein schmerzliches Gefühl in mir, es ist der Schmerz, der durch das Losreißen von meinem Körper verursacht wird.
Alles geschieht so schnell, dass ich (mir) das Geschehen nicht vergegenwärtigen kann.
Meterhoch fliege ich in den Raum und ich sehe, dass Vater mich auffängt.
Unterdessen schlage ich schon meine Augen auf und blicke in ein Angesicht, das aus einem Schleier hervortritt und deutlicher wird, bis ich das Gesicht von Vater erkenne.
Dann wird der heftige, bittere Schmerz schwächer, meine Seele entspannt sich, in mich kommt Ruhe und ich fühle mich, als wäre ich gerade von einer schweren Krankheit genesen.
Noch immer sehe ich mich in der Grebbelinie.
Vater hat mich auf den Boden gelegt.
Nun bin ich soweit, dass er mich in meine Sphäre bringen kann.
Ich erlebe dies jetzt tief bewusst.
Er löst mich vollständig von der Erde und kann dies tun, da mich nichts mehr an meinen zerrissenen Stoffkörper bindet.
Wir schweben durch den Raum.
Der Abstand zwischen uns und der Erde wird immer größer.
So vollzog sich also mein Übergang in diese Welt.
Vater lässt mich ihn nun erneut erleben, es ist alles so mächtig, so schwierig, es auf einmal zu erleben und zu verarbeiten.
Wieder erlebe ich den schrecklichen Schock, der mich aus meinem Körper schleuderte, erneut verfolge ich, wie der Fluidumfaden reißt und Vater mich auffängt, um sofort mit mir in den Raum zu schweben.
Mein Körper ist scheußlich verstümmelt, meine Seele lebt jedoch, ist nicht beschädigt, ist durch nichts zu zerstören.
Um hinter diese Wirklichkeit zu kommen, hat sich Jack ein Leben nach dem anderen den Kopf zerbrochen.
Fanatisch suchte er nach dieser Weisheit.
Und nun, im Leben nach dem Tod, erhält er die Antwort auf seine Fragen.
Nichts, nichts geschieht mit der Seele, wenn der Körper zerrissen wird, denn der Seele kann nichts zustoßen, sie ist ewig, da der Funke Gottes in ihr lebt.
Was wissen die irdischen Psychiater, der Psychologe, von der Seele?
Oh, würden sie die Gesetze und Zustände der Seele einmal kennen, vor welch enormen Möglichkeiten stünden wir dann!
Nun drängt sich mir Jacks Leben wieder grimmig-bewusst auf.
Ich gehe vollkommen in es über, sehe und denke wie der Gelehrte, der nur ein einziges Streben kennt: hinter die Geheimnisse zu kommen, die das Seelenleben seiner Patienten so unergründlich machen und die er kennen muss, wenn er zu ihrer Genesung beitragen können will.
Gott gebe, dass ich die menschliche Seele einst kennenlernen und verstehen können werde.
Einen Schritt näher bin ich schon gekommen.
Ehrfurcht gebietend tief ist jedoch die Menschenseele – besser denn je verstehe ich das nun, während ich im ewigen Leben stehe.
Mir wird schwindelig, als sich mir diese Tiefe blitzartig offenbart und ich muss mir Gewalt antun, um nicht zusammenzubrechen.
Meine Augen suchen Vater, die Liebe und die Kraft, die mir aus ihm zufließen, stärken mich.
Ich reiche ihm beide Hände und danke ihm aus tiefstem Grund meines Herzens für alles, was ich von ihm und durch ihn empfangen habe.
Es liegt an mir, all die erhaltene Weisheit festzuhalten und zu verarbeiten.
Wir nehmen jetzt Abschied von der Grebbelinie.
Was ich dort erleben musste, habe ich nun erlebt.
Mit dem irdischen Leben habe ich abgerechnet, ich bin frei von der Erde, nichts bindet mich dort mehr.
Ein neues Leben wird für mich beginnen.
Ich habe die Welt des Geistes betreten, dort warten geistige Schätze auf mich.
Da sind jedoch noch meine Frau und mein Kind.
Ich möchte gerne sehen, wie sie durch den Krieg kamen und wie sie nun leben.
Vater lässt mich fühlen, dass ich auch dies noch nachvollziehen werde.
Es gehört zu Theos Leben.
Jack wird Theo vollständig verdrängen, sobald Letzterer sein Leben zu Ende gebracht hat.
Jack brennt vor Sehnsucht, zu beginnen, er will sein Studium fortsetzen, etwas für die Wissenschaft tun, also für die Menschheit.
Von diesen beiden Persönlichkeiten in mir ist es Jack, der etwas Gutes, etwas Nützliches zu bringen hat.
In den Sphären bauen wir nur an den Leben weiter, in denen wir uns für einen Auftrag einsetzten, eine Aufgabe, die geistige Bedeutung hat.
Aus diesem Grund muss das Leben von Theo in mir wegsinken, denn er hat der Welt nichts zu bringen, er erlebte das Leben wie ein kleines, unbesorgtes Kind.
Oh, wie deutlich und wirklich ist alles.
Das harte, ruhelose Streben von Jack, im Interesse der leidenden Menschheit die Seele kennenzulernen, hat ihn zu einer Persönlichkeit gemacht, die in jedem weiteren Leben stärker wurde.
Es ist diese Persönlichkeit, diese Gefühlswelt, dieser Jack, dessen Willen zu dienen, dessen Beseelung andere Persönlichkeiten in mir verdrängt.
Er ist es auch, der einmal in den Sphären, tatsächlich die Wege sucht, die ihn zur Erfüllung seiner Ideale bringen können.
Es wäre nicht anders möglich.
Ich will studieren, Vater, alles wissen, was mein Geist verarbeiten kann.
Womöglich werde ich dann einst zur Erde zurückkehren dürfen.
Ich hoffe es so, Vater.
Ich sehne mich nach nichts anderem als nach der neuen Geburt.
Der Wissenschaft will ich helfen, ihr alles mitteilen, was ich hier über den Menschen und sein Seelenleben erfahren darf.
Diese Gefühle und Wünsche leben in mir.
Gott werde ich fragen, ob ich zurückkehren darf.
Und Vater lässt mich fühlen, dass ich gut daran tun werde.
Es scheint, als hört Theo in mir Vater und Jack zu.
Auch er ist mir lieb.
Ich werde ihm jetzt folgen.
Als Theo denke ich an meine Frau und mein Kind, als Jack haben sie keine Bedeutung für mich.
Dann habe ich sie lieb, wie ich alles Leben Gottes lieb habe.
Vater sagt mir, dass ich mich auf neue Erlebnisse vorbereiten soll.
Und auf meine Frage, wohin wir gehen werden, antwortet er, dass unser Ziel in Rotterdam liegt.