Nein, Mutter, für kein Geld der Welt bleibe ich heute zu Hause

Die alte Friesenuhr hat dreimal geschlagen.
Crisje steht mitten aus ihrem ersten Schlaf aus dem Bett auf, geht die Treppe hinauf, um zum letzten Mal ihr Glück zu versuchen, ihn heute zu Hause zu halten.
Er darf sie heute nicht allein lassen, sie wird zusammenbrechen.
Als sie nun vor seinem Bett steht, sieht sie, dass er schläft, aber unten fühlte sie, dass er genau wie sie nicht schlafen konnte.
Seltsam ist es, sieht sie, sie schaut auf sein Gesicht und folgt in Gedanken ihrem Leben mit Jeus.
Durch dieses Leben konnte sie, bevor er geboren war, fliegen.
Mit diesem Leben war sie im Vorhof Unseres Lieben Herrgottes und hat ein Paradies erlebt.
Sie weiß es, seine Persönlichkeit ist jetzt für ihr Leben anders, ihr fehlt etwas, und genau das, wodurch sie ihren innerlichen Kontakt erfuhr.
Früher konnte sie, auch wenn er in Emmerich war, mit seinem Leben sprechen, jetzt muss sie dem stofflichen Weg folgen, um diese Einheit zu erleben.
Sie hat sich vor seinem Leben verschlossen, weiß sie, weil sie Hendrik Wageman heiratet.
Die universelle Sicherheit ist fort, ein anderer Mensch ohne Gefühl steht zwischen ihnen und bekommt bald alles.
Es ist schrecklich, denn nun regnet es, es ist kalt und elend jämmerlich, aber sie muss da durch.
Jeus ... ruft sie innerlich, werde doch mal wach.
Als sie sich nun auf die innerliche Maschine einstellt, kehrt das Tagesbewusste zurück und schaut ihr wieder in die Augen.
Und dann bittet Crisje:
„Jeus, ach, mein Jeus, lass mich heute nicht allein.“
Und dann bekommt Crisje sofort: „Nein, Mutter, für kein Geld der Welt bleibe ich heute zu Hause.“
Jetzt weiß sie es.
Es gibt nichts mehr zu sagen, er macht es nicht.
Sie geht zurück, die Stufen hinunter.
Aber stürzt Mutter nicht?
Geschieht nichts mit Mutter?
Nein, Mutter ist unten.
Geben Mutters Beine nicht nach?
Gott sei Dank, es ist so weit.
Nein, es ist unmöglich, er würde es nicht mitmachen können.
Er würde den Herrn Pfarrer für alles, was grässlich wäre, ausschimpfen, und das darf nicht sein.
Die Menschen würden nur darüber lachen und auch das darf nicht sein, und Hendrik Wageman gönnt er kein Vergnügen, das hätte der wohl gern.
Schnell ist er wieder eingeschlafen.
Am Morgen reden sie nicht.
Er wagt es nicht, Crisje anzuschauen.
Aber ihre Augen folgen ihm und das schneidet innerlich.
Er muss rasch machen, dass er fortkommt.
Es ist mies, Mutter, aber ich kann nicht zu Hause bleiben.
Ich habe so unheimliche Träume gehabt.
Ich will weg.
Und er allein verschwindet.
Die anderen haben einen freien Tag.
Leise kommt über seine Lippen:
„Auf Wiedersehen, Mutter?“
„Auf Wiedersehen, Jeus?“ ... aber das sagt Crisje innerlich.
Weg ist ihr Leben und ihre Liebe.
Sie denkt zurück, Jahre in die Vergangenheit, damals hat sie doch bei sich erkannt, dass er sie viel zu sehr lieben würde und damals hätte sie einen Riegel vorschieben müssen – jetzt ist das zu spät.
Aber es ist gefährlich, fühlt sie nun, oh, so gefährlich, wenn dir das fortgenommen wird, erstickst du am Schmerz.
Aber was hätte sie tun sollen?
Im Galopp stürzt er den Grintweg hinunter.
Im – Gässchen – bei Crisjes Bruder, dem Schneider, bleibt er plötzlich stehen.
Die kommen natürlich auch nicht zur Hochzeit, denn das kostet ein Geschenk.
Diese Leute, das weiß er von Bernard, leben vollkommen für sich.
Alles ist für den Lockenkopf, ihr einziges Kind, das Bernard vom Nähtisch gestoßen hat.
Dann kann er verstehen, in jenem Kopf steckt kein Gefühl, jener Kopf von dem hat kein Hirn.
Hier bekam er immer einen Keks für elf Cent pro Kilo.
Fanny mochte den nicht.
Und wenn man sechs Monate später wiederkommt, kriegt man wieder einen solchen Keks aus derselben Packung.
Er könnte das Ding nun kurz und klein trampeln.
Auch Bernard ärgerte sich schwarz über diesen menschlichen Geiz.
Für ihn machen sie keinen Anzug, das hätten sie wohl gern, Pustekuchen!
Trotzdem ist dieser Onkel nicht böse, nur die Tante, die schimpfte einen immer aus, das kleine Ding hatte eine große Klappe.
Kannst du beten?
Sag mal danke, Tante!
Aber bei uns kommen keine Kinder mehr!
Nein, keine Kinder mehr.
Das ist das Schlimmste, was es gibt.
Mit Grüßen an Gerritje befreit er sich mit einem Ruck von der Familie, die nie in den Grintweg kommt.
Da ist mir ja der Sultan lieber.
Der Sultan ist ein guter Mann.
Mit dem Sultan kann man noch mal reden.
Dieser Mann versteht von allem etwas.
Aber es ist doch frisch heute Morgen.
Johan und Bernard sind zu Hause.
Er nicht!
Warum er arbeiten will, das weiß Johan nicht, und doch ist Johan vier Jahre älter als er.
Johan hat keinen Kopf!
Bernard kann er alles vergeben, aber Johan nicht!
Bernard wurde genug und ausreichend geschlagen, Johan nicht!
Der lacht und lacht auch heute, Bernard nicht, innerlich ist Bernard wütend, das weiß er, aber was kann man daran ändern?
Nichts!
Nichts, Bernard!
Gegen elf Uhr beginnt es in seinem Inneren zu kribbeln.
Jetzt ist Mutter bereit zum Heiraten.
Sie schreiten nun den Grintweg entlang.
Er packt Butter ein und denkt, aber er sieht sie, jedem Einzelnen kann er folgen.
Onkel Otto, Jan und Marie sind auch da.
Guck dir diesen Jan an, wie eine Vogelscheuche.
Aber ein guter Kerl ist er.
Marie nicht, die ist ellenbogenartig.
Die verdreht die Wahrheit, die kann Mutter nicht leiden.
Die tratscht, Mutter habe ihr Hendrik weggenommen.
Das ist eine zänkische Person!
Auch vor jenem Leben muss er sich hüten.
Jetzt sind sie schon bei Jan Hieltjes.
Sieh nur, wie schön Mutter geht!
Mutter ist schön!
Niemand kann so gehen wie Mutter.
Es geht so ... ruhig, so sicher, nein, wenn er sich auf Mutters Knie einstellt, zittern sie.
Mit einem festen Willen hält Mutter sich auf den Beinen.
Ist Vater nicht da?
Kann Vater – Mutter denn jetzt nicht helfen?
Das ist mir doch allerhand.
Nein, er wird nie ein zweites Mal heiraten.
Das ist schlimmer als eingesargt zu werden.
Jetzt steht man neben einer Leiche und einem lebenden Menschen, aber die Leiche folgt einem, das sieht man und spürt man an allem.
Wenn jener Leichnam es nicht richtig versteht, kommt es zum Streit.
Aber Vater versteht es, natürlich, Vater kann das verstehen!
Nun sind sie fast bei der Kirche.
Sieh nur, wie die Leute schauen.
Johan und Bernard, Hendrik und Gerrit sind auch da.
Er nicht!
Johan lacht, seine Mutter feiert ein Fest.
Bernard tritt Klumpen aus dem Erdboden, sein Holzbein will heute nicht arbeiten, nicht vorwärts.
Aber Gerritje albert herum und Hendrik weiß es nicht, aber sie bekommen alle einen neuen Vater.
Einen anderen Vater ... einen Vater ... mit dem man eigentlich nichts zu tun hat.
Das sollte nicht-erlaubt sein!
Wenn er etwas zu sagen hätte, geschähe so etwas nicht mehr.
Es ist dumm für die Kinder!
Und dieser Mann bekommt seinen Stuhl, seinen Tisch, und nun hat er nichts mehr über Teun und Miets zu sagen.
Nichts ... dieser Mann nimmt alles in die Hand, und das für dreißig Gulden.
Wie viel kann man doch für dieses schmutzige Geld kaufen.
Dieser Mann kauft nun alles!
Und für kein Geld der Welt, dachte er, ist seine Mutter zu kaufen.
Und doch ist Mutter käuflich, Mutter ist verkauft, Mutter ist jetzt ...!
„Hallo, Vater!“
Plötzlich steht der Lange neben ihm.
„Hallo, Jeus.“
„Muss ich Vater zu ihm sagen?“
„Das musst du selbst wissen, Jeus.“
„Ich kann doch nicht zu ihm Vater sagen, wenn du mein Vater bist?“
„Das stimmt, aber du musst das mit dir selbst ausmachen, Jeus.“
„Sorgst du dann nun für Mutter, Vater?“
„Natürlich, sonst wäre ich nicht da, wie?“
„Kann ich verstehen, Vater.“
„Und nun, Jeus, alles Gute.
Du musst nur so denken.
Ich bin auch noch da!“
„Natürlich, Vater, sonst hätte ich ihm wohl was anderes erzählt.“
„Tschüs, Jeus?“
„Tschüs, Vater.
Sieh mal zu, dass du schnell da bist.
Sie sind schon in der Kirche, Vater.“
„Ich weiß es, ich bin schon da.“
Und nun arbeiten, Vater ist da!
Er braucht sich keine Sorgen zu machen, Vater ist da!
Die Kirche geht zu Ende, sieht er, Mutter gehört nun Hendrik Wageman.
Von diesem Mann kommt Mutter nicht mehr los.
Wenn er später nach Hause kommt, ist dieser Mann auch da.
Sie müssen unter einem Dach essen und trinken und schlafen.
Ein Glück, er schläft auf dem Dachboden.
Er darf gar nicht daran denken.
Dieser Tag ist schlimm für Mutter.
Dieser Tag, nur dieser Tag ... geistert es in seinem Kopf umher.
Nur dieser Tag ist schlimm, folgt noch etwa eine halbe Stunde, und dann weiß er es plötzlich.
Darum wird er sich dann schon kümmern, aber auf seine Art.
Nur dieser Tag, Jeus, dieser ist der Schlimmste.
Dieser ärgert dich, zerbricht dich, dieser ist etwas Schreckliches.
Wenn dieser Tag nur erst vorbei ist, dann geht es schon.
Aber dieser Tag ist schrecklich!
Du bebst an deinem ganzen Körper.
Du würdest wegrennen wollen, aber das darfst du nicht tun, du bist verheiratet.
Und du musst deinen Pflichten nachkommen, dein Wort ist Ja und nicht Nein!
Aber dieser Tag ist schrecklich!
Natürlich ... kommt über seine Lippen, natürlich, kann ich verstehen, Mutter!
Ich bin auch noch da.
Von wo kommen diese Gedanken?
Sie sind da und sie erzählen ihm, dass dieser Tag etwas ganz Schreckliches ist.
Aber fühlen Johan und Bernard das nicht?
Offenbar nicht, aber er hat es gefühlt, er hat es erlebt, es ist schlimm!
Schlimm ist es, Crisje, aber ich bin noch da!
Die Fabrik leert sich, und nun nach Hause.
Immer mit der Ruhe, es ist mehr als genug Zeit.
Sie sollen ihn nun nicht zu früh zu Hause sehen.
Aber die Beine wollen laufen und er muss mit seinen Beinen mit.
Und dann steht er auf dem Grintweg.
Die Leute schauen schon, sie haben ihn vermisst.
Ein Haus voll mit Leuten, und diese Leute trinken Schnaps.
Natürlich von seinem Geld, wenn man Geld hat, kann man die Puppen tanzen lassen, aber nun tanzt Mutter für einen andern.
Was will Hendrik Wageman von ihm, sucht das Leben jetzt schon Streit?
„Willst du etwas Gutes essen, Jeus“ ... empfängt Crisje ihn lieb.
„Ja, Mutter, gern, Mutter.“
Crisje gibt ihm köstliche Suppe, aber als er anfangen will, steht Hendrik Wageman vor ihm.
Der Mann, sieht er, hat Schnaps intus.
Crisje schaut ängstlich und Hendrik schenkt zwei Schnäpse ein.
Was will dieser Mann?
Jeus soll auf das Wohl von ihm und seiner Mutter trinken.
Noch nie hat er Schnaps getrunken, Vater hätte ihn sich gehörig zur Brust genommen!
Und jetzt soll das geschehen?
Crisje sagt schon zu Wageman:
„Aber Hendrik, Jeus hat noch nie Schnaps getrunken.“
Hendrik Wageman denkt ganz anders darüber.
Er schaut dem Kind des Langen in die Augen und sagt:
„Du sollst mit mir auf das Wohl von deiner Mutter und mir trinken.“
Der große Mann hält ihm ein Gläschen vor die Nase, er weiß nicht, was er tun soll.
Crisje fleht ihn an, es doch nur zu tun, sonst ist gleich der Teufel los.
In Gottes Namen, mach es, Jeus ... kommt von Crisje zu seinem Leben.
Wageman lässt sofort folgen:
„Und willst du Vater zu mir sagen?“
In wenigen Sekunden weiß er, was Crisje will.
Dann also – Prost sagen und danach die „Drudel“!
Aber das Vater will noch nicht heraus.
Crisje fleht wieder: Sag es doch, was kümmert es dich, Jeus.
Und jetzt kommt:
„Prost, Vater.“
Er stellt das Schnapsglas ab, Crisje packt den Schnaps weg, er darf essen.
Hat dieser Mann seine Genugtuung bekommen?
Nein, dieser Mann weiß genau, wie er darüber denkt.
Aber – die „Drudel“!
Die Spannung ist weg, plötzlich hatte dort drüben Stille geherrscht, nun reden die Männer wieder, auch die wissen, welcher Kampf hier ausgetragen wurde und noch ausgetragen werden wird.
Ein Mann gegen einen vierzehnjährigen Jungen, der gewinnt immer.
Und wenn ich dieser Mann wäre, würde ich das Bürschchen vom Tisch prügeln.
Wenn ich dieser Mann wäre, würde ich das Bürschchen übers Knie legen.
Wenn ich dieser Mann wäre, hätte ich Crisje mit all ihren Kindern dahin geschickt, wo der Pfeffer wächst.
Wenn ich dieser Mann wäre, ginge ich nach Paris, ließe mir die Haare schneiden und bliebe keine Sekunde mehr in diesem Nest, aber tja, der Mensch ist eben nur ein Mensch.
Der Hahn wurde nicht gespannt, aber die Revolver waren mit scharfer Munition geladen.
Hendrik Wageman hat sie hervorgeholt, er hat dieses Bürschchen noch nicht vergessen.
Aber jetzt kann das Bürschchen ihm sonst was erzählen.
Hat ihn nicht eben dieses Bürschchen hier mit Blicken hinausgeworfen?
Jetzt ist er hier der Chef!
Nach der Suppe rennt er in den Wald.
Crisjes Flehen, er solle zu Hause bleiben, wird ignoriert, er hört sie nicht.
Und im Wald kommen die Gedanken zu ihm zurück von – diesem Tag –, der fast vorüber ist, von dem das Schlimmste aber erst noch kommt.
Er weiß nicht mehr, worin er lebt, er fühlt auch nicht, dass etwas mit ihm los ist.
Er wird nie erfahren, woher diese Gefühle kamen, aber sie sind da!
Und er weiß es, er wird Mutter helfen, er wird sie nicht allein lassen.
Die Zeit, die er im Wald ist, erlebt er nicht, sondern er ist doch denkend, er sucht nach einem handfesten Knüppel.
Und als er nun so ein handfestes Stück Holz ergriffen hat, fühlt, dass die Leute nun wohl fort sind, wird es auch für ihn Zeit.
Jawohl, die Leute sind fort.
Alle liegen im Bett.
Auch Mutter.
Und dort muss er sein.
Was Crisje nun sieht, hat sie nicht gewollt.
Was mit ihm los ist, er wirkt geradezu teuflisch.
Er springt auf das Tischchen und sagt zu Hendrik Wageman:
„Rühre meine Mutter jetzt nur an, wenn du dich traust.
Dann erschlage ich dich.“
Crisje sieht, aus seinen Augen kommt Feuer.
Auch Wageman sieht es.
Der Mann wagt nicht, sich zu bewegen, dies ist kein Kind mehr, kein Junge mehr, dies ist ein Teufel.
Vor einem solchen Gegner hat Wageman Angst.
Crisje kennt sich nicht aus, dies ist ganz schrecklich!
Mein Gott, wo soll das mit Jeus hinführen.
Richtiges Feuer sieht sie in seinen Augen.
Bewaffnet mit seinem Knüppel hält er nun Wache, er schließt kein Auge, aber er sieht, dass Wageman auf ihn lauscht.
Der Mann schläft ein, dafür sorgt der Branntwein, er wacht über Crisje.
Stunde um Stunde verstreicht, die Hähne krähen schon, aber er wacht!
Der Mann wagte nicht, auch nur einen Finger zu rühren, das Leben schnarcht, mehr ist auch nicht nötig!
Er muss über jenes Leben herzlich lachen!
Crisje wagt auch nicht, etwas zu sagen, ab und zu schaut sie ihm unter den Decken hervor verstohlen in die Augen, aber sie fühlt, das ist nicht Jeus.
Wer ist es?
Was ist es?
Dies ist nicht menschlich!
Und doch?
Aber, oh, mein Lieber Herrgott?
Dies, diese Nacht, war für sie das Schlimmste.
Und nun wurde eingegriffen.
Ist dies von höherer Hand geschehen?
Sie darf nicht daran denken.
Hiermit hat sie nicht gerechnet.
Sie hat ihren Tempel geöffnet, aber nun ist ein Wächter gekommen, eine Hilfe, die schaut, ob da noch jemand ist, der Schlamm an seinen Schuhen hat.
Und dieser Mann darf noch nicht hinein.
Es scheint genau so zu sein!
Crisje denkt, Jeus steht unter einer fremden Macht.
Aber zum menschlichen Handeln kommt sie nicht.
In Jeus ist das Gefühl gekommen, den Tempel seiner Mutter zu bewachen.
Wenn diese Nacht vorüber ist, kann nichts mehr geschehen.
Er fühlt bewusst, Crisjes Tempel darf heute Nacht nicht besudelt werden.
Morgen Nacht ist wieder alt.
Aber heute nicht!
Heute ist ganz schrecklich ... heute muss er wachen, morgen muss Crisje für sich selbst sorgen.
Und Crisje weiß es jetzt.
Dies war das Schlimmste!
Warum, das weiß sie nicht, aber in diesem Kämmerlein lebt der Lange!
In diesem Bett wurden die Kinder geboren!
In diesem Raum leben Liebe und Leid, eine Unermesslichkeit ist es.
Sie hätte am liebsten von vorn angefangen, aber dafür ist ja kein Geld da.
Und das ist es!
Dies saß in ihrer Kehle, auch wenn sie dachte, sie habe alles überwunden, dies blieb, und nun hat Jeus ihr geholfen?
Sie sieht nun auch, um seinen Kopf liegt gewissermaßen ein Strahlenkranz!
Jeus lebt unter einer Macht und die ist nicht teuflisch, es kann durchaus Unser Lieber Herrgott sein.
Diese sechzehn Kreuzwege sind es!
Crisje hat Golgatha in dieser Zeit erlebt.
Nun empfängt sie die Blumen.
Ein großes Glück ist es, aber Hendrik Wageman darf es nicht wissen.
Gott sei Dank, der Mann schläft, der Mann hat Angst, aber wo soll dieses Schiff wieder stranden?
Crisje denkt.
Sie betet!
Sie dankt Gott!
Sie dachte nicht an Hilfe, aber diese Hilfe ist gekommen.
Jeus ist es!
Ach, mein Gott, was für eine Seele ist Jeus doch?
Wofür lebt dieses Kind doch?
Und woher kommt dieses Denken und Fühlen?
Jeus ist uralt.
Jeus ist ein Mann!
Jeus ist auch ein Kind!
Ein Gebet und Vaterunser nach dem anderen gehen in den Raum.
Unser Lieber Herrgott wird diese Gebete wohl empfangen.
Der Lange ist nicht da, fühlt Crisje.
Oder doch?
Aber jetzt kann sie denken!
Erst kam Johan auf diese Welt.
Dann Bernard.
Dann kam Jeus, ach, mein Gott – wie muss ich Euch danken!
Dies ist ja ein Wunder!
Dies ist noch viel mehr!
Dies ist mehr als ein Wunder, weil dies nichts mehr mit Menschen zu tun hat.
Dies ist eine Gnade!
Dies ist ein Wunder?
Dies ist wie das, was die Menschen in Lourdes erleben.
Heilige Maria, bitte für uns!
Turm Davids, bitte für mich!
Arche des Bundes, ich kann Euch nicht genug danken.
Heilige Maria und Josef, grüßt ihr bitte Unseren Lieben Herrgott von mir?
Sie hört all die Kinder wieder schreien, sie kommen eines nach dem anderen auf die Welt und von dem Mann neben sich fühlt sie nun nichts.
Was hat Casje hier zu tun, denkt Jeus?
Was hat der jetzt mit seiner Mutter zu schaffen?
Casje bekommt zugewinkt:
„Ich dachte, du willst hiermit nichts zu tun haben?
Würdest du dich dann mal verziehen?“
Er sieht, Casje verschwindet.
Vater ist nicht da, aber auch gut, denn Vater würde sich nur ärgern.
Das ist doch allerhand für einen Vater.
Und dann hört er Rumoren oben auf dem Dachboden und im Alkoven.
Johan steht vor seiner Nase.
Johan rennt zur Tür hinaus.
Kurz darauf steht Tante Trui vor ihm und zieht ihn aus dem Schlafzimmer.
Ist das allerhand?
Er braucht sich nicht anzukleiden, als das Chaos perfekt ist, ist er weg.
Und nun können sie reden.
Trui findet es abscheulich, sie schimpft Ottos Hendrik gehörig aus.
„Lässt du dich von einer solchen Rotznase hereinlegen?
Bist du ein Mann?
Bist du irre geworden?“
Auch Otto verabreicht seinem Bruder eine Tracht Prügel.
Das Für und Wider wird untersucht, Jeus war von einem Teufel besessen.
Aber Otto, wie kann das sein, findet, dass dieser Junge Charakter besitzt.
Otto muss im Grunde darüber schmunzeln, aber das findet Trui nicht richtig.
Sie kommen mit ihrem Gespräch darüber an kein Ende, aber heute ist für Crisje und Jeus morgen geworden!
Jetzt kann nichts mehr geschehen, nichts!
Rau und hart ist das Leben, aber manchmal bekommt man vom Leben ein köstliches Geschenk, und dieses Geschenk kommt dann direkt aus einem Himmel.
Auch wenn Trui sehr schimpft, sie muss zugeben, es ist etwas Besonderes.
Wer hätte nun an so etwas gedacht.
Rede um Gottes willen nicht darüber, sonst lachen dich die Leute obendrein noch aus.
Hendrik Wageman will nichts davon hören, er hat gut geschlafen und das ist ja auch etwas.
Und heute hat Hendrik geheiratet, oder war das gestern, vergangene Woche, glaubt er, aber er ist nun mit einer Frau und sieben Kindern verheiratet, davon sechs stramme Jungen und ein Mädchen.
Wer macht ihm das nach?
Kein Mensch!
Hendrik kriegt von Trui zu hören, er sei ein Dummkopf, aber was ist nun eigentlich ein Dummkopf?
Sieh dich selbst an.
Aber wie sie auch denken und schimpfen, der erste Tag ist dahin!
Und diesen Tag kann man nicht noch mal erleben, der ist dahin!
Es ist zwar eine Blamage, aber dieser Tag ist kaputt!
Was man selbst daraus machen will, muss man wissen, diesen Tag bekommt man nie zurück!
Nie und nimmer, Jeus hat seinen Tag in Stücke geschlagen.
Wie kann das sein, aber es ist die heilige Wahrheit.
Otto hat etwas übrig für Jeus, mit Jeus kann man reden und das hat Otto schon erlebt.
Jeus ist der Pfiffigste von allen.
Man kann mit ihm reden wie mit sich selbst, das Bürschlein versteht alles.
Dieser Hendrik aber auch?
Otto lacht innerlich, er kennt das Leben, aber dies ist etwas Neues!
Dass ihn heute Abend etwas erwartet, na, wenn schon, aber das macht nichts.
Crisje fragt Wageman:
„Wirst du Jeus das vergeben, Hendrik?“
Wageman sagt nichts, aber kurz darauf kommt: „Dem werde ich schon noch den Hals umdrehen“ ... und dann ist es Crisje klar.
Es wird ein Elend.
Jeus schlurft heimwärts, er hat keine Angst, aber als er auf der Schwelle steht, stürzt er plötzlich in den Wald.
Es ist dort, dass er es sich überlegt, ist er ein Angsthase?
Nein, er rennt zurück, geradewegs zu seinem neuen Vater und sagt ihm mitten ins Gesicht:
„Schlag mich jetzt ruhig tot, Vater.“
Nun, Hendrik, schieße deinen Revolver nur leer.
Ob es dir Vergnügen bereitet, ist wieder etwas ganz anderes.
Aber wenn du nun dein Hirn arbeiten lässt, deinem Gefühl folgst, auf Crisje hörst, dann bekommst du in Jeus einen guten Freund.
Der Lange hätte ihn traktiert, nicht wahr, dies ist Männerarbeit, aber du bist noch kein Langer.
Und doch, hunderte Männer würden es sich überlegen und gäben Jeus eine ehrliche Chance.
Was machst du nun, Wageman?
Crisje sieht es, sofort folgt:
„Also hier, weil du mich so ehrlich darum bittest.“
Jeus schlägt auf den Boden.
Er wälzt sich durch den unsichtbaren Langen, der dort auf dem Stuhl sitzt, und die Zeit aufschreibt.
Der Schlag hat auch gesessen, sein Junge fliegt gegen die Wand, aber als Wageman ihm noch einen Tritt geben will, ist er verschwunden.
Für den Raum liegt dies alles fest, auch Casje ist da, es geht geradewegs zu den „Universellen Richtern“ ... Wageman ... dort werden sie dies austüfteln.
Ein Jammer ist es, aber was sind „Jammer“?
Jeus rennt wieder in den Wald.
Er hat es so gut gemeint.
Crisje hört ihn sagen: „Ein Jammer ist das, ich meinte es ernst, Vater, aber du willst es ja nicht anders.“
Und so ist es!
Aber alles Leben wird sich verändern, Crisje, auch Wageman, und erst dann kommt Verstehen.
Obschon die Rechte zu seinem Leben gehören, kriegt hier das wahrhaftige Leben alles zu sagen und Menschen stehen vor dem Recht des Raumes und dürfen ihren Kopf beugen.
Crisje kann aus dem Grunde ihres Herzens sagen: Hendrik, ich bin drüber hinweg, woher diese Kräfte zu mir kamen, ich will sie nicht kennen, aber Unser Lieber Herrgott hat damit zu tun.
Stimmt es oder etwa nicht, und jetzt weiter!
Natürlich, sendet sie jetzt ihre heiligsten Gebete hinauf.
Und Jeus ist, wie sein Vater war, er hat alles von Crisje und dem Langen, in seiner Seele ist Zufriedenheit, Glück ist das, aber wofür diente dies alles?
Ist dies Genugtuung?
Nein ... natürlich nicht, dies ist nichts!
Sein Leben vergisst es.
Im Wald gibt er Fanny seinen Segen, der da nun nicht mehr ist, aber dort alles wissen wird.
Vater bekommt seine Gedanken, auch Onkel Gradus, er folgt ihnen einen nach dem anderen und als das vorüber ist, kann er ruhig schlafen, sein Haushalt muss nun sterben, er hat zu Hause nichts mehr zu sagen, hat dort keine Bedeutung mehr?
Das wird die Zukunft weisen und die kommt, erste Anzeichen waren bereits da.
Aber Betje von den Bulten kann Kinder bekommen, schade ist es, dass sie innerlich so schmutzig ist, das ist schade.
Mutter ist heilig, Mutter bleibt heilig ... mein lieber Himmel, wie ist das Leben schön, wenn man das Leben nur versteht, dann ist alles springlebendig, aber der Schlag hat gesessen.
Wäre Vater nur hier, dann hätte er alles mit Vater besprechen können, dieser Vater will nicht reden, dieser will nicht verstehen, und auch das ist schade.
War das nun Mut?
Was sagt Bernard?
Was sagt Johan?
Ist dies Mut, Vater?
Mutter, ist dies Mut?
War ich ein Angsthase?
Nein, warum hat mich dieser Mann nicht totgeschlagen?
Er muss darüber lachen, dann wäre ich schön bei Fanny gewesen und bei José, aber dieser Mann traute sich nicht, ihn totzuschlagen, davor hatte dieser Mann zu viel Angst.
Ist das so, Mutter?
Vater?
José?
Habe ich Angst?
Nein, ich habe keine Angst, er darf mich totprügeln!
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages sagen ihm nun gute Nacht.
Mutter ruft?
Er rennt zurück ... als er in der Küche steht, sitzen Mutter und Vater vor einem Branntwein.
Wieder schaut er Wageman in die Augen und fragt:
„Vater, warum schlägst du mich nicht in Stücke?“
Ist das Herausfordern, Jeus?
Nein, du gibst ihm alles.
Hendrik Wageman muss kurz überlegen und dann kommt noch:
„Nein, deinetwegen will ich nicht im Gefängnis sitzen.
Ich tue dir nichts, aber wir sprechen uns heute oder morgen noch.“
Crisje bebt, aber es geschieht nichts.
Er klettert nun auch nicht die Treppe hinauf, er rennt durch das Leben und jenes Leben hat ihm alles Mögliche zu erzählen.
Aber er war wieder in der Küche und niemand tut ihm etwas.
Und jetzt weiter ... das Leben kann ihm sonst was erzählen.
Crisje denkt.
Die Stunde des Zubettgehens kommt unweigerlich.
Aber Heute ist Gestern geworden und gehört zur Vergangenheit.
Ein neues Leben wird beginnen.
Die Kinder haben einen neuen Vater bekommen, er hat seinen Stuhl und seine Rechte verloren, aber das ist nun nicht mehr wichtig, er weiß, warum dies alles gekommen ist.
Die Landpacht ist nun da, Mutter bekommt andere Kleider, auch die Kinder, und die Schulden sind bezahlt.
Was willst du?
Nichts anderes, er kann jetzt Sport treiben und sich auf das Leben vorbereiten.
Ist da noch etwas?
Würde Betje von den Bulten ihn nun immer noch als Hosenscheißer beschimpfen?
Nein, aber er will mit jenem Kind nichts zu tun haben.
Jan und Anneke kriegen ihn noch kurz zu sprechen, aber von dem Früheren weiß er nichts mehr, das eigene Stoffliche dominiert das andere, und wodurch dies alles geschehen musste, er denkt nicht daran, er ist heraus, er ist nun vollkommen er selbst, der Jeus von seiner Mutter ... Crisje!
Trotzdem denkt er über alles nach.
Wenn es dunkel ist, kann man gut denken.
Bis drei Uhr denkt er nach, folgt er allem, er erfasst es, dass sich die Not aufgelöst hat und dass er Vater sagen wird.
Nun muss er alles anheimgeben. Auch der Zukunft kann er folgen und es heißt nun, darauf zu warten, was wird wohl geschehen?
All diese Dinge sind jetzt Schattenbilder, er erlebt sie, aber sie fliegen aus seinem Leben weg, es berührt seine Seele nicht, weil sie bereits durch das Bewusstsein erlebt sind.
Und das bekam Crisje vom Raum geschenkt, war es vielleicht anders?
Menschliche Seelen sind kostbare „Orchideen“ ...
Langer, weißt du es nun besser?
Kannst du diese Zustände zur Analyse des Raumes führen?
Die Sorgen sind weg, nun höher hinaus, jetzt zu De Bruin, wo Johan war, denn dort arbeiten Mädchen und Jungen und es gibt etwas zu erleben.
Auch sein Sarg wandert in die Erde.
Johan hat der Schwerarbeit Adieu gesagt, er arbeitet jetzt für Nico Poep in der Leimfabrik und das ist etwas ganz anderes.
Jan denkt: Wann kommen Anzeichen?
Jan Lemmekus fühlt, das Leben wird sich selbst offenbaren, aber von all dem weiß er nichts; nur Crisje, Wageman, er und Tante Trui, Onkel Otto und Johan wissen es, ein einziges Mal diese ganze Menschheit, um dem Schönen oder dem Falschen davon zu folgen und dann ein eigenes Urteil aufzubauen.
Eines steht fest ... alles ist Liebe ... für diese Liebe sind Millionen gestorben, wurden Millionen Kinder eines einzigen Vaters auf Scheiterhaufen gelegt, dafür kämpften Mütter und „Er“ kam dafür auf die Erde, denn diese „Liebe“ bleibt ewig während bestehen, stirbt nicht, weil diese Gefühle dienen ...!
Aber die menschliche Maschine von Jeus läuft bestens, viele Schrauben wurden gewendet, erneuert wurde nichts, weil all diese Dinge erst im Alter von achtunddreißig Jahren anfangen, zu verschleißen, auch wenn man sie noch für vieles verwenden kann, so ist dies trotzdem der Moment, in dem der Mensch das Niedergehende zu akzeptieren hat, den Weg zum Sarg; für alle ist dies das Freikommen von dieser menschlichen Maschine, um anderswo fortzufahren oder zur Erde zurückzukehren, um noch etwas wiedergutzumachen, das wir nun durch diese Umstände kennenlernen durften.
Wer kann sich vor den Gesetzen des Raumes beugen?
Das ist ein großer Mensch, Crisje, sie, der Lange und Jeus haben es gekonnt!
Wageman muss noch damit anfangen!
Erkenne das nun für dein eigenes Leben!
Ein Jammer ist es, er hat es so gut gemeint, Wageman, aber auch das Innerliche von dir wird dadurch erwachen ...
Uns geht es um Unseren Lieben Herrgott, auch die Engel ... was gibt es zu lernen?
Hier ist etwas zu lernen ... viel sogar, an sich selbst, um genau das Einzige zu Eurem Leben zu ziehen, womöglich ist es ein Fundament oder vielleicht eine „Orchidee“ für später!
Jeus, man dankt dir!
Du hasst nicht!
Und das hast du bewiesen!
Viele lassen dich grüßen!