Judas Iskariot

Die dramatischen Geschehnisse in Jerusalem zu Zeiten der letzten Tage des Christus sind Ihnen bekannt.
Was mit denen geschah, die bei diesen Geschehnissen direkt involviert waren, davon wissen (Sie) gleichwohl nichts.
Judas setzte seinem Leben ein Ende, nachdem er seinen Meister verraten hatte, wie die Bibel mitteilt.
Verriet er seinen Meister wirklich?
Und was erlebte er, als er nach seinem Selbstmord in die astrale Welt eintrat?
Jene Seite sagt Ihnen mit Nachdruck: Judas beging keine niederträchtige Tat gegen seinen Göttlichen Meister.
Er wollte Christus nur zu großen Taten anspornen.
Er würde den Hohepriestern einmal zeigen, was sein Rabbi wohl konnte.
Er zweifelte nicht daran, Judas, dass sein Meister der Messias war.
Was für Wunder sein Meister nicht alles ausgeführt hatte.
Aber es reichte Judas nicht, Christus würde noch größere Wunder vollbringen können.
Und was wollten die anmaßend stolzen jüdischen Hohepriester und alle anderen Feinde des Christus anfangen, wenn sein Rabbi zu diesen großen Taten käme?
Vernichten, zerschmettern kann Er sie und dadurch Seine Größe und Göttlichkeit beweisen.
Oh, er betete seinen Meister an, es verdross ihn lediglich, dass Dieser nicht gegen Seine kleinen, mickrigen Belagerer vorging.
Christus störte sich nicht an Judas.
Göttlich bewusst, wie er war, kannte Er Seinen Weg.
Diese Lektion bekam Judas zu lernen.
Er hätte seinen Meister in allem akzeptieren müssen, abwarten müssen.
Judas stellte Forderungen an Christus – und welcher Mensch darf Forderungen stellen?
Christus konnte nicht um Judas’ willen von Seinen Plänen abweichen, aber dies alles verstand Judas nicht.
Und dann wollte er seinen Göttlichen Meister zwingen.
Er provozierte Christus und die Hohepriester, brachte die Soldaten in den Garten Gethsemane und wartete auf das Wunder, das sich vollziehen sollte.
Eine Menge an Gefühlen bestürmte ihn in diesem gewaltigen Augenblick, es war Spannung in ihm, Stolz wegen seines Göttlichen Meisters, eine grenzenlose Liebe, aber doch auch Angst, dass die Dinge eine andere, verkehrte Wende nehmen würden.
Würde sein Meister nun die Wunder vollbringen, die er, Judas, schon so lange herbeisehnte?
Würde Er ...?
Aber wenn Er sie nicht vollbrachte und die Soldaten Ihn ...
Aber natürlich schlug sein Meister sie ja mit Seinen Wunderkräften!
Vieles spielte sich in Judas’ Innerem ab.
Und dann musste er erfahren, dass Christus sich wie ein Lamm anheimgab!
Keine Wunderzeichen, keine großen, zerschmetternden Handlungen.
Christus ließ sich ruhig vom Kriegsvolk wegführen.
Verwirrt, nicht verstehend, starrte Judas ihnen nach.
Grimmig traf ihn die Verachtung aus den Augen seiner Mit-Apostel.
Judas’ Welt stürzte ein, es kam Entsetzen in ihn wegen seiner Tat, Reue, es brannte in seinem Inneren mit fürchterlichen Schmerzen.
Während er keine ruhige Stunde mehr kannte und in äußerster Verzeiflung umherschweifte, vollzog sich das Drama schnell.
Froh, ihrer Beute endlich habhaft zu sein, trieben die Hohepriester den Prozess mit Eile voran.
Sie verurteilten den Messias zum Kreuzestod und schnell wurde die Hinrichtung ausgeführt.
Sie hatten Angst, durch Ihn ihre Macht zu verlieren.
Wieso Messias?
Dieser einfache Mensch sollte ihr Göttlicher Meister sein?
Nein, sie weigerten sich, an Ihn und Seine Wunder zu glauben, Kaiphas und die Seinen.
Sie wähnten sich die Könige der Juden und hatten kein Interesse daran, ihre machtvolle Position in Gefahr bringen zu lassen.
Sie haben all diese Geschehnisse in ihren ganzen Schrecken kennengelernt.
Die Folgen davon kennt gleichwohl niemand, da diese für das Leben auf der Erde nicht zu ermitteln sind.
Trotzdem machten sich diese Folgen auf der Erde schwerwiegend bemerkbar, da Gott es schließlich nicht gutheißen kann, dass man Sein Heiliges Kind vernichtete!
So groß wurde Judas’ Verzweiflung, so schrecklich brannte die Flamme des Selbstvorwurfs in ihm, dass er sich erhängte.
Wenn er dachte, dadurch Ruhe zu bekommen, musste er sogleich akzeptieren, dass das Gegenteil der Fall war.
Er war nicht tot, er lebte.
Durch seine Tat vernichtete er bloß seinen stofflichen Organismus, sein Seelenleben lebte weiter und dies musste nun bewusst die Verwesung des Stoffkleides erleiden.
Schließlich hatte Judas das Gesetz gebrochen, das seinen Körper an seine Seele band.
Dieser Körper sollte ihm für eine bestimmte Zeit dienen und nun trennte Judas, noch bevor diese Zeit verstrichen war, eigenhändig Körper und Seele.
Er meinte zumindest, dies zu tun; im Leben nach dem Tod angekommen gewahrte er auf scheußliche Art und Weise, dass er so lange an diesen Stoffkörper geschmiedet blieb bis zu der Stunde, in der er ohne Eingreifen auf der Erde gestorben wäre.
Und unterdessen erlitt er die Verwesung dieses Organismus, eine Qual, die jeden Selbstmörder erwartet.
In meinem Buch „Der Kreislauf der Seele“ habe ich ausführlich von alledem erzählt.
Auch ich setzte einst meinem Leben ein Ende und bekam dann die astralen Gesetze dieses Geschehens zu erleben.
Ich gehe hier also nicht tiefer darauf ein; wer mehr über diese Zustände wissen will, lese das genannte Buch.
Sie werden dann die Leiden und Schmerzen, die Judas und jeder, der Selbstmord begeht, erleben muss, in ihren ganzen Schrecken erfassen.
Als Judas nun diese Verwesung erlebt hatte und er frei von seinem Stoffkörper war, zog eine andere Welt ihn an.
Er war Seele und Geist und die Persönlichkeit, die sich von der Erde gestoßen hatte, trat in die Welt des Unbewussten ein.
In dieser Welt wartete er, um erneut auf die Erde zurückkehren zu können.
Mutter Erde rief dieses Leben zurück, es hatte gegen ihre Gesetze gesündigt.
Da musste Judas anfangen, seine Sünden und Fehler wiedergutzumachen.
Wenn Judas hätte akzeptieren können, wäre er mit den anderen Aposteln in die Lichtsphären eingetreten.
Er akzeptierte Seinen Göttlichen Meister jedoch nicht und beging letztlich Selbstmord und damit vernichtete er die Heiligkeit, die ihn erwartete.
Judas hatte nun vor allem zu lernen, dass er keine Forderungen zu stellen hatte und das akzeptieren musste, was ihn von Christus entfernt hatte.
Judas lieferte seinen Göttlichen Meister für dreißig Silberlinge den Juden aus.
Für die Erde verkaufte er Christus für diese Summe.
Wir wissen es auf dieser Seite besser.
Christus ließ ihn gewähren, weil Er wusste, dass Judas, aber auch die Menschheit, diese Lebenslektion gebrauchen konnte.
Ich habe es Ihnen schon gesagt – aber ich kann es nicht genug wiederholen, zu schrecklich ist über Judas gedacht und geschrieben worden –, in ihm lebte ein großer Glauben, er verehrte seinen Meister mehr noch als die anderen Apostel es taten.
Judas verstand viel von der Schrift; als guter Schüler, der er war, kannte er die Schrift vollkommen.
Er wollte jedoch mehr wissen und nur allzu gern hätte er Christus beweisen sehen, dass Er wahrlich der Messias war.
Dann würden die Pharisäer und Schriftgelehrten große Augen machen und sie könnten nicht länger leugnen oder betrügen, sie würden akzeptieren müssen, dass Christus der Messias war.
Oh, wenn sein Meister nur erst einmal vor den Hohepriestern stünde, dann würden sie Wunder erleben und sich in nichts auflösen.
Aber Judas kannte seinen Meister nicht, sein Gedankengang war verkehrt, dies waren eigene Sehnsüchte.
Groß waren sein Akzeptieren und Vertrauen, aber nicht groß genug!
Die Meister von dieser Seite kennen das Leben des Judas, sie wissen, dass er seinen Meister nicht hat verraten wollen.
Wohl hingegen vernichtete er durch seine Tat sein eigenes Leben und das des Christus und deswegen musste er zur Erde zurückkehren.
Judas wurde neu geboren.
Er bekam einen neuen Stoffkörper, aber sein Seelenleben hatte sich in nichts verändert, dies hatte während dieser ganzen Zeit in der Welt des Unbewussten geschlafen.
Obwohl er in einem anderen Land geboren wurde, betrat er doch seine eigene Vergangenheit.
Seine jüdischen Eltern empfingen ihn in aller Liebe und bescherten ihm eine ruhige, freundliche Jugend.
In ihm lag der Wunsch, zu studieren, er wollte alles über seinen Glauben wissen.
Sein Seelenleben war nicht aufzuhalten und wir sehen Judas ein tiefgehendes Studium sowohl des jüdischen als auch des katholischen Glaubens absolvieren.
Er kommt als Rabbi in den jüdischen Rat und er ist einer der Gelehrtesten unter ihnen.
Er kommt so weit, dass er bewusst fühlt, dass Christus der Messias war.
Aber als er mit seinen Mit-Rabbinern über sein Fühlen und Denken spricht und sie überzeugen will, dass sie den Messias nicht länger herbeizusehnen brauchen, da Er schon in der Person des Christus zu ihnen kam und damals jammervoll von ihnen ans Kreuz geschlagen wurde, schließt der Rat ihn aus.
Wir sehen ihn als Verbannten wieder in Jerusalem.
Judas sucht dort seine Zuflucht, in der heiligen Stadt, zu der er sich schon von Kindesbeinen an hingezogen fühlte.
Niemals hat ihn die Sehnsucht nach dieser Stadt losgelassen, sie hat sein ganzes Leben lang in ihm gebrannt und kann nur gestillt werden, indem er dorthin zieht.
Jerusalem, Jerusalem, wie überwältigend ist seine Rührung, als die Stadt ihn aufnimmt.
Er zappelt wie ein freudiges Kind und er küsst weinend die Erde.
Wie neugeboren fühlt er sich.
Jerusalem, Jerusalem, immer und immer wieder murmelt Judas das Wort.
Es beherrscht ihn.
Hier in dieser Stadt kommt er zu tiefem Nachdenken, als Rabbi kann er alle Tempel besuchen.
Und durch seine tiefe Meditation fühlt er stärker noch als zuvor, dass Christus der Messias ist.
„Schau nicht länger zu den Wolken, der Messias hat hier gelebt!“, so redet er mit sich selbst, während er durch die alten Straßen schweift, den Kopf gesenkt.
Bisweilen bleibt er plötzlich stehen und dann lauscht er auf eine Stimme, die tief in seinem Inneren spricht.
Er hebt den Kopf empor und schaut dann wieder nach unten und wieder nach oben.
Und tief seufzend murmelt er dann: „Nein, tausendmal nein, was ich fühle, das in mir brennt, das ist es, ja, das ist es!
Ja, das ist es, dies, was ich fühle, nichts, nichts anderes.
Dies ist es!“
Die seine merkwürdige Erscheinung sehen und ihn mit sich selbst sprechen hören, glauben, er sei ein Heiliger, ehrfürchtig gehen sie beiseite und versuchen, einen Blick von seiner Heiligkeit aufzufangen, als er in sich gekehrt an ihnen vorübergeht.
Aber diejenigen, zu denen er von Christus als dem Messias spricht, bezeichnen ihn kreischend als Geisteskranken, sie gehen ihm aus dem Weg und sehen in ihm mehr einen Fluch, einen Abtrünnigen und einen Schriftenfälscher.
Viel Elend erfährt Judas in diesem Leben.
Er leidet Kummer und Mangel, aber es kann ihm nichts anhaben.
Er will gern Hunger und Durst leiden, er will büßen, und auch wenn er nicht weiß, warum er das will, er macht es.
Und dabei führt er einen innerlichen Kampf, so scheußlich, wie es wenig andere Menschen erleben.
Er wird von einem nie-nachlassenden Drang verzehrt, herauszuschreien, dass die Juden erwachen müssen, dass sie Christus akzeptieren müssen und nicht länger nach den Wolken schauen dürfen.
Aber er bringt es nicht zu Worten, er kann nur murmeln.
Etwas in ihm weigert sich.
Wenn es sehr stark in ihm brennt, sucht er den Garten Gethsemane auf, dort fühlt er sich meistens ruhig.
Er legt sich dort still hin und lässt seinen Gedanken freien Lauf, denn Denken muss er, ohne Gedanken ist er niemals.
So gerne will er den Boden hier küssen und manchmal, wenn er sich unbeobachtet weiß, macht er das auch.
Er gerät dann in Ekstase, eine Art Schlafzustand, in dem er ebenfalls genau weiß, was er tut.
„Hier ist es, ja, hier ist es.
Ich kann mich nicht irren, an diesem Ort ist es ... hier lebte ...“
Aber weiter kommt er nicht, auch jetzt will das Wort nicht über seine Lippen.
Christus, über Ihn will er sprechen, Seinen Namen rufen.
Aber es ist etwas in ihm, das ihn aufhält.
Noch leben Gefühle und Gedanken in ihm, die noch nicht das erforderliche Bewusstsein haben aussprechen können.
Seine Seele weigert sich nun und auch davon hat er unsäglichen Kummer.
Und so heftig schneidet dieser Kummer in seine Seele, dass er den Garten verlässt und zum Tempel geht, um dort in der Schrift Ruhe zu suchen.
Stundenlang sitzt er dort still in sich gekehrt und liest und meditiert.
Und dann kann es geschehen, dass er aufspringt und aus dem Tempel hinauseilt.
Ganz und gar Lebendigkeit geht er seinen Weg – zum Kalvarienberg.
Und während er einen Schritt nach dem anderen tut, kommt das Wort Golgatha in ihn.
Er wiederholt es immer, er kostet das Wort, Golgatha, G o l g a t h a – Gol-ga-Gott!
Gott!
Gott!
Gott!
Warum macht er sich bloß selbst so fassungslos, todmüde macht er sich selbst.
Auf Golgatha sucht Judas nach sich selbst.
Dort ist es, dass Judas in ihm erwacht.
Es ist dort, dass er zu sich selbst reden kann, es ist an dieser Stelle, dass er sich selbst besser kennenlernt als wo auch immer in Jerusalem.
Es leben zwei Menschen in ihm, fühlt er hier, er selbst und noch jemand, und dieser Jemand ist auch wie er selbst, aber doch wieder anders.
Und diesen Menschen würde er verfluchen wollen, ja, wenn möglich mit ihm einen Kampf auf Leben und Tod führen wollen.
Dies dauert jedoch nicht lange, nur winzige Augenblicke lang fühlt er sich als dieser Fremde, dann sinkt er wieder in seinen eigenen Zustand, so fühlt er sich ruhiger, als wenn dieser andere Mensch in ihm seinen Kopf erhebt.
Dieser ist gefährlich, er droht ihm und will ihn dominieren.
Judas weigert sich auch, die Gedanken, die dieser Mensch in ihn legt, zu akzeptieren.
Als sie kommen, klopft sein Herz so heftig, dass es weh tut.
Im Garten Gethsemane wagt er es ganz und gar nicht, auf diese Gedanken einzugehen, dort würde er sich dann lieber in der Erde begraben, um niemals mehr herauszukommen.
Manchmal überfällt ihn auch dort das eigene Elend so heftig, dass er es nicht aushalten kann.
Judas ist dann kurz vor dem Zusammenbrechen.
Mit allem, was in ihm ist, versucht er, sich auf den Beinen zu halten, sich bis zum Bluten auf die Lippen beißend.
In diesem Zustand bleibt er Tage und Nächte im Garten, manchmal schläft er, meistens wacht er.
„Warum sitze ich hier?“, fragte er sich dann.
„Nachdenken kann ich ja doch nicht.“
Seine Gedanken schwirren durcheinander, es ist keine gerade Linie in ihnen und sie erschöpfen ihn ganz fürchterlich.
Endlich macht er sich von dem Ort los und zieht wieder in die Stadt.
Betend geht er dort umher, Bruchstücke aus der Schrift murmelnd, und wer ihn sieht, empfindet ihn wie gesagt als einen Heiligen.
Sie reichen ihm Brot und (etwas) zu trinken hin und er nimmt die guten Gaben an, als er das Gesicht der Geber gesehen hat.
Tränen rollen ihm über die Wangen und er richtet seine Schritte zum Kalvarienberg.
Dort verspeist er das Brot, ohne Eile oder rechten Appetit, denn echten Hunger hat er nicht.
Zwar ist sein Körper klapprig wie ein ausgetrocknetes Skelett, aber ein Bedürfnis nach Nahrung hat er nicht.
Das Brennen in ihm dominiert alles.
Er setzt sich nieder an einer bestimmten Stelle.
Sie ist ganz besonders, diese Stelle, weiß Judas, ohne jedoch aussprechen zu können, warum.
Hier stand einst ein Kreuz.
Jenes Kreuz.
Er spielt nun ein gefährliches Spiel mit sich selbst, fühlt er, jetzt setzt er sich auf die Stelle, an der einst das Kreuz stand.
Er wagt es, aber dann darf er an nichts denken und gewiss nicht an jenes Schreckliche, das dieser andere immer in ihn legen will.
Er muss sich sehr ruhig halten, dann wird es einst klar in ihm werden.
Einen Augenblick später macht er etwas, was ihn im Grunde selbst überrascht – er beginnt, an der Stelle eine Grube zu graben.
Und während er mit seinen Händen die Erde umwühlt, singt er ein frommes Lied.
Unendlich reich fühlt er sich jetzt, alles gehört ihm, auch die Erde, in der er gräbt.
Es wird ein tiefes Loch, so tief, dass er selbst darin stehen kann.
Als nun sein Kopf über die Erdwand hinausragt, singt er und summt und beobachtet seine Umgebung.
So kann er stundenlang Ausschau halten, während er sich die Hände reibt und manchmal wehklagt, als ob man ihn durchstochen hätte, und ein starker, innerer Schmerz ihn quält.
Unter ihm liegt Jerusalem.
Er beobachtet die Straßen und folgt den Menschen, die er dort gehen sieht, in Gedanken.
Indem er dies tut und sich scharf auf sie einstellt, weiß er bald alles von ihnen.
Vor allem den Rabbinern folgt er gern, er kann ihnen folgen, solange er es will.
Er wandelt mit ihnen mit in den Tempel hinein und hört ihren Gesprächen zu.
Was?
Erst glaubt er es nicht, er stellt sich schärfer auf ihr Gerede ein.
Ja, sie reden von ihm, diesem Verrückten da, der sich auf dem Kalvarienberg eingegraben hat.
Sie müssen sehen, dass sie ihn loswerden, er ist ein Missgebildeter, ein Geisteskranker, der die jüdische Rasse (siehe Artikel „Es gibt keine Rassen“ auf rulof.de) und den jüdischen Glauben besudelt.
Judas bebt nicht einmal, als er sie so vernichtend über sich sprechen hört, er kriecht sogar aus dem Loch und setzt sich hin, um besser zuhören zu können.
Aber es beginnt bald, ihn zu langweilen, und er lässt sich wieder in seine Erdwohnung sinken.
Dort meditiert er den ganzen Tag über das, was man über ihn gesagt hat.
Als er nicht zu einer Schlussfolgerung kommen kann, schlendert er zum Garten Gethsemane, um wieder zu sich zu kommen.
Dort, wo er sich niedergelassen hat, sieht man ihn fast nicht.
Judas ist überall und nirgends, er erlebt Tausende von Problemen und er erlebt keines, er ist kaputtgedacht und trotzdem ist noch keine Klarheit in ihm.
Er vermag die Scherben seines Inneren nicht mehr zusammenzufügen.
Trotzdem versucht er dies verzweifelt.
„Such ... such doch!“, kommt über seine Lippen, „such doch, du Satan, Satan in mir, such doch, du ... Pha ..., du Schriftge ... du Unruhesuchender!“
Dann spricht er zu sich selbst und zu den Menschen, denen er begegnet, aber am liebsten aus dem Weg geht.
In diesem Zustand ist er wie ein unbeholfenes Kind.
Es schneidet und beißt und knurrt in seinem Inneren, es ist wie ein Hungergefühl.
Die Fetzen, die er trägt, behindern ihn, sie tun ihm weh, am liebsten würde er nichts tragen.
Ein Stein kann ihn nun stolpern lassen und dann liegt er unten, ohne die Erkenntnis zu haben, aufzustehen, bis jemand ihn findet und sich seiner erbarmt.
Oft geschieht es, dass man ihn in sein Zimmer bringt und zu Bett legt.
Tagelang hintereinander schläft er und dies sind die einzigen Stunden, in denen er irdische Wärme und Ruhe kennt.
Ansonsten denkt und wütet er und peinigt sich und sucht nach seinem anderen Ich.
„Oh Jerusalem, warum nur!
Warum bin ich hier?“
Er will von den ihm feindlich gesonnenen Rabbinern nicht aus dem Weg geräumt werden, er muss seine Freiheit behalten, auch wenn er über die Dächer entfliehen muss, ergreifen lässt er sich nicht.
So denkt Judas, der für den einen eine seltsame Art Rabbiner, für den anderen ein vollkommen Geisteskranker ist.
Aber es gibt auch welche, die ihm ehrfürchtig begegnen.
Und dies stärkt ihn, es gibt ihm Vertrauen und lässt ihn leben.
Wieder richten sich seine Schritte nach Golgatha.
In dem Loch, das er immer wieder öffnet und schließt, beginnt Licht in ihn zu kommen.
Wenn er seine Augen schließt, sieht er die Bewohner von Jerusalem und hört die Hohepriester reden.
Aber er erlebt noch mehr von ihnen und dies lässt ihn jubeln.
Mit einem Mal weiß er mit treffender Sicherheit, dass dies der Ort ist, an dem einst das Kreuz des Christus gestanden hat.
Hier starb der Messias, der König der Juden.
Er ertappt sich selbst dabei, dass er plötzlich so licht denken kann.
Hat er etwas gelernt?
„Ich habe es geschafft“, denkt er.
„Jetzt kann ich plötzlich daran denken.
Jetzt ist es aus mir herausgekommen und ich kann es aussprechen.
Hier ist es!“
Hier an dieser Stelle ist es, wo Christus das irdische Leben gegen das Göttliche tauschte!!!
Seelenfroh über die Tatsache, dass er jetzt so deutlich und ohne Störung denken kann, rennt er auf dem Kalvarienberg umher, um nach Luft schnappend wieder zu seiner Stelle zurückzukehren.
Er lässt sich nun voller Freude in die Grube sinken und will weiter denken.
An dieser geliebten Stelle würde er sterben wollen.
Wie gern würde er für Gott und Christus sterben, wenn er wissen dürfte und eine Antwort bekäme auf die zahllosen unverständlichen und quälenden Fragen in ihm.
Wie erfreut ist er jetzt bereits, da er nun normal denken kann.
Er kann denken!
Denken an alles, was er braucht, an dieses hier und an das dort unten.
An alles kann er denken, ohne dass ihn etwas stört.
Er fühlt seinen Kopf, seine Arme und Beine, kontrolliert seinen Herzschlag, er legt seine Finger auf die Augen.
Die Augennerven warnen ihn, vorsichtig zu sein und sich mehr in Acht zu nehmen.
Er ist körperlich sehr geschwächt, aber es bedeutet ihm nichts, er kann wieder so denken, wie er damals dachte ... vor langer Zeit.
„Hier will ich sterben“, murmelt er etwas später wieder.
„Hier an diesem Ort will ich sterben.“
Er kriecht wieder aus seinem Loch und geht kriechend weiter, suchend und lauschend, erneut in eine fremde Welt versunken, in der nur Platz für ihn selbst ist.
Er presst sein Ohr auf die Erde und lauscht angestrengt, er hört nichts.
Und doch ist es hier, hier wird er hören, wie das erlösende Wort ausgeprochen wird, nur hier kann es sein, nirgendwo sonst auf der Erde ... nur in Jerusalem und an diesem Ort!
Judas sucht weiter nach der Wirklichkeit seines eigenen Lebens, und wer ihn so sieht, bekommt Mitleid mit ihm.
Er versucht, alle großen Probleme zu ermitteln, die aus ihm gemacht haben, was er jetzt ist.
Aber es ist alles vergeblich, er kommt nicht dahinter.
Er ist hier, um zu beten, so glaubt er, und um zu denken.
Er will Gott bitten, das Schreckliche aus ihm wegzunehmen, ihn freizumachen von all seinen Gedanken, von denen er nicht loskommen kann.
Warum macht Gott dies nicht?
Warum nicht?
Er dachte, Sicherheit zu haben, aber ... ist sein Fühlen und Denken gut?
Warum gibt Gott ihm keine Sicherheit und Ruhe?
Durch die heiligen Bücher ist er nicht klüger geworden, ja, die Schrift flucht in ihm, er erstickt darin.
Womöglich kann die Erde es ihm geben, es ihm sagen?
Aber wie er auch lauscht, die Erde spricht nicht.
Oder spricht sie zwar, aber sein Leben ist tot?
Dies stimmt ihn traurig.
In seinem Loch im Boden fleht er Gott an, ihm zu helfen.
Er ist ein Christ, ein Kind, so sagt er in seinem Gebet.
Er will sehen und wissen und er fragt, ob Gott diesen Schmerz von ihm wegnehmen will.
Ohne diese Schmerzen wird er besser weiterleben können.
Tage und Nächte bleibt Judas im Gebet und kriecht tastend umher.
Seltsam sind diese Gefühle in ihm, ganz Jerusalem würde er wohl an sein Herz drücken wollen, ja, sein Leben für diese Gegend geben wollen.
Aber warum eigentlich?
So mehren sich seine Frage stündlich.
All die Schmerzen, die Fragen und der Mangel sind doch nicht in der Lage, ihn zu brechen, er weiß sich zu behaupten und so allmählich lernt er sich besser kennen.
Manchmal bedeutet dies Weisheit für ihn, dann wieder Elend und Schrecken.
Und in Jerusalem lässt man ihn einfach gewähren, man hält ihn nun für einen ungefährlichen Sonderling.
Träumend geht er durch Jerusalems Straßen, mit sich selbst redend und kopfschüttelnd.
Ächzend stößt er die Worte aus.
„Mein Meister ... oh, mein Meister ...“, hört man ihn murmeln.
Judas sieht dann einen Blitz von seinem früheren Leben, er sieht sich selbst durch die Straßen von Jerusalem schlendern, bei ihm sind andere, die er kennt.
In ihrer Mitte geht eine Gestalt, so himmlisch und göttlich, dass es nur der Messias sein kann.
In diesem Bild löst sich Judas kurz auf, er sinkt inmitten der Menschen zusammen und bleibt liegen, ächzend und den Namen des Messias murmelnd.
Diese Augenblicke sind gewaltig für Judas’ Seele, die Umstehenden sehen die Ekstase auf seinem Gesicht widergespiegelt.
Neben sich nimmt Judas nun eine prächtige Gestalt wahr, in ein schneeweißes Gewand gehüllt, strahlend wie eine Sonne.
Aus den Augen scheint das ewige Licht auf Judas nieder, es wärmt ihn und die anderen, die bei ihm waren.
Er versteht nicht, dass nun niemand niederkniet, um zu beten und zu meditieren.
Warum sind die Menschen so unsensibel?
Judas träumt bewusst, er schläft und ist dennoch wach.
In diesem Zustand erlebt er all diese unwirklichen Erscheinungen.
Aber dann verschwimmt alles und mit geöffneten Augen sieht er die Umstehenden, die ihn mit ehrfürchtigen Blicken beobachten.
Trotzdem verletzen ihn diese seltsamen Augen und er eilt davon, weit weg von den Menschen, zur sicheren Stille von Gethsemane.
Dort versteckt er sich unter den Sträuchern.
Er versucht, zu sich zu kommen.
Und dann kann es geschehen, dass er so über sich selbst erschrickt, dass er sich kasteit.
Auch an diesem Nachmittag prügelt er auf sich los, er schlägt sich, wo er sich nur treffen kann, so lange, bis er erschöpft zusammensinkt.
Ermattet an Seele und Körper findet er sich wieder, er schlägt die Augen auf, aber dann kann er den geschundenen Körper nicht mehr aufrecht halten und schließt die irdischen Augen endgültig.
In jenem Augenblick bekommt seine gequälte Seele Flügel, sie taumelt nach oben, schaut sich kurz im Raum um, wo sie hinkommt, will auch dort anfangen zu denken und nach sich selbst suchen, aber dann schließen sich auch diese Augen und Judas weiß von nichts mehr.
Eine der vielen Welten, die Gott besitzt und für das menschliche Wesen schuf, hat ihn aufgenommen.
Diese Welt wiegt ihn in den Schlaf, er ruht sich dort aus und macht sich für eine neue Geburt bereit, für ein neues Leben auf der Erde.
Im Garten Gethsemane fand man ihn liegen, seine Lippen berührten die Erde, als hätte er noch in seinen letzten Augenblicken von der Erde die Antwort auf seine zahllosen beklemmenden Fragen über sich und das Jetzt und die Vergangenheit hören wollen ...
War er Judas?
Mehrmals hatte er es gefühlt, es war jedoch zu unglaublich für ihn, als dass er es hätte akzeptieren können.
Weder die Erde noch die Menschen konnten ihm jedoch seine Gefühle bestätigen und es half ihm gleich genausowenig, dass er stundenlang zum Himmel starrte oder die Tränen fließen ließ.
Jetzt schenkte Mutter Erde ihm ein neues Leben.
Er wurde wieder bei jüdischen Eltern geboren.
Sie sehen ihn Rabbiner werden und aufsteigen zum jüdischen Rat.
Wieder will er das Judentum von seinen Gefühlen in Bezug auf den Messias überzeugen.
Er ist in diesem Punkt sogar noch fanatischer als zuvor, das Feuer in ihm ist noch heftiger entbrannt.
Die Juden wollen nichts von ihm und seinen Auffassungen wissen.
Aber Judas schreit es heraus: Christus ist der Messias!
Als er nicht auf die Behauptungen seiner jüdischen Mitpriester hören will, dass ihr Messias noch geboren werden muss und dass dies nicht mehr lange dauern wird, sieht er sich erneut verbannt.
Wieder zieht Judas nach Jerusalem, auch wenn er auch jetzt noch nichts von seiner Vergangenheit weiß.
Dort steigt er sofort auf den Kalvarienberg.
Er will meditieren, aber dann bekommt er plötzlich einen heftigen Schock: Er steigt während dieses Denkens unerwartet in seine Vergangenheit hinab.
Der Schreck ist so fürchterlich, dass ein Schlaganfall ihn von der Welt wegnimmt.
Wieder fliegt seine gepeinigte Seele in den Raum, auch jetzt schlägt er kurz die Augen auf, aber die Gesetze Gottes hier verlangen Gehorsam.
Er kehrt zurück in die Welt des Unbewussten, jetzt darf er nicht sehen oder denken.
Er fällt in den Schlaf und eine unsichtbare Energie trägt ihn zur Ruhe.
Judas Iskarioth erlebt noch viele Leben nacheinander, ich durfte ihm folgen.
Das Feuer brannte in ihm weiter.
Mehrmals fragte er sich, warum er bloß so fanatisch für den Messias kämpfte und warum sich das Judentum nicht veränderte.
Noch einige Male wurde er in den jüdischen Rat aufgenommen.
Judas sprach dann als ein Bewusster, und wenn diese Beseelung über ihn kam, untergrub er alles von den Juden, für ihn existierten nur Golgatha und der Messias.
Hinter sich selbst kam er auch in diesen Leben nicht.
Sie führen ihn immer wieder zu anderen Völkern.
Aber Jerusalem lässt ihn auch in diesen Leben nicht los, dieser Ort zieht an seinem Leben mit magischer Kraft und er kann sich unmöglich davon lösen.
Er lernt viel in diesen Leben und er kommt in Harmonie mit dem Raum.
Er sucht jedoch weiter nach sich selbst.
Auch in seinem letzten Leben auf der Erde sehen wir Judas in Jerusalem wieder.
Als Kind spielt er bereits auf dem Kalvarienberg.
Golgatha zieht ihn auch jetzt an und das Kind lässt sich gehen.
Immerfort spielend erlebt es das eigene Gefühlsleben.
Judas begegnet einem Jungen, der sich wie er oft dort niedersetzt und trübsinnig in den Raum starrt.
Er will sich gern mit diesem Kind anfreunden, aber etwas hält ihn davon zurück, etwas stößt ihn von diesem Leben weg.
Judas meint, dieses Leben zu kennen, aber er weiß nicht, woher.
Immer wieder kommt der Junge zurück in seine Träume, so oft und so klar, dass es in bestimmter Weise hinderlich wird.
Gemeinsam wachsen sie heran, der Junge ist nicht immer in Jerusalem, aber wenn er da ist, sucht er Judas auf, um mit ihm zu spielen und zu reden.
Judas erwacht dadurch.
Auf Golgatha kommen sie zu tiefen Gesprächen, der Junge erzählt, dass auch in ihm keine Ruhe ist.
Judas hat Mitleid mit ihm, weiß ihm aber ebenfalls nicht zu helfen.
Wenn Judas die Tiefe dieses Seelenlebens hätte wahrnehmen können, hätte er in seinem Freund den Mörder wiedererkannt, der links von Christus am Kreuz hing und keine Vergebung brauchte.
Wie Judas jetzt nach sich selbst suchte, so suchte diese Seele nach der Vergebung, die er damals lachend ablehnte!
Mit dem Älterwerden kommt mehr Ruhe in Judas.
Er ist jetzt fortwährend auf Golgatha, geistig ist er weit weg von der Erde, jeden Gedanken schöpft er aus einer anderen Welt, stofflich wird er blind und gefühllos.
Er sitzt bei der Stelle, wo einst das Kreuz des Christus gestanden hat, ruhig und zurückhaltend wartet er auf das Wunder, das kommen muss und das ihm sich zeigen wird.
Judas – ist er Judas?
Das Wunder kommt nicht, Judas versinkt in eine geistige Tiefe und ein Herzstillstand setzt diesem Leben ein Ende.
In der Welt, in der er jetzt seine Augen öffnet, warten leuchtende Gestalten auf ihn.
Judas glaubt, sie zu erkennen.
„Ist das nicht ...?
Aber das kann doch nicht sein?
Sind sie es dann doch?“, fragt er sich.
Die Gestalten treten auf ihn zu.
Eine von ihnen sagt:
„Ja, mein Bruder, wir sind es.
Ich bin Petrus, dort sind Johannes und Andreas, dort sind Jakobus und die anderen.
Wir kommen, dich willkommen zu heißen!“
Petrus und die anderen Apostel begrüßen Judas in den Lichtsphären.
Aber viel kann Judas noch nicht verarbeiten und er fällt in den Schlaf.
Als er erwacht, ruft er sofort nach den Aposteln.
Petrus fragt ihn, ob er sie erkannt hat.
Ja, ja, versichert Judas ihm, er hat sie alle erkannt.
Er fällt auf seine Knie, Judas, und stellt seinen Mitbrüdern Fragen.
Petrus lässt ihn aufstehen und macht ihm deutlich, was mit ihm geschehen ist.
Eine Szene nach der anderen zeigt er ihm und so überblickt Judas jetzt all seine Leben, der Schleier fällt ihm von den Augen.
Er versteht nun die Fragen und die Spannungen, die ihn während seiner irdischen Leben bedrückten.
Die Apostel bringen ihn zur ersten Sphäre, wo er ausruhen kann.
Hier dankt er Gott für alles, was er zu erleben bekam, er hat seine Lektionen gelernt und versteht nun die Fehler, die er als Judas gegenüber Christus beging.
Trotzdem ist er nicht frei von allem, es brennt noch immer ein Feuer in ihm und auch davor will er sich befreit sehen.
Judas hört aufmerksam zu, als seine Mit-Apostel ihm erzählen, wie gehandelt werden muss.
Er akzeptiert alles.
Dann führen die Apostel ihn nach Golgatha zurück und wieder lebt er in Jerusalem, aber nun als astrale Persönlichkeit.
Während er dort sein Leben überblickt, wird ihm deutlich, was noch in ihm brennt.
Er will aus dem Mund seinen Göttlichen Meisters hören, dass Dieser ihm seine Taten vergibt, sonst wird er niemals glücklich sein.
Womöglich kommt sein Meister hier zu ihm.
In tiefer Sehnsucht wartend auf das Kommen des Christus geht er noch einmal all seinen Leben nach und meditiert, während die Apostel zu ihren eigenen Himmeln zurückgekehrt sind.
Sein Meister kommt nicht und es kommt ein Gefühl der Verzweiflung über Judas.
Die Gedanken an die ewige Verdammnis lassen ihn nicht los; wird Christus ihm seine Taten nicht vergeben können und wird er also immer mit diesem Fluch umhergehen müssen?
Aber es ist doch Licht in ihm und es besteht doch ein riesiger Unterschied in seinem Denken und Fühlen hier zu dem während seiner gespenstischen Irrfahrt über die Erde.
Aber die Monate und Jahre vergehen und noch immer lebt er dort in Erwartung in Jerusalem und auf Golgatha, um das vergebende Wort flehend, das ihm das ewig währende Glück schenken wird.
War seine Tat denn zu groß, um je Vergebung empfangen zu können?
Wieder und wieder kehrt er zu seinen früheren Leben zurück und geht wieder mit seinem Meister und seinen Mit-Aposteln umher.
Wenn er sich so gehen lässt, ruhig bleibt und keine Sehnsüchte in sich aufkommen lässt, sind Frieden und Glück in ihm.
Aber sobald er sich von seinem zwingenden Begehren nach Vergebung treiben lässt, steigt die Unruhe in ihm auf und er fühlt, dass er wieder zurückfällt.
Er fordert dann wieder – und hat das Leben ihm nicht zu verstehen gegeben, dass er nichts zu fordern hat?
Soll sein schrecklicher „Willen“ ihn denn wieder vernichten?
Er erstickt nun jeden Gedanken, der in seinem Inneren aufkommt und ihn zwingen will, Fragen zu stellen, Vergebung zu verlangen.
Nichts darf ihn jetzt vorwärtsjagen, Forderungen oder Sehnsüchte dürfen nicht in ihm sein, nur reine, volle Anheimgabe.
Dann erst wird er seine falschen Eigenschaften überwunden haben, dann wird er Meister sein über sich selbst.
Und mit diesen neuen Gefühlen in sich erlebt er das Golgatha-Drama erneut, er schreckt nicht davor zurück, alles will er erleben, auch seine eigene Rolle in dem schrecklichen Geschehen.
Er denkt ruhig über alles nach und jetzt ist von Forderungen in ihm keine Rede mehr.
Und jetzt darf er um Vergebung bitten, es sind jetzt Verstehen, Anheimgabe und Wissen in ihn gekommen!
Er kniet nieder und bittet seinen Göttlichen Meister um Vergebung.
Und jetzt ist er nicht allein auf Golgatha, Millionen Seelen folgen ihm, folgen seinem Leben mit Christus auf der Erde und gehen zugleich ihren eigenen Leben nach.
So kommt auch in sie Vertiefung, Verstehen und Anheimgabe.
Und Judas betet:
„Gott, oh mein Gott, vergib mir meine Fehler.
Ich wollte deinen Sohn nicht verraten.
Ich wollte das Judentum wachrütteln.
Ich werde alles wiedergutmachen, aber ein Verräter bin ich nicht.
Dein Sohn und Heiliges Kind weiß es.
Ich bitte Dich um Vergebung, mein Gott.
Hilf mir, vergib mir.“
In ihn sind Licht, Wärme und Glück gekommen.
Als er dachte, dass nichts helfe und er sich selbst und alles aufgab, er überhaupt nichts mehr war, fühlte er, wie er aufging, und Licht strahlte in ihn (und auf ihn) ab.
Das Leben um ihn herum löst sich auf, Judas sieht sich allein auf Golgatha.
Ein goldenes Licht bricht durch, es überstrahlt sein kleines Leben.
Judas schlägt die Blicke nach oben und sieht in das Antlitz seines Göttlichen Meisters.
„Meister, mein Meister.
Du bist es, der Messias.
Kannst du mir vergeben?“
Judas fühlt sich in die Heiligkeit und die Herrlichkeit von Gottes Kind, Jesus Christus, aufgenommen.
Seine Augen können sich nicht losmachen von Dessen strahlendem Antlitz.
Dann hört er sagen:
„Judas, Judas, zweifelst du noch?“
Er kann kein Wort herausbringen, Judas, überwältigt wie er ist durch dieses eindrucksvolle Geschehen.
Und Christus sagt dann:
„Alles ist dir vergeben, Judas, alles, du hast dich selbst kennengelernt.
Geh nun zurück zu den Lichtsphären und verfolge dort deinen Weg.
Die Gesetze meines Vaters kennst du.
Komm, Mein Sohn, jetzt ist alles vergessen.“
Judas fühlt, wie er in das Leben des Christus aufgenommen wird, er weiß sich jetzt durch Seine Heiligen Kräfte getragen.
Er fühlt, wie er höher und höher geht.
Zwischen Himmel und Erde empfängt Judas von seinem Meister den Segen.
Dann löst sich Christus vor ihm auf, aber in Judas singt nun das Glück, frei wie er ist von jedem verkehrten Gedanken.
Die astrale Welt nimmt Judas auf, wie alles Leben von Gott kehrt er zu seinem Allvater zurück.
Seine Mit-Apostel erlebten das Wunder der vergeistigten Materialisation mit.
Hiernach kehrten sie zurück zu ihren Leben auf dem vierten kosmischen Lebensgrad.
Sie sind weiter als Judas.
Einst setzten sie ihr Leben für ihren Meister ein.
 
Aber wo sind nun die anderen, die am Drama auf Golgatha teilhatten?
Die Christus ans Kreuz brachten?
Alle mussten zur Erde zurück, um sich in Harmonie zu bringen mit den Gesetzen Gottes und den Gesetzen des Unendlichen.
Golgatha hält auch sie gefangen.
Sie stehen davor, ihre Ursache und Wirkung aufzulösen.
Die Verfluchungen, die in dieser Zeit ausgesprochen wurden, verfolgen sie.
Keine einzige Seele entkommt dem.
Gott kann uns nichts schenken, jeden falschen Schritt müssen wir wiedergutmachen.
Es ist nicht nötig, dass ich Ihnen die Geschichte eines jeden von ihnen erzähle.
Wenn Sie auf unserer Seite sind und Bewusstsein besitzen, können Sie nach Golgatha zurückkehren und dort dem eindrucksvollen Geschehen folgen.
Erst dann verstehen Sie, wie heilig das Leben des Christus ist.
Dann erfassen Sie auch die Gnadenlosigkeit von Gottes Gesetzen.
Judas erlebte sie und jede Seele im Raum muss dies.
Ich werde Ihnen noch die Geschichte von zweien von ihnen erzählen, kurz die des Pilatus und in einem nächsten Kapitel die des Kaiphas, dessen Leben Sie kennen müssen, wenn Sie die gewaltigen Probleme Ihrer eigenen Zeit verstehen können wollen.
Als Pilatus nach seinem Tod in die Welt des Unbewussten eintrat und danach auf der Erde ein neues Kleid empfing, war nur eine einzige Sehnsucht in ihm, er wollte mehr vom Leben des Christus wissen.
Der Glauben an Gott trieb ihn innerlich weiter, diese Beseelung treibt ihn, sein Leben Ihm zu weihen.
Das gewaltige Geschehen hatte ihn aufgenommen.
Auch sein Leben ist wie eine Hölle auf der Erde, auch er sucht und träumt auf eine schreckliche Art und Weise.
Aber immerfort folgt er Christus.
Als Kind fühlt er sich zur Kirche hingezogen und er wird Priester.
Im Urwald zieht er sich zurück und er arbeitet, ein Leben nach dem anderen gibt er sich für Christus.
Er arbeitet sich in diesen Leben hoch, weiß jedoch nichts von seiner Vergangenheit, das Feuer in ihm gibt ihm keine Ruhe.
Dieses treibt ihn vorwärts und er kann es nicht löschen.
Einst wird auch er seine Vergangenheit sehen und die Rolle, die er im Golgatha-Drama spielte – um dann zu erfassen, warum er sich immer wieder für Christus einsetzen will.
In diesem Augenblick lebt Pilatus in Deutschland, er ist dort Bischof.
Er machte seine Fehler wiedergut und hat Christus innig liebgewonnen.
Pilatus ist für Gott erwacht.
Er predigt über Jerusalem und über sich selbst als Pilatus.
Noch kann er nicht fühlen, dass er Pilatus ist, aber seine Worte bringen seine Vergangenheit zum Ausdruck.
Jetzt lebt Pilatus im Deutschen Reich und er wird verfolgt.
Von wem?
Bald wird Ihnen dies deutlich werden.
Wo leben all die Seelen, die damals verkehrt gehandelt haben?
Sie sind zum größten Teil auf der Erde und erleben die Gesetze Gottes.
Diese halten sie wach, sie treiben sie in die Richtung von Golgatha, dort werden sie wach werden, sonst hätten sie kein Leben mehr gekannt.
Sie wären im Chaos ihres eigenen Gefühlslebens ertrunken, um nicht mehr nach oben zu kommen.
Alle Völker von Europa zogen sie an.
Eine einzige Kraft ist es, die sie gefangen hält, und das ist „Mutter Erde“.
Warum hält Mutter Erde all diese Leben gefangen?
Sie müssen es nun wissen.
Gott hielt Seinem Sohn Jesus Christus den Kelch hin und Christus trank ihn leer.
So haben wir Menschen zu handeln!
Auch wir gehören zu dem Göttlichen Leben.
Tief in uns liegen all unsere Taten, all unsere erlebten Gefühle.
Unser ungeheures Unterbewusstsein hält sie fest, bis der Augenblick kommt, in dem diese verwahrten Gefühle erlebt werden müssen und die Stunde des Wiedergutmachens geschlagen hat.
Dies ist Gottes Willen, sonst stünde unser Leben still.
Dies sind die Gesetze, die für die gesamte Menschheit gelten!
Judas, Pilatus, Kaiphas und andere, sie stehen jetzt vor Golgatha.
Aber auch das Judentum steht davor!
Außerhalb von Golgatha leben können die Juden nicht (siehe Artikel „Das jüdische Volk“ auf rulof.de).
Das scheußliche Drama wird auch sie wachrütteln, träumen werden sie davon, genau dann, wenn sie es nicht wollen.
Genau dann, wenn sie ihr eigenes Leben erleben wollen, steht Golgatha vor ihnen und gebietet ihnen Göttlichen Einhalt!