Jeus, der Polierer

Wenn wir akzeptieren müssen, dass es Casje war, der zu ihm gesprochen hat, dann bekommt er recht, denn Jeus ist schon blank, er hat keinen Cent mehr.
Crisje ... die elf Gulden und sechzig Cent sind futsch!
Aber, sie haben gelacht.
Erst haben sie ihn ins „Twee Wezen“ geschleppt, dort hat er geweint und gelacht, aber dann sind sie irgendwo hingegangen, um sich einfach nur miteinander zu amüsieren, aber das kostet Geld.
Er hat seine Runden von deinem Geld bezahlt.
Und dass er Spaß machen kann, das weißt du, Crisje.
Sogar hier haben sie über ihn lachen müssen.
Sie sahen in ihm den Künstler, denn ein Bauer ist nicht in der Lage, sich so verrückt aufzuführen, das war deine reinste Kunst.
Ja, Crisje, so bunt haben sie es getrieben und kein Hahn wird danach krähen, denkt Jeus, denn er ist es selbst.
Dann haben sie wunderbar geschlafen.
Na, Jeus, sind Stadtmenschen nicht toll?
Sind das nun gute Menschen?
Sie hatten dich ganz schön am Wickel und deine Runden haben nichts zu bedeuten, all diese Leute haben dich schon vergessen.
Und morgen?
Warte nur ruhig ab, morgen wirst du es schon hören.
Schlaf schön.
„Guten Morgen zusammen.
Meine Güte, Bernard, was haben wir gestern Abend doch gelacht, wie?“
Bernard reagiert nicht.
Sie sehen sich in die Augen und Jeus weiß schon Bescheid.
Das von gestern: Was haben wir uns doch amüsiert, ist für heute ein stechender Schmerz unter deinem Herzen, ärgerlich ist es!
Jeus, spürst du das bei Bernard nicht?
Hattest du vor, hier den Prinzen zu spielen, den Baron?
Du stehst jetzt vor: Was wirst du machen?
Ich dachte, du seist so empfindsam?
Verstehst du nicht, dass sie sich hier grämen, weil das Geld alle ist?
Johan und Rie haben ihre Ersparnisse aufgebraucht.
Sie halten sich selbst für verrückt.
Sie haben Prügel bezogen und Bernard denkt: Lieber Himmel, dafür kann ich nun zwei Wochen schwer arbeiten.
Das passiert nie wieder.
Und du?
Sieh selbst, sie sind wirklich stumm geworden.
Sie haben gestern mehr gelacht, als sie sich leisten können, Jeus.
Du auch!
Sie gehen jetzt gebückt unter einer schweren Last, was willst du tun?
„Hast du schlecht geschlafen, Bernard?“
„Was sagst du?“... fragt Bernard sarkastisch, hört aber, was Jeus fragt und der bekommt auch schon die Antwort:
„Ich habe ausgezeichnet geschlafen.
Aber ich muss arbeiten.“
„Und ich werde dann mal nach einem Chef suchen, Bernard.“ ...
Und dann heißt es, zu hart für sein Leben und sein Gefühl:
„Das wirst du auch müssen!“
Bah, Bernard, ist das jetzt nicht etwas zu hart?
Er fragt:
„Bist du sauer, Bernard?“
Keine Antwort.
Siehst du, Jeus, so geht es in der Stadt.
Große Armut.
Du kannst jetzt gleich Arbeit suchen.
Gelächter und Glück von gestern gehören zur Vergangenheit.
Komm, wir machen uns auf, Jeus, hier siehst du doch nur lange Gesichter.
Auf, und zwar schnell, rasch jetzt, Jeus.
Wir müssen Arbeit suchen.
Hörst du mich nicht?
Du hast das Gelächter noch nicht verdient, Jeus.
Du hättest an dein Geld denken müssen.
Du hättest Johan die paar Cent geben sollen, dann hättest du eine Woche auskommen können, aber jetzt, da sie selbst alles aufgebraucht haben, stehst du vor diesem Elend, ein tristes Gefühl ist das, reine menschliche Leere, das Verkehrte davon sitzt jetzt am Tisch und treibt dich mit Blicken zur Tür hinaus.
Spürst du ihre Schwere nicht?
Ich hoffe wahrhaftig, dass dir dies eine Lehre ist.
In der Stadt musst du an alles denken.
Bernard hört doch noch:
„Wie dumm wir gestern Abend doch waren, Bernard.“
„Ja, wir waren dumm.
Aber man muss sich doch auch mal was gönnen?“
Ist das dein Ernst, Bernard?
Crisjes Kind muntert sich selbst auf.
Aber es ist das Kribbeln wegen einer Schnecke, es ist mehr als das, Ekel ist es!
Mit einem Mal steht er auf der Straße.
Wohin?
Wege und Stege kennt er nicht, er ist hier ein Fremder.
Dennoch muss er jemanden finden, der ihm Arbeit gibt.
Wo leben hier die Arbeitgeber?
Ja, wohin jetzt, Jeus?
Er befindet sich in einer städtischen Hölle.
Er ist einer von diesen Millionen Unglücklichen, ein Teil dieses immensen Ganzen und er muss nun versuchen, ein wenig Glück zu finden, auch den einzigen Weg, der ihn zu einem Chef führt.
Und jetzt spürt er von innen:
„Nach links, Jeus?
Nein, kehr um ...!
In diese Straße.
Am anderen Ende stehst du dann vor einem kleinen Platz.
Geh dort einfach weiter und dann geht es wieder nach rechts.
Auch durch diese Straße musst du ganz durch und dann kommen wir zum großen Gleis.
Nicht zu dem, an dem du mit deinem Zug ankamst, dies ist ein anderes.
Und dann gehst du wieder geradeaus, also an der Bahn vorbei und wieder nach rechts und dann durch eine Unterführung.
Dann biegst du wiederum rechts ab und jetzt hörst du etwas, etwas, was du kennst, Jeus, es ist dasselbe Kreischen wie von deiner Bürstenfabrik.
Nun los, du weißt genau, wo du hinmusst.
Ich folge dir.“
Ja, Johan und Bernard hätten ihm helfen können, aber sie sind wie gelähmt.
Sie können nicht mehr denken.
Sie hätten ruhig in einer Zeitung nachsehen können, aber Jeus rannte weg.
Etwas vernünftig behandeln und bedenken, dafür haben sie jetzt kein Gefühl.
Aber er rennt schon.
Er weiß nicht, dass er auch jetzt mit einer feinen Raumschnur in Berührung ist.
Jeus ist völlig er selbst, aber die Wirkung ist da und diese Wirkung ist auch jetzt unfehlbar.
Ja, Crisje, sie haben einander wieder!
Casje ist schon tätig; und dein eigener großer „Langer“ folgt diesem Prozess, natürlich, auch für ihn gibt es nun eine Menge zu lernen.
Er geht unbeholfen durch die Straßen.
Tatsächlich, da ist ja schon das Gleis.
Etwas später hört er das Kreischen und geht in die Fabrik.
„Können Sie jemanden gebrauchen, mein Herr?“
„Ja, morgen können Sie anfangen.“
„Was habe ich zu tun, mein Herr?“
„Türen und Schränke polieren.“
„Wunderbar, mein Herr.
Und was kann ich verdienen?“
„Neun Gulden.“
Jan Lemmekus, dein Prophet wird Türenpolierer.
Jeus wird polieren.
Er macht genau dasselbe wie du.
Das ist allerdings etwas anderes als Bücher schreiben.
Er zurück zu Bernard.
Sie müssen ihm beipflichten, das ist schnell.
Aber wie bist du dort hingekommen?
Ja, das ist auch so etwas.
Ich weiß es nicht, sagt er.
Er weiß nicht einmal mehr, wo es ist.
Als er erzählt, wo er gewesen ist, spürt Johan, dass es hinter dem Gleis ist.
Dort sind diese Fabriken.
Aber ist das nicht allerhand, Johan?
Er hat Arbeit gefunden und weiß nicht einmal, wo die Fabrik ist.
Aber sie ist da.
Verrückt ist das.
Bernard sagt:
„Wenn du das hier öfter machst, fällst du im Nu auf die Nase.
In der Stadt musst du denken.“
Er hat gedacht, Bernard.
Ist das denn wirklich so verrückt?
Aber jetzt etwas anderes.
Hat Jeus Arbeitskleidung?
Nein, er hat nichts.
In seinem einzigen braunen Sonntagsanzug kann er nicht arbeiten.
Aber Bernard weiß schon etwas anderes.
Er darf solange einen Anzug anziehen, den Bernard ändern muss.
Morgen oder übermorgen muss er damit anfangen, und dann ist es schon wieder etwas anderes.
Und dieses blaue Sakko ist prima, sieht er.
Zwar etwas klein, etwas eng, aber das macht nichts.
So macht er sich auf zu seiner Arbeit, voller Energie, im Bewusstsein, arbeiten zu wollen.
Dankbarkeit strahlt er aus, weil es so rasch gelungen ist, er taucht bei den Männern auf.
Was ist los?
Warum lachen diese Männer?
Die Menge lacht.
Über ihn wird gelacht, und das Gelächter kostet keinen Pfennig.
Kapiert er das nicht?
Nein, er weiß nicht, warum die Männer lachen müssen.
Als er oben in sein kleines Zimmer kommt, ein fünfzehnjähriger Junge ihm sagt, was er zu tun hat, muss auch das Kind kurz lachen.
Dort steht die „Pampe“!
Hier hast du einen Pinsel, und hol jetzt Tische, Stühle, Schränke und Nachttische, mache die Gegenstände schwarz und poliere sie dann, dass ihr Glanz dich anstrahlt.
Das ist alles.
Die Arbeit ist kinderleicht.
Warum müssen die Männer jetzt lachen?
Als er zu den Zimmermännern kommt, wird er von vorn und hinten ausgelacht.
Was wollen diese Haager von seinem Leben?
Gehört das zur Stadt?
Sie feixen weiter und das macht ihn nervös.
Sind diese Leute plemplem?
Abscheulich ist das.
Haben diese Leute nichts anderes zu tun?
Und als der Fünfzehnjährige ihn fragt, ob er aus gutem Hause ist oder direkt aus einem Büro kommt, fängt er an, zu begreifen, aber es dringt noch nicht vollständig zu ihm durch.
Tja, siehst du, du siehst zu gut aus für eine Fabrik, und darum lachen sie hier.
Und, deine Hose hängt zu hoch, in deinen Halbschuhen sehen die Beine staksig aus, und deshalb müssen die Männer lachen.
Und ... du hast einen Kragen um.
Ist das denn wirklich so verrückt?
Du könntest so zu einer Hochzeit gehen.
Dürfen die Männer da nicht kurz lachen?
Er arbeitet schon, er tut sein Bestes, sollen sie doch tot umfallen!
Der Tag geht vorüber.
Er kann zufrieden sein.
Nur das Gelächter hat ihn schrecklich gestört, auch verletzt und verwirrt, aber sie können ihn mal.
Und dann steht er vor Bernard.
„Was musst du da machen, Jeus?“
„Ich muss Möbel polieren, Bernard.
Ich bin froh, dass ich so rasch Arbeit bekommen habe.
Aber das einzige, was mich sehr betrübt hat, war, die Männer mussten über mich lachen, Bernard.“
„Warum?“
„Ich glaube, wegen meines Anzugs, Bernard.“
„Lass sie doch verrecken.
Das ist der Neid, dass du das nur weißt.“
Auch der nächste Tag geht vorüber.
Das Gelächter ist verschwunden, er arbeitet hart.
Auch Bernard ist unheimlich beschäftigt.
Der Mann von dem blauen Sakko ist gekommen und hat gefragt, wann er seinen Anzug zurückbekommt.
Bernard wird morgen damit beginnen.
Jeus muss jetzt das Grüne anziehen.
Das steht ihm besser.
An das Gelächter in der Fabrik denkt er nicht.
Dies ist ganz etwas anderes.
Jeus erscheint in seinem anderen Sakko in der Fabrik.
Lieber Himmel, Crisje, was müssen all diese Männer jetzt lachen.
Er tut sehr vernünftig.
Seinen Kragen schleudert er in eine Ecke, aber sie lachen weiter.
Heute, fühlt Jeus, lachen sie anders.
Das ist wirklich lästig, aber er arbeitet hart.
Sind Stadtmenschen immer so?
Auf dem Lande ist das Leben doch anders.
Da lachen keine Leute, wenn man gut angezogen daherkommt.
Er sitzt sozusagen auf glühenden Kohlen.
Sie wollen ihn hier quälen.
Die Männer schlagen ihn mitten ins Gesicht.
Und dann steht plötzlich der Chef direkt vor ihm.
Der Schweiß bricht ihm aus.
Auch der Chef muss innerlich lachen, spürt er, und das ist doch sehr schlimm.
Und dann kommt:
„Sollten Sie nicht lieber woanders Arbeit suchen?“
„Was sagen Sie, Chef?
Tue ich denn nicht mein Bestes?“
„Das ist es nicht; Sie gehören nicht hierher.“
„Ich gehöre nicht hierher, sagen Sie?“
„Nein, Sie passen nicht in eine Fabrik.
Sagen Sie mir mal, woher kommen Sie eigentlich, und was haben Sie vorher gearbeitet?“
„Ich komme von zu Hause, Chef.
Und ich will hart arbeiten.“
„Aber was haben Sie hier vor?“
„Ich sage doch, Chef, ich will arbeiten.
Und was ich an meinem Körper habe, das ist Armut.“
„Richtig, das ist es!
Sehen Sie, Sie sind zu adrett.
Sie sind nicht für eine Fabrik geeignet.“
„Ach, Chef, lassen Sie mich doch arbeiten.
Ich werde mein Bestes tun.“
„Sie müssen doch besser etwas anderes suchen.“
Der Chef verschwindet.
Die Männer lachen.
Sie ersticken fast.
Ist dies jetzt nicht eine seltsame Welt?
Oh, Crisje, so etwas habe ich noch nicht erlebt.
Ich muss doch nicht etwa gehen?
Lieber Himmel, was soll ich nur anfangen, Mutter?
Die Menschen sind hier engstirnig, Mutter, armselig sind die Menschen hier.
Was will das dreckige Gesindel bloß?
Missgunst ist das, natürlich.
Man würde selbst darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Bevor der Chef aus seinem Blickfeld verschwand, bekam er noch zu hören:
„Sie fallen hier unangenehm auf.“
Ich falle unangenehm auf, hämmert es in seinem Kopf.
Ich will arbeiten!
Kurz darauf steht jemand anders vor ihm.
Der Mann legt neun Gulden auf den Tisch, lacht auch und sagt:
„Sie müssen sich etwas anderes suchen, mein Herr.“
Mein Gott, ächzt es aus seiner Seele, was für Geschöpfe hast du doch geschaffen.
Begreifen diese Stadtmenschen denn die Armut nicht?
Muss er ihnen sagen, dass ihm dieses Sakko gar nicht gehört?
Nein, das geht nicht.
Dann also fortgehen.
Er erstickt fast am Schmerz.
Er kann nicht schimpfen, denn das sind ihm die Leute nicht wert.
Kurz danach steht er auf der Straße.
In seiner Hand neun Gulden ... für die er eine Woche hätte arbeiten müssen.
Jetzt bekommt er all diese Tage geschenkt.
Sind die Leute verrückt oder bin ich es?
Dann erstickt doch, wenn ihr es nicht anders wollt, die „Drudel“!
Ja, Crisje, das erste die „Drudel“ in der Stadt ist heraus.
Sie können ersticken und tot umfallen, aber er hat keine Schuld.
Was jetzt, Jeus?
Er schlendert einfach weg, er weiß nicht, wohin.
Aber kann er so nach Hause kommen?
Nein, was wird er tun?
Was hältst du von einer Zeitung, Jeus?
Es ist noch früh.
Lerne doch jetzt die Stadt ein wenig kennen.
Iss ein Brötchen mit Hackfleisch und Ei ...
Du weißt ja, Rie, Johan und Bernard essen das so gern und es schmeckt lecker.
Du hast jetzt das dicke Geld.
Was hältst du davon?
In der Wagenstraat erlebt er dieses Wunder.
Köstlich ist es.
Noch eines!
Und nun hat er Zeit, umherzustreifen, etwas von der Stadt in sich aufzunehmen.
Wirklich, Crisje, er schaut sich die Augen aus, er fühlt sich in diesem Raum wie ein Prinz.
Und irres Getue ist es, spürt er, er muss jetzt selbst darüber lachen, aber es ist auch albern ... auf dem Lande würdest du so etwas nie erleben.
Auf dem Lande würden die Leute sagen: Das muss er wissen.
In der Stadt sind sie mickrig klein, die Leute wissen es nicht.
Ja, er wartet jetzt auf die Zeitung, aber das dauert noch etwas.
Er hat verstanden, worum es in der Stadt geht.
Schau doch nur die rennenden Menschen an.
Sind das nun Menschen mit vollem Verstand?
Hände in die Taschen, alles in Ruhe genau betrachten; er sieht eine Menge Sachen für Crisje.
Wenn er bald Geld hat, wird er etwas für zu Hause kaufen.
Und dann ist es so weit.
Jeus hat seine Zeitung, aber er hat noch nie so ein Ding gesehen.
Wo findet man etwas, mein Herr?
Da, bei den Anzeigen.
Ist das nichts, Jeus?
Schau da!
Das ist vielleicht etwas für dich und dann lernst du einen guten Beruf.
Da steht:
„Laufbursche gesucht, guter Radfahrer.
Im Hause!“
Er kann Rad fahren.
Ja, das ist was.
Aber was ist „im Hause“?
Das wird er schon noch erfahren.
Jetzt eine Straßenbahn.
Er los, er ist der Erste.
Hier ist es.
Ziemlich weit draußen.
Sie sagen, dass er fast in Scheveningen ist.
Die Linie Acht brachte ihn bis vor die Tür der Villa.
Er liest schon:
Pension ... Lieferung von Mahlzeiten.
„Guten Tag, mein Herr?
Ich komme fragen, ob Sie noch jemanden brauchen.“
Jeus darf hineinkommen.
Damit ist schon fast alles gewonnen.
Wenn man drinnen ist, bekommt man die Stelle natürlich, sonst hätten sie einem die Tür vor der Nase zugemacht.
Der Mann sieht ihn sich genau an und dann kommt:
„Woher kommst du, junger Mann?“
„Ich komme vom Land, mein Herr.
Ich bin gerade erst in die Stadt gekommen.
Ich will gern alles für Sie tun, alles, mein Herr!“
„Das ist schon mal gut.
Kennst du dich hier aus?“
„Aber das kann man doch lernen, mein Herr?
Ich bin ziemlich schnell.
Ich werde die Wege hier bald kennen.
Ich werde alles für Sie tun, mein Herr.“
Der Mann muss kurz überlegen.
Und dann hört Jeus:
„Ja, siehst du, hier kannst du weiterkommen.
Du kannst bei mir etwas lernen.
Ich kann einen Koch aus dir machen.“
„Gerne, mein Herr.
Wunderbar, mein Herr!
Ich will alles tun, mein Herr.“
„Warte einen Moment.“
Er wartet.
Bekommt er die Arbeit?
Hier riecht es lecker, Crisje.
Er riecht schon eine köstliche Suppe.
Es ist unglaublich.
Beten, Crisje.
Er muss seine Arbeit haben.
Und er hat auch ein Zuhause, Crisje.
Er hat nun plötzlich keine Sorgen mehr, nichts gibt es nun noch, das ihn schlägt.
Betest du, Crisje?
Eine Dame kommt ihn sich ansehen.
Die Frau, sieht er, hat so ein Ding vor ihrer Brust hängen wie es die Damen von Montferland trugen.
Er kennt das.
Aber er blickt der Dame direkt in die Augen.
Er tut etwas, dessen Kraft er kennt.
Er will, dass sie gut über ihn denkt.
Sie wird ihn akzeptieren!
Sie soll ihn in sich aufnehmen.
Und dann spricht sie:
„Bist du nicht zu alt für einen Laufburschen?“
„Ich zu alt für einen Laufburschen, gnädige Frau?
Ganz und gar nicht, gnädige Frau.
Ich mache es sehr gern.
Oh, gnädige Frau, ich werde alles tun.
Sie werden wirklich Freude an mir haben.
Ich schwöre es Ihnen, gnädige Frau.
Ich liege Ihnen zu Füßen, gnädige Frau.
Ich tue alles, gnädige Frau.“
Die Dame lacht innerlich und geht fort.
Jeus sieht, hier sind auch Mädchen.
Wieder steht der Chef vor seinem Leben und überlegt.
Der Mann schaut lange und ernst.
Er sieht, der Chef hat eine weiße Mütze auf, eine schöne Schürze um und alles ist hier blitzweiß, Crisje.
Nehmen Sie mich denn, mein Herr?
Los, tun Sie‘s, mein Herr!
Ich werde alles machen ... schickt er zu diesem Leben.
Wieder kommt die Dame zurück.
Eine andere Frau kommt auch gucken.
Er steht da und muss einverstanden sein, dass sie ihn von Kopf bis Fuß begutachten.
Und dann bekommt er vom Chef zu hören:
„Nun, junger Mann, wir werden uns besprechen, Sie hören noch von mir.
Erst Ihre Anschrift.“
Jeus verschwindet.
Er sieht und fühlt, dass die Mädchen ihm folgen.
Aber er weiß genau, er bekommt diese neue Stelle.
Gewiss und sicher, er bekommt sie bestimmt.
Was er gefühlt hat, ging unfehlbar zur menschlichen Persönlichkeit, zu Seele und Geist; die Fragerei, gib sie mir!
Jetzt aber die Gegend erkunden.
Ein paar Stunden läuft er wie ein verrückter Hund durch die Straßen, nimmt ganz viel in sich auf, sodass er nun doch etwas von all dem Fremden kennt.
Und dann heimwärts.
Prima, sie dürfen ihm jetzt sonst was erzählen.
„Wo kommst du so spät her?“ ... will Bernard wissen.
Ja, was soll er sagen.
„Ist etwas?“ fragt auch Johan.
„Menschenskinder, habt doch Erbarmen, ich bin schon jetzt meine Arbeit los.“
„Was sagst du?“
„Ja, Bernard, ich musste fort.“
„Weswegen?“
„Wegen meines Anzugs, Bernard.“
Glaubst du das?
Rie glaubt es nicht.
Auch Johan zieht die Schultern hoch.
Das kann er seiner Großmutter erzählen.
Sie glauben ihm nicht.
Die eigene Familie glaubt ihm nicht.
Das ist unerhört und ein Schlag für sein Leben.
Was sagst du?
Bernard kann es nicht fassen.
Er muss alles wissen, aber ja!
Rie will nichts davon wissen.
Sie denkt, das ist ganz offensichtlich, an das Geld.
Und auch das ist ein mieser Hieb für ihn.
Lieber Himmel, Crisje, ist das nicht allerhand?
Haben sie hier vergessen, was wir getan haben?
Hat diese Frau nicht alles für ihre Hochzeit mit Johan von Crisje und den Kindern bekommen?
Jetzt hat sie Angst, dass sie kein Geld kriegt, Crisje.
Es tritt ihn.
Seine Seele schreit.
Sie glauben ihm nicht.
Das ist schlimm!
Darüber hat er sich erschrocken.
Er mag kein Essen und er verschwindet nach oben, aber es ist Bernard, der ihn zwingt, zu essen.
„Bist du völlig verrückt geworden?
Ich bin auch noch da, dass du das nur weißt.
Jetzt komm, essen.“
Innerlich schlug ihn diese Ungläubigkeit.
Er weiß, worum es geht, und das ist sehr schlimm.
Aber sie wissen nicht, dass er sein Geld bekommen hat.
Er weint wegen des Schlags.
„Verdammt noch mal, Bernard, was ist das für ein Mensch?
Johan hat nichts zu sagen.
Das hätte sie mir mal bieten sollen.
Aber, Bernard, ich hab mein Geld bezahlt gekriegt.“
Bernard dreht sich deswegen um und fragt betroffen:
„Was hast du?
Haben sie dich denn ausbezahlt?“
„Natürlich, Bernard.
Ich habe meine Arbeit doch ordentlich gemacht.“
Tja, damit ändert sich allerdings etwas.
Aber an was hat Bernard denn gedacht?
„Dachtest du, Bernard, dass ich den Kram dort hingeschmissen hätte?“
„Also doch wegen deines Anzugs?
Sie dachten, du kämest aus einem Büro?“
„Ja, Bernard, das haben sie gedacht.
Sie dachten, dass ich reiche Eltern hätte.
Sie dachten, dass ich sie für dumm verkaufe.
Sie dachten, Bernard, aber das kannst du doch wohl verstehen?
Ich war dort zu adrett.“
Jetzt, da er sein Geld auf den Tisch legt, ist plötzlich alles wieder anders.
Aber, warte mal ...
Ich hab vielleicht auch wieder eine Arbeit.
Wenn ich morgen eine andere Arbeit habe, was dann?
Das wird er ihnen gleich erst sagen.
Auch sein Geld behält er vorerst noch in der Tasche.
Er wird erst mit Bernard darüber reden.
„Ich habe schon etwas anderes, Bernard.“
„Das gibt es nicht.“
„Doch, es stimmt, Bernard.
Sieh doch, hier steht es.“
Bernard liest die Anzeige.
„Aber dafür brauchen sie Kinder.
Du kannst doch nicht den Laufburschen spielen?“
„Ich werde dort Koch, Bernard.
Und im Hause ... das ist, glaube ich, dass man dort sogar auch schläft.“
Wenn das so ist, erwidert Bernard, ist er mit einem Mal aus dem Schneider.
Aber dann gibt es doch gar kein Problem.
Was wollen sie hier dann?
Jetzt, da Bernard weiß, dass er Geld bekommen hat, versteht er alles.
Einen Moment warten, das ist das Beste.
Er muss sein Geld etwas aufbewahren.
Bernard weiß es, die Bruderliebe ist da, aber wenn dein Bruder nichts mehr zu sagen hat, wird alles wieder menschlich, ist aber traurig und erbärmlich.
Auf dem Lande haben sie das nie gesehen, nie kennengelernt.
„Und glaubst du, dass du da hinkommst, Jeus?“
„Ja, Bernard, ich komme dort hin, du wirst sehen.“
Sie reden lange darüber, gehen dann endlich schlafen.
Unten wartet man auf das Geld.
Hat er richtig gehandelt?
Menschen haben lieber Geld als reine Liebe, das weiß er jetzt.
Geld ist alles, Crisje.
In der Stadt kannst du mit Liebe nichts erreichen.
Zumindest hier nicht.
Anderswo hat die Liebe hingegen Bedeutung und ist für den Menschen alles.
Jeus denkt ernsthaft über diesen Fall nach.
Schlimm ist es, wenn man als Mann nichts mehr zu sagen hat.
Johan ist herzensgut.
Aber was haben Vater und auch Mutter immer gesagt?
Es lohnt sich, es für dich selbst feststellen zu dürfen.
Du kannst dadurch lernen.
Wenn du allem gut folgst und sofern du es verstehst.
Wenn er weiß, dass er dort hin kommt, wird er sie schlagen, ihr Leben mit Geld schlagen ...
Armut?
Hat das Gelächter der Menschen etwas zu bedeuten?
Nein!
Wenn sie dir um den Hals fallen, frag dich dann erst, das hat er jetzt gelernt, ob es nicht um dein Geld geht.
Man trägt und küsst dich wegen deines Geldes?
Ja, Jeus, die Stadt gibt dir alles, bietet dir auch alles für dein Geld!
Das wirst du schon noch kennenlernen.
Lausig ist das!
Er kann deswegen nicht schlafen.
So schrecklich ist es!
Er überdenkt das Geschehen.
Er will herausholen, was herauszuholen ist.
Dadurch wird er lernen.
Wie ist es möglich, Mutter?
Johan hat nichts zu sagen!
Johan hat keine Schuld, aber er ist kein Mann mehr.
Was hat er nicht alles von mir bekommen?
Alles!
Weiß Rie das nicht?
Hat sie nicht alles von uns bekommen?
Diese Seele, Crisje, hat keine Liebe.
Liebe ist etwas Mächtiges, wenn man sie fühlt und die Liebe versteht.
Mein Gott, was hatten wir es zu Hause doch schön, Mutter.
Wie großartig war unser Leben beieinander!
Dies ist nichts.
Aber ich komme nicht nach Hause.
Ich mache weiter.
Ich werde Koch, Mutter.
Das hier werde ich dir lieber nicht schreiben, es würde dir, so wie es mir erging, weh tun.
Und das geht nicht, liebe Crisje.
Ein Uhr, zwei Uhr, er kann deswegen nicht schlafen.
Doch es muss sein, aber morgen fängt er mit etwas anderem an.
Er wird Koch ...
Es roch dort köstlich.
Törtchen mit braunem Zucker.
Natürlich, die gibt es dort auch, und es ist etwas ganz anderes als diese fiese Pampe.
Hol der Teufel die Schrankpoliererei!
Er lacht jetzt!
Er schläft noch nicht, aber langsam kommt die Stille zu ihm.
Er zieht Bilanz.
Die ersten Tage in der Stadt schenkten ihm kurz Freude, dann Elend und Ärger.
Und hinter all dem lebt auch das Glück.
Du wirst sehen, Mutter, ich bekomme die Stelle.
Ich werde Koch!
Zuhause, bei Crisje, ist noch einer, der Koch werden will.
Hendrik hat auch auf ein Inserat geschrieben und geht bald nach Arnheim, in ein großes Hotel, wo er Kochlehrling wird.
Crisje weiß es jetzt, einer nach dem anderen geht fort.
Jeus hat Hendrik angesteckt und Crisje findet es eigentlich großartig.
Die Jungs haben einen Willen, hier sterben sie und vertrocknen.
Dann lieber in die Welt hinaus.
Demnächst werden er und Bernard es erfahren.
Auch Gerhard schaut schon auf die Stadt, aber er hat nicht das Gefühl von dem „Langen“, wovon Hendrik alles hat.
Und dann ist für Jeus das Tagesbewusstsein eingeschlafen.
Er träumt jetzt von köstlichem Essen und Trinken, sieht sich selbst durch Scheveningen fliegen, denn dort geht er hin, dort lebt er schon jetzt.
In einem reichen Viertel, unter reichen Menschen, genau das, was er innerlich lieb hat und was zu seiner Welt gehört.
Dies ist ein schönes Stück Arbeit, Casje.
Du hast es gewusst.
Der erste Anlauf sieht gut aus.
Vorläufig herrscht Ruhe, oder siehst du noch etwas anderes für sein Leben?
Das sehen wir dann morgen ...
Danke, auch in Crisjes Namen.