Du glaubst mir nicht, Hendrik, aber ich dachte an Hexen
Die Leute können soviel reden, wie sie wollen, sie dürfen so dann und wann alles auf den Kopf stellen, murren und über alles schimpfen, vor Unzufriedenheit wegen etwas, was sie nicht erreichen können, saure Gesichter ziehen, aber eines wissen sie, nämlich, dass all ihr Murren und Schimpfen die Zeit selbst auch nicht eine Sekunde anhalten kann.
Trotz ihrer Unzufriedenheit vergeht sie ungestört.
Das Ehrfurcht gebietende Uhrwerk wird von Unserem Lieben Herrgott gesteuert, und daran können wir nicht rühren, ja noch nicht einmal etwas davon begreifen oder umfassen.
Was man durchaus selbst in den Händen hält, ist meistens menschliche Unbeholfenheit und kleinmütiges Gebaren.
Kommt man einmal darüber hinaus, dann ruft einem ein Unbekannter bestimmt „Stopp!“ zu, und dann kann man „Ja und Amen“ sagen, oder machen, dass man nach Hause kommt.
Das hat jeder schon mal erlebt, weiß Crisje.
Hendrik und Gerrit können dabei am meisten mitreden.
Peter und Jan gehen einen anderen Weg.
Aber wer aufrührerisch ist, mehr sein oder mehr haben will, als Unser Lieber Herrgott ihm zugedacht hat, dem wird „Stopp!“ zugerufen und er muss das Unerreichbare seiner Wünsche und Sehnsüchte akzeptieren.
Von den kleinsten Erlebnissen kann man etwas lernen.
Die Großen warnen jedoch nur, aber dann geschieht es, dass man vor der Entscheidung steht, und das menschliche Haupt muss sich beugen.
Der Lange und Crisje haben es bereits gelernt, und auch Trui fängt an, etwas davon zu spüren, doch viele andere aus ihrer Umgebung widersetzen sich noch.
Aber sie müssen es lernen, denn es gibt nur einen Weg, alle müssen über diese eine Brücke – um die Brücke herumlaufen und den Tatsachen ausweichen, das geht nicht!
So haben sie sich durch den strengen Winter geschlagen.
Da mussten alle durch und jetzt ist es wieder so warm, dass alles beinahe vor Hitze erstickt.
Crisje sitzt gemütlich am Fenster und verrichtet ihre Arbeiten.
Soeben hat sie Kartoffeln geschält und jetzt stopft sie Hendriks Socken.
Schön ruhig im Schatten der Küche, die gelbe Gardine ist etwas heruntergelassen, und ganz in ihrer Nähe, mitten in der Küche, ist Jeus.
Die Jungen spielen draußen.
Jeder hat es warm.
Jeus schläft.
Alles ist ruhig und die Umgebung ist mit einem herrlichen, liebevollen Gefühl geschwängert.
Es ist auch eine Kühle vorhanden, doch die kommt aus dem Inneren ihres Lebens und geht direkt in die Wiege von Jeus.
Crisje behält die Wiege ängstlich im Auge.
Nicht so sehr, weil sie Angst hat, dass die Fliegen Jeus stechen werden, auch nicht vor Angst, dass Wärme die Gesundheit ihres Jüngsten ungünstig beeinflussen würde, nein, das ist schon alles in Ordnung.
Doch Crisje denkt an gestern.
Etwas Seltsames hatte sich zugetragen; sie dachte wirklich, dass ihr Jeus verhext wäre.
Und wie der Lange auch redete und mit den Schultern zuckte über den Unsinn, den Crisje ihm erzählte, es half nichts.
Schon beinahe so lange, wie die Menschheit besteht, ist bekannt: Auf schöne und gute Kinder lauert der Teufel.
Und Teufel gibt es immer noch.
Wie viele Leute, große Leute, Kerle wie Bäume manchmal, befinden sich nicht in den Händen des Satans?
Und dann noch die Hexen.
Was das für Menschen in tierischer Gestalt sind, sie weiß es nicht genau.
Aber es gibt sie!
Aber als sie das sagte, brüllte der Lange so fürchterlich vor Lachen, dass sie Angst bekam, weil sie dachte, er würde daran ersticken.
„Du glaubst mir doch nicht, Hendrik, aber ich dachte an Hexen“, sagte Crisje.
„Und es ist doch etwas dran.“
Sag hier nun mal etwas dagegen und nimm es Crisje ab.
Sie saß ja immerhin selbst dabei.
Sie sah es.
Sie hatte es dem Langen erzählt und ihm das Kränzchen, das auf so unerklärbare Weise in die Wiege gelegt worden war, gezeigt.
Kann man denn an diese Dinge glauben?
Wir leben doch nicht mehr in einer Zeit, in der Hexen Kränze flechten und in Wiegen legen oder Kinder ermorden?
Das war vielleicht früher so, doch heute ist das nur Aberglauben geworden, den die Kirche als solchen verbannt hat!
Aber wie Hendrik auch redete, sie war nicht davon abzubringen.
Sie konnte ihre Angst um das Wohlsein ihres Kindes, das, wie sie meinte, durch das verfluchte Ding, das ganz normale Kränzchen aus Roggenblumen und rotem und violetten Klatschmohn, in Gefahr gebracht werde, nicht los werden.
Das ist Hexerei und davor muss man sich hüten.
Was war eigentlich passiert?
Crisje saß vor dem Fenster und schälte Kartoffeln.
Jeus lag in der Wiege.
Das Kind schaute und lachte, girrte ein bisschen und sah gut und gesund aus.
Es gab augenscheinlich nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.
Plötzlich sah sie ein Kränzchen oberhalb von Jeus’ Kopf liegen.
Es war niemand im Haus gewesen.
Verflixt noch mal, sie wird sich doch nichts eingebildet haben?
Sie denkt nach, nein, niemand war im Haus.
Die Jungen waren draußen.
Sie weiß sicher: Sie war dort allein mit Jeus.
Und dann lag auf einmal dort über dem Kopf des Kindes dieser Blumenkranz.
Crisje war fast zu Tode erschrocken.
Der Schreck ging ihr in die Beine und sie zitterte wie Espenlaub.
Sie ergriff das Kind, küsste es innig und betrachtete es, an ihm war Gott sei Dank jedoch nichts Besonderes zu bemerken.
Sie betrachtet das natürliche Ding.
Es sieht so aus, als ob Kinder es geflochten hätten.
Aber wo kommt das Kränzchen so plötzlich her?
Wie wird Hendrik komisch schauen.
Aber der Lange war überhaupt nicht erstaunt.
Der lachte über diesen verrückten Unfug und Crisjes Aberglauben.
Er akzeptiert diese Dinge nicht, sondern steht mit zwei gesunden, starken und bewussten Beinen auf ebener Erde.
Kein Mensch, der ihm das fortnimmt.
Keine Crisje und kein Hexenmeister.
Davon hat der Lange keine Ahnung und er hält es für Quatsch.
„Nein, Cris“, sagt Hendrik, „das kannst du mir nicht weismachen.“
Als er fühlt, dass es Cris’ heiliger Ernst ist, probiert er alles, um ihr das auszureden.
Dass Cris so abergläubisch ist, davon hatte er keine Ahnung.
Dass Cris Angst um ihre Kinder hat und jetzt insbesondere um Jeus, das kann er verstehen, aber das alles ändert doch nichts daran, dass die ganze Sache trotzdem völliger Unsinn ist.
Dies ist ja so lächerlich!
Das heißt, mit allem, was man besitzt, Spott treiben.
Und wenn Crisje meint, dass sie mit dem Herrn Pastor drüber reden muss – denn dem erzählt sie immer alles –, dann soll sie es nur tun.
Dann wird der Herr Pastor, wenn er es hört, sicher sagen: „Das geht zu weit!“
Und jetzt bekommt Crisje durch ihre Angst und ihren Aberglauben einen schwarzen Fleck auf ihrem weißen Hut, was doch auch kein direkt angenehmes Gefühl ist.
„Hör damit auf, Cris“, braust der Lange auf, „du tust ja so, als ob wir vom Teufel besessen sind ...
Dass ich nicht lache ...
Du bist jetzt vollkommen verrückt.“
Das ist hart, nicht wahr, Crisje?
Ja, denn wer wird dir glauben?
Wer?
Und doch hast du recht!
Wirklich, Crisje, du hast recht!
Das Kränzchen war nicht dort.
Niemand aus der stofflichen Welt hat es da niedergelegt, obwohl es doch von stofflichen Kindern ineinander geflochten worden ist.
Das ist etwas anderes.
Willst du wissen, Crisje, was eigentlich geschehen ist?
Draußen flechten die Mädchen.
Und wir ... – wer „wir“ sind, wirst du erst nach deinem Tod erfahren, doch einst wirst du es wissen – haben einen dieser Kränze genommen und über Jeus’ Kopf in der Wiege niedergelegt.
Mehr ist nicht dabei!
Wir fanden, dass wir Jeus etwas schenken müssten.
Das allein hat keine Bedeutung für uns.
Dieses Kränzchen wurde also von Kindern in der Umgebung geflochten.
Wir legten unsere Hände darauf und brachten es so „zwischen Leben und Tod“.
Dadurch verlor es die stofflichen Gesetze der Schwerkraft und wurde noch leichter als ein Fussel, den ein leichter Sommerwind hätte aufnehmen können.
Doch nicht der sanfte Sommerwind brachte dieses Kränzchen an den anderen Platz, sondern „wir“ taten es.
Wir nahmen es auf und legten es nieder, wo du es fandest und worüber du so erschrakst, als du es entdecktest.
Und wir können noch viel mehr, Crisje, das wirst du gleich erleben und dann fragt der Lange, wo kommt dies jetzt wieder her?
Es ist keine Hexerei, Crisje, auch wenn das für eure irdischen Begriffe so scheint.
Würden wir diese Gesetze aber erklären, dann würdest du sie sowieso nicht begreifen.
Doch sie stehen im Zusammenhang mit Jeus.
Jeus wurde jetzt kurz von uns berührt, doch später, wenn seine Persönlichkeit ausgewachsen ist, erhält er von uns einen neuen Namen und dann wird es der Welt erklärt.
Dies war jetzt eins der wundersamen Fundamente, die wir gelegt haben, um auf und in diesem Leben einen Tempel zu bauen.
Indem wir sein Leben in die Hände nehmen, denn dies ist möglich durch die Kräfte, die in ihm leben, und durch das Gefühl, das er besitzt.
Durch das Gefühl, durch das du gewissermaßen im Raum schweben konntest, als du das Kind trugst, haben wir sein Leben in unseren Händen!
Crisje, du brauchst vor uns keine Angst zu haben, denn wir sind Engel und seine Beschützer!
Wir bringen Weisheit, Glück, Ruhe und Zufriedenheit auf die Erde.
Wir schenken der Menschheit bald die Lebensweisheit des Raumes durch diese für dich noch unbegreiflichen Dinge.
Weisheit Unseres Lieben Herrgotts, dem Jeus bald dienen wird.
Dies ist nur ein kleines Fundament, Crisje, andere werden noch folgen und dieses Leben zum Denken und zur Veränderung bringen, bis es geeignet ist, die ihm von uns auferlegte Aufgabe anzunehmen.
Denn wir gehen noch viel weiter.
Viel, sehr viel wirst du noch mit Jeus erleben.
Er wird neben dir stehen, wie keiner deiner anderen Jungen dies können wird.
Du wirst eine Liebe fühlen und eine Heiligkeit erleben, von denen du jetzt noch keine Ahnung hast.
Du wirst dich bald ergeben und deinen Kopf davor beugen müssen.
Auch der Lange wird mit Verwunderung schauen, wenn er das echte, reine geistige Gut entdecken wird, das seinem Leben geschenkt wird.
Aber sei nicht ängstlich, Crisje!
Hendrik kann diese Dinge auch nicht begreifen.
Und diese ganze westliche Welt kann es nicht.
Hierfür muss man in den Orient, beispielsweise zu den Tempeln des alten Ägypten.
Ein anderes Kind besitzt Kunst.
Ein anderes Kind bläst schon früh auf der Trompete.
Jeus aber hat Gefühl und Weisheit in sich, und auch das sind Geschenke Unseres Lieben Herrgotts, die jedoch von keinem Menschen in deiner Umgebung verstanden werden können.
Hendrik wehrt sich dagegen und damit hat er auch Recht.
Aber, pass einmal auf, Crisje?
Was würdest du zum Beispiel hierüber denken?
Klatsch ... rasselt da etwas?
Crisje hört ein Geräusch in der Wiege.
Sie stürzt zu dem Kind und nimmt eine ganz einfache Rassel aus der Wiege, die dort gerade noch nicht lag.
Crisje wird abermals ängstlich.
Was ist das denn jetzt wieder?
Mein Kind wird verhext!
Jeus in den Händen von Hexen!
„Mein Gott, was soll ich bloß tun?“
Doch was tut man, wenn man gläubig ist und so etwas erlebt?
Beten!
Crisje wird beten!
Sie wird ihrem Hendrik zeigen, dass sie nicht verrückt ist.
Ein ganz einfaches Ding ist es.
Eine Rassel von Unserem Lieben Herrgott, hört sie Gerrit schon sagen, ist doch gar nicht so verrückt.
„Kannst du auch äußerst gut gebrauchen, brauchst kein Geld dafür auszugeben!“
Crisje betet mit Jeus auf dem Arm.
Sie wagt nicht, zu Trui zu gehen, die schimpft doch nur mit ihr und dann wird es noch schlimmer.
So geht dieser ganze Tag vorbei.
Beten und nach dem Kind schauen, das jetzt wieder ruhig in der Wiege liegt und sich aus alledem nichts macht.
Dann steht der Lange in der Küche.
Das Erste, was er fragt, ist:
„Sind noch Hexen da, Cris!?
Sind sie noch zu Besuch gekommen?
Haben sie schöne Gesichter, sind die Weiber jetzt so hässlich, wie wir denken?
Oder ...?“
Als er sieht, dass Crisje anfängt zu weinen, hört er auf.
Er nimmt sie auf den Schoß.
Sie muss beichten, was geschehen ist.
Aber der Lange denkt nicht an neue Hexerei, er denkt sofort wieder an Trui.
Aber das ist es nicht, stellt er fest, während sie weint.
„Was ist, Cris?“
Daraufhin zeigt Crisje dem Langen die Rassel.
Der Lange spielt mit dem Ding.
Es ist aus Holz mit Ringen darum.
Die Kinder machen damit Geräusche, ein ganz einfaches, wertloses Ding.
Er kann nicht lachen, dafür sind die Tatsachen zu ernst.
Aber was soll er, der den ganzen Tag hart geschuftet hat, eine große Anzahl Flaschen Wein abgefüllt und verkorkt hat, der Wärme ertragen musste und wie tausend andere geschwitzt hat, mit Crisjes Geschichten von diesem Zehn-Cent-Ding anfangen?
Er schaut Crisje in die Augen.
Sie küssen und einmal kräftig drücken hilft nicht, das fühlt er wohl.
Aber was soll er denn tun?
„Ich habe den ganzen Tag gebetet, Hendrik.
Ich weiß es nicht, aber es ist so furchtbar.
Mein Gott, was soll ich nur machen.
Wenn sie meinen Jeus verhexen wollen?“
Der Lange bekommt eine gute Idee.
Genau betrachtet ist die Sache eigentlich ganz einfach.
Solche Leute muss man mit ihren eigenen Waffen bekämpfen.
Er weist Crisje auf ihren enormen Glauben hin, ihre große Liebe, ihr Wissen, dass sich ihre Seele und Seligkeit in den Händen Unseres Lieben Herrgotts befinden.
Was will sie denn dann?
Sie sollte sich schämen und nicht nach dem Teufel rufen, wenn sie weiß, dass Unser Lieber Herrgott alles kann, alles ist und alles tut.
Wenn ihr Vertrauen in Unseren Lieben Herrgott und ihre Überzeugung so gering sind, ist ihr Glaube an ihn auch nicht größer als das bekannte Senfkörnchen.
Dann gleicht er nichts.
Aber ist sie Crisje oder ist sie es nicht?
Was will sie, ihr Leben und das der Kinder und des Langen durch Hexen zerstören lassen?
Will Crisje ihn und sich selbst und ihren Glauben lächerlich machen?
Sie sollte sich jetzt wirklich schämen.
Doch wer hat das getan?
„Ich ermorde das Wesen, Cris.
Dies ist kein Spaß mehr.
Ich werde diesem Weib oder diesem Kerl das Genick brechen.“
Aber dann ist es gerade genug, findet Crisje.
Jetzt hat auch sie noch etwas zu sagen und dann muss Hendrik ihr wieder Recht geben und hat wieder verloren.
„Du ...“, fängt sie an, „willst Hass mit Hass vergelten, du willst morden?
Ich will mit einem Mörder nichts zu tun haben, Hendrik.
Du machst es noch schlimmer, als es ist!
Aber du kannst mir nicht weismachen, dass ich selbst das Ding gekauft und in die Wiege gelegt habe.
Das wird mir nicht passieren, du ...!“
Der Lange legt seine Hand auf ihren Mund und schneidet den Wörterstrom vorsichtig ab.
Er fühlt, hier muss mit Überlegung eingegriffen werden.
Aber Crisje weiß noch eines vorzubringen:
„Du hast ja Recht, Hendrik, Unser Lieber Herrgott hält alles in Händen.“
Alles in Ordnung, denkt der Lange, „beten kannst du den ganzen Tag“, aber hier muss man seinen Kopf benutzen, und das hat nichts mit Unserem Lieben Herrgott zu tun.
Schließlich hast du auch einen Kopf bekommen, um zu denken.
Und das Ding für zehn Cent kann ihm gestohlen werden.
Er stellt seine Füße drauf.
Ist es jetzt weg?
Crisje sieht es an, als ob sie erwartet, dass das Haus jeden Augenblick in sich zusammenstürzt.
Der Lange versteht es und sagt:
„Soviel Kraft haben die auch nicht, Cris!
Wenn ich du wäre, würde ich die ganze Sache begraben.
Schwamm drüber!“
Schade doch, Langer, dass du dieses schöne Ding zertreten hast.
Warum kannst du es nicht als Geschenk sehen?
Sind unsere Geschenke in dieser Form nicht willkommen?
Muss es denn unbedingt ein himmlisches Ding aus Licht und Farben sein?
Die kommen auch, aber die sind nur für Jeus sichtbar, nur für ihn.
Du wirst ihn dann spielen sehen und nicht wissen, woran er sich erfreut.
Du kannst dann deine Nase putzen oder einen frischen Priem nehmen und ansonsten Ja und Amen sagen und bleiben, wo du bist.
Doch Jeus fliegt über dich hin und mit ihm, Crisje!
Was die Menschen nicht erklären können, ist Hexerei!
Was sie nicht verstehen, ist „teuflischer Spaß“ und sie stellen ihre Plattfüße drauf.
Was für ein Kerl bist du, Langer!
Was für eine Kraft, was?
Wie gewaltig, die Rassel in Stücke zu treten.
Und doch hat Crisje wieder recht.
Nicht Menschenhände haben dieses Spielzeug in die Wiege gelegt.
Wir taten es wiederum!
Und wir kommen wieder zurück, und noch einmal und noch einmal, und wir werden immer weitergehen und auch dir beibringen, den Kopf zu beugen.
Du kannst nicht an die Gesetze glauben, durch die du geboren wurdest und die das Weltall beherrschen.
Darüber weißt du noch nichts und dadurch siehst du in deiner Unwissenheit dieses unschuldige Spielzeug als eine Kanonenkugel oder eine Granate an, die alles zerstören oder zerbersten lassen könnte.
Was für ein unbeholfener Mensch bist du noch, Langer.
Doch iss dich erst mal satt.
Du hast heute dein Brot mehr als verdient.
Aber wir kommen wieder.
Es wird nicht mehr darüber gesprochen.
Crisje lässt ihren Verstand walten.
Jeus ist ein gesunder Junge und wächst, wie die beiden anderen es taten.
Heute fiel auch sogar kein Dachziegel herunter.
Auch kein weißer Rabe, der sich auf den Schornstein niedersetzte.
Geh also ruhig schlafen, Crisje.
Aber sie findet keinen Schlaf.
Sie liegt und grübelt und schaut die ganze lange Nacht nach Jeus.
Doch das Kind ist ruhig.
Immer wieder glaubt sie was zu hören, aber es sind nur die Mäuse, die das Zimmer durchkreuzen, Fangen spielen und einander die Krümel streitig machen.
Doch das ängstigt sie nicht.
Sie sieht in Gedanken jedoch ein furchtbares Weib auf einem Besenstiel kreischend mit ihrem Jeus hinter sich durch die Nacht fliegen.
Bah, was für Träume hat sie jetzt bloß.
Was ist das auch für eine elende Geschichte.
Ihr ganzes nüchternes „Ich“ ist dadurch angegriffen.
Das reine Gewissen siegt schließlich über diese teuflische Hexe.
Ihr enormer Glauben, ihre Liebe zu Unserem Lieben Herrgott siegen schließlich über Hölle und Dunkelheit und schließen die kreischende Hexe vollkommen für ihr Leben ab.
Gegen Morgen schläft sie ein und fühlt sich trotz der durchgestandenen Ängste ausgeruht und in der Lage, Hendrik beim Aufbrechen zu helfen.
Der Lange fügt noch einige ermahnende Worte hinzu, küsst sie, wirft sie natürlich wieder kurz in die Höhe und verschwindet dann mit dem „Auf Wiedersehen Cris, bis heute Abend!“
Es ist wieder Mittag, und wieder sitzt Crisje vor dem Fenster.
Sie stopft Strümpfe und flickt Kleider, denn sie hat immer viel zu tun.
Sie trotzt sozusagen der Hexe, denn, wenn es darauf ankommt, fürchtet sie sich vor niemandem, wenn sie sich das nur oft genug sagt.
Es herrscht eine Atmosphäre der Ruhe um sie herum, die sie lange Zeit nicht gefühlt hat.
Glücklicherweise ist es etwas kühler als in den letzten Tagen.
Sie hat wieder ein herrliches, zufriedenes Gefühl in sich.
Sie behält jedoch unbewusst die Wiege im Auge.
Sie schaut dann und wann hoch und fühlt sich vollkommen ruhig und geht ihrer Arbeit nach, denn die Jungen sollen ordentlich umherlaufen.
Gerne würde sie ihnen bessere Kleidung anziehen, aber das ist nun einmal nicht zu bewältigen.
Plötzlich geschieht wieder etwas, wovon sie heftig erschrickt und das ihr empfindsames Herz heftig berührt.
Was ist denn das schon wieder?
Täuscht sie sich?
Es war, als ob die Wiege schaukelte.
Aber das ist doch nicht möglich?
Natürlich kann die Wiege schaukeln, denn sie steht auf zwei Holzstücken eines alten Schlittens.
Das hat der Lange so zusammengezimmert, denn eine Wiege, die man nicht schaukeln lassen kann, macht laut dem Langen keinen Spaß.
Aber dann muss doch jemand da sein, der das Ding schaukeln lässt.
Sie wird es sich wieder eingebildet haben.
Jeus schläft und ist nicht wach zu kriegen.
Aber als sie wieder und jetzt sehr deutlich feststellt, dass die Wiege heftig hin und her geht, eilt sie hinzu, schaut auf die Seite und darunter, entdeckt jedoch nichts, was sie in Bewegung hätte bringen können.
Was ist das jetzt wieder für eine furchtbare Sache, jetzt fängt sie doch wirklich wieder an, an Hexerei zu glauben.
Crisje wimmert vor Nervosität und weiß aus Fassungslosigkeit nicht, was sie tun soll.
Sie eilt in das Schlafzimmer, kommt mit einem Tuch zurück und wirft es auf die Wiege.
Was sie aber damit erreichen zu können glaubt, weiß sie selbst nicht.
Dann setzt Crisje sich auf ihren Stuhl und wartet ab.
Ich habe die Wiege schaukeln sehen und man verhext mein Kind.
Ein Vaterunser nach dem anderen steigt auf zu Unserem Lieben Herrgott.
Ein Viertelstunde geht vorbei.
Nichts geschieht.
Sie wird wieder ruhig.
Sie hat es sich natürlich wieder eingebildet.
Es ist die Wärme der letzten Zeit, die sie benommen gemacht hat.
Das alte Holz trocknet jetzt und dann hört man es knarren.
Aber nein, das ist doch nicht möglich, denn es könnte vielleicht knarren, aber doch nicht anfangen zu schaukeln.
Ich bin heute verrückt oder ich werde es noch.
Aber nichts davon wird eintreten.
Wenn das vielleicht ihre Pläne sind, kann sie ihnen versichern, dass dies in keinem Fall gelingen wird.
Da ist auch noch Unser Lieber Herrgott und keine Hexen oder was auch immer können es mit ihm aufnehmen.
Beten, denkt Crisje, beten!
Gegen ein Gebet kann weder eine Hexe noch der Teufel etwas ausrichten!
Nur beten, es ist nichts los, nichts.
Schmettere sie nur zu Boden und halte dich aufrecht.
Du bist die Herrin in deinem Haus!
Crisje macht mit ihrer Arbeit weiter, und dann sieht sie nach einiger Zeit, dass die Wiege wieder schaukelt.
Sie eilt dorthin und schaut nach dem Kind.
Jetzt wird Jeus wach, bleibt jedoch weiter so ruhig wie möglich liegen.
Crisje nimmt ihn aus seinem Bettchen und drückt das winzige Leben innig an ihre Brust.
„Nichts da, nicht wahr, Jeus, sie wollen dich doch nicht verhexen?
Das können die doch nicht, oder, Jeus?“
Das Kind lacht seiner Mutter zu.
Crisje fängt an zu weinen, und der Lange kann ihr gleich weiszumachen versuchen, was er will, dies ist die Wirklichkeit für ihr Leben.
Sie betet und stürzt schon betend zur Tür hinaus zu Trui, denn sie weiß nicht mehr, was sie tun soll.
Als sie hereinkommt, das Kind fest an sich gedrückt, kann sie kein Wort herausbringen.
Gerade war sie noch ruhig.
Jetzt überfällt sie wieder die Angst vor der Hexerei.
Ihr bricht der Schweiß aus, sie zittert am ganzen Körper und ihr Herz klopft wie eine durchdrehende Maschine.
Sie will Jeus vor den unbekannten Kräften und Mächten beschützen.
„Was bist du nervös“, sagt Trui verwundert.
„Du tust ja so, als ob dir jemand auf den Fersen ist.
Was ist los, Cris?“
Crisje erzählt, was sie erlebt hat, und Trui lässt sie ruhig aussprechen, doch dann kommt es.
„Du musst dich halt nicht mit Säuferinnen einlassen.
Die hat natürlich dein Kind verhext.“
Das ist hart für Crisje, und sie will sich wehren, indem sie sagt, dass sie das Weib schon seit Monaten nicht gesehen oder gesprochen hat.
Doch Trui bleibt ungerührt.
Das Weib ist es und Cris ist an allem selber schuld.
Und auch wenn Crisje über die Güte redet, die schließlich doch immer über Hass und Gewalt siegt – Trui findet das alles lächerliches Geschwätz.
Die „Säuferin“ ist es.
Aber Crisje macht weiter.
Ein Mensch muss doch unterscheiden können zwischen schlecht und gut, ungläubig sein oder Gebete hinaufschicken.
Bei Unserem Lieben Herrgott ist es ja kein Kirmeszelt, kein ... ja, was nicht alles.
In diesen Dingen ist Trui doch nicht so stark, wie sie denkt, und sie gerät schon ins Stammeln.
Siehst du denn nicht, Trui, dass du dabei bist, Crisje zu ermorden?
Hast du denn kein Mitleid mit deiner Schwester und ihrem Kind?
Jeus liegt behaglich in Mutters Armen.
Er lacht und girrt und macht sich aus allem nichts.
Jeus es un muchacho fuerte y cuando su tía lo mira a los ojos, le parece realmente que toda esta historia es ridícula.
Aber es fällt ihr nicht leicht, ihre Chance, ein Gewicht in ihre eigene Waagschale zu werfen und Cris Blei für Gold zu verkaufen, einfach so vergehen zu lassen.
Soweit ist Trui jetzt noch nicht und Crisje muss noch schlucken: „Ich habe es dir immer gesagt, Cris, du gehst zu weit! Aber du willst nicht hören.“
Geh ich zu weit?, grübelt Crisje.
Aber womit denn.
Was tue ich denn.
Was ist das für ein Geschwätz.
Cris bedauert furchtbar, dass sie so dumm gewesen ist, bei Trui Trost zu suchen.
Die steht doch nur allein mit ihrem armen „Ich“, von dem sie keine Blumen weggeben kann, da sie in ihrem inneren Leben noch nicht wachsen können.
Aber Trui kann ihr noch mehr erzählen, sie gönnt ihr das Kind nicht, und das ist alles.
Schade, aber so ist es.
Trui hatte jetzt die Möglichkeit, etwas von ihrem Gefühl wegzugeben, doch sie besitzt leider noch zu wenig.
Und wird sie Crisje dann sagen wollen, was diese zu tun oder zu lassen hat?
Trui kann noch keinen Augenblick an das Gute im Menschen denken, alles, was ihrer Meinung nach falsch ist oder verkehrt läuft, muss zerstört werden und niemand bekommt von ihr jemals die Möglichkeit, sein oder ihr Leben zu verbessern.
Crisje setzt sich nieder und spielt mit Jeus.
Es ist, als ob Trui mit ihren den Geist zerstörenden Gedanken auf einmal aufgelöst ist.
Crisje befindet sich jetzt in einer Welt, bei der Trui draußen bleiben muss.
Eine hohe Mauer schließt sie von diesem Leben ab, in dem Crisje und Jeus sich jetzt befinden.
Crisje trabt schon wieder durch die Heide, pflückt Blumen für ihr Kind, aus denen sie wenn nötig Kränze flechten wird, um diese Hexen herauszufordern.
Was für ein prächtiges Wetter ist heute wieder, mein Schätzchen.
So ein Jeus doch!
Schau mal, wie das Kind jetzt lacht.
Schau diese strahlenden Augen an, die das Kind besitzt, und diese kleinen Händchen.
Was soll man doch mit solch einem Würmchen anfangen?
Aber es wird jetzt kalt hier Jeus, so etwas Verrücktes.
Soeben hatten wir beide es so herrlich warm und waren so glücklich zu zweit.
Aber jetzt steht wieder ein Winter zwischen unseren Leben.
Seltsam ist es doch.
Es wird hier jetzt so kalt wie in einer eisigen Winternacht.
„Wir müssen wieder nach Hause.
Nicht wahr, Jeus?
Sag „Auf Wiedersehen, Tante“, gib der Tante schön die Hand.“
Trui kann jedoch keine Kinderhände drücken, sie hat eine Abneigung dagegen.
Sie sieht diese Händchen sozusagen nicht einmal und will auch nichts damit zu tun haben, und wenn sie so tut als ob, ist es mit Scheinheiligkeit und innerlicher, geistiger Armut, und jedes Kind fängt dadurch an, zu weinen.
Wie seltsam, Trui, warum müssen die Kleinen doch immer weinen, wenn sie mit dir in Berührung kommen.
Sind die kleinen Menschen so empfindsam, dass sie selbst Angst vor dir haben?
Aber Trui!
Crisje ist schon wieder draußen und trägt triumphierend ihr kleines Leben nach Hause zurück, legt es vorsichtig in ihren Schoß und denkt: Jeus ist in Ordnung, dem Kind fehlt nichts.
Dann sinkt die so lange entbehrte empfindsame und wohltuende Ruhe wieder in sie, die Ruhe, die aus dem Raum zu ihr kommt.
Sie betet und murmelt süße Worte zu dem Kind.
Jeus erfährt ihre gewaltige Liebe, seine Augen schließen sich und öffnen sich wieder.
Es wird eine Offenbarung und ein heiliges Geschehen.
Schade für Trui, die das entbehren muss, denn dies gönnt Crisje jeder Frau, wie nordpolartig ein solches Leben auch sein möge.
Dies ist ein Geschenk Unseres Lieben Herrgotts.
Jeus wird in den Schlaf gesungen und umringt von ihren reinen, liebevollen Gedanken, ihren geistigen Blumen.
Und doch, Menschen und ungläubige Seelen, schaukelte die Wiege!!
Bestimmt, sie schaukelte.
Wenn man Crisje später, sehr viel später danach fragen wird, ich denke, dass sie es dann weiß.
Aber wenn der Lange ihr jetzt gleich wieder nicht glauben und vertrauen will, wer kann ihr dann die Versicherung geben, dass es die Wahrheit ist.
Crisje tut noch dies und jenes, bevor Hendrik nach Hause kommt.
Natürlich, sie wird es ihm erzählen.
Sie weiß eigentlich nicht genau, warum, aber sie fühlt, dass es notwendig ist, doch sofort sinkt mit dem für sie noch nicht zu erklärenden Gefühl das Wissen tief in ihr Inneres, dass dieses Wissen demnächst wieder für ein noch tieferes und größeres Wissen Platz machen muss.
Crisje, du wirst einmal durch dieses Schaukeln die Himmel sehen, auch wenn du jetzt nur an Hexen und Verhextsein denkst.
Sie fühlt aber bereits jetzt, dass nichts Böses geschehen kann.
Sie weiß, dass sie und ihr Kind beschützt werden.
Es gibt nichts, was auch in entferntester Weise mit einem Hexenweib oder dem Teufel zu tun hat.
Was es aber auch sein möge, es steht für sie für ihr Leben fest: Unglücke werden mit ihrem Kind nicht passieren.
Jeus ist so ruhig und gesund wie nur möglich und verhexte Kinder, darüber hat sie genug gehört, schreien und brüllen das ganze Viertel zusammen.
Nein, da ist nichts Besonderes, das fühlt sie.
Aber seltsam ist es trotzdem.
Und jetzt Crisje, schauen wir mal, was eigentlich mit Jeus geschah.
Wir wollen dich ein wenig einschlafen lassen und zeigen dir im Schlaf, was geschehen ist.
Schau, Crisje, Jeus schläft.
Aber merkst du schon, wie blass Jeus wird?
Siehst du diese Blässe um Jeus’ süße Stupsnase?
Crisje, dies könnte man einen tiefen Schlaf nennen.
Das haben Kinder übrigens öfter, aber dies ist doch etwas ganz anderes.
Schau nur selbst!
Was siehst du jetzt?
Jeus ist aus seinem kleinen Körper geschlüpft, was wir „herausgetreten“ nennen.
Er lebt nun zwischen Leben und Tod und ist jetzt viel älter.
Jeus fühlt sich mindestens sieben Jahre alt und jetzt, schau mal Crisje, sieht Jeus ein großes Licht, und in diesem Licht sieht Jeus eine Erscheinung.
Die Erscheinung ist ein Engel, Crisje.
Und dieser Engel ist mit Jeus verbunden und sagt zu ihm, dass er ruhig versuchen darf, die Wiege schaukeln zu lassen, es wird Crisje zwar erschrecken, dadurch aber gleichzeitig zum Nachdenken veranlassen.
Und jetzt musst du einmal schauen, Crisje.
Jeus steht hier links von seiner Wiege und sieht, dass er das ist.
Er ist nur aus seinem kleinen Körper geschlüpft, aber durch die Kräfte und das Wissen seines Schutzengels, der jedem Menschen von Unserem Lieben Herrgott geschenkt wird.
Weil aber dieser Schutzengel von einer ganz besonderen Art ist, Crisje, und er etwas mit dem Leben von Jeus zu tun hat, kann dieses Schaukeln geschehen.
Sollte dies nicht der Fall sein, könnte nichts geschehen, denn Engel, das wirst du doch wohl hinnehmen können, Crisje, werfen keine Perlen vor die Säue, verschleudern oder besudeln ihr eigenes Glück nicht und vergeuden keine Zeit an dumme, stoffliche Menschen, die für ihre geistige Entwicklung noch nicht offenstehen, doch dazu gehörst du ja bereits nicht mehr, Crisje.
Jetzt geschieht das Schaukeln, weil wir etwas bezwecken, und ob du es glaubst oder nicht, weil Unser Lieber Herrgott es will.
Und folglich, Crisje – Jeus ist es, der dich erschreckt hat.
Jeus ist jetzt sieben Jahre alt und in ein früheres Leben zurückgekehrt.
Jetzt schubst er die Wiege an!
Das kann er nicht allein, denn die Seele, das Licht, das aus dem Raum zu Jeus gekommen ist, tut es für ihn und wahrhaftig, das Ziel wird erreicht.
Die Wiege schaukelt, und du erschrickst.
Und das durch dein eigenes Kind.
Jeus schaut, er sieht, dass du erschrickst, Crisje.
Er wartet einen Moment.
Der Engel findet, dass er es noch einmal probieren kann, denn der will, dass mit diesen Dingen das menschliche Herz erreicht wird und das wird dann auch geschehen.
Wieder schaukelt die Wiege.
Jetzt eilst du, um dieses dünne Tuch zu holen.
Das wirfst du über die Wiege.
Du schaust neben und unter die Wiege.
Du siehst selbst, es ist nichts Besonderes.
Zum letzten Mal lassen wir Jeus wieder schaukeln und jetzt schlägt es in deinem Herzen und Jeus erwacht.
Jeus kommt ruhig in seine eigenen Kleidchen zurück und weiß jetzt nichts mehr davon.
Dies alles gehört jetzt wieder zur Vergangenheit.
Jetzt kannst du wieder beten, Crisje.
Aber wir haben neue Fundamente gelegt für das gewaltige Gebäude, das der „Engel“ von Jeus hochziehen will.
Dies jetzt, kannst du von uns annehmen, ist auf Befehl des höchsten Engels Unseres Lieben Herrgotts geschehen!
Dies ist keine „Spielerei“ und kein Unsinn.
Dies ist dringend notwendig für Jeus, denn dieses Leben, Crisje, das wirst du bald sehen und hinnehmen müssen, ist das Instrument der Meister, der Engel.
Dieses Leben wurde zur Erde geschickt, um eine große Aufgabe zu vollbringen!
Und wir sind bereits jetzt beschäftigt, ihn darauf vorzubereiten.
Ich sagte dir schon, Crisje, als Jeus noch in dir lebte, bauten wir bereits an den Fundamenten.
Damals träumtest du durch sie, konntest schweben und die Stille des Raumes fühlen; die Stille dieser Engel und von Jeus, in der dieses Leben lebt!
Ist es nicht einfach, Crisje?
Nein, das ist es nicht, denn Menschen ohne diese Gefühle können dies nie begreifen.
Sie würden es kaputtmachen wollen.
Sie werden es Teufelei nennen, weil die Menschen selbst noch zu den lebenden Toten gehören und diese Gesetze nicht kennen oder begreifen.
Aber das ist die Wahrheit.
Du wirst es bald sehen.
Jeus weiß von alledem nichts, wie wäre das auch möglich, doch was geschah, hat ihm Empfindsamkeit geschenkt.
Und darum geht es uns.
Wir öffnen hiermit dieses innere Leben und bringen es zum Erwachen.
Ich sage es dir, Crisje, dies geschieht nur, weil Jeus eine Aufgabe zu erfüllen bekommt.
Das Schaukeln der Wiege ist ein Lichtstrahl, ist Wissenschaft!
Dieser Strahl wird jedoch im Laufe der Jahre immer größer und kräftiger werden, bis er ein strahlendes Lichtbündel geworden ist, das dem Lebensweg von Millionen von Seelen, die auf der Suche sind, ein Wegweiser zur Wahrheit sein wird, zu einem höherem geistigen Leben.
Und dann wirst du Jeus anders sehen.
Achte auf sein geistiges Leben, sonst geht das an deinem Leben vorbei.
Dieses Leben ist abgestimmt auf deine Persönlichkeit und dein Gefühlsleben.
Du wirst einst sehen, Crisje, was geschehen wird.
Jeus wird von dieser Welt nichts lernen, er wird jedoch göttliche Gaben besitzen!
Und hierfür kannst du Unserem Lieben Herrgott danken!
Als Hendrik eintritt, ist seine erste Frage:
„Und, Cris, was ist heute wieder los?“
Crisje schaut ihn an, was soll sie jetzt sagen?
Dann bekommt der Lange die unglaubliche Geschichte zu hören und auch, dass sie bei Trui gewesen ist.
Der Lange denkt nach.
Crisje wartet geduldig.
Endlich erfährt sie seine Meinung.
„Ich will dir etwas sagen, Cris.
Ich komme, das weißt du, mit allem zurecht.
Ich bin mit anderen Worten auch einmal ziemlich verrückt.
Aber was du mir heute weismachen willst, das geht zu weit, wie!
Das geht zu weit, Cris.
Erzähl das um Himmels willen keinem anderen.“
„Und dachtest du, Hendrik, dass ich so verrückt wäre?“
„Das muss man sehen, Cris; dafür wird Trui schon sorgen.“
Crisje gibt sich ehrlich geschlagen und stimmt dem Langen zu:
„Da hast du Recht, Hendrik.
Ich kann mir das ja selbst nicht verzeihen.
Mir tut es ja schon leid.
Ich kann es nicht in Worte fassen, dass du das nur weißt.
Aber Trui habe ich schon fühlen lassen, dass sie sich nichts einreden soll.“
Der Lange sitzt hinter dem Tisch in seiner Ecke und raucht tief in Gedanken seine Pfeife.
Er findet diese ganze Sache albern.
Und wer würde das nicht.
Auf einmal muss er laut lachen.
Er ergreift Crisje, zieht sie auf seine Knie, drückt seine Lippen auf ihr Mündchen, stürmt wie ein Wirbelwind über ihr ehrliches Gesicht und lacht so laut, dass sie es draußen wohl hören können.
Dachtest du, Langer, dass dies Crisje bezaubern kann?
Dachtest du wirklich, damit Gutes zu tun und weitherzig zu sein?
Dachtest du wirklich, dass dies die Lösung wäre, für dieses verrückte Tun, das Schaukeln dieser Wiege?
Mann, Mann, wie dumm du doch noch bist!
Für den Langen ist es hiermit erledigt und Crisje ist wieder ruhig.
Der Lange wird kein hartes Wort mehr sagen, aber er denkt keinen Augenblick, noch nicht einmal eine Sekunde, an die Folgen.
Bald aber wirst du zu Boden geworfen, Langer.
Dein Unglaube gegenüber Crisjes Erlebnis wird dir noch leidtun.
Und du darfst von Glück reden, dass deine Crisje dich wieder auffangen kann, sonst hättest du sie schon halb verloren.
Eine Sache gibt es allerdings, bei der du jetzt doch ausgeschlossen bist.
Und dies wird zu einer Kluft, Langer, die du nie wieder überbrücken kannst.
Selbst springst du in einen fürchterlichen Abgrund, und du merkst es nicht einmal.
Die Tiefe von Crisjes Seele wirst du nie in diesem Leben „erleben“.
Du hast dich vollkommen dafür verschlossen, als du ihre Erlebnisse als Wahnsinn unter deinen Füßen zertratest.
Das war ja auch wirklich am einfachsten.
Da hast du sicher recht.
Aber du hättest auch einmal vorsichtig mit den Schultern zucken oder bedächtig „Ja und Amen“ sagen können.
Dann hätte diese Seele sich nicht unmittelbar verschlossen.
Wir zeigen dir nur ein Bild dessen, was auch möglich gewesen wäre, was du jedoch nicht getan hast.
Dies hätte das Annehmen des Lebens bedeutet, zur Einheit mit einem anderen kommen wollen.
Für jedes Menschenkind ist dies die Ehe.
Der Mann sinkt in die Frau und sie in ihren Erschaffer.
Jetzt bauen sie eine Brücke ungekannter Schönheit!
Sie sind eins in allem und die Liebe überragt alles!
Was wäre schon dabei, Langer, wenn du mit deiner Crisje auch einmal einen solchen Salto schlügst?
Was hätte es dir schenken können, wenn du auch einmal an diesen Unsinn geglaubt hättest.
Wenn du es hättest akzeptieren können.
Aber du stehst still!
Du kommst jetzt nicht mehr über dieses Glück hinaus.
Es ist für dich, Langer, die menschliche Sperre!
Aber dachtest du, dass Unser Lieber Herrgott keine anderen Höhen für die menschliche Liebe besäße?
Wir kennen die menschliche Liebe.
Diese Liebe ist stofflich, und das kannst du annehmen, denn das Gefühl ist auch stofflich.
Aber wir haben eine geistige, eine räumliche und universelle Liebe, und diese Liebe ist es, die auch Unser Lieber Herrgott für Crisje fühlt und allen Seinen Kindern zu schenken hat.
Aber das glaubst du wieder nicht!
Und darin besteht jetzt deine Kluft, das, was dir den Hals bricht, deine Sperre, Langer!
Du erstickst jetzt dein Einssein mit Crisje.
Du behinderst dich selbst!
Und weil du sie allein stehen ließest, muss dieses Leben sich jetzt abschließen.
Denn obwohl es geöffnet ist, wandelst du an diesem Seelenleben vorbei und siehst es nicht.
Habe ich nicht Recht, Langer?
So zerstückelt der Mensch sich selbst.
Er zerstückelt nicht nur seinen Charakter und wirft nicht nur das andere Leben zu Boden, sondern er schenkt keine Liebe.
Gehe jetzt einmal mit mir zurück zu dem Geschehen.
Stell dir jetzt einmal vor, du würdest akzeptieren, dass Unser Lieber Herrgott diese Dinge geschenkt hatte und diesen Kranz und die Rassel in die Wiege gelegt hatte?
Wie hättest du dann gehandelt, und wie groß wäre dann euer beider Glück gewesen.
Ja, nun kratzt du dich hinter den Ohren und fängst an zu verstehen, wo ich hin will.
Du tratest diese Dinge kurz und klein.
Aber ja, sie kamen von Unserem Lieben Herrgott.
Und ich sage dir hiermit nochmals, Langer, diese Dinge kamen von Unserem Lieben Herrgott zu deinem Jeus!
Diese Dinge kamen aus Seiner Welt und durch Sein Wirken als Geschenk für dein Kind.
Dass Crisje diese Wahrheiten nicht sofort fühlte und verstand – was sie jetzt noch nicht tut – war nicht so sehr schlimm.
Aber du schmeißt alles ohne Weiteres über Bord, während Crisje fühlt, dass es etwas mit ihrem Kind zu tun hat.
Vor einiger Zeit, Langer, sahst du das in den Augen des Kindes.
Es ist noch immer da, obwohl du es nicht mehr siehst.
Es fängt jetzt an, zu wirken.
Und diese Wirkung hat Crisje gespürt.
Und dem verschließt du dich jetzt.
Aber dieses Lachen ist wie das der Tausenden von Menschen, die lachten, als sie Christus ans Kreuz nagelten.
Auch sie konnten nicht glauben, dass es Unser Lieber Herrgott selbst war.
Diese Menschen sahen nicht ein, dass er die Kräfte besaß, um sie alle mit Blindheit zu schlagen, obwohl Er das nicht tat.
So lachst du auch, weißt jedoch nicht warum, und das fühlt Crisje.
Nun stehst du vor deiner geistigen Unbeholfenheit und bleibst, wer du bist.
Selbstverständlich, dass du hierdurch deinem Aufsteigen selbst Fesseln anlegst.
Nur durch dein dummes Gebaren.
Das Nicht-Verstehen-Können, was dieses Schaukeln zu bedeuten hat.
So wird noch mehr auf dich zukommen, doch du hältst dich selbst außerhalb dieser Leben und bleibst derselbe Lange Hendrik.
Deine schöne Stimme wirst du wohl noch behalten, aber Crisje wird mehr besitzen und weiter und höher gehen.
Sie wird immer mehr Phänomene erleben.
Du wirst ihr wieder nicht glauben und diese Dinge von dir schleudern.
Du wirst stark sein und auf deinen beiden Beinen stehen bleiben, aber die reine Klarheit Unseres Lieben Herrgotts niemals fühlen, niemals wirst du schweben können, niemals, weil du Crisje auslachst!
Wir, Langer, kennen die Gesetze.
Wir haben erfahren, wie man zu leben hat, um die menschliche Seele ihre gewaltige Liebe erleben zu lassen.
Das Einssein ist es, Langer, das Einssein von Gefühl zu Gefühl, das Herzen ineinander verschmelzen lässt und Gedanken in Worte umwandelt, die Bedeutung erhalten und Mann und Frau vom Stoff lösen, in dem sie leben, was doch schließlich der Sinn ist.
Oder glaubst du vielleicht nicht an ein Leben nach diesem?
Crisje schon!
Crisje glaubt an einen Himmel nach dem Tod!
Das glaubt auch jeder Katholik, Langer, sonst hätten dieses stoffliche Leben und der Glauben keine Bedeutung.
Die Menschen kehren zu Gott zurück!
Ich habe nicht vor, Hendrik, dir eine Predigt zu halten.
Ich erzähle dir nur, was du hättest tun müssen, um dieses gewaltige Einssein mit deiner Crisje zu erleben, tiefer und reiner zu machen, sodass sich euer geistiger Himmel hätte manifestieren können.
Ich prophezeie dir, die Zeit wird kommen, da du bereust, weil du mich dann akzeptieren musst, weil du dann wissen wirst, wo du deinen ersten Fehltritt gemacht hast.
Am Ende deines Lebens werde ich es dir erneut erzählen, Langer.
Ich werde dann als das Licht dieser Welt vor dir stehen!
Ich!
Und neben mir Jeus!
Dann beugst du deinen Kopf.
Vor allem, vor Crisje und Jeus!
Verstehst du mich, Langer?
Nein, nicht wahr, nein, denn nun fühlst du mich nicht einmal, obwohl ich dicht bei dir bin.
Und es wird eine Zeit kommen, in der du wohl zehn Geigen für Crisje kaputt spielen wolltest.
Doch dann hört sie dich nicht mehr.
Was du dann fühlen wirst, ist entsetzlich.
Seltsam ist es, Langer, aber auch das sehe ich!
Es lebt in meinen Händen.
Ich bin es, der dir die Gnade schenken kann.
Auf bald, Langer.
Ich meine eigentlich, bis gleich.
Du hörst noch von mir!
Der Mensch sagt Nein, und dann ist es nein und es bleibt nein ... bis er endlich Unseren Lieben Herrgott sieht, und dann wird es erst ja ... ja ... ja!
Dann wimmert er: „Ich werde mein Bestes tun und mich beugen!“
Aber sahst du diese kleinen Halme?
Und die wollen Grashalme werden?
Schwingen hättest du besitzen können, Langer, und mit dir all die anderen, die sich so fühlen, wie du dich fühlst.
Komm, Crisje, wir gehen weiter!
Gehab dich wohl, Langer!