Deut, du bekommst am Sonntag einen Cent von mir, wenn du mal mit Jeus spielen willst

Bernard und Jeus sind Freunde geworden.
Bernard spürt, dass er jetzt etwas für seinen kleinen Bruder bedeutet.
Sein Leben ist für vieles offen und das kann er dann an Jeus weitergeben.
Er hat nun Achtung!
Etwas von dem, was sein Vater besitzt und es ist genau so stark, du hast nun die Finsternis und das Licht in deinen eigenen Händen, aber das ist für Bernard der Keller.
Bernard mag Jeus, da der freundlich und dankbar ist.
Er weiß, man kann Jeus vieles schenken und seine Freude tut einem dann wohl.
Es ist die Freude, die die Mutter spürt, wenn sie für die Lausekerle Essen kocht, die Landstreicher, die immer zu Mutter kommen, Woche für Woche.
Diese Freude, Bernard versteht es jetzt, fließt in dein Herz und dann fängt es an.
Was dann alles zu deinem Leben spricht, ist selbstverständlich wieder etwas ganz anderes, aber es ist da.
Sie ziehen jeden Morgen los.
Crisje findet es sehr angenehm, sie kann nun ihre Arbeit machen und ist von all dieser Fragerei erlöst.
Bernard bringt Jeus nun alles Mögliche bei.
Jedes Ding bekommt Bedeutung für Jeus und er will über alles Bescheid wissen.
Gestern waren sie auf dem anderen Kirchhof.
Sie betrachteten die menschlichen Gräber und die Steine.
Das war ganz nach Jeus’ Sinn.
Er ist noch nicht ganz frei davon, es spukt noch in seinem Kopf umher und heute Nacht hat er davon geträumt.
Aber es kommt bestimmt in Ordnung, über kurz oder lang stellt er seine Fragen und dann erfährt Crisje, was er in all diesen Tagen gehört hat.
Als Bernard ihn fragte, wie er sich fühlte, jetzt, da er ihm seine Weisheit gab, bekam er als Antwort:
„Ich muss darüber nachdenken, Bernard.
Es ist nicht leicht zu verdauen.“
Das stimmt, dachte Bernard, aber er fühlte sich so stolz wie ein Pfau, warf sich in die Brust und fühlte sich einfach großartig.
Er ließ Jeus einmal etwas erleben und das war keine Kleinigkeit.
Aber der Kirchhofswächter jagte sie fort, sie hatten an diesem heiligen Ort nichts zu suchen.
Der Mann wusste jedoch nicht, worum es ging, sonst hätte er das Gespann nicht fortgejagt.
Danach schauten sie durch den kleinen Zaun, schauten all diese Lieben Herrgotte und Marias an und die Engel auf den steinernen Skulpturen auf einem Grab, über die Jeus alles wissen wollte.
Weshalb fliegen diese Engel nicht fort?
Bernard sagte, steinerne Engel können nicht fliegen.
Bernard fühlte sich groß.
Er war kein „Angsthase“.
Johan wohl.
Der wollte mit diesen Toten nichts zu tun haben.
Davon musste man träumen und dann spukte es und von Gespenstern wollte Johan nichts wissen.
„Aber“, fragte Jeus Bernard jetzt, „was sind Gespenster?“
„Hm, was sind Gespenster?
Gespenster sind Gespenster.“
„Du weißt es nicht?“
Bernard musste Farbe bekennen, aber tatsächlich, er wusste es nicht.
Er machte keine gute Figur.
Aber was sind Gespenster?
Was möchte Jeus über Gespenster wissen?
Haben Gespenster etwas zu bedeuten?
Bernard dachte nach, er musste wohl nachdenken, sonst durchschaute sein kleiner Bruder, dass er es nicht wusste und er verlor seine Achtung.
Es war allerdings ein Wort, das man behalten sollte.
Mutter wusste es bestimmt.
Aber weshalb wollten die Leute Engel auf ihrem Kirchhof haben?
Kirchhof.
Ein schönes Wort, es hat etwas von der Kirche und dem Hof.
Die Kirche und der „HOF“ waren Dinge vom Lieben Herrgott.
Wusste Bernard das auch?
Jeus spürt es schon.
Er ist nahe dran.
Bernard spürt es nicht.
Danach gehen sie zum „Wal“ und nach dem Wal zur Vissche Wei, einem wüsten Stück Land, von Gräben durchzogen, wo die Jungen und Mädchen im Winter Schlittschuh fahren und schlittern.
Und dahinter befindet sich die Plantage.
Da kann man wunderbar Verstecken spielen.
Kein Mensch kann einen dort finden.
Als Bernard es Jeus einmal zeigen wollte, konnte er später den Weg nicht mehr zurückfinden und Bernard musste zugeben, dass er sich in der Plantage verlaufen hatte.
Wären nicht noch andere Menschen in der Plantage gewesen, dann hätten sie diese Nacht draußen schlafen können.
Zuhause erwartete sie natürlich eine Tracht Prügel und davor schreckte Bernard zurück.
Der Keller zuhause, das war das Schlimmste, was es gab!
Von Crisje bekam er eine Rüge und sie versprach ihm, dass sie – wenn es nicht wieder geschehen würde – nichts davon dem Vater erzählen würde, aber über schlimmere Sachen wollte sie nicht lügen.
Crisje glaubte den Jungen.
Es hatte nichts mit Dummejungenstreichen zu tun, denn sonst?
Heute hat Bernard etwas ganz Lustiges im Kopf.
Darüber wird Jeus staunen.
Er will ihn mit Deut Messing zusammenbringen.
Dieser ist ein halb Verrückter, über den man lachen kann.
Deut ist ungefähr vierunddreißig Jahre alt und ein Riesenkerl.
Aber einfältig.
Deut sitzt meistens auf dem großen Stein an der Ecke von der Gasse Dassenstraatje bei der Kneipe Klink und denkt nach, wenn man das zumindest als Nachdenken bezeichnen darf.
Er geifert und dann läuft ihm die Spucke aus dem Munde.
Dann ist Deut jedoch gefährlich.
Dann schlägt Deut, der sonst keinem etwas antut, um sich.
Er beißt und schlägt und dann weiß jeder, bis zu den Kindern, dass man sich vor Deut hüten muss.
Deut hat dann meistens etwas mit seinem Vater gehabt; seinem gelähmten Vater, aber nicht von innen, von innen kann Deut seinen Vater ausschimpfen wie ein Wilder und dann schlägt er manchmal drauflos.
Was Deut fehlt in seinem Kopf, oder was auch immer die Ursache ist, durch die Deut so ist, fehlt seinem Vater in seinen Beinen.
Aber das nennt sich dann Lähmung.
Deuts Behinderung hat noch keinen Namen bekommen, selbst der Arzt weiß es nicht!
Sie nennen es: einfältig, aber wollte man sagen, dass Deut verrückt ist?
Dann wäre man selbst nicht viel klüger.
Deut ist nicht verrückt!
Er denkt wie ein Kind und ist, wie solch ein kleines Leben sich fühlt.
Deswegen wollen die Kinder mit Deut spielen.
Es stimmt, beide sind gebrechlich und brauchen menschliche Hilfe, aber der alte Messing duldet niemanden in seiner Umgebung.
Wie es dort aussieht?
Daran darfst du gar nicht denken.
Diese zwei Menschen haben nichts von ihrem Leben, nichts!
Wofür sie leben, weiß kein Mensch.
Deut sitzt wieder auf seinem Stein.
Es gibt für die Kinder etwas zu erleben.
Und dazu hat Bernard auch Lust und das will er Jeus zeigen, denn es wird etwas Besonderes.
Ist Deut normal?
Ja ..., das siehst du gleich.
Jetzt weiß Deut auch, wie weit er gehen darf mit den Kindern, die er kitzeln soll.
Aber versuch es mal, wenn er geifert?
Dann wirst du zu Tode gedrückt.
Wenn Deut ruhig ist, besteht keine Gefahr für die Kinder.
Die Eltern schauen anfangs ängstlich zu, denn sie wissen alles darüber.
Der Einfältige kann, wenn er sich wohlfühlt, arbeiten wie ein Pferd.
Die Menschen fragten sich auch, was diese zwei Behinderten doch auf dem Lande machten.
Als sie sich danach erkundigten, sahen sie, dass der alte Messing seinem Deut befahl, ihm zu folgen.
Dann hob der Einfältige die Kartoffeln auf und schmiss sie in einen Korb; es sah wie echt aus!
Den ganzen Tag waren beide dann auf dem Land.
Bis sie auf einmal Streit bekamen und dann gab es etwas zu lachen.
Wer jedoch richtig nachdachte, weinte sich total leer, so jämmerlich war es, wie der Vater sein zurückgebliebenes Kind beschimpfte, diesen kränklichen Charakter von Deut.
Ab und zu war es ein Drama.
Der alte Messing schlug drauflos und Deut, der gezwungen wurde, zu seinem Vater zu kommen, bekam dann Prügel, bis der alte Messing sein inneres Leben berührte und Deut weglief.
Es ist selbstverständlich, dass der alte Messing in der Nacht draußen öfters in Regen und Wind gesessen hat, denn keiner wusste, dass Deut abgehauen war.
Die Leute verstehen nicht, dass der alte Messing noch lebt.
Ein starker Mensch wäre schon längst zusammengebrochen, aber der alte Messing nicht; stark wie Stahl war dieses Leben und auch so hart gegenüber Deut.
Man zitterte und bebte, wenn man es hörte und sah, danach würde man dem alten Messing, gelähmt, wie er war, am liebsten eine Tracht Prügel geben und eine tüchtige dazu, solch ein Quäler war er!
Ein Blutsauger.
Ein gemeiner Lump!
Weil der Alte Deut immer anschreit und nicht spürt, dass Deut sich aus dem Geschrei nichts macht, schlägt er gleich drauflos, und es ist verrückt, aber der Einfältige vergisst das nicht.
Auch das haben die Leute beobachtet.
Es ist etwas ganz anderes, nicht normal also, weil sie bemerkt haben, dass der alte Messing eine ganze Weile schlagen und quälen kann.
Plötzlich jedoch rebelliert etwas in Deut und dann geht es los.
Jetzt kann der alte Messing sich auf eine Tracht Prügel gefasst machen.
Das tut Deut auf seine eigene Weise, durch sein Denken, und dann stürzt der alte Messing von seiner Schubkarre, gerade dort, wo er drei oder vier Meter den Grintweg hinabrollt mit der großen Gefahr, sich den Hals zu brechen.
Und doch hat sich der alte Messing noch nicht den Hals gebrochen.
Es ist, als ob Unser Lieber Herrgott denkt: So weit ist es noch nicht, lass die Zwei einander ruhig noch ein Weilchen quälen, dann habe „Ich“ hier nicht solch eine Mühe mit diesen Leben.
Wo Frau Messing geblieben ist, wissen sie nicht mehr.
Früher hat Deut auf jeden Fall eine Mutter gehabt, man vermutet, dass sie gestorben ist.
Nur die Alten hier können es wissen, die Jüngeren kennen nur Deut und den alten Mann, den Einfältigen und den Gelähmten.
Ein Irrenhaus ist es!
Und schau nun mal.
Ein vierjähriges Mädchen fragt Deut, ob er Anneke mal kitzeln will.
„Deut, kitzle Anneke mal, dann bekommst du nachher einen Cent.“
Von dem verdienten Geld kauft Deut seine Zigarre, er ist ein Freund vom Rauchen.
Und Deut kann rauchen, kein Mann kann ihn übertreffen.
Auch Jeus wird das kennenlernen.
Deuts Freund ist Duumke, sie sind fast unzertrennlich.
Nahezu jeden Tag kannst du sie zusammen sehen, aber manchmal läuft Duumke von Deut fort und sucht es irgendwo anders.
Auch das wissen die Leute und die Kinder, denn Duumke sorgt jetzt für sich selbst.
Er macht Einkäufe für die Leute und bekommt dann etwas zu essen.
Man sagt: Duumke hat einen Bandwurm.
Ob das stimmt, weiß keiner, es stimmt allerdings, dass Duumke dürr, klein und winzig bleibt, er wächst nicht, auch wenn er isst, was zehn Schweine nicht schaffen.
Er ist der Kleinste und der Winzigste aus einem Nest, aber wenn man seine Brüder sieht, fragt man sich: Wie ist es möglich?
Der eine hat alles, der andere nichts, nicht mal einen gesunden Körper, denn solch ein Bandwurm ist auch nicht ganz ohne.
Ist Duumke auch da?
Ja, jetzt gibt’s etwas zu lachen.
Bernard und Jeus erkunden die Lage.
Duumke isst etwas, er hat gerade wieder ein schmackhaftes Häppchen bekommen.
Wenn man Duumke sieht und sein inneres Leben spürt, kommt man von alleine zu Deut.
Und doch sind beide verschieden, Duumke ist kindlich naiv, Deut unmenschlich einfältig.
Haben diese Erscheinungen, fragen sich die Großen, etwas miteinander zu tun?
Bernard sieht es schon, sie amüsieren sich mit Deut, und Duumke steht neben seinem starken Freund.
Sie amüsieren sich über Deuts Gerede, wenn man diesen verhaspelten Wortstrom hört, zittert und bebt man vor Spaß, denn was ist ein Mensch, der nicht reden kann.
Deuts Worte können seine Kehle nicht beleben, dort weigern sie sich, dem menschlichen Denken zu folgen.
So wie ein Hund knurren kann, bellt Deut seine Worte durch die Kehle und darüber müssen die Kinder lachen.
Und doch, sie wissen genau, was er sagt.
So sind Kinder, der ältere Mensch fragt nun: Was sagte Deut?
Was will Deut?
Sagte Deut etwas zu mir?
Bernard zeigt auf Deut.
Er kennt ihn schon so lange und hat schon oft mit ihm geredet.
Öfters hat Deut ihn gekitzelt.
Jeus bekommt nun zu hören:
„Willst du von Deut gekitzelt werden, Jeus?“
Dieser will zuerst die Gegend erkunden.
Allerhand!
Er lebt sein ganzes Leben lang hier, aber von einem Deut wusste er noch nichts.
Wie ist das nun möglich?
In der Nähe von zu Hause sind die größten Wunder.
Weshalb hat Bernard ihm das nicht früher erzählt?
Deut raucht seine Zigarre und Jeus sieht es schon.
Deut kann rauchen.
Vater kann ihn nicht übertreffen.
Bernard hört nun und das stimmt ihn glücklich:
„Der kann rauchen, Bernard!“
Bernard hört ihn nicht mal, er fragt Deut:
„Deut??? ...
Deut?? ...“
Dies muss man ein paar Mal tun, sonst hört Deut nicht, aber schließlich reagiert er und schaut Bernard in die Augen.
„Was ist, Bernard?“
„Deut, du bekommst am Sonntag von mir einen Cent, wenn du jetzt eine Weile mit Jeus spielen willst.“
Jetzt folgen die Fragen und Deut fängt schon an:
„Wo ist dein Jeus, Bernard?“
„Hier, Deut, hier bei mir, dies ist Jeus.“
Und jetzt macht Jeus Bekanntschaft mit Deut Messing.
Deut macht sich schon bereit, um Jeus zu kitzeln.
Der steht zwischen seinen Beinen, der Riese kann ihn jetzt totdrücken.
Aber es geschieht nichts!
Deut ist jetzt nicht gefährlich.
Das ist ja was!
Die Kinder kichern schon und Jeus lacht auch.
Es ist ein verrücktes Gefühl, alle diese Kinder tanzen nun vor Spaß.
Sie wissen genau, was Jeus jetzt spürt.
Aber als Deut ihn zu kräftig kitzelt, huscht Jeus zwischen seinen Pranken davon.
Er hat es satt.
Nun kommt ein anderes Kind dran.
Deut kitzelt weiter, bis es ihn selbst langweilt.
Auch diesen Verstand besitzt er noch.
Der Einfältige ist jetzt ausgelassen, sein menschlicher Verstand arbeitet noch, aber wehe, man kommt zu Deut, wenn der alte Messing drauf losgeschlagen hat?
Dann verweigert sich etwas und dieses etwas ist dann rebellisch und kann einen auch töten!
Jedes normale menschliche Gefühl, das für das normale Bewusstsein etwas zu bedeuten hat, ist jetzt herausgeschlagen, oder was ist es?
Die Kinder suchen ein anderes Opfer.
Duumke lacht, er überrascht Deut jedes Mal mit etwas anderem.
Er hält Deut ein Stückchen Wurst vor seine Nase, das der Einfältige gerne isst.
Sie sind wie ein Paar, dieser Zwerg und der Riese Deut.
Jeus fragt:
„Ist das nun Duumke, Bernard?“
„Ja, das ist nun Duumke.“
„Weshalb heißt er Duumke?
Was ist Duumke?“
„Auch etwas ...“, kommt dann, Bernard weiß es nicht ... „Duumke ist Duumke.
Das kannst du mit deinen eigenen Augen sehen.“
Und nun hat Bernard recht, man sieht es, Duumke ist wie ein dünner Zwerg und doch wieder kein Zwerg.
Schwierig ist es, denn ein Zwerg ist anders.
Aber Bernard sagt noch: „Das ist ein Krümel.“
Aber was ist ein Krümel, Bernard?
Duumke ist eigentlich größer als ein Zwerg.
Duumke bekommt genau so viel Aufmerksamkeit wie Deut.
Sie sind ein herrliches Gespann.
Der eine ist verrückt und der andere hat immer Hunger.
Duumke ist achtzehn Jahre alt und schaut aus wie ein geschrumpftes Menschenkind.
Auch er raucht schon wie eine Dampfmühle, wenn es etwas zu rauchen gibt.
Man kann diese beiden Menschen nicht glücklicher machen, eine Zigarre ist das Größte!
Eine Zigarette stellt nichts dar, solch ein Ding pustet man im Nu fort und dann haben sie wieder nichts.
Sie wissen, solch eine Zigarre hält länger.
„Willst du rauchen, Duumke?“
Und dann hört man, wofür die Kinder alles machen und beim Vater die Zigarren für Duumke stehlen:
„Bitte sehr, gerne, ja?“
Siehst du, das klingt schön, wenn du dies hörst, stiehlst du für Duumke alles.
Duumke raucht jetzt und Deut hat nichts zu lutschen.
Das ist für den Einfältigen schlimm, es lässt ihn still werden.
Und jetzt bekommen die Kinder ihn nicht so weit, Deut hat jetzt Schmerzen von innen.
Duumke raucht und er hat nichts.
Deut schielt zu Duumke und die Kinder lauern darauf, auf einmal, so verrückt ist Deut jetzt, zerrt er Duumke sein Stückchen Zigarre aus seinen Fingern, zieht und saugt so, dass davon wenig übrig ist.
Darf Deut nicht einmal ziehen, Duumke?
Die Kinder bitten für Deut darum.
„Bitte, Duumke, lass Deut doch einmal ziehen.“
Und sieh, das muss man erleben, es ist zum Kaputtlachen, aber so ist es auch wieder nicht, du schaust zu und es tut dir gut.
Du findest es jämmerlich und ungeschickt, so drollig, wie es ist.
Wie empfindest du es, Jeus?
Alle bearbeiten nun Duumke.
Der steht nun allein zehn Kindern gegenüber.
Drei- und Dreieinhalbjährige bitten Duumke, Deut einmal ziehen zu lassen.
Aber der ist nicht blöd, er gibt eher sein Leben weg als diesen Zigarrenstummel, so gerne raucht er.
Soviel hat das Rauchen für diese Seele zu bedeuten.
Aber Duumke sagt: „Nein!“
Deut gibt ihm auch nichts.
Er hat gesehen, dass Deut gestern rauchte, und hat Deut da an ihn gedacht?
Das erleben nun die Kinder.
Jeus ist wie verrückt vor Spannung und Bernard sieht es, auch er genießt durch Jeus.
Ein Krümel von drei Jahren flitzt nach Hause, um die Mutter um eine Zigarre für Deut zu bitten.
Die Kinder können es nicht länger ertragen, Deut fängt an zu geifern und dann ist es schlimm.
Anneke Knies sagt, dass sie, auch ein dreijähriger Fratz, für Deut etwas holen wird.
Aber Duumke ist nicht blöd, Anneke hört jetzt:
„Das hast du mir auch schon gesagt, aber da kommt nichts!“
So blöd ist Duumke nicht.
Die Kinder haben zuhause schon Prügel bekommen, weil den Vätern ihre Zigarren fehlten.
All diese Dingen wandern zu Deut; wegen allem und nichts sagt Duumke: Bitte sehr, gerne, und deswegen ist es!
Deut schaut immer nach den Händen, ob nichts in ihnen ist.
Er sitzt hier aufs Geratewohl, wissen die Leute, aber es geht um eine Zigarre, ein Stückchen Wurst und um das Leutegucken.
Was sieht Deut?
Duumke ist „aufsässig“, sagen die Kinder, was es ist, das wissen sie nicht, aber es bringt einen zum lachen.
Ja, dann haben sie Spaß und dann redet Duumkes Bandwurm laut!
Und das ist noch das Verrückteste von allem.
Wenn Duumke aufsässig ist, stellen die Kinder ihm Fragen und dann hört man:
„Du hast auch noch Brüder, Duumke?“
„Ja, drei.“
„Und sind die genauso wie du, Duumke?“
„Nein, ich bin der Einzige!“, ist die Antwort auf die Frage, die ein Dreikäsehoch einem Jungen von sechzehn Jahren stellt; das ältere Kind gibt Antwort, bis das innere Leben denkt, zum Donnerwetter, oder der Schlag soll dich treffen!
„Weißt du, Duumke, dass du einen Bandwurm hast?“
„Ja, das weiß ich.“
„Was ist das, Duumke?“
Kommt immer noch keine Zigarre?
Nein?
Dann können sie mich mal gerne haben.
Für eine halbe Zigarre darf man Duumke alles fragen und dann bekommt man auch auf alles eine Antwort.
Hat man hingegen nichts, das man einsetzen kann, kann man auf der Stelle tot umfallen.
Und das kommt ganz plötzlich über seine Lippen.
Aber jetzt muss Deut rauchen.
Und schließlich haben die Kinder es so weit gebracht.
Deut gelingt es nicht, denn Duumke behält Deut im Auge, als er ihm freiwillig einen Zug spendiert.
Er hält das Stückchen selbst fest, er traut seinem Freund überhaupt nicht und solch ein Stückchen ist ja „tausend“ wert.
Deut will noch mal ziehen, aber Duumke denkt nicht daran.
Ein Junge sieht es, er zeigt auf Duumkes Jacke, dieser Bandwurm schaut doch tatsächlich und zack, Duumke ist seine Zigarre los.
Da muss man nun das armselige Gesicht einmal anschauen.
Tränen steigen ihm in die Augen, man bekommt Mitleid mit dem armen Teufel, aber Deut zieht an dem Zigarrenstückchen und saugt es fast in einem Zug auf.
Nun geht es hin und her, die Kinder folgen Deut und für Duumke machen sie jetzt alles, denn Deut hat kein Bewusstsein dafür, dass das Stückchen Duumke gehört.
Was müsst ihr jetzt machen, Jungs?
Jeus schaut, er kann den Spaß der Kinder verstehen.
Der ganze Grintweg ist voller Kinder.
Auch die Älteren kommen und schauen, ihr Geschrei kann man unten am Grintweg hören.
Jetzt geschieht ein Wunder für Deut.
Er bekommt eine neue Zigarre und gibt Duumke sein winziges Stückchen zurück, voller Spucke von Deut.
Duumke zieht schon, sie sind zufrieden, etwas später will Duumke von Deut mal ziehen und der Spaß geht wieder los.
„Von wem hast du deine Zigarre bekommen, Duumke“, wollen die Kinder wissen.
Duumke erzählt ihnen jetzt alles.
Die Kinder horchen ihn aus und hören gleich, wofür Duumke benutzt wird.
Manchmal kommen die Erwachsenen hinzu und sie hören: „Lasst Duumke in Ruhe“.
Duumke erzählt alles, er kennt keinen Unterschied zwischen gut und böse, zwischen Vater und Mutter.
Er erzählt, was sie bei ihm zuhause treiben, alles was sie machen, erfahren die Kinder von ihm.
Und dem wollten seine gesunden und starken Brüder vorbeugen.
Dann gab es Opfer, es floss auch Blut, weil dies zu weit ging.
Aber Kinder sind Kinder, und ein Bandwurm bleibt ein Bandwurm, für ein Stückchen Wurst macht man alles.
Viele Erwachsene bekamen eine Tracht Prügel von Duumkes Brüdern und damit hatten sie recht, weshalb mischen sich die Erwachsenen ein?
Für eine Scheibe Brot mit Wurst quetschen sie Duumke aus, und wenn man das verfolgt, muss man zugeben, dass solch ein Junge noch ganz viel leisten kann.
Dies nannten sie die leichten Arbeiten, aber Duumke tat manchmal die Arbeit eines starken Kerls und das bedeutete, dieses Leben zu missbrauchen.
Jeus genießt heute.
Er dankt Bernard von ganzem Herzen.
Jeden Augenblick bekommt Bernard zu hören, wie fantastisch er es findet.
Dieses Spiel mit Deut und Duumke, begreift er.
Und als Duumke auf einmal Deut überraschte und ihm die Zigarre aus seinen Fingern zog, hörte man das Geschrei in Emmerich.
Welch einen Spaß haben die Kinder, aber Deut geifert nun, und das ist schlimm.
Jeus hat sich beim Zaun von Frau Peters hingelegt und verfolgt alles.
Er will wissen, wie Deut sich fühlt, das hat jetzt für ihn Bedeutung.
Er will wissen, weshalb Deut blöd ist.
Was ist das?
Er will Deut anfassen, aber versteht, dass es nicht so einfach ist.
Duumke hat noch immer die Zigarre geschnappt und Deut weint fast.
Bad Klink, der das Treiben der Kinder aus der Entfernung anschaute, nähert sich nun und gibt Deut noch eine Zigarre.
„Und nun nicht mehr streiten, verstanden, Duumke?“
„Nein, Bad.“
„Du auch noch eine, Duumke?“
„Bitte sehr, gerne, Bad.“
Auch Duumke bekommt noch eine Zigarre.
Es stimmt, Alt und Jung sehnt sich danach, Duumke dies sagen zu hören, so lustig und so höflich klingt es einem in den Ohren.
Das tut einem Menschen gut.
Die Gefahr ist vorüber, sie schmauchen nun und haben ihren Streit vergessen.
Sieh diesen Deut rauchen, denkt Jeus.
Vater kann es so nicht.
Und die Leute, die Männer wissen es, Deut raucht wie ein Bürgermeister.
Von wem hat der Einfältige das bekommen?
Innerlich ist Deut jetzt schwerreich, das sieht man.
Manchmal kommen Männer, um Deut einen Glimmstängel zu geben, allein schon um ihn rauchen zu sehen, so lustig ist das, aber auch so reich.
Sie rufen ihn ab und zu und dann raucht Deut seine Zigarre, das muss man selbst sehen, sonst glaubt man es nicht.
Bad Klink hat den Kindern den Tag verdorben.
Jetzt haben sie ja nichts mehr von Deut.
Wenn er raucht, ist er nicht mehr da, dann ist er ein anderer.
Dann kann der Rest der Welt auf der Stelle tot umfallen.
So blöd ist Deut, kein Mensch weiß, was es überhaupt ist!
Deuts Rauchen lässt einen keinen Augenblick in Ruhe, man muss davon träumen!
Es geht dir nach, es kriecht in deinen Kopf, ob du es willst oder nicht, du spürst diesen menschlichen Charme.
Es wirkt wie von einem Baron!
War Deut schon mal ein Baron?
„Nein“, fließt da von Jeus Lippen zu Bernard, „so kann Vater es nicht!
Das hätte ich früher wissen müssen.“
Bernard spürt, was er sagen will.
Aber dann muss Jeus erst wissen, dass er gerade heute auf die Welt gekommen ist und dies durch ihn.
Im Grunde ist auch er in den Augen von Bernard noch ein Knirps.
Und dann fallen harte Worte, dann versteht Bernard ihn nicht und Jeus empfindet sich zu groß und zu alt.
Nun rollen sie wieder auseinander und fühlen sich fremd, insbesondere, als Bernard sagt, dass er völlig daneben liegt und von Deut und Duumke gar nichts versteht.
Aber was hört Bernard nun?
„Soll ich dir etwas sagen, Bernard?
Behalte deine Dreckwelt ruhig, ich behalte meine!“ und das ist für Bernard ein Schlag mitten ins Gesicht.
Jeus ist nun ein undankbarer Hund.
Dreckwelt sagte dieses kleine Luder?
Ist dies eine Dreckwelt?
Sind Deut, Duumke und alles, was da zu erleben ist, Dreck?
Siehst du, das versteht Bernard dann nicht.
Jeus denkt nach und Bernard hat es schon wieder vergessen, aber es ist Bernards eigene Schuld, weshalb regte er sich so auf?
War Bernard schon mal in einem Himmel?
Nein, er weiß nicht, wie es dort ausschaut.
Jeus wohl und das ist etwas ganz anderes als der Trubel von Deut und Duumke, das Lachen der Kinder, das versteht selbst Fanny, aber Bernard nicht.
Jeus hat heute denken gelernt.
Was sein toller Bruder so erstaunlich findet, ist wie nichts ... und nichts ist nichts!
Das muss man selbst herausfinden und das macht er, aber das weiß Bernard nicht.
Jeus folgt Deut anders.
Er fragt sich, weshalb Deut gerade dort auf diesem Stein sitzt.
Duumke sitzt auf dem Boden neben Deut und raucht, die Kinder existieren für Duumke jetzt nicht mehr, er raucht.
Er macht etwas.
Jeus folgt diesen beiden Freunden, er steigt in diese Organe hinunter, in Deuts Leib, denn da drinnen lebt es und damit kann er reden.
Als er drinnen ist, spürt er die Stille und diese Stille kennt er.
Aber die andere Stille, die er manchmal erlebt, ist anders.
Wenn die Kinder zu ihm zum Spielen kommen, dann ist da auch Stille, aber diese Stille hat nichts mit der von Deut zu tun, denn diese ist anders!
Und davon hat Deut nichts!
Sondern Deut ist es selber!
Er spürt und sieht es.
Er kann sich da hineindenken und das kann Bernard nicht.
Und das ist eine Dreckwelt!
Aber seine Welt ist eine andere und die Menschen haben nichts von ihr, kein Kind hier, kein Mensch!
Die Dreckwelt von Deut ist alles, was sie besitzen.
Alles!
Jeus bohrt sich in die Augen von Deut.
Und dann steigt er hinab, immer wieder versucht er dasselbe, hinab in das Leben von Deut, um darinnen zu spüren und zu schauen.
Nun, da er den richtigen Deut spürt, kann er mit ihm reden.
Er ruft dem Einfältigen zu: „Deut???
Hörst du mich?
Deut???“
Noch einmal versuchen.
„Deut???
Hörst du mich, Deut???“
Und siehe da, Deut schaut Jeus an.
Ist das nicht gut?
Das kann Bernard nicht.
Dennoch ist es ganz einfach.
Das kann jeder, wenn man nur spüren und denken will, dann geht es.
Und Jeus spürt jetzt, Deut hat auch etwas davon.
Deut ist blöd, sagen die Menschen, aber das stimmt nicht.
Das Innere in Deut schläft noch und das ist alles.
Deut, spürt Jeus, ist erst drei Jahre alt.
Nun, da er Deut erspüren kann, ist Jeus auch älter geworden.
Durch dieses Erspüren verändert sich sein inneres Leben.
Er steigt nochmals in Deut hinunter und dies sind für Jeus die ersten Fundamente, um menschlich und geistig-wissenschaftlich denken zu lernen.
Nein, Deut ist nicht blöd, aber Deut ist auch nicht wach.
Aber was bedeutet das für diese Welt?
Weshalb, Jeus, gibt Unser Lieber Herrgott dir dies Gefühl und Deut nichts?
Weshalb gab Unser Lieber Herrgott Duumke einen Bandwurm und einem anderen Kind das Glück?
Weshalb gab Unser Lieber Herrgott dir alles, all dieses Schöne?
Unser Lieber Herrgott weiß alles darüber, Jeus, alles!
Und er drückt nicht ein Kind an „Sein“ Herz, um das andere tot zu drücken, das kommt alles von den Menschen selbst, Jeus.
Und das wirst du in diesem Leben noch lernen.
Das versteht Bernard nicht und auch kein anderer Mensch.
Sprich noch etwas mit Deut und du hörst ihn in dir selbst reden.
Jeus redet jetzt mit Deut auf Entfernung.
Keiner hört es, kein Wort kommt über seine Lippen und doch, er redet mit Deut.
Deut lacht innerlich und weint zugleich.
Es ist wie das Jaulen eines geschlagenen Tieres.
Das Jaulen einer Seele, eines gefolterten Wesens.
Das Leben darin jault nun.
Das Leben will leben und kann nicht, das Leben weint.
Es lebt unter einem schweren Gewicht, auf diesem Leben ruhen bestimmt tausend Kilo, es ist wie totgeschlagen, aber wodurch?
Jeus sieht, dass Deut sich aus eigener Kraft nicht entfernen kann.
Wo Deut drin lebt, das ist ein großes Durcheinander.
Später, Jeus, viel später, wirst du die Gesetze von Deuts Zustand kennenlernen und du wirst Bücher schreiben.
Du wirst den Leuten erzählen, worin Deut nun lebt und worin alle diese anderen Menschen leben, die – wie Deut – sich selbst verloren haben, wie sich zeigen wird, aber das stimmt doch auch wieder nicht.
Deut ist wahrhaftig wach, lebt jedoch nicht im Tagesbewusstsein, sondern gerade unter dem normalen gesellschaftlichen Fühlen und Denken des normalen Menschen.
Nun, da Jeus den anderen Kindern zuschaut und auch Bernard folgt, weiß er, dass alle diese Kinder davon nichts besitzen.
Aber in Deut scheint auch eine Sonne und in ihm ist Leben zu sehen, doch das braucht ein wenig Zeit, um hervorzubrechen, und dann kann Deut auch reden.
Bei Duumke regnet es, bei Deut gibt es Wärme zu spüren.
Deut ist ein echter Mensch!
Nun, da er dies erlebt hat, springt er auf und rennt zu Deut und fragt das einfältige Leben:
„Deut, wollen wir Freunde werden?“
Die Kinder finden es verrückt.
Doch das fragen alle Kinder, alle versichern sie sich seiner Freundschaft, danach wird man auch nicht länger totgedrückt und es kann einem nichts mehr geschehen.
Für Jeus ist diese Freundschaft etwas ganz anderes, er kann Deut damit helfen.
Er kennt Deut Messing wie keiner ihn kennt.
Die Kinder rufen:
„Jeus Roelofse ist ein Kumpel von Deut geworden.“
Es ist ein Fest, richtiger Spaß.
Wieder hat Deut einen Freund mehr, jeder vom Grintweg kennt dies.
Alle Kinder lauern darauf, sie wollen die Freundschaft von Deut besitzen, denn Deut ist mächtig.
Mit solch einem Riesen ist nicht zu spaßen; die Freundschaft mit Deut ist das große Los, es ist mehr als das.
Und Deut, wie blöd er auch ist, er nimmt nicht jede Freundschaft an.
Manche Kinder müssen darum betteln und keiner weiß, warum Deut so ist.
Er weigert sich entschlossen, manche Kinder zu akzeptieren und dies ist nicht nur für die Kinder ein Rätsel, sondern auch für die Älteren.
Wer das alles kennt und verfolgt hat, schüttelt den Kopf und fragt sich aber auch: Was lebt doch in solch einem einfachen Kopf?
Es ist eine Psychologie, von der keiner ein Fundament sieht, kein Stadtmensch kennt sie.
Jeus kennt nun Deuts Geheimnis, er hat Deut in der Tasche, er kann mit ihm machen, was er will.
Bernard wird das bald bestätigen müssen und gleichzeitig große Augen machen.
„Ja“, kommt da von dem Riesen, „mit dir möchte ich befreundet sein.“
Und ohne Bedenken legt Deut seine Pranke um das Händchen von Jeus; es verschwindet vollkommen, aber das macht ihm keine Angst.
Sie sind gerade völlig eins, die Kinder sind schon neidisch und auch Bernard hat es nun erwischt.
Jeus hört:
„Was ist das, verdammt?“
Jeus weiß, dass er Bernard den schönsten Tag seines Lebens abgeluchst hat.
Bernard lauert schon lange darauf, aber er hat schlucken müssen, dass Deut ihn heute mag und morgen nichts von ihm wissen will.
Dann ist Bernard ihm völlig gleichgültig, was ist das doch mit Deut?
Weswegen sind diese beiden auf einmal gute Freunde geworden?
Das hat Jeus, denkt Bernard, nur durch seine Schmeichelei erreicht.
„Das ist Schmeichelei“, schleudert er Jeus ins Gesicht.
Hätte er das nur gewusst, dann hätte Jeus diese Möglichkeit nicht bekommen.
Jeus steht dort bei Deut und hält noch immer seine Pranke fest und der Einfältige empfindet es anscheinend als angenehm.
Von links und rechts klingt es:
„Schmieriger Schmeichler!
Schmeicheln, das kannst du, was?
Deut hereinlegen!“
Jeus hat keinen Spaß mehr daran, er schaut Deut in die Augen und der Einfältige ihm.
„Sind das gemeine Hunde, Deut?“
„Ja“, bekommt er zurück.
„Ja!“
Und so ist es, Bernard.
Bernard ist am lautesten und platzt fast vor Neid.
Er kann dies nicht ertragen, es ist ja auch nicht ohne und das Schimpfen geht von vorne los.
„Warte nur, du hässlicher Dummkopf, ich erwische dich schon noch!“
Und zu Deut:
„Deut, kitzele ihn nun mal, bis er platzt?
Erdrücke ihn mal, Deut?
Lass ihn mal sterben?
Er legt dich rein, ehe du dich versiehst, und er kann bonbonsüß sein.
Deut, das hat kein Ende!
Deut, er hat die Masern und die Röteln gehabt.
Deut, er ist voller Läuse.
Deut ...“ Bernards Geschimpfe nimmt kein Ende, aber Deut hört nichts und Jeus weiß, diese Freundschaft ist nicht zu zerstören.
Deut hat ihn innerlich gespürt, keiner kann ihn aus diesen Händen ziehen.
Nun, da Bernard versucht, Jeus aus den Händen von Deut zu zerren, greift Deut nach Bernard und hätte ihn zu Tode gedrückt.
Nun gibt es kein Halten mehr, Bernard hat es erwischt.
„Von mir hörst du nichts mehr.
Hässlicher, heuchlerischer Scheißkerl!
Habe ich mich dafür alle Tage abgequält?
Undankbarer Hund!
Läusekopf!
Bettnässer!“
Das ist niederträchtig, Bernard.
Jetzt wissen die Kinder, dass dein kleiner Bruder ab und zu ins Bett macht.
Aber das machst du selbst auch, Bernard.
Und es ist schon wieder verrückt – die Kinder reagieren nicht, sie müssen nicht darüber lachen, sie kennen es, sie alle sind untenherum ein bisschen „locker“, wenn sie schlafen, das ist nichts Neues.
Sie schauen Bernard an, als ob sie sagen wollten: „Das machst du selbst auch!“
Nein, es gelingt nicht, Bernard, du bekommst Jeus nicht aus diesen Händen, aber hier ist jemand anders, der es allerdings kann.
Auf einmal, und auch dies ist ein Wunder und ein großes Rätsel, steht der Lange vor Jeus.
„Komm du mal hierher.“
Deut lässt ihn frei.
„Was hast du da mit dem Verrückten zu schaffen?“
„Deut ist nicht verrückt, Vater!“
„Nanu, Deut ist nicht verrückt.
Aber das ist gefährlich, verstanden?“
„Das ist nicht gefährlich, Vater!“
„Was sagst du mir?
Hältst du jetzt gefälligst den Mund?“
Bernard platzt vor Spaß, nun bekommt Jeus Prügel, aber der Lange geht nach Hause.
Keine Minute später verschwindet Deut und winkt Jeus wahrhaftig noch einen Gruß zu.
Duumke folgt Deut, für heute ist der Spaß vorbei.
Aber er hat Deut als Freund bekommen.
Der Lange fragt ihn:
„Wie weißt du so bestimmt, dass Deut nicht verrückt ist?“
„Das weiß ich, Vater!“
„Aber du hast nichts zu wissen, verstanden?“
„Ja, Vater.“
Langer, dies ist bedauerlich.
Auf diese Weise bekommst du nie Kontakt zu deinen Kindern.
Du lernst ihn jetzt nicht kennen und es würde sich doch so lohnen, Langer.
Schade, weshalb kann er nicht mit dem Vater über Deut reden, denkt Jeus.
Weshalb nicht?
Auch der Vater weiß nichts von Deut, nichts!
Deut ist nicht verrückt.
Deut ist nicht verrückt!
Keiner nimmt ihm dies ab, kein Vater und keine Mutter.
Aber der Lange muss über die Klugheit von Kindern lachen.
Diese Knirpse aber auch!
Was die Erwachsenen nicht begreifen, davon glauben die Kinder, alles zu wissen.
Kindliche Gehirne tun so, als gäbe es keine Wissenschaft.
„Mein Himmel“, hört er seinen Vater sagen, „was hast du für eine Menschenkenntnis bekommen“, und dabei stehen sie in der Küche.
Der Lange erzählt Crisje von dem Ereignis und Crisje will wissen, weshalb er so früh nach Hause gekommen ist.
„Ist etwas, Hendrik?“
„Nein, Crisje, da ist nichts.
Nichts ist los!
Ich habe dem Baron Wein bringen müssen.
Und ich habe das schnell gemacht, nicht wahr.
Ich dachte, dann habe ich schön etwas Zeit für mich übrig.
Und da bin ich nun, Crisje.“
„Für wen war dieser Wein, Hendrik, sagst du?“
„Für den Baron, sagte ich schon.
Der trinkt vom Besten, Crisje.
Aber schau mal, was ich hier habe?“
Der Lange holt eine Flasche Wein von der allerbesten Sorte hervor.
„Und der Baron sagte mir, Cris, den musst du deiner Crisje geben.“
„Sagte er das, Hendrik?“
„So wahr ich hier sitze, Cris.“
„Dann ist das ein Kompliment für dich, Hendrik.
Ich freue mich sehr für dich.“
„Und der Baron sagte „Langer“ zu mir, Cris.“
„Das ist auch ein Kompliment für dich, Hendrik, wenn solche Leute das sagen.“
„Und als wir in seinem Keller waren, Cris, sagte er mir auch noch, suche dir ruhig einen für dich aus, Langer, aber für Crisje, ja?
Und als ich das gemacht hatte, Cris, fing ich an zu singen.
Und als er mich hörte, Cris, sagte er, dass ich studieren müsste.
Langer, sagte er, das ist eine schöne Stimme.
Es ist schade, dass du die Stimme für dich behältst, du musst in die Welt hinaus.“
„Das hat er gesagt, Hendrik?“
„Ja, aber ich musste darüber lachen, Cris.“
Crisje frisst ihren Langen auf, das hat er jetzt verdient.
Und sie weiß es, es schmerzt den Langen nicht länger, er hat es besiegt.
Und dies ist ein Geschenk für ihr Leben.
„Ich glaube“, sagt der Lange, „dass ich so gesungen habe, wie noch nie.
Eine Arie nach der anderen, Cris.
Ich habe mich unheimlich ins Zeug gelegt.
Ich dachte, was willst du mir noch erzählen?
Muss ich noch studieren?
Ich musste darüber lachen, weißt du?
Ich wusste dann, Cris, dass er keine Ahnung von Stimmen hat.
Er hätte das doch gleich hören müssen, oder?“
„Ja, Hendrik, das stimmt, natürlich“, sagt Cris, denn keiner muss dem Langen erzählen, dass er noch Unterricht braucht, so sicher ist sich der Lange seiner Sache, er weiß genau, was er kann und was er will.
„Sie hörten alle zu, Cris.
Und als ich zu Ende gesungen hatte, sagte er wieder, dass ich studieren solle, und ich bekam eigentlich schlechte Laune.
Und wenn er kein Baron wäre, dann hätte ich ihm etwas ganz anderes gesagt, das glaubst du bestimmt, was?
Aber komm, wir trinken noch einen auf uns.“
Der Lange schenkt ein, probiert und sagt dann zu Crisje:
„Das ist ein Spitzenwein, Cris!
Das ist ein verdammt Guter.
Der kommt aus Frankreich.
Wir haben diese Sorte selbst auch und die kaufen nur die reichen Leute.
Das ist ein guter Tropfen und gut gegen Läuse.
Prosit, Cris!“
Die Jungen kommen.
Mütze ab!
Ja, die Mützen fliegen schon, Langer.
Die Jungen dürfen nicht probieren, ihre Mützen aufzubehalten.
Das ist Respekt vor Vater und Mutter.
Achtung vor dem Langen ist es!
Johan wirft seine Mütze gleich in die Ecke, aber Bernard vergisst es manchmal.
Und dies kann Bernard sich einfach nicht merken.
Auch jetzt sieht der Lange, dass Bernard seine Mütze zu lange auf seinem Kopf behält und schon ertönt:
„Komm mal zu mir, Bernard.“
Jeus schaut schon, er weiß, was da kommt.
Dann hätte Bernard ihn halt nicht ärgern sollen.
Allerdings kann er es nicht ertragen, dass Bernard eine Tracht Prügel bekommt, er schaut seinem Bruder in die Augen und schenkt ihm sein Mitleid, aber das Gefühl, das Bernard ihm zurückwirft, bedeutet: Ich brauche dich nicht!
Bernard hat keine Angst vor Vater.
„Weshalb hast du dir das nicht gemerkt, Bernard?“
„Ich hatte daran nicht gedacht, Vater.“
„Und ich will, Bernard, dass du daran immer denkst, verstanden?“
„Ja, Vater.“
„Und das ist das letzte Mal, Bernard, sonst schlage ich zu und du kommst in den Keller.
Ist sonst noch etwas, Bernard?“
„Nein, Vater, nichts!“
„Weißt du das sicher, Bernard?“
„Ja, Vater, ich habe nichts getan.“
„Lass mich mal schauen.“
Der Lange schaut dem Kind in die Augen.
Aber Bernard blickt zurück, er verzieht keine Miene vor dem Langen.
Nun Crisje noch.
„Cris, komm mal her.
Hat er dir heute etwas getan?“
„Nein, Hendrik, ich habe keine Klagen.“
„Und Johan?“
„Der weiß ja nicht einmal, was Unfug ist.“
„Und Jeus?“
„Auch nicht.“
„Und Gerrit?“
„Jetzt hör aber auf.
Oder sollen auch die anderen Jungen, die erst noch geboren werden müssen, die Mütze absetzen?“
Crisje hat recht, spürt der Lange, aber Ordnung ist Ordnung.
Bernard kommt mit einer Rüge davon, aber Bernard weiß, wenn er es nun noch einmal vergisst, bekommt er eine Tracht Prügel.
O weh, Johan, o weh, Bernard! Alle Jungen können sich – wenn sie nicht auf das, was der Vater sagt, hören wollen – auf etwas gefasst machen.
Er schaut einem nach dem anderen in die Augen.
Dann kommt das Essen auf den Tisch.
Das ist für den Langen immer ein Fest.
Dann genießt er seine Jungs und fühlt sich reicher als ein König.
Sie gedeihen prächtig, sie sind groß und kräftig geworden, sie lernen gut und alles Mögliche.
Als die Jungen im Bett liegen und er glaubt, dass sie schlafen, fragt er Crisje:
„Seit wann hat er den Verstand von Erwachsenen, Cris?
Er sagte mir, dass Deut Messing nicht verrückt ist.
Aber das ist gefährlich.“
„Du brauchst dir um ihn keine Sorgen zu machen, Hendrik.
Der kennt Deut schon.
Ich habe schon alles von Johan gehört.“
Die Geige wird jetzt kurz aus dem Schrank geholt, der Lange spielt und Crisje genießt.
Und es gibt noch einen, der genießt, nicht das Spiel des Langen, sondern die Freundschaft zu Deut.
Ist noch etwas?
Ja, hier kommt wieder ein Kindlein.
Mutter ist dicker geworden.
Wie das zusammenhängt, weiß er noch nicht, aber er sieht es.
Die Kinder redeten darüber.
Er hörte es beim Spielen mit Deut.
Duumke sagte es auch!
Aber von Duumke wird man nicht viel klüger.
Die Kinder sahen eine Frau mit einem dicken Bauch und dann sagten sie ...?
Was sagten sie doch gleich?
Und Deut begann zu sabbern, aber er wird Bernard morgen fragen, der weiß alles.
Schade, Bernard ist nun böse auf ihn.
„Deut?
Deut? ... wir sind Freunde geworden.“
Jeus kennt den Einfältigen von innen und außen.
Vater kann singen und Musik machen, er aber kann denken.
Das mit den Mützen, darüber muss er lachen.
Aber es gehört bestimmt zu Vater.
Deut?
Duumke?
Schlaft ihr schon?
Wo seid ihr jetzt?
Wie schlaft ihr?
Liegt ihr auch bei eurem Brüderchen und eurem Vater und eurer Mutter im Schlafzimmer?
Als Crisje und der Lange sich hinlegen, ist er noch wach.
Das Kind tut, als ob es schläft, aber Jeus folgt den beiden dort, sie schlafen zwei Meter von ihm entfernt.
Weshalb ist die Mutter so dick?
Sein Gehirn ist todmüde vom Nachdenken, auch sein Leben braucht Schlaf.
Aber weiß Crisje dies?
Es ist nun, als ob da Gefühle in Crisje hochkommen; es sind Gedanken, die ihre Seele anregen und die sie in sich aufsaugt, und das geht von ganz alleine.
Das Kind sendet diese Gedanken und diese Gefühle zur Mutter.
Auch wenn die Persönlichkeit nicht bewusst denkt und das Tagesbewusstsein ausgeschaltet ist, solch ein innerer Kontakt wirkt doch und ist durch nichts zu zerbrechen, sogar die Tiere haben ihn!
Das eine Leben kann jetzt das andere warnen.
Und wer diese Empfindsamkeit besitzt, erlebt jetzt die innere Einheit.
Und das ist etwas Herrliches.
Ob es nun auch herrlich für Crisje ist, das muss sie noch erleben.
Und dann muss Jeus aus ihrem Zimmer.
Er ist arg, Jeus, auch wenn du es bei dem Vater und der Mutter angenehm findest, du wirfst dich selbst hinaus.
Sieh es und du weißt es!
Crisje denkt schon im Schlaf, das ist nun träumen, aber diese Gedanken bekommt sie von Jeus.
Und dann weiß sie, Jeus muss hier weg, sonst gibt es noch ein Unglück.
Johan und Bernard gehen nach oben, er und Gerrit bekommen den Alkoven und so kann es vorerst wieder weitergehen.
Morgen wird der Lange es von ihr erfahren.
Auch Unser Lieber Herrgott weiß es!
Kinder bekommen ist eine Gnade.
Aber weshalb bekommt die eine Mutter so viele und die andere nicht eins?
Ist das nicht merkwürdig?
Kinder bekommen ist ein Segen.
Stimmt das, Crisje?
Aber weshalb?
Crisje, einmal wird Jeus dir auf all diese Fragen Antwort geben.
Und jene Antwort ist dann für diese Welt, für alle Leute.
Vor allem für die Menschen, die wissen wollen, wofür sie auf der Erde leben und weshalb sie „Mutter“ sind!
Und das ist doch etwas Besonderes, Crisje, oder etwa nicht?
Der Lange ist nicht offen dafür, aber auch er kommt einmal dahin, sich diesen Fragen zu stellen.
Wo er dann lebt, spielt keine Rolle, einmal kommt es, Crisje.
Aber da ist noch viel mehr.
Weshalb gibt Unser Lieber Herrgott sehnsüchtigen Müttern keine Kinder?
Wie viele Mütter gibt es, Crisje, die gerne Mutter sein wollen, aber da ist etwas, das ihnen diese Gnade verweigert.
Und weshalb gibt es Mütter, Crisje, die ihre eigenen Kinder zu Tode drücken, weil sie Mutter sind und es nicht wollen?
Auch diese Fragen wird Jeus eines Tages beantworten!
Durch mich und durch einen anderen, Crisje, mich, den er als José kennengelernt hat!
Ich bin ein Freund von Jeus, Crisje, aber ein Unsichtbarer, bald wird die Welt auch uns kennenlernen.
Ich bin alt und jung, Crisje.
Jeus sieht mich als José, für dich bin ich sehr alt und verstehe alles.
Ich lebe in dieser heiligen Stille und ich kenne den „Vorhof“ Unseres Lieben Herrgotts sehr gut.
Aber ich warte auf den Augenblick, wenn ich anfangen darf.
Eigentlich, liebe Crisje, haben wir schon angefangen, auch das von Deut ist etwas, womit wir sein Leben bespielen.
Schau nur seine „Harfe“ an, dann weißt du, was wir können und was er später für Unseren Lieben Herrgott zu tun hat.
Entferne ihn jetzt aus deinem Bereich, Crisje, das Schlafwandeln gehört jetzt der Vergangenheit an, auch dafür sorgten wir!
Schlaf jetzt!
Morgen wird es wieder früh Tag ... und du brauchst alle deine Kräfte.
Aber du hast recht, auch jetzt ist es wieder ein Junge, aber ein Mädchen bekommst du auch und das Kind heißt dann: Maria ... nach deiner Großmutter, stimmt es nicht?
Auf Wiedersehen, Crisje!
Das Leben geht weiter!
Morgen siehst du Jeus wieder anders.
In einer Woche, Crisje, lernt er für Jahre und es geschieht nichts!