Mutter, ich muss Junge haben

Es stimmt, Tante Trui besitzt den schönsten Hahn im Viertel.
Es ist einer, der den Ton angibt und eine Stimme hat, auf die selbst der Lange neidisch ist.
Es ist ein ganzer Kerl, stark und im Bewusstsein seiner Macht, so strahlend wie ein König.
Der Hahn von Tante Trui überschreit alle anderen des Viertels, solch ein Ass ist er.
Jeden Morgen hört Trui auf ihren lebendigen Wecker und keinen Morgen verschläft sie, so genau ist das Tier.
Doch heute Morgen hört sie nichts, ist etwas mit dem Hahn?
Sie lauscht, auch Gradus ist aufgewacht und sie sind nicht geweckt worden, sie haben gehörig verschlafen.
Als Trui nach hinten kommt, sieht sie ein Drama.
„Gradus, Gradus, komm schnell schauen!“
Beide stehen da und starren auf den Hahn.
Ihr König hat keine Feder auf seinem Leibe, er ist wie nackt geschoren.
Heute Nacht war ein Lump da, der dem Hahn sein Königsgewand gestohlen hat und das auf diese Art und Weise, man könnte verrückt werden vor Zorn.
Ein Riesenskandal ist das!
Ist es ein Wunder, dass Trui giftig ist?
Dass sie sich die Lippen zerbeißt?
Das ist schlimm, es ist grausam.
Es ist teuflisch.
Der Hahn sitzt dort und grämt sich.
Es ist außerdem entsetzlich traurig.
Das Tier ist gerupft, die schöne Stimme ist gebrochen und die königliche Gestalt ist zum Bettler geworden.
Der Hahn schielt ihr entgegen und gibt keinen Ton von sich.
Es ist schaurig.
„Das hat Crisjes Gör gemacht, Gradus.“
Hörst du es, Crisje?
Sie wollen deinem Bernard etwas in die Schuhe schieben.
Ganz plötzlich sind Trui diese Gedanken gekommen, Bernard ist es, er ist dieser Lump.
Das Viertel ist in Aufregung, nach einer Stunde weiß jeder Bescheid.
Es ruft ein Heidengelächter hervor, aber wer hat es getan?
Hinterhältigkeit ist das, sagen manche Leute, andere betrachten es als unglaublich lächerliche Sache, wegen der man aber aus der Haut fahren kann.
Keine vier Minuten später stehen Trui und Gradus vor Crisje.
„Weißt du nichts, Cris?
Bernard hat es getan.
Ich gehe zur Polizei,“ schreit Trui.
Weiß Johan nichts?
Wo ist Bernard?
Bernard muss kommen.
Aber das Kind schaut Trui in die Augen und hat damit nichts zu tun, schau selbst, Trui.
Wenn Bernard es getan hätte, dann würde man doch annehmen, dass er sich verrät, stimmt’s, Trui?
Sag es nun selbst, Gradus.
Aber wer denkt jetzt sofort an die Polizei?
Nein, die Jungen wissen von nichts.
Crisje fragt Bernard:
„Hast du damit wirklich nichts zu tun, Bernard?“
„Wie hätte ich denn dem Hahn seine Federn ausrupfen können, Mutter?
Ich habe schön geschlafen.“
„Stimmt das, Johan?“
„Ja, Mutter, der war keine Minute aus seinem Bett, Mutter.
Das hätte ich doch wohl sehen müssen, oder etwa nicht.“
Bernard hat den Kopf hoch erhoben und er denkt, Johan bekommt von mir etwas Leckeres.
Aber Bernard hat nichts damit zu tun, Jeus, nichts!
„Wenn ich weiß, Cris, dass Bernard es getan hat, lasse ich ihn einsperren.
Und darauf kannst du dich verlassen, dass du das mal begreifst.“
„Das ist doch logisch, Trui.
Es ist ja entsetzlich.
Das ist ja ein Lausbubenstreich.
So etwas ist nicht zu entschuldigen, Trui, natürlich nicht.
Das ist ja eine Schande.
Ich habe so etwas mein Lebtag noch nicht gesehen, Trui, dass du das nur weißt.“
Zufällig ist Gerrit Noesthede auch da, er braucht Musik von dem Langen.
Er schaut den Hahn an, Gerrit lacht, der Streich ist zu schön.
„Schau doch mal, Gerrit, wenn das keine Schande ist?
Er war so ein schöner Hahn.
Ich könnte heulen deswegen.“
Gerrit schaut genau, das Tier sieht armselig aus.
Er hat auch etwas zu sagen:
„Der läuft wahrhaftig mit nacktem Hintern herum, Trui.
Sie haben ihm seinen Sonntagsanzug ausgezogen.“
Trui fährt auf und wettert gegen Gerrit:
„Willst du darüber noch Scherze machen, Gerrit?“
„Das würde mir nie einfallen, Trui, allerhand ist das, aber ich darf doch wohl etwas sagen?“
Trui findet, dass es ein Mordprozess ist.
Gerrit verschwindet.
„Weiß Hendrik auch Bescheid, Cris?“
„Nein, Gerrit, der war schon fort, aber er hört es ja heute Abend und dann haben wir die Bescherung.“
„Weswegen, Cris?“
„Liegt doch auf der Hand, aber ich weiß es ja auch nicht.“
„Dachtest du denn, dass es einer von den Jungen getan hat, Cris?“
„Ich weiß es nicht, Gerrit.
Trui denkt, dass Bernard es getan hat, aber Johan sagte, dass Bernard die ganze Nacht geschlafen hat, der ist nicht aus seinem Bett weg gewesen, Gerrit.“
„Nun, was hast du dann zu klagen, Cris?“
„Aber was hat solch ein Gauner dann bei Trui zu suchen, Gerrit?“
„Schau mal, Cris, es gibt Leute auf der Welt, die an solchen Sachen Spaß haben.
Ich glaube nicht, dass Bernard es getan hat.“
Und diesen Streich spielen sie Trui, während sie tief und fest schläft.
Sie ist sich sicher, dass Bernard es getan hat.
Und Jeus glaubt es auch.
Sagte Bernard nicht, dass er es ihr schon noch heimzahlen werde?
Dies ist unmenschlich, das ist Mut, das ist echte Traute.
Aber Gerrit Noesthede lacht sich kaputt.
Crisje sieht es und sagt vorwurfsvoll:
„Willst du solche Lausbubenstreiche noch verharmlosen, Gerrit?
Musst du darüber auch noch lachen?“
Aber Gerrit antwortet mit schalkhaften Augen: „Wenn ich weiß, Cris, wer das getan hat, bekommt der von mir noch eine Mark dazu.“
Da ist Bernard.
„Weißt du davon, Bernard?“
Bernard schaut Gerrit in die Augen und sagt: „Nein, ich habe damit nichts zu tun.“
Gerrit versucht:
„Wenn du das getan hast, Bernard, bekommst du eine Mark von mir.“
„Ich habe damit nichts zu tun, Gerrit.“
Gerrit glaubt Bernard nicht.
Und doch fragt man sich: Kann ein Kind solch einen Hahn rupfen, noch dazu einen lebendigen?
Man braucht dafür Kraft.
Und solch ein Hahn findet das doch nicht einfach so in Ordnung.
Hat Trui denn kein Krähen gehört?
Gerrit geht zurück zu Trui.
Sie sagt, Nein, sie hat nichts gehört und das ist das Schlimmste von allem, sie können einen ja im Schlaf ermorden und man hört und sieht nichts.
Ist Bernard dazu fähig?
Das kann doch nicht sein.
„Das ist Männerarbeit, Trui.
Dafür brauchst du Kraft.
Ich werde es dir beweisen.“
Und ehe Gradus und Trui es sich versehen, nimmt Gerrit ein Huhn in seine Hände.
Das Tier schreit Zeter und Mordio.
Crisje denkt, dass abermals ein Tier gerupft wird.
Jeus und Johan kommen auch schon angesaust, um es zu sehen.
„Nun, Trui?
Kann ein Kind wie Bernard das hinkriegen?
Ich kann dem Tier noch nicht mal die Kehle zudrücken, ohne dass es schreit.
Und dies ist nur ein Huhn, Trui, dein Hahn ist sehr viel kräftiger.“
Gradus sagt: „Nein, Trui, Bernard hat es nicht getan.“
Trui beharrt jedoch darauf, es war Bernard.
Bernard ist der Gauner.
„Weißt du es nicht, Jeus?“, fragt Trui.
„Nein, Tante Trui, wie soll ich das wissen.“
„Hat Bernard dir denn nichts gesagt?“
„Was soll Bernard mir zu sagen haben.
Aber das ist allerhand, verflixt noch mal.
Wirklich, das ist schade, Tante Trui, es war solch ein schöner Hahn.“
Jeus weg, er muss Bernard sehen.
Dort ist sein Bruder.
„Soll ich dir mal was sagen, Bernard?“
„Ich will nichts von dir wissen.“
„Aber ich sage dir, das ist verflixt noch mal eine gefährliche Arbeit.
Davon wirst du noch was hören.
Du hast dem ja seine ganze Hose ausgezogen.
Verdammt noch mal, Bernard, was für eine Traute du doch hast.“
„Halt jetzt deine Klappe, sonst schlage ich sie dir ein.“
„Du hast ihm nicht mal sein Hemd angelassen, Bernard,“ triezt Jeus, „aber ich muss ja selbst darüber lachen.
Wie hast du das hingekriegt?
Gerrit Noesthede kann es nicht verstehen und Onkel Gradus sagte auch, dass du das nicht getan haben kannst, dazu braucht man Männerkraft, Bernard.“
„Halt deine Klappe, sonst haue ich dir eine rein, dass du das nur weißt.“
„Willst du denn nicht mal schauen gehen?“
„Nein, ich habe etwas anderes zu tun.
Ich muss gleich in die Schule.“
„Ich habe doch keine Angst vor dir, Bernard.“
Es erstaunt Bernard gar nicht, dass sie ihn verdächtigen, aber er ist so ruhig und sich seiner Sache sicher, dass selbst Jeus zweifelt, ob er es wohl getan hat.
Als Bernard aus der Schule kommt, fangen sie abermals an und etwas später, sieht Crisje, kämpfen sie und geraten sich in die Haare.
„Kommt doch mal mit mir mit.
Bringt doch diese Sachen einmal zu Willemse.“
Jeus und Bernard brechen auf, um Mehl zu Willemse zu bringen.
Daraus wird ein köstliches Brot gebacken und das mögen die Jungen.
Unterwegs hat Jeus ihn schon wieder in der Mangel und Bernard hat den größten Spaß, wer kann ihm etwas tun?
Bernard pfeift lustig drauflos und Tante Trui kann ihm den Buckel hinunterrutschen.
Dann kommen sie zu Willemse, dem Bäcker.
Jeus sieht, dass sie den Bullen von Willemse nach draußen holen und dass auch eine Kuh da ist.
„Was ist das, Bernard?“
„Das ist doch logisch, Hans muss eine Kuh bespringen.“
„Was ist bespringen. Bernard?“
„Guck doch selbst.“
Hans, der Bulle, das geschieht da einfach so in dieser Ecke, muss eine Kuh bespringen.
Die Großen und Kleinen schauen dabei zu und das ist ganz normal.
Kein Mensch verliert ein Wort darüber, keiner denkt sich etwas dabei, aber für die Kinder ist es etwas Großartiges.
Auch Jeus kann sich nicht sattsehen.
Allerhand, oder?
Der Hahn von Tante Trui ist schon vergessen.
„Was macht er, Bernard?“
„Der macht nichts anderes als springen.“
„Ist das springen?“
Jeus schaut, aber während des Schauens geschieht etwas.
Er sieht das Innere der Kuh.
Er sieht, dass dort drinnen etwas Wunderbares geschieht.
In der Kuh sieht er ein großes Ei und dieses Ei öffnet sich vor ihm.
Und als Hans sie nun bespringt, sieht er, dass dieses Ei alles auffängt und sich wieder schließt.
In diesem Ei sieht er Folgendes geschehen und das gibt ihm zu denken.
Das Ei schwillt an, es wird größer und größer, er sieht, dass es ein Kalb wird!
Seufzend folgt er diesem gewaltigen Prozess in der Kuh; von Hans’ Tun sieht er nichts.
Nun kommt etwas anderes in die Kuh.
Da ist schon das Kalb.
Wie kann das sein.
Bernard hört ihn sagen:
„Mein Gott, wie ist das schön.“
Ha, denkt Bernard, jetzt habe ich dich erwischt.
Der hat dieselben miesen Gedanken wie ich und all die anderen Kinder.
Er reagiert schon:
„So, jetzt weiß ich, was du für ein Schwein bist.
Findest du das schön, was Hans macht?“
„Das nicht, Bernard, sondern das andere ist es, aber davon hast du sowieso keine Ahnung“, gibt er zurück und verschwindet sogleich.
Darüber muss er nachdenken.
Es ist ein gewaltiges Wunder.
Er hat das Kalb in der Kuh wachsen sehen und danach ist das Kalb geboren.
Haben die Menschen das auch gesehen?
Nein, aber die Erwachsenen wissen, wie das geschehen wird, sie wissen alles davon, Jeus, aber sie haben es nie von innen beobachten dürfen.
Eine Viertelstunde später liegt er mit Fanny im Wald, um darüber nachzudenken, was er gesehen hat.
Lieber Himmel, was ist dies für ein Wunder.
Und daran muss er jetzt arbeiten, er muss erfahren, was das alles zu bedeuten hat.
Denkt Bernard auch?
Nein, anders, das weiß er schon.
Bernard denkt, dass er das Werk von Hans schön findet, aber das ist es nicht.
Was hat dieser Hans dort gemacht?
Er ist inwendig geschlagen worden.
Ihm brummt davon der Schädel, er platzt fast von all seinen Gedanken.
Er sieht noch, wie Hans seinen großen Kopf gegen die Kuh presste und danach hat es angefangen.
Was hat dies alles zu bedeuten?
Ist es nicht gewaltig, Crisje?
Durch Hans, das wird ihm klar, ist ein Kalb geboren.
Von Hans bekam die Kuh ein Junges.
Er will auch Junge haben.
Es ist ein großes Loch in seine Seele geschlagen, Crisje.
Nun muss er nachdenken, um dieses entsetzliche Loch zu schließen, und wer wird ihm dabei helfen?
Wenn er das nicht schafft, dann bekommt er nie mehr Ruhe.
Fanny muss ihm helfen.
Jeus steht vor dem gewaltigsten Problem, von Unserem Lieben Herrgott selbst geschaffen, durch das die Menschen so viel Macht haben und sich dessen doch nicht bewusst sind.
Er steht vor dem Universum Unseres Lieben Herrgotts und das will er erleben und es mit sich selbst ausmachen, aber vielleicht kann auch die Mutter ihm helfen.
Das, spürt er, ist der Kern aller Dinge!
Und dass sie ihm helfen kann, spürt er bereits.
Und dass er dies entwirren wird, das kommt auch, denn sein Leben ist offen für das Leben.
Die ersten Tage vergehen mit Erkunden.
Crisje bemerkt schon, dass er wieder etwas hat.
Aber was ist es jetzt wieder?
Lange wird sie nicht auf die Antwort warten müssen und dann beginnt er, ihr Fragen zu stellen.
Sie sieht ihn beim Hühnerstall wieder, den Kopf in die Hände gestützt, denkend, kein Mensch kann ihn stören.
Wenn dieses Leben sich so niederlässt, denkt Crisje, dann kommt wieder etwas.
„Was machst du wieder, Jeus?“, fragt sie neugierig.
„Ich muss nachdenken, Mutter.“
„Aha, du musst nachdenken.“
„Ja, Mutter.“
„Woran musst du denken, Jeus?“
„Mutter, ich will Junge haben.“
„Was willst du haben?“
„Kannst du das denn nicht verstehen, Mutter?“
Crisje erschrickt schon.
Darüber muss sie einen Moment nachdenken.
Womit beschäftigt er sich nun wieder?
Kurz darauf hört er:
„Willst du wohl machen, dass du hier wegkommst?“
„Darf ich denn nicht nach den Hühnern schauen, Mutter?“
„Geh zur Heide und spiele.“
Das ist verdächtig, denkt er.
Vielleicht haben die Kaninchen ihm noch etwas zu erzählen, aber auch dort wird er fortgejagt.
Mutter ist ihm auf den Fersen, aber warum eigentlich?
Darf er denn gar nichts?
Dann also zu Hosman.
Gerrit, der älteste Knecht, mag ihn gerne und der wird ihm wohl helfen.
Kaninchen, Schweine, Hühner und Tauben spuken jetzt in seinem Kopf herum.
Und zwischen ihnen laufen die Menschen, aber die lässt er noch eine Weile in Ruhe.
Auch Fanny hat er gar nicht im Visier, aber auch das kommt noch.
Kaninchen und Tauben bekommen alle Junge.
Wie werden die geboren?
Genauso wie bei Hans und der Kuh?
Das weiß er schon.
Wenn die Tiere es genauso machen wie Hans, dann kommen Junge.
Aber das ist noch nicht alles, da ist viel mehr, was er wissen muss.
„Guten Tag, Gerrit!“
„Guten Tag, Jeus.
Schaust du wieder einmal nach mir?
Willst du denn nicht zu Anneke?“
„Nein, ich will jetzt nichts mit Anneke zu tun haben.“
„Ist es denn aus zwischen dir und Anneke, Jeus?“
„Das nicht, Gerrit, aber man kann Frauen doch nicht bei allem gebrauchen, Gerrit?“
„Das stimmt, Jeus, natürlich, das geht nicht.“
Gerrit mag ihn gerne, denn Jeus redet wie ein vernünftiger Mensch.
Dieses Kind wird es noch weit bringen in dieser Welt, spürt Gerrit, weiter als er.
Dieses Kind hat einen guten Kopf.
Dagegen sind die älteren Kinder nur Rotznasen.
Jeus muss eine Weile nachdenken, etwas Anlauf nehmen und dann hört Gerrit:
„Gerrit, darf ich dich etwas fragen?“
„Natürlich, Jeus, was willst du von mir wissen.“
„Gerrit, es gibt auf dieser Welt Kühe, nicht wahr, und es gibt Kühe, die etwas ganz anderes zu tun haben, als sich satt zu fressen und Milch zu geben.“
Gerrit denkt, worauf will er nun wieder hinaus, aber er spürt schon, in welche Richtung er gehen will.
„Ja, Jeus, das sind Bullen.“
„Das ist es, was ich wissen will, Gerrit.
Hat Hosman auch Bullen, Gerrit?“
„Ja, aber unserer ist noch jung.“
„Der muss bald arbeiten, was, Gerrit?“
„Arbeiten, sagst du?“
Gerrit kapiert schon, wo er war, und sagt:
„Warst du bei Willemse, Jeus?“
„Ja, Gerrit, ich hab Hans schuften sehen.“
„Und dann hast du dir bestimmt die Augen ausgeguckt, was?“
„Ja, natürlich, aber ich sah etwas ganz anderes, Gerrit.
Hat Hosman auch ein Pferd so wie Hans?“
„Was sagst du?“
„Ob Hosman ein Pferd hat, das wie Hans arbeiten muss?“
Auch das noch.
Gerrit hat plötzlich keine Zeit, das soll er lieber seinen Vater fragen.
„Ich muss arbeiten, Jeus, und muss gleich zur Weide, das verstehst du sicher.“
„Das kannst du deiner Großmutter erzählen“, denkt Jeus, aber sagt einlenkend:
„Dann will ich jetzt mal gehen, Gerrit, ich kann meine Zeit auch besser nutzen“, und damit hat Gerrit verstanden, dass dieser Junge alles in sich aufnimmt und es später auch verarbeitet.
„Komm, Fanny, wir haben hier nichts mehr zu suchen, wir können hier nichts mehr lernen, hast du das auch durchschaut, Fanny?
Wir gehen zum Garten.
Wir müssen zuerst lernen, was die Erwachsenen uns nicht erzählen wollen.
Die tun so, als ob sie nichts wüssten, aber sie wissen alles.“
So, Gerrit, er weiß Bescheid.
Sie liegen schön hinten im Garten, herrlich nah beieinander, und denken.
„Komm näher zu mir, Fanny, dann kann ich noch besser nachdenken.“
Er zieht Fanny an sich heran.
Der Hund kippt um und plötzlich sieht er, was Fanny eigentlich ist.
Es ist, als käme ein Licht aus dem Himmel herunter.
„Verflixt noch mal, Fanny, du bist genauso wie Hans, das habe ich nie gewusst.
Musst du dann nicht dafür sorgen, dass Junge für dich auf die Welt kommen?
Bist du nur auf dieser Welt, um zu bellen und dich vollzufressen?
Aber du bist genauso wie ich, weißt du das wohl?
Du bist wie eine Kropftaube, Fanny.“
Nein, das ist kein Vergleich, eine Kropftaube ist etwas ganz anderes.
Aber, eine Kropftaube ist wie Hans und wie Fanny.
Doch nicht so verrückt.
Eine Kropftaube ist wie der Hahn von Tante Trui und unser eigener Hahn.
„Komm, Fanny, wir müssen zu den Hühnern.“
Fanny trottet hinter ihm her, keine Sekunde kann er ausruhen, Herrchen gönnt sich nicht die Zeit für ein Schläfchen.
Hans ist größer als Fanny und die Kropftaube, und doch ...?
Aber da ist Mutter.
„Mutter, darf ich dich etwas fragen?“
„Was willst du nun wieder von mir wissen?“
Er denkt kurz nach, er wird es so deutlich wie möglich sagen: „Mutter, wenn Kinder kommen, ...“, ach du liebe Güte, denkt Crisje, uh, da haben wir den Salat.
Crisje zischt zwischen den Lippen, aber sie bekommt kein Wort heraus und ist schon weg.
So geht es nun immer, denkt er.
Wenn du die Menschen etwas fragst, haben sie keine Zeit oder sie rennen davon.
Niemals bekommst du eine ordentliche Antwort.
Aber Bernard ist auch noch da.
„Bernard, darf ich dich etwas fragen?“
„Natürlich, was willst du von mir wissen?“
Bernard schaut ihn an, wenn es nur nicht um den Hahn von Tante Trui geht, damit will er nichts zu tun haben.
„Bernard, was war das doch, was Hans dort machte, Bernard?“
„Willst du das wissen?“
„Ja, ist das denn so schlimm, Bernard?“
„Ich hätte nicht gedacht, dass du etwas mit diesen Schweinereien zu schaffen haben wolltest.
Aber nun weiß ich Bescheid, du bist ein hinterhältiger Kerl.
Du hast dieselben miesen Gedanken wie ich.“
„Du kannst mich mal, Bernard.“
„Aha, ist das alles?“
Bernard folgt ihm, das Geseiere über Unseren Lieben Herrgott ist weg.
Das muss jetzt einmal aufhören, er weiß nun, Jeus hat dieselben miesen Gedanken wie alle anderen Kinder und auch seine Welt ist mies.
Bernard hat das noch nicht vergessen.
Aber Crisje ist fassungslos.
Wo ist Mutter?
Im Garten.
Dann kann er Mutter dort helfen und dann können sie schön miteinander reden.
Ist doch gar nicht so verrückt.
Bernard hat nichts vergessen.
Der Lange hat ihn ins Gebet genommen.
Er hat Bernard selbst in die Augen geschaut und ging dann zu Trui und sagte ihr, dass sie mit ihrem Gerede über Bernard aufhören sollte.
Ein Kind kann solch einen Hahn nicht rupfen.
Gradus gab dem Langen Recht, aber Trui, wie ist es möglich, blieb dabei, dass Bernard es getan hat.
Der Lange hat sich totgelacht.
Er hätte alles gegeben, um es zu wissen, aber Bernard sagt, Nein; er zittert nicht, er erschrickt nicht, er stand wahrhaftig vor dem Gericht, aber kein Langer konnte ihn ergründen und feststellen, dass er der Schuldige wäre.
So kann man nicht lügen, vor allem nicht vor dem Langen.
Nein, sagte Crisje, Bernard hat es nicht getan.
Aber wer dann?
Wer wusste so genau, wo der Hahn war?
Wer kannte die Allüren des Hahnes?
Kein Mensch.
Bernard wohl, sagt Tante Trui, der schaute ihr während der letzten Tagen zu viel nach dem Hahn.
Aber ja, Trui, was willst du?
Die Polizei kam nicht!
Crisje traute Trui nicht über den Weg, aber sie hat keine Beweise.
Und Jeus läuft seit Tagen mit seinen eigenen Problemen herum.
Bernard tut, als ob es niemals einen Hahn von Tante Trui gegeben hätte, das Leben geht weiter, aber da drüben ist Crisje.
„Mutter, kann ich dir helfen?“
„Hier ist nichts zu helfen.“
„Aber ich kann dir doch helfen, das Zeug aus dem Boden zu ziehen, Mutter?
Und dann können wir gleichzeitig schön reden.“
O, ist es deswegen, denkt Crisje, sie wird ihn nicht los.
„Mutter.“
„Was ist?“
„Ich will wissen, Mutter, wenn du Vater heiratest, nicht wahr, ob Vater dann Hans ist und du die Kuh.“
„Was willst du wissen?“
Jeus, Maria, Josef, helft mir!
Wie entkomme ich den Augen dieses Kindes.
Hört Mutter ihn nicht?
Dann wird er es noch mal fragen.
„Ich will wissen, Mutter, ob du wie Hans von Willemse, nein, das meine ich nicht, Mutter.
Ich will wissen, wenn Hans von Willemse bespringen muss, ob du dann die Kuh bist, Mutter.
Du musst doch Milch geben, Mutter.
Nein, ich will wissen, ob du nichts anderes zu tun hast, als Milch zu geben.
Das ist alles, Mutter, mehr will ich nicht wissen.“
Was habe ich angefangen, denkt Crisje.
Ich hätte gleich weglaufen sollen.
Der hat jetzt bei Willemse etwas gesehen.
Sie weiß jetzt, worum es geht.
Er wartet jetzt nicht länger und fragt schon weiter:
„Weißt du es, Mutter?
Darf ich das wissen, Mutter?“
Crisje denkt kurz nach und macht sich dann davon mit den Worten:
„Das musst du deinen Vater fragen, Jeus.“
Das ist schade, Crisje.
Du weißt genauso gut, dass er seinem Vater mit derartigen Fragen nicht kommen kann, der schlägt ihn zu Boden.
Und für Vater ist seine Seele nicht offen.
Nun schlägst du ihn selbst zu Boden und verlierst das Kind.
Willst du das, Crisje?
Wie viele Millionen von Müttern haben ihre Kinder verloren, nur, weil sie nicht wissen, wie sie sich, wenn diese Situationen kommen, um ihre Kinder kümmern müssen.
Und dieses Kind fährt doch fort, Crisje.
Jeus muss es wissen.
Dies ist ein gewaltiges Problem.
Und wie hast du diese Probleme erlebt, Crisje?
Denkst du nicht nach?
Hast du gedacht, dies wäre das Beste?
Davonlaufen und dich von seinem Leben trennen?
Nun ja, du kannst nicht alles wissen, du kannst nicht alles erfassen, du denkst, diese Probleme sind heilig, aber das sind sie für ihn auch.
Jeus spürt es wiederum und sagt seufzend:
„Ich weiß schon, Mutter.
Das ist alles Geschwätz.
Ich werde mir eben selbst helfen.“
Du weißt es doch, Crisje?
Das Schönste in deinem Leben ist der Kontakt mit deinem Kind.
Das schleuderst du nun selbst von deinem Leben weg.
Dies ist der schönste Augenblick, Crisje; wenn du einen Moment weiterdenkst, dann musst du doch spüren, dass ein Kind auf die Schöpfung blickt und dann Fragen über die Dinge Unseres Lieben Herrgotts stellt.
Dies ist von einer so großen Bedeutung!
Denn, diese kleinen Seelen denken jetzt Tag und Nacht.
In ihrem Schlaf und am Tage, Crisje.
Sie können nicht mehr essen deswegen, dies hat Vorrang vor allem!
Und das ist sehr natürlich.
Hierdurch lernen sie sprechen und denken, hierdurch lernen sie dich und den Göttlichen Raum kennen, hierdurch, Crisje, hast du dein Kind oder du verlierst es.
Und vergiss nicht, du hältst ihn jetzt in seiner Entwicklung zurück.
Mach dir nur keine Sorgen, Crisje, Millionen in der Stadt folgen demselben Weg, aber es ist eine Sackgasse und natürlich völlig falsch, du führst Jeus jetzt zu irgendwelchen Leuten!
Er schafft es, natürlich, denn dafür werden wir sorgen, er muss es schaffen, denn es ist für ihn etwas ganz anderes als für Tausende andere Kinder, er erlebt den Teil des Raumes davon.
Was haben jetzt Maria, Josef oder Jesus damit zu tun?
Findest du es so unmenschlich, Crisje?
Crisje gibt ihm noch: „Ich muss mich um deinen Vater kümmern“, und danach steht er wieder allein da.
Er denkt, bei Hakfoort hatten sie einen Eber, und dieser Eber war wie Hans und dieser Eber machte nichts anderes, als was Hans hat machen müssen und beim Hahn ist das wieder genau dasselbe, auch wenn es etwas anderes ist.
Aber dieser Eber ist jetzt tot, das Tier haben sie geschlachtet.
Das ist schade, aber er muss weiter.
Jeus bewundert Bernard, aber der kann ihm jetzt nicht helfen.
Auch das ist schade, er spürt, Bernard weiß alles darüber.
Johan auch, aber Johan fängt an zu lachen und dann kann man ihn nichts mehr fragen, der spürt den Ernst seiner Probleme nicht.
Aber der Hahn von Tante Trui ist gebraten.
Eben landete der Hahn im Topf, Trui hat erst eine Suppe von ihm gekocht und danach haben sie lecker geschlemmt.
Ist Tante Trui noch böse?
Sie dürfen noch nicht in ihre Nähe kommen, der Zaun ist fest verschlossen.
Trui hat das Paradies für Crisjes Jungen verschlossen.
Bernard sagt, das muss sie wissen, ich habe dort sowieso nichts zu suchen.
Aber er weiß selbst, er ist sehr gut davongekommen.
Selbst der Vater hat nichts gemerkt.
War das nun solch eine Kunst, denkt Bernard.
Natürlich, er hatte kurz Mühe damit, dem Hahn die Kehle zuzudrücken, sodass er nicht krähen konnte.
Aber dachtest du nun, Trui, dass Bernard blöd wäre?
Trui, das ist das Schönste von allem – man hat nicht eine einzige Feder gefunden.
Das ist Trui erst Tage später aufgegangen.
Niemand hatte Verdacht geschöpft, bis Gradus plötzlich sagte: „Wo sind eigentlich die Federn geblieben, Trui?“
Das stimmt allerdings, Gradus.
Es sind keine Federn da.
Wo haben sie den Hahn denn dann gerupft?
Trui ist keine Hellseherin.
Jeus fand die Federn hinten im Garten und wusste sofort alles.
Als er Bernard sagte, dass er wüsste, wo der Hahn gerupft worden war, sagte der drohend:
„Du weißt ja wohl, dass ich dich auch rupfe, wenn du davon etwas sagst.
Aber ich habe damit nichts zu tun, nichts!“
Bernard vergisst nicht, dass er ja nicht unter Jeus’ Fuchtel landen darf, denn dann hat er kein Leben mehr.
Jeus weiß es und er weiß es nicht!
Bernard hat nicht vor, ihm sein Geheimnis zu schenken, über kurz oder lang fordert Jeus von ihm Äpfel und Birnen und dann ist er an Jeus gekettet.
So denkt Bernard darüber und kein Mensch kann es ihm nachweisen.
Crisje ist glücklich, dass Bernard es nicht getan hat.
Für sie ist es der mieseste Streich, den Kinder sich ausdenken können.
Dann werden es wohl irgendwelche Gauner getan haben und auch Crisje schüttelte das ganze Drama von sich ab.
Jetzt steht sie vor viel größeren Dramen, und Hendrik muss dazukommen, aber der Lange sagt: „Lass Jeus das ruhig selbst herausfinden.”
Zum Glück liegt er jetzt im Alkoven, er kann seinen Eltern jetzt nicht mehr folgen.
Falsch, Langer!
Auch das ist wieder falsch, Hendrik.
Du bist jetzt ganz wie Crisje, du hast Angst vor der heiligen Wahrheit.
Ist das Kindererziehung, Langer?
Wozu bist du eigentlich da?
Wozu sind die Eltern auf der Welt, Langer?
Hast du nichts anderes zu tun, als für Essen und Trinken zu sorgen?
Nennt sich das Wegbereiten für ein Kind?
Du haust drauf?
Du machst es nicht nur tausendmal schlimmer als es schon ist, sondern du schleifst das Kind auch noch von deinem Leben fort.
Du schlägst jetzt jeden Respekt fort.
Für Jeus hast du nichts mehr zu bedeuten, nichts!
In den Augen des Kindes bist du keinen Deut wert, Langer.
Nur zu, er wird es schon schaffen.
Aber wie wäre es, wenn du einmal einen schönen Spaziergang mit ihm machtest und ihm dann alles vom Leben erzähltest?
Das Allerheiligste, was es für einen Vater und eine Mutter gibt, aber davon versteht ihr nichts, auch Crisje nicht.
Für Crisje ist es ihr reiner Glaube, sie will dem Kind nicht zu früh alles geben, aber du hättest es geschafft, Langer, auf deine Schulter ist diese gewaltige Aufgabe gelegt, aber du bist ein dummer Vater!
In den Augen von Jeus jedenfalls!
Verstehst du es, Langer?
„Komm, Fanny, wir müssen heute arbeiten“, ist das Erste, was Fanny zu hören bekommt, als sie am Morgen aufwachen.
Das Denken hat schon wieder angefangen.
Und das Problem in seinem Denken hätte sein Vater ihm in einer einzigen Stunde erklären können.
Das wäre für Jeus ein Paradies gewesen und für den Langen auch, aber der ist völlig blind.
Der denkt nur an Singen und Geigespielen, an Jux und armseliges Vergnügen, an sonst nichts.
Jeus pflückt Blumen, er schüttelt sie erst richtig durcheinander und dann kommen sie in die Erde.
Er muss von all dem Leben Junge haben.
Auch der Salat folgt und die Bohnen, alles, was nur irgendwie für Jeus in Betracht kommt, um Junge zu schenken, kommt in die Erde und wird ihm auch Junge geben müssen.
Keine Sekunde sind die Kinder aus seinem Kopf.
All das Leben ist auf der Erde, um Kinder zu bekommen, spürt er schon.
Und das ist das Schönste, was es gibt.
Mit Eimern schleppt er Wasser herbei, begießt die Sachen im Boden und morgen wird er schauen, ob Sprösslinge gewachsen sind.
Das Wasser ist die Milch; davon müssen die jungen Blumen trinken und dann wachsen sie, um später auch wieder Sprösslinge zu bekommen.
So ist es richtig.
Man könnte dabei einschlafen – das darf hingegen nicht passieren – aber er ist verrückt vom Denken.
Er schimpft gehörig mit den Blumen, sie brauchen nicht zu denken, dass das Leben mit schlafen oder mal in eine Vase gestellt werden vorübergeht, es gibt mehr zu tun, etwas anderes zu erleben, das sollen sie sich gefälligst merken.
Und die Bohnen brauchen sich gar nichts einzubilden, für fünf Cent bekommt man davon schon zwei Kilo.
Eine junge Taube ist mehr wert und sie können froh sein, dass er sich um ihr Leben kümmert.
Als er sie etwas später aus dem Boden holt, um zu schauen, ob sie vielleicht doch eingeschlafen sind und als er sieht, dass diese verflixten Blumen keine Lust haben, Junge zu produzieren, bringt er sie wieder durcheinander und sie kommen wieder in den Boden.
Sie sollen Junge schenken.
Ihr solltet ihn schimpfen hören, Crisje und Langer.
Das verpasst ihr nun alles.
Das hättet ihr ihm gleich abends am Tisch erzählen können, ihr hättet es sogar genießen können, ihr hättet euch überlegt, mein Gott, der muss nicht auf die Bühne und gewiss nicht in eine Fabrik, sondern den könnten wir an eine Universität schicken.
Doch Schwamm drüber.
Diese Ehre bekommt Jeus doch nicht und du, Langer, du lachst nur, trinke ruhig deine Kräuterschnäpse, er kommt schon an sein Ziel.
Keine Sekunde kann er sich diese gewaltigen Probleme aus seinem Kopf schlagen.
Freunde existieren nicht mehr.
Anneke hat er vergessen.
Aber mit diesen ekligen Beeren will er nichts zu schaffen haben, die stechen und die schmecken nach nichts.
Natürlich, diese Kinder haben auch nichts zu bedeuten.
Fanny hilft ihm.
Fanny hebt kurz sein Bein und gibt Wasser für den Salat.
Das ist für Jeus Fannys Verstehen und Mitarbeiten.
„Das ist verflixt noch mal allerhand, Fanny.
Du hast Verstand und du lässt deinen Kopf arbeiten.
Das müsste Mutter einmal sehen und Vater einmal wissen, Fanny.
Aber verflixt, wir sind ja beide wie Hans, wir sind Männer, Fanny!“
Heute gibt’s kein Aufgeben, heute kommt er gut voran.
Aber das hat Wochen gedauert.
Und doch, es geht eigentlich von selbst.
Man muss nur dafür denken wollen.
Er baut an einer soliden Grundlage.
In diesem Boden versinkt er nachher nicht mehr.
Wie ein Felsen ist seine Grundlage.
Er kann darauf eine Welt bauen.
Er legt Stein um Stein aufeinander und denkt.
Es stimmt ja, Hendrik bekommt jetzt von Mutter die Brust.
Auch die jungen Schweine trinken an der Brust ihrer Mutter und die Hunde und Katzen und Kaninchen ebenso.
Bei einer Taube geht dies wieder ganz anders und bei den Hühnern auch.
Kommt er jetzt zügig voran?
Wieder solch ein großer Stein für das Fundament.
Hans und die Hühner sind verschieden, hier stimmt etwas nicht.
Hühner legen Eier.
Und aus diesen Eiern kommen die Jungen.
Das ist etwas Verrücktes.
Das Huhn sitzt obendrauf und sitzt solange, bis die Jungen kommen.
Komisch ist das.
Weshalb muss solch ein Huhn so lange sitzen bleiben?
Es läuft nicht so wie gehofft, aber er muss weiter.
Weder von Bernard noch von Johan bekommt er Unterstützung.
Soll er ihnen doch den Buckel herunterrutschen.
Fanny, wir machen weiter, die Fetzen fliegen, aber das macht nichts.
Er zieht von Schuppen zu Schuppen.
Von Stall zu Stall, von Raum zu Raum.
Stundenlang liegen sie bei den Hühnern.
Der Hahn und Hans spielen ein und dieselbe Rolle, aber der Hahn macht es doch wieder anders; der Mistkerl hackt die Hühner.
Die Hühner finden das nicht in Ordnung, aber sie haben nichts zu melden.
„Verflixt, Fanny, ich weiß etwas.“
Etwas später stehen sie oben am Grintweg.
Bei de West haben sie junge Hunde bekommen.
Da möchte er mit Fanny hin.
„Hendrik, dürfen wir die jungen Hunde sehen?“
„Geh nur zu Alfred, Jeus, ich muss fort.“
Alfred ist einverstanden.
„Aber gib acht auf Fanny, Jeus, pass auf, dass sie nicht anfangen zu raufen.“
„Fanny rauft nicht, Alfred.
Ist deiner böse?“
„Nein, mein Hund tut nichts, aber du weißt ja, wie es ist, wenn sie Junge haben.“
Er geht hinein.
Sie sind noch nicht bei der Tür, da wird Fanny schon weggebissen und dann kann auch er fortgehen.
Allerhand.
Etwas später jagt Fanny einer Katze hinterher und hat sein Herrchen und die Jungen schon vergessen.
Also wieder weiter.
„Ist das ein Hasenfuß, Fanny?
Dieses Hundeweib fürchtet, dass wir die Jungen stehlen wollen.
Aber ich weiß etwas anderes.
Ich glaube, Frau Ruikes hat junge Katzen.“
Er klopft an Frau Ruikes’ Tür.
Frau Ruikes macht auf und fragt ihn:
„Guten Tag, Jeus, was möchtest du von mir?“
„Mientje hat doch Junge, Frau Ruikes?“
„Ja, Jeus.“
„Dürfen wir die Jungen einmal anschauen, Frau Ruikes?“
„Komm nur herein, Jeus.
Magst du Katzen denn so gerne, Jeus?“
„Natürlich, Frau Ruikes, ich mag Tiere sehr gerne.“
Als die Frau sieht, dass er Fanny gut festhält, sagt sie:
„Kümmere dich mal nicht um Fanny, Jeus, der kennt Mientje schon so lange, stimmt’s, Fanny?“
„Sie haben ja Recht, Frau Ruikes.
Aber er rannte gerade eben hinter einer Katze her.“
„Möglich, Jeus, aber das ist eine fremde Katze.
Fanny weiß genau, was er mag.“
„Das stimmt, die kennen einander schon so lange.
Und wo sind die jungen Katzen, Frau Ruikes?“
„Hier Jeus, hier ist Mieneke mit den Jungen.“
Er nimmt solch ein niedliches Tierchen in seine Hände, er darf sie eins nach dem anderen betasten.
Was für schöne winzige Körper diese Tiere haben.
Junge Tiere sind schön und viel lieber als die Menschen.
„Trinken sie schon, Frau Ruikes?“
„Ja, Jeus, das passiert schon an dem Tag, an dem sie geboren werden.“
„Das kann ich verstehen.
Wie alt sind sie jetzt schon?“
„Lass mich mal sehen, sie sind jetzt etwa vierzehn Tage, Jeus.“
„Was für schöne Tiere es sind.
Sie bekommen doch die Milch von Mientje, Frau Ruikes, oder?“
„Ja, natürlich, Jeus, oder dachtest du, dass ich ihnen die Brust gebe?“
Darüber muss er wirklich lachen.
Aber Frau Ruikes ist nicht Crisje, sie lacht auch, was kann dieser Junge doch für köstliche Fragen stellen.
Von solch einem Kinde hat man noch mehr als von einem großen Kerl.
Jeus bekommt Plätzchen und Fanny wird nicht vergessen, er ist richtig zu Besuch.
Aber er möchte mehr wissen.
„Ist Mientjes Mann nicht da, Frau Ruikes?“
„Nein, Jeus, mein Mann ist nicht da.“
„Ich meine nicht Ihren Mann, Frau Ruikes, ich meine den Mann von Mientje.“
„O, das meinst du, Jeus.
Nein, der ist nicht zu Hause.“
Das ist ein Junge!
Jeus fährt fort und fragt:
„Hat der dann Mientje alleine sitzen lassen, Frau Ruikes?“
„Ja, Jeus.“
„Das ist doch verdammt schlecht, Frau Ruikes.
Diesen miesen Kerlen kann man nicht über den Weg trauen, was?“
„Nein, Jeus, denen ist nicht zu trauen.“
„Oder hat Mientje es nicht anders verdient, Frau Ruikes?“
„Was sagst du, Jeus?“
„Ich sagte, Frau Ruikes, ob Mientje ihn sich manchmal vorgeknöpft hat.“
Die Frau Ruikes muss lachen, sie weiß nicht, was sie sagen soll.
Als dann kommt:
„Ich glaube wohl!“, dann fragt er schon wieder:
„Aber haben Sie dann nicht auf Mientje aufgepasst, Frau Ruikes?“
„Muss ich Mientje denn Tag und Nacht hinterherlaufen, Jeus?“
„Nein, das geht auch nicht, wie, diese Katzen sind Tag und Nacht unterwegs.
Das kann ich verstehen, Frau Ruikes.
Aber die Kerle, Frau Ruikes?
Kerle, die sind komisch.
Wenn die nur etwas zu trinken haben.“
Die vierundsechzigjährige Frau lacht.
Sie kann denken, und betrachtet Jeus als ein heiliges Wunder.
Mit dem ist Crisje gesegnet, weiß sie.
Und es ist kein Wunder, dass sie ihn für kein Gut der Welt entbehren will.
Er fragt wieder:
„Sind das alles Katzenmädchen, Frau Ruikes?“
„Dies können wir erst später untersuchen, Jeus.“
„Weshalb nicht jetzt, Frau Ruikes?“
„Darauf musst du warten, Jeus.
Dies kannst du bei den Tauben auch nicht im Voraus wissen.“
„Das stimmt.“
Auch Frau Ruikes hat einiges zu tun.
Als er auf der Straße steht, weiß er immer noch nichts.
Also wieder zum Hühnerstall.
Der Hahn dort ist ein Mann.
Und die dort drüben, das sind seine Frauen.
Schau, der Hahn muss arbeiten, darauf hat er schon so lange gewartet.
Hier läuft eine ganze Schar Frauen herum.
Weshalb hat ein Hahn so viele Frauen um sich herum?
Kurz zur Mutter.
„Mutter, weshalb hat ein Hahn so viele Weiber?“
Crisje hat wieder viel zu viel zu tun.
Mit Mutter kann man nicht reden.
Und seine Blumen und Pflanzen bekommen keine Kinder, sie sind verkümmert.
Fanny bekommt einen Tritt, das Unterfangen läuft aus dem Ruder.
Er hat sein Ziel noch nicht erreicht.
Es geht nicht, monatelang ist er damit beschäftigt, er zermartert sich das Hirn und kommt nicht viel weiter.
Auf einmal, wie ist es möglich, hat er es.
Dass er nicht früher daran gedacht hat.
Er hätte an Anneke denken sollen, aber er wusste nicht, wie Anneke war.
Sie schwimmen in der Wetering.
Und dort ist auch Betje, die „Hinter der Kom“ wohnt.
Betje ist nackt und ein schönes Mädchen.
Betje weiß nicht mal, dass sie ein Mädchen ist und dass es Jungen gibt und sie sollte das aber wissen, Betje schwimmt wie ein Fisch und Jungen gibt es für sie nicht.
Aber Jeus schaut ihren kleinen Himmel an.
Jeus spürt es auf einmal.
Hurra, Fanny, ich habe es!
Er stürzt aus dem Wasser.
Er schaut zu Betje und jetzt weiß er Bescheid.
Er ist wie verrückt, aber er bleibt doch er selbst, er muss darüber jetzt ruhig nachdenken.
Betje ist Mutter.
Betje wird, wenn sie größer ist, wie Mutter und dann sind die Jungen die Männer.
Er ist auch pudelnackt, sie schwimmen dort und tollen herrlich herum, aber durch seinen Kopf spukt die gewaltige Geschichte von Adam und Eva und er hat es sich allein erkämpft.
Ja, Crisje, so hat Unser Lieber Herrgott es gemeint.
Jetzt gibt es das Paradies noch!
Die Erwachsenen haben das Paradies besudelt.
Glaubst du dies noch, Langer?
Nein, damit brauchen sie dir nicht zu kommen.
Aber drüben stehen die Kinder mitten im Paradies und wissen es nicht besser.
Jeus ist nun im Grunde wie die Schlange, aber es geht um etwas ganz anderes.
Denn, denkt Jeus, wenn es keine Väter und Mütter gäbe, dann gäbe es auch keine Kinder.
Uh, Herr Pfarrer, wenn du diesem später etwas über das Paradies zu erzählen hast, dann gibt es Schläge.
Langer, dein Kind hat das Göttliche Paradies niedergetreten.
Das ist durch Nachdenken geschehen.
Wie viele Millionen von Menschen plagen sich mit diesen Gedanken?
Wie viele Menschen glauben nicht, dass Adam und Eva gesündigt haben?
Aber was würde aus der Göttlichen Fortpflanzung werden, Langer, wenn sie Sünde wäre und bedeuten würde?
Wirf all dieses Geschwätz nur über Bord.
Jeus wird dir bald etwas anderes erzählen.
Betje, diese Betje ist heilig!
Es leben mehr Betjes auf der Welt, aber diese ist noch heilig, Langer!
Und dein Jeus ist nicht mies, nicht schlecht, er denkt heilig.
Und jetzt braucht er dich nicht länger, er weiß es!
Er ist ein Professor geworden, die Vorlesungen können beginnen, Langer.
Und wie wird Jeus nachher sein, wenn er groß ist und schreibt?
Er fährt fort.
Jetzt noch die Hühner und die Kaninchen.
Danach die Tauben.
Und wieder sieht Crisje ihn oben auf dem Speicher und bei den Hühnern und den Kaninchen.
Bei einem Kaninchen hat er es schon gesehen.
Bei den Tauben auch, die machen den ganzen Tag nichts anderes.
Aber was bei Mutter innerlich geschieht, das brütet solch eine Taube aus und ein Huhn auch.
Und das alles ist nur möglich, weil dies innerlich geschehen muss.
Auch bei den Truthähnen und bei den Pferden, aber dies ist wieder die Welt von Hans.
Es gibt verschiedene Sorten von Tieren.
Ein Huhn ist anders als ein Hund.
Fanny ist wie Vater, aber Fanny fürchtet sich vor Hündinnen und das ist auch gut so, sonst wollte er mit Fanny nichts mehr zu schaffen haben.
Aber jetzt wird er Anneke anders betrachten.
Sie kann ihm noch mehr erzählen, Mutter ebenso.
Wenn es Vater nicht gäbe, bekäme Mutter keine Kinder.
Und dafür ist Vater ein Vater.
Mehr ist nicht dahinter, auch er ist ein Mann, und wenn er später heiratet, dann muss er eine Frau wie Mutter haben.
Anneke schnauzt herum, nein, Anneke ist nichts für ihn.
Betje ist lieb.
Ja, Betje ist lieb.
Betje ist ganz anders, auch wenn Betje bloß hinter der Kom wohnt.
Das ist der Kern aller Dinge, keiner braucht ihm darüber noch etwas zu erzählen.
Er weiß mehr als Bernard.
Mütter sind wie Kühe, aber Mütter sind Menschen und Kühe sind Tiere.
Aber sie haben nur eine einzige Arbeit, und Milch ist Milch.
Schöner geht es nicht.
Das ist alles.
Oder ist noch etwas zu bedenken?
Er wird sich bestimmt keine Kuh aussuchen, sondern einen Menschen.
Störche haben damit nichts zu tun.
Wenn eine Mutter schreit, so kommt es daher, dass sie so empfindlich ist.
Kein Hund, keine Katze, kein Kaninchen, keine Taube hört man schreien, wenn die Kinder kommen.
Menschen sind bedauernswerter als Tiere.
Menschen strengen sich sehr an, ein Tier nicht.
Und dass das Gebären von Kindern schmerzhaft ist, kann er verstehen.
Ist noch etwas?
Wenn Mutter und Vater ein Kind haben wollen, muss der Vater dafür schuften, sonst kommen keine Kinder.
Das hämmert er in seinen Kopf.
Eine Taube gurrt.
Ein Pferd wiehert.
Ein Schwein grunzt.
Die Hühner gackern, die Spatzen zwitschern, sehr arg ist das alles.
Ein Hahn kräht und ein Truthahn kollert, Schlangen und Ratten soll der Teufel holen!
Menschen küssen einander.
Er lässt seine Frau später nicht im Stich.
Sie soll treu und lieb sein und muss gut kochen können, aber er ist der Herr im Haus, wie Vater, und er wird auch lieb zu seiner Frau sein.
Sie bekommt alles von ihm.
Aber, jetzt zur Mutter.
„Ich hab’s, Mutter“, bekommt Crisje zu hören.
„So, du hast es, Jeus?“
„Ja, Mutter, jetzt brauchst du mir nichts mehr zu sagen.
Ich weiß jetzt alles.
Wenn Miets geboren wird, brauchst du mir nichts mehr zu erzählen.“
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, betet Crisje, und fragt:
„Du hast sicher Hunger von all dem Nachdenken, Jeus?“
„Ja, Mutter ich sterbe vor Hunger.“
Crisje denkt.
Das Kind fühlt sich erleichtert.
Aber sie weiß jetzt, die, die nun noch geboren werden, gehen auf ihre Rechnung.
Der Herr Pfarrer kann ihr erzählen, was er will, der ist zu vorsichtig.
Wenn man in der Situation ist, weiß man es von alleine.
Über kurz oder lang erfährt man es doch, aber dann ist man selbst dabei oder steht daneben und ein anderer nimmt einem den Spaß und entzieht einem sein Kind.
Das niemals wieder, beschließt Crisje!
Nun kann er wieder spielen.
Neun Monate hat er sich damit beschäftigt.
All diese Monate ist das tägliche Leben an ihm vorbeigegangen.
Das konnte ihn alles mal.
Er hat etwas anderes erlebt.
Crisje spürt nun, einem Kind das Leben zu schenken, das geht von alleine, aber sich darum zu kümmern und es zu lenken ist etwas, was man nicht immer kann.
Das hatte auch sie zu lernen.
Auch, wenn sie ihren Kindern alles schenken wollte, das hat sie verpasst, das ging an ihr vorbei.
Ein Kind muss alles wissen.
Gerade das, wonach es fragt.
Und nun ist das Leben schön, gewaltig ist es, weil du selbst wieder ein Kind geworden bist, aber mit der gewaltigen Erkenntnis deines eigenen Herzens.
Ist noch etwas, Langer?
Kinder bekommen, weiß Jeus, ist das Gewaltigste, was es gibt.
Aber man muss selbst alles dafür tun.
Mütter geben einem zu trinken.
Wenn man später selbst erwachsen ist, übernimmt man das von seiner Mutter oder seinem Vater, und man dient Unserem Lieben Herrgott und arbeitet für ihn.
Fanny, nun wieder auf zur Heide und zu den Wäldern.
In wenigen Monaten darf er auch in die Schule.
Nein, es dauert noch etwas, Fanny, wir können noch sehr viel zusammen erleben.
Jeus, gehe jetzt nur spielen.
Du hast es verdient.
Deine Seele ist jetzt offen für sehr vieles.
Befolge die Gesetze Unseres Lieben Herrgottes, in ihnen bist du sicher!
Dieses Jahr, Crisje, legte er die Fundamente für sein ganzes Leben und nun ist er in diesen Dingen Johan und Bernard eine Ewigkeit voraus.
Kein Mensch kann ihn noch einholen, aber das werdet ihr erst später verstehen.
Jeus auch, aber dann hat der andere Lange angefangen!