Hendrik, wie sehr sehe ich nun zu dir auf
Ein Mensch kann sich bisweilen so groß und mächtig fühlen, dass er bei einem anderen den Eindruck erweckt, diese inneren Kräfte wirklich zu besitzen.
Normalerweise erfährt man nach nicht allzu langer Zeit, dass die Größe nur Schein war, und man erlebt, wie die Person von ihrem Podest herunterkommt.
Einst wird man jedoch diese Geisteskraft erwerben müssen und bekommt dann seine erste Blüte, die für das andere Herz bestimmt ist.
Man hat dann für sich selbst ein Fundament gelegt, nicht nur für sein gesellschaftliches Ansehen, sondern vor allen Dingen für seine Persönlichkeit.
Es gibt Leute, die behaupten: Ich kann dies, ich kann das und es kostet mich überhaupt keine Mühe.
Wenn es sein muss, so will ich mein Leben für dich einsetzen und ich gehe mit dir durch dick und dünn.
Ich bin dazu in der Lage.
Glaube ihnen nicht so schnell, sondern warte, bis sie die Beweise geliefert haben.
Links und rechts von deinem Leben triffst du diese Leute.
Solche Prahlerei ist überall anzutreffen und hat im Leben schon viel Schönes zerstört.
Nur Scherben und Bruchstücke blieben von einer solchen gernegroßen Persönlichkeit über, wenn es wirklich darauf ankam.
Die bekannte Folge, eine zerbrochene Vase, in Stücke und Scherben gefallen, umgeworfen durch einen tollwütigen Hund.
Dann entdeckst du die abgetakelte geistige Armut.
Du hast keine Orchidee bekommen, sondern einen Blumenstrauß für zehn Cent.
Und doch, sie versicherten dir, dass sie dir eine Orchidee in die Hände gaben, und dachten vielleicht selbst, dass deren natürliches Leben niemals verdorren würde.
Nie und nimmer.
Mächtig stark waren sie in dem Augenblick, als sie ihren Glauben anboten.
Auch der Lange gab Crisje eine Orchidee.
Und sogar eine Weiße, indem er seine Chance, an der Oper zu singen, vorbeigehen ließ und bei Frau und Kindern blieb, der Ruhe und der reinen Liebe den Vorzug gab vor Reichtum, Bewunderung und einem schönen gesellschaftlichen Leben.
Aber Crisje wusste, dass der Lange das Teufelchen noch lange nicht besiegt hatte; zwar war der erste Angriff abgewehrt, aber war es so sicher, dass kein Zweiter folgen würde?
Und dann?
Dann war diese Orchidee eine Blume, die auf dem Misthaufen herangezogen war.
Ein übel riechendes Ding, von dem du den Kopf abwandtest und das einen Gestank verbreitete, der dich betäubte, von dem dir schlecht wurde, ein Ding, das nur durch Unannehmlichkeit zum Leben gekommen war.
Doch eine solche Blume wollte Crisje nicht haben, die würde ihr Leben zerstören.
Warum schenken Menschen einander Orchideen, fragt Crisje sich?
Warum doch direkt diese teuren Blumen, mit denen so viel Schönes gegeben wird?
Eine Orchidee ist eine Blume deines Herzens, die Liebe, Ehrfurcht, Vertrauen, Respekt und Wahrheit zum Ausdruck bringen will.
Das ist diese Blume für Crisje.
Eine Orchidee vertritt Unseren Lieben Herrgott, den Himmel, Licht und Gerechtigkeit, alles, was schön ist, auch die Ehe!
Eine Orchidee kann nicht für Lügen, Betrug, Abbruch, Verseuchung und Besudelung dienen, dafür ist diese Blume zu rein, zu geistig.
Oder, denkt Crisje, sollte ich damit falsch liegen?
Crisje ist eine ungewöhnliche Persönlichkeit.
Nicht nur, weil sie beinahe jeden Morgen die Kommunion empfängt und für jeden betet, sondern weil sie auch nach ihrem Glauben lebt und handelt, sie will jedoch nicht von anderen betrogen werden.
In keinem Fall von ihrem langen Hendrik.
Das weiß auch der Herr Pastor, das weiß man in der ganzen Umgebung, sogar bis in die Himmel hinauf.
Aber wie denkt der Lange darüber?
Wenn Crisje sicher wüsste, dass der Lange ihr eine solche Orchidee schenken könnte, würde er ein Glück erleben, unter dem er, der doch all ihrer Liebe nicht gewachsen ist, zusammenbrechen würde.
Crisje fühlt jedoch, dass sie sich nicht freuen kann, bevor der Lange bewiesen hat, dass er den Angriff des Teufels für sein ganzes Leben abgewehrt hat.
Erst dann nimmt Crisje seine Orchidee an!
Crisje hat, obwohl für sie selbst unbewusst, einen Charakter mit einem psychologischen Einschlag.
Der ist so natürlich und stark, dass keine Wissenschaft dagegen ankommt.
Ihre Psychologie, aus Ehrfurcht und Liebe entstanden, gibt ihr dadurch die richtige Erkenntnis für alle Dinge, die mit der Seele und dem Gefühl zu tun haben.
Und diese klare Einsicht lässt sich Crisje nicht trüben.
Sie ist in diesem Punkt sehr vorsichtig!
Crisje lässt sich nicht einfach betrügen, auch nicht von Hendrik.
Er kann versuchen, ihr weiszumachen, was er will – tief in ihrem Gefühlsleben ist eine Tür, bewacht von ein paar Schildwachen, die genau aufpassen, dass alles, was hineinzukommen versucht, reine Wahrheit und ehrlich gemeint ist, sonst gibt es wieder Ärger, und das muss um jeden Preis verhindert werden.
Ihre Psychologie sagt ihr: Halte dein Glück sauber und rein und lass es nicht verunreinigen.
Die Kammer deines Herzens gehört Unserem Lieben Herrgott, und wer eingelassen werden möchte, muss erst beweisen, dass er sich darin aufhalten darf.
Üble Nachrede wird nicht geduldet.
Dachte Hendrik vielleicht, dass er ihr eine Butterblume als Orchidee an die Brust stecken konnte?
Wenn er das probieren wollte, würde es ihm schlecht ergehen.
Auch für ihn sind die Wächter da, ja gerade für ihn, mit dem sie sich verbunden hat, für ihn, für den sie leben und sterben will.
So etwas ist doch nicht ohne Bedeutung?
Wie Stadtmenschen darüber denken, weiß Crisje nicht, doch für sie besteht die Hauptsache darin, dass eine angebotene Orchidee sauber und rein ist und dass die Beweise dafür geliefert werden.
Crisje wartet ruhig ab.
Der Lange hat ihr gesagt, dass er dem Vorschlag, Opernsänger zu werden, Lebewohl gesagt hat.
Aber sie weiß auch, dass die ihr zum Geschenk angebotene Orchidee noch nicht zu voller Blüte gekommen ist.
Crisje weiß jedoch, dass der Lange seine Sehnsucht noch lange nicht besiegt hat.
Als er vor einiger Zeit von Wesel zurückkehrte, wo das Quartett großen Erfolg errungen hatte, sah der Lange sich wieder auf der Bühne, hatte wieder Geld und Reichtum für seine Frau und Blumen, die er ihr jeden Abend in die Arme legen konnte.
Crisje hörte ihm nur kurz zu.
Da wusste sie schon genug.
Die Orchidee war zwar geschenkt, jedoch verdorrt und eingegangen, bevor sie zu vollem Wachstum kommen konnte.
Auch wenn Hendrik ihr noch so nachdrücklich versicherte, dass es ihm egal war – Crisje fühlte, dass die Sache noch nicht ausgestanden war.
Seine Behauptung vom vorigen Jahr, dass er mit seiner Sehnsucht nach der Oper abgeschlossen hätte, war nur Schein.
Er hatte sie noch nicht überwunden.
Nein, Langer, innerlich lachte Crisje dich aus.
Sie glaubte dir noch nicht, konnte dir nicht glauben, denn sie wusste, dass derselbe Teufel doch wieder zurückkommt.
Meintest du wirklich, dass er es bei diesem einen Angriff belassen würde?
Und dachtest du wirklich, durch die Abwehr dieses einen Angriffs bewiesen zu haben, was du kannst und willst?
Nein, Langer, das kannst du Crisje nicht weismachen.
Monate gehen dahin.
Crisje wartet und jeden Tag leben sie wie in einem Paradies.
Sie kann ihr Glück kaum fassen.
Aber sie ist auf der Hut und wartet, bis der Angriff kommt.
Wird der abgewehrt, dann wird sie eine neue Orchidee empfangen und an ihren Mantel stecken können.
Dann wird sie ihn küssen, sodass er ihr Lebensblut fühlt.
Gib mir nun dein Leben, Langer, dadurch werden wir einer Seele ein neues Leben schenken.
Aber der Beweis des Langen kommt nicht.
Sie muss noch warten, und warten dauert lange, wenn auch nicht für den Begriff der Ewigkeit.
Sie hofft jedoch, dass der Lange ihr die Beweise geben wird, aber dann auch ganz aus sich selbst heraus, nicht durch eine flehentliche Bitte erzwungen, das nicht, sondern aus eigenem freien Willen und aus Liebe.
Crisje schaut auf die Uhr, das Essen verkocht.
Hendrik kommt nicht.
Wo bleibt er so lange?
Johan und Bernard ziehen an ihren Röcken.
Sie haben Hunger und wollen essen.
Wo bleibt Hendrik nur?
Es wird doch nichts geschehen sein?
Sie ist nicht unruhig, im Gegenteil, ihr kommt in ihrem Inneren ein frohes Gefühl.
Woher es kommt, könnte sie nicht sagen, doch es erfreut ihr Herz.
Sie fängt dadurch an, zu summen.
Die Jungen bekommen etwas Leckeres.
Heute geht das, denn es wird ein besonderer Tag.
Warum, das könnte Crisje nicht sagen, aber sie weiß, dass es mit dem Langen zu tun hat.
Hendrik ist es.
Ihre Empfindsamkeit und das Einssein mit diesem brausenden Leben, ihrem Mann und dem Vater ihrer Jungen.
Ihre Gefühle des Raumes sind es.
Es kommt direkt aus Emmerich zu ihrem Leben.
Crisje würde ihr Leben dafür geben wollen.
So sicher ist sie sich ihres Fühlens und Denkens.
Und das, weiß sie auch, hat jeder.
Jeder fühlt manchmal etwas von dem Wesen, das er oder sie lieb hat.
Es kommt dann etwas in einen hinein, wofür man keine Worte finden kann.
Aber es ist da!
Sie geht jedoch nicht gleich darauf ein.
Sie will erst Sicherheit haben.
Nun denn, die Sicherheit stapft auf das Haus zu, sie hört den Kies knirschen.
Die Jungen stürzen zur Tür und rufen:
„Vater ist da, Mutter, Vater ist da.“
Die Jungen hängen sich an seinen Mantel und lassen sich mitschleppen.
Dann, das wissen sie bereits, ist Mutter an der Reihe.
Crisje wird jetzt hochgehoben und schwebt zwischen Himmel und Erde, wo der Lange sie ganz fest herzt und umarmt.
Johan und Bernard schauen der Szene lachend zu.
„Unser Vater kann aber küssen, was, Bernard?“, sagt Johan.
Der Lange lacht.
Er hört es und setzt Crisje auf den Boden.
Es brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
„Hast du mir etwas zu beichten, Crisje?“
„Nein nichts, Hendrik, nichts.“
„Und die Jungen?“
„Die, Hendrik ...“
Johan und Bernard schauen schon nach ihrem Vater und ihrer Mutter.
Sie wissen, dass das jeden Abend gefragt wird.
Und die Antwort kann den Befehl zu einer Tracht Prügel bedeuten.
„Mutter, Mutter, sieh darüber hinweg.
Ich werde mein Leben bessern.“
Aber Crisje kann nicht lügen.
Doch jetzt gibt es wahrlich nichts.
„Nein, Hendrik, ich habe keine Klagen über die Jungen.“
Bernard und Johan sind glücklich.
Sie sind gewogen und für heute nicht zu leicht befunden.
Wehe den Jungen, wehe ihnen, wenn sie Unfug getrieben haben, den man nicht mehr durchgehen lassen kann.
Dann nimmt der Lange sie sich vor, denn er will Kerle aus seinen Kindern machen und Respekt vor Vater und Mutter und der ganzen Menschheit schaffen.
Der Lange fängt wieder an, mit Crisje zu schmusen, und zieht sie auf seine Knie.
Sie schreit:
„Lass mich los, Narr, Verrückter, der du bist, hast du selber nichts zu beichten?“
Hendrik wird still.
Aha, denkt Crisje.
„Was ist los, Hendrik?“
Dieser kann jedoch noch nicht sprechen.
Er will dieses Glück jetzt einmal in schönen, deutlichen Worten erzählen.
Er will es betonen und diesem großen Glück eine schöne Gestalt geben, mit der Crisje sehr glücklich sein wird.
Aber obschon sie es bereits gefühlt hat, will sie doch alles aus seinem Mund hören.
Sie wird ihrem Langen nichts nehmen.
Sie ist so großzügig.
Auch er bekommt seine Orchidee.
„Was ist, Hendrik?“
„Ruhig, Cris, ich bin schon so weit.
Jetzt musst du gut zuhören.
Weißt du noch, dass wir zum Singen nach Wesel gegangen sind?“
„Selbstverständlich, Hendrik.“
„Jetzt kommt es, Cris.
Heute Mittag waren zwei Männer im Geschäft.
Und diese Männer fragten mich ...“
Crisje strahlt schon und sieht das Licht in seinen Augen.
Sie genießt.
Die Orchidee ist da ... „ob ich nicht doch auf die Bühne wollte.“
Es ist heraus.
Der Lange schluckt und schaut sie an.
Crisje wartet ab, sag schon, Langer.
Sie kommt ihm entgegen.
„Und, Hendrik?“
„Cris ..., du wirst froh darüber sein.
Ich sagte: „Sie können sich Ihre Bühne an den Hut stecken.
Sie können Ihr Geld und den ganzen Kram selbst behalten.
Sie können ...“.
Mein Gott, Cris ... wie bin ich böse geworden.“
Es ist heraus.
Der Lange streicht über Crisjes Brust und Gesicht.
Ihre Küchenschürze wirbelt über seinen Kopf.
Sie zerzaust seinen schwarzen Haarschopf, schüttelt ihn und drückt ihn an ihr Herz.
Es findet kein Ende.
Sie sind nicht allein, die Jungen sind dabei.
Hendrik, oh Hendrik.
„Hendrik, wie sehr sehe ich nun zu dir auf!“
„Ich habe alles abgelehnt, Cris.
Und ich bin jetzt glücklich.“
Der Lange seufzt deswegen.
Crisje weint.
Was für ein Tag.
Wie soll sie Unserem Lieben Herrgott dafür danken?
Das Leben ist ein Segen, das Leben ist ein Himmel auf Erden, wenn du diesen Himmel nur sehen willst.
Crisje geht kurz zu Hent Klint.
Drei Maß will sie haben.
Sie will ihrem Hendrik etwas spendieren.
Dann essen sie.
Später setzen sie sich gemütlich hin und plaudern noch einmal darüber.
Die Jungen sind zu Bett gegangen.
Hendrik ergreift seine Geige, doch er hat sie kaum in den Händen, da kommt Gerrit herein.
„Da komme ich ja genau richtig“, sagt Gerrit.
„Ein Mensch muss nur eine gute Nase haben.
Und dann noch wohl Kräuterschnaps.
Ist gut für meine Bauchschmerzen, das macht mir die letzten Tage zu schaffen, Cris.“
Crisje kennt ihn und von diesen Beschwerden weiß sie auch ihren Teil.
Das wird wieder ein guter Abend.
Weiß Gerrit es schon?
Nein, oder?
Dann wird sie ihm etwas erzählen.
„Auf die Gesundheit von Hendrik, Gerrit.“
Dann hört Gerrit von dem Sprung, den der Lange gemacht hat.
„Das lohnt sich wahrhaftig, Hendrik.
So ein Teufel!
Fein, dass in unserer Familie solche starken Menschen leben.
Was kümmert uns Geld, was können ein schönes Haus, was können Millionen uns sagen?
Nichts!
Uns kann die Welt gestohlen bleiben.
Prost, Hendrik!“
Weg ist der Kräuterschnaps.
Gerrit seufzt, drückt seinen Bauch hoch und fängt an, Italienisch und Französisch zu reden.
So ist das Leben gut.
Die Jungen im Bett dürfen singen.
Johan pfeift schon, sie stecken einander an und müssen mitmachen.
Das ist jetzt einmal erlaubt, das Leben ist für jeden da, auch das Glück.
Ärger braucht man nicht mit den Kindern zu teilen, dafür sind sie noch zu jung.
Prost!
Jetzt kommt auch noch Jan Maandag.
Auch Jan hält es für eine tolle Leistung.
Jan kennt den Langen und hält es schon für etwas Besonderes.
Und wieder – jetzt aber anders, in ihrer Fantasie – fliegen sie wirklich über die Bühne, machen Reisen durch Italien und Frankreich und küssen die Welt, als ob gar nichts dabei wäre.
Sie sind in London und Paris, denn auch dort tritt der Lange auf.
Sie kommen auch nach New York, schauen sich die anderen Menschen an und kommen mit Karren voller Blumen für Crisje nach Hause.
Zimmer voll.
Greif zu, Crisje, schöne Geschenke für dich und die Kinder.
Nimm, dies ist von mir selbst.
Fanny, der Hund von Johan und Bernard, der kurz nach der Geburt von Jeus einen Platz in ihrer Mitte bekommen hat, riecht an Gerrits Hose und findet, dass Gerrit einen Hundeduft an sich hat.
Gerrit bringt seinen Liebling nie mit.
Er weiß, dass das Streit gibt.
Fanny duldet keinen anderen Hund im Haus.
Das Tier ist schon ganz eng mit Jeus befreundet, auch wenn es Bernard und Johan sind, die draußen mit ihm herumtoben.
„Du geh weg, Fanny“, sagt er zu dem Hund, „du magst meinen Nico nicht, du bist bei mir unten durch.“
Gerrit nimmt einen Anlauf, schluckt einige Male und schnalzt mit seiner Zunge.
Das geht noch weiter, immer in abgewandelter Form.
Gerrit trinkt gerne einen guten Schnaps.
Das tut er mit einer ganz bestimmten Haltung und alle schauen immer, wenn er das Glas vor den Mund hält und einen Schluck nimmt.
Johan, der das einmal sah, sagte zu seiner Mutter:
„Das ist geradezu, Mutter, als ob der Bürgermeister seinen Schnaps trinkt.“
Als Crisje nicht verstand, was Johan eigentlich meinte, fügte er hinzu „Nun, den musst du mal sehen, wenn ich später groß bin, trinke ich meinen Schnaps auch so.“
Dieser Johan!
Als Crisje das dem Langen erzählte, erstickte er fast vor Lachen.
Johan und ein Schnaps, das waren die vier Richtigen!
Gerrit weiß das auch und lachte mit.
Er weiß, dass all diese Dinge die Spannung erhöhen und seine Geschichte danach am besten wirkt.
„Erst“, kommt es ..., „fange ich mit dir an, Cris.
Ich will dich auch einmal glücklich machen, nicht wahr?
Ich dachte mir, lass mich doch Cris einmal glücklich machen.
Du säufst hier immer nur.
Was denkst du, Cris, von Franziskus und Fasisie?“
Vor Crisje darfst du die heiligen Namen nicht besudeln.
Sie geht sofort darauf ein und verbessert Gerrit.
„Das heißt doch von Assisi, Gerrit.“
„Ich sage dir etwas, Cris.
All diese Heiligen kenne ich und sie kennen mich.
Gestern sagte noch einer zu mir: Gerrit, du musst dir selbst mehr gönnen, du arbeitest viel zu schwer.
Nun, Cris, hättest mal sehen müssen, wie das heilige Kind geschaut hat.
Aber ich weiß es schon, du willst Unseren Lieben Herrgott am Kreuz haben.
Stimmt’s oder habe ich recht?“
Crisje ist in den Wolken.
Das ist ein Geschenk.
„Wenn du das tun willst, Gerrit?“
„Selbstverständlich, Cris, sonst würde ich doch nicht davon anfangen.“
Gerrit schwätzt bisweilen daher, aber Gerrit hält immer sein Wort.
Das dauert zwar etwas, aber es passiert.
Eines schönen Tages erhält Crisje ihren aus Holz geschnitzten Herrgott.
Aber Gerrit ist noch nicht fertig.
Er hat das Wort, die anderen hören zu.
Was werden sie jetzt wieder zu hören bekommen?
Hendrik kichert schon, jetzt kommt wieder eine fantastische Geschichte voller Lügen.
Crisje hat schon etwas bekommen.
Jetzt folgt der Rest.
Gerrit schaut erst die Reihe entlang.
Er will Crisjes Freunden einmal den Hals umdrehen und fängt an zu kichern.
„Hast du gehört, Hendrik, was Casje wieder angestellt hat?“
Die Augen gehen zu Crisje.
Gerrit fährt fort:
„Ich hab mir das von Hent Flint erzählen lassen.“
„Von diesem falschen Hund“, reagiert Crisje bereits.
„Von ihm?“
„Jetzt musst du doch einmal abwarten, Cris.
Du weißt nicht alles von deinem Casje.
Du glaubst den Menschen viel zu viel.
Ich muss auch dich warnen, Hendrik.“
„Du erzählst Lügen, Gerrit.“
„Nichts da, Cris, warte doch mal.
Casje kommt vorige Woche nach Achter de Kom.
Er will bei dem Kaninchenwilderer etwas verkaufen.
Du weißt, wer das ist, der Strauchdieb, der kann nichts liegen lassen, was er gebrauchen kann.
In der Bürstenfabrik hat der Waren für Tausende Gulden gestohlen, weißt du doch auch, und er ist es!
Diese Frau ist zu Hause, aber hat kein Geld, um etwas zu kaufen.
Was geschieht jetzt?
Casje kriegt einen Anfall und wirft sich auf den Boden.
Du weißt genau wie ich, manchmal kriegt er Zustände.“
Dies geht schon zu weit.
Der Lange muss Crisje das Schweigen auferlegen, er will jetzt hören, was Gerrit wieder für einen Unsinn hervorkramt.
Aber Crisje will nicht mehr zuhören.
„Das bedeutet, den Menschen die Krone vom Kopf nehmen, Gerrit.“
„Du weißt ja nicht, was da kommt, Cris.
Warte doch ab!
Du wirst mir noch Recht geben.“
„Das hättest du gerne.“
„Und jetzt kommt es, Cris.“
Gerrit lässt sie wieder warten.
Erst einen Schluck, das dauert eine Ewigkeit.
Crisje fällt darauf hinein, sie sagt:
„Und was ist da geschehen, Gerrit?“
„Siehst du, Cris, jetzt bekommst du doch noch Interesse!
Und das will ich haben, sonst macht es keinen Spaß.
Nun Casje, wirft sich auf den Boden und schreit dem Weib zu ...: „Schau nun in meinen Apfelbaum!“
„Du liebe Güte“, kreischt Crisje, „was für eine Lügengeschichte.“
Hendrik und Jan biegen sich vor Lachen.
Der Lange kann nicht aufhören, Crisje weiß nicht, was sie sagen soll und Gerrit spürt seinen Erfolg.
Er setzt noch eins drauf.
„Und jetzt, Crisje, noch das Schlimmste.“
„Ich will davon nichts mehr hören Gerrit, gar nichts!
Das sind Lügen!“
„Lügen?
Hendrik, frage Hent danach, dann wirst du es hören.
In dem Augenblick kommt der Mann nach Hause, Cris.
Casje liegt auf dem Boden und das Weib lacht und lacht.
Der Gauner schaut kurz, ergreift Casje beim Kragen und befördert ihn auf die Straße.
Casje macht, dass er wegkommt, weiß jetzt nicht, wo er so schnell hin soll und vergisst seine Waren.
Hent sagte noch zu mir – und das findet Hent am Schlimmsten – jetzt hausiert der Bandit mit Casjes Waren.
Hent sagte, dem müssen wir auf jeden Fall einen Riegel vorschieben.
Er darf nichts verkaufen können.
Wenn er jetzt hierher kommt, Cris, bist du gewarnt.
Das ist alles!“
„Du bist verrückter als der schlimmste Irre im Irrenhaus, Gerrit.“
„Ist das nun undankbar, Hendrik?
Hättest du das gedacht?
Ich sage euch, passt auf den Kerl auf!“
Für den Langen ist es ein toller Witz und er schenkt Gerrit noch einen ein.
Aber Crisje ist noch nicht überzeugt.
Gerrit fährt fort:
„Siehst du Cris, du willst alles beschützen, aber das geht nicht.
Du musst das Falsche vom Richtigen unterscheiden können.
Und das ist nicht so einfach.
Du willst alles beschützen, aber das sagte der Heilige auch zu mir, das ist falsch!
Aber jetzt etwas anderes.
Mein Gott, was habe ich diese Woche doch für einen Ärger mit Hanneke gehabt.“
Sie setzen sich schon anders hin, es kommt wieder was Schönes.
Crisje hört auch zu; wenn Gerrit Hanneke mit einbezieht, wird es lustig.
„Cris, du kennst doch unsere Hanneke, nicht wahr?
Dass sie etwas spröde ist, dafür kann sie nichts.
Und dass sie noch keinen Mann hat, ist genau dasselbe und sie kann daran auch nichts ändern, denn Hanneke ist nicht die Erstbeste.
Weißt du auch.
Stimmt das oder nicht, Crisje?“
Crisje sagt kein Wort und wartet, Gerrit fährt fort:
„Ich ziehe mich gerade um und hatte eine Verabredung in Emmerich mit einem Kirchenmann, um etwas an dem Ornament zu verändern.
Aber als ich mich da so betrachtete, Cris, dachte ich: Gerrit, Gerrit, mein Junge, du bist doch ein gut aussehender Kerl.
Verdammt schade, dass du kein schönes Weib hast.
Ich fragte Hanneke, wie findest du mich?“
„Willst du heiraten, Gerrit?“, fragte sie.
Und daran hatte ich selbst noch gar nicht gedacht, Cris.
Und was denkst du jetzt, was Hanneke mich fragt?
Weißt du nicht, stimmt’s?
Kannst du auch nicht erraten.
Hanneke sagte zu mir: „Gerrit, wenn du wieder einmal in Italien bist, dann schau mal, ob du nicht einen guten Mann für mich finden kannst.“
Jetzt bin ich nicht der Mensch, Cris, andere und dann noch fremde Männer zu Hanneke zu schicken.
Ich dachte bei mir, da gibt es ja immer noch Jan Maandag!“
Damit hat Jan nicht gerechnet und errötet bis hinter die Ohren.
Gerrit fängt jetzt mit Jan an und sagt zum Langen:
„Weißt du, Hendrik, was das ist?
Warum kriegt Jan immer solche roten Ohren an seinem Kopf, wenn wir über Frauen sprechen?
Verträgt Jan das nicht?“
Jan lacht, als wenn er Zahnschmerzen hätte.
Er weiß nicht, was er tun soll.
Seine Verlegenheit wirkt auf die Lachmuskeln von Gerrit und dem Langen.
Auch Crisje findet diesen kleinen Scherz nett.
Was für seltsame Menschen leben doch in dieser Welt, dies ist doch ganz normal.
Gerrit hat seinen Schnaps leer und möchte noch einen haben.
Er hat auch schon wieder eine Ausrede dafür parat.
Er schaut nach seinem Glas und fängt eine neue Geschichte an.
„Diese Woche hatte ich einen Traum, Hendrik, der hatte es in sich.
Ich machte in dem Traum einen Flug und landete bei Petrus.
Petrus hält Wache bei Unserem Lieben Herrgott, Cris.
Und er muss die Menschen dann und wann untersuchen, auch noch, wenn sie hier auf der Erde leben.
Er sagte zu mir, Cris, Gerrit, du siehst schlecht aus.
Du musst ab und zu einen guten Kräuterschnaps trinken!
Das hilft gegen alles!
Ich sage zu ihm, Menschenskind, was weißt denn du, was für einen Menschen gut ist.“
Der Lange schaut nach seinem Glas, fällt vor lauter Lachen beinahe von seinem Stuhl und schenkt das Glas voll.
Gerrit nimmt es und fährt ohne Zögern fort.
„Ohne dies hier, Cris, kann man nichts erzählen, nicht wahr!
Aber, mein Gott, dass ich daran noch nicht gedacht habe.“
Gerrit lacht jetzt selber mit, und sie begreifen, dass noch mehr Verrücktes kommt.
„Hör mal, Hendrik, was für ein Drama ich diese Woche erlebt habe!
Hanneke hatte die ganze Woche Zahnschmerzen.
Als ich abends nach Hause kam, saß sie da mit einem Tuch um den Kopf und miaute.
Ich konnte das nicht mehr mit ansehen, nicht wahr.
Ich fragte sie, warum gehst du nicht zum Zahnarzt?
Aber davor hat sie zu viel Angst.
Das wagt sie nicht, die nüchterne Hannes, damit will sie nichts zu tun haben.
Ich dachte, das muss sie selber wissen.
Aber jede Nacht konnte ich aufstehen.
Ich habe ihr einen Schnaps gegeben, aber ich dachte, den mag ich selber wohl.
Und als sie drei intus hatte, Hendrik, war sie so bedient wie nur was.
Sie ist dann eingeschlafen, aber am nächsten Tag ging es genauso wieder los.
Dann habe ich gesagt: Geh zu Manus.
Du kennst Manus.
„Geh zu Manus“, sagte ich, „der kann dir helfen.“
Ich dachte, das kann ja was werden, Hanneke und Manus.
Sie fragte mich: „Was macht der denn dann, Gerrit?“
Ich sagte, der kann Handauflegen.
Das macht er mit seinem Daumen.
So!
Ich mache es ihr vor, denn ich weiß, wie er das tut.
Ich muss sagen, auch wenn er trinkt wie ein Loch, Handauflegen kann der Manus.
Und was es auch ist, Hendrik, du kannst jetzt darüber lachen, du kannst dich jetzt darüber lustig machen, du kannst sagen Unsinn, Einbildung, was du auch willst – Manus kann Handauflegen.
Verflixt noch mal, wenn man gut darüber nachdenkt, Hendrik, ist es doch etwas Besonderes, findest du nicht?“
„Und ist sie hingegangen, Gerrit?“, fragt Crisje gespannt.
„Glaubst du mir, Cris?
Denkst du jetzt, dass ich die Wahrheit erzähle?“
„Du sagtest doch schon vor Langem, dass sie Schwierigkeiten mit den Zähnen hätte?“
„Gott sei Dank, Cris, dass du dir das gemerkt hast.
Ja, sie ist hingegangen.
Aber das hat ganz schön was gekostet, nicht wahr!
Sie ging hin, musste aber am Nachmittag wiederkommen, Manus musste drei Pferde beschlagen.
Hanneke am Nachmittag wieder zu Manus.
Leute, ich hab mich kaputt gelacht.
Ich sehe sie noch vor mir.
Manus sagte: Setz dich hier hin.
Hanneke schaut zu Manus.
Dann kommt er mit seinem Daumen auf ihr Gesicht und machte seine Kreuze.
Er fragt erst noch: Kannst du beten, Hanneke?
Sie sagte: Natürlich.
Ich gehe doch auch in die Kirche!
Ich gehe jede Woche zur heiligen Kommunion.
Das ist gut, hat er gesagt, denn dann geht es auch von alleine weg.
Manus fängt an zu beten.
Hanneke schließt kurz die Augen, Manus streicht nach Hannekes Meinung zu lang und sie schaut zu ihm.
Sie fragt ihn: Das dauert aber lange, Manus?
Er sagte, so erzählte Hanneke es mir, Cris: Das ist ein Schlimmer, Hanneke.
Der braucht einiges.“
Manus betet weiter, sein Daumen tut den Rest.
Aber als Hanneke die Augen schließt, packt Manus sie und fummelt an ihrem Körper.
Hanneke stößt Manus von sich weg und stürzt zur Tür hinaus.
Als ich abends nach Hause kam, weinte Hanneke.
Ich war noch nicht drinnen, da ging es schon los.
„Du bist mir ja ein feiner Kerl.
Wie kannst du mich zu solch einem ekelhaften Mann schicken.“
Ich fragte, was ist los?
„Der Dreckskerl hat mich begrapscht.
Es ist eine Schande!
Ich habe die Nerven verloren.
Wie kannst du mir so etwas antun, Gerrit.“
Und jetzt ist Hanneke, wie verrückt es auch ist, Hendrik, trotzdem die Zahnschmerzen los.
Tags darauf sagte sie: „Sollte mir der Kerl doch geholfen haben?“
„Ich hab es dir doch gesagt“, sagte ich.
Die Zahnschmerzen waren weg, und jetzt kannst du davon halten, was du willst, in meinem Haus ist wieder Ruhe eingekehrt.
Aber es ist zum Verrücktwerden.
Ich sagte noch zu Hanneke: Manus schaut immer, wo die Nerven liegen.
Und die liegen wohl irgendwo anders, die liegen nicht immer unter den Zähnen, sondern manchmal auf dem Bauch oder noch irgendwo anders.
Und dann sagte Hanneke: „Du und dein Manus, ihr könnt mir gestohlen bleiben.
Du und dein Manus, ihr seid besoffen, seid völlig verrückt.
Du und dein Manus ...“
Aber dann, Cris, bin ich hinausgelaufen, denn das hält kein Mensch aus.
Sie haben Gerrit ruhig zu Ende erzählen lassen und krümmen sich wieder vor Lachen.
Crisje denkt, dass es in der Tat so geschehen ist.
Crisje denkt wahrhaftig, dass es die Wahrheit ist.
„War sie wirklich bei Manus, Gerrit?“
„Ja, Cris, so wahr ich hier sitze, sie war da.“
„Du meinst es ernst?“ fragt Jan.
„Das sagte ich doch schon.
Du kannst darüber denken, was du willst, aber Manus hat etwas in seinen Händen.
Auch wenn sie noch so schwarz sind, er kann Zahnschmerzen heilen!
Wie vielen Leuten hat der nicht schon geholfen?
Man kann sie nicht zählen.
Und darauf trinkt er einen leckeren Schnaps.
Noch keine zwei Minuten später kannst du ihn schon bei Hent Klink finden.
Aber Unsinn oder nicht, Hanneke ist ihre Zahnschmerzen los.
Und es ist doch schon ein paar Tage her.
Ist das vielleicht Hexerei, Hendrik?“
Sie wissen es nicht.
Aber Manus kann bestimmt Zahnschmerzen beseitigen.
Manus Reusel besitzt etwas und gibt es noch mehr solche Menschen, die heilen können.
Was das alles ist, würden sie nicht sagen können, aber sie haben sich in jedem Fall köstlich amüsiert mit der von Gerrit erzählten Geschichte.
Schade, dass Peter nicht dabei ist.
Dann könnten sie über Peters lustige Sprache lachen und er selbst könnte mitmachen.
Solche Abende sind eines ihrer wenigen Vergnügen.
Täglich arbeiten, bis sie schwarz sehen, und dann und wann eine Ablenkung dieser Art.
Gerrit, Peter und Jan sind die besten Freunde des Langen.
Natürlich hat er noch mehr Freunde, aber die Freundschaft dieser vier füreinander ist doch viel größer und tiefer.
Sie bilden das „Quartett“ und sorgen dafür, dass eine Woche hart schuften nicht zu lange dauert.
Ohne Gerrit hätte dieses Leben nicht mehr viel Wert.
Jan kommt oft.
Sie spielen Karten, kauen Tabak und rauchen, machen Musik, trinken rechtzeitig einen Schnaps und wissen nichts vom Stadtleben.
Sie wollen auch nichts damit zu tun haben und sind trotzdem glücklich.
Der Lange denkt sich immer wieder etwas Neues aus, arbeitet schwer, lässt sich immer etwas einfallen, um mehr Geld zu verdienen.
Crisje findet es angenehm, wenn die Männer beieinander sind.
Sie kennt sie und es sind auch ihre Freunde.
Wenn sie die nicht hätten, wäre das Leben, auch wenn sie noch soviel aneinander haben, viel weniger wert und das ist nicht die Absicht Unseres Lieben Herrgotts.
Gerrit spürt, dass sie aufbrechen müssen.
Sie verabschieden sich.
Als sie weg sind, sagt Crisje zum Langen:
„Wirklich schade, Hendrik, dass dieser Gerrit keine gute Frau hat!
Jan, das kann ich verstehen, der ist ja so schüchtern wie ein Kind, aber Gerrit?“
„Das muss er selbst wissen, Cris.
Sie wissen nicht, was küssen ist!“
Der Lange liebkost seine Frau wieder, sodass es ihr den Atem raubt.
Aber sie ist überglücklich und stolz auf ihn und kann es noch nicht fassen, dass der Lange jetzt seinen Teufel überwunden hat und dieser jetzt keine Chance mehr erhält, ihr Leben zu verwüsten.
Denn was wäre damit geschehen und was hätte sie machen sollen?
In der Stadt wohnen oder mitziehen?
Umherschweifen in dieser schmutzigen Welt?
Crisje würde in einer Stadt nie heimisch werden und vor Heimweh sterben.
Die Lebensgewohnheiten dieser Menschen sind ihr vollkommen fremd.
Sie leben drauflos und machen sich nichts aus Unserem Lieben Herrgott.
Nein, das ist nichts für Crisje.
Der Lange weiß dann auch: Er hätte dieses Leben bewusst ermordet!
So, Crisje, ist es gut.
Hierüber brauchst du nicht mehr zu sprechen.
Dies ist es.
Der Lange braucht keine Bühne zu sehen.
Für Geld und Schmuck kann man Glück – zumindest das Glück, das du jetzt besitzt – nicht kaufen.
Was die Menschen in der Stadt glücklich macht, ist etwas ganz anderes als das, was sie hier draußen glücklich macht, auch wenn „tote Mäuse vor dem Schrank“ liegen.
Außerdem mangelt es Crisje hier an nichts.
Wenn man hinter all das Schöne und Reine, die großen Häuser, das geschäftige Gebaren und die sogenannte Fröhlichkeit der städtischen Menschen schauen könnte, dann würde man nicht die Mäuse, sondern die Ratten tot vor dem Schrank liegen sehen.
Crisje hat jetzt ihre „Orchidee“ vom Langen bekommen.
Es ist ruhig geworden im Haus.
Sie spüren eine Ruhe über sich kommen, und es ist so, als ob der Himmel ihnen zulacht.
Es wird kein Wort gesagt.
Plötzlich ist es zu ihnen gekommen und hat sie sozusagen von dieser Welt weggeführt.
Hendrik und Crisje befinden sich im Paradies und sitzen dort unter einem Baum.
Schau, Crisje, da kommt ein Vogel zu uns hergeflogen.
Ich sehe, dass das Tier einen Zettel im Schnabel hat.
Welche Botschaft mag er enthalten?
Es lässt den Zettel vor dem Langen fallen.
Hendrik hebt ihn auf und liest:
„Um euch beide brauche ich mir keine Sorgen mehr zu machen.
Aber passt auf euch auf!
Grüße von Unserem Lieben Herrgott!“
Crisje weiß jetzt, dass der folgende Junge Gerrit heißen wird.
Nicht nach diesem Gerrit, sondern nach ihrem eigenen Bruder.
„Oder“, sagt sie zum Langen, „hast du einen anderen Namen für ihn?“
Wo sie hinschauen, da wachsen Orchideen!
Sie lassen ihre Hände davon, sie schauen nur.
Crisje schaut in den Raum.
Sie fliegt, der Lange folgt ihr, doch jetzt gehen die Augen zu, der Zaun des Paradieses wird geschlossen.
Unser Lieber Herrgott wacht.
Er wacht immer, jederzeit, Tag und Nacht, über den Menschen guten Willens!
Hiervon haben Gerrit und Jan keine Ahnung.
Sie müssen noch einmal geboren werden!
„Aber danke, Lieber Herrgott, danke sehr!
Das hast Du getan!
Ich weiß es!
Ich bin Dir so dankbar, dass Du das weißt!
Ich werde immer mein Bestes tun, das verspreche ich Dir!“
„In der ganzen weiten Umgebung verstehen die Menschen nicht, was es ist.
Hier lebt es!
Und jeder kann es sich auch schenken ...
Kostet nichts.
Du musst nur etwas dafür tun.
Das ist alles!“
„Und ein toter Spatz hat auch etwas davon, und das ist doch nur ein Spatz!
Und wir sind Menschen!
Menschen!
Männer und Frauen!
Der Lange ist ein König!“