Oh, Bernard, wie bin ich dir dankbar

Wenn der Lange und Crisje des Morgens, bevor Hendrik aufbricht, das ein und andere besprechen, schaut Jeus von seiner Ecke des Schlafzimmers immer zu den beiden in der Küche, denn da ist immer etwas Besonderes zu sehen und zu hören, und das ist ein richtiges Fest für ihn.
Was für einen Quatsch Vater doch machen kann.
Niemals sieht er seinen Vater einmal ernst, gleich, wenn Vater fertig ist und aufbrechen wird, das weiß Jeus schon, fliegt Mutter in die Höhe und bekommt drei Küsse.
Das ist immer so!
Jeden Morgen, niemals wird Vater das vergessen.
Und dann hört Jeus Crisje Schreie ausstoßen, es ist wie Gekicher ...
Es tut Mutter natürlich gut und er wird es später auch versuchen, wenn er erst mal größer und stärker ist.
Es scheint ihm durchaus lohnend und er wird es auch tun, wenn er später mit seiner eigenen Frau verheiratet ist, denn er findet das alles schrecklich schön.
Als Jeus darüber mit Bernard redete und er sagte, dass er das so erstaunlich fand und so schön, und meinte, dass Bernard – ätsch – davon nichts sah und nichts wusste, schaute Jeus doch komisch, als sich herausstellte, dass Bernard alles darüber wusste und es obendrein auch noch besser verstand.
Als Bernard sagte:
„Dabei habe ich mein ganzes Leben schon zugeguckt und ich habe es bereits vergessen ...“ schlug das ein großes Loch in seine Gedankenwelt und er musste darüber einen Augenblick nachdenken.
Johan brauchte er kein Wort danach zu fragen, der lachte immer.
Aber Bernard ging auf alles ein, Bernard war für ihn der große Mann, der alles wusste und der einem auf alles eine klare Antwort geben konnte.
Schau an, dieser Vater, denkt Jeus.
Vater ist heute Morgen bester Laune, vielleicht erlaubt Vater, dass er einmal schauen kommt.
Gerrit, der neben ihm schläft, ist grantig, denn Jeus hängt aus dem Bett und zieht alle seine Decken und die Wärme weg, und das findet der selbstbewusste und rasch schaltende kleine Kerl überhaupt nicht nötig.
Gerrit schlägt auch gleich los, so klein er auch ist, denn das nimmt Gerrit nicht hin.
Crisje weiß schon von Gerrit, dass er sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, Gerrit ist gleich bereit und tritt und schlägt, wo er seinen Gegner nur treffen kann.
Jeus lässt Gerrit vieles durchgehen, denn was soll dieser Knirps schon ausrichten?
Mit Bernard ist er gut befreundet, Johan hat man automatisch, den hat man immer, der gleicht wohl der Mutter ein wenig.
Bei Johan kann man alles machen, wenn man Johan Tag und Nacht in die Dunkelheit steckt, in den Keller zum Beispiel, setzt sich das Kind ruhig hin und wartet.
Crisje, die die Kinder aber auf keinen Fall böse haben möchte, fragte Johan einmal:
„Wirst du denn niemals böse, Johan?“
„Nein, Mutter“, kommt da über seine Lippen, „weshalb sollte ich mich ärgern?“
Da war Crisje sprachlos.
Das Kind ist zu gut, dachte sie, und wird es in diesem Leben entsetzlich schwer bekommen.
Dieses Kind ist die Ruhe, ein stilles Wasser, man hört niemals ein grobes Wort von ihm.
Niemals fährt er aus seiner Haut; ein Unterschied zu Bernard wie Tag und Nacht!
Der Lange weiß das auch, er weiß es zu gut und das ärgert ihn gewaltig, denn Johan hat nichts von dem Langen, und wenn man singen will, muss man auch noch etwas anderes in sich haben, sonst wird man auf der Bühne zermalmt.
Crisje gab dem Langen vor einiger Zeit schon zu verstehen: „Schlag dir das aus dem Kopf, der kann nur meine Röcke festhalten.
Auch wenn dies einer der Besten ist, den wir haben!“
Und dagegen hatte der Lange nichts vorzubringen, denn Crisje sagte die heilige Wahrheit.
Man konnte weder etwas dagegen sagen noch etwas daran ändern.
Es war geradezu, als ob das Innerliche noch schlief und niemals erwachen würde.
Der Lange neckte das Kind dann auch allzu viel, laut Crisje, aber selbst das nützte nichts.
Johan blieb ruhig und immer er selbst.
Das Kind reagierte auf nichts.
Und das war ihr Ältester?
Aber da waren noch zwei und eines war auch schon wieder unterwegs, und Crisje wusste von den Gefühlen, die sie bekam und die sie noch niemals betrogen hatten, dass es wieder ein Junge werden würde und zwar einer von der Sorte wie ihr Hendrik.
Ja, genau dasselbe!
„Dann werden wir es dabei belassen“, ergab sich der Lange.
„Es wird doch wenigstens ein Opernsänger dabei sein, Cris?
Was denkst du?“
Crisje gab nichts auf die Sänger des Langen.
Ein gutes Handwerk war besser.
Sie wusste jedoch, dass der Lange das, was er nicht selbst hatte verwirklichen können, in seinen Jungen sah und dass er versuchte, aus den Kerlen etwas zu machen und das war ihm, wie er dachte, übertragen.
„Sänger?
Das sind arme Schlucker“, sagte Crisje, „heute haben sie etwas zu schreien, morgen können sie verschwinden!“
Und stimmte das nicht, Langer?
Was Jeus hatte, was in Jeus lebte, das war etwas!
Aber das war nicht zu kaufen und nur wenige Kinder hatten es.
Es war das Großartigste, was ein Mensch besitzen konnte.
Verrückt – das sah der Lange nicht, hatte auch nicht das geringste Interesse für ihn.
Es fiel ihm nicht auf, denn es schwebte zwischen Himmel und Erde, und das war für den Langen zu schwierig und zu weit von seinem Leben weg.
Dieses lag nicht in seinen Händen und er konnte hintendrein schauen.
Für Crisje war dies das Allerhöchste, was ein Mensch von Unserem Lieben Herrgott empfangen konnte!
Und dazu kam auch noch der liebe Charakter des Kindes, die herrliche Sanftheit, das umgängliche Gefühl, das reine Denken wie von einem Erwachsenen und der Kontakt mit einem, der direkt in das eigene Leben hineinkam, was dem Langen alles entging.
Dafür war er blind, vollkommen blind!
Der Lange turtelte heute Morgen mit Crisje wie zwei „Tauben“ im Schlag, die Tag und Nacht gurrten!
Der Lange lacht!
Crisje stößt kleine Schreie aus.
Jeus denkt, nun kann es geschehen.
Er würde gern einen Augenblick bei dem Langen sitzen.
Ein herrliche Tasse Kaffee von Mutter, so zwischen ihnen und die Scherze der großen Menschen in sich aufsaugen, gerade wie Vater, der mit seinem großen Schnurrbart kämpft.
„Darf ich zu dir kommen, Vater?
Dann werde ich ganz ruhig sitzen.
Es ist dort so gemütlich bei dir, oder?“
„Hörst du das, Cris?
Seit wann ist er schon so groß?“
„Mit dem wirst du bestimmt noch etwas erleben, Hendrik.
Wenn ich du wäre, würde ich lieber etwas öfter in sein Inneres schauen, als auf die Stimmen zu hören, das ist ganz etwas anderes!“
„Ist das was, Cris?“
„Er versteht schon alles, Hendrik.
Du kannst mit ihm reden wie mit einem Erwachsenen.“
Jeus sitzt schon am Tisch beim Vater.
Er trinkt genüsslich seine Tasse Kaffee.
Crisje schmiert ihm ein Brot.
Er fühlt sich alt, in Einklang mit seinen Eltern, er denkt an die Zeit, wenn auch er zur Arbeit wird gehen müssen.
Tief steigt das Kind in jenes Leben hinab und sitzt dort, sieht der Lange, als ob Himmel und Erde auf seinem Dach ruhen.
Der Lange folgt dem Kind, aber viel Zeit ist nicht, gleich muss er fort.
Jeus will nur wissen, wie es schmeckt, so früh bei seinen Eltern am Tisch zu sitzen.
Er will wissen, was der Lange spürt, jetzt, wenn er im Aufbruch begriffen ist.
Als Herr dieses Hauses, mit allen diesen Jungen dazu, einer Frau, die Kaffee kocht und mit einem redet, es schmeckt alles so wunderbar schön, selbst die köstliche „Hühnersuppe“ seiner Mutter kann da nicht mithalten.
Hierin spürt und sieht er alles.
Der Lange nippt an seinem Kaffee, drückt seinen Schnurrbart in die Höhe, und möchte auch seinen Spitzbart nicht „schmutzig“ machen.
Jeus sieht das und ahmt das kurz nach, indem er seine Hände auf seine Lippen legt und sein Kinn festhält, aber er schafft es nicht, ohne sich zu verbrennen.
Der Kaffee fließt über den Tisch und Crisje springt schon auf, um ihn aufzufangen.
„Verdammt noch mal ...“ kommt da aus Jeus’ Mund, „was bin ich jetzt doch für ein Armleuchter ...!“
Der Lange schüttet sich aus vor Lachen.
Er fällt nicht vom Stuhl, aber hat für Crisje etwas Süßes.
Als er aufgehört hat zu lachen, hört Crisje:
„Nun glaube ich, Crisje, dass er ein Besonderer ist.
Der kann schon genau so fluchen, wie ich das kann.
Ich muss sagen, er hat „Beten“ gelernt!“
Der Lange erlaubt Jeus, sitzen zu bleiben.
Crisje schaut Jeus an, als ob sie ihn aus dem Sumpf ziehen muss, als ob er hinter dem Haus mitten im Schweinestall bis zum Hals im Dreck sitzt, aus dem sie ihn holen muss.
Es ist ein Schlag für Crisje, es ist noch viel mehr!
Wo hat Jeus dies alles so schnell gelernt?
Crisje sieht dadurch rot, es ist ein Schlag, es ist ein Loch, sie ertrinkt darin beinahe.
Aber Jeus bittet schon um mehr Kaffee.
Er hat noch nicht alles von diesem Morgen in sich aufgenommen.
Vater ist, Gott sei Dank, nicht böse.
Was das zu bedeuten hat, weiß er nicht.
Und Vater lachte darüber, demnach ist es auch nicht schlimm!
Aber bei Crisje hat Jeus es verdorben.
Um zu retten, was zu retten ist, und bei dem Kinde keine Einbildung aufkommen zu lassen, gibt sie Jeus noch eine halbe Tasse und dann kann er weiter naschen.
Schluck für Schluck, Tropfen für Tropfen, saugt das Kind nun auf.
Aber der Lange ist fertig.
Jetzt sieht Jeus, denn er sitzt mit seiner Nase direkt davor, dass Crisje in die Höhe geworfen wird.
Die Mutter schwebt jetzt zwischen Himmel und Erde.
Crisje bekommt ihre Küsse vom Vater und das ist so riesig, so etwas Besonderes, dass Jeus nicht genug davon bekommt.
Fort ist der Lange!
Jetzt, da sie allein sind, hört Jeus: „Weshalb sagst du solche schmutzigen Wörter, Jeus?“
Das Kind denkt nach, schaut zur Mutter auf und fragt:
„Sind das schmutzige Wörter, Mutter?“
„Ja, natürlich, Jeus, das ist falsch.“
„Oh“, kommt da, „ist das falsch.“
Aber Jeus hat eine Menge solcher Wörter gelernt.
Du solltest Bernard mal hören, Crisje, der lehrt sein Brüderchen alles Mögliche.
Einen Augenblick ist es ruhig, aber dann geschieht es.
„Wie kann der Vater küssen, Mutter!“
Crisje könnte sich ohrfeigen.
Was hat sie nur angefangen, das Kind so früh am Morgen zu sich in die Küche zu lassen.
Jeus denkt nach und auch Crisje grübelt weiter, bis sie von Jeus gestört wird.
„Mutter, darf ich dich etwas fragen!“
„Natürlich, was möchtest du wissen?“
„Weshalb sagen die Leute verdammt?“
Crisje fällt beinahe um vor Schrecken, sie bekreuzigt sich in Gedanken blitzschnell zehn Mal und weiß nicht, was sie antworten soll.
„Auch das ist ein hässliches Wort, Jeus, und das sollst du nicht mehr sagen, denn dann sind die Teufel glücklich und du gehst später direkt in die Hölle.“
„Was ist eine Hölle, Mutter?“
„Die Hölle, nicht wahr, das ist, wo alle ungezogenen Kinder hinkommen, das ist wie der Keller!“
Jeus denkt darüber nach, Crisje auch.
Das ist allerhand, morgens um halb sieben ist da schon jemand, der wissen möchte, was eine Hölle ist.
Und dazu noch das Fluchen, furchtbar ist es.
Jeus versteht es, in der Hölle ist es finster, so „finster wie nur was“.
Und nun kommt noch mehr, worüber Crisje sich keine heiligen Gedanken und keine Illusionen zu machen braucht.
Auch sie weiß, dass die Kinder genau die Wörter lernen, die sie gerade nicht kennen sollen.
Aber dies geschieht schon so lange, wie die Welt besteht und man kann daran doch nichts ändern.
Nur sie hat es niemals gekonnt, auch wenn man gelegentlich ein hartes Wort verwenden muss, doch das ist kein Fluchen, der Dialekt ist nun mal so.
„Weshalb sagen die Leute „leck mich am Arsch“, Mutter?“
Du meine Güte, was nun?
Das ist ja sehr schlimm.
Crisje ist empört, wo hat das Kind dies alles gelernt?
„Aber mein Jeus, das ist fluchen!
Das ist das Schlimmste, was es gibt!“
Und als ob Jeus spürt, dass es jetzt bald Schluss ist und er nichts mehr fragen kann, platzt noch aus ihm heraus:
„Und weshalb sagen die Leute „verpiss dich“, Mutter?“
Crisje weiß nicht weiter.
Sie muss wohl zehn Mal beichten, will sie das gut machen.
„Jetzt hör auf, Schwätzer.
Ich habe auch noch etwas anderes zu tun.“
Wie verrückt, denkt Jeus, dass große Menschen niemals ruhig mit dir reden können.
Du wirst ausgelacht oder sie haben keine Zeit.
Bernard hat ihm schon gesagt: „Das sind Ausreden, weißt du, dann merken sie, dass du schon alles darüber weißt, und dann sind sie baff.“
Und Mutter ist nun sprachlos.
Wie viel Bernard schon von diesem Leben weiß.
Bernard weiß noch mehr als Crisje, mehr noch als der Vater, mehr als alle Menschen.
Jeus weiß es jetzt auch, zu Crisje braucht er nicht damit zu kommen, die Mutter gibt ihm keine Antwort.
Bernard hatte noch gesagt:
„Du musst einmal darauf achten, Jeus.
Wenn du sie etwas fragst, was sie dir nicht erzählen wollen – weshalb, das weiß ich nicht ... ich muss sehen, dass ich noch dahinter komme – sind sie sprachlos oder sie gehen fort!“
Und Crisje ging fort.
Die Mutter hat nun keine Zeit für ihn, Crisje hat sehr viel zu tun, aber das ist Unsinn und eine große Lüge!
Als nun Johan und Bernard erscheinen, sind sie schön zu dritt und können noch mal schwatzen.
Crisje hört, dass die anderen zwei noch viel mehr wissen, und sich mehr angeeignet haben als fluchen, sie muss zugeben, dass sie daran nichts mehr ändern kann.
Aber diese Welt ist faul, fauler als übel riechender Mist, und wer diese Wörter in die Welt hinein gebracht hat, ist ein schlechter Mensch.
Das ist ein Kandidat für die Hölle!
„Also“, sagte Bernard zu Jeus, „möchtest du alles wissen?
Dann werde ich dich heute in der Stadt herumführen.“
Ist das ein Angebot?
„Ist das dein Ernst, Bernard?“
„Natürlich, wenn ich etwas sage, kannst du dich auch darauf verlassen!“
Siehst du, das ist Bernard.
Jeus ist schon fertig, bald werden sie aufbrechen.
Erst hat Bernard noch einiges für sich selbst zu erledigen.
Bernard ist schon fort, Johan sucht seine Sachen zusammen und geht zur Schule.
Gegen zehn Uhr ist Bernard für Jeus fertig und sie brechen heimlich auf, denn die Mutter wird damit natürlich nicht einverstanden sein, sie sollen im Viertel bleiben.
Bernard beginnt, Jeus die Umgebung zu erklären.
Nun stehen sie mitten auf dem Grintweg.
Auch wohl der Mühe wert, denkt Bernard.
„Diese Straße, Jeus, die geht von hier ganz bis nach Zeddam und noch weiter.
Wenn du diese Straße hinunter gehst, kommst du nach Arnheim und das ist eine große Stadt.
Da wohnen bestimmt tausend Menschen.
Es ist dort ganz anders als hier.“
„Woher weißt du das alles, Bernard?“, fragt Jeus.
„Das ist doch klar, ich bin doch ein paar Jahre älter als du?“
„Das stimmt.
Und haben sie es dir erzählt, wie du es mir erzählen wirst?“
„Das ist ganz einfach, nicht wahr, die Menschen lernen voneinander.“
„Das ist verständlich.“
„Nun, hier ist eigentlich nichts zu sehen.
Das ist das Haus von Hosman.
Dort haben sie Kühe und Pferde.
Alles Mögliche, das ist ein Bauer.
Hühner haben sie auch und einen Hund, auf dem du reiten kannst, aber er ist gefährlich.
Und mit diesen da möchte ich nichts zu tun haben.
Die Leute, Jeus, sind so geizig wie nur was.
Den herrlichsten Käse essen sie allein auf.“
„Woher weißt du das alles, Bernard?“
„Das wirst du bald sehen, wenn du wie ich und Johan die Milch holen sollst.
Wenn sie dich betrügen können mit der Milch, machen sie es!
Aber mit mir schaffen sie das nicht.
Johan wohl, den beschummeln sie immer.“
Hand in Hand schlendern sie den Grintweg hinauf.
Bernard denkt an etwas Bestimmtes, und das wird er Jeus einmal zeigen.
Es ist zwar ein gutes Stück von zu Hause entfernt, aber lohnt sich sicher.
Bernard erwartet respektvolle Bewunderung für alles, was er weiß, viel mehr verlangt er nicht.
„Hast du, so wie ich das weiß, Jeus, schon mal etwas von der „Hütte des Sint van Tien“ gehört?“
„Was ist das, Bernard?“
„Das ist mehr als deine Sucherei nach Unserem Lieben Herrgott, viel mehr noch, als deine Spielerei mit diesen Bällen, wovon ich ja kein Wort glaube.“
Jeus schaut zu seinem Bruder hoch.
Ach so, Missgunst, Bernard hat ihn auf dem Kieker.
Bernard folgt Jeus und hat es nicht vergessen.
Er hört und sieht alles und weiß sehr gut, dass seine Mutter gläubig ist und Jeus ihr Herz gestohlen hat, obwohl er weiß, dass die Mutter keinen Unterschied zwischen den Jungen macht.
Jeus hat dies zu schlucken.
„Wo ist Fanny?“
Jeus erschrickt.
„Dass wir ihn auch nicht mitgenommen haben, Bernard.“
„Lass nur ...“ wirft Bernard ihm zu, „der soll ruhig einmal allein auf eigenen Beinen stehen.
Wir sind doch total verrückt mit diesem Hund, der braucht nicht alles mitzumachen!“
Jeus findet es schade.
Er denkt an Fanny.
Der hätte auch eine schöne Reise erleben können.
Er macht nichts ohne seinen Kumpel!
Fanny muss überall dabei sein.
Das Tier ist sein Leben, sein Denken, seine Liebe.
Aber als Bernard Jeus erklären will, was er von dieser Hütte weiß, kommt Fanny ihm wedelnd entgegen und Jeus hat einen Riesenspaß.
Bernard nicht, der hat schon etwas dazu zu sagen:
„Wenn du nicht mehr zuhörst und nach dem Hund schaust, gehe ich nach Hause.“
Jeus lässt Fanny los, er ist sich bewusst, dass er zuhören muss.
Die Jungen sind jetzt auf der Straße Zwartekolkseweg.
Mitten im Wald sind sie schon, überall sind sehr schöne Bäume, die Natur ist herrlich.
Drüben steht eine Hütte, und von der möchte Bernard ihm alles erzählen.
Jeus fühlt sich jetzt wie im Paradies.
Bäume sind das.
Genau wie dort bei José.
Wie ist das möglich!
Jeus berührt die dicke Rinde.
Bernard folgt ihm.
Als Jeus fragt:
„Was haben diese für ein dickes Fell an“, muss Bernard doch lachen.
Fell?
Nennst du das ein Fell?
Menschen und Tiere haben ein Fell, die Bäume nicht.
„Das ist Holz!“, sagt Bernard, „und kein Fell!“
„Aber ...“, kommt es aus Jeus heraus ..., „kein Aber, willst du mir zuhören oder weißt du es besser?
Sonst gehe ich nach Hause!“
Jeus versteht jetzt, dass mit Bernard nicht zu spaßen ist.
Er muss seinem Bruder gehorchen, sonst haut der ab und lässt ihn hier allein zurück.
Er stellt sich auf Bernard ein.
Jeus würde sich jedoch gerne einen Augenblick setzen.
Es ist dort so angenehm weich, er hat das alles noch nie gesehen.
Bernard hat aber keinen Sinn dafür.
Es hat für ihn nichts zu bedeuten.
Bald, verspricht Bernard ihm, kann er so oft im Wald sitzen, wie er will!
„Schau, Jeus, das ist nun die Hütte des Sint van Tien.“
Jeus sieht eine Hütte und um die Hütte herum einen Zaun.
Diese Hütte ist geschützt.
Aber weshalb?
Bernard flüstert nun.
„Dort drinnen, Jeus, liegt ein Mann, sagen sie, der sich umgebracht hat.
Der Mann soll sich erhängt haben.
Und erhängte Menschen, du kannst das Mutter fragen, dürfen nicht auf dem anderen Friedhof beerdigt werden, sonst stecken sie die anderen Menschen an.“
Jeus ist schon völlig trunken von Weisheit.
Was dieser Bernard alles weiß.
Aber was hat dies alles doch zu bedeuten?
„Was ist erhängen, Bernard?“
Darüber muss Bernard nun doch lachen.
„Das ist ja was“, lacht er übermütig heraus, „das ist ja was ... weißt du nicht, was erhängen ist?“
Jeus muss gestehen, dass er keinen Schimmer davon hat oder versteht und Bernard kann lachen, so laut er möchte.
Ehrlich ist ehrlich, er weiß es nicht.
Und jetzt fühlt Bernard sich wichtig.
Er weiß es, denn er hat schon bestimmt zehn Mäuse aufgehängt, weil er wissen wollte, was erhängen bedeutete.
„Erhängen, Jeus.“
Gewichtig kommt nun die Erklärung.
„Das ist etwas kaputt machen.
Und wenn das nun ein Mensch macht und sich ein Stück Seil um den Hals bindet, dann heißt das erhängen.
Der geht natürlich tot, nicht wahr!
Und dann kann man nicht auf dem anderen Friedhof beerdigt werden.“
„Machen das viele Leute, Bernard?“
„Nein, natürlich nicht.
Wer möchte sich schon selbst totmachen?“
„Das ist verständlich, das ist klar.
Ich würde es auch nicht machen.
Du, Bernard?“
„Natürlich nicht.
Ich finde mein Leben viel zu schön.
Ich müsste ja blöd sein!“
„Aber weshalb nennen sie dies die Hütte des Sint van Tien, Bernard?“
„Das weiß ich nicht, und das weiß kein Mensch, nicht wahr.“
„Und weshalb haben sie ihn hier beerdigt, Bernard?“
„Das sagte ich doch.
Mutter sagte, die dürfen nicht in der heiligen Erde liegen.“
Jeus schaut zu der Hütte.
„Weshalb haben sie die Hütte abgeschlossen, Bernard?
Haben sie Angst, dass er davonläuft?“
Bernard schlendert weiter, er gibt Jeus schon keine Antwort mehr.
Es gibt soviel zu sehen.
„Schau mal hier, Jeus, das ist der Judenfriedhof!“
„Der Judenfriedhof, Bernard?
Was ist ein Judenfriedhof?“
„Du hättest fragen sollen, was ist ein Jude!
Aber du kannst noch nicht denken.“
Das sitzt, Jeus!
Bernard ist dir überlegen, hiervon weißt du nichts.
Aber er wird José danach fragen, der weiß alles.
Oder den Langen!
„Komm, Jeus“, setzt Bernard seinen Weg fort, „wir gehen zur Mühle, auch das ist schön!“
Sie schlendern durch den Wald und kommen zu einer Mühle.
Jeus hat ein solches Ding noch nicht gesehen.
Die Mühle dreht sich, die Arme kreisen, ein verrücktes Ding ist es.
„Weshalb, weshalb nur muss das Ding sich drehen und weshalb hier mitten im Wald und auf einer Höhe?“
Bernard weiß es nicht.
Jeus weiß nun, dass Bernard auch nicht alles weiß.
Er hatte gedacht, er würde viel mehr von seinem Bruder hören.
Bernard ist schon hinuntergegangen, das riesige Monstrum wird kleiner für Jeus.
Er weiß es schon, in einigen Wochen kann Bernard ihm noch viel mehr erzählen, dann wird er Bernard etwas lehren und er kann die Dinge erklären.
Er hat jetzt hinzunehmen, dass Bernard jedes Mal sagt: „Ich weiß es nicht, aber das kommt noch.“
Es ist ein Mangel an Verstand.
Bernard denkt nicht.
Bernard kann nur schwatzen!
Als Bernard spürt, dass Jeus ihn ungläubig anschaut, erzählt er noch:
„Hier mahlen sie das Brot, nicht wahr.
Hier machen sie Mehl und deshalb müssen sich die Flügel drehen!“
„Das ist etwas anders, Bernard.“
„Was ist etwas anders, worüber sprichst du jetzt?“
„Jetzt weiß ich, weshalb sich die Dinger drehen.“
„Oh, aber das kannst du doch wohl selbst verstehen“, hört Jeus, und damit möchte Bernard sagen, dass er nachdenken soll.
Jeus spürt schon, „habe ich mich dort ein wenig geirrt?“
Bernard weiß doch viel mehr als er dachte.
„Komm, wir gehen zur Wetering, das ist ein großes Gewässer.“
„Wo ist das, Bernard?“
„An der Grenze ist es, dann werde ich dir einmal Wasser zeigen, wie du es in deinem Leben noch niemals gesehen hast!“
Bernard zieht Jeus durch ein Gässchen zur Grenze.
Als dieser das massive Kloster sieht, in dem die Pater leben, kann er sich nicht sattsehen.
„Was ist das für ein großes Haus, Bernard?“
„Das ist ein Kloster.
Hier leben die Pater.
Du weißt ja, diese Männer, die immer den Grintweg hinunter schlendern und zum Wald gehen, die mit diesen schwarzen Anzügen.“
Das ist klar, Jeus hat diese Männer schon so oft gesehen.
Oh, ist dies das Kloster?
„Was machen diese Männer, Bernard?“
„Das ist auch etwas, die sind alle Pastor ... oder sie werden es!“
„Genau wie unser Pastor, der Pastor von Mutter?“
„Das ist das Gleiche und diese sind nicht anders!“
Wie prachtvoll das ist und wie schön das Haus ist, denkt Jeus.
„Und müssen sie dann solch ein großes Haus haben, Bernard?“
„Wird wohl so sein! ...“ kommt trocken von Bernard.
„Wird wohl so sein!“
Jeus verarbeitet es.
Aber ... Bernard?
„Sie sind reich, was, Bernard?“
„Sie sind sehr reich, das kannst du doch schon an dem Haus sehen?“
„Natürlich, kann ich verstehen.
Und das haben sie selbst gebaut, Bernard?“
„Wahrscheinlich ... das weiß ich nicht, aber es ist verständlich.“
Ein wenig weiter stehen sie vor dem kleinen Bahnhof Zutphen-Emmerich.
Jeus kann sich nicht sattsehen und fragt:
„Was ist dies, Bernard?“
„Das ist die Straßenbahn!“
„Die Straßenbahn?
Straßenbahn ...?“
Und dann sprudelt es in ihm und er fragt:
„Ist das die Straßenbahn, mit der Vater fährt?“
„Genau die ist es, hier geht Vater hin, wenn er jeden Tag nach Emmerich muss.“
„Und das stimmt, Bernard?“
„Ob es stimmt?
Da stehen doch die Wagen?“
„Du hast Recht, Bernard.“
Doch Bernard sieht noch mehr.
Er zeigt Jeus, wo die Wache ist.
Aber das interessiert Bernard selbst nicht und er schlendert wieder weiter.
Nun kommen sie zur Grenze, dem Wassergraben.
Sie stehen auf der Brücke und schauen in das fließende Wasser.
Soweit Jeus schauen kann, sieht er Wasser.
Mein Gott, was für Wasser.
„Hier kannst du drin ertrinken, Bernard!“
„Das ist ja klar, sei nur vorsichtig.
Ich kann nicht schwimmen, was.“
„Schwimmen, Bernard?
Was ist schwimmen?“
„Es gibt Leute, die Jungen können es auch, und ich möchte es später lernen, die sich nicht ertrinken lassen.
Die treiben fortwährend auf dem Wasser, weißt du.
Und das ist Schwimmen!“
Das kapiert Jeus gleich.
„Und drüben“, geht Bernard weiter, „hast du schon die Grenze.
Wenn du mit deinen Füßen dort stehst, bist du in Deutschland.
Und da drüben, nach einem sehr langen Fußmarsch, liegt Emmerich und da geht Vater arbeiten!“
Jeus schaut, sehr schön ist alles.
Er denkt nach und hat etwas zu fragen.
Was sagten die Erwachsenen auch wieder?
„Weißt du wie diese Leute heißen, Bernard?“
„Wie diese Leute heißen?
Welche Leute?“
„Diese, die hier wohnen!“
Bernard schaut ihn an.
Ja, er weiß schon, was Jeus meint, einen Augenblick warten.
Gleich fällt es ihm ein.
Ein Glücksstrahl erscheint auf seinem Gesicht, als er Jeus erzählen kann, was er spürt und weiß:
„Ich weiß schon, was du denkst und wissen möchtest, Jeus.
Die Leute nennen sie „Moffen“!“
Das ist es!
Gerrit Noesthede und auch Jan Maandag und Vater reden davon.
„Aber was sind Moffen, Bernard?“
„Moffen, Moffen ... ja, was sind Moffen?
Das weiß ich auch nicht, Jeus.
Musst du Mutter fragen, oder Vater, die wissen es!“
Und dies ist alles!
Bernard schlendert zurück.
Nun stehen sie – sie sind da vorher schon entlang gekommen – vor dem Gebäude der Polizei.
„Siehst du das, Jeus?“
„Ja, Bernard.“
„Das nun ist das Haus für den Grenzschutz.
Hier ist das Gefängnis.
Hier stecken sie die Säufer hinein, die Leute, die sich streiten, die Messerstecher.
Du kennst wahrscheinlich den Grenzschutz, die kommen doch immer mit ihren Pferden über den Grintweg!“
Ja, das versteht Jeus.
Wie viel er heute lernt, wie soll er das alles verarbeiten?
„Sitzen hier die Säufer?“ hört Bernard ihn vor sich hin sagen.
„Weshalb haben sie dann Frau De Man nicht ins Gefängnis gesteckt, Bernard?
Die säuft doch wie ein Schwein!“
Bernard muss lächeln.
Jeus ist noch zu klein und naiv, um zu wissen, dass Frau De Man nicht mit Messern sticht, denn nur die Messerstecher und die Diebe kommen in den „Knast“.
Und als Bernard ihm das deutlich macht, ist Jeus ihm sehr dankbar, denn das ist klar und verständlich.
Jetzt stehen sie vor der Schule und hören das Stimmengewirr drinnen.
Bernard erklärt schon:
„Hier, Jeus, ist die Schule.
Hier ist Johan schon, der hat etwas zu lernen, und bald müssen wir auch zur Schule.
Hier sind die Lehrer!“
Jeus hat Lust, Johan zu rufen.
Bernard sagt allerdings, dass er das nicht machen darf, denn das wollen die Lehrer nicht haben und dann werden sie selbst, wenn sie dann in den Bänken sitzen, nichts zu lachen haben.
„Hör mal, wie sie singen, Jeus.
Die Lehrer wollen, dass sie das tun ...“
„Sind die Lehrer gute Menschen, Bernard?“
„Jan sagt, dass die Lehrerin wie eine Katze ist.
Das ist eine aus der Stadt und sie hat Haare auf den Zähnen.
Und die mögen sie nicht.“
„Strafen sie, Bernard?“
„Na, und ob, sie lassen dich in der Ecke stehen und wenn du dolle störst, kommst du in den Schuppen, sagt Johan.“
Jeus will hier nicht lange bleiben, er will weiter, diese Gegend stinkt.
Wie vieles ist in der Welt zu sehen.
Bernard zieht ihn jetzt durch das kleine Städtchen.
„Hier“, sagt Bernard, „ist das Café Ernst, dort kommen die Fußballspieler hin.
Und da ist Jasper, der Fahrradhändler.
Der hat jede Menge Fahrräder, schau nur selbst.
Und diese Fahrräder kannst du mieten.
Die großen Jungen mieten die Fahrräder.“
„Das machen wir auch, was?“
„Natürlich, und dann fahren wir schön mit dem Fahrrad auf dem Ringwall.“
„Ist das gefährlich, Bernard?“
„Das ist kinderleicht, das geht wie von alleine.“
„Und man kann sich nicht das Genick brechen?“
„Darauf musst du selbst aufpassen.“
Das ist die Wahrheit, denkt Jeus, das stimmt haargenau.
Bernard ist ein As, denn er weiß alles, das hätte er nicht gedacht und sich niemals träumen lassen.
„Und hier, Jeus, wohnt Anneke Klaredaal, von der die Mutter immer das herrliche Fleisch hat.“
Jeus schaut mitten in einen sehr schönen Laden hinein.
Eine Menge Fleisch hängt dort.
So, ist das nun ihr eigener Metzger?
Bernard sagt: „Hier wohnen nur Metzger, Jeus.
Und diese Leute gehen mit langen Messern in der „Tasche“ umher, mit denen sie die Schweine, Kühe und Schafe schlachten, genau so, wie Gradus Derksche das macht, und ihn kennst du ja!“
Jeus zieht Bernard aus diesem Gebiet fort.
Er findet nichts dran, das Blut bedrückt ihn und kriecht zu seinem Hals.
Als Bernard das sieht, sagt er triumphierend:
„Hast du Angst vor den Metzgern, Jeus?“
„Du denn nicht, Bernard?“
„Nein, ich nicht, denn die tun doch den Menschen nichts?“
„Das stimmt, dass ich daran nicht gedacht habe!
Das ist dumm von mir.“
Sie gehen ein wenig weiter und stehen dann vor einem großen Haus.
„Was ist das für ein großes Haus, Bernard?“
„Das ist kein Haus, das ist die Kirche?“
„Ist das die Kirche, Bernard?
Geht Mutter hier immer beten?“
„Das hast du richtig erraten.
Ja, Mutter geht hier immer beten.“
„Aber müssen sie denn solch ein großes Haus bauen, um zu beten?“
„Ja, natürlich, da müssen doch tausend Menschen rein?“
„Ist tausend denn so viel, Bernard?“
„Wenn du tausend Murmeln hast, kannst du dein ganzes Leben murmeln, soviel ist tausend.“
Jeus nickt, er versteht Bernard.
Dann schaut er empor.
Der Turm sagt ihm etwas.
„Sitzen da drinnen auch Menschen, Bernard?“
„Ich glaube ja, frage mal Mutter danach.
Sie weiß alles von der Kirche.“
„Warst du schon mal drinnen, Bernard?“
„Ja, mit der Mutter, dort ist ganz viel zu sehen und es ist ganz anders als von draußen.“
„Und hier ist Unser Lieber Herrgott, Bernard?“
„Ja, hier ist das.“
„Und man kann ihn auch sehen?“
„Das musst du lieber Mutter fragen.
Ich kann dir das nicht sagen.“
Dies wird zu blöd, denkt Bernard.
Sein Magen fängt an zu knurren; es reicht für heute.
Trotzdem bringt er Jeus noch zum Rathaus und auch darüber bekommt er etwas zu hören.
„Und dahinter“, fährt Bernard fort: „befindet sich das Wasseramt und dort wird Schlittschuh gelaufen.
Und dort drüben wohnt der Baron van Hugepoot.
Mutter weiß dies alles und der Vater auch.
Und der Bürgermeister wohnt da drüben, bei Jasperse, aber der kommt hierher, um den Leuten zu helfen.
Und das ist das Rathaus.
Weißt du es jetzt?“
„Ich weiß es, Bernard.“
Bernard schleift ihn fort, Hand in Hand gehen sie weiter.
„Da wohnt der Arzt Jeus, wenn du krank bist, müssen sie ihn von hier holen.“
„Oh“, kommt daraufhin, „das ist klar“, mehr will Jeus davon nicht wissen.
Nur die Kirche geht ihm nach und davon möchte er viel mehr wissen, aber das kommt bestimmt noch.
„Und hier, Jeus, wohnt Hanne Schuurman, hier gehen die großen Jungen Fahrradfahren.
In dem großen Saal machen sie das, sagte Johan, und es sind diese kleinen, aber stabilen Fahrräder, die niemals kaputt gehen, denn Johan hat gesehen, dass sie darauf standen mit sechs Mann zugleich.“
„Kann man da hineinkommen, Bernard?“
„Natürlich nicht, das ist doch klar, dabei brauchen sie uns nicht.“
„Und hier“, fährt Bernard fort, „ist das Gemeinschaftshaus.
Dort feiern sie Kirmes, dort schießen sie auch und das ist für die Erwachsenen.
Sie schießen dann den Hahn von einem Pfahl und bekommen einen Preis und am Abend tanzen sie und trinken Schnaps!“
Jeus verarbeitet es, sein Kopf platzt fast.
Es reicht ihm nun eigentlich.
Das Kind ist todmüde und auch Bernard kann sich kaum noch auf den Beinen halten.
Trotzdem geht er noch weiter.
„Das ist Jan Hieltjes, Jeus.
Dort sitzen die Männer und trinken und spielen Billard, das habe ich bei Hent Klink gesehen!
Vater kann das auch.
Das ist ein ... das ist ein ... Brett ..., nein das ist es auch nicht, ein langer Tisch ist es, mit Bällen.
Und diese Bälle müssen es tun und dafür haben sie einen Stock.
Würde ich auch gern mal versuchen.“
Sie kehren jetzt nach Hause zurück.
Bernard geht an der Bürstenfabrik entlang und auch das kann noch schnell erzählt werden und dann kennt Jeus ganz ’s-Heerenberg ...
Das ganze Gebiet, alles von seiner eigenen Stadt.
„Ja“, sagt Bernard, als Jeus wissen will, ob viele Männer in dieser Fabrik arbeiten.
„Aber weshalb arbeitet Vater dort denn nicht?
Dies ist doch in Mutters Nähe?
Wenn etwas passiert, können sie Vater gleich rufen, der ist dann in der Nähe des Hauses?“
Bernard kichert zu Jeus: „Ist Vater verrückt, hier zu arbeiten, in diesem Stinkladen?
Manchmal im Pech?
Das ist nichts für Vater.
Das sind lauter Leute, die nichts Besseres anfangen können!“
Nun ist es Jeus klar.
Er möchte dort auch nicht arbeiten.
Damit will er nichts zu tun haben.
Der Gestank kommt einem entgegen.
Aber, Jeus, wer kann dir das abnehmen?
Woher weißt du so sicher, dass du nicht in diesem furchtbaren stinkenden Loch landest?
Sorgen für später!
Bernard ist schon wieder auf dem Grintweg und erklärt noch ein paar Dinge.
Jeus sieht, wo Manus Reuzel wohnt und schaut sich den Zaun an, wo sie die Pferde einspannen, um ihnen neue Hufeisen zu geben.
Er hört, dass dort der Vos wohnt, das ist ein Schimpfname für einen Mann.
Er sieht einen anderen Metzger und der heißt Hendriks.
Sie kommen in die Nähe des Hauses und unerwartet sagt Jeus dann:
„Bernard, wie bin ich dir doch dankbar.“
Und Bernard glaubt es.
Jeus sagt es mit seiner ganzen Liebe.
Bernard kann zufrieden sein.
Jeus hat sehr viel gelernt heute.
Das Kind ist zehn Jahre älter geworden.
Die Jungen sind todmüde.
Das Erste, was Crisje zu hören bekommt, ist:
„Mutter, weshalb haben sie solch ein großes Ding auf die Kirche gesetzt.
Ist das, damit man in den Himmel kriecht, Mutter?“
Crisje lacht.
Darauf eine Antwort zu geben, ist schwierig.
Sie sagt: „Nein, aber es ist zur Ehre Unseres Lieben Herrgotts.“
Das ist möglich, denkt Jeus, je höher desto näher bei Unserem Lieben Herrgott.
So groß ist natürlich Unser Lieber Herrgott.
Aber er hat noch etwas:
„Weshalb musst du dort beten, Mutter?“
„Das ist doch klar, Jeus, weil dort Unser Lieber Herrgott ist.“
„Und der ist nirgendwo anders, Mutter?“
Was soll Crisje jetzt sagen?
Jeus macht es ihr nicht leicht.
Dann sagt sie: „Unser Lieber Herrgott ist überall, aber in der Kirche ist Unser Lieber Herrgott immer, dort kannst du beten wie nirgendwo anders.“
Das ist akzeptabel.
Aber als Jeus noch viel mehr wissen will, hört er Crisje sagen, dass er noch eine Weile warten muss.
Später, dann wird er das ja selbst erleben und weiß es auf einmal.
Doch dann platzte sein Kopf und Jeus machte ein Nickerchen.
Crisje hört ihn im Schlaf Bernard Fragen stellen.
Um die Hütte von Sint van Tien geht es auch dabei.
Was wird er sie nachher zu fragen haben?
Jeus träumt am Tage und auch das ist wieder etwas anderes, weil dies sein eigenes Leben betrifft.
Dies ist selbstverständlich.
Alle Menschen träumen ja mal am Tag und sehen hohe Türme und Metzger mit langen Messern, doch danach springen sie aus den Federn und sind wie verrückt vor Angst, weil das Leben so schön ist.
Wenn du jedoch die schöne Seite davon siehst, ist da überhaupt nichts los und du stehst abermals vor dem schönen Leben von Jeus und dir selbst!
Lange dauert sein Schlaf nicht und er springt aus dem Bett.
Wo ist Mutter?
Die Mutter ist hinten im Garten.
Nein, dort war Mutter gerade noch.
Mutter ist bei Theet.
Sie holt ihre Lebensmittel.
Jeus hält es nicht länger aus und rennt auf die andere Seite der Straße.
Ist Mutter hier?
Ja, dort ist Crisje.
Mutter ist fertig.
Fanny ist auch da.
Jeus kann sich ja vor den Kopf schlagen.
Die ganze Zeit hat er Fanny vergessen.
„Fanny, komm her, ich habe dir eine Menge zu erzählen.“
Auf der Straße hört Crisje schon:
„Mutter, weshalb erhängen sich die Leute?
Weshalb machen sie das?“
„Wer hat dir das weisgemacht?“
„Weisgemacht, Mutter?
Dies habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen.“
Crisje hält auf der Straße, mitten auf dem Grintweg schaut sie Jeus an und fragt das Kind ängstlich:
„Hast du gesehen, dass ein Mensch sich erhängt hat, Jeus?“
Aber versteht die Mutter das denn nicht?
Die Hütte von Sint van Tien ist es, Crisje.
Als Jeus ihr sagt:
„Ich war mit Bernard bei der Hütte von Sint van Tien, Mutter“, geht Crisje entspannter weiter und tritt ins Haus.
Ist dies ein Schreck?
Du lieber Himmel, wie ist sie darüber erschrocken.
Diese Jungen.
Was jetzt?
„Weißt du für heute noch nicht genug?“
„Ich möchte das wissen, Mutter.“
„So, ist weiter nichts?“
„Ja, Mutter, weshalb gibt es die Juden auf der Welt?“
„Was?“
„Die Juden, Mutter.“
Crisje denkt: „Die Juden?
Muss das Kind nun schon wissen, was Juden sind?
Dies ist etwas für Hendrik.
Aber so weit darf sie es nicht kommen lassen.
Hendrik lacht sich kaputt und das Kind bekommt eine falsche Antwort.“
Crisje denkt nach, und dann weiß sie es.
„Ja, Jeus, das ist selbstverständlich, das sind Menschen von einem anderen Glauben und diese Menschen haben einen eigenen Friedhof, den hast du bestimmt schon gesehen, nicht wahr?“
„Ja, Mutter.“
„Und wenn man sich erhängt, Mutter, wird man dort beerdigt, nicht wahr?“
„Ja, Jeus, denn man darf dann ja nicht in gesegneter Erde liegen.
Du darfst dir dein eigenes Leben nicht nehmen, das verstehst du bestimmt, was?“
„Ja, Mutter.“
Jetzt mach aber, dass du wegkommst, denkt Crisje, dies geht zu weit.
Das ist nichts für ein Kind.
Als sie Jeus zu verstehen gibt, dass sie sehr beschäftigt ist, weiß der noch zu erzählen:
„Dies ist eine Lüge, Mutter.
Das ist Geschwätz, du weißt nicht, was du sagen sollst.“
Crisje schaut das Kind an und fragt:
„Kommt das auch von Bernard, Jeus?“
„Ja, Mutter!
Bernard sagt, wenn ich dich etwas fragen will, was mich nichts angeht, dann hast du ja keine Zeit.“
Nun muss sie doch lachen.
Crisje nimmt ihn hoch und küsst ihn.
„Komm mal her, Jeus.
Schau mal?
Ist das angenehm, Jeus?“
Jeus knabbert an seinem Plätzchen, und Crisje hat ihn ganz schön erwischt.
„Spiele jetzt noch etwas draußen, Jeus, dann kann ich arbeiten.
Nachher kommt der Vater schon.“
Eines weiß Jeus jetzt, Bernard hat recht.
Wenn du etwas fragst und sie wollen dir keine Antwort geben, haben sie keine Zeit für dich.
Und dieses Plätzchen ist so trocken wie nur etwas, und von der billigsten Sorte.
Er mag es nicht.
So verbringt Jeus seinen Tag.
Der Lange ist zu Hause und Jeus liegt im Bett.
Er liegt nicht lange wach, sondern fällt gleich in traumlosen Schlaf.
Todmüde sind der Körper und die kleinen Beine.
Aber morgen, nachher, dann macht er weiter, ins Leben hinein, in alles, was er bekommen hat.
Bernard bekam die Hälfte des Plätzchens, aber er holte selbst noch eines und hatte somit ein Ganzes und ein Halbes.
Das sind fast zwei.
Für Bernard der sicherste Weg, so kommt man niemals zu kurz und das Leben ist angenehm.
Schön ist es.
Sehr schön, dann siehst du Türme!
Und je älter der Mensch wird, desto mehr Vernunft bekommt er, das sagen sie, ob es stimmt, das wird Jeus schon noch erforschen!
Und auch jetzt werden sie ihn nicht hereinlegen!
Und dann wird er mit diesen „Juden“ reden!
José weiß alles darüber!
Hoch über seinem Kopf fliegt eine Mücke, wenn das Tierchen höher fliegt, wird es eine Fliege und noch höher ist das Tierchen alles, denn jetzt sieht es den Lieben Herrgott und kann sein, was es will.
Auch das will er wissen!
Und eine Nacht ist nichts.
Nichts.
Man ist im Nu wieder wach und geht weiter!
Und den Zwartekolkseweg lernt er auch noch kennen!
Die Bäume auch!
Auch das sanfte Gras.
Alles!