Bad, hast du noch eine Blase für uns?

Warum ist Tante Trui nicht barmherziger?, fragt sich Bernard, jetzt, da Karneval vor der Tür steht.
Doch sie können Tante Trui alles erzählen, was sie wollen.
Sie haben es dort wieder verdorben und Trui ist nicht verrückt.
Dann soll Bernard Tante Trui eben nicht so öffentlich hereinlegen, denn das ist es.
Und an Mutter brauchen sie sich jetzt auch nicht zu wenden, die hat selbst nichts.
Manus ist darauf hereingefallen, Tante Trui nicht.
Aber sie brauchen das Geld, um sich zu verkleiden, sonst macht es keinen Spaß.
Zum Karneval gehört ein schönes Teufelskostüm oder solch ein Hexengewand, es ist im Grunde egal, wenn es einem nur Angst macht.
Erst dann bringt es Geld in den Beutel und dieses Geld ist dann wieder für die Kirmes.
Bernard hat ihn ins Gebet genommen und gesagt, dass das, was er von Deut Messing und Duumke gelernt hat, nichts ist im Vergleich zu dem anderen, was er jetzt erleben wird: Karneval.
Das ist so wunderschön, das glaubt kein Mensch, wenn man es nicht selbst gesehen hat.
Wenn du weißt, Jeus, was jetzt geschieht, dann flippst du aus, so kribbelt Karneval dir zwischen den Rippen.
Und du bekommst nie genug davon, aber es dauert nur drei Tage und Nächte.
Es gibt überhaupt nichts auf der Welt, was den Karneval überbieten kann, nichts!
Nun spürt Bernard, dass er wieder etwas zu erzählen hat und Jeus kann zuhören und Bernard gegenüber sehr höflich sein.
Oder ... er lässt ihn alleine stehen und feiert mit anderen Karneval.
Was willst du nun anfangen, Jeus?
„Natürlich, Bernard, ich bin dir sehr dankbar.“
Siehst du, das gefällt Bernard.
Er zwingt Jeus Achtung ab, davon kann der Lange lernen.
Aber um Karneval zu feiern, muss man etwas lernen.
Bernard sitzt mit ihm hinter dem Haus, doch weil es dort sehr kühl ist, klettern sie zum Dachgeschoss hinauf.
Jeus muss zuerst das Lied vom Karneval lernen.
Bernard wird es ihm vorsingen, denn dadurch, dass sie dieses Lied für die Menschen singen, bekommen sie ihre Cents.
„Und nun zuhören, dann werde ich es dir vorsingen.“
Bernard fängt an:
„Ein Groschen ist besser als ’ne Wurst,
widewidewitt bum bum!
Ein Groschen ist besser als ’ne Wurst,
Widewidewitt bum bum!
Gloria Viktoria, schmeißt ja alles kreuz und quer.
Gloria Viktoria, widewidewitt jucheirassa!
Gloria Viktoria, widewidewitt bum bum!
Wie findest du es, Jeus?“
„Das ist ja ein Wunder, Bernard.
Kennst du noch mehr von diesen Liedern?“
„Ja, es gibt noch eins, du brauchst nur zu zuhören.“
Bernard legt los und singt weiter:
„Rummelpott, Rummelpott,
Gib mir einen Cent, dann gehe ich vorbei!
Ich bin so lange mit dem Rummelpott gelaufen,
Aber ich bin zu arm, um Essen zu kaufen!
Rummelpott, Rummelpott, gib mir einen Cent, dann gehe ich vorbei.“
Und dies singen sie zehn Mal hintereinander, sie tanzen und springen dazu und versuchen, die Leute zum Lachen zu bringen.
Jeus studiert, er kennt es schon recht gut, doch als dies zu lange dauert, hat Bernard etwas anderes.
Sie müssen sich um das Karnevalskostüm kümmern.
Hier und dort kann man wohl etwas finden.
Bernard sucht zwischen den alten, abgelegten Schürzen und den roten und grünen Lappen von Crisje, aber auch bei Tante Trui hängt doch bestimmt etwas Altes und Abgetragenes.
Eine Stunde später können die Jungen sagen: Wir stehen morgen ganz gut da.
Es dauert den ganzen Nachmittag, aber sie haben ein „Karnevalskostüm“, Crisje.
Morgen verdient er massig Geld und kann Bernard seinen Cent zurückzahlen.
Crisje lässt es durchgehen.
Sie bekommen jeder fünf Cent für eine Maske und solch ein Ding kauft man bei Hanne Schuurman.
Ein wenig später stürmen sie in ihren Laden hinein.
„Hanne, was kostet diese?“
„Fünf Cent, Bernard.“
„Das ist eine hässliche Fratze, wie ein Halunke und diese will ich haben.
Hier ist dein Geld, Hanne.“
Nun Jeus.
„Was kostet diese, Hanne?“
„Genau dasselbe, Jeus.“
„Dann möchte ich eine für vier Cent haben, Hanne.“
„Das ist möglich, Jeus.
Bitte, diese ist hässlich.“
Jeus setzt sich eine Hexe auf.
„Hast du Angst vor mir, Bernard?“
Er bezahlt Hanne, und als sie draußen stehen, hört Bernard:
„Bitte, Bernard, dein Cent.“
„Ist der doch verdammt noch mal ein gerissener Scheißkerl“, entfährt es Bernard.
Das hätte er auch machen können, aber Bernard denkt nicht.
Er muss zugeben, dass auch er von Jeus etwas lernen kann.
Ist das nichts, Bernard?
Und jetzt nach Hause, um der Mutter Angst zu machen und zu schauen, wie einem solch ein Ding steht.
Bernard muss Jeus doch bewundern.
Dass er daran nicht gedacht hat und im Grunde ist die von Jeus hässlicher als seine.
Bernard könnte sich ohrfeigen, aber es ist zu spät.
Und abermals sitzen sie auf dem Speicher, stöbern in den alten Kleidern herum, probieren und ändern das eine oder andere, bis Bernard wieder an etwas denkt, was er einfach vergessen hat.
„Verdammt noch mal, Jeus, wo habe ich heute meinen Verstand?“
„Was ist nun wieder los, Bernard?“
„Nun, wir haben den Rummelpott vergessen.“
„Was ist das für ein Ding?“
„Komm nur mit, dann erkläre ich es dir unterwegs.
Wir müssen gleich zu Bad Klink.“
Jetzt sind sie bei Bad, Bernard fragt:
„Bad, hast du noch eine Schweineblase für uns?“
„Nein, Bernard, die Blasen sind alle weg.“
„Weißt du das ganz bestimmt, Bad?“
„Ja, Bernard, ich habe keine Einzige mehr.“
„Wo sind die denn geblieben, Bad?“
Der große Bad Klink muss jetzt doch lachen und es tut ihm wirklich leid, aber er hat keine Einzige mehr.
„Sie sind euch zuvorgekommen, Bernard.
Du hättest schon vorige Woche solch eine Blase bei mir bestellen müssen, weißt du?“
Ja, was jetzt?
Nun stehen sie da, aber Bernard überlegt nicht lange, die Jungen sind ihm zuvorgekommen, das will er nachholen.
Zuerst nun zu Theet Hendriks.
„Hast du noch eine Blase für uns, Theet?“
„Nein, Bernard, sie sind restlos weg.“
Jetzt zu Straus.
Nichts mehr, Bernard.
Dann zu Mieneke Klarendaal.
Bei Mieneke bekommt er bestimmt eine.
Aber leider nicht, die Schweineblasen sind ausverkauft, Bernard.
Schade, aber daran ist nichts zu ändern, die Jungen sind dir zuvorgekommen, du bist zu spät.
Dann bei Cohen.
„Nichts mehr da, Bernard, Schweineblasen sind alle weg.“
Dann zu Zwaap, aber Jeus weiß schon Bescheid.
Bernard hat sich nun selbst hereingelegt und das tut ihm leid, auch wenn er noch nicht weiß, was Bernard überhaupt mit solch einer Schweineblase anfangen will.
Aber als sie einem Jungen mit solch einem Ding entgegenkommen, der an dem Rummelpott zieht, und als Jeus das Wupp-wupp hört, muss er doch zugeben, dass es verdammt schade ist.
Und Bernard gibt ihm recht, denn gerade mit dem Rummelpott entlocken sie den Leuten die Cents.
Noch mal bei Moses versuchen, aber auch der Ziegenschlachter hat keine Schweineblasen.
Was jetzt?
Aber Bernard hat Köpfchen.
Dann eben alte Krüge und Töpfe, ein Höllenlärm ist auch etwas wert.
Diese Krüge und Töpfe sind rasch gefunden.
Auf der Heide liegen genügend herum.
Als es so weit ist – wie ist es doch möglich, dass Bernard heute fast alles vergisst – fällt ihm abermals etwas ein.
„Wir haben noch keine Mütze, Jeus.
Wir können doch nicht unsere Hüte tragen?
Dann erkennen sie uns gleich.“
Das Geld ist alle und an eine Mütze können sie nicht kommen.
Sie schauen dürftig aus und halb verkleideten Spaßvögeln schenken die Leute ihr Geld nicht.
Vielleicht geschieht heute doch noch etwas.
Darauf werden sie nun hoffen, man kann es niemals im Voraus wissen.
Halb erfroren kommen sie herunter, aber eine Mütze ist bei Crisje nicht zu holen.
Crisje vermisst Jeus, sie vermisst seine Fragen und das Geplauder über die Himmel, aber José und sein Langer können ihm noch mehr erzählen.
Was diese beiden nun zu hören bekommen, ist:
„Geht weg!“
Und sie gingen weg, sie sehen, Jeus hat sein eigenes Leben zu erleben und auch das von Bernard ist recht unterhaltsam.
Die Ältesten finden jetzt einen eigenen Weg, und obwohl die Kleinsten noch an ihren Röcken hängen, weiß sie: Bald stürmen auch sie zur Tür hinaus.
Und später?
So ist das Leben.
Sie vermisst die lustigen Scherze und die von Jeus schenkten ihr richtiges Glück.
Himmlisch war es!
Vor einem Jahr hat Bernard mit Johan Karneval gefeiert, jetzt macht er dies mit Jeus.
Crisje folgt den Jungen.
Was sie nicht ertragen kann, ist, dass sie mit diesen groben Wörtern nach Hause kommen und nichts anderes als grobe Wörter lernen.
Jeus schläft mit Gerrit in dem Alkoven, Johan zog mit Bernard um auf den Speicher.
Der Lange hat dort ein schönes Schlafzimmer zurechtgezimmert und sie liegen dort bestens.
Was Crisje manchmal hört, ist furchtbar.
Aber dies ist die Schuld der Älteren, die reden drauflos und die Kinder übernehmen das.
Sie erschrickt, wenn die Jungen einander den Kopf waschen, dann hört sie alles Mögliche.
Wo haben sie das bloß gelernt?
Dass sie in gesegneten Umständen ist, daran denkt Jeus nicht mehr, spürt sie.
Jetzt hat er den Karneval im Kopf und das ist auch besser so.
Sie hat darüber sogar mit dem Herrn Pfarrer geredet.
Der sagte, lass nur, Crisje, du kannst das sowieso nicht verhindern.
Aber es ist furchtbar.
Hin und wieder erschrickst du, so grob klingt es, dein Herz krampft sich zusammen, wenn du es hörst.
Und jedes Mal hörst du etwas Neues.
Und der Lange lacht nur.
Der versteht das sehr gut.
Sie müssen doch reden lernen, Crisje?
Was willst du?
Willst du Holländer aus uns machen?
Willst du die Kinder vor groben Worten beschützen?
Der Lange lässt sich darauf nicht ein, gib ihm mal Unrecht.
Aber Crisje macht sich ihren Mund nicht schmutzig, wenn es nicht notwendig ist und man etwas anderes stattdessen sagen kann.
Kinder sind Kinder, Cris.
Versuch es noch mal, Langer, wenn deine Kinder am Tisch sitzen.
Dann hat Crisje immer etwas dazu zu sagen, aber der Lange stört sich an nichts und redet, wie es ihm passt.
Crisje steht jetzt außerhalb seines Lebens, spürt sie.
Von diesem anderen Langen hört sie nichts mehr.
„Aber“, sagte Crisje eines Abends zum Langen, „wenn einer unserer Jungen mal Messdiener werden möchte, kann der Herr Pfarrer ihn gar nicht gebrauchen.“
Und dann sagte der Lange:
„Wenn einer von Meinen Messdiener werden möchte, dann drehe ich ihm zuerst seinen Hals um.
Von Meinen wird nicht ein Einziger Messdiener, Cris.
Ich habe etwas anderes für meine Jungen im Kopf, und das weißt du gut.
Was ich für mich selbst wegwerfe, brauche ich doch für die Jungen noch nicht wegzuwerfen?“
Da hielt Crisje schnell ihren Mund.
Sie weiß es, der Lange opferte alles und die Jungen haben gute Stimmen, sie sollen Sänger werden.
Er erzieht die Jungen nicht zu Messdienern.
Der Herr Pfarrer hat schon genügend fluchende Biester, oder dachtest du, Cris, dass die nicht fluchen wie die Droschkenkutscher?
Sollten diese Knaben nun niemals böse werden?
Dann wären es keine Jungen, dann wären es alte Weiber und damit will der Lange nichts zu schaffen haben.
„Die dort die Messe für den Herrn Pfarrer lesen“, bekam Crisje noch zu schlucken, „sind genau solche Galgenstricke wie meine eigenen.“
Und etwas später kommt noch:
„Dafür brauchen sie auch keine Engel, das ist Kinderarbeit, Cris.“
Auch wenn der Lange im Chor singt und mit dem Herrn Pfarrer gut befreundet ist, hat er sein eigenes Leben und seine eigene Auffassung und lässt sich nicht beeinflussen.
Ja, Crisje, es wird schwierig.
Ich würde einfach loslassen, die Welt ist groß und ein Kind wird älter, später finden sie noch mehr grobe Wörter, das wissen sie selbst.
Das hat man oder man hat es nicht, Crisje, und das kann man keinem Menschen abgewöhnen, wenn das Leben dieses Gefühl nicht besitzt.
Und man kann das Leben auch nicht ändern.
Es geschieht jedes Mal wieder etwas anderes, Crisje.
Das hast du in der Vergangenheit noch gesehen.
Alie, mit einem Säufer verheiratet, hatte immer Angst, dass ihr Mann sie ermorden würde.
Und was ist geschehen?
Er tritt fehl und bricht sich das Genick.
Hättest du dies erwartet?
Das ist es, was ich meine, und dies haben die Menschen nicht selbst in der Hand.
Und was deine eigene Sprache betrifft, Crisje, du solltest einmal wissen, wie anmutig dein grobes Platt in den Ohren der Leute klingt, die nichts anderes zu hören haben als das schöne Getue, das sie mehr als satt sind.
Du brauchst dich nicht zu schämen, Crisje.
Wenn später das Buch über dein Leben geschrieben wird, werfe ich alles dort hinein, was du hier kennst und was dir gehört, sonst würde das Lebenswerk von dir und Jeus so trocken wie alter Kuchen und das werden wir verhindern.
Glaub mir, alles was die Jungen sagen und was sie sich ausdenken, Crisje, schreibe ich dann auf, und mir wurde jetzt schon befohlen: Präge dir alles ein.
Vergiss kein Wort und lerne Platt, damit du später bereit bist, das Leben von Crisje und ihrem Jeus zu beschreiben.
Was sagst du dazu, Crisje?
Die Welt wird dich, deinen lieben Langen und Jeus und auch die anderen Jungen noch kennenlernen.
Die Kinder liegen im Bett und schlafen wie die Murmeltiere.
Sie waren todmüde.
Aber gegen acht Uhr kommen zwei fremde Kerle ins Haus, und diese veranstalten einen Heidenlärm.
Sie sind für einige Zeit bei Trui in Pension.
Es sind Italiener.
Als Trui dachte, sich wichtig tun zu können, indem sie den Italienern von ihrer Schwester und dem Langen erzählt, und diese hörten, dass der Lange Geige spielte und gut singen konnte, schauten sie dort vorbei.
Trui ärgerte sich fürchterlich, aber ja, wenn man Chang und Carlo kennt?
Keine fünf Minuten später war bei Crisje das ganze Haus in Aufregung.
Die Jungen mussten einer nach dem anderen antreten.
Chang und Carlo erzählten, dass sie Dachdecker waren und Monate brauchten, um die Kirche wieder zu restaurieren, womit sie recht gut Geld verdienten.
Danach stellte der Lange seine Familie vor.
„Das ist Johan.
Das ist Bernard.
Das ist Jeus.
Das ist Gerrit und den anderen, das kannst du selbst sehen, kann ich euch noch nicht zeigen, wie, aber der kommt auch bald und dann werde ich ihn euch vorstellen.“
Chang hat sich sofort in Jeus vernarrt.
Weshalb?
Chang hat gerade solch einen Jungen verloren und der Arzt hat ihm erzählt, dass seine Frau keine Kinder mehr erwarten kann, ihr Organismus ist gestört.
Jeus schaut genau aus wie sein kleiner Chang, stimmt’s oder habe ich Recht, Carlo? Aber Jeus, das wird Chang schnell erzählt, können sie nicht für Hunderttausend bekommen, auch wenn Chang alles für Jeus tun wollte und könnte.
Chang sagt, er will Jeus eine ausgezeichnete Erziehung geben, er hat Geld und einen eigenen Weinberg, was willst du, Crisje?
Aber als sich herausstellt, dass Jeus nicht zu kaufen ist, machen sie Spaß.
Der Lange spielt Geige, Carlo spielt fabelhaft auf seiner Gitarre.
Nun Gerritje Noesthede noch und die Sache ist geritzt.
Und als hätte der Teufel dafür gesorgt, tritt Gerrit über die Schwelle.
Es kann losgehen.
Gerrit war in Italien, er gibt immer groß damit an, jetzt kann er zeigen, ob er tatsächlich Italienisch spricht.
Aber Carlo und Chang haben schon bald gehört, dass Gerrit schwätzt, und nun gibt es etwas zu lachen, Gerritjes Krone hat einen Kratzer und er ist etwas gesunken, aber sie haben Spaß.
Für die Jungen geschieht ein Wunder, sie haben einen Groschen von Chang bekommen.
Die Mütze, Crisje, ist da!
Jetzt können sie beten, jetzt dürfen sie Unserem Lieben Herrgott doch wohl danken, stimmt’s oder habe ich Recht, Bernard?
Chang bleibt wie vernarrt in Jeus, er ist verrückt nach diesem Leben, er hat einfach nur so auf einmal dem Langen gesagt, dass Jeus denken kann.
Wusste der Lange das nicht?
Wie Chang dem Langen dies mit seinem gebrochenen Deutsch und Platt erklärt – Crisje genießt es und auch Gerrit muss zugeben, es sei so, der kann denken.
Aber Rom wurde Napolitano ... und Napolitano änderte sich in Lafresco und la Ssssssst, Gerrit konnte nur zischen, von dem Rest wusste Gerritje Noesthede nichts, gar nichts.
Gerrit hat sie all diese Jahre nur zum Narren gehalten, als ob der Lange nicht wüsste, wer Gerritje war.
Man muss darüber lachen, dann vergisst man alles, aber die Sixtinische Kapelle, steht irgendwo zwischen Rom und Francisca.
Gerrit weiß nicht, was dies für ein Ding ist und darüber mussten Carlo und Chang so lachen, dass sie fünf Flaschen guten Wein hintereinander leerten, solch einen Spaß hatten sie!
Etwas später schallt natürlich das Ave Maria von dem Langen, nur so zwischendurch, und ehrlich gesagt hörte es sich nicht schlecht an, sogar Crisje fand, dass der Lange monatelang nicht so fabelhaft gespielt hatte.
Chang und Carlo hatten dann auch keine Zeit mehr für Gerrit.
Der Lange ist es und Crisje.
Bekomme ich Jeus, Crisje?
Bitte, gib mir Jeus, Langer.
Ich werde ausgezeichnet für ihn sorgen, ihr habt genügend Kinder.
Wie ist es möglich, Chang stiegen Tränen in die Augen und das kam nicht nur vom Wein, sondern es kam auch von der wahrhaftigen Sehnsucht und der Seele von Jeus, denn dieses Kind, sagte Chang, hat innerlich etwas.
Was denkst du darüber, Crisje?
Aber Crisje braucht darüber nicht nachzudenken.
Kein Mensch bekommt Jeus von ihr!
Bis spät in die Nacht wird gefeiert und danach gehen sie schlafen, aber, ach du liebe Güte, war dies nun ein Glücksfall, Cris?
Was ist Unser Lieber Herrgott doch gut für einen armen Menschen.
Hast du Gerrit gesehen?
„Mein Gott, Cris, wie saß er daneben.“
Und dann schlief auch der Lange ein und nicht viel später war der Lange schon wieder wach, der Kaffee war zu trinken und er musste sich darum kümmern, dass er rechtzeitig in Emmerich war.
Auch die Jungen sind wach, es ist Karneval, Bernard!
Und nun, mach dich bereit und auf geht’s.
Gegen zehn Uhr sind sie schon unterwegs.
Die Mütze ist da und sie sehen hervorragend aus.
Und jetzt schreien sie: „Rummelpott, Rummelpott, gib mir einen Cent ...“, aber die Leute geben nicht so rasch.
Auch Tante Trui hat sie schon im Regen stehen lassen.
Ja, wieder solch ein Stückchen trockene Wurst, wenn es um einen Cent geht.
Andere knallen ihnen die Tür vor der Nase zu.
„Nun, hast du so schnell laufen müssen?
Aber das ist doch kein Rummelpott.“
Dann kommt Bernard nach vorne.
Er hat einen guten Spruch und eine Ausrede parat, der Rummelpott ist bei all den Buckeln in der Straße unter eine Karre gekommen, und jetzt?
Schau selbst, ist dies nicht herrliche Musik?
Bekommen wir einen Cent?
Nur einen Cent?
Natürlich, zuerst werden die besten Menschen besucht.
Jeus schreit sich die Kehle aus dem Hals und Bernard nicht weniger; er kennt die Lieder.
Sie stehen sich in nichts nach.
Aber es gibt eine Schar Jungen, die herumlaufen.
Von Bad Klink bekommen sie selbstverständlich zwei Cent.
Bei Mieneke Klarendaal, du glaubst es nicht, fünf Cent.
Aber bei Hosman knallten sie ihnen die Tür vor der Nase zu und fingen auch noch an zu schimpfen.
Und als Bernard auch anfangen wollte, zog Jeus ihn dort weg, denn wenn man seine eigene Stimme hören lässt, dann erkennen die Leute einen doch?
Und Bernard musste ihm recht geben, dem war so, aber von diesen Nörglern bekam man niemals irgendetwas!
Aber sie kennen sie nicht, sonst hätten sie es schon längst gesagt.
Sie ersticken schon in den Süßigkeiten und den herrlichen Lakritzen.
Hier und da bekommen sie Wurst, auch dies gehört dazu, weil sie singen: Ein Groschen ist besser!
Die Wurst kann man jederzeit essen.
Aber die Erwachsenen sind geizig und doch, etwa gegen fünf Uhr haben sie jeder fast 25 Cent eingenommen.
Todmüde und halb erfroren kommen sie nach Hause, sie sind hungrig wie die Wölfe.
Wie findest du es, Jeus?
Er muss darüber erst nachdenken, Bernard.
Aber morgen?
Dies dauert drei Tage, Jeus.
Crisje hört alles, sie essen eine leckere Suppe und dann dürfen sie schlafen gehen.
Jetzt fängt für die Alten der Karneval an.
Und wahrhaftig, jetzt kannst du Crisje mit ihrem Langen tanzen sehen, solch einen wunderbaren Walzer.
Wer mag dies nicht?
Mit Chang und Carlo gehen sie aus, Johan kümmert sich um die Kinder, das kann man ihm überlassen, aber es darf nicht zu lange dauern, weiß Crisje.
In solch einem Saal siehst du alles Mögliche.
Carlo und Chang hätten nicht gedacht, dass die Olländer sich so gut amüsieren könnten.
Man sieht, bedenkt Crisje, alles Mögliche.
Prinzen und Könige, Kobolde und seltsame Gestalten, alles Mögliche!
Barone und Grafen.
Die Diebe und die Mörder haben sich auch solch ein Kostüm machen lassen und spielen für drei Tage den reichen Kunden.
Und sie wissen am besten, unter diesen Königlichen befinden sich die Diebe und die Messerstecher.
Jedes Jahr erlebt man hier etwas anderes.
Manchmal landen fünf bis sechs Leute durch Messerstecherei im Krankenhaus.
Danach ist der Spaß meistens mit einem Schlag vorbei.
Wenn die Leute aus Didam kommen, dann rette sich, wer kann.
Das sind Wilderer und Diebe und diese Wilderer und Diebe sind nun wie Barone und Grafen, Könige und Kaiser verkleidet.
„Guck doch mal, diese Domonos, Hendrik!“
„Die heißen ... Dominos, Cris.“
Grüne, gelbe, rote, schwarze und schneeweiße Domonos, nein, das ist es nicht ... Dominos heißt es.
Crisje genießt es.
Die Gauner und all das schlimmste Gesindel von Unserem Lieben Herrgott haben den größten Spaß.
Ein Arbeiter kann sich diese teuren Dinge nicht leisten.
Aber der Himmel tanzt, man glaubt es nicht, es gibt sogar Engel unter den Masken.
Sieh doch nur, die Hure!
Das ist diese Schlampe von den Hügeln, oder nicht?
Ist das nicht toll, Crisje?
Und diese rote Dien!
Hat die sich etwas angezogen?
Das ist Jan.
Das kannst du an seinen Schritten sehen, der geht ja nicht anders.
Dieser Domino ist Gerrit.
Diesen erkennst du daran, wie er sein Glas Bier trinkt.
Du weißt genau, wie er dieses Bier ergreift.
Diese haben sich schon verraten, sie bekommen keinen Preis, denn darum geht es.
Wer nicht erkannt worden ist, bekommt einen Preis.
Bestimmt wohl zweihundert Gulden.
Aber einer nach dem anderen wird demaskiert, auch wenn sie sich die verrücktesten Lumpen angezogen haben.
Tanze einmal mit dieser Prinzessin und du erkennst sie an dem Hüpfen, das sie nicht lassen kann.
Und jawohl, dort ist Anneke, die mit dem Säufer verheiratet ist.
Die dort ist Mieneke.
Das ist Alie und das ist ... „Verdammt noch mal, das fällt mir schwer, nein, ich habe mich geirrt."
So erfährt man alles Mögliche, denkt Crisje, aber sie muss zu den Kindern, der Lange bleibt mit Chang und Carlo noch eine Weile und sie schauen zu.
Auch er hat bald genug.
Carlo und Chang wollen noch etwas reden, aber morgen?
Hörst du das?
Einer ist schon im Krankenhaus.
Der Grenzschutz hat allerhand zu tun und das ist schade, immer wieder wegen der Schläger aus Didam!
Man könnte sie in der Luft zerreißen, aber ihre Streitigkeiten werden während des „Karnevals“ ausgetragen.
Nichts hält sie zurück, so ist das nun einmal und sag es selbst, anders kommen diese Leute nicht zu ihrem Recht, jetzt wohl!
Einige Tage später liegen zwei krank im Bett.
Nein, das ist nichts, weiß Jeus, nein, dafür muss man zu hart arbeiten und danach ist man auch noch krank.
Gib mir lieber die Kirmes!
Von der Freude stürzen sie in den Verdruss und haben dieses Elend zu schlucken, auch Crisje hat eine Menge Gequengel; aber schön war es, findet Bernard.
Dann hörte Bernard: „Du behältst deine Dreckwelt und ich meine.
Ich möchte damit nichts mehr zu tun haben.“
Dies war einmal und nie wieder, dachte Bernard!
Jetzt noch mal Schlittschuh fahren, aber auch dieser Spaß ist schnell vorbei.
Der Winter vergeht im Eiltempo, der Frühling naht schon.
Von Chang und Carlo bekommen sie einen ausgezeichneten Wein geschickt, sie hielten ihr Wort, aber der Bürgermeister denkt ernsthaft darüber nach, den Karneval zu verbieten, es gab Opfer.
Weshalb müssen diese großen Männer so einen Spaß immer wieder verderben?
Auch das gibt dir zu denken.
Diese Könige und Grafen haben gekämpft wie wilde Tiere.
Und einer dieser Knaben hätte auch noch den Preis verdient, jetzt bekam er nichts.
Und da dieses Geld noch da ist, kann der Bürgermeister den Karneval nicht verbieten; Lieber Herrgott, sag es nun selbst, das geht doch nicht?
Aber du würdest es so sagen!
Die Lumpen könntest du am nächsten Tag auf der Straße wiederfinden.
Und die Leute wussten genau, wer sie getragen hatte.
Wie haben sie sich skandalös benommen.
Laut Crisje ist Karneval nur dazu da, schlechte Menschen zu machen.
Das bedeutet, dem Teufel in die Hand zu spielen, wogegen Unser Lieber Herrgott seit Jahren kämpft.
So denkt der Herr Pfarrer auch darüber.
Seit Jahren reden sie schon darüber, den Karneval für immer aus den jährlichen Vergnügen zu streichen, aber es geschieht nicht, es ist viel zu schön, es ist sozusagen etwas anderes.
Für einige Tage kannst du dich dann auch mal reich fühlen, das ganze lange Jahr fressen sie dein Blut und deinen Schweiß weg.
Und es gibt hier zu viele, die schwitzen müssen und deshalb - nächstes Jahr ist wieder Karneval.
Wie Jeus dann darüber denkt?
Bernard muss demnächst in die Schule, aber dann ist da noch Gerrit, mit diesem hat Jeus jedoch keinen Kontakt.
Dann muss er selbst allerdings drauflos und vielleicht bekommen jetzt seine anderen Freunde, Crisje, wieder mal die Gelegenheit, mit ihm zu spielen und zu reden.
Auch Deut sieht man nicht, Duumke rennt wie ein wilder und ausgehungerter Hund in der Nachbarschaft herum.
Das Leben steht eigentlich still, stellt er selbst fest, nun, da Bernard sich bereit macht, höher hinauszugelangen.
So ist es, Crisje, Kinder werden älter und du ein wenig steif?
Nein, du dehnst dich schon wieder aus, wieder ein weiteres Kind, Crisje?
Oder was ist es?
Der Spaß ist vergessen, das alltägliche Leben fordert alles von dir, aber eines steht fest, eines müssen alle Leute respektieren: Du weißt, wofür du lebst, und wer dies nicht weiß, muss es sich noch erwerben; aber wenn dies da ist, sagt Crisje, bekommt man jeden Tag etwas Neues zu erleben, auch die Kinder; darüber kann Jeus mitreden.
Was jetzt wieder?
Warte ein wenig ab, und du weißt es!
Aber damals trug Bernard seine neuen Holzschuhe und auch er stand vor etwas anderem!
Hopp, die Tür hinter dir zu!