Ja Mutter, ich habe genau dasselbe

Crisje sieht, mit Jeus stimmt etwas nicht, er ist ruhig und in sich gekehrt, es ist, als ob er die ganze Welt trägt.
Sie hat mit dem Langen darüber gesprochen, aber er sagt, auf Kinder kannst du nicht vertrauen, Cris.
Kinder haben ständig irgendetwas, heute sind sie gesund und morgen krank, und kurz darauf musst du dann hinnehmen, dass sie dich hinter deinem Rücken auslachen.
Nein, das sind Ausreden.
Natürlich zu viel Süßigkeiten bekommen, aber von Crisje bekommen sie so viel Süßigkeiten nicht, dass sie sich den Magen verderben, dies ist etwas ganz anderes, Hendrik, aber der Lange will davon nichts hören und fährt Crisje an:
„Du tust ja gerade so, als ob wir keine anderen Kinder mehr haben, Cris.“
Das ist keine Antwort, denkt Crisje, der Lange will sie nicht verstehen, und das ist verkehrt.
Sein Gerede hat keine Bedeutung, ihr redet jetzt aneinander vorbei und schließlich stehst du allem allein gegenüber.
Schade?
Obwohl der Lange für die häuslichen Probleme völlig offen ist, kommt man besser nicht mit Ausreden zu seiner Persönlichkeit, denn darauf geht er nicht ein.
Männer sind doch eigenartige Geschöpfe, denkt Crisje.
Gerade wenn es sich um die heiligsten Sachen handelt, reagieren sie genau verkehrt.
Auch der Lange besitzt diese Eigenschaft, so gut und besorgt er sonst auch ist.
Das macht Crisje oft traurig.
Eines Morgens, als der Lange am Tisch saß und frühstückte, betrat Jeus die Küche, nahm einen Stuhl, setzte sich zum Vater an den Tisch, mit einem Gesicht, laut dem Langen, wie ein schmutziges Hemdchen.
Crisje wurde fast ohnmächtig, als sie dem Kind in die Augen schaute.
Die Jungen sollten nicht versuchen, diese kostbare halbe Stunde von ihm und seiner Cris zu stören; wenn er verschwunden ist, dürfen sie aus ihren Bettchen, nicht früher, morgens haben sie alles Mögliche zu besprechen, womit die Kinder nichts zu schaffen haben.
Sieht Vater denn nicht, dass etwas los ist?
Jeus sieht nichts, er hängt in seinem Stuhl, auch der herrliche Kaffee seiner Mutter bleibt unangerührt und das ist ein schlechtes Zeichen.
Aber dies ist nichts für den Langen und Jeus wurde schon gleich angeschnauzt:
„Sag, kommst du hierher, um mürrisch dreinzuschauen?“
„Nein, Vater“, kam betrübt über Jeus’ Lippen.
„Aber was machst du dann hier so früh?
Damit will ich nichts zu schaffen haben.“
„Ich will nicht mürrisch dreinschauen, Vater.
Damit will ich nichts zu schaffen haben.“
Der Lange muss innerlich lachen.
Der Junge verwendet seine Worte.
Aber das geht nicht.
Und abermals fährt er auf:
„So, willst du nichts mit mürrischen Blicken zu schaffen haben.
Aber dann schau einmal dein langes Gesicht an?
Darin liegt genügend Missmut, mehr als ich sehen will.“
„Aber Hendrik“, versucht Crisje zu besänftigen.
Aber der Lange nimmt das nicht hin, die Kinder sollen mit ihm keine Komödie aufführen.
Ansonsten, ab ins Bett.
Hier haben sie nichts zu suchen.
Seit wann haben die Kinder das Recht, morgens ungefragt aus dem Bett zu klettern, Cris?
Wo holt dieser Knirps diesen Schneid her?
Crisje fragt ihn, was er hat, und dann kommt plötzlich etwas, worüber auch der Lange erschrickt:
„Dass wir nun ein Mädchen bekommen, Mutter.“
Der Lange fällt fast von seinem Stuhl.
Was sagt dieser Knirps da?
„Was bekommen wir?“, denkt der Lange.
Seine Augen huschen zu dem Kind, es dauert eine Weile, bevor der Lange etwas sagen kann, aber dann schreit er wütend:
„Dies sind Dinge, die mich und deine Mutter angehen, Rotznase!“
„Ja, Vater“, wispert Jeus.
Und danach sagt der Lange befehlend:
„Und jetzt sofort marsch ins Bett, verstanden?
Willst du in den Keller?“
Weg ist Jeus.
Crisje bebt, dies ist nicht die Art, wie man so etwas anpackt, so schlägt man sein Kind auf eine falsche Weise, aber na ja, das ist mir aber auch etwas.
Der Lange ist jedoch nicht zufrieden, er ruft das Kind zu sich zurück.
„Was willst du damit, was willst du?“
Jeus schaut in die Augen seines strengen Vaters.
Das Kind sagt nichts, das Leben denkt, sieht der Lange, merkwürdig ist es, doch vor allem beängstigend.
Nichts für den Langen.
Er weiß nicht, wie er mit diesem Kind umgehen muss.
Der Lange hat schon viele verrückte Dinge von ihm gehört und immer wieder muss er hinnehmen: Jetzt stehst du da, wie sollst du als Vater jetzt handeln?
Er geht fort, denkend und fragend.
Er grübelt.
Das Kind stellt dich auf einmal vor Rätsel, vor etwas, das nichts zu schaffen hat mit dem alltäglichen Leben, nichts mit seinem Denken und Fühlen, aber ob du willst oder nicht, du musst daran denken und es kitzelt dich von innen.
Aber kein Blödsinn mit ihm, kein Geschäker um ihn herum, das Leben gibt dir schon genug zum Nachdenken.
Crisje denkt darüber wieder anders – wenn der Lange so handelt, hat sie Kummer.
Hendrik handelt unüberlegt und die Kinder beklagen sich, dass der Vater so streng ist und sie niemals mit dem Vater reden können.
Der Lange denkt dann: Was wollen diese Wichte?
Und doch, Langer, gerade eben zerschlugst du die schönsten Orchideen.
Nur so, ohne dabei nachzudenken, schlugst du die heiligsten Gedanken, die mit Gott und Unserem Lieben Herrgott zu tun haben, zu Pulver.
Du bist bewusst auf das Leben deines Fleisches und Blutes getreten und du schlugst die Seele und den Geist.
Jetzt ist dieses kleine Herz für dein Leben und deine Persönlichkeit geschlossen.
Schade?
Nein, für dich gibt es kein „schade“.
Aber wir sind noch nicht fertig.
Das tut kein vernünftiger Vater.
Jeus berührte da eine Welt, die dir und deiner Crisje gehört, das stimmt, aber, Langer, sagt dir das denn wiederum nichts?
Musst du denn nicht kurz denken: Wie ist das möglich?
Wie kommt dieses Kind an solche Gedanken und Vorhersagen?
Denn das ist eine Vorhersage, Langer.
Dir sagen diese Gedanken nichts, aber sie kommen doch irgendwoher, und was jetzt, wenn dein Jeus abermals recht bekommt?
Crisje hat davon innerliche Schmerzen.
Der Lange müsste seine Hände zusammenschlagen vor Glück, aber dies sieht er noch nicht ein.
In ihrem Herzen lebt es und es ist bedeutsam, es ist eine zarte Saite, die man jetzt zum Schwingen bringt und von der der Lange keine Klangfarbe hört, weil er dafür nicht aufgeschlossen ist.
Und das ist wahrhaftig schade!
Das ist ein sehr großer Mangel.
Du wendest dem deinen Rücken zu, aber dann stehst du auch allein da.
Auf einmal steht das Unverständnis vor deinem Leben, und das morgens um sechs Uhr.
Für jeden Gedanken ist es falsch.
Und doch, in tausend Dingen kann sie auf ihren Langen zählen.
Durch seinen Charakter trägt er sie durch das Leben, nun dies noch und dann?
Ja, dann sind das Leben und ihr Glück vollkommen zu nennen.
Crisje ist mit ihm allein und fragt:
„Willst du jetzt deinen Kaffee haben, Jeus?“
„Ja, Mutter.“
Sie folgt ihm, es ist ihr eigenes Blut, allerdings sprechen die Seele und der Geist dieses Lebens mehr und tiefer zu ihr.
Was ist es nur.
Sie muss versuchen, ihn zum Reden zu bringen, das erleichtert immer und dann kann sie ihm tragen helfen.
Da ist etwas, du siehst und spürst es.
Jeus ist kein lustloses und schwieriges Kind, er ist immer munter, besitzt einen starken Charakter, dies ist etwas anderes.
Es sieht fast so aus, als ob er tausend Kilo trüge und sich gegen alles verschlossen habe.
Zehn Uhr ist es, und immer noch sitzt er da und denkt nach.
Woran und warum bloß?
„Musst du nicht zu den Tauben, Jeus?“
„Nein, Mutter!“
„Musst du nicht zu den Kaninchen, Jeus?“
„Nein, Mutter!“
„Bedeuten die Tauben dir nichts mehr, Jeus?“
„Nein, Mutter!“
Also sowas, denkt Crisje.
Sie fängt an, ihm schöne Geschichten zu erzählen, die Bibel interessiert ihn immer, er ist offen für die Engel und Unseren Lieben Herrgott.
Sie fängt an, aber hat er eigentlich Interesse?
„Ja, Jeus, im Himmel ist es schön.
Die Engel singen dort schöne Lieder ... und die können singen, noch besser als dein Vater es kann.“
Jeus gibt zu:
„Das stimmt!“
Sie ist erstaunt und fährt fort.
„Dort haben sie auch schöne Bäume, Jeus.
Und schöne Blumen.
Und dort kannst du stundenlang spazieren und kein Mensch tut dir Böses.“
„Das stimmt!“, kommt es wieder trocken über seine Lippen.
„Und bevor du dort hingehen kannst, Jeus, musst du erst sterben.“
„Das ist Geschwätz!“
„Was ist das?“, fragt Crisje.
„Ich will nicht schwätzen.“
„Das weiß ich, Mutter, aber dies ist Geschwätz!“
So ein Junge aber auch.
Sie schaut ihn an und weiß nicht, was sie davon halten soll.
Ja, Crisje, für ihn erzählst du Lügen.
Er war dort schon so oft.
Er weiß alles darüber und das weißt du ja auch selbst.
Und ist er denn gestorben?
Lebt er nicht?
Ist er tot?
Wenn du ein wenig weiterdenkst, Crisje, dann weißt du es.
Es ist nicht ganz einfach, aber du kannst es wissen.
Sie fährt fort:
„Aber du willst doch nicht sagen, Jeus, dass die Menschen sofort in den Himmel kommen?
Dafür muss einiges getan werden, und zwar viel.
Aber schön ist es dort und dort singen die Vögel und fressen dir einfach so aus deinen Händen.
Und du musst dort mit goldenen Löffeln essen, Jeus.
Denkst du, dass sie dort nicht essen müssen?“
Und wieder unterbricht Jeus : „Auch das ist Geschwätz, Mutter.“
„Aber, Jeus?“
„Von unserem Essen müssen sie dort kotzen!
Und mit goldenen Löffeln und Gabeln wollen sie dort nichts zu schaffen haben, gar nichts!“
Crisje hat sich festgefahren, sie beginnt lieber mit etwas anderem.
Auf diese Art kommt sie nicht hinter seine Sorgen.
„Weißt du, Jeus, dass Unser Lieber Herrgott überall ist und dass „Er“ sich allen Menschen zeigen kann?
Und alle Heiligen sind bei „Ihm“ und wachen über Unseren Lieben Herrgott und müssen alles im Himmel sauber halten, Jeus, genau, wie ich es für uns tun muss.“
Er denkt, aber er muss darüber lachen.
Als ob das Leben dort genau dasselbe ist wie in diesem Mist.
Er schaut seine Mutter an und hat Mitleid mit ihr.
Und doch, wenn Crisje mit ihm über diese Dinge redet, öffnet sich sein Leben sofort und er bekommt Schwingen.
Dann ist er wie ein weiser Mensch.
Aber dort war er mit José.
Und sieht Crisje nicht, dass José und sein Langer jetzt da sind?
Der Lange hört zu und blinzelt ihm zu, er gibt sein Denken und Fühlen zurück.
Crisje sagt:
„Willst du noch eine Tasse Kaffee, Jeus?“
„Nein, Mutter.“
Jetzt hat er etwas zu fragen.
Er fragt Crisje und damit setzt er sie schachmatt:
„Sind die Engel wie die kleinen Kinder, Mutter?“
Gleich schaut er José in die Augen, als ob er sagen will: Jetzt pass auf, dann hörst du etwas.
Crisje weiß nicht, dass er mit Engeln wie mit Kinder in Verbindung steht und sagt:
„Nein, Jeus, die Engel sind große Menschen, genau wie ich, die sind erwachsen, verstehst du das?“
Er hätte sagen wollen, das ist wieder Geschwätz, denn siehst du nicht, dass hier ein Kind als Engel ist?
Siehst und hörst du nicht, dass ich mit solch einem Engel rede, dass ich mit diesen Engeln spiele?
Crisje hört:
„Aber dann weißt du davon nichts, Mutter.
Nichts!“
Ist das hart, Crisje?
Jeus sagt dir die volle Wahrheit.
Der Lange hätte dies nicht bekommen, vor deinem Langen verschließt er sich vollkommen.
Der lacht zu viel und dann gibt er sich nicht.
Wie könnte er mit seinem Vater reden, Crisje.
Hendrik denkt, ich lasse mich nicht von meinen Kindern hereinlegen, er denkt, dass er vernünftig ist, aber das stimmt nicht, er steht jetzt neben seinem Jungen.
Du musst versuchen, ob du sein Inneres öffnen kannst, erst dann hörst du, was ihn jetzt beschäftigt und dann machst du große Augen, Crisje.
Jeus fällt in seine Schweigsamkeit zurück und das will Crisje, koste es, was es wolle, verhindern.
Sie fährt fort und kommt etwas näher an das Problem, das ihn beschäftigt, heran.
„Ich weiß noch mehr, Jeus, und etwas ganz anderes.
Unser Lieber Herrgott lebte vor langer Zeit auf dieser Welt.
Und damals brachte Unser Lieber Herrgott sein Heiliges Evangelium zu den Menschen.
Und dann haben die Leute Ihn ans Kreuz geschlagen, sie haben Ihn aufgehängt.“
Das ist nun etwas, Crisje, worüber er schon lange nachgedacht hat.
Gleich kommt:
„Aber dann hätten sie Ihn doch auf dem Judenfriedhof beerdigen müssen?“
Was sagt er jetzt?
Sie denkt nach und sagt dann:
„Du bist verwirrt, Jeus.
Aber nein, Unser Lieber Herrgott war doch kein Jude.
Sie haben Unseren Lieben Herrgott in das Heilige Grab gelegt.
Und dort brennt nun immer ein Lichtlein, das ist die ewige Flamme.
Und dort ist auch Gethsemane!
Und dort sind auch all die anderen heiligen Orte, denn Unser Lieber Herrgott wandelte dort Tag und Nacht.
Aber die Menschen sind schlecht, Jeus, und damals haben die Menschen Unseren Lieben Herrgott ans Kreuz geschlagen, aufgehängt.“
Sie spürt: Jetzt nicht mehr, sonst wird es wieder zu viel.
Jeus schaut wie ein Toter aus und rennt weg, sie bekommt weder ein Ja noch ein Nein.
Hätte sie ihm diese Geschichte nicht geben dürfen?
Aber was dann?
Wie ist solch ein Kind doch schwierig.
Er ist nun überall, er muss nachdenken, was Mutter sagt, ist sonderbar, es stimmt auch nicht, denn wenn du gehängt wirst, musst du bei Sint von Tien beerdigt werden.
Nichts kann ihm helfen, sein Leben ist tot, aber durch was?
Scherze interessieren ihn jetzt nicht.
Deut und Duumke sind für ihn zweitrangige Probleme geworden, vom Geifern will er jetzt nichts wissen.
Die heiligen Stätten drücken ihn zu Tode.
Seine Augen sitzen hinten in seinem Kopf, aber er denkt; sein Leben ist bleischwer, der Gestank steckt darin, aber woher sind dieser Stress und dieser Kummer zu ihm gekommen?
Crisje denkt, hat Deut vielleicht sein Leben angesteckt?
Hat Deut ...?
Aber das ist nicht möglich.
Als er zu ihr zurückkehrt, nimmt sie ihn mit zum Einkaufen.
Wie früher hängt er wieder an ihren Röcken, und das war doch schon lange vorbei.
Er ist dafür jetzt zu groß und zu vernünftig und doch, du musst ihm jetzt einmal folgen.
„Ein Plätzchen, Jeus?“
„Nein!“
„Was sagst du?“
„Nein!“
„Was hat er, Cris?“, fragt Theet Egging.
„Ist etwas, Cris?“
„Etwas anderes, Jeus?“
„Nein!
Ich will keine Süßigkeit!“
„Verstehst du das?
Ich nicht.
Dies ist mir noch niemals passiert, Crisje.
Ein Kind, das keine Süßigkeiten haben will.“
„Willst du nicht zu Anneke, Jeus?“
„Nein!
Ich will mit Anneke nichts zu tun haben!“, bekommt Crisje zu hören.
„Nicht zu Theet und Mathie, deinen Freunden?“
„Nein!
Ich will keine Freunde sehen!“
Sie versucht alles Mögliche.
Ist eine Krankheit unterwegs?
„Willst du nicht zur Mühle, Jeus?“
„Nein!“
„Nicht zum Judenfriedhof?“
„Nein, ich möchte heute mit dem Judenfriedhof nichts zu tun haben.“
Jeus ist krank, spürt Crisje und sie weiß nicht, was es ist.
Er tapert neben ihr her, sagt aber nichts.
Keine Mühle oder was auch immer berührt ihn noch.
Das Leben ist erschlagen, aber wodurch?
Und was noch niemals passiert ist – Crisje geht mit ihm spazieren, sie lässt es sich eine Weile gut gehen, sie lässt ihre Arbeit liegen.
Vielleicht hilft das.
Für sein Kind macht man alles, jedenfalls für dieses Leben.
Und jetzt spaziert sie mit ihm auf dem Montferlandseweg und erzählt ihm dies und das.
Er sagt allerdings keinen Mucks.
„Schau doch mal, Jeus.
Ist es hier bei uns nicht schön?
Wie viel Leute aus der Stadt kommen, um sich Montferland anzuschauen!
Bernard muss einmal mit dir hinaus, er kann dir noch alles Mögliche erzählen.
In Montferland logieren die reichen Leute, Jeus.
Und diese Leute erholen sich von der schweren Arbeit.
Und später gehen sie wieder nach Hause und dann müssen sie natürlich wieder hart schuften.
Weshalb sagst du nichts?
Kannst du mir denn nicht einmal etwas sagen?“
Er sagt kein Wort zu ihr.
Trotzdem fährt Crisje fort.
„Schau einmal dieses schöne Moos an, Jeus.
Wie weich es ist, nicht wahr?
Du kannst nun deine eigenen Füße nicht spüren.
Es ist so, als würden wir nun im Himmel laufen.
Dachtest du das nicht auch?
So hat Unser Lieber Herrgott für uns lauter andere Dinge.“
Sie schaut, er schlurft mit ihr mit, aber sagt noch immer nichts.
„Siehst du diese Frau dort, Jeus?
Das ist Frau Garridse.
Sie ist beinahe achtzig Jahre alt und arbeitet noch, als ob sie zwanzig Jahre alt wäre.
Das ist ein guter Mensch, Jeus.
Wenn sie einmal stirbt, braucht sie sich keine Sorgen um sich zu machen.
Sie kommt direkt in den Himmel.
Und das ist doch allerhand, findest du nicht auch?“
Tiefes Stillschweigen von Jeus.
„Soll ich dir jetzt einmal unser eigenes Land zeigen, Jeus?
Weißt du, dass wir ein Stück Land dazu bekommen?
Dann können wir Kartoffeln für uns selbst und für die Armen anbauen, du weißt ja, die immer zu uns kommen und dir so viel Spaß machen, nicht wahr?“
Immer noch keine Antwort.
Aber wieder weiter, Crisje.
„Dort drüben liegt der Hunzeleberg, Jeus.
Von dort kannst du nach Emmerich schauen.
Wenn du dort bist, kannst du auch den Elterberg sehen, wo ich mit deinem Vater war.
Dort haben wir getanzt, Jeus, und damals kannte ich deinen Vater erst kurze Zeit, aber was haben wir dort für einen Spaß gehabt.“
Sagst du immer noch nichts?
Entlockt dir das denn gar kein kleines Lächeln?
Nein?
„Und dort drüben wohnt der Baron.
Du weißt schon, der von dem Schloss, du liebe Güte, Jeus, was müssen diese Leute doch Geld haben.
Dorthin hat Vater seinen Wein bringen müssen.
Hast du das schon vergessen?
Nein, was?
Aber weshalb kannst du mir nichts mehr sagen?
Weshalb willst du mir keine Antwort geben, Jeus?
Bist du im Innern krank?“
Jetzt erst sieht sie, dass sie das Leben angeschlagen hat und ein schwaches Lächeln erscheint auf seinem Schnütchen.
Soll sie dem inneren Leben folgen?
Das kann sie sowieso nicht erreichen.
Dann also zurück, Jeus, ich habe noch so viel zu tun.
Die Kinder brauchen sie und sie ist wohl verrückt.
Die Leute werden mit den Schultern zucken.
Er schaut ihr in die Augen, sagt aber nichts.
Crisje empfindet tiefen Schmerz, aus diesen Kinderaugen kommt Elend zu ihrem Wesen.
Der Lange kann ihr sonstwas erzählen.
Dies ist heiliger Ernst.
Das Essen schmeckt nicht, schmackhafte Sachen werden nicht angerührt, Naschen ist Vergangenheit, etwas ist los, aber sie weiß nicht, was.
Liebe hilft nicht, mit Liebe erreichst du hier nichts?
Die Herzlichkeiten haben nichts zu bedeuten.
Nichts!
Es ist zum Verrücktwerden.
Als der Lange nach Hause kommt, hört er, wie Crisje sich abgemüht hat, um Jeus zum Reden zu bringen.
Er hört jetzt auch, dass Jeus’ Magen in Ordnung ist und dass kein Kindergequengel die Ursache seiner eigentümlichen Haltung und seines stillschweigenden Benehmens ist.
Er versteht schließlich, dass sein Kind innerlich ein sehr großes Problem zu verarbeiten hat und betrachtet dieses Leben jetzt mit anderen Augen.
Er bekommt jetzt Achtung vor diesem Problem und vor dem Leben seines Sohnes.
Er will nun versuchen, dieser Seele etwas näher zu kommen und will auch etwas schenken.
Munter fragt er:
„Soll ich mal für dich spielen, Jeus?“
Wenn er nun meint, dass dieses Leben sein Geschenk mit beiden Händen annimmt, erwartet ihn eine große Enttäuschung, denn Jeus antwortet kurz und bündig:
„Nein, Vater.“
Ist das zu glauben, Cris?
Und dann hört das Kind: „Weißt du wohl, was du sagst?
Weißt du wohl, dass die ganze Nachbarschaft auf den Knien liegen würde, um mich spielen zu hören?
Soll ich dann für dich singen?“
„Nein, Vater, jetzt lieber nicht!“
„Verdammt noch mal, was willst du dann von mir haben, nichts?“
Der Lange hat leider nicht Crisjes Geduld.
Crisje denkt, mit „verdammt“ erreichst du gar nichts.
Das ist schon wieder zu hart, zu unüberlegt und zu grob.
Und dann hört Jeus abermals:
„Es ist, dass du krank bist, ansonsten würde ich dir etwas anderes erzählen.
Dann säßest du schon längst im Keller.
Hiervon haben wir nur Ärger.
Wir haben schon genügend Sorgen.
Dass du das nur ja verstehen willst.
Mutter und ich können deswegen schon nicht mehr schlafen.
Willst du aufhören mit deinem Genörgel?
Das hängt mir zum Halse heraus.
Du siehst ja aus, als ob unser Haus zusammenstürzt.
Kannst du uns denn gar nicht mehr anlachen?
Das macht mich noch verrückt, dass du’s nur weißt.“
Der Lange erreicht nichts.
Dann muss eben der Arzt kommen.
Das geht nicht gut.
Aber Crisje gibt Jeus andere Medikamente.
Auch der Arzt sagt: „Es ist nichts, Langer, nichts.
Es liegt am Wachsen!“
Aber Wachsen oder nicht, das muss aufhören.
Der Lange weiß jedoch, er braucht jetzt nicht zu spotten, es ist tatsächlich ernst.
Aber was ist es überhaupt?
„Nie von dieser Krankheit gehört, Herr Doktor?“
„Nein, Langer, Kinder sind das Schwierigste, was es gibt.“
Crisje betet und fährt fort.
Was sie spürt, ist, wenn sie an ihn denkt, dann kommt aus seinem Leben etwas anderes, eine Empfindung, die sagt, er habe etwas Schreckliches zu tragen.
Und dabei will sie ihm helfen.
Sie umgibt ihn durch ihre Liebe, nicht von außen, sondern von innen, dann öffnet sich etwas in ihm, wodurch sie dann wieder spürt: Wenn sie ihm ihre Gefühle schenkt, ändert sich das Gegrübel und er ist etwas leichter geworden; sie kann deutlich das Gewicht seines Lebens spüren.
Aber es ist auch etwas Eigenartiges, etwas Neues für sie und für Jeus und vielleicht für diese ganze Welt.
Bei keinem der Kinder hat sie so etwas erlebt.
Kann Unser Lieber Herrgott ihr denn nicht helfen?
Sie fährt fort, sein Leben zu ergründen und ihm zu folgen.
Sie spürt jetzt, dass dies das Einzige ist, womit sie ihm helfen kann.
Und von Jeus aus kommen dieselben Gedanken zu ihr.
Er schaut ihr dann und wann in die Augen und dann ist es, als ob sie in die Himmel schaut, solch ein Strahlenkranz von echtem Licht leuchtet ihr entgegen.
Sie denkt, Golgatha kann nicht so schlimm sein wie ihre momentanen Gefühle.
Und nun, da ihre Gedanken dorthin gehen, bekommt sie auch von ihm diese Gefühle zurück, und sie erschrickt darüber und erlebt gleichzeitig die Auswirkung und das Gewicht davon.
Kommt dies alles aus ihrem Jeus?
Durchlebt er gerade die allerschwersten Probleme?
Aber das kann doch nicht sein?
Und doch, wenn sie daran denkt, kommt Licht in ihr Kind, ihren Jeus und es ist, als ob er bittet: Hilf mir doch, hilf mir doch, Mutter.
Das reine Gefühl, wie eine Frage kommt es zu ihrem Leben: Lass mich doch nicht allein, Mutter.
Ich kann dies allein nicht tragen.
An einem Mittag, als sie wieder zusammen in der Küche sitzen und das Kind nicht nach draußen will, bekommt Crisje eine Vision.
Das ist Einbildung, denkt sie, denn das ist nicht möglich.
Sie sieht eine Menge Leute vorbeiziehen und all diese Leute besteigen einen hohen Berg.
Und sie kennt diesen Berg auch, sie weiß genau, wohin diese Leute gehen.
Auch sie und Jeus sind dabei, auch sie und Jeus folgen den Leuten und begeben sich diesen Berg hinauf.
All diese Menschen, sieht Crisje, weinen vor Kummer.
Ob Jeus dies weiß?
Ob er weiß, dass sie und er gemeinsam allen diesen Menschen folgen?
Spürte er etwas von diesem großen Kummer, dem Kummer von all diesen Menschen?
Aber das ist doch nicht möglich?
Wenn dies stimmt, dann kann sie ihm tragen helfen.
Weshalb und wofür er darin zu leben hat, das will sie ihn jetzt noch nicht fragen, auch wenn dies ein großes Problem ist, es geht ihr darum, Jeus zu helfen.
Und jetzt weiß sie auf einmal, wie sie ihn erreichen kann.
Crisje fängt nun an:
„Es ist verrückt, Jeus, aber auch ich bin in der letzten Zeit so still, was?
Und es sitzt innen in mir selbst.
Und wenn ich schaue, Jeus, dann gibt es wohl Tausende von Menschen bei mir und alle diese Menschen haben genauso wie ich damit zu kämpfen.
Belastet dich das auch so, Jeus?“
Und jetzt bekommt Crisje zu hören:
„Ja, Mutter!
Ich habe genau dasselbe!“
Gott sei Dank, denkt Crisje, das ist es, jetzt kann sie fortfahren.
Siehst du wohl, Langer?
Jeus trägt etwas Schreckliches.
Er trägt den Kummer dieser Welt.
Jeus erlebt die Schmerzen dieser Welt.
Große Berge Elend sind es!
Es ist nicht zu fassen, aber dennoch ist es so!
Ich habe es selbst gesehen, Hendrik.
Jetzt bekommt sie Kontakt zu ihrem Kind.
Sie sieht auch, dass er kurz aufschaute und die Lichter in seine Augen zurückkehrten.
Eine Zeit lang sagen sie nichts.
Sie muss jetzt ernsthaft nachdenken.
Sie empfindet innerlich Schmerz und das spürt Jeus nun schon tagelang.
Das Gefühl schneidet einem durch die Seele.
Sie findet es viel schlimmer als Kinder bekommen.
„Empfindest du diesen Schmerz auch, Jeus?“
„Ja, Mutter!“
„Das tut sehr weh, was, Jeus?“
„Ja, Mutter, ich ersticke daran.“
„Und das sitzt gerade unter deinem Herzen, nicht wahr, Jeus?“
„Ja, Mutter, dort sitzt es.“
Mein Gott noch mal, das geht nicht! ... schickt Crisje in den Raum hinein und zu Unserem Lieben Herrgott, das geht nicht!
„Und hast du auch alle diese Menschen gesehen, Jeus?“
„Ja, Mutter.“
„Wirklich?“
„Ja, Mutter, und die verrecken vor Schmerz.“
Siehst du, denkt Crisje, was sie sah, kommt aus seinem Leben und bringt sie nach Jerusalem, zu den Dingen, von denen sie ihm erzählte.
Wie ist es möglich, Lieber Herrgott, wozu ist dies nur gut.
Crisje drückt ihn an ihr Herz, aber sie macht dies auch innerlich, er darf nicht alles von ihr wissen.
Sie wird ihn ermuntern, ihm innerlich alles geben, was er braucht, und versuchen, hier hinauszusteigen, ohne ihre und seine Kleider zu zerreißen.
Doch das ist nicht so einfach.
An der Oberfläche seiner Seele lebt nichts und da ist nur dieser Schmerz zu spüren, aber dort in dieser Tiefe schreit ein Mensch, noch ein Kind, und das Leben trägt diese Welt.
Warum denn nur?
Wie kann Unser Lieber Herrgott dies gutheißen?
Und darauf muss sie eine Antwort haben.
„Sonst ist doch weiter nichts, Jeus?“
„Nein, Mutter.
Sonst habe ich nichts!“
Doch dies reicht nur gerade so, denkt sie.
„Es tut nur sehr weh“, hört sie noch.
„Ich verstehe es, Jeus, ich weiß es, natürlich, und ich werde dir tragen helfen.“
Als sie ihm folgt, ertrinkt sie in einem Meer von Elend.
Was denkt der Herr Pfarrer darüber?
Wie sieht er dieses Problem?
„So etwas, Crisje, haben wir noch nicht erlebt.
Ich verstehe es nicht.
Ich verstehe nicht, dass Unser Lieber Herrgott ein Kind dies tragen lassen will, aber ja, Crisje, es ist möglich.
Allerdings wird dein Jeus dann ein Märtyrer.“
Nein, nein, Herr Pfarrer, meine Kinder nicht zu Märtyrern machen, um Himmels willen, nein, darüber wollen wir nicht sprechen.
Aber kann denn die Kirche nichts ausrichten?
Was sagt der Herr Pfarrer?
Ich bete schon so lange, ich bete immer, das weiß der Herr Pfarrer doch sicher?
Und hat der Herr Pfarrer vergessen, dass er Jeus bei seiner Geburt in die Augen schaute und dieselbe Stille erfuhr?
Ich nicht.
Wir nicht, Herr Pfarrer.
Natürlich, Crisje, es haben solche Kinder auf der Erde gelebt, selbstverständlich, aber was willst du?
Später endeten sie in der Gosse.
Wusstest du das nicht, Crisje?
Wochen gehen vorbei.
Jeus bleibt still, aber seine Mutter hilft ihm tragen.
Auch der Lange erkennt jetzt, da er alles weiß, dass es heiliger Ernst ist.
Der Arzt kommt nicht wieder und sie reden mit keinem Menschen darüber, weder Anneke noch Theet von Frau De Man bekommen ihn zu sehen.
Karfreitag rückt näher.
Jeus ist stiller denn je.
Im Bett ist es schlimm, diese Wärme macht ihn fix und fertig.
Er ist schon innerlich so heiß, nun auch noch das.
Das Kind kriecht nachts aus seinem Bett und legt sich vor dem Alkoven auf den Boden.
Es ist merkwürdig, nie treffen sie ihn dort an, zu Gerrit sagt er nichts, und wenn es so weit ist, dass der Vater aufsteht, klettert er wieder in sein Bett.
Ein gewaltiges Drama ist es, Crisje!
Aber der Lange denkt nicht viel darüber nach, obwohl er sich ruhig verhält, er lässt Crisje und seinen Jungen gewähren, er beobachtet diese Leben, aber mehr auch nicht.
Und doch?
Auch der Lange hat ein Herz und denkt.
Wenn er sagt: „Es kommt mir vor, Cris, dass wir alle noch beerdigt werden“, weiß Crisje, was er davon erlebt, doch sie fühlt sich schon glücklich, da sie das harte „verdammt noch mal“ nicht mehr hört.
Und doch, als Jeus sich in der Küche ein wenig bei Vater und Mutter aufwärmen will, weil er jetzt eins mit der Mutter ist, gibt der Lange ihm zu schlucken:
„Geh doch fort mit deinem langen Gesicht, mir bleibt ja mein Brot im Hals stecken.“
Dann erschrickt Crisje innerlich und findet das furchtbar, und wenn dann außerdem noch kommt: „Du siehst ja aus, als ob du einen Pips hast“ ... stößt sie den Langen in die Rippen und er weiß, dass dies keinen Cent kostet und nur wieder neuen Ärger bringt.
Er erstickt alles!
Er verweigert jede kindliche Annäherung, wenn es sich um Kleinlichkeit handelt, um kindliches Geschwätz.
Er will Kerle aus seinen Jungen machen und das erreicht man nicht mit dieser beklagenswerten Kleinlichkeit.
Und dies ist nun das Einzige, das ihn immer wieder aus diesem Leben entfernt, weil der Lange dafür kein Gefühl besitzt und dadurch ist er bei diesen übernatürlichen Problemen stets außen vor.
Was sind Männer doch für komische Wesen, denkt Crisje, mit ihren kindlichen Allüren.
Aber dieser Wahnsinn kann dem Langen gestohlen bleiben.
Er hat den Kopf voll.
Wegen des Herrn Pfarrer muss er jetzt lachen.
Wie kann man nur mit solch einem Mann über solche Dingen reden.
Der Lange weiß es besser, zumindest für sich selbst; er nimmt sich seine Schnäpse – keine zwei, sondern so etwa fünf – dann kann er vorerst wieder etwas vertragen.
Von diesem Gestöhne zu Hause wird ein anständiger Mensch total verrückt.
Und noch mehr Verrückte sind nicht nötig, er selber ist schon verrückt genug.
Aber dann dringt doch etwas anderes zu ihm durch, etwas, das ihm zu denken gibt, und er sagt zu Crisje:
„Er stöhnt, ja, Cris, er stöhnt innerlich?“
„Hast du denn deine Augen zu, Hendrik?
Bist du denn nur da, um für das Essen und Trinken zu sorgen?
Hast du denn keinen Verstand mehr?“
Daran hat der Lange vorläufig zu knapsen.
Ist sonst noch etwas, Langer?
Wie denkst du jetzt darüber?
Der Lange denkt, es ist höchste Zeit, dass die Kirmes kommt, so ist es nichts.
Hier muss sich etwas verändern, sonst geschieht noch ein Unglück.
Er ergreift Jeus und setzt das Kind auf seinen Schoß.
„Jeus, schau mich mal an, schau mir einmal in die Augen.“
Der Lange schaut dem Kind in die Augen, aber er sieht nichts Besonderes.
Jeus durchbohrt ihn, er steigt in seinen Vater hinab, tut so, als ob er in die Augen der schönen Tauben und der Kaninchen schaut; er schaut durch den Langen hindurch.
Dann sagt der Lange schon wieder etwas Merkwürdiges, jedenfalls für Crisje.
„Der schaut ja zum Hunzeleberg, Cris.
Der kann ja keine Menschen mehr anschauen.“
Und zu Jeus: „Willst du mir auf die Finger klopfen?“
Nun kommt eine Antwort, die der Lange von keinem erwachsenen Menschen und gewiss nicht von einem Kind akzeptiert hätte:
„Ja, Vater!“
„Weißt du wohl, was du zu mir sagst?“
„Ja, Vater!“
„Das ist ...“, und es sollte folgen: „verdammt noch mal“, doch Crisje will ihm voraus sein und das Kind von ihm wegholen.
Der Lange lässt es allerdings nicht gehen.
„Nichts da, Cris, wir reden miteinander.
Was, Jeus?
Stimmt es oder nicht?“
Crisje muss lachen, der Lange schüttelt ihn hin und her und versucht es auf seine Art.
Jeus spielt Hoppereiter, will aber mit diesem Unsinn nichts zu tun haben und reißt sich los.
Bevor es so weit ist, fragt der Lange noch, doch glaube nicht, dass er eine Antwort bekommt:
„Willst du es deinem Vater verzeihen, Jeus?“
„Ja, Vater.“
„Und willst du wieder mit uns reden?“
„Ja, Vater.“
„Cris, hörst du das?
Er wird wieder reden.
Meinst du das wirklich so, Jeus?“
„Ja, Vater, ich meine es ernst.“
Jetzt ist der Lange doch glücklich.
Siehst du wohl, Crisje, so musst du das machen.
Der Lange bricht auf, sie quälen sich bis zum Karfreitag dahin.
Christus ist ans Kreuz geschlagen, an diesem Tag herrscht Stille, muss Stille im menschlichen Herzen sein, aber Jeus, weiß Crisje, läuft damit schon vier Wochen herum und vielleicht findet dieser Verdruss dann ein Ende.
Aber wenn Karfreitag ist, dann wirst du sehen, dass die Welt sich verdüstert.
Jeus sieht, dass die Erwachsenen davon nichts merken und doch verdüstert sich die Welt.
Das sieht er schon so lange.
Aber die Menschen sehen es nicht.
Nur die Mutter, aber auch sie weiß nicht alles.
Kein Mensch denkt an den Mann in Jerusalem, auch wenn alle diese Menschen glauben, etwas davon zu erleben, sie sehen nicht, dass die Sonne sich verdüstert.
Was Jeus davon sieht und erlebt, Crisje, ist, dass die Welt dunkel wird und dadurch kamen diese Schmerzen in sein Herz.
So ist es gut, Jeus.
Wir haben es fast geschafft.
Auch wenn der Herr Pfarrer es merkwürdig findet und viele Menschen es genauso unwahrscheinlich finden werden – dies war notwendig!
Dies sollte geschehen!
Dies musste geschehen, für dein weiteres Leben.
Weil du für diese Welt eine außerordentliche Aufgabe zu erfüllen bekommst, hat dein eigener „Langer“, dein Schutzengel also ... dein Leben mit Golgatha verbunden.
Und dieses, Crisje, musste geschehen, um das Nervensystem stärkend zu erweitern und zu beeinflussen und das innerliche Leben zur Persönlichkeit aufzurichten und für die Aufgabe bereit zu machen, für die sein Langer und Jeus dienen!
Wahrhaftig, dein Jeus hat bis jetzt eine Leidensgeschichte erlebt, doch wir haben es noch nicht geschafft.
In einigen Tagen gehört auch dies der Vergangenheit an und dann bekommt Jeus wieder sein eigenes Leben in die Hände.
Dann bekommt er alles von sich selbst zurück, doch jetzt, liebe Crisje, lebt er durch andere Kräfte und Mächte, aber Gefahr besteht nicht!
Die Sonne scheint für die Menschen, für ihn nicht mehr.
Für Jeus ist die Sonne verschwunden und eine tiefe Finsternis ist über die Erde und die Menschen gekommen.
Nur die Menschen, die guten Willens sind, kommen bis zu dieser Einheit, aber dann nach den Gesetzen des Raumes und nicht so, wie die Menschen denken, dass es geschehen ist.
Alles wird anders, Crisje, wenn du dem Inneren davon folgen und es akzeptieren willst.
Oder könnte Jeus sich dies alles einbilden?
Kann ein Kind sich dies alles einreden?
Kann ein Kind Golgatha erleben und zu sich ziehen?
Das gibt es nun nicht, Crisje, aber worum es geht, ist heilig; was Jeus erlebt, ist räumlich wahrhaft, nur erleben die Menschen auf der Erde dadurch ihre Vergangenheit, nichts, aber auch nichts anderes.
Auf dieses andere stellen sie sich nicht ein, schau nur den Langen an.
Jeus läuft schon wochenlang in einer finsteren Welt herum.
Die Sonne scheint, gibt aber kein Licht mehr.
Überall stößt er sich den Kopf.
Tante Trui macht ihn jetzt ängstlich.
Frau De Man, du siehst es doch, gibt ihm Ruhe.
Ist das nicht merkwürdig?
Aber folge dem einmal, Crisje.
Die Elenden ziehen ihn an, fürs Elend ist er aufgeschlossen und bewusst, die Unglücklichen können ihm tragen helfen, aber dies weiß kein Mensch.
Und was hat „ER“ in „Seiner“ Zeit gemacht, Crisje?
Wenn du diese Dinge erleben willst, dann gehst du von selbst in „Sein“ Leben über.
Und dann läufst du weg vor Trui, dann haben die „Langen“ deinem Leben nichts zu sagen; nun stehst du vor den heiligen ernsten Dingen!
Manche Kinder wachsen für den Untergang heran, Jeus nicht!
Manche Kinder haben heilige Dinge gesehen und waren doch schlecht, Jeus nicht, Crisje, er ist, das wird dir erst später klar, für seine Aufgabe geboren.
Aber wir haben es fast geschafft.
Der falsche Hund von Frau De Man leckt ihn, ist aus dem Häuschen vor Freude, wenn er zu ihm kommt, weil das große Tier seine Liebe spürt.
Wenn man das sieht, muss man weinen.
Das falsche Tier spürt etwas.
Der Lange nicht.
Ein Tier weiß, was los ist.
Auch Fanny weiß es.
Man muss Fanny nun einmal folgen.
Und wer auch Antwort bekommt, ist Fanny.
Fanny hat allerdings zu akzeptieren bekommen, dass er nun nicht jeden Augenblick Fragen stellen soll.
Das hat er deutlich zu Fanny gesagt.
Dieses Leben kann nicht an ihm hochspringen und dringlich flehen: Gehen wir immer noch nicht, trauerst du noch länger als heute?
Fanny folgt ihm und Fannys Schwanz, du siehst es doch, hängt zwischen seinen Beinen.
Auch Fannys Kopf hängt nach unten.
Wenn da jemand ist, der ihm tragen hilft, dann ist es Fanny.
Fanny bellt nicht, und wenn es dann und wann doch mal geschieht, schaut das Hundeleben ihn an, als ob es sagen will: Ich musste eben einfach bellen, sonst würden diese Köter denken, dass wir nicht mehr da sind.
Jeus sieht es und nimmt diese Liebe in sich auf.
„Danke, Fanny, ich vergesse dies niemals, dass du das nur weißt.
Aber, Fanny, ich muss nachdenken.
Du musst noch eine Weile warten, aber dann werden wir wieder miteinander herumtollen.“
Fanny winselt schon.
Crisje hört es.
Auch Fanny bekommt von ihr viel zu hören.
Das Tier ist wie ein Mensch.
Sie kann mit Fanny reden, Fanny sitzt dort und hört zu, er ist sozusagen die Nummer Eins.
Jeus spürt, dass er ruhiger wird, je näher Karfreitag kommt.
Wenn er später mit seinem „Engel“, aber dann als Instrument des Meisters, Golgatha betreten wird, glaub es nur, dann wird er zurückblicken auf diese Zeit und wissen, wofür es damals gedient hat.
Der Lange muss am Karfreitag arbeiten.
Jeus lag heute Nacht wieder auf dem Boden, und als es Morgen ist, tapert er in Richtung Küche.
Er schaut zu Crisje und dann zum Langen, bleibt bei der Tür stehen und wartet, bis sein Vater sagt: „Komm herein.“
Und gleich sitzt er am Tisch.
Der Lange denkt, nun etwas anderes zu spüren.
Er fragt:
„Du hast mir versprochen, dass du wieder reden wirst, aber dauert dies noch länger als heute?“
Da kommt: „Nein, Vater.“
„Willst du damit sagen, dass du heute wieder reden wirst?“
„Ja, Vater.“
„Ist dies wirklich dein Ernst?“
„Ja, Vater.“
„Cris, hörst du das?“
Ermuntert schauen sie einander an.
Aber der Lange ist sich dessen noch nicht so sicher und fragt abermals:
„Weißt du jetzt ganz sicher, was ich da gerade fragte, Jeus?“
„Ja, Vater, ich weiß es.“
„Was soll man davon halten, Cris.
Jetzt hört die Schererei auf.“
Und zu Jeus:
„Wenn ich heute Abend nach Hause komme, redest du dann wieder?“
„Ja, Vater.“
„Und willst du mich dann abholen mit deiner Mutter?“
„Gerne, Vater.“
Jeus schaut zu Crisje.
Crisje nickt, das werden sie machen.
„Und magst du nun von mir und deinem Vater etwas Süßes?“
„Gerne, Vater.“
Er isst etwas und trinkt eine Tasse Kaffee.
Der Lange weiß nicht, was er davon halten soll.
Das ist mir verdammt noch mal eine Sache, denkt der Lange bei sich selbst.
Er hat doch etwas gelernt.
Aber er sieht auch, Jeus schaut aus wie ein dürrer Hund.
Der Lange bricht auf, Crisje sagt nichts, sie weiß, heute passiert es, sie betet stundenlang, Unser Lieber Herrgott ist heute tatsächlich nicht allein.
Heute werden Millionen Menschen auf der Erde beten, und kein Mensch so, wie sie es tun und erleben, weiß Crisje.
Und das durch ihren Jeus.
Ruhig ist es, auch wenn die anderen Kinder alles auf den Kopf stellen, es bleibt ruhig.
Diese Ruhe spürst du durch alles hindurch.
Gegen elf Uhr rafft er ein paar Brotrinden zusammen, steckt sie in seine Tasche und trinkt viel Wasser.
Und dann rennt er aus dem Haus hinaus.
Crisje erschrickt nicht, aber ihr Herz platzt vor Schmerz.
Ihre Gedanken gehen weit weg von Zuhause.
Sie ... wie ist es möglich, folgt einer anderen Mutter und jetzt kann sie die Ehrfurcht gebietenden Schmerzen dieser Mutter begreifen.
Und was dort gerade aus dem Haus rannte, kennt sie auch!
Es ist unglaublich.
Dies ist auch so heilig und wahrhaftig, dass sie sofort ihr Leben dafür geben wollte, wenn man es von ihr selbst akzeptieren wollte.
Oh, Langer, Hendrik, wie viel du doch versäumst.
Wie bist du doch gleichgültig, aber auch das kann sie verstehen, er ist noch nicht so weit und man kann es auch nicht in jemanden hineinschlagen, man braucht dafür unvorstellbar viel Zeit.
Crisje beobachtet ihn weiter, sie weiß, er ist in den Wald gerannt, dort spielt sich das Drama heute ab und er erlebt die Nachwirkung von Golgatha!
Das ist es!
Aber mein Gott, nein, ich werde mich nicht länger beklagen, alles ist gut!
Fanny und er liegen tief im Wald.
Die Welt wird, sieht er, jetzt stockfinster.
Er wirft sich zwischen die Sträucher und steckt seinen Kopf in die Erde, er weint, wie er noch niemals geweint hat.
Er zerspringt innerlich.
Kein Fleisch ist mehr auf seinen zarten Knochen, aber er weint wie von Sinnen.
Weshalb lassen sie ihn jetzt so lange allein?
Wo sind José und sein „Langer“ bloß?
Haben sie ihn vergessen?
Sind das nun Engel?
Das Fragenstellen hat angefangen, die erste Berührung des anderen Langen hat er jetzt gespürt.
Er schaut durch die Sträucher in den Raum und glaubt, dass etwas mehr Licht kommt.
Ist das Schlimmste vorbei?
Ja, Jeus, gerade ist dort drüben – zwar vor zweitausend Jahren, jedoch in diesem Augenblick – Christus gestorben.
Sahst du, Jeus, dass das „Universum“ sich wahrhaftig verfinsterte?
Das nimmt dir kein Mensch mehr, und das, Jeus, wird auf ewig deine gewaltige Beseelung sein und das hast du zugleich bekommen, um deine übernatürliche Aufgabe in diesem Leben auszuführen.
Selbst wenn diese so gewaltige Welt dir tagaus, tagein zu Leibe rückt, du wirst dich behaupten!
Was auch später geschehen wird, Jeus, dies nun, dieses Elend, diese Göttliche Berührung, hält dich im Gleichgewicht, sorgt dafür, dass keiner dir etwas anhaben kann, auch wenn sie dir von allen Seiten Dolche in dein Herz stoßen; du bist dann fähig, „IHM“ tragen zu helfen.
Auf einmal erscheint das Gesicht seines Langen.
Er stürzt seinem Schutzengel in die Arme, lange dauert es, bevor er wieder auf eigenen Beinen stehen kann.
Dann sieht er auch José.
Jetzt ist alles vergessen.
Er fragt nicht, weshalb er dieses Elend erlebt hat, das ist nicht notwendig, er weiß es jetzt.
Es gehört zu ihm.
Der Kalvarienberg löst sich vor seinen Augen auf, der „Lange“ sorgt für das, was er braucht, und stellt ihn abermals auf den begehbaren Boden der Erde.
Er weiß, dass er ein gewaltiges Fundament hat legen dürfen für später.
Jeus hat nicht gegen ihn gearbeitet.
Im Gegenteil, er hat alles angenommen!
„Hat es dir viel Schmerz bereitet, Jeus?“
„Ja, natürlich, aber jetzt bin ich doch da, stimmt’s?“
„Ja, Jeus, wir sind da.
Wollen wir jetzt einmal schauen, wer von uns am schnellsten laufen kann?“
„Ja, das will ich wetten.“
Sein „Langer“ gewinnt.
Und jetzt bekommt Jeus zu hören, dass er dies auch bald kann.
Der Lange lehrt ihn schweben.
Jeus schwebt jetzt, er folgt seinem Langen weiter, wenn es jemals notwendig ist, dann kann er zeigen, was er gelernt hat.
Und eine Hand wäscht die andere.
Ja, sagt er, er versteht alles.
Er hat sein Elend jetzt vergessen.
Sie gehen zu Crisje zurück.
Keiner sieht, dass Jeus zwischen zwei Wesen wandelt, nur Fanny sieht es.
Der Hund weiß nicht, wo er jetzt laufen muss.
Das Tier bellt Jeus mitten ins Gesicht, auch dem Langen.
Und dann verabschieden sie sich von Jeus und dieser rennt zu Crisje zurück.
Er kann jetzt sagen:
„Hier, Mutter, ich bin wieder da.“
Crisje nimmt ihn in ihre Arme.
Sie küsst ihren Jeus und dann muss er essen.
Wie ein hungriger Wolf stürzt er sich auf das Essen.
Crisje hat mit allem gerechnet.
Ja, sie hat nicht zu Unrecht den Schutzengeln vertraut und die, Crisje, werden einst mit dir an einem Tisch sitzen und allem von Anfang bis Ende folgen, um zu schauen, was richtig und was falsch gemacht worden ist.
Der Lange weiß, er macht keine Fehler, doch dann essen und trinken wir durch die Gnade Unseres Lieben Herrgottes, sitzen wir mit „IHM“ am Tisch, aber auch wieder anders, als die Menschen von heute sich dies vorstellen, aber kommen wird es!
Jeus ist kerngesund!
Er war nicht krank!
Er erlebte Golgatha!
Er hat einen Augenblick gespürt, wie schwer das Kreuz Christi ist.
Mehr war es nicht!
„Auf Wiedersehen, José, lass mich nun nicht mehr so lange allein ...“, ist das Letzte, was er davon spürt und dann sind sie bereit, den anderen Langen abzuholen.
Crisje ist innig dankbar.
Jeus spürt nichts.
Auch die anderen Kinder haben nichts davon bemerkt.
Ja, fand Bernard, er war wohl griesgrämig und auch Johan musste darüber lachen, das Gequengel musste doch irgendwann einmal aufhören.
Es ist eigenartig und merkwürdig, was ein Mensch nicht spürt und nicht erleben kann, dringt auch nicht zu seinem inneren Leben durch, und das wird nun wieder einfach, wenn du dem Langen folgst.
Hendrik wusste, dass da etwas war, aber er hat nicht das Geringste davon verstanden, nichts davon bekommen, er und all diese anderen standen vollkommen daneben.
Jeus und Crisje wissen es, dies ist für ihre Leben und kein Mensch versteht es.
Wenn die Jungen später groß sind und sie die Geschichte ihrer Leben lesen und wieder lesen, erst dann werden sie sich fragen: Was weiß ich davon?
Aus den Himmeln kommt dann: Nichts!
Nichts, Johan!
Nichts, Bernard!
Nichts, ihr ranntet daran vorbei!
Ihr konntet es nicht erleben, weil dies nicht für eure Leben bestimmt war.
Selbst euer gesunder und starker Vater musste sich da ganz heraushalten!
An den Erscheinungen werdet ihr bald das innere Leben von Jeus kennenlernen.
Und dann könnt ihr euch fragen: Weshalb hat er diese Dinge und weshalb ich nicht?
Versuche dann einmal, Jeus nachzuahmen, bemühe dich auch, Bücher zu schreiben, halte auch Vorlesungen für die Menschen, denn das wird geschehen, male und schreibe, mache auch diese „Harfen“ ... du kannst es nicht.
Auch Jeus kann es nicht, das alles gehört zu den Engeln, den Meistern, denen Jeus zu dienen hat!
Einst, meine liebe Crisje, wisse es, wird diese Welt dich und Jeus tragen.
Die Menschheit wird einmal deine Füße waschen und küssen, weil diese Millionen Kinder Unseres Lieben Herrgottes erst dann wissen werden, wofür ihr beide gedient habt.
Auch das wird geschehen, Crisje!
Als es Zeit ist, dampft Zutphen-Emmerich herein, kämpft sich dieses kleine Ding über den Bach und der Lange steigt aus.
Jeus stürzt seinem Vater entgegen, er baumelt schon in seinen starken Armen.
Der Lange zeigt es nicht, das hätten sie wohl gern, aber Crisje sieht es, er weint innerlich.
Und auch dies ist nun eine kleine Orchidee für ihr Leben.
Dieser gute, beste, tapfere Lange!
„Lass mich dich einmal anschauen, Jeus.
Ja, ich glaube dir, du bist wieder einer von uns.“
Mitten auf der Straße, was sonst nichts für den Langen ist, presst er Crisje an sein Herz, hebt er Jeus über seinen Kopf und überlässt sich einen Moment diesem Glück.
Und dann zurück nach Hause.
Jeus hat vom Langen etwas Hübsches bekommen.
Es ist eine Überraschung für ihn, auch die anderen Jungen bekommen heute etwas Süßes.
Als die Jungen im Bett liegen, Jeus schläft nun auch wie ein Murmeltier, fragt der Lange:
„Und, Cris, was war das nun?“
Wieder darf der Lange eine Weile warten, doch jetzt, spürt Crisje, darf es nicht zu lang dauern, aber sie will sein Leben auf etwas vorbereiten.
„Ja, Hendrik ...“, kommt dann ... „dies war heilig und dies wird schwierig.“
Und darüber erschrickt der Lange.
Er reagiert sofort und fragt:
„Du willst doch nicht sagen, Cris, dass du Geheimnisse vor mir hast?“
„Das weißt du ja wohl besser Hendrik, aber schwierig ist es.“
Jetzt muss der Lange schon flehen, um das Leben seiner großartigen Crisje teilen zu dürfen.
Crisje denkt nach.
Denn jetzt muss sie ihn etwas lehren.
Das, was er in all diesen Wochen gemacht hat, verursachte Schmerzen und darf nicht noch mal geschehen.
Sie will ihm alles schenken, spürt aber, dass sie nicht alles von sich und ihrem Jeus an ihn loswerden kann.
Und das ist zugleich die Grenze der menschlichen Liebe.
Ein böses Wort eines Mannes zerschlägt die Liebe.
Solch ein böses Wort und Angeraunze ermordet die Grundlagen der Liebe.
Du stehst jetzt machtlos da und kannst nicht weiter.
Auch wenn dein Herz zerbricht, gerade das, was du so gerne geben wolltest, kannst du jetzt nicht loswerden.
Und sofort weiß sie, dass Millionen Menschen ihr Glück bewusst zertreten!
Ja, das hat sie dadurch gelernt.
Jeus lehrte sie, es zu sehen und ließ sie es erleben.
Jetzt kann der große starke und selbstbewusste Lange schon um ein Almosen betteln.
Und ob du willst oder nicht, du könntest um den heißen Brei herumreden, aber sie will sich und Ihren Gott nicht betrügen, du stehst nun einmal vor den verrückten Schrullen dieses anderen und das ist deine Liebe, dein Glück und dein Leben, aber dieses Leben will nicht höher und nicht weiter.
Abermals fragt der Lange:
„Hast du Geheimnisse vor mir, Cris?
Dann setze ich meinem Leben ein Ende, dass du das nur weißt.“
Crisje erschrickt.
Siehst du, man kommt von einem zum anderen.
Der Mensch will sich nicht beugen!
Sie schlagen ihren Kragen hoch!
Sie machen damit weiter!
Sie wollen nicht zugeben, dass sie es selbst sind, nein, nun setzen sie dem auch noch ein Ende.
Große Kinder sind es!
Und dann bekommt der Lange schließlich die große Geschichte für sein Leben.
„So, war es das?
Das habe ich nicht gewusst, Cris.“
Nein, natürlich nicht.
Crisje wusste es auch nicht, aber sie suchte danach, Hendrik, und sie fand es!
Aber möchtest du jetzt nicht ein extra „Ave-Maria“ für Unseren Lieben Herrgott beten?
Dass du Dankbarkeit zeigst, weil du dies erleben durftest?
„Ja, selbstverständlich“, sagt der Lange, „aber nicht laut, Cris!“
Crisje wird nicht böse.
Sie fällt ihrer langen Latte um den Hals und küsst ihn so, dass er fast erstickt.
Dem wirst du nun einmal nie folgen können, der wird noch in seinem Sarg lachen und dafür muss sie auch wiederum dankbar sein.
Hendrik ist und bleibt unschätzbar für seine Crisje!
Sie legen sich hin.
Crisje nimmt seine Hand in ihre Hand.
Und so schlafen sie ein.
Es ist, als ob sie durch den Raum schwebt, aber der Lange ist Gott sei Dank auch da und Jeus schaut, folgt ihnen und winkt Vater und Mutter von Weitem zu.
Er gönnt ihnen solch eine Reise zu Unserem Lieben Herrgott von Herzen, davon weiß er alles.
Wie war es, Vater?
Gegen zwölf Uhr wachen Jeus und Fanny auf.
Sie verschliefen den halben Tag und auch dies versteht Crisje.
Das von gestern ist nun Vergangenheit geworden.
Aber es ist jetzt auch da.
Als Jeus den stofflichen Boden wieder betrat, erschrak er einen Augenblick, denn seit Langem hatte er die Erde nicht gespürt.
Aber auch dies ging vorüber, Crisje.
Sein Leben ist jetzt offen für etwas anderes, aber dafür sind wieder andere Erlebnisse notwendig, um ihn ganz frei zu machen.
Dafür jedoch wird sein Langer sorgen.
Bis gleich, Jeus!
So ist es nun einmal, die Sonne ist wieder da und das Leben geht weiter!
Ein Zurück gibt es nicht, hat es übrigens niemals gegeben!
Crisje, war der Lange nicht sehr kleinlaut?
Auch das ist Glück, deswegen konntest du ihm abermals deinen Herzkuss schenken, ist es nicht so?
Aber diese „Orchideen“, Crisje, stehen auf dem Tisch bei Unserem Lieben Herrgott.
Glaub es, wenn du hinter den Sensenmann schaust, dann siehst du sie.
Selbst der „Sensenmann“ findet, sie sind von bemerkenswerter Schönheit; auffällig ist noch besser gesagt.