Nimm mir dies nicht weg, Hendrik, sonst kann ich nicht mehr leben

Jeus läuft nun durch das Haus, genauso wie Johan und Bernard.
Er spielt und tollt mit Fanny herum.
Das Leben wird für ihn langsam weiter.
Es wird schöner.
Jede Stunde ändert sich das Leben für Jeus und für Crisje.
Was sie nun wieder bei dem Kinde entdeckt hat, ist ebenso merkwürdig wie der Rest.
Jeus sieht wieder etwas, und was er sieht, schwebt in der Küche herum, ist jedoch für Crisje unsichtbar.
Sogar Johan hatte es mitbekommen und fragte:
„Wieso hüpft er so verrückt herum, Mutter?
Was sucht er doch und was macht er bloß?“
Ja, Johan, dachte Crisje, wenn wir das nur wüssten.
Vielleicht „würden wir gleichfalls durch das Haus springen und fänden Sachen, die wir hier nicht kaufen können!“
Johan hörte nur kurz zu.
Bernard reagierte nicht mal.
Bernard denkt schnell und aufgeweckt wie sein Vater.
Auch etwas, als ob Kinder mit ihrem Gehopse etwas in der Küche ändern können, was einer alten Frau dann auffällt.
Crisje ist allerdings nicht alt.
Sie ist gerade dreißig geworden.
Das Fest war großartig.
Das vergisst sie niemals.
Wie hat Gerrit losgelegt und wie war der Lange in Feierstimmung!
Sie haben den ganzen Abend bis tief in die Nacht gesungen, denn es fiel wunderbar mit einem guten Verdienst des Langen zusammen.
Ein Haufen Geld, reiner Verdienst.
Die Porträts und dazu das Geld, das er mit seinem Gesang und dem Kellnern an der Broezia verdient hatte.
Das Kellnern, Leute bedienen, die dort – auf der Broezia, in Emmerich – gemütlich draußen sitzen und ihre Limonaden und Drinks genießen, das ist etwas für den Langen.
Die „reichsten“ Leute kommen dahin, sagte er.
Er hat durchaus darüber nachgedacht, wie Crisje, denn siehst du, ihr Sonntag, der einzige Tag in der Woche, von dem sie beide etwas hatten, war dadurch weg.
Aber was soll man tun?
Der Winter dauert so lange.
Und es ist wieder einer dazu gekommen.
Gerrit ist da!
Die Jungen brauchen etwas.
Das Geld verschwindet rasch.
Wo es bleibt, weiß man nicht.
Und alles ist gleich teuer.
Der Lange tat dann das, was er am richtigsten fand.
Er spielte den Kellner und verdiente damit schön etwas dazu.
Und als Crisje Geburtstag hatte, an den heiligen Tagen Unseres Lieben Herrgotts, genau am ersten Weihnachtstag, gab es ein Fest im Hause, das man nie vergisst.
Und diese Tage sind von sich aus schon etwas Besonderes.
Es war gerade, das gibt der Lange gerne zu, als ob Unser Lieber Herrgott Crisje die Gnade geschenkt hätte, an Seinem Tag geboren zu werden.
Ja, das war doch auch etwas Besonderes.
Crisje erweist Unserem Lieben Herrgott die Ehre.
Sie lebt nach seiner Lehre und ist damit glücklich.
Der Lange weiß jedoch: Das bringt keinen Cent ein.
Wenn man Geld haben möchte, muss man dafür selbst arbeiten.
Man muss überlegen und mit einer Entscheidung nicht lange warten, denn sonst kommen andere einem zuvor und man steht hinter dem Zaun und schaut zu.
Crisje war sparsam gewesen.
Sie hatte Geld sparen können, und das Geld war für das Stück Land, das sie kaufen oder mieten wollten.
Auf jeden Fall, es lag da im Schrank.
Es reichte noch nicht aus, aber der Rest würde schon kommen.
Sie verdiente bei den Bauern etwas dazu.
So fuhr das Schiff weiter.
Jeder Sturm wurde von zwei starken und bewussten Menschen abgewehrt.
Hier war das Schiff noch niemals in eine Situation geraten, in der man hätte sagen können: Es zerschellt.
Es läuft direkt auf die Felsen zu.
Das gab es bei Crisje und dem Langen nicht.
Das war nicht möglich!
Sie hatten genügend Beispiele, die ihnen sagten: So darf es nicht sein ..., so, das ist besser und vorsichtiger!
Als genügend Geld da war, konnte Crisje das Land beschaffen.
Eigenes Land sogar.
Es musste jedoch erst gepflügt werden.
Dafür brauchte man auch Geld.
Gerrit van Hosman tat das für sie und berechnete nicht zu viel.
Sie sprang aus reiner Freude über das Land und sang ihr höchstes Lied zu Unserem Lieben Herrgott, aus Dankbarkeit für dieses ungekannte Glück.
Den Mist und die Jauche für die Kartoffeln schleppte Crisje selbst dorthin.
Ja, das wagte sie dem Langen nicht zu erzählen, denn dies war Männerarbeit.
Eine Tonne voller Jauche war schwer.
Und sie musste sie ein ganzes Stück in der Schubkarre schieben.
Ein Pferd mit einem Wagen kostete viel Geld und all das Mieten nahm kein Ende.
Ungefähr fünfzehn Tonnen brauchte sie, wenn sie mit ihren eigenen Kartoffeln zufrieden sein wollte.
Und, wenn man gut essen wollte, musste man dafür etwas übrig haben.
Und nun?
Jetzt war der Keller voll!
Wenn sie nur vier oder fünf Stufen die Treppe hinunter ging, stand sie schon auf den Kartoffeln.
Soviel hatte Crisje aus ihrem eigenen Boden geholt.
Aber was für eine Arbeit das war!
Dass ihr Rücken nicht gebrochen war, begreift sie noch immer nicht.
Sogar bis zur letzten Minute, als Gerrit zur Welt kommen musste, war Crisje noch auf dem Land.
Zwar empörten die Leute sich nicht darüber, aber sie hielten es doch wohl für etwas übertrieben.
Wie ließ Hendrik seine Frau doch arbeiten!
Ein Arbeitstier war Crisje.
Crisje hat jedoch keine Zeit, daran zu denken.
Sie muss das Land bearbeiten und die Sachen dorthin bringen.
Karre schieben und Karre schieben, eine halbe Stunde mit all den Dingen.
Danach die Kartoffeln eine nach der anderen hinein.
Die Leute wussten schon, was getan werden musste, ehe sie gekocht auf dem Tisch standen.
Aber wenn man selbst dafür gearbeitet und sie angebaut hatte, dann kostete man erst richtig, wie gut sie schmeckten.
Es sind dann die eigenen Kartoffeln.
Johan und Bernard konnten nicht genug davon bekommen.
Johan und Bernard mussten schon mithelfen.
Crisje machte die Löcher und Johan durfte dann eine Kartoffel hineinwerfen.
Bernard kam danach mit der Jauche.
Manchmal wurden die Rollen getauscht.
Sie musste dann auch ehrlich sagen, die Jungen hatten ihr Bestes getan und ihre Kartoffel verdient.
Sie durften essen, soviel wie sie wollten.
Der Lange fragte bisweilen: „Ist dir das nicht zu viel, Cris?“
Aber dann hieß es stets: „Nein, Hendrik, ich tue das sehr gerne, wegen mir brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“
Crisje hatte so ihre eigenen Pläne.
Der Lange wusste nicht alles darüber.
Jede Woche kamen Bettler ihr Essen holen und Crisje hatte Kartoffeln dafür.
Sicher, sie wusste es wohl, sie hätte Geld verdienen können, indem sie die Kartoffeln verkaufte, aber das tat sie nicht, die, die sie übrig hatte, waren für die Armen.
Die Bettler erzählten ihr, dass sie noch niemals so gut gegessen hatten und das war Crisjes Bezahlung.
Dieser Dank war es, wofür sie sich das ganze Jahr abgerackert hatte.
Alle diese Dingen spukten Crisje durch den Kopf, als sie eifrig dabei war, den Ofen zu schüren.
Jeus schrie, wie er es noch nie gemacht hatte.
Was sah Jeus jetzt wieder?
Crisje folgte ihrem eigenen Herzen hier in der Küche.
Jeus sah Lichter: Jeus sah überall farbige Lichter.
Er wollte sie ergreifen, kam es Crisje vor, aber er konnte sie offenbar nicht erreichen.
Und diese Lichtlein waren schon wieder unsichtbar für Dritte.
Nur Jeus sah sie.
Schau dieses Kind an, denkt Crisje.
Man könnte schwören, dass es in den Himmeln spielt.
Wem oder was läuft Jeus nur hinterher?
Jeus sieht leuchtende Luftballons und Kinder, die mit ihm spielen.
Auch diese Kinder sind für Crisje unsichtbar.
Aber man muss es hören und sehen, denkt sie, es ist himmlisch.
Jeus lachte dann und hatte einen Riesenspaß.
Wenn Johan und Bernard dabei zuschauten, hörte Crisje nur: „Total verrückt ist er ...“
Zu hart aus einem Kindermund, aber das hörten sie von den Großen.
In dieser Welt lebte Jeus allein!
Und diese Welt gehörte nur ihm!
Er klettert auf die Stühle und will die Lichterkugeln fangen, Crisje merkt, dass sie wieder entwischen.
Ja nun, wenn du das alles siehst, vergisst du, auf den Ofen zu achten und kannst wieder von vorne anfangen.
Spielzeug schaut Jeus nicht an.
Die Holzsachen bedeuten ihm nichts.
Er muss lebendiges Spielzeug haben.
Fanny ist auch ein Freund von Jeus geworden, der Hund ist nicht von ihm weg zu kriegen.
Darauf sind Johan und Bernard eifersüchtig.
Das hilft nichts, Herzen muss man erobern und Jeus hat Fannys Herz schon lange in der Tasche.
Der Hund ist so vernarrt in ihn, dass Crisje selbst Spaß daran hat, weil sie sieht, dass reine Liebe doch immer über alles triumphiert.
Denn Jeus ist vernarrt in Fanny, teilt sein Essen mit ihm, sodass sie ihn im Auge behalten muss, sonst isst das Kind selbst nichts mehr und gibt Fanny alles.
Johan und Bernard ärgern sich jetzt schon, denn sie können Fanny nicht zur Tür hinaus kriegen.
Und wenn der Hund einmal kurz an die frische Luft möchte, mit Bernard herumtollt und dieser sich köstlich amüsiert, ist das Tier fünf Minuten später wieder „verschwunden“ und Bernard findet es bei Jeus wieder.
Crisje fragte Bernard einmal:
„Was hast du hier zu suchen, Bernard?“
„Den dummen Hund, Mutter!
Den kann man keine Minute mehr draußen halten.
Aber ich habe auch noch etwas zu sagen!“
So ist Bernard, denkt Crisje.
Sie weiß auch, dass Fanny in Jeus sein Herrchen gefunden hat.
Das tut Crisje gut, weil sie für Jeus gerne einen guten Kameraden haben möchte.
Jeus sieht die leuchtenden Luftballons durch die Küche fliegen.
Er ruft:
„Bälle, Bälle, Mamma.“
Und auch das ist wieder etwas Neues.
Normalerweise sagt Jeus „Mutter" wie die anderen Jungen.
Aber nun, da er im Raum spielt, um es einmal so zu nennen, sagt er „Mamma“, was sich richtig holländisch anhört.
Hier sagt das kein Kind.
In der Küchenecke sieht Jeus einen schönen Mann.
Dieser ist für Crisje aber gleichfalls unsichtbar.
Der Mann ist sehr freundlich zu Jeus.
Er lacht Jeus an und er redet mit ihm.
Jeus nennt den Mann den „Langen“, weil er genau so groß ist wie sein Vater.
Und dieser Mann hat genau denselben Spitzbart unter seinem Kinn.
Wie Vater.
Dieser Lange bringt die Bälle zu Jeus und auch die Kinder, mit denen er spielen kann.
Und dieser nur für Jeus sichtbare Mann nickt ihm zu.
Er holte auch das verfluchte Kränzlein von draußen und brachte es hinein.
Er hat auch Jeus diese Rassel gegeben und ließ Crisje dies alles erleben.
Sie bedauert es nicht, weil dieser Mann Jeus und sie zum Vorhof Unseres Lieben Herrgotts führte.
Wenn dieser Mann, liebe Crisje, fähig ist, dich und Jeus von dieser so starken Welt zu lösen und dir ein himmelblaues Kleid anzuziehen, dir zeigen kann, wie schön du in Wirklichkeit bist, was würdest du dann wohl zu sehen bekommen, „wenn er aus eigenen Kräften arbeiten könnte.“
Wenn dieser einmal auf vollen Touren läuft, wirst du erst recht Wunder erleben.
Dies alles ist nur Kinderspiel im Verhältnis zu dem, was du zu erwarten hast.
Jeus klatscht in seine Hände vor Glück.
Crisje bekommt nie genug davon.
Sie hört ihn „Langer“ sagen.
Jeus schaut in eine Küchenecke, wo der schöne Mann steht, und klatscht in seine Hände.
Was ist das?
Da kommen schöne Vögel angeflogen.
Einfach so in die Küche.
Jeus tanzt vor Freude.
Crisje verbrennt ihre Finger am Ofen.
Es ist heute, als ob die Engel zu Besuch sind.
Himmlisch ist es.
Aber wer glaubt es?
Kein Mensch, aber das besagt nichts, wenn du es nur siehst und Jeus es erlebt.
Der Rest dieser Welt hat hiermit nichts zu tun!
Aber es kommt von Unserem Lieben Herrgott!
Plötzlich geht Jeus fort.
Das Kind läuft nach hinten und bastelt an etwas herum.
Crisje möchte wissen, was das Kind ausheckt.
Als sie in seine Nähe kommt, zieht Jeus sie zu den Kaninchenställen.
Er möchte ein Kaninchen haben.
Endlich versteht Crisje, was das Kind will.
Sie ergreift zwei Kaninchen und gibt sie ihm.
Jeus rennt nun so schnell er kann in die Küche zurück.
Was möchte er jetzt?
Crisje sieht, dass Jeus die Kaninchen in die Luft werfen will.
Das ist komisch, denkt sie, doch sie schaut dem Kind ruhig weiter zu.
Die Freunde von Jeus haben lebendiges Spielzeug für ihn mitgebracht und er möchte nicht zurückstehen.
Sie sollten seine Kaninchen auch einmal bewundern.
Was da nun geschieht, ist auch schon so himmlisch und so überwältigend schön, wenn du das sehen könntest, Crisje, würdest du deswegen weinen.
Auch der Lange soll sie bewundern und die unsichtbaren Kinder genießen dies so sehr, wie sie die Bälle nicht genossen haben.
Ja, sie kennen diese Tiere wohl, aber es ist schon so lange her und liegt schon so weit zurück.
Einzelne Kinder kennen diese Tiere noch gut, sie nennen sie dort: Kaninchen.
Aber was ist ein irdisches Kaninchen verglichen mit solch einem glänzenden Ball von Unserem Lieben Herrgott.
Nichts!
Crisje sieht, dass Jeus etwas Enttäuschendes erfährt.
Das hast du richtig empfunden, Crisje, denn die Kaninchen geben kein Licht.
Die Kaninchen, wie sehr Jeus sie auch in die Höhe wirft, fallen zur Erde zurück, wo sie hingehören.
Die Kaninchen haben schwer an Fleisch und Blut zu tragen und diese himmlischen Luftballons, Crisje, sind aus einem zarteren Stoff, da können selbst eure Jahrmarktsballons nicht gegen an.
Derb sind diese Sachen.
In jenen anderen könntest du dich spiegeln, wie im glasklaren Wasser von Unserem Lieben Herrgott im Vorhof.
Crisje möchte Jeus hochnehmen und an ihr Herz drücken, weil sie dies als ungleiche „Spielerei“ empfindet.
Sie wird bitter enttäuscht.
Jeus ist nicht zugänglich.
„Das ist verrückt“, denkt sie, „er möchte noch nicht einmal getröstet werden!
Er ist genauso wie ich!
Wenn das nicht möglich ist, dann eben warten oder gar nichts.
„So ist es gut, Jeus, nicht den Kopf hängen lassen.
Das ist schlimm, nicht wahr, du bist ein tüchtiger Kerl!“
Sie muss ihm jedoch einen Kuss geben.
Jeus schaut erst zu Crisje, danach zu diesem langen Mann.
Und was Crisje niemals zu träumen gewagt hätte, erlebt sie nun.
Jeus schaut zu dem langen Mann und danach wieder zu Crisje.
Crisje soll einen ordentlichen Kuss bekommen.
Der lange Mann sieht es und nickt, als wolle er sagen, noch einen.
Crisje soll auch einen von ihm bekommen.
Jeus schaut wieder, und als Crisje das sieht, sinkt sie mit Herzklopfen auf einen Stuhl und weint wegen eines Glücks, das sie niemals einem Menschen hätte erklären können.
Auch Hendrik nicht!
Und das ist schlimm!
Aber was willst du, Langer?
Küsse aus den Himmeln bekommen?
Crisje bekam einen Engelskuss!!
Wie fandest du es, Crisje?
Als Jeus sieht, dass seine Kaninchen nicht in der Luft schweben bleiben, kommt der Mann ihm zu Hilfe.
Jeus hört ihn sagen:
„Du sollst nicht glauben, Jeus, dass die Kinder dich nicht verstehen!
Sie verstehen dich wohl, aber sie können nichts anderes machen, Jeus.
Siehst du das nicht?“
Ja, das sah Jeus auch.
Aber er hat noch Fanny.
Was werden sie wohl dazu sagen?
Die Kinder, sieht Jeus, schauen nach Fanny.
Crisje hört Jeus sagen:
„Haltet ihn ruhig kurz fest.
Er beißt doch nicht; wenn ich dabei bin, tut er nichts.“
Und Jeus sieht nun, dass die Kinder Fannys Rücken streicheln, aber dieser, das merkt Jeus auch, fühlt es nicht und macht sich nichts aus allen diesen Kindern.
Und doch, Jeus weiß, dass Fanny „gute Augen in seinem Kopf hat“.
Das Tier schaut nun umher und fängt an zu bellen.
Als Jeus Fanny festhält, sieht der Hund auch, was sein Herrchen beobachten kann, und stört sich nun an den Kindern.
So vergeht der Nachmittag, bis Jeus nicht mehr aus seinen Augen schauen kann und einschläft.
Crisje sieht, dass das Kind todmüde ist.
Das ist mir ja was, denkt sie.
Das kann sogar ein erwachsener Mensch nicht verarbeiten.
Jeus schläft; die anderen Jungen tollen draußen herum, für Crisje ist jedoch eine neue Tür vom Paradies Unseres Lieben Herrgotts geöffnet worden, in dem man leben und sterben kann und aus dem man Küsse von den Engeln bekommt, die es gut mit einem meinen!
„Aber wohin soll das führen?“ fragt sich Crisje, „das weiß ich nicht ... aber ich habe vor nichts Angst!“
Jeus träumt.
Er könnte sich wohl vor den Kopf schlagen.
So klein, wie er ist, der Junge denkt auch schon, spürt Crisje, wenn er schläft.
Jeus ist jedoch schon wieder hellwach.
„Weshalb habe ich Gerrit die Kinder nicht gezeigt?“
Er findet, das ist für dann, wenn sie wiederkommen.
Crisje hat schon viele außergewöhnliche Dinge mit ihm erlebt.
Als das Kind kaum ein Wort sprechen konnte, fragte Jeus sie unerwartet:
„Hast du Schmerzen in deinem Bauch, Mutter?“
Jeus schaut zu Crisje und das Kind schaut auf ihren Bauch.
Sie kann es nicht glauben, denn es erscheint ihr unmöglich.
Sogar Johan und Bernard haben es nicht gesehen, aber dieses zweiundvierzig Zentimeter große Kind schaut durch deine bunte Schürze hindurch und sagt danach etwas, worüber du als Mutter nachdenken solltest und das dich fast zum Erröten bringt.
Eines weiß Crisje und dessen ist sie sicher: Sie und Jeus haben ein und denselben Gedanken, ein Gefühl, sie sind im Grunde in allem gleich.
Deswegen ist es so, dass Crisje ihr Kind, dieses Leben, versteht und dass der Lange es nicht fühlen kann.
Der Lange steht außerhalb von diesen beiden Leben.
Damals, als sie Gerrit trug und von Schmerzen zu Boden geworfen wurde und nicht mehr wusste, wie sie das tägliche Leben bewältigen sollte, stand Jeus näher neben ihr als der Lange mit all seinem Gerede und seinem guten Sich-Kümmern.
Das Kind gab ihr seine Händchen, und wer darüber lachen will, soll das nur tun, aber Crisje spürte, wie ihre Schmerzen im Bauch verschwanden.
Und sie sagte zu sich: „Das hat er getan!“
Und Jeus weiß das nicht, aber dieser Lange ist es, der durch Jeus Crisje wieder in das stoffliche Joch zurückbrachte.
Auch als der Lange sich Sorgen machte, konnte Crisje ihm sagen: „Sei unbesorgt, Hendrik, in wenigen Tagen bin ich wieder ganz die Alte.“
Gerrit hatte ihr ein Stück Leben entzogen, und Mina sagte dazu: „Wenn du noch zwei solche Kinder bekommst, kann man dich in den Sarg legen.“
Aber Crisje baute schon auf Jeus.
Er gab ihr Leben und Gefühl und aus diesem mächtigen und wunderschönen Raum, in dem der Lange von Jeus lebte, kamen die Kräfte auf ihr Leben hinunter und Crisje sog sie in sich ein.
Crisje wusste auch: Unser Lieber Herrgott spielte nicht mit seinen Kräften.
Du musst erst deine eigenen Kräfte verzehren, wenn du neue Kraft von Unserem Lieben Herrgott bekommen willst.
Wer ihr dies erzählt hatte, wusste sie nicht.
Für sie war es ein Gesetz.
Und so ging es mit allem.
Unser Lieber Herrgott war nicht verrückt, er war die Liebe, aber vor allem: „Geh gut um mit den Dingen, die Ich dir gegeben habe.
Benutze deine Kräfte, arbeite, diene.
Wenn es dir danach an etwas mangelt, werde Ich dir helfen.
Dafür habe Ich meine Abgesandten.
Meine Engel.“
Und die Engel liefen in Crisjes Küche, spielten mit Jeus, schauten nach Fanny und küssten sie.
„Ja, mein Lieber Herrgott, ich platze fast vor Glück und ich schwör es Euch, ich werde weiter mein Bestes geben!“
Als der Lange in diesen Tagen bei Crisje sitzt, sie verwöhnt und Jeus seinem Vater und seiner Mutter folgt, hört der Lange das Kind sagen:
„Vater, für Mutter solltest du ein Kreuzlein kaufen!“
Das ist zu viel für Crisje.
Sie schluchzt herzergreifend und nun kann sie ihrem Langen von dem schönen Kreuzlein erzählen, das sie dort getragen hat, und von ihrer Sehnsucht, so eins besitzen zu dürfen.
Denn sie hat noch immer keins!
Und ist das nun so schwierig?
Sie weiß es auch nicht, aber es ist komisch.
Man kann nicht alles haben.
Als der Lange am Abend hört, was da wieder geschehen ist, und dass er heute Bernard wieder ins Gebet nehmen muss, der vor dem finsteren Keller steht, damit er sieht, was ihn erwartet, wenn er sich nicht richtig benimmt, als er hört, dass sein Kind mit himmlischen Bällen spielt und Crisje von Jeus und einem Schutzengel geküsst wurde – denn Crisje kann das sowieso nicht verschweigen – braucht der Lange einen Kräuterschnaps, und zwar einen starken!
Dies kann er nicht auf einmal verarbeiten, danach fängt er auch noch an zu träumen und dann „tut keiner mehr etwas“?
Das ist jedoch eine Lüge, Langer, Crisje arbeitet sogar zu viel.
Aber das hörst du schon noch!
Der Lange ist mit zehn Schritten bei Hent Klink und bestellt einen starken Kräuterschnaps.
Hent fragt ihn:
„Hast du Bauchschmerzen, Hendrik, dass du so einen Starken haben möchtest?“
„Das nun gerade nicht, Hent, aber man kann schon mal des Guten zu viel bekommen.“
Hent schaut den Langen an.
Sie kennen einander sehr gut, sie sind sozusagen miteinander aufgewachsen.
„Wie kann man denn von den guten Dingen zu viel bekommen, Hendrik?“
Der Lange gibt Hent gerne Kontra, weil Hent einer ist, der von allem Möglichen Ahnung hat.
Aber der Lange kennt das.
Es ist Wirtshausgeschwätz, weiß er.
Die Leute wollen alles wissen.
Sie reden nach allen Regeln der Kunst über ihre Kunden.
Aber das ist eine Überlegenheit, die für den Langen keine Bedeutung hat.
Was Hent mit seinen Kunden anstellt und versucht, braucht er bei dem Langen nicht zu probieren.
Hent weiß, der Lange ist nicht irgendwer.
Hent bekommt dann auch zu hören:
„Was mich beschäftigt, davon hast du doch keine Ahnung, Hent.“
Hents Blick ist dann sehenswert.
Sein fetter Kopf ist grimmig.
„Hent ... Hent ...“, denkt der Lange, „eigentlich verrückt, zu mir sagen sie Hendrik und zu ihm Hent, und das ist genau dasselbe.
Wie verrückt, weswegen nennen die Leute ihn Hendrik?“
Es klingt jedoch besser, findet der Lange.
Was bedeutet nun Hent?
Nichts!
Aber dieser Hent ist nicht so leicht zu verblüffen, Langer.
Vor allem wenn du ihm nun Widerworte gibst, hat er etwas parat.
Da gehen hier jeden Tag Leute ein und aus und Hent hat von allen diesen Leuten ein persönliches Album und darin steht so einiges.
Hent beginnt schon:
„Du solltest wissen, Hendrik, hier geschieht noch einmal etwas.
Man hat mit der Zeit eigentlich von allem Ahnung.“
„Aber hiervon, das weiß ich, Hent, hast du keine Ahnung!“
„Was ist es denn, Hendrik?“
„Ja, wenn du das nur wüsstest, nicht wahr?
Das kann man nicht mit ein paar Worten sagen, Hent.“
Der Lange möchte daraus ein Drama machen und jagt Hent das Blut in den Kopf.
Hent kriegt ihn schon noch.
Aber der Lange fährt fort:
„Es gibt Leute, Hent, die in ihrem ganzen Leben davon nichts verstehen, selbst wenn sie mit Tausenden von Leuten zu schaffen haben, verstehen sie es immer noch nicht.“
„Du bist seltsam heute Abend, Hendrik, dass du das nur weißt?“
„Seltsam?
Ich, seltsam?
Was soll das denn heißen!
Ich bin meiner Heimat noch nie so nahe gewesen, wie ich es jetzt bin, Hent!“
„Du weißt das wohl selbst am besten, Hendrik, das stimmt, aber du könntest auch mal auf andere Leute hören!
Aber, was habe ich gehört, geht Gerrit wieder nach Italien?“
Der Lange muss lachen.
Gerrit hat sie wieder zum Narren gehalten.
Der Lange packt Hent gleich:
„Ich dachte, Hent, dass du solch eine gute Menschenkenntnis hast.“
„Hab ich auch, aber mit Gerrit hab ich immer Schwierigkeiten.
Gerrit ist mir zu gerissen.“
„Damit hast du recht, Hent, aber er ist so schleimig und schmierig, den wirst du ja wohl beherrschen können.“
Hent weiß nicht weiter.
Der Lange ist ihm jetzt zu gerissen. Hent bekommt den Langen nicht in den Griff und steuert das Gespräch nun in eine andere Richtung.
Daran wird der Lange Spaß haben.
Hendrik nimmt noch einen.
Hent wählt seine Worte mit Bedacht, um einen Coup zu landen.
Es nagt an ihm, dass der Lange ihm überlegen ist, und nun wird Hent gemein.
„Möchtest du noch einen, Hendrik?
Ein Kräuterschnaps tut mir auch immer gut.
Auch Alie, aber sie soll ihre Finger davon lassen, sie hat immer was mit ihrem Bauch, und damit wird sie sich bis zum Ende ihres Lebens plagen!“
Der Lange lässt den Wirt schwätzen, Hendrik kehrt zurück zu Crisje und Jeus, die ihn in eine andere Welt geführt haben.
Aber auch Hent kommt zurück, sehr vorsichtig spannt er den Hahn und legt an.
Vorsichtig, wie eine Schlange, kriecht dieses Leben zum Langen und beißt ihn an einer Stelle, die der Lange nicht schützt, weil er arglos ist.
Der Lange mag seine Leute kennen, der Lange mag auf der Hut vor allem sein – Hent schießt und triff ihn auch noch, er wird den Langen selbst vergiften.
„Wie geht es deinem Jeus, Hendrik?“
Wer fällt hierauf nicht rein.
Jetzt zu Crisje.
Genau das Richtige für den Langen.
Davon ist er erfüllt.
Wer ihn nun trifft, bekommt auch noch einen Schnaps.
Hent fährt fort:
„Stimmt es, Hendrik, was Mina von eurem Jeus sagt?
Wenn du die Jungen groß hast, Hendrik, kannst du dich auf deinen Lorbeeren ausruhen.
Und Crisje auch, denn Crisje arbeitet doch viel zu hart.“
Der Lange spitzt seine Ohren.
Da fällt schon das erste Wort, das ihn trifft.
Jemand redet über seine Cris.
Was will er von Crisje?
Hent fährt fort:
„Vier hast du jetzt schon, nicht wahr?
Wenn die alle anfangen zu verdienen, Hendrik.
Crisje hat sehr viel zu tun und arbeitet für vier zugleich, das Letzte, Hendrik, war nicht richtig, das hätte sie nicht tun sollen!“
Da hast du es nun!
Der Lange denkt nach und dann kommt die Reaktion.
Der Lange ist leidenschaftlich, ist auf einmal ein anderer Mensch geworden.
Was sagte dieser Hent da gerade?
Was will dieser Hent, worauf will er hinaus?
Was will der von seiner Cris?
Was ist das für eine Neugier und was hat dies zu bedeuten?
Weiß der etwas von seiner Cris?
Weiß ein Fremder mehr als er?
Das will der Lange genau wissen.
Hent trifft ins Schwarze.
Die Schlange kriecht über die lange Bohnenstange und beißt ihn mitten ins Herz, das Blut steigt ihm in den Kopf, sein Herz pocht schon.
Der Lange muss jetzt vorsichtig sein.
Er darf nicht merken lassen, dass er davon nichts weiß, denn das macht ihn lächerlich.
Andere Kerle wissen niemals, was ihre Frauen treiben.
Der Lange wohl, und das ist bekannt.
Wenn er nicht weiß, was Hent meint, schlägt Hent ihn mitten ins Gesicht, und dann kann der gemeine Hund auch noch lachen.
Was hätte Crisje nicht tun sollen?
Was nicht?
Was?
Ja, was nicht?
Der Lange muss versuchen, auf Umwegen dahinter zu kommen.
„Ja, Hent, wenn diese groß sind, dann weiß ich, was ich tue“, beginnt der Lange.
„Dann werde ich den ganzen Tag auf meiner Geige spielen und dann werde ich eine kaufen, die euch zum Weinen bringt, sodass ihr euch keinen Rat mehr wisst.“
Hent beharrt, er beißt zurück:
„Ja, Hendrik, wenn sie groß sind, dann weißt du sicher, was du tust, was?
Dann kann Crisje ausruhen!
Crisje arbeitet zu viel, aber was kannst du daran ändern?
Aber das hat sie doch nicht nötig, oder?
Du sorgst doch für alles und jeden.
Solche wie dich gibt es nicht viele!“
Was für ein niederträchtiger Hund, denkt der Lange.
Schmeicheln, das kann Hent!
Alle Wirte schmeicheln, machen bei anderen auf dicke Freundschaft, essen und trinken von diesen Leuten und lästern dann über sie.
Aber der Lange weiß noch nichts.
Der Lange erstickt fast daran.
Was geht ihn Cris’ Arbeit an?
Der Lange schaut zu Hent und möchte ihn am liebsten über die Theke ziehen oder ihm eine Tracht Prügel geben, wie er sie seit Jahren nicht mehr bekommen hat.
Hent hängt über der Theke und wirft seine Netze aus.
„Aber das ist auch richtig, Hendrik, wir haben uns schließlich nicht selbst geschaffen, nicht wahr!
Aber wir müssen doch selber handeln!
Unnütze Fresser laufen genug auf der Straße herum!
Vor einer Woche war Bad von Gelder mit seinem Karren hier.
Bad bittet irgendeinen heruntergekommenen Menschen, einen Augenblick auf sein Pferd aufzupassen.
Und du kennst Bad, der möchte nichts umsonst bekommen, aber der Obdachlose wollte nichts davon wissen.
Jetzt du, Hendrik!“
Der Lange platzt beinahe.
Will der Crisje mit Landstreichern vergleichen?
Will Hent Crisje mit den Pflastertretern auf eine Stufe stellen?
Was haben diese Schmarotzer mit Crisje zu tun?
Und worauf will Hent eigentlich hinaus?
Und was soll Crisje nicht tun?
Hent folgt dem Langen und spürt etwas.
„Dich hat es erwischt, Hendrik.
Du solltest noch einen nehmen, dann spülst du die Kälte aus deinen Rippen.“
Hendrik betrachtet ihn mit einem Grinsen, aber nicht herzlich.
Der Lange sagt, dass er auch denkt, dass ihm eine Erkältung in den Knochen sitzt und dass Hent wohl recht haben könnte.
Der Lange trinkt noch einen und fragt Hent:
„Du sagtest da gerade, dass Bad etwas mit den Landstreichern zu tun hat, aber was ich dich eigentlich fragen möchte, Hent, ist dies: Treiben sich hier denn so viele Landstreicher in diesem Kaff herum?“
Der Lange denkt, dass Hent nun auspacken und er jetzt die Wahrheit zu hören bekommen wird, doch es dauert noch einen Augenblick, Langer.
„Weiß du das denn nicht, Hendrik?
Aber ich verstehe es, du bist immer in Emmerich und du weißt nicht, was sich hier jeden Tag so abspielt.
Das ist verständlich, Hendrik.
Aber ich, Hendrik, ich stehe jeden Tag hier hinter der Theke.
Ich habe mit dem Gesindel zu tun.
Ich erlebe jeden Tag etwas.
Zu Crisje kommen auch viel zu viele, aber das musst du natürlich selber wissen, und das geht niemanden etwas an.
Aber es ist zu viel, Hendrik, und ich verstehe nicht, dass du dem keinen Riegel vorschiebst!“
Was ist das jetzt?
Sollte man den Kerl nicht verprügeln?
Sollte man ihm nicht das Genick brechen?
Der Lange hängt auch über der Theke und ballt die Fäuste, wie gerne möchte er Hent einmal zeigen, wie stark er ist.
Dieser Hent ist doch ein Stück Dreck.
Aber nun weiß er noch immer nichts.
Wovon spricht er, verdammt noch mal, denkt der Lange.
Was will dieser Mistkerl von mir und Crisje?
Die Tür geht auf.
Jan, der Uhrmacher, erscheint in der Öffnung.
Jan ist ein Prachtkerl, arbeitet fleißig und hat Schwierigkeiten mit seiner Familie.
Jans Frau ist nicht stark.
Aber Jan ist tüchtig und handelt mit allen möglichen Dingen, hat einen ansprechenden Laden, sonst könnte auch Jan in die Bürstenfabrik oder nach Emmerich gehen, um etwas dazu zu verdienen, denn er hat eine große Kinderschar zu versorgen.
„Guten Abend, zusammen.
Hallo, Hendrik!“
„Guten ..., Jan, wie geht es dir?“
„Ach weißt du, Hendrik, immer auf Arbeitssuche.
Die Uhren laufen für mich zu lange, Hendrik.
Ich mache sie zu gut, sie müssen schneller kaputtgehen, weißt du, dann würde ich auch eines Tages in einem Schloss sitzen und könnte noch mal etwas anderes tun, als den ganzen Tag nach kleinen Schrauben und Zeigern zu schauen!
Hent, für mich auch einen Kräuterschnaps.“
Nun muss der Lange noch etwas Geduld haben.
Jan kippt den Schnaps in einem Zug hinunter und möchte noch einen.
Der Lange grübelt.
Auch wenn es Nacht wird, ich will wissen, was Hent von Crisje weiß.
Jan hat für Hent eine Arbeit erledigt und darüber reden sie.
„Verdammt, Hent, was habe ich lange an dem Krempel arbeiten müssen.
Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dir eine Neue empfohlen.
Das ganze Ding ist innen abgenutzt!“
Dem Langen fällt etwas ein.
Jan verkauft Kreuzlein.
Wieso er erst jetzt darauf kommt, weiß er selber nicht.
Er kann an solche Dinge nicht denken.
Es ist immer sofort wieder aus seinem Kopf.
Es ist zwar verrückt, aber der Lange kann daran nichts ändern.
Aber hat Crisje ihr Kreuzlein wohl verdient?
Er hört solche merkwürdigen Gerüchte über Crisje, dass er erst darüber nachdenken muss.
Aber es lässt ihn nun nicht mehr los, der Mann, der die Kreuzlein verkauft, steht neben ihm.
Hendrik denkt darüber nach und dann kommt:
„Du verkaufst Kreuzlein, Jan?“
„Ja, Hendrik.
Heute habe ich sehr schöne bekommen, Hendrik.
Möchtest du eins haben?
Komm dann gleich mit mir, dann kannst du eins für Crisje aussuchen.“
Nein, das möchte der Lange nicht.
Er hat noch etwas mit Hent zu besprechen.
Jan holt die Kreuzlein und der Lange wartet.
Jan macht sich eilig auf.
Laut Hent taugt der auch nichts, auch über ihn hat er etwas zu sagen.
So wird, weiß der Lange, über alle Leute getratscht.
Und dann zu wissen, dass der verdammte Wirt auch noch daran verdient.
Ein Gefühl von Hass kommt bei dem Langen auf, als er hört: „Der kriegt auch niemals genug!
Niemals!
Der platzt vor Gier und immer dieselbe Ausrede.
Ich hätte nicht damit anfangen sollen.
Aber das ist, weil er dir eins verkaufen will.
Ist das nicht zu durchschauen, Hendrik?“
„Aber möchtest du denn nicht auch etwas verkaufen, Hent?
Spricht man so über seine Leute?“
Hent erstickt jetzt vor lauter Gift.
Er spürt, dass er einen Patzer gemacht hat, und das hat er nicht gewollt.
Hent dachte, dass er mit dem Langen auf ein und derselben Höhe stünde und durchaus etwas über einen anderen sagen durfte.
Dies ist, weiß der Lange, die Wirtsfreundschaft.
Den einen aufs Pferd setzen und dem anderen einen Tritt geben.
Eine schmutzige, hinterhältige Art ist das, findet der Lange.
Damit braucht er ihm nicht zu kommen.
Als Hent sagt:
„Feilsche mit ihm, Hendrik, der berechnet doch viel zu viel“, schießt dem Langen das Blut in den Kopf.
Und als dann auch noch folgt: „Aber damit wirst du schon alleine fertig, dafür bist du Manns genug“, spürt der Lange den schmutzigen Charakter von Hent noch schärfer.
Und als ob da noch nicht genug wäre, was den Langen spüren lässt, dass Hent den Mann nicht mag, kommt noch hinzu:
„Und saufen kann er auch und seine Frau zu kurz kommen lassen, was ich, Hendrik, immer verhindere, denn das möchte ich nicht.
Mein Vater war genau so, das weißt du ja gut.
Und dann noch acht Kinder.
Ich kann das mit meinem Verstand nicht begreifen.“
Was für eine schmutzige Schlange ist doch dieser Hent, versteht der Lange nun erst richtig.
Und das Scheusal kennt er schon so lange.
Eine Schande ist das, gemein, schrecklich.
Der lebt von den Leuten, verdient an ihnen und zieht sie auch noch durch den Dreck.
Das ist regelrecht teuflisch!
Hent wendet sich wieder dem Langen zu.
Endlich, denkt dieser, nun werde ich es erfahren.
„Wenn ich dir sage, Hendrik, dass hier so viele Landstreicher herumstreichen, kannst du mir glauben.
Und diese klopfen gerne bei Crisje an.
Auch wenn ich es selbst sage, bei mir bekommen sie auch immer etwas, denn ich kenne meine Kunden wohl.
Aber es laufen auch Mistkerle herum, bei denen muss man aufpassen.
Und das wissen die meisten Leute nicht.“
Der Lange steuert nun direkt auf sein Ziel zu und will einen Kampf auf freiem Feld.
Dies hier ist ihm zu gefährlich und dauert auch zu lange.
„Möchtest du mir sagen, Hent, dass Crisje zu viel für Säufer tut?“
Hent schaut den Langen an, der wartet und fragt:
„Nun, Hent?“
„Wenn ich dir Dinge sage, Hendrik, in deinem Interesse, solltest du deswegen nicht böse werden.
Crisje macht zu viel für die Säufer und Landstreicher, Hendrik.
Zu viel!
Gut, Crisje macht die Arbeit selbst.
Einen Menschen wie sie muss man mit der Lupe suchen, aber dass sie bergeweise Kartoffeln für die Dreckskerle kocht und ihnen danach auch noch markweise das Geld in die Hände stopft, das ist zu viel, Hendrik, oder?
Das ist zu viel für einen Menschen wie Cris, das fehlt dann den Kindern.
Stimmt es oder nicht, sag es selber!“
Es ist heraus.
Hent hat den Langen flügellahm geschossen.
Getroffen liegt er da, dieser Kerl wie ein Baum.
Der Lange verliert Blut.
Wenn das nur nicht im Krankenhaus endet.
Schlangen beißen den Langen.
Giftige Bisse sind es, von denen ihm der rote Schweiß ausbricht.
Der Grintweg stürzt ein.
Die Welt taumelt und dreht sich.
Schlecht sind die Leute, faul!
Seine Beine zittern; der Lange sieht alles doppelt.
Er wimmert schon.
Getroffen.
Damit hat der Lange nicht gerechnet.
Eine faule, niederträchtige Schlange redet über seine Crisje.
Ein fauler Mensch, der stinkt vor Elend, raubt Crisje die Ehre.
Langer, Hendrik, störe dich nicht an dem niederträchtigen Luder.
Lass den Mann doch und geh nie mehr dahin!
Mach dir die Hände nicht schmutzig, dreh ihm nicht den Hals um.
Das ist der Schuft nicht wert.
Was Crisje macht, ist richtig, das weißt du, Crisje verschweigt dir nichts!
Jan rettet den Langen.
Er kommt mit den Kreuzlein zurück.
Soll der Lange noch eines für seine Crisje kaufen?
Aber wer steht nun höher, Crisje oder Hent?
Dieser verruchte Wirt oder ihre Heiligkeit?
Die Fäuste des Langen entspannen sich schon, Jan ist sein Retter, als hätte der Lange es gewusst.
Trotz allem, Crisje wird nun ihr Kreuzlein bekommen!
„Hast du die Kreuzlein, Jan?
Ich muss ein Schönes haben!
Es macht mir nichts aus, was es kostet, ein sehr Schönes für Crisje.“
Der Lange schielt zu Hent.
Der soll es hören.
Jan packt aus, der Lange betrachtet die Kreuzlein.
Jan preist seine Ware an.
Hendrik schaut.
„Nun, Hendrik?
Sind sie nicht schön?
Schau mal, was für ein Licht diese ausstrahlen.
Dieses hier, Hendrik, ist aus dem Holz gemacht, an das sie Unseren Lieben Herrgott geschlagen haben.
Du glaubst mir nicht, Hendrik, stimmt’s? Aber das hat der Vertreter mir selbst erzählt.
Und du weißt, Hendrik, ich spotte nicht mit heiligen Dingen.
Das ist genau etwas für Crisje, Hendrik.“
„Ich möchte keins aus Holz haben, Jan.
Ich möchte eins aus Gold haben.
Crisje soll ein Kreuz bekommen, wie kein Mensch eines trägt.“
Jetzt weiß Hent, dass sein schmutziges Gerede den Langen nicht getroffen hat.
Sein Schlangengift arbeitet für den Langen genau in eine andere Richtung.
Der Lange tötet es ab mit Verständnis, durch Selbstbeherrschung, durch Freundschaft, Vertrauen und Liebe!
Sonst wäre der Lange keinen Schuss Pulver wert, spürt er selbst und akzeptiert es, sonst würde er es sich sein ganzes Leben lang nicht verzeihen können.
Jan macht weiter, das Geplauder steckt auch den Langen an.
Aber Hent ist jetzt völlig ausgeschlossen.
Der soll doch die „Drudel“ kriegen, findet der Lange, der wird jetzt nicht mehr angeschaut.
Krepieren kann Hent Klink, zerplatzen, ersticken!
Den kann der Teufel holen.
Der Lange weiß jetzt genug!
„Dieses dann, Hendrik?“, fragt Jan.
„Dieses hat das Licht der heiligen Veronika und dieses kannst du auf hundert Meter Entfernung strahlen sehen.
Lass mich mal nachsehen, Hendrik, was es kostet.“
Jan holt seine Papiere hervor.
Sie schauen nach den Preisen.
Jan erschrickt schon.
„Das ist sicher zu viel, Hendrik?
Dieses kostet sieben Gulden und dreißig Cent.
Aber das ist dann auch eins, das dir Vergnügen bereiten wird.
Zu viel, was?
Sage es ruhig, Hendrik.
Ich habe sie in allen Preisen.
Und wenn du es nicht auf einmal bezahlen kannst – du kennst mich ja!
Ich werde warten.
Ich gönne Crisje alles!
Wenn ich es hätte tun können, Hendrik, das versichere ich dir, dann hätte Crisje schon längst eins von uns bekommen!
Aber es stimmt, diese Dinge sollte die Frau von ihrem eigenen Mann bekommen.
Das sind heilige Gedanken, und darin sollte man niemanden herumpfuschen lassen.
Und das ist auch verständlich.
Ehrlich, Hendrik, ich würde Crisje nicht mit solch einem billigen Ding herumlaufen lassen.
Dafür ist Crisje zu gut!
Was meinst du, Hendrik?“
Der Lange betrachtet die Kreuzlein.
Er weiß es nicht.
„Weißt du was, Jan, wir gehen zusammen zu Cris!
Lass Crisje selbst eins aussuchen, das ist sicherer, oder?“
Der Lange bezahlt, Hent bekommt einen „Guten Abend“.
Dann verschwindet der Lange mit Jan.
Einen Augenblick später steht er vor der Tür und öffnet diese zu laut.
Crisje erschrickt davon.
Was hat Hendrik?
„Da bin ich wieder, Crisje.
Und nun, Cris, will ich dich sehr glücklich machen.
Jan hat schöne Kreuzlein mitgebracht.
Such dir eins aus.
Das Schönste darfst du haben.“
„Um Himmels willen, Hendrik, das ist eine Überraschung ...
Ehrlich, an so etwas habe ich nicht gedacht.“
Jan legt seine Schätze auf den Tisch.
Crisje schaut schon, sie kann sich gar nicht davon lösen.
Nun wird sie endlich ein Kreuzlein von ihrem wunderbaren Hendrik tragen dürfen.
„Schau mal, Crisje,“ sagt Jan, „sind die nicht schön?“
Crisje schlägt ihre Hände zusammen.
Sie kann es nicht glauben!
Mit Stolz schaut sie nach dem Langen.
Aber der ist sehr mürrisch.
Verlegenheit ist das nicht.
Der Lange hat etwas!
Bedrückt ihn etwas?
Crisje weiß es nicht.
Aber Hendrik ist nicht er selbst.
Da ist etwas!
Crisje fragt nach Jans Frau und den Kindern.
„Wie geht es Mieneke, Jan?“
„Etwas besser, Crisje, aber sie kränkelt im Grunde ständig.
Immer klagt sie über ihren Bauch, weißt du.
Nein, Crisje, dieser Unterleib taugt nichts.
Mienekes Gedärme vertragen nichts.“
„Ich werde mal ein paar Kräuter für Mieneke zusammenstellen, Jan.“
„Wenn du das tun würdest, Crisje?
Ich werde Kaatje schicken, Crisje.
Ich weiß es, du kannst das.“
Crisje sucht ein Kreuzlein aus.
Ist das nicht zu viel für sie?
Hendrik sagt, Nein.
Sie darf nehmen, was sie will und was sie am schönsten findet.
Dann hat Crisje ihre Wahl getroffen.
Es ist eins, das man nicht von Ferne leuchten sehen kann.
Es ist eins, das nahezu dem anderen Kreuzlein ähnelt, das Crisje dort getragen hat, im Vorhof Unseres Lieben Herrgotts.
Das ist es und kein anderes!
Jan ist fort.
Der Lange sitzt am Tisch und sagt nichts.
Er hat etwas.
Ist dies jetzt: ein Geschenk beschmutzen?
Soll Schmutz darauf und darüber?
Ist es das?
Hatte sie dies denken können?
Ist dies eine Gnade oder ist dies ein Schlag in ihr Gesicht?
Was ist nur los?
„Woran denkst du, Hendrik, hast du etwas?“
Der Lange schaut auf.
„Ja, Crisje, ich habe etwas.
Komm doch mal zu mir!
Komm mal her und erzähle mir, was du das ganze Jahr gemacht hast.“
Crisje sitzt auf seinen Knien und jetzt will es der Lange wissen.
„Möchtest du mir einmal erzählen, warum du immer Säufer im Hause haben musst, wenn ich nicht da bin, und denen zu essen gibst?
Ich weiß wohl, dass du armen Leuten immer etwas gegeben hast, aber so viel.
Willst du Säufern markweise Geld geben, damit sie saufen können, Crisje?“
Crisje spürt schon, was los ist.
„Das hast du von Hent.
Der hat immer etwas zu tratschen.
Der muss die Leute immer durch den Dreck ziehen.
Aber er sollte besser zuerst auf sich selbst achten.
Hent ist ein gemeiner Hund, Hendrik, weißt du das denn nicht?
Der spielt die Kunden gegeneinander aus und das ist gefährlich!
Wir sollten gar nicht länger zu ihm gehen!
Nein, nichts da.
Lass mich ausreden, Hendrik.
Du weißt nicht alles, aber nun sollst du alles wissen!“
Der Lange bekommt eine Hand vor den Mund gehalten und muss schweigen.
„Ich bin für dich alles, Hendrik, und du für mich.
Zwischen uns kann nichts kommen!
Du hast dein Leben, ich habe das meine.
Und wenn ich nun armen Leuten etwas geben will, Hendrik, wofür ich selbst gearbeitet habe und wobei mir kein Mensch geholfen hat, dann muss ich das selbst wissen!
Wir müssen einander verstehen, Hendrik.
Und ich lasse es keinem Menschen an etwas mangeln.
Auch dir und den Jungen nicht!
Und wenn er denkt, dass ich zusammenbreche, so geht es ihn nichts an.
Was du und ich und alle Leute aus Liebe machen, davon bricht man nicht zusammen!
Und dass ich, als ich so aufgeregt war, einem Bettler eine Mark gegeben habe – was ich erst am nächsten Tag bemerkte, sonst hätte ich ihn zur Rede gestellt – ist wieder etwas ganz anderes, Hendrik, und damit hat Hent nichts zu tun.
Was wird er dich beschwatzt haben, und du glaubst dem fetten Schwein noch?
Du lässt dir einen Bären aufbinden?“
Nun kommt der Lange.
Auch er hat etwas zu sagen.
„Das ist alles schön und gut, Crisje.
Ich sage nichts dazu.
Aber weshalb willst du für Säufer schuften?“
„Denkst du das also, Hendrik.
Aber das sind doch gar nicht alles Säufer.
Es sind arme Leute darunter.
Gott sei’s geklagt!
Jener Mann hat natürlich bei Hent meine Mark versoffen und hat dann getratscht.
Was für ein dummer Mann ist das, Hendrik.
Denn er bekommt von mir natürlich nichts mehr.
Mein Leben lang nicht.
Auch wenn ich den Mann verrecken sehe!
Ich habe nicht die Absicht, Hendrik, mich für dumm verkaufen zu lassen.
Ich habe auch selbst noch Augen im Kopf.
Aber das war gerade in dem Augenblick, in dem ich träumte und mit Jeus im Vorhof Unseres Lieben Herrgotts war.
Ich gab ihm etwas und später sah ich, dass ich meine Mark los war.
Und der ist so blöd und redet darüber?
Der schneidet sich ins eigene Fleisch, Hendrik.
Und ich sage dir nun, das wird niemals wieder geschehen, Hendrik, niemals wieder!
Aber wenn du mir untersagen willst, für die Armen Essen zu kochen, dann, Hendrik, nimm mir das nicht weg, denn danach habe ich kein Leben mehr.
Dann kann ich nicht länger leben!
Und nun kannst du mir etwas sagen.“
Hendrik kann wenig sagen.
Crisje fährt noch fort:
„Hendrik, wenn ich Kartoffeln kochen möchte, die umsonst wachsen und von denen ich den Keller voll habe, das ist tatsächlich billig und das geht hier niemanden etwas an!“
Der Lange kann sich wohl vor den Kopf schlagen.
Er kann sich die Lippen wohl kaputt beißen, denn dies ist eine Lektion, wie er seit langer Zeit keine mehr bekommen hat.
Er findet, er sei von dem Dreckskerl Hent betrogen, gestochen und beschmutzt worden.
Alles, was faul ist!
Und als Crisje sieht, wie der Lange sich zerfrisst, hört der Lange noch zu und platzt von Wärme und Glück, glühen seine Knie, ist das Leben, das auf seinem Schoß sitzt, himmlisch.
Es erscheint ihm, als ob ein Engel ihn küsst, aber das weiß der Lange schon längst.
Ab und zu vergisst die lange Bohnenstange es jedoch, aber dann heißt es Gewohnheit und er nimmt es nicht mehr wahr.
„Und nun, Hendrik,“ hört der Lange, „denn ich kenne dich, würdest du ihn wohl hinter der Theke hervorzerren wollen, stimmt's?
Aber da habe ich auch ein Wörtchen mitzureden, Hendrik.
Wenn du das machst, Hendrik, dann schmeißt du dich selbst in die Gosse.
Und dann hat er genau, was er will.
Glaube mir, Hendrik, solche Leute muss man anders behandeln.
Du darfst solchen Leuten nicht die Gelegenheit geben, durch deine Gardinen zu schauen, du musst solche Leute mit Verachtung schlagen und dann triffst du immer richtig und du bist der Überlegene!
Bist du nun böse auf mich, Hendrik?
Und kannst du mir das alles verzeihen, Hendrik?“
Der Lange möchte Crisje fassen, aber erst kommt noch etwas:
„Ein Ding, Hendrik, musst du von mir lernen.
Höre niemals auf Geschwätz, mach das niemals, Hendrik, denn wer über andere Leute schwätzt, der ist teuflisch.
Das ist der Teufel, Hendrik, und nicht diejenigen, über die sie schwätzen und die sie durch den Dreck ziehen.
Hatte er nicht auch etwas über Jan zu erzählen?
Ich kenne Hent besser, als du ihn kennst, Hendrik.
Und es ist in ein paar Worten zu sagen, der stinkt von vorne und hinten!
Und darauf musst du aufpassen!“
Nun darf der Lange Crisje küssen.
Er frisst sie auf, aber der Lange ist nun gelassen.
Crisje brauchst du nicht zu Tode zu drücken, wenn da kein Einklang ist und du es spürst!
Du brauchst dich nicht selbst zu belügen.
Da sitzt etwas zwischen dir und dieser Liebe.
Innerlich will etwas nicht funktionieren!
Was ist der Mensch doch für ein seltsames Wesen?
Aber die Maschine ist richtig, spürt der Lange auch.
Und nun schmeckt der Kuss nicht so riesig, wie der am Tag vorher, nun ist es nur wie Hundelecken, Fanny macht es besser!
Dies, der Lange spürt es, muss sich von selbst töten.
Dies muss, das weiß er, vergessen werden und vergeben sein, will er dieses mächtige Glück nicht beschmutzen und ihm mit eigenen Händen die Krone vom Kopf holen.
Der Lange denkt nach, Crisje kocht noch eine köstliche Tasse Kaffee.
Wenn Crisje nach dem Kreuzlein schaut, könnte sie weinen.
Sie schaut nach ihrer langen Bohnenstange.
Sieh doch, wie er dort sitzt.
Schau doch ebendiesen Langen jetzt einmal an.
Unter deiner Kappe kannst du ihn einfangen, er ist wie ein kleines Kind!
Der Lange greift nach seinem roten Taschentuch.
Crisje kann dies nicht länger anschauen und stürzt zu ihm hin.
Dann hört Hendrik:
„Mein Hendrik!
Was bist du doch für ein guter Mann, Hendrik.
Mein Gott, wie bin ich dir doch dankbar.“
Und nun bekommt der Lange seine Küsse zurück.
Diese schmecken, als hätten Engel sie geschenkt.
Diese sind gesegnet von Unserem Lieben Herrgott!
Hendrik schluchzt!
Was niemals geschehen ist, sieht Crisje nun.
Du möchtest solche Probleme jeden Abend haben, aber das ist gefährlich.
Du hörtest gern jeden Tag solche Gespräche, aber dann stehst du still!
Und das geht nicht!
Es kann jeden Tag etwas zu feiern geben, aber das wird manchmal zu viel!
Und dies ist Geschwätz, korrigiert Crisje.
Es ist nicht wahr, ein Mensch kann viel vertragen, aber, sei vorsichtig!
Achte auf dich, achte auf das gefährliche Tier mit den zwanzig Köpfen.
Achte auf die „Gewohnheit“, denn das ist der Teufel selbst.
Es ist der Satan!
Und daran ist die Welt kaputt gegangen, weiß Crisje.
Auch der Lange weiß es!
Nun kommt noch für Crisje:
„Nein, Crisje, das werde ich dir niemals wegnehmen, niemals, dass du das nur weißt!“
Und Crisje muss sich noch von der Seele reden:
„Ich, Hendrik, bekomme die Kräfte von Unserem Lieben Herrgott, dass du das nur niemals vergessen wirst.
Und das Übrige, Hendrik?
Kannst du nun wieder abküssen!“
Crisje träumt.
Sie kehrt mit Jeus zu dem „Vorhof“ zurück ...
Ein Ehrfurcht gebietendes Glück lebt nun in ihrem Herzen.
Sie macht eine neue Reise mit Jeus.
Crisje verfolgt alles aufs Neue, was Unser Lieber Herrgott ihr an diesem Tage gespendet hat.
Nochmals spürt sie den Kuss der Engel, von Jeus.
Ein feuriges reines Gebet schickt sie in den Raum hinein.
Kein Mensch kann ihre Gedanken aufhalten, nicht einer!
Diese ganze Welt nimmt sie in ihr Gebet auf.
Auch die Armen, und dass Gott ihr die Kräfte geben möge, noch viel für die Armen tun zu dürfen.
Sie sieht die Ballons von Jeus und die Kaninchen.
Sie hört nun dünne, ganz zarte Stimmlein singen.
Sie riecht etwas, es ist gerade, als ob sie wieder da draußen ist.
Was für ein Duft!
Ein schöner Tag war es, mit vielen Geschenken!
Und zum Schluss, dass der Lange weinte!
Das waren Blumen, „Orchideen“ waren es!
Sie sind alle für Unseren Lieben Herrgott.
Sie gehen direkt zu dem Altar ...!
Wie ist das Leben doch sehr schön!
Sie schläft schon, nichts stört sie, nichts.
Die Engel halten Wache!