das fordernde Gefühl
Judas fand erst Ruhe und Glück, nachdem er alles Fordernde in seinem Gefühlsleben begraben hatte und nichts mehr von Christus erzwingen wollte.
Judas, Gemälde von Anthonis van Dyck
Die Forderung des Judas
Der Bibel zufolge hat Judas Christus verraten.
Die Bibelschreiber haben das angenommen, indem sie das Geschehene interpretierten.
Auch die anderen Apostel konnten Judas nicht ins Herz schauen und sie haben seiner Tat aus ihrem eigenen Bewusstsein heraus Bedeutung gegeben.
Die Meister der Universität des Christus können sich zwar auf das abstimmen, was im Gefühl von Judas vor sich ging, als er Jesus seinen bewussten Kuss gab und hiermit den Soldaten zeigte, wen sie suchten.
In dem Moment wollte Judas den Messias dazu anspornen, zu zeigen, was Er konnte.
Judas erwartete, dass Christus die Soldaten mit seinen Kräften niederschlug, sodass die Welt endlich seine Größe sah.
Judas hatte grenzenloses Vertrauen in den Messias.
Er kannte die Schrift wie kein anderer und fühlte, dass Christus der lang erwartete Messias war, dessen Kommen Moses und die Propheten vorausgesagt hatten.
Er betrachtete Christus als den Sohn Gottes und war überzeugt, dass die armseligen Soldaten den göttlichen Kräften nicht gewachsen waren.
Judas war Christus gegenüber fordernd und wollte ihn dazu anspornen, zu kraftvollem Handeln überzugehen, sodass die Menschheit seine Göttliche Herkunft kennenlernte.
Er mischte sich darin ein, auf welche Art und Weise Christus seinen Weg ging, er wollte diesem Weg eine andere Wende geben.
Und in dem bestimmten Moment fühlt Judas eine starke Spannung in sich.
Er war stolz auf Christus und liebte ihn innig.
Aber wenn der Messias nun anders handeln würde und die Dinge einen verkehrten Lauf nähmen?
Das ging nicht, denn Christus sollte endlich beweisen, wer Er war!
Christus blieb er selbst
Christus wusste, was Judas wollte, aber Er blieb er selbst und schlug die Soldaten nicht mit einem Blitz nieder, sondern ließ sich wie ein Lamm wegführen.
Er setzte der Gewalt keine Gewalt entgegen und beherrschte keine anderen Menschen.
Hiermit gab Er Judas eine Lebenslektion.
Auch bei den Geschehnissen, die darauf folgten, handelte Christus weiter auf dieselbe Art und Weise.
Der Artikel „Gethsemane und Golgatha“ beschreibt, welchen geistigen Wert Christus mit seiner Gewaltlosigkeit zum Ausdruck brachte.
Er liebte weiterhin alles Leben und bildete keinen einzigen negativen Gedanken.
Wiedergeboren
Judas kannte keine ruhige Stunde mehr und beging Selbstmord.
Nach Ablauf einiger Zeit wurde er auf der Erde wiedergeboren.
In seinem neuen Leben lag die Sehnsucht in ihm, zu studieren und alles über den Glauben zu wissen.
Er absolvierte ein tiefgehendes Studium sowohl des jüdischen als auch des katholischen Glaubens.
Er brachte es zum Rabbi im Jüdischen Rat und war einer der Gelehrtesten unter ihnen.
Letztendlich kam er so weit, dass er bewusst fühlte, dass Christus der Messias war.
Danach versuchte er, seine Mit-Rabbiner davon zu überzeugen, dass sie nicht länger nach dem Messias Ausschau zu halten brauchten, weil Er schon in der Person des Christus zu ihnen gekommen war.
Aber sie wollten hiervon nichts hören und schlossen ihn aus dem Rat aus.
Judas reiste anschließend nach Jerusalem, wo er sich schon von Kindesbeinen an hingezogen fühlte.
Als er diese Stadt betrat, fühlte er sich wie neugeboren und hüpfte wie ein glückliches Kind.
Weinend küsste er den Boden, über den der Messias einst gegangen war.
Hier kam er zum tiefen Nachdenken.
Er zog umher und litt Hunger und Elend, aber es machte ihm nichts aus.
Er wollte büßen, wenn er auch nicht wusste, wofür.
In ihm wütete ein starker Streit und er wollte wohl herausschreien, dass man den Messias akzeptieren müsste, kam aber nur so weit, es zu murmeln.
Dort, wo einst das Kreuz des Christus stand, grub er mit seinen bloßen Händen eine tiefe Grube und setzte sich hinein.
Er fühlte, wie sein früheres Leben in seinem Inneren als eine andere Persönlichkeit aufkam, aber er traute sich nicht, dies ganz zuzulassen, weil sie dann sein Bewusstsein dominieren würde und einen brennenden Schmerz mit sich mitbrachte.
Dies verwirrte ihn und dadurch konnte er nicht mehr gut denken.
Er flehte Gott an, das Schreckliche, das sein Inneres plagte, aus ihm fortzunehmen.
Manchmal irrte er durch die Straßen von Jerusalem und sprach dabei mit sich selbst, schüttelte den Kopf.
Plötzlich blitzte sein früheres Leben auf und er sah sich selbst darin neben einer Gestalt durch Jerusalem wandeln, die so himmlisch und göttlich war, dass es nur der Messias sein konnte.
In Ekstase sank er nieder und murmelte den Namen des Messias.
Als er durch die interessierten Vorübergehenden wach wurde, floh er wieder nach Gethsemane.
Dort fand man ihn tot wieder, mit dem Kopf auf der Erde, als ob er noch in seinen letzten Augenblicken die Antwort auf seine beklemmenden Fragen hätte hören wollen.
Mehrmals hatte er gefühlt, dass er Judas gewesen war, aber er hat es nicht akzeptieren können, es war zu unglaublich für ihn.
Ein inneres Feuer
Auch in seinem nächsten Leben stieg er auf bis in den Jüdischen Rat und wurde wegen seiner Überzeugung, dass Christus der Messias war, verstoßen.
Er zog wieder nach Jerusalem und bestieg sofort den Kalvarienberg, um zu meditieren.
Aber dann erlebte er plötzlich eine große Erschütterung, weil er unerwarteterweise in seine früheren Leben hinabstieg.
Der Schreck war so heftig, dass er durch einen Infarkt starb.
In seinen nächsten Leben brannte das Feuer in ihm weiter.
Oft wurde er vom Jüdischen Rat wegen seiner abweichenden Meinung verbannt.
Jerusalem hatte eine magische Anziehungskraft.
Man fand ihn meistens in Gethsemane und auf Golgatha wieder.
Bis in sein letztes Leben brannte eine einzige Frage auf seinen Lippen: Bin ich Judas gewesen?
Auch im Jenseits
Als er nach seinem letzten Leben im Jenseits wach wird, treten Gestalten auf ihn zu, die er zu erkennen glaubt.
Petrus, Johannes, Andreas, Jakobus und andere Apostel heißen ihn in der ersten Lichtsphäre willkommen.
Sie zeigen ihm seine Leben auf der Erde, wodurch er seine Fragen und Spannungen versteht, die ihn damals bedrückten.
Trotzdem ist er auch jetzt noch nicht frei von diesem Feuer in sich.
Er kehrt als astrale Persönlichkeit aus dem Jenseits nach Golgatha zurück.
Dort sehnt er sich weiter danach, dass Christus zu ihm kommt und seine Tat vergibt.
Aber Christus kommt nicht und Judas versinkt in einem Gefühl der Verzweiflung.
Die Gedanken an die ewige Verdammnis lassen ihn nicht los.
Er fragt sich, ob seine Tat zu groß war, um je Vergebung empfangen zu können.
Wenn er seine früheren Leben auf der Erde nachvollzieht und dabei keine Sehnsüchte in sich aufkommen lässt, erfährt er Frieden und Glück in sich.
Aber sobald er sich durch sein zwingendes Bedürfnis nach Vergebung treiben lässt, steigt die Unruhe und er fühlt, dass er wieder Rückschritte macht.
Er fordert dann wieder, und hat das Leben ihm der nicht zu verstehen gegeben, dass er nichts zu fordern hat?
Akzeptanz
Um weiterzukommen, erstickt er jeden Gedanken, der in seinem Innern aufkommt und ihn zwingen will, Vergebung zu verlangen.
Er fühlt, dass er erst Meister über sich werden wird, wenn keine fordernden Gefühle mehr in ihm sind.
Mit dieser neuen Geisteshaltung verfolgt er erneut, wie sich das ganze Drama auf Golgatha abgespielt hat, einschließlich seiner eigenen Rolle darin.
Er denkt nun ruhig darüber nach und versteht, wie alles hat geschehen können.
So kommen Wärme und Glück in ihn.
Und als das letzte Gefühl des Forderns in ihm gestorben ist, bricht ein goldenes Licht auf Golgatha durch.
Judas schaut hinauf und sieht das Antlitz seines Göttlichen Meisters.
Judas bittet um Vergebung, aber nun in vollem Anheimgeben, ohne noch zu fordern.
Christus umstrahlt ihn mit seinem goldenen Licht und bestätigt, dass Judas nun alles hinter sich lassen kann, weil er sich selbst kennengelernt hat.
In Judas singt es vor Glück, weil er sich frei von jedem niederen Gedanken fühlt.
Er hat nun Abstimmung auf die dritte Lichtsphäre und ist dabei, für die Menschheit große Dinge zustande zu bringen.