Trance-Séancen

André hatte einen Kreis gebildet, mit dem er von Zeit zu Zeit Séancen abhielt.
Zu solchen Abenden lud er verschiedene Leute ein, von denen viele an Leib und Seele gestärkt nach Hause zurückkehrten.
Alcar sprach dann durch ihn zu den Anwesenden.
Nie hielt er Séancen ab, ohne dass das Zimmer voller Blumen stand, denn er war davon überzeugt, dass sie, auch wenn sie nicht so schön waren wie die im Jenseits, dennoch auf die Geister, die zu ihm kamen, einen angenehmen Eindruck hinterließen.
Auch brannte er Weihrauch ab, während man in demütiger Erwartung war.
Ferner hielt er auch viele Zeichen- und Malséancen ab, die herrlich waren.
Man wusste nie im Voraus, was da kommen sollte, und so war man dann neugierig auf das, was man zu Gesicht bekommen sollte.
Er hatte schon wunderschöne Bilder empfangen, obwohl er nie Zeichen- und Malunterricht erhalten hatte.
Alles geschah, ohne dass er sich dessen bewusst war, er war lediglich das Instrument.
Dennoch gab es einige, auf die das alles keinen Eindruck machte; für sie hatte es dann auch keine Bedeutung.
Für sie schien es eine normale Sache zu sein, und was da mit ihm geschah, darüber dachten sie nicht nach.
Das fand er schade, denn er wollte so gerne, dass sie mehr darauf eingingen, darüber nachdächten, denn dann würden sie auf den rechten Weg gelangen, der sie mit dem Jenseits verbinden würde.
Wenn er sich in Trance befand, hatte sein Geist den Körper verlassen und eine Intelligenz die Kontrolle über seinen Organismus übernommen.
Darüber mussten die Leute doch nachdenken, das war doch etwas Besonderes.
Dadurch wurde doch klar bewiesen, dass tot nicht tot bedeutet, sondern dass diejenigen, die hier auf Erden gestorben sind, fortleben und darüber hinaus noch dazu imstande sind, wunderschöne Gemälde anzufertigen und noch vieles mehr zu tun.
Man bewunderte zwar die Bilder, doch wie sie entstanden waren, das geriet schon bald in Vergessenheit.
Das kam daher, dass man nicht wie er hinter den Schleier schauen konnte.
Er konnte es ihnen denn auch nicht verübeln und wollte nicht böse auf sie sein.
Er müsse über allem stehen, hatte Alcar gesagt, niemand sollte ihn damit treffen können.
Ihm war alles heilig, denn es kam von Jener Seite und seine Gaben hatte er von Gott empfangen.
Was die Leute redeten, konnte ihm nichts anhaben, darum gab er ihnen auch immer wieder die Gelegenheit, das alles mitzuerleben.
Ja, es war verwunderlich: Er besaß keinerlei fachliches Wissen, und dennoch musste man zugeben, dass es Kunstwerke waren.
Er fand die Leute sehr irdisch, ohne jedes Gefühl für das geistige Werk.
Bei diesen Leuten musste er vorsichtig sein.
Er zeigte sich stets offen und ehrlich, doch er wurde trotzdem falsch verstanden.
Viele trieben Missbrauch damit.
Das war traurig.
Die schönen inneren Gefühle durfte man nie ganz zeigen; die musste man verbergen.
Alcar sagte, dass viele Menschen Masken trügen und sich nicht ehrlich zeigten; davor musste er aufpassen.
Letztens noch wurde erzählt, dass er die Bilder in einer anderen Stadt kaufe.
So waren die Menschen.
Auch wenn sie mit eigenen Augen sahen, was da geschah, so gab es dennoch einige unter ihnen, die es nicht glauben konnten oder wollten.
Dann versuchte er sie auf andere Art und Weise zu überzeugen, indem er glänzende Beweise beibrachte, doch oft war alle Mühe vergebens und sie blieben der ungläubiger Thomas, die armen Teufel.
Wenn er Botschaften empfing und sie so weitergab, wie Alcar sie ihm übermittelt hatte, dann war man oft nicht zufrieden.
Man hatte etwas anderes erwartet, meistens etwas Stoffliches, aber Alcar beleuchtete alles vom geistigen Blickwinkel aus, was nicht in ihrem Sinne war.
Was ihnen mitgeteilt wurde, war für sie nicht einfach; es bedeutete inneren Kampf, und an den wagte man sich nicht heran.
Dann wusste man es selbst besser.
Solchen Leuten war nicht zu helfen, nichts zu raten, weil sie sich nicht auf den geistigen Weg wagten.
Ihr Weg führte durch den Stoff; sie liebten das Materielle, das war einfacher.
Es fiel ihm schwer, mit allen diesen Leuten gut befreundet zu bleiben.
Er könnte wohl genug Freunde haben, wenn er nur das tat, was sie wollten.
Das konnte er jedoch nicht tun.
Seine Gedanken mussten stets bei seinem geistigen Werk und bei Alcar sein, und das wurde nicht verstanden.
Würde er auf sie hören, hielten sie ihn für alberne irdische Dinge von seiner Arbeit ab, mit denen sie sich beschäftigten und die sie wohl interessierten, nicht aber ihn.
Er musste sich genau an seinen geistigen Leiter halten und sollte nur für seine Gaben leben und arbeiten.
Er wollte so weit wie möglich vom Materiellen gelöst sein und die Jahre, die er noch auf Erden verbringen würde, sinnvoll nutzen.
Jeder Tag war für ihn kostbar.
Daran dachte man nicht und verstand folglich auch nichts von den Dingen, die hinter dem Schleier verborgen sind.
Auch drang nicht zu ihnen durch, dass er seine Gaben nicht umsonst empfangen hatte.
Wenn er darüber sprach, wurde alles falsch aufgefasst, falsch verstanden, und es wurde gesagt, dass er nicht wolle, und dann ließ die Freundschaft nach, weil er nicht das tat, was von ihm erwartet wurde.
So stand er immer allein da und das Leben war schwer für ihn.
Doch es gab einen, der ihm half, Alcar, der Freund, auf den er sich verlassen konnte, sein geistiger Leiter und Meister in allem.
Alcar war stets an seiner Seite und verstand ihn jederzeit.
Alcar wusste, wie er innerlich war, wie er es meinte und wie sehr er alle Menschen liebte.
Oftmals sagte er: „Sei stark, André, die Leute wollen dich nicht verstehen.
Sie geben sich dazu auch keine Mühe und werden darauf aus sein, dich auf ihre Seite zu ziehen.
Nimm dich davor in Acht, denn sonst würdest du durch andere gelebt werden, anstatt selbst zu leben.“
Oft waren seine Tage düster, dann schaffte er es kaum und geriet mit jedem aneinander.
Dann saß er da, um sich alles durch den Kopf gehen zu lassen, und Alcar musste kommen, um ihn wieder da hindurchzubringen.
In diesem Zustand konnte er die Menschen ergründen.
Dann durchschaute er sie und fühlte, worauf sie hinauswollten.
In seinem Inneren war es dann ganz traurig.
In solchen Augenblicken hatte er es so schwer.
Dann sah und fühlte er genau, wie schlecht manche Menschen waren, und er sehnte sich danach, dort zu sein, wo Alcar war.
Oh, wenn Alcar ihn dann nicht aufmunterte ... .
Doch darauf konnte er vertrauen.
Die Menschen müssten in den Herzen der anderen lesen können, vorher würden sie ihm doch nicht glauben.
So viel hatte er nun doch schon gesehen und erfahren.
Sie bekamen niemals genug, denn sie forderten ständig mehr und mehr.
Vor anderen nahmen sie es niemals mit einem auf.
Das geschah alles heimlich hinter dem Rücken.
Wenn das geistige Werk nicht verstanden wurde, dann sagte man, dass er fantasiere, und dann ging das Getratsche los, nicht in der Öffentlichkeit, sondern hinter den Masken, durch die niemand hindurchschauen konnte.
Er aber durchschaute sie, einen nach dem anderen.
So weit hatte Alcar ihn bereits entwickelt, dass er das erkennen und erfühlen konnte.
Diese Leute taten alles im Stillen, und bevor er etwas ahnte, wurde heftig gegen ihn ausgeteilt, was ihn so traf, dass ihm das Herz blutete.
Trotzdem müsse er es ertragen, hatte Alcar gesagt, denn sie wüssten es schließlich nicht besser.
Aber mittlerweile konnte er es auch ertragen, denn er lebte ja oft in den Sphären; ständig war er dort in seinen Gedanken.
Seine stoffliche Hälfte blieb auf der Erde, sein Geist jedoch war da, wo allzeit Harmonie und Glück ist.
Wie glücklich wäre er mit Alcar, wenn er gestorben sein würde.
Deshalb musste er diesen Kampf führen.
Oft hatte er gebetet, sterben zu dürfen; denn er fände es so herrlich, auf immer dort sein zu dürfen, wohin er jetzt lediglich von Zeit zu Zeit gelangen sollte: In die Sphäre des Glücks, wo allzeit Harmonie herrscht, bei denen, die sich im Licht befinden.
Da kannst du jedermann offen deine Meinung sagen, ohne dass einem die Worte umgedreht werden.
Wenn ein Versprechen gegeben wird, dann wird es auch gehalten; alles ist ehrlich und wahrhaftig.
Auf der Erde sagen die Menschen „im Vertrauen“ alles jedem, der es hören will.
In den finsteren Sphären geschähe das auch so, wie Alcar sagte, doch man weiß das im Voraus und kann sich darauf einstellen.
Den Geistern, die dort leben, kann man nicht trauen, sie leben in Finsternis und Kälte.
Wer auf Erden anderen alles „im Vertrauen“ erzählt, kann in den finsteren Sphären sehen, wie das „Vertrauen“ missbraucht wird.
Auf Erden kann man nicht in andere hineinsehen, weil der Stoffkörper das nicht zulässt, doch wenn man einst seiner stofflichen Hülle entledigt im Jenseits ankommt, ist es dem Geist nicht mehr möglich, sich vor anderen zu verbergen.
In den höheren Sphären hat man großes Vertrauen in alles, denn wenn man dieses Vertrauen nicht mehr besäße, dann würde man nicht mehr dort hingehören und es dort auch nicht mehr aushalten können, weil man dann nicht mehr darauf abgestimmt wäre.
Auch das Licht, das man in diesen Sphären besitzt, könnte man nicht mehr ertragen.
Dort ist jeder für andere ein offenes Buch, denn man liest die Gedanken eines jeden.
Dort lebt man ehrlich und redlich, in vollkommener Harmonie.
Das scheint auf Erden nicht möglich zu sein.
Doch dahin muss es gehen.
Der Stoff hält auf Erden alles Geistige verborgen, somit auch die guten Eigenschaften des Menschen.
Und wenn die oft unterdrückt werden müssen, dann wagt man es nicht mehr, seine Meinung zu sagen und ebenso wenig sich offen zu zeigen.
Und dann muss man im ganzen irdischen Leben seine inneren Gefühle verbergen.
Und warum ist das nötig?
Warum?
Weil man sonst von jedem Steine in den Weg gelegt bekommt, ohne dass man etwas falsch gemacht hätte.
Das geschieht einzig aus Hass und Neid.
Wenn er die Menschen durchschaute, dann lachte es in ihm, was ihm guttat, weil er dann im Voraus wusste, worauf sie hinauswollten.
Dann war er vorbereitet und konnte sich vor schlechten Einflüssen schützen.
Er machte niemals Gebrauch davon, was er auf telepathischem Wege von ihnen übernahm, denn dann könnte er wohl Tage damit verbringen.
Er ließ alles an sich vorbeigehen, als ob er nichts merke, und er kam, wenn möglich, ihren Wünschen nach.
Dann fühlte er, dass er über ihnen stand, während sie glaubten, dass er es doch nicht merken würde.
Aber solange sie nicht zu weit gingen, ließ er sie gewähren.
Alcar würde ihn schon rechtzeitig warnen, das wusste er.
Einmal war er mit Freunden in einer großen Stadt im Ausland, wo es vor einigen Jahren während des Krieges zu schweren Kämpfen kam.
Seine Freunde kümmerte das nicht weiter, er aber konnte dort nicht glücklich sein.
All das Elend, all die Traurigkeit, all das Leid, all der Schmerz von früher, das alles bedrückte ihn schwer.
Den schlechten Einfluss durch all den Hass und all die Wut konnte er fühlen, und das schmerzte ihn.
Es war grässlich in dieser Stadt und er fand es schrecklich, dass all die Tausenden von Menschen nichts davon fühlten.
Todunglücklich war er; er sah die Soldaten in den Straßen umherstreichen, nicht als stoffliche Menschen, sondern als Geister.
Sie kämpften noch immer und konnten nicht damit aufhören, so sehr waren sie vom Hass beseelt.
Mit seinen geistigen Augen sah er das ganze Elend und so sehr er auch versuchte, sich dem zu entziehen, es wollte ihm nicht gelingen.
Es war eine wunderschöne Stadt, so sagte man, er aber erstickte fast, was aber niemand bemerkte.
Er hatte deutlich gesehen, wie die Soldaten in verschiedenen Uniformen vorbeizogen, alle wild und rasend.
Es war tatsächlich ein Krieg; alles spielte sich wie im Hier und Jetzt vor ihm ab, und er hörte sie „Mord, Mord“ rufen, und schimpfen und fluchen.
Was hatte man mit diesem Krieg erreicht?
Nichts als unsagbares Elend.
Menschen wurden auf Menschen gehetzt.
Wehe denen, die daran Schuld haben, diese dummen Menschen; sie haben Furchtbares zu erwarten.
Millionen werden auf sie warten, wenn sie einst ins Jenseits hinübergehen.
Sie müssen jedoch viel, sehr viel beten, solange sie noch auf der Erde sind, dass Gott sie vor diesen Dämonen beschützen möge, auch wenn sie zu ihnen gehören.
Denn Dämonen sind es, die auf sie warten, weil sie denen das ganze Leid und den ganzen Schmerz bereitet haben.
Mit jenen, die solch ein Verbrechen auf dem Gewissen haben, hatte er auch tiefes Mitleid, weil sie ihrer Strafe nicht entgehen und für das Verbrechen vorerst nicht büßen können.
Deutlich hatte er all die armen Geister gesehen und auch das Blut, das auf den Straßen floss und noch an allem klebte.
Dennoch war jeder fröhlich und nichts schien sie zu stören.
Er fühlte und sah die Gefallenen; das hieß, dass das alles noch nicht vorbei war, sondern dass sie weiterkämpften.
Auch jetzt noch, obwohl sie den stofflichen Körper verlassen hatten.
Mit stofflichen Augen konnte man das nicht wahrnehmen.
Er hätte flüchten wollen, weit weg von dieser üblen Stadt.
Er konnte nicht mehr heiter und fröhlich sein.
Seine Freunde fanden ihn seltsam und sie verstanden einfach nicht, warum er so traurig war, sich für nichts interessierte und sich nicht amüsierte.
Das schmerzte ihn sehr und es tat ihm für sie leid, weil er ihnen nicht wehtun wollte, doch er konnte ihnen nichts erzählen, denn er befürchtete, ausgelacht zu werden.
Ach, es war hoffnungslos.
Was sollte er denn sagen?
Schließlich sahen sie es doch nicht und würden fragen, warum er an all den Ärger denken müsse.
Für sie war das alles doch längst vorbei.
Ja, es war vorbei, jedenfalls für die stofflichen Augen; er aber musste es sich ansehen, es so fühlen und durchleben, wie es sich in Wirklichkeit zutrug.
So war die Welt und so erkannte er, welch ein Fluch der Krieg für die Menschheit ist.
An die unzähligen Opfer wurde nicht mehr gedacht, an die sogenannten Toten, die nicht tot sind, sondern mit einem jähen Schlag aus ihrem stofflichen Körper geschleudert wurden und im Schock im Jenseits ankamen, dort als Geister weiterkämpften und nicht mehr zu bändigen waren.
Die Welt wurde, was das geistige Gefühl anbetrifft, dadurch um Hunderte Jahre zurückgeworfen.
Und dann die Opfer, die noch auf der Erde lebten, die Verwundeten, die armen, unglücklichen Entstellten, die blind waren oder keine Arme und Beine mehr hatten; an ihnen ging man vorbei.
Viele von ihnen bevölkerten die Straßen und er hatte gesehen, dass Hunderte an ihnen vorbeigingen, ohne ihnen etwas zu geben.
Wo war ihre Nächstenliebe geblieben?
Konnten all diese Menschen nichts entbehren?
Hatten sie nichts?
Und wenn man nur ein paar Cent gab.
Viel Weniges summiert sich und würde ihnen die Existenz ermöglichen.
Die armen Männer waren doch im Krieg zu Invaliden geworden!
Es hatte ihm wehgetan und er hätte sich unmöglich amüsieren können inmitten des Elends, mitten unter diesen kalten Menschen, die kein bisschen Licht mehr in sich hatten.
Er war zu so einen armen Tropf hingegangen und hatte ihm alles Geld gegeben, das er bei sich hatte; wie viel es war, wusste er nicht.
Es konnten zwanzig oder dreißig Francs oder noch mehr gewesen sein.
Wie ihn dieser arme entstellte Soldat angesehen hatte.
Der wusste nicht, wie ihm geschah.
André hörte eine innere Stimme sagen, dass er richtig gehandelt habe.
Er fand es wunderbar.
In dieser finsteren Stadt war das seine einzige Freude gewesen.
Und als er weiterging, hob der Versehrte seine Krücken in die Höhe, um ihm zu danken.
„Iss mal ordentlich, was Leckeres, es sei dir gegönnt“, hatte er dem armen Kerl zugerufen.
Freudentränen traten dem Soldaten in die Augen; da konnte er es keine Sekunde länger aushalten und rannte weg.
Doch dann hatte er sich für einen Augenblick glücklich gefühlt, wegen der Freude dieses armen Soldaten.
Überall waren diese armen Menschen anzutreffen, aber er hatte nichts mehr, was er ihnen hätte geben können.
In ihren abgemagerten Gesichtern hatte sich großer Schmerz und tiefes Elend eingebrannt.
Ach, er konnte es nicht mit ansehen.
Wie war es möglich, dass man sich ans Fenster eines Restaurants setzen konnte und genüsslich essen, während auf der anderen Seite so ein armer Kriegsversehrter stand.
Er hätte es nicht gekonnt, denn es schnürte ihm die Kehle zu.
Dennoch taten das sehr viele, und sie bemerkten nicht einmal, wer dort stand.
Auch nicht, dass sie innerlich ein Fluch erreichte.
Da stand ihr Bruder, mit dem sie zusammen gekämpft hatten, der jetzt jedoch nichts mehr zu essen hatte und sich ständig auf der Straße aufhalten musste, bei Wind und Wetter, während sie schlemmten.
Das ist das Leben, so ist der Mensch!
Er hatte nach Hause geschrieben, dass er in dieser schönen Stadt, in der er nichts als Kummer und Elend sah, todunglücklich war.
Wie sollte er da neue Eindrücke gewinnen und Kräfte sammeln, wenn ihm alles zuwider war.
Eines hatte er sich vorgenommen: So lange er noch auf Erden lebte, würde er nie wieder in diese Stadt zurückkehren.
Es war bei seiner Abreise schon auffallend, dass kurz nachdem er außerhalb der Stadt war, alle Trübsal schlagartig von ihm gewichen war.
In der freien Natur, fern dieser finsteren Atmosphäre, konnte er wieder befreit und tief durchatmen, konnte wieder froh und glücklich sein.
Da war es wie im Jenseits, in den Sphären des Lichts, wo alles Harmonie und Glück bedeutet, doch viel herrlicher als auf der düsteren Erde.
Die meisten Menschen haben Angst vor dem Sterben.
Doch das muss nicht sein, wenn sie wüssten, wie glücklich man in den Sphären sein kann, und sie bereit sind, vor Gottes Thron zu treten.
Aber das dringt nicht zu jenen durch, die ihr Glück in den materiellen Dingen des täglichen Lebens suchen.
Sie haben kein Auge dafür und nehmen es folglich nicht als Wahrheit an, bis auch sie einst von der Bedeutsamkeit des höheren Lebens überzeugt werden.
Dann werden sie einen völlig neuen Blick auf das irdische Leben bekommen und anders über ihre Mitmenschen urteilen.
Was wurde nicht so alles gesagt!
Der Krieg (der Erste Weltkrieg, 1914-1918) wäre vorbei und die Kriegsversehrten, die man sah, wären Bettler, die Theater spielten.
Doch was er gesehen hatte, war kein Theater, sondern eine Lebenstragödie, und es waren auch keine Bettler, sondern arme Unglückliche, die man zu Unrecht mit schlechten Menschen über einen Kamm scherte.
Alcar hatte ihm gesagt, dass er ihn das ganze Elend habe sehen lassen, damit er noch besser verstehen könne, wie schlecht die Erdbewohner sind.
Am liebsten hielt er sich in seinem Zimmer auf, inmitten all der Bilder, die er aus dem Jenseits empfangen hatte.
Dort sah er die Sphären, wenn Alcar ihn verband, und auch das große Licht, das in jener Stadt nicht mehr zu sehen war.
Dort war er glücklich mit seinem geistigen Leiter, ebenso in der freien Natur, wo düstere Stimmungen sich bald verzogen.
Nach seiner Heimkehr erzählte er vielen Leuten, was er gesehen hatte, doch die fanden es nicht einmal so schlimm; das hatte er im Voraus gewusst.
Sie konnten es auch nicht glauben, ebenso wenig wie andere unsichtbare Wahrheiten, die er gesehen und erfahren hatte.
Alcar sagte, dass es Jahrhunderte dauern könne, bis diese unglücklichen Geister Ruhe fänden.
Das bringt der Krieg so mit sich, und wenn der zu Ende ist, dann ist – für die Erde – alles vorbei und man findet ihn nicht mehr so schrecklich, weil man die Folgen nicht überblicken kann oder sich nicht dazu traut.
Und kaum ist dieser Krieg vorbei, da denkt man schon wieder an einen neuen, der noch mehr Unheil und Verderben anrichten wird.
„Mensch, werde weiser.
Wozu ist das alles gut?
Macht mit euch selbst aus, wozu es nötig ist, eure Brüder zu ermorden“, sagte Alcar.
Die Menschen empfinden stofflich und nicht anders.
Sie sind darauf abgestimmt und sie vergöttern das Materielle.
Die ganze Kunst in jener Stadt war wunderschön, doch das Schönste in der Kunst verliert seinen Wert, wenn es der geistigen Kraft beraubt wird.
Das wollen die Leute nicht verstehen und sie erkennen es auch nicht, ebenso wenig, dass die Welt krank ist.
Sie merken nichts von alledem und wollen es auch nicht merken.
Alcar sagte, die Welt sei krank und schlecht und die Menschen geistig krank.
Das ist noch schlimmer, als wenn sie an einer der am meisten gefürchteten Krankheiten leiden würden.
Sie haben kein Gefühl mehr und kein Licht in sich.
André erstickte beinah unter diesem schlechten Einfluss.
Das war nicht der Einfluss, den seine geistigen Freunde auf die Erde brachten; der war heilig und rein.
Auf Erden hingegen fehlt in allem Licht und Wärme und überall herrschen die Leidenschaften.
Wo war die wahre Liebe geblieben, die Christus einst gebracht hatte?
Man kennt diese nicht mehr; auf was man auch stößt, es ist Selbstliebe.
Er fand die Menschen rücksichtslos; sie bemerkten nicht einmal, dass sie oft mit dem heiligen Feuer der Liebe spielten, als ob es nichts wäre.
Später wird man entdecken, dass man rücksichtslos mit der wahren Liebe umgesprungen ist, und man wird sehr darunter leiden und es bereuen.
Aber es wird nicht lange dauern und man beginnt von Neuem so mit ihr zu spielen, dass vielen das Herz blutet.
So grausam sind die Menschen.
Er konnte sich einfach nicht vorstellen, warum sie sich untereinander nicht besser verstehen wollten.
Wussten sie denn nicht, dass die Liebe Gottes größte Schöpfung ist und dass sie selbst auf all das Schöne, das Glück bedeutet, abgestimmt sein könnten, wenn sie dem Weg, der aufwärts führt, nur folgen wollten?
Ihm schauderte, wenn er solchen Menschen begegnete.
Für ihn bedeutete die heilige Liebe ewiges Glück.
Er ärgerte sich auch, wenn Leute zu ihm kamen, die aus Sensationslust oder zum Zeitvertreib an Séancen teilnehmen wollten, und sich dann nicht näher auf die Materie einließen.
Wenn sie bei einem Malabend anwesend waren oder bei einer Séance, bei der Alcar durch ihn sprach, dann hatten sie schon bald wieder alles vergessen, weil sie das Heilige dessen nicht erkannten und nicht fühlten, wie viel Halt und Glück ihnen dadurch gebracht wurde.
Das waren Leute, die überall alles verdarben.
Ihm war dieses Werk jedoch heilig; er kämpfte, und Tausende mit ihm, für die große Sache: Die Menschen von der Wahrhaftigkeit eines Lebens nach dem stofflichen Tod zu überzeugen.
Alcar warnte ihn stets vor jenen, die daran nicht glauben wollen.
„Hüte dich vor denen“, sagte er, „denn sie sind eine Gefahr für unser Werk.
Verschließe dich diesen Wesen; ich werde dir dabei helfen.
Dann wirst du ihnen mit unserem reinen Wissen Antwort geben können.
Wir sehen und kennen jeden Seelenzustand.
Wir durchschauen sie alle.“
Er fürchtete sich vor diesen Menschen und hielt sie deshalb auf Abstand.
Neulich hatte er eine schöne Malséance abgehalten, an der viele teilgenommen hatten.
Alcar hatte ihm gesagt, dass er eine große Leinwand kaufen solle, die für einen deutschen Marinemaler bestimmt wäre, der im Krieg gefallen war und jetzt durch ihn zu malen wünschte.
Er hatte die Leinwand (0,90 m x 1,50 m) sowie Farbe und alles Nötige gekauft und war neugierig, was auf diese große Leinwand gemalt werden sollte.
Diese Séancen hielt er immer nachmittags ab, was aber nicht nötig war, da bereits Zeichnungen im Dunkeln angefertigt worden sind, die sich durch eine schöne Linienführung auszeichneten.
Bevor er in Trance versetzt wurde, musste er beten; anschließend nahm er vor der Staffelei Platz und wartete auf das, was kommen sollten.
Die Intelligenzen ließen nicht lange auf sich warten und binnen weiniger Augenblicke war er in Trance; dann war sein Geist aus dem stofflichen Körper ausgetreten und sein Organismus von einem geistigen Maler übernommen worden.
Alle geladenen Gäste, unter denen sich einige Kunstmaler befanden, waren an diesem Nachmittag pünktlich zusammengekommen.
Der Maler, der durchkam, hatte mit einer staunenerregenden Technik ein Bild ineinandergefügt.
Alle Anwesenden fanden das sehr interessant, weil jemand, wie die beiden Maler sagten, solch eine Technik nur beherrschen konnte, wenn er darüber auch eine Studie angefertigt hat.
Binnen zwei Stunden war das Bild fertig und trug den Titel: „An der Irischen Küste“; das Motiv war: Meer mit Felsen.
Danach war Andrés Geist wieder in seinen Körper zurückgekehrt.
Doch nach einiger Zeit hatte Alcar ihn erneut in Trance versetzt und den Anwesenden Folgendes gesagt:
„Sie sehen, meine Lieben, dass es uns nach dem stofflichen Tod möglich ist, auf der Erde zu wirken.
Dieses schöne Bild wurde von einem deutschen Maler, Erich Wolff, zustande gebracht.
Dieser junge Künstler, der in eurem letzten Weltkrieg (der Erste Weltkrieg) fiel, malte in seinem irdischen Leben an der schottischen und irischen Küste.
Viele Familienmitglieder grüßen Sie und Gott segne Sie alle.“
Die Séance war zu Ende.
Einige Zeit später empfing er noch mehr Bilder von diesem Maler.
Eins davon war äußerst naturgetreu gemalt.
Dieses Bild trug den Titel: „An der schottischen Küste.“
Einer seiner Freunde bekam es von Alcar geschenkt.
Dieser hatte für Alcar etwas getan, ohne dass er wusste, wozu es diente.
Das war alles geistige Führung.
Nachdem Wolff das Gemälde fertiggestellt hatte, ließ er ihn in hellsehendem Zustand sehen, wie und wo die Schiffe die Küste entlangfuhren.
Als er das Bild zu seinem Freund brachte, erzählte er ihm, was der Maler ihm mitgeteilt hatte, was der äußerst interessant fand.
Es war eine bizarre Felsengruppe mit zwei langen, von der See umspülten Felsspitzen an einem wunderschönen Sommerabend.
Als das Bild schon einige Zeit bei seinem Freund an der Wand hing, kam ein Schwager von ihm, der Maschinist auf großer Fahrt war, nach Hause zurück und erkannte beim Hereinkommen auf der Stelle, dass es sich um die schottische Küste handelte.
„Wie kommst du an die schottische Küste?“, fragte er.
„Hast du dieses Gemälde in England gekauft?“
Doch Andrés Freund lachte nur und ließ ihn weiterreden.
„Wir fahren“, so erzählte der Seemann, während er die Richtung anzeigte, „auf der Route nach Holland so um die Küste herum.
Diese Felsspitzen sind schon von Weitem sichtbar und dienen uns als Orientierungshilfe.
An Bord sagen wir dann: ‚Zacken in Sicht.‘
Es ist auffallend treffend gemalt, genau so, wie es in Realität ist.“
Nachdem er zu Ende geredet hatte, erzählte ihm Andrés Freund, dass ein Mann, der ein Medium war, dieses Bild empfangen hatte, der zum einen unter normalen Umständen nicht malen konnte, und zweitens, wenn er es doch tat, dies nicht wusste, da er sich dann in Trance befand, und der drittens nie Schottland, Irland oder England gesehen hatte.
Der Seemann fand das sonderbar und hatte noch lange das Gemälde betrachten müssen.
Damit war doch wohl bewiesen, dass hier jemand anders am Werk gewesen war.
Dass nicht er, André, es gemacht hatte, sondern ein anderer von seinem Organismus Gebrauch gemacht hatte.
Wolff malte sechs große Gemälde für ihn, und alle waren wunderschön.
André war glücklich, sehr glücklich mit seinen Gaben und mit seinem ganzen Werk.
Deshalb wollte er auch so gern, dass die Leute tiefer darauf eingingen.
Dieses Werk wurde von ihnen als Teufelswerk verunglimpft.
Waren Alcar, Wolff und die anderen Geister Teufel?
Nein!
Bislang hatte er sie als Geister der Liebe kennengelernt.
Noch kürzlich war es beeindruckend, wie Alcar ihn beschützte und wie umsichtig er mit seinen Gaben war.
André fühlte sich krank; er hatte sich tüchtig erkältet.
Trotzdem hatte er an diesem Tag seine Arbeit erledigt, obwohl er sich auch nach seinem Bett sehnte.
Gegen Abend bekam er hohes Fieber und hatte vor, bald schlafen zu gehen, aber zu seiner großen Bestürzung bekam er gegen sieben von Alcar noch die Nachricht, dass er malen wolle.
Da sagte er sich: „Aber um Himmelswillen, ich bin krank“, doch sofort darauf hörte er Alcar zum zweiten Mal: „Sorge dafür, dass du gegen acht bereit bist; wir malen, André!“
Da seufzte er nicht weiter.
Was Alcar wünschte, musste recht sein.
Als er es seinen Eltern erzählte, fanden sie es äußerst merkwürdig und rieten ihm dringend davon ab, dem Wunsch nachzukommen.
Wie wollte er mit einem kranken Körper malen können?
Er zweifelte; seine Eltern überredeten ihn schließlich dazu, sich zu weigern, und er beschloss zu Bett zu gehen.
Doch das, womit niemand gerechnet hatte, geschah.
Plötzlich kam er unter Einfluss, geriet in Trance und Alcar sprach durch ihn zu seinen Eltern: „Sie sehen, meine Lieben, wenn wir wollen, können wir alles.
Heute Abend male ich selbst und Sie werden erst später verstehen, warum ich gerade jetzt seinen stofflichen Körper in Anspruch genommen habe.“
Er begab sich in Andrés Zimmer, bereitete alles vor und begann zu malen.
Von Viertel vor acht bis fast zehn war André in Trance, und als er erwachte, fühlte er augenblicklich, dass das Fieber und die Erkältung verschwunden waren.
Er fand das herrlich und eilte zu Vater und Mutter, um es ihnen zu erzählen.
Wenig später sagte Alcar zu ihm:
„Die Blumen, die ich gemalt habe, sind nicht so besonders schön.
Es war meine Absicht, dass es dir besser gehen möge, und das ist mir voll und ganz geglückt.
Ich konnte nichts Besseres tun, als deinen Körper in Besitz zu nehmen.
Du siehst also, mein Sohn: Gebe dich stets, vertraue mir jederzeit.
Dein Stoffkörper untersteht meiner Obhut.
Ich werde weiter über dich wachen.“
An diesem Abend weinte André vor Glück und Dankbarkeit, weil die Geister so gut zu ihm waren; und auch seine Eltern dankten Alcar in ihrem Gebet für die große Hilfe und für den wunderbaren Beweis, den sie von ihm bekommen hatten.
Das war reine, pure Liebe; Geisterliebe aus höheren Sphären.
Wie viele hatte er nicht schon überzeugen können, durch Beweise, die Alcar ihm gegeben hatte.
Musste man auf diese heilige Sache dann nicht peinlichst achtgeben?
Waren das nicht gute Teufel?
Waren das nicht Teufel, die Menschen liebten?
Es wurde doch alles getan, ihnen Beweise zu liefern, sie zu überzeugen von einem Leben nach dem stofflichen Tod.
Der Spiritualismus und alles, was damit zusammenhängt, war für ihn eine heilige Sache.
Diejenigen, die hinter dem Schleier wirken, ohne Dank zu verlangen, wollen alles tun, um den Menschen das Glück zu bringen und die Wahrheit.
Sollte man da nicht demütig niederknien und alles in Dankbarkeit annehmen?
Sie wollen die Menschen doch glücklich sehen!
Nein, diese Geister der Liebe sind keine Teufel, obwohl die Menschen auf Erden sie in ihrer Überheblichkeit oftmals als solche ansehen.
Sie glauben, dass sie mit ihrer irdischen Weisheit das Geistige verstehen können, und das stimmt nicht.
Auf all das müssten sie innerlich abgestimmt sein, dann könnten sie es vom Gefühl her erfassen, doch sie sind zu sehr stofflich.
Irdische Weisheit ist keine geistige Kraft und hat auch nichts damit zu tun.
Als ob wir vor Gott nicht alle gleich wären!
Steht auf Erden ein König geistig immer höher als ein Zimmermann?
Wohl nicht.
Dennoch ist man oft dieser Meinung.
Er hatte schon so oft gesehen, dass sogenannte große Männer, die auf Erden Gelehrte, selbst Gottesgelehrte waren und in Séancen durchkamen, zutiefst unglücklich waren und baten, dass ihnen geholfen werden möge.
Erst dann verstanden sie, dass der Spiritualismus etwas Schönes ist.
Dann standen sie da mit dem ganzen Studium und ihrer ganzen Weisheit, welche sie geistig nicht weitergebracht hatten.
Sie hatten schließlich nicht danach gelebt.
Trotzdem gab es auch Gelehrte, die das Licht und das Glück an Jener Seite doch gefunden hatten, aber die hatten auf der Erde auch besser gelebt; sie hatten Gott nicht vergessen und waren gut zu anderen.
Das war das Gute, das sie in sich trugen, wie Gott es von ihnen wollte.
Diese trugen keine Masken, wie andere, deren Zeit im Jenseits einst auch kommen wird.
Dort fallen die Masken und sie werden nackt dastehen; ihre Macht ist dann verloren.
Doch auf Erden sind sie die Leute, die alles verderben und vor denen Alcar ihn immer warnte.
Das fand er noch nicht einmal so schrecklich, doch wenn sie es unter dem Deckmantel des Geistigen tun, dann ist es viel schlimmer und sie sind verloren.
Dann richten sie eine geistige Mauer vor sich auf und schießen von dort aus ihre stofflichen Pfeile ab, die ehrliche und einfache Menschen treffen sollen.
So sind deren Masken für diese Welt.
So leben sie unter der Maske geistiger Wesen.
Für sie ist alles nur Zeitvertreib.
Aber dafür ist das geistige Werk zu heilig.
Ihre Herzen sind und bleiben kalt für alles und bei ihnen kommt das Gute nicht zum Vorschein.
Der göttliche Funke, mit dem sie auf die höheren Sphären und alles Schöne abgestimmt sein könnten, glüht nicht mehr, sondern ist langsam aufgezehrt worden und wie der Docht eines Nachtlichts erloschen.
Wegen solcher Menschen hatte er viel Kampf durchgemacht, und jetzt, da er so weit war und begriff, worauf sie hinauswollten, spielte er mit ihnen, weil er jetzt die Kraft dazu besaß.
Jetzt durchschaute er jeden.
So weit hatte Alcar ihn gebracht und sein geistiges Gefühl entwickelt.
Das ist es, was diese Menschen nicht tun, denn immer und immer wieder fallen sie in ihre stoffliche Welt zurück.
Trotzdem wollte Alcar, dass er sich immer geben solle, denn es durfte niemand dabei zu kurz kommen, da auch solche zu ihm kamen, die sich ehrlich verhielten.
„Du musst über allem stehen“, sagte Alcar, „damit dein Herz den Guten gegenüber nicht verschlossen ist.
Du wirst bald herausfühlen können, wenn dir ein offenes Herz entgegentritt, denn jenes Herz strahlt dir entgegen.
Sei jederzeit bereit, auch wenn dir ein noch so großer Kampf bevorstehen sollte, denn durch Kampf wirst du lernen.
Habe also Vertrauen, wir stehen an deiner Seite und bleiben deine unsichtbaren Helfer.“
So sprach Alcar oft mit ihm, und das tat ihm gut, denn es war ihm manchmal zu viel geworden, und dann konnte er fast nicht mehr vor lauter Kummer und Sorgen.
Die Menschen wollten ständig mehr und mehr, bis letztlich alles für sie keinen Wert mehr hatte.
Was würde heute Abend nun wieder geschehen?
Vielleicht schwärmten sie wieder für ihn, um ihn dann früher oder später wieder fallen zu lassen.
Doch er würde vorbereitet sein, wenn man es ihm auch noch so schwer machte.
Alcar und seine Freunde taten das niemals.
Sie sind einfühlsam und ehrlich mit ihren Antworten.
Niemals kränken sie jemanden und gehen immer nur den einen Weg, den Weg der Liebe.
Sie haben ausschließlich ihre Aufgabe vor Augen: für den Spiritualismus zu wirken.
Die Menschen verstehen es nur halb und sie wollen nicht dadurch lernen, auch wenn sie noch so schönen Unterricht bekommen.
Doch sie bekommen ihn zu ihrem Besten, denn dadurch sollen sie sich entwickeln.
Es ist nicht der Sensation wegen, dass man mit jenen in Verbindung kommen kann, die auf Erden gestorben sind.
Das ist nicht die Absicht der Welt des Geistes.
Die Menschheit soll vorankommen, hinauf, den Weg zu Gott empor.
Doch auf halbem Wege angekommen können sie nicht mehr weiter und fallen dahin zurück, wo das Leben für sie wieder bequem wird.
Das kostet sie keine Kraft, sondern geht von selbst.
So bringen sie das Leben mit Trödeln zu Ende, das für sie nichts anderes als ein Leben irdischer Freuden ist.
Seine düstere Stimmung wollte noch immer nicht weichen, aber in solch einem Gemütszustand konnte er das große Leid Christi so gut verstehen.
Christus hatte sich für die Menschen hingegeben.
Immer mehr gab Er, und als Er nicht mehr geben konnte, schlugen sie Ihn.
Christus ließ sie gewähren und es wurde immer schlimmer, denn sie wollten noch mehr.
Sie mussten Sein Fleisch und Blut haben.
Und erst als Er ans Kreuz genagelt wurde, erkannte das Volk in Ihm das wahre Kind Gottes.
Als die Wolken auseinanderrissen und Gottes Licht erschien, erkannten alle Menschen, dass Er der einfache Mensch war, der sich ganz hatte geben wollen.
Christus war auch der Sohn eines Zimmermanns, doch Christus hatte weitaus größere Kraft als André.
Christus vollbrachte große Wunder.
Christus war der große Geist.
Er, André, vollbrachte Wunder im Kleinen.
Dennoch durfte er das gleiche Werk tun und durfte auch Kranke heilen.
Aber Blinde konnte er nicht sehend machen, wie Christus es tat, weil er nur ein unvollkommener Mensch war, ein Mensch mit vielen Fehlern.
Christus war der vollkommene Mensch, Er war der Sohn Gottes, der sich für die Menschen ganz gegeben hatte; trotzdem kreuzigten sie Ihn.
Bald schon war das große Wunder vergessen und man sündigte weiter, ständig weiter.
Wenn er traurig und trüb gestimmt war, dann konnte er es so richtig fühlen und verstehen, was dieses Leiden für Christus bedeutet haben musste.
Christus, das einfache Herz, das von seinen Brüdern und Schwestern gepeinigt und gegeißelt wurde.
Als Sein Blut floss, war es noch nicht genug.
So sind die Menschen.
Alcar hatte ihm Jesus zum Vorbild gegeben und gesagt:
„Grüble nicht und tue dein Werk, André.
Sei auf alles vorbereitet und nimm dir ein Beispiel an Ihm, der für uns alle gelitten hat.
Du tust das gleiche Werk, mein Sohn, nur alles im Kleinen, und versuche nicht, dich mit Ihm zu vergleichen.
Sei zufrieden mit diesem Glück und bewahre es auf diesem Weg.“
Er musste noch viel lernen, das wusste er wohl, und er würde lernen, solange er noch auf Erden war.
Einmal hatte er die große Befriedigung gefühlt, die Christus gefühlt haben musste, und dadurch hatte er alles noch besser verstanden.
Man hatte ihn zu einem neun Monate alten Kind geholt, das schwer krank mit hohem Fieber totenstill in der Wiege lag.
Wie es dazu kam, wusste er nicht, und einbilden wollte er sich nichts, doch als er an der Wiege stand, sagte er zu den Eltern: „Nun werde ich Ihnen einmal zeigen, wie Christus heilte.“
Sie sahen ihn verwundert an, aber sagten nichts, denn dazu war die Lage zu ernst.
Er kniete nieder und betete innig, wie immer, wenn er einen Kranken behandeln sollte.
Er flehte Gott und Christus um Hilfe an und betete: „Gib Deinen Abgesandten die Kraft, um mir bei diesem guten Werk helfen zu können.
Oh, Jesus, hilf mir.
In deinem Namen will ich diese Kleine heilen, wie Du es getan hast.“
Plötzlich, er wird diesen schönen und großen Augenblick niemals vergessen, wurde sein Arm leicht angehoben und von einer fremden Kraft zum Köpfchen des Kindes geführt, während ihn ein herrliches Gefühl großen Glückes durchströmte.
Nach einigen Minuten wurde sein Arm wieder zurückgeführt, und unmittelbar danach öffnete die Kleine die Äuglein, fing an zu lachen, zu schreien und zu strampeln, und war geheilt.
Die Eltern sahen ihn voller Bewunderung an und Tränen traten ihnen in die Augen.
Oh, welch ein Tag war das!
Welch großes Wunder war geschehen!
Alcar sagte ihm: „Durch deine große Liebe zu Christus und zu unserem Werk hast du dies tun dürfen.“
Er fühlte sich wie im Himmel.
In seinen Gebeten bat er stets um Hilfe, aber er hatte wohl verstanden, dass nicht jeder Kranke auf der Stelle geheilt werden konnte, denn dann müsste er Christus ebenbürtig sein, und das konnte er in Tausenden von Jahren noch nicht sein.
Für ihn war es jedoch ein heiliges Gebot, dafür zu sorgen, dass er stets bereit war, die höheren Kraftströme zu empfangen, um diese an die Kranken weiterzuleiten.
Indem er seine Hand auf das Haupt des Kindes legte, war es geheilt.
So hatte es Christus während seines Lebens auf Erden auch getan.
Er, André, wurde zwar nicht gleich gegeißelt, aber er konnte dafür ins Gefängnis kommen, weil er kein Arzt war und nach irdischem Gesetz nicht befugt war zu praktizieren.
Christus war vor vielen Jahrhunderten der vollkommene Mensch auf Erden, und nie wieder wird ein Christus auf Erden erscheinen, um sich für die Menschheit zu opfern, denn Jesus wird nach all den Hunderten von Jahren noch immer nicht verstanden.
So grübelte er den ganzen Tag hindurch.
Er konnte sich nicht davon losmachen und war müde vom vielen Denken.
Doch nun musste es ein Ende haben, denn die geladenen Gäste waren bereits hereingekommen und die Séance sollte gleich beginnen.
Alcar würde ihm schon Kraft geben, wie immer.
Die Séance begann.
Zunächst wurden mit Kreuz und Tafel viele Botschaften aufgefangen; für jeden war etwas dabei und viele kamen wieder mit Familienangehörigen und Freunden in Verbindung, die sie vorübergehend verloren hatten.
So wurde man gestärkt, geistig gestärkt, und man war glücklich, weil man mit seinen Teuren in Kontakt kam.
Wie schön das war!
Als dieser Teil der Séance vorbei war, gab es einen Augenblick Ruhe, woraufhin Alcar ihn in Trance versetzte und mit seiner klaren Stimme folgende Worte an die Anwesenden richtete:
„Guten Abend, meine Schwestern und Brüder, heute will ich mit Ihnen über die menschliche Uhr sprechen.
Ich kann Ihnen helfen und werde Ihnen helfen.
Ich will Ihnen so gerne helfen; nur wie?
Ich sagte Ihnen bereits viele Male, immer und immer wieder: Ich werde Ihnen helfen, so Gott es will.
Sie lauschen nun voller Andacht allem, was ich Ihnen sagen werde, das Ihnen aber eigentlich schon längst bekannt ist.
Es muss aber dennoch gesagt werden, dass ihr Menschen, auch wenn ihr es wisst und das eine oder andere Mal auch daran denkt, mit euren menschlichen Gedanken nicht immer nach diesem Wissen handelt.
Ticktack, hin und her, das ist die Zeit.
Das ist das Pendel der Uhr.
Es geht so regelmäßig: ticktack, ticktack, ohne Unterbrechung: ticktack.
Ihr denkt, dass euer Leben auch so gleichmäßig weitergehen wird wie das Uhrwerk, das vom Uhrmacher aufgezogen wird.
Aber geht das Leben für jeden so glatt und regelmäßig weiter?
Ist es für jedermann das Ticktack, Ticktack der täglichen Belastungen, Tätigkeiten oder Aufgaben?
Oder liegt darin ein Klang, den Sie nicht hören?
Liegt darin nicht ein Klang, den Sie wohl wahrnehmen und der gerade euch Menschen von jenem täglichen, eintönigen Ticken der Uhr unterscheidet?
Ist es nicht gerade der göttliche Funke in Ihnen, der Sie davon unterscheidet, der Sie über alles Mechanische stellt?
Und liegt in diesem göttlichen Funken nicht die göttliche Liebeskraft?
Macht nicht gerade das, was die Menschen Liebe nennen, das Leben lebenswert und es wert, gelebt zu werden?
Ist das nicht das Schönste, das Reichste und das höchst Göttliche im Menschen?
Jeder sehnt sich danach, von Kind an; ich würde fast sagen: Schon von vor der Geburt an sehnt man sich nach Liebe.
Und diese Liebe wächst und diese Liebe wird schöner, sie wird stärker und versetzt Berge.
Ohne diese Liebe wäre das Leben eine Einöde.
Wer die Liebe kennt, gehört zu den Glücklichen.
Wer die Liebe gekannt hat, lebt darin fort, und wer die Liebe nicht gekannt hat, ist glücklich, wenn er in seinem Inneren diese große Kraft fühlt, diese große und heilige Kraft, die Heiligkeit dessen, was er zu geben imstande wäre.
Begreifen Sie das, meine Freunde?
Fühlen Sie das, meine Freunde?
Dass Ihr Leben ein Leben geleitet von Gedanken (voller Liebe) sein könnte?
Wie viel Sie geben könnten?
Das, was in Ihnen ist, lasst dies das Schönste und das Heiligste, ja das Allerallerheiligste sein; jederzeit.
Habe ich heute Abend viel Neues gesagt?
Wissen Sie das alles nicht schon längst?
Und dennoch frage ich mich: Habe ich Ihnen nicht geholfen, Sie nicht gerade wachgerüttelt, nicht gerade das viele Gute hervorgehoben, das im Menschen steckt und ihn von der Maschine unterscheidet?
Und wenn Gott in Seiner großen Güte Sie in Ihrem irdischen Leben diese Liebe fühlen lässt, haben Sie dann Vertrauen, meine Freunde.
Es ist Gottes Wille, vergessen Sie das nie, dass solch eine Liebe herrscht und dass solche Liebesbande existieren.
Könnte es denn jemals Gottes Wille sein, dass solch ein Band gelöst würde?
Nein, sage ich Ihnen.
Seien Sie dann voller Vertrauen in einem Leben geheiligter Liebe und lassen Sie die Lebensuhr zuversichtlich weiterticken.
Es ist Gottes Wille.
Einst kommt für jede Maschine der Moment des Endes, der Moment, da sie abgenutzt und verschlissen ist.
Dann hört die Lebensuhr auf zu ticken.
Dann vernimmt man jenes Ticktack nicht mehr, und dann vermisst man es.
Dann lässt es bei so vielen eine Leere zurück, und dann herrscht bei vielen große Trauer um diesen treuen Freund, diese treue Seele, die Sie lieb hatten.
Die treue Seele, die Ihnen zur Seite stand, der Sie zur Seite standen, die Ihnen half, der Sie halfen, der Sie Liebe gaben und die Ihnen Liebe gab, vermisst man hier auf Erden dann so sehr.
Dann kommt für Sie die Leere, weil Sie nicht an das Jenseits glauben.
Und wenn die Uhr nicht mehr schlägt und nicht mehr tickt, gedenken Sie dann der vielen Liebe, die dieser Mensch ausstrahlte.
Der vielen Liebe, die er gegeben hat, aber auch der vielen Liebe, die er geben wollte, aber nicht konnte, weil Du, Mensch, ihn in deinen menschlichen Gedanken nicht verstanden und die Liebe nicht gefühlt hast, die er Dir geben wollte.
Sie haben die Hände nicht gesehen, die man Ihnen reichte, sondern haben die unbewusst zurückgewiesen.
Sie können ihm sehr helfen mit Ihrem Gebet zu Gott, in dem Sie um Vergebung bitten, da Sie so viel Liebe nicht haben sehen wollen.
Sie können Ihn in Ihrem Gebet bitten, dass Er Sein Licht auf die Seele scheinen lasse, die so viel Liebe gab oder hat geben wollen.
Sie können um die Vergebung seiner Sünden bitten, denn jeder Mensch sündigt, gewollt oder ungewollt.
Ein Mensch sündigt, weil er nur ein Mensch ist.
Und wenn es so weit ist, dass es Gott gefällt, auch bei Ihnen das Pendel anzuhalten, so möge es auch für Sie viele geben, die ein Gebet zu Gott hinaufschicken, dass Er Sie bald ins Licht führen möge.
Vertrauen Sie auf Gott, vertrauen Sie auf Gottes Liebe und glauben Sie an Ihre eigene Liebe.
Amen.“
Alcar hatte aufgehört zu sprechen und hatte sich still entfernt.
Es war eine wundervolle Séance und man fühlte sich auf heiligem Grund.
Alle waren glücklich.
Oh, diese schöne, wunderbare Wahrheit, bald auf ewig im Jenseits leben zu dürfen!
Der Abend war vorüber.
Die Gäste machten sich auf den Weg nach Hause und fragten nach, ob sie bei den nächsten Sitzungen wieder dabei sein dürften, um abermals dieser schönen, klaren Stimme, die mit so viel Liebe zu ihnen gesprochen hatte, lauschen zu können.
Schon einige Tage später kündigte Alcar an, dass er abermals eine Séance abhalten wolle, und dazu lud André auch noch andere ein, sodass der Kreis noch größer wurde als beim vorigen Mal.
Alle wollten den geistigen Beistand und die Kraft, die ihnen von Jener Seite geschenkt wurden.
Vater und Mutter waren nunmehr auch bereit, ihn zu unterstützen, denn die Prophezeiung, die er seinem Vater durchgegeben hatte, war eingetroffen, so wie Alcar es ihm ganz zu Anfang gesagt hatte.
Auch an diesem Abend kamen viele mit ihren Lieben in Kontakt, die bereits an Jener Seit weilten, und ein erbrachter Beweis war noch überzeugender als der andere.
Alles zeugte von Wahrheit und Liebe.
Hierauf konnte man bauen; dieses Wissen war rein.
Herrlich war es.
Es wurden keine Toten beschworen, sondern die Toten kamen von sich aus und sprachen mit den Hinterbliebenen.
Hier musste nicht mehr gezweifelt werden; man wusste, dass die Toten leben.
Es waren wunderbare Lehrstunden, in denen Selbstliebe oder Egoismus nicht vorkamen.
Alles, was durchkam, war rein und lauter.
So überbrachten sie es, die vor ihnen hinübergegangen waren.
Also konnten nicht nur sie, die noch auf Erden lebten, glücklich sein, sondern auch diejenigen, die bereits im Jenseits waren, da Gott ihnen gestattete, ihren Lieben, die in Leid und Schmerz auf Erden zurückgeblieben waren, dieses Glück zu bringen, wozu Er ihnen die Kraft und den Kontakt geschenkt hatte.
Die Freunde an Jener Seite waren glücklich, weil sie ausrufen konnten: „Wir sind nicht tot, wir leben.
Trauert nicht, wir kommen zu euch und stehen euch zur Seite.
Wir schauen durch den Stoff hindurch und können eure Wege durch jede Misere führen.
Wir erkennen die Gefahr, da wir des groben Stoffes entledigt sind.
Wir sind jetzt feinbesaitet und leben im Licht.
Das ist die Kraft, die wir, hier in der Ewigkeit, von Gott empfangen haben.
Verschließt eure Ohren nicht, wir sind bei euch und wollen euch helfen.
Sucht uns nicht zu weit weg, wir sind in der Nähe.
Sucht uns nicht im Grab, wir stehen neben euch und leben.“
André hatte diese Worte schon so oft vernommen; doch immer und immer wieder klang ihm und allen anderen jenes: „Wir sind nicht tot, wir leben.“, wie sanfte Musik in den Ohren.
Zunächst wurden die Informationen wieder durch das Kreuz empfangen und danach kam Alcar durch, der zu den Anwesenden Folgendes sagte:
„Hier bin ich wieder.
Guten Abend, meine Freunde und Freundinnen, Schwestern und Brüder.
Heute Abend will ich mit Ihnen über Glaube, Liebe und Hoffnung sprechen.
Einst werden wir auf ewig zusammen sein.
Gedenken Sie dieser Worte, während Sie noch auf der Erde leben.
Es ist so wunderbar, zu Ihnen zu kommen, um Ihnen das Licht von Jener Seite zu bringen; das Licht, das Gott uns gibt, um es Ihnen zu bringen.
Gottes Liebe!
Und warum ist es so wunderbar, hier sein zu dürfen?
Weil unter Ihnen Harmonie herrscht, ein Zusammenkommen von Seele zu Seele, was so wichtig ist.
Denn die Harmonie schafft eine Atmosphäre, die heilig ist und schön, wie sie nur bei wenigen Menschen anzutreffen ist.
Und deswegen bin ich auch so dankbar, dass ich in Ihrer Mitte sein darf.
Verstehen Sie mich recht, wenn ich sage: darf.
Denn es ist nicht mein Wille, sondern es ist Gottes heiliger Wille, den ich ausführe.
Und ich bin dankbar, dass ich ihn ausführen darf.
Es ist so wunderbar, in Ihrer Mitte zu sein, denn ich fühle schon die von Ihnen ausgesandte Strahlung um mich herum, und das gibt mir solch ein Vertrauen, dass hier nichts anderes als das Gute geschehen wird.
Von Ihnen allen geht etwas Gutes aus, weil Sie wissend sind und Gutes wollen.
Weil Sie vom Wunsch erfüllt sind, Höheres zu tun und nur Höheres zu wollen.
Und auch wenn Sie es nicht direkt merken und es auch selbst noch nicht wissen: Ich sage es Ihnen so gerne, weil es vielleicht ein Ansporn für Sie sein wird, weiter auf diesem Weg voranzuschreiten, was Sie stärken und aufbauen wird.
Ach, ein jeder braucht in seinem Leben Unterstützung, und ich weiß, dass Ihnen meine wenigen Worte guttun werden.
Dort, schaut alle hoch.“
Alcar zeigte mit seinem rechten Arm nach oben.
„Dort sehen Sie den Glauben, die Hoffnung und die Liebe, und von letzterer werden Sie am meisten sehen; das ist die Liebe, und die ist schön.
Oh, sie ist so schön.
Glauben Sie an die Liebe und handeln Sie nach ihr, denn ohne den Glauben an das Jenseits, ohne Hoffnung auf Besseres und ohne die Liebe, die ein Band ist, würde das Leben trostlos sein.
Diese drei Worte, Glaube, Liebe und Hoffnung, geben Ihnen einen Blick auf die göttliche Gnade.
Wenn Gott Ihnen Glaube, Liebe und Hoffnung schenkt, dann ist das mehr, als ein Mensch verdient.
Und wenn man diese nicht besäße, würde das Leben dann wohl zu ertragen sein?
Wenn man nicht an Gott glaubte, nicht daran glauben und darauf vertrauen würde, dass Er uns das alles schenken wird, wäre das Leben hier auf Erden dann nicht zutiefst traurig?
Sie ist so schön, so heilig, diese Dreieinigkeit, und so alles sagend für die Menschenseele.
Sie ist so groß, so rein.
Es ist mehr, als Sie erfassen können.
Aber auch wenn Sie von alldem nur ein Körnchen aufnehmen und wenn Sie auch nur ein wenig Glauben, etwas Hoffnung und einen Funken Liebe besitzen, so nehmen und greifen Sie bereits etwas auf von diesem ewigen Licht, von diesem o so schönen Licht, dem göttlichen.
Und Du, Mensch, solltest dafür sorgen, dass es wächst, dass es sich ausbreitet, dass es stärker und schöner wird; dass in Dir eine Wolke des Glaubens, eine Wolke der Hoffnung lebt und eine Sonne der Liebe Dich in blauem Glanz erstrahlen lässt.
Erst dann umgibt Sie eine ätherische Ausstrahlung.
Dann geht so etwas Schönes, so Wunderbares von Ihnen aus und Gott sieht Seine Kinder, wie Er sie gerne sehen will.
Glauben Sie, hoffen Sie und lieben Sie, dann wird Gott Sie segnen.
Und dann werden Sie Gott anrufen können, sich in dankbarer Demut vor Ihm niederlegen und Ihm danken können für all das Schöne, das Heilige und das Göttliche, das Er in Ihr Leben gebracht hat.
Das ist dann das Schöne im Leben, das ist das göttliche Licht.
Aber leider gibt es noch so viele, die dieses Licht nicht sehen oder nicht sehen wollen.
Und wenn man dann selbst zwar den Glauben, die Hoffnung und die Liebe in sich trägt, aber man findet sie auf seinem Weg nicht, dann ist der so schwierig, so schwer, so dürr, dann ist er wie verloren.
Dann stößt man überall auf Brombeersträucher, die über den Weg wuchern, und man muss mit bloßen Händen die Sträucher auseinanderziehen, will man den rechten Weg finden.
Dann bluten die Hände und man muss sich die Dornen aus dem Fleisch ziehen, weil sie so schmerzen.
Dann ist der Weg schwer.
Aber in Ihnen selbst müssen Glaube, Hoffnung und Liebe wachsen und Ihnen muss bewusst sein, dass Sie sich mit Gottes Hilfe durch dieses Gestrüpp den Weg bahnen können, weil Sie so den Weg zum Guten, zum Hohen und zum Heiligen finden werden.
Sie müssen darauf vertrauen, dass Sie diesen Weg finden können, und letztendlich werden Sie ihn auch finden.
Habt Vertrauen, habt Vertrauen.
Glauben Sie an sich selbst, haben Sie Hoffnung auf Besseres und lassen Sie die Liebe in sich blühen.
Kampf ist gut, meine Freunde, Kampf wird Sie stärken, doch der Kampf soll Sie zum Höheren führen, zur Dreieinigkeit: Glaube, Hoffnung, Liebe.
Sie müssen kämpfen, bis Sie dieses Ziel erreicht haben.
Einst werden Sie siegen.
Doch solange Sie sich der Beschwerlichkeit des Weges entziehen wollen, wird Ihr Kampf immer schwieriger werden und Ihr Weg schwerer.
Dann werden nicht nur Dornen der Brombeersträucher auf Ihrem Wege sein, sondern alles, was Dornen trägt, wird auf ihm wachsen, wie Berge so hoch.
Und Sie kommen da nicht hindurch, bevor Sie sich nicht Gottes Willen beugen, in Demut niederknien und sagen: ‚Gott vergib mir, ich habe Verkehrtes getan.‘
Und wenn Sie dann Ihren Blick heben und in der Ferne die prächtigen Farben sehen, in denen ‚Glaube, Hoffnung, Liebe‘ geschrieben steht, dann werden für Sie alle Dornen verschwunden sein und der Weg ein ebener, glänzender und offener sein, ein Weg des Lichts.
Und dann werden Sie mit offenen Armen auf das Licht zugehen und dankbar sein, dass Sie es haben erreichen dürfen.
Glaubt, habt Hoffnung und habt Liebe.
Haben Sie Liebe für Ihren Nächsten, haben Sie Liebe für alle Geschöpfe Gottes, haben Sie Liebe für jene, die von ihnen gegangen sind.
Haben Sie Liebe zu Gott und haben Sie Liebe für jene, die sie nicht verstehen.
Euer Weg ist nicht immer leicht, doch mit Gottes Hilfe, mit dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe, die Er in euer Herz legt, werden Sie ins Licht gelangen.
Vertrauen Sie darauf, vertrauen Sie darauf zu jeder Zeit.
Es ist so wunderbar, in Ihrer Mitte zu sein und Ihnen das alles geben zu können; Ihnen sagen zu können, was einem auf dem Herzen liegt, ein Ohr zu finden, das zuhört, ein Herz, das aufnimmt, und eine Seele, die nach dem Höheren sucht.
Mögen meine Worte, die so einfach sind, und dennoch so viel sagen wollen, ein klein wenig von Gottes allmächtiger Kraft in Ihre Herzen legen.
Mögen Sie alle in schwierigen Momenten Glaube und Hoffnung haben und in Gottes Liebe leben.
Dass Gott Sie segnen möge!
Amen.“
Die Séance war vorbei und alle gingen still und in sich gekehrt nach Hause.
Abermals hatte ein Abgesandter Gottes zu ihnen gesprochen und man fühlte sich dadurch gestärkt, geistig und körperlich, denn Alcars Worte hatten ihnen wohltuende Ruhe und heilige Kraft für den Geist geschenkt.
Das war der Einfluss von Jener Seite, der von den „Toten“ gebracht wurde.
Alle hatten ein weiteres Mal Beweise ihres Fortlebens erhalten und waren somit überzeugt davon, dass tot nicht tot bedeutet.
Man konnte die Heiligkeit und die Reinheit dieser schönen Abende fühlen.
„Es werden noch mehr solcher Abende folgen, André“, sagte Alcar, „und wir werden damit fortfahren, den Menschen Kraft aus dem Jenseits zu bringen.
Sei stark und bitte Gott, dass wir diese Kraft stets empfangen dürfen, um sie durch dich der Menschheit zu schenken.
Ich danke dir, mein Sohn.
Ich gehe jetzt.“
Alcar hatte aufgehört zu sprechen, doch André fühlte ihn dennoch an seiner Seite, was wohl immer so bleiben wird, solange er noch auf der Erde ist.
Er wird auch weiter Gott darum anflehen, dass er Alcar behalten möge, da ihm sein Werk heilig und lieb ist.