Leid und Schmerz verursacht durch andere
„Komm, mein Sohn, wir gehen weiter, damit ich dir andere Zustände deutlich machen kann.
Ich will dir zeigen, wie viele durch das zu leiden haben, was ihnen von anderen aufgebürdet worden ist, aber auch, wie schrecklich viele der Übergänge sind.
Ich werde dir jene zeigen, die dabei zusehen müssen, wie ihre Lieben, mit denen sie auf Erden viele Jahre verbunden waren, in finstere Sphären gebracht werden, und lasse dich das bittere Leid wahrnehmen, das sie fühlen, weil sie wissen, was Finsternis an dieser Seite bedeutet.“
Durch viele Straßen waren sie gegangen.
„Komm, mein Junge, in dieses Haus werden wir hineingehen.“
André sah ein großes Gebäude, das wie ein Krankenhaus aussah.
Er sah astrale Wesen, die ein- und ausgingen.
Für den irdischen Menschen waren sie unsichtbar.
Es war still in diesem Gebäude.
Es war die Macht des Todes, die hier das Zepter schwang.
Ein Haus des Leidens, nichts als Elend.
Es ließ ihn frösteln.
Ein Zittern durchlief ihn, als er den Palast des Todes betrat.
Er folgte seinem geistigen Leiter, der ein bestimmtes Ziel hatte.
Er ging immer weiter.
Sie durchquerten mehrere Korridore.
Auch hier hat er viele Geister an ihm vorbeigehen sehen.
Sahen sie ihn nicht?
Keiner von ihnen gönnte ihm einen Blick.
„Merkwürdig“, dachte er, „ich bin doch an dieser Seite“.
Sogleich vernahm er eine klare, aber sanfte Stimme, die sagte: „Aber in einem anderen Zustand“, woraus er schloss, dass er mit Alcar verbunden war.
Er verstand sofort die Bedeutung dessen, was er wahrnahm.
Ihm war klar, dass er sich in Alcars Abstimmung befand und sie ihn deshalb nicht sahen.
Vor einem Zimmer blieb Alcar stehen.
Gingen sie hinein?
Ja, hier sollte er andere Zustände erleben.
Es war ein großer Saal, in dem mehrere Betten standen.
Überall lagen Kranke, arme Menschenkinder.
Alcar wartete auf ihn.
Dort vor sich sah er einen Kranken, der noch jung war.
Neben dem Bett sah er den astralen Menschen, den unsichtbaren Helfer, der aus den Sphären herabgestiegen war, um dem Kranken zu helfen.
Liebe, nichts als Liebe.
André sah, dass der Geist lange, streichende Bewegungen entlang des Stoffkleides ausführte.
Seine Lebenskräfte strömten in den Stoffmenschen ein; geistige Ausstrahlung, Liebeskraft, die dem irdischen Menschen gegeben wurden.
Es war für André ein gewaltiges Bild.
Könnten die Menschen das nur sehen.
Dann wären sie überzeugt, dass Liebesbande ewig sind.
Es war ein männlicher Geist und der Kranke konnte sein Kind sein, denn er stellte eine gewisse Ähnlichkeit fest.
„Auf der Erde weiß man wenig über diese Zustände, André.
Auch die Kräfte derer, die an dieser Seite leben, kennen sie nicht; ich meine damit die Wissenschaft.
Aber es zeigt dir deutlich, wie wir von unserer Seite aus auf den Stoffmenschen einwirken können, ihm helfen können.“
„Geht dieser Junge hinüber, Alcar?“
„Nein, seine Zeit ist noch nicht gekommen.
Er wird leben, er wird hierdurch genesen.“
Der Geist legte seine strahlenden Hände auf das Haupt des Kranken.
All seine Liebeskräfte gab er dem Jungen.
Es war großartig, das als Mensch erleben zu dürfen.
Es war die Liebe eines Vaters zu seinem Kind.
Oh, wie schön das war.
Wie mächtig Liebe war.
Für tot hielt man ihn, doch der Tote rettete seinem Kind das Leben.
Der Tod nährte das Leben.
Wie wenig war davon auf der Erde bekannt.
Beim Anblick all des Schönen rannen André Tränen über die Wangen.
Im Stillen half der Mensch, der hinter dem Schleier lebte.
Nichts als Ruhe, Glück und Liebe lag in dessen Zustand.
Niemand hörte oder sah ihn.
Für die Menschen aber lebte er nicht mehr.
Hier sah er das große Wunder, das ewige Fortleben nach dem Tod.
Mensch, nimm es an!
Oh, wie heilig war dieses Wissen.
Wie groß ist die Macht Gottes, die dem Menschen im Leben nach dem Tod gewährt wird.
Alcar wartete ein paar Betten weiter auf ihn.
Was bekam er dort wieder zu sehen?
Er stand vor dem Krankenbett eines alten Mannes.
Er war schwer krank.
Neben dem Bett sah er eine junge Frau, die ein wunderschönes Licht ausstrahlte und die Umgebung erleuchtete.
Sie hielt ihren Blick fest auf den Kranken gerichtet, der im Tiefschlaf lag.
Er würde nicht mehr lange leben.
Sein Todeskampf hatte bereits begonnen.
Für den irdischen Menschen war es unsichtbar.
Doch André fühlte den heftigen Kampf mit dem Tod, dem Tod, der Leben bedeutete.
Ein Kampf, der nicht nötig war, dem sich der Kranke aber nicht entziehen konnte.
Er fühlte und wusste nichts von einem ewigen Fortleben.
Und im Kampf, dem Kampf zwischen Leben und Tod, stieg sie aus ihrer hohen Sphäre herab, um ihm beizustehen.
Erneut sah er, wie groß die Liebe war.
Bande der Liebe waren unzerstörbar.
Das war heilige Sphärenliebe, rein, wie sie diese fühlte, wie sie strahlte, wie sie selbst war, wie das Leben selbst sein konnte.
„Ist sie sein Kind, Alcar?“
„Nein, seine Mutter.“
„Was sagst du?“
„Seine Mutter, André.
Sie ist ein Geist des Lichts.
Jung und schön, während ihr Kind alt ist, körperlich alt und geistig alt.“
André verstand es: Seine Mutter war jung und schön, er dagegen ein unglücklicher Geist, wenn er demnächst an dieser Seite ist.
Der Mann hatte sein Leben verpfuscht.
André verstand nun das Leid und den Schmerz, deren Ursache von anderen ausgegangen war.
Sie, die Glückliche, litt, weil ihr Kind sich vergessen hatte.
Welch ein Elend.
Noch tiefer als er es vorhin wahrgenommen hatte.
Dort war es ein anderes Leid als das, was auf ihr lastete.
Dort war es zu ertragen, hier war es unmenschlich.
Die Mutter litt ihres Kindes wegen; weil sie Mutter war, litt sie.
Bald schon wird er in die finsteren Sphären gebracht.
Sie musste von ihm lassen, nichts konnte sie daran ändern.
Es war seine Abstimmung.
Er hatte es so gewollt.
Leiden durch andere.
Kannte man dieses Leid auf der Erde?
Nein, das war dort nicht bekannt.
Eisig kalt war es.
Finsternis und Armut.
Entsetzlich war es.
Es war ihr Kind und es bleibt ihr Kind, auch im Leben nach dem Tod.
Deswegen litt sie.
Sein Leiden, seine Schmerzen, die er erst noch fühlen würde, die so völlig anders waren als alle stofflichen Schmerzen, das fühlte sie.
Schon jetzt, wo doch sein Ende erst noch kam.
Sie wusste, was es bedeutete, in die finsteren Sphären hinabsteigen zu müssen.
Für viele Jahre kehren sie nicht mehr zurück.
Sein Schmerz würde unbeschreiblich sein.
Welch traurige Wahrheit sah er hier.
Sie war gekommen, um von ihrem Kind Abschied zu nehmen.
Dafür kam sie auf die Erde.
Oh, er fühlte es, als wenn Alcar es ihm erzählt hätte.
So war das Leben im Geiste.
Es war nichts daran zu ändern.
„Leuchtet dir alles ein, mein Sohn?
Ich könnte dir Tausende solcher Zustände zeigen.
Vor Monaten schon war sie bei ihrem Kind, um sich seiner anzunehmen, und nun ist der Augenblick gekommen, dass sie sich für lange Zeit von ihm trennen muss.
Schau, dort, André, ein junges Mädchen am Krankenbett der Mutter.
Neben ihr, ihr Vater.
Beide sind gekommen, um sie zu abholen.
Nicht mehr lange, und sie werden auf ewig zusammen sein.
Alle glücklich vereint, weil sie eine Mutter war, die allen, die zu ihr kamen, viel Liebe gegeben hat.
Sie hat geistigen Besitz.
Sie sind glücklich, mein Sohn!“
„Können sie uns nicht sehen, Alcar?“
„Nein, unmöglich.
Wir sind in einer anderen Abstimmung.
Ich werde mich jedoch mit ihr verbinden.“
André verstand erst jetzt so richtig, wie schlicht sein geistiger Leiter war.
Unmittelbar nachdem Alcar sich mit ihr verbunden hatte, kam sie auf ihn zu und fragte ihn: „Wird es noch lange dauern, Bruder?“
Daraus schloss André, dass Alcar eine höhere Abstimmung besitzen musste als sie, und er hörte seinen geistigen Leiter zu ihr sagen: „Nein, schon bald werdet ihr zusammen sein.“
Mit ihren strahlenden Augen sah sie Alcar an, Liebe lag in diesen Augen, nichts als Glück.
Das Ewige verstehen, das lag in diesem Blick, das war die Liebe, die beide fühlten.
Sie alle waren Geisteskinder.
Menschen, die mit einem Blick alles verstanden, ein Blick, in dem alles lag.
Sphären waren eins, wo immer sie auch lebten.
Wer Liebe fühlte, der verstand diese mysteriöse Kraft.
Weiter wurde nichts gesagt.
Alcar kehrte zu ihm zurück und fragte: „Ist dir alles klar geworden?“
„Nein, ich verstehe nicht, warum sie nicht weiß, wann ihre Mutter hinübergeht.
Sie ist doch eine Glückliche, Alcar?“
„Sehr gut erkannt.
Nur weiter so.
Ich will es dir erklären.
Auch sie, mein Sohn, kann den Zeitpunkt nicht erfühlen, wann es zur Trennung von Geist und Stoff kommen wird.
Sie fühlt, dass die Mutter bald schon hinübergehen wird, aber den genauen Zeitpunkt bestimmen, das können nur jene, die in der ersten geistigen Sphäre (die vierte Lichtsphäre) sind und in dieser Abstimmung leben.
Sie hier sind glücklich, schön und jung, leben aber noch immer unterhalb der ersten glücklichen Sphäre, welche ich dir auf dieser Reise zeigen werde.
Wenn ihr Ende naht, wird der geistige Helfer an dieser Seite es durchgeben.
Als seinerzeit Tante hinüberging, habe ich es dir erklärt.
An ihrer Ausstrahlung ist es zu sehen.
Daran erkennt man an dieser Seite, ob der Mensch bald hinübergehen wird.
Alle diese Zustände sind geistige Gesetze.
Ein Gesetz hört auf zu bestehen, wenn wir uns die Kräfte zu eigen gemacht haben, welche die Abstimmung in einer höheren Sphäre ausmachen.
Wir können also erst dann die psychischen Kräfte erfühlen, wenn wir die nötige Sensitivität besitzen.
Ab der ersten Sphäre können sie sich verbinden und unterschiedliche Übergänge erfühlen.
Bei Tantes Hinübergehen konnte ich es ausrechnen.
Auch hier ist das möglich.
Aber das ist nicht meine Aufgabe.
An dieser Seite hat jeder glückliche Geist seine eigene Aufgabe.
Beide leben in der dritten Sphäre.
Dort bist du bereits gewesen.
Auf dieser Reise werde ich dir noch mehr über all diese Abstimmungen erzählen.
Wenn wir dort sind, wirst du alle diese Gefühlszustände besser verstehen.
Die erste geistige Sphäre ist jener Zustand, in welchem der Mensch allem Stoffliche entledigt ist.
Erst dort erfühlt man das Hinübergehen, weil sie diese Weisheit besitzen und darauf Abstimmung haben.
Es ist also Besitz.
Nichts als Liebe im Geiste.
Alle Wesen, die unter dieser Abstimmung stehen, sind glücklich, von der ersten Daseinssphäre im Geiste (die erste Lichtspäre) an.
Derjenige also, der die erste glückliche Sphäre erreicht hat, weiß und fühlt, wann das Ende naht, weil er in den Geist übergegangen ist.
An dieser Seite das geistige Leben zu besitzen, bedeutet das Ablegen allen Stoffes.
Frei zu sein von allem also, um nach eigenen Erkenntnissen und Kräften handeln zu können.
Hierzu ist ein Arzt nötig, ein höher abgestimmtes Wesen.
Ist dir alles plausibel?“
„Ja, Alcar, vollkommen.“
„Ausgezeichnet, mein Sohn, dann gehen wir weiter und suchen ein anderes Krankenzimmer auf.“
Sie betraten ein kleines Kämmerchen.
André sah eine alte, magere Frau, die einsam dalag und auf ihr Ende wartete.
„Wo sich der Mensch auch befindet, André, ist geistige Hilfe zur Stelle.
Geistige Wesen sind zugegen, um ihren Lieben zu helfen, was dir deutlich wird, indem ich dich alle diese Zustände erleben lasse.
Es gibt keinen Kranken, der nicht von geistigen Wesen umgeben ist, die seine Schmerzen lindern.
Es gibt auf der Erde mehr Wesen von unserer Seite als stoffliche Wesen.
Wohin sich Menschen zurückziehen, dahin ziehen sich mit ihnen geistige Wesen zurück, auf die sie sich abgestimmt haben.
Wo sich der Mensch aufhält, sind geistige Wesen zugegen, was ich dir im Verlauf weiterer Reisen nach dieser zeigen werde, wenn wir das Leben an dieser Seite erleben werden.
Es erwartet dich also noch viel mehr; alles wird Weisheit im Geiste bedeuten.
Nun möchte ich, dass du deine Konzentration auf mich gerichtet hältst, weil ich dir einige andere Zustände deutlich machen will, die dir noch unbekannt sind.
Schau dorthin, André.“
André blickte in Richtung der bezeichneten Stelle und sah zwei leuchtende Geister, die neben dem Bett eines Kranken standen.
„Schau, jetzt dort, mein Sohn.“
André erschrak gewaltig.
Er sah einen alten, in einen dunklen Schleier gehüllten Geist.
Er hörte ihn jammern und schreien, was er nicht wahrgenommen hatte, bis Alcar ihn darauf aufmerksam machte.
Ein wüstes Wesen.
Es war schrecklich für ihn, dies mit ansehen zu müssen.
„Was bedeutet das alles, Alcar?
Es greift die anderen Wesen an.
Müssen die nicht beschützt werden?“
„Nein, sie fühlen ihn nicht noch hören sie ihn.
Ich will dir alles erklären.
Wir stehen hier am Krankenbett deren Mutter.
Die beiden Wesen sind schon lange hier an dieser Seite und kommen jetzt ihre Mutter abholen.
Der Vater, der in einer finsteren Sphäre lebt, ist hierhergebracht worden, um ihn von seinem irdischen Leben zu überzeugen.“
„Das sind also unterschiedliche geistige Abstimmungen im Geiste.“
„Den Zustand des Vaters werde ich dir sofort erklären.
Er ruft sie und flucht, aber sie hören ihn nicht, was besagt, dass sie in einer höheren Abstimmung leben.
Sie wissen nichts von ihm, weil sie noch Kinder im Geiste sind und es ihnen verheimlicht wird.
Jetzt sind sie mit ihrer Mutter verbunden und ihre Konzentration ist auf sie eingestellt, weshalb sie nichts von anderen Zustände mitbekommen.
Sie könnten sich wohl mit ihrem Vater verbinden, doch sie sind zu ätherisch für seine rohen Kräfte.
Erst dann, wenn er eine geistige Sphäre betritt, werden sie sich wiedersehen.
In diesem Zustand liegen also drei verschiedene Abstimmungen vor.
Das sind die der Mutter, die ihrer Kinder und die des Vaters.
Und in allen Abstimmungen gibt es wieder Zwischenzustände, die ich dir später erklären werde.
Der Vater ist hierhergebracht worden, um das Hinübergehen seiner Frau mitzuerleben, womit man erreicht, dass er ein anderes Leben beginnt.
Indem er diesen Zustand erlebt, wird er sich entwickeln, da das Verlangen in ihm wach geworden ist, weil er weiß, dass auch sie sich an dieser Seite befindet.
Ist das verständlich?
Der Vater ist von glücklichen Geistern hierhergebracht worden, die für diese Aufgabe befähigt sind.
Sie lassen es ihn so erleben, wie ich dir verschiedene Zustände deutlich gemacht habe, indem ich sie dir in visionärer Abstimmung zeigte.
Deshalb konntest du auch das Leben im Bergwerk wahrnehmen.
Beim Anblick seiner Geliebten will er sich verbinden, was allerdings für ihn nicht möglich ist.
Du hast gehört, wie weit er von dieser Höhe noch entfernt ist.
Fühlst du die große Bedeutung all dessen, mein Sohn?
Die Mutter wird bei ihren Kindern sein und mit ihnen in einer Sphäre leben, denn auch sie besitzt Abstimmung im Geiste.
Nun sieh dort hin, André.“
„Wer sind die, Alcar?“
Er sah zwei Geister in geistigen Gewändern.
„Sie brachten ihn hierher.
Geistige Helfer an dieser Seite.“
Sie sahen ihn liebevoll an, als verstünden sie, warum er hier war.
„Liebesgeister, André, die in der Sphäre der Erde eine Aufgabe erfüllen.
Sie werden anderen die Augen öffnen und sie lehren, wie höheres Glück zu erlangen ist.“
„Wissen sie, was ich hier tue, Alcar?“
„Auch das wissen sie, weil sie deine Ausstrahlung sehen und deshalb alles feststellen können.
Und noch dies: Diese Geister sind aus der vierten Sphäre, wo sie nichts als Licht und Glück besitzen.
Um jedoch in der Sphäre der Erde zu wirken, verbinden sie sich mit diesem Zustand, was bedeutet, dass sie in jenes Leben übergehen.
Es sind Geister der Liebe, auch wenn ihre Gewänder nicht von zarter Schönheit sind.
Wie kann sich ein Engel des Lichtes in der Finsternis zeigen?
Das ist doch nicht möglich, oder?
An dieser Seite bedeutet Verbindung das Übergehen in einen anderen Zustand.
Auch dieses alles wird dir auf dieser Reise deutlich werden.
Geister des Lichtes tragen ihre Kraft innerlich, sie sind mit dem Orden der Wahrheit verbunden und tragen diesen Orden.
Alle diese Zustände, André, sehen wir täglich, weil in jeder Sekunde Tausende hinübergehen.
Und alles ist und bedeutet Leid, verursacht durch andere.
Weiter, mein Sohn, ich habe dir noch andere Zustände zu zeigen.“
Sie gingen durch viele Säle.
„Jetzt lasse ich dich eine Wahrheit erleben, die nur wir kennen.
Komm, wir gehen hierhinein.
Da liegt ein junges Leben, das zu früh in diese Welt geschickt wird.
Man hat sie operiert, was auf der Erde einfach ist, im Geiste jedoch eine andere Bedeutung hat, die allein wir kennen.
Die Operation ist misslungen, andere warten noch darauf, operiert zu werden.“
Viele irdische Menschen standen um das Bettchen und weinten.
Ein junges Leben verschied und alle waren tief traurig.
„Wir gehen weiter, mein Sohn, die Bedeutung dieses vorzeitigen Hinübergehens ist nicht hier zu finden und wir werden sie suchen.
Als ich auf der Erde meine Erkundungstour machte, habe ich Hunderte Male gesehen, wie Menschen so hinübergingen.
Und in allen Fällen betrifft es jene, die das Skalpell führen.
Doch auch hierbei gibt es Umstände, die auf die wahren Schuldigen deuten.“
„Wo sind wir hier, Alcar?“
„Im Direktionszimmer eines Krankenhauses.
Sieh dort, ein Instrument in unseren Händen.
Auch er ist ein Medium und wird von uns geführt und wir helfen ihm.
Er hat sein Können unserer Hilfe zu verdanken.
Seine Ehre und sein Ruhm ist dem Geiste geschuldet.
Was er lernte, war lediglich Stoffliches, sein Gefühl ist jedoch durch jene abgestimmt, die durch ihn der Menschheit dienen.
Unfehlbar führte er das Skalpell, bis er durch einen anderen Umstand seine Unfehlbarkeit verlor.“
André sah zwei Männer beisammen.
Einer der beiden, der Ältere, saß mit aufgestütztem Kopf nach vorn gebeugt da.
Der Andere ging gestresst auf und ab.
„Der da auf und ab geht, ist sein Sohn, und sein Können wird an das seines Vaters nicht heranreichen, auch wenn er tausend Jahre alt würde, nicht.
Er ist von uns nicht zu erreichen.
Trotzdem muss und wird er die Nachfolge seines Vaters antreten, denn der Vater will es so.
Und dieser junge Arzt soll die Kunst erlernen, die sein Vater so außerordentlich gut beherrscht, doch Dutzende gehen deswegen hinüber, sie werden zu früh in diese Welt geschickt.
Er schickte das junge Leben hierhin, bewirkt durch den Willen seines Vaters.
Er musste und sollte das Skalpell in die Hand nehmen, damit später, wenn der Vater hinübergeht, dessen Werk von seinem Sohn fortgeführt werden kann.
Seine Rechnung ging nicht auf, weil man für diese Tätigkeit Gefühl besitzen muss.
Das ist das Fühlen, was nicht erlernbar ist.
Der Vater schaut zu, wie ein junges Leben ausgelöscht wird.
Er ist davon überzeugt, dass alles anders gewesen wäre, wenn er das Skalpell geführt hätte.
Dennoch war es passiert, denn Eitelkeit und Wahn hatten ihm übel mitgespielt.
Er hat Schuld an diesem vorzeitigen Hinübergehen und er wird es wiedergutmachen müssen.
Er bringt Leid und Schmerz über andere, was nicht nötig gewesen wäre, weil er in diesem Fall ein Medium ist, das sich in unseren Händen befindet.
Hör nur, sie reden.“
André sah, dass der junge Arzt auf seinen Vater zutrat, und hörte ihn sagen: „Komm, Vater, nimm es dir nicht so zu Herzen, wir haben doch unser Bestes getan.“
„Nein“, sagte der, „ich hätte es selbst tun müssen.
Ich hätte auf mein inneres Gefühl hören müssen und es nicht zulassen dürfen.
Du lernst es nie, nie und nimmer!“
Dies bewies seinen Fehler und offenbarte die unverrückbare Tatsache, dass das Kind nicht hätte sterben müssen.
„Ich werde wahnsinnig“, hörte André ihn sagen, „das Kind stirbt.
Daran ist nichts mehr zu machen.
Du taugst nicht zu deinem Beruf.“
„Gewissensbisse, mein Junge, Reue, nichts als Gram, was nicht nötig gewesen wäre.
Doch wenn er sich nicht aus eigenem Willen von diesem Einfluss zu befreien weiß, werden noch mehr hinübergehen müssen.
So wird Leben zerstört, anderen Leid und Schmerz zugefügt.
Das ist nicht Gottes Wille.
Gott hat es anders gemeint.
So fügt der eine dem anderen Leid zu, um seiner Eitelkeit zu schmeicheln, um seinen Besitz zu mehren.
Viele werden hinübergehen, doch dann ist alles anders.
Es naht dann Gottes heilige Zeit, die Zeit des Hinübergehens.
Während ich die Erde erkundete, habe ich als unsichtbarer Mensch viele solcher Schreckenszustände erlebt.
Ich nahm wahr, dass man Tiere vernichtete zum Nutzen der Menschen.
Ein Leben wird umgebracht, um ein anderes Leben zu heilen.
Ich könnte Tausende Gräuel aufzählen, die noch schlimmer sind als dieses.
So wird das eine Leben zerstört, um das andere erhalten zu können.
Ich habe widerliche Szenen gesehen.
In einem Labor sah ich, wie ein Hund auf einen Tisch gebunden wurde.
Man hatte das Tier einige Tage hungern lassen, um es dann zu quälen.
Ich sah, wie sie dem Tier den Hals aufschnitten, um die Magensäfte aufzufangen.
Man ging wie folgt zu Werke: Dem Tier, das ausgehungert war, hielt man ein Stück Fleisch vor, wodurch eine heftige Reaktion im Magen des Tieres ausgelöst wurde.
Die von der armen Kreatur ausgespienen Magensäfte wurden aufgefangen, und davon stellten sie Seren her, die zur Heilung von Krankheiten angewendet wurden.
Zwar wurde das Tier örtlich betäubt, doch es hat alles mitbekommen.
Das ist die Wissenschaft auf der Erde, des Menschen, der das göttlichen Gefühl besitzt!
Wehe denen, die sich dafür hergeben.
Die Säfte von Tieren sollten dazu dienen, das Leben der Menschen zu verlängern!
Wie kann der Mensch sich so vergessen!
Eine schaurige Wissenschaft.
Sie bemerken den Morast nicht, in dem sie sich wälzen!
Ich sah auch andere Zustände, die mich glücklich stimmten.
Eines unserer Instrumente musste eine schwierige Operation durchführen.
Mit vielen anderen folgte ich ihm an dieser Seite.
Er war um das junge Leben besorgt, ob es sterben oder am Leben bleiben würde.
Er hatte alles im Griff, wie er glaubte.
Er verlor sein Selbstvertrauen und kehrte nach Hause zurück.
Am nächsten Tag sollte die Operation stattfinden.
Er war von einem Fortleben überzeugt und war sich seiner Gabe bewusst.
In ihm war doch noch jene Kraft, die ihn vor viel Leid bewahrte.
Mitten in der Nacht kniete er nieder und betete zu Gott, dass er ihm helfen möge, sein Selbstvertrauen zurückzugewinnen.
Lange betete er.
Und ihm wurde geholfen, von denen, die an dieser Seite leben.
Während des Betens wurde ihm das Bild durchgegeben und er sah, dass die Operation gelang.
Deutlich sah er, was zu tun war, um das Ziel zu erreichen.
Er schlief ein und wachte frisch und gut gelaunt auf und er blieb mit seiner Vision verbunden.
Ihm standen Geister der Liebe zur Seite, die über ihn wachten; diese waren seine Geliebten.
Man betete noch lange mit ihm, dass Gott ihm Kraft geben möge.
Die Operation gelang vollkommen.
Er fühlte Gottes heilige Macht und nahm in Demut seine Aufgabe an.
Er war auf Erden berühmt, durch jene, die an dieser Seite auf ihn einwirkten.
Wie weit doch der andere Arzt von ihm entfernt ist, und trotzdem bekam dieser Auszeichnungen und wurde zum Ehrenbürger ernannt.
Einst wird man ihm zeigen, was in seinem irdischen Leben richtig war und was falsch.
Viele, die heiliges Werk verrichten, werden Kämpfer sein für den Menschen mit allen dessen Bedürfnissen.
An dieser Seite erwartet man sie, die zu früh hierher geschickt werden.
All das ist Leid und Schmerz, welches von anderen verursacht wurde.
Und nun werden wir die Erde verlassen, um die finsteren Sphären aufzusuchen.“