Psychische Kräfte

Was André in folgender Situation erlebte, war nicht nur außergewöhnlich, sondern er lernte dabei auch die psychischen Kräfte an Jener Seite kennen.
Eines Abends bekam er Besuch von einem Arzt, der ihn um Hilfe bat.
Ein Familienmitglied, das vorübergehend in einer Einrichtung betreut wurde, hatte sich heimlich entfernt, was den Besucher sehr beunruhigte.
Als „Einfluss“ hatte er einen Pass dabei, mit dem André versuchen sollte, sie aufzuspüren.
Er machte sich bereit und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Schon bald fühlte er, dass Alcar ihn von seinem Stoffkörper befreite und er hörte seinen geistigen Leiter sagen:
„Achte gut auf alles, mein Sohn, was ich dir in diesem Zustand deutlich machen werde.
Wir erleben nun eine ähnliche Situation wie damals, als wir den Mann wiederfanden, der sich das Leben genommen hatte; in dieser Situation jedoch wirst du erleben, dass du über große Entfernung hinweg wahrnehmen kannst, wobei du aber auch mit deinem Stoffkörper verbunden bleibst und dennoch deine Wahrnehmungen an den Stoffkörper durchgeben kannst.
Als ich dir die Ereignisse mit Franziskus erklärte, habe ich dir davon erzählt.
Dies ist ein sehr mächtiges Geschehen, André, und der Gelehrte wird, obwohl er anwesend ist, nichts davon fühlen, sehen oder hören, aus dem einfachen Grund, weil er diese Gesetze nicht kennt.
Ich erwarte daher, dass du deine volle Aufmerksamkeit und Konzentration auf deinen eigenen Zustand gerichtet hältst.
Ich bleibe in meiner eigenen Abstimmung, damit dich nichts ablenkt.
Du wirst etwas Schönes erleben, das nur für dich zu sehen und zu hören ist, weil du als aus dem Körper ausgetretener Geist im Leben des Geistes lebst.
Du fühlst dich nunmehr von deinem Stoffkleid befreit und kannst an dieser Seite wahrnehmen.
Aber du siehst nicht nur, sondern es ist dir jetzt auch möglich, mit deinen Stimmorganen zu sprechen, obwohl du den Stoffkörper verlassen hast.
Und dieses Sprechen ist sehr eigenartig.“
André schaute dorthin, wo er seinen geistigen Leiter sprechen hörte, und fragte sich, wie dies wohl möglich sein konnte.
Die Kraft, die den menschlichen Körper steuert, war zu dem Zeitpunkt ausgetreten.
Hatte er wohl Alcar klar genug verstanden?
Sogleich hörte er seinen geistigen Leiter.
„Ich habe sehr deutlich gesprochen, mein Junge, es ist mein heiliger Ernst, wie unglaublich es für dich auch sein mag.
Konzentriere dich auf dein Stimmorgan und versuche ihm etwas zu sagen.“
André wollte sprechen, doch er konnte kein Wort herausbringen.
Tausend Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum.
Er war doch außerhalb seines Körpers, der Stoff dort war allein, der Geisteskörper lenkte den Stoff.
Wieder hörte er Alcar: „Noch Zweifel, André?
Ich habe dir doch klar gesagt, dass es auch für dich eigenartig sein wird.
Versuche dich zu konzentrieren.“
André dachte darüber nach, was er dem Arzt sagen sollte.
„Hören Sie“, sagte er, doch durch die Worte „hören Sie“ erschrak er so gewaltig über sich selbst, dass er nicht mehr ans Weitersprechen dachte.
Wie sonderbar; er hörte seinen eigenen Körper sprechen, obwohl er neben seinem Stoffkörper stand.
Der intelligente Körper hatte den verlassen, konnte aber außerhalb des Stoffkörpers dennoch sprechen.
Seine Stimme, die Laute, die er hervorbrachte, waren etwas leiser, waren aber trotzdem deutlich zu verstehen.
Er fühlte, dass der Arzt keinen Klangunterschied heraushörte.
Auf die Worte „hören Sie“, die er aufgefangen hatte, fragte der Arzt: „Sehen Sie schon etwas?“
André verstand jedes gesprochene Wort und fuhr sogleich fort.
Seine Gedanken waren jetzt auf einen Punkt eingestellt, und er antwortete: „Ich sehe bereits eine Verbindung.“
Sogleich fiel ihm der Arzt ins Wort: „Versuchen Sie um Himmels willen irgendetwas über sie ausfindig zu machen.
Legen Sie sich ins Zeug, Sie tun mir einen sehr großen Gefallen.“
Nun ging es wie von selbst und André fügte hinzu, dass er sein Bestes tun würde, um etwas über sie in Erfahrung zu bringen.
Er war äußerst glücklich, dieses Wunder erleben zu dürfen.
Welch enorme Weisheit hatte er sich angeeignet und wie groß waren geistige Kräfte.
Dort vor ihm ruhte sein Stoffkörper und der Geisteskörper führte ein Gespräch mit dem Stoff, hatte den Stoffkörper in seiner Gewalt, durch Konzentration und einem starken Willen.
Nun hörte er von Alcar: „Wir werden einen anderen Test machen, André.
Ich will dir jetzt veranschaulichen, wie wir von dieser Seite aus auf den Stoffmenschen einwirken und ihn erreichen können.
Versuche auf ihn einzuwirken, indem du dich mit ihm verbindest, und lasse ihn einige Worte sprechen.“
André befolgte Alcars Willen und ließ ihn fragen, ob er bereits etwas sähe.
Er war innerlich scharf auf ihn eingestellt.
Er fühlte sich förmlich eins werden und merkte, dass seine Kraft dessen Kraft dominierte, woraufhin der Arzt sagte: „Sehen Sie schon etwas?“
Der Gelehrte war nun seinem Willen unterworfen, was diesem nicht bewusst war.
Alcar sagte:
„Du siehst und erlebst, wie wir von dieser Seite aus den Menschen erreichen.
Aber wenn du von ihm etwas forderst und es betrifft seine Persönlichkeit, wird er sich weigern.
Verstehst du das?“
André verstand es aber nicht, woraufhin Alcar sagte: „Gleich wird es dir klar sein; nun handle!
Fordere ihn zu der einen oder anderen Aktion auf, womit er seinen Stoffkörper in Disharmonie bringen könnte.“
Plötzlich begriff er, was sein geistiger Leiter meinte.
Er konzentrierte sich und wollte, dass er fragen solle, ob er bereits etwas sehen würde, wobei er ihn gleichzeitig berühren sollte.
Wieder fragte der Arzt: „Sehen Sie schon etwas?“, doch er weigerte sich, der anderen Aufforderung Folge zu leisten.
Hier war er machtlos und seine Kräfte waren unzureichend.
„Merkwürdig“, dachte er, „es ist doch eine klare und einfache Bitte, die ich an ihn richte.“
Er probierte es noch einmal, stellte aber fest, dass er sich entschieden weigerte.
Er war nicht zu erreichen.
„Ist es dir klar, oder soll ich es für dich auflösen?
Er fühlt, dass wenn er deiner Bitte entsprechen würde, er deinen Zustand stören würde.
Er hat die Kraft – die geistiger Besitz ist – zu warten.
Es ist ganz eindeutig so, dass wenn jemand eine andere Abstimmung als er besitzt, derjenige auch anders gehandelt hätte.
Der Geisteskörper ist der Gefühlskörper, nicht wahr, und da wir wissen, dass Gefühl Liebe ist, ist seine Weigerung eine Abstimmung der Liebe im Geiste.
Also, jede Handlung oder Gedanke hat seine Abstimmung in der Liebe, ist entweder stofflich oder geistig, ist ein Zustand, der den Menschen repräsentiert.
Daran erkennt man den Menschen, mit anderen Worten, wir erkennen die Abstimmung des Lebens, das im Stoffkörper lebt.
Aber auch darin liegen verschiedene andere Abstimmungen, die ich dir erklären werde.
Ich will dadurch zeigen, dass seine Handlung noch nicht geistig abgestimmt ist, weil sie in seinem Interesse liegt und Selbstliebe sein kann.
Lasse ihn fragen, ob du bereits etwas siehst, und er wird das auch fragen.“
André tat es, und wortwörtlich fragte der Arzt, was er ihn fragen lassen wollte.
„Du könntest ihm jetzt viele andere Fragen stellen, wodurch du ihn kennenlernen würdest und herausfühlen könntest, wie seine Liebeskraft im Geiste ist, aber dazu ist nun keine Zeit mehr.
Aber darin liegt die Gefühlskraft des Wesens, was durch diesen Vorgang zum Vorschein kommt.
Wenn sich der Mensch weiterentwickelt, wird er feinfühliger und stimmt sich entsprechend der Liebe, die er besitzt, im Geiste ab.
Sein innerer Zustand bewahrt ihn also vor der einen oder anderen unwürdigen Handlung.
Liebe, darüber haben wir schon so oft gesprochen, ist ein psychisches Gesetz und kann göttlich sein.
Das Sprechen eines Mediums über große Entfernungen hinweg wird untersucht, aber die Wissenschaft wird es annehmen müssen aufgrund der Beweise, die von unserer Seite erbracht werden, oder die Gelehrten müssten ebenfalls aus dem Körper austreten.
Ein Gelehrter gibt sich jedoch nicht für dieses Wissen her, er ist als Instrument nicht geeignet, weil sein eigenes Studium ein Hindernis für ihn darstellt und diese Wahrheit ist wissenschaftlich nicht festzustellen ist.
Du hast nun erlebt, dass Sprechen möglich ist, aber gleich wirst du es auch über eine große Entfernung hinweg können und dabei merken, dass wenn wir die Kräfte dazu besitzen, es im Leben des Geistes keine Entfernungen mehr gibt.
Nun richte deine volle Konzentration auf sie, und du wirst weit weg von deinem Körper dennoch die Gewalt haben, ihn nach deinem Willen handeln zu lassen.“
Schnell wie der Blitz bewegten sie sich fort.
André war auf einem Landsitz, den er nicht kannte.
Es war ein großes Gebäude, um das er herumging.
Vor und hinter dem Gebäude waren Gärten angelegt, die von einer hohen Mauer umfriedet waren.
War dies die Pflegeanstalt, in der sie untergebracht war?
Er hörte seinen geistigen Leiter, der ihm sagte, dass es zutraf, was er fühlte.
André begriff, dass hier seine Nachforschung begann.
Sogleich hörte er: „Richtig, mein Junge, hier beginnt deine Arbeit.“
Wieder geschah ein Wunder.
Hätte er es nicht selbst erlebt, hätte auch er es nicht glauben können.
Alcar sagte ihm, dass er dem Arzt berichten solle, was er wahrnahm.
André wollte sprechen, doch es ging nicht.
Wieder zweifelte er, ohne es zu wollen, weil es so sonderbar für ihn war.
„Ist mein Sohn noch nicht überzeugt?
Ich habe Respekt vor deinem Selbstschutz, doch im Geiste bedeutet es, dass du deine Konzentration abbrichst.
Komm, André, sage ihm, was du siehst.“
Nun geschah das Unglaublichste.
Sehr vorsichtig und kontrolliert sprach er die ersten Worte:
„Ich bin in einer mir unbekannten Gegend.“
– „Ach ja?“, hörte er den Arzt fragen, und im selben Augenblick sah er sich selbst in seinem Zimmer sitzen und hörte, wie er mit dem Arzt sprach.
Er verfolgte das Gespräch und sagte dem Arzt, dass er ihm die Lage erklären müsse, um festzustellen, ob er auf dem richtigen Weg sei.
Unmittelbar darauf sagte der Arzt: „Es stimmt, Sie sind an dem Ort, wo sie betreut wurde.“
Es war merkwürdig, denn der Arzt hatte ihm zuvor nichts gesagt.
André bebte vor Erregung.
Das war ein großer Augenblick.
Jetzt lernte er andere Kräfte kennen, was für ihn noch mehr Weisheit im Geiste bedeutete.
Als er in einer Ecke des Gartens war, drängte es ihn, über die Mauer zu klettern, was er auch tat; auf der anderen Seite kam er an einem breiten Wassergraben aus, der ihm den Weg versperrte.
Was nun, sollte er da hindurch?
Sich auf sie konzentrierend fühlte er deutlich, dass sie durch das Wasser gegangen war, um die andere Seite zu erreichen.
Er sprach aus, was er beobachtete, gab das dem Arzt durch und hörte ihn sagen: „Furchtbar, die arme Frau.“
André schloss daraus, dass sein Besucher verstand, dass sie es erlebt hatte, was er fühlte und sah.
„Lebt sie noch?“, ließ er darauf folgen.
André antwortete: „Das kann ich Ihnen noch nicht mit Gewissheit sagen, ich stehe erst am Anfang meiner Nachforschung.“
Er fühlte aber, dass der Arzt ihretwegen sehr bedrückt und traurig war.
Für sein Leben war es jedoch ein großes Ereignis.
Er stieg in den Wassergraben und merkte, dass er unterging; mit viel Mühe konnte er wieder hochkommen und erreichte die andere Seite.
In welchem Zustand befand sich diese junge Mutter!
Er folgte ihr in allem und erlebte, was sie erlebt hatte.
Als er die andere Seite erreichte, überfiel ihn ein Angstgefühl, wodurch er realisierte, dass auch sie Angst hatte, sicherlich davor, entdeckt zu werden.
Er gab dem Arzt durch, dass sie sich nicht im Wasser befand, worauf der antwortete: „Ein Glück, dass es nicht so weit gekommen ist.“
André folgte ihrem Weg über Felder und Weiden und schloss daraus, dass sie unauffindbar bleiben wollte.
Messerscharf waren ihre Gedanken auf den eigenen Zustand eingestellt.
Sie machte keinerlei Fehler und er fühlte, dass er sie würde heilen können, da er ihre nervöse Störung fühlte und sah.
Deutlich war ihre Krankheit in ihm, und dadurch konnte er feststellen, wo ihre Konzentration geschwächt war.
Er hatte eine starke Verbindung mit ihr.
Ziellos war sie weitergezogen; sie hatte ein kleines Dorf durchquert, das er kannte und woran er sich orientieren konnte.
Jetzt wusste er, wo er sich befand.
Kurz fühlte er innerlich ein Zögern in sich aufkommen; er begriff, dass sie einen Augenblick ans Umkehren gedacht hatte.
Der Weg führte zum kleinen Ort K. und von dort aus am Strand entlang in Richtung Sch.
Wieder hörte er den Arzt fragen: „Lebt sie noch?“
André sagte, dass er es noch nicht wisse, aber dass sich bald alles klären würde.
Zwischen K. und Sch. blieb sie in den Dünen, um sich auszuruhen.
Deutlich fühlte er, dass sie sich dort eine geraume Zeit aufgehalten hatte, bevor sie aufbrach und ihren Weg fortsetzte.
In Sch. ging sie den Pier entlang; hier fand André keine weitere Spur mehr von ihr, und er fühlte, dass der Kontakt abgerissen war.
Der Arzt stellte ihm die Frage, ob er noch etwas wahrnehmen würde.
Er bat ihn um etwas Geduld, da hier, wo er sich befand, die Verbindung zu ihr aufgehört hat.
Wohin war sie gegangen?
Aber jetzt meldete sich sein geistiger Leiter und bat ihn zu warten, da er sie suchen würde.
André wartete.
Jetzt würde Alcar das Geheimnis lüften.
Lange dauerte es aber nicht, bis Alcar ihm sagte, dass er zuhören solle.
„An diesem Ort wollte sie sich das Leben nehmen, was von Passanten verhindert wurde.
Man hat sie hier in der Nähe in eine Anstalt gebracht, wo sie jetzt betreut wird.
Sie lebt, André!
Sage ihm, dass er wieder nach Hause gehen soll, weil er am kommenden Morgen benachrichtigt wird.
Er soll nichts unternehmen, nur in Ruhe bis morgen abwarten.
Nochmals, sie lebt.“
André erwachte und richtete ihm aus, was sein geistiger Leiter ihm aufgetragen hatte.
Der Arzt war sehr glücklich und zufrieden und hatte vollstes Vertrauen zu ihm.
Eine Dreiviertelstunde war André aus dem Körper ausgetreten und zum zweiten Mal erlebte er, dass sein Stoffkörper die Temperaturänderungen übernommen hatte, was eine Erkältung zur Folge hatte.
Es war sehr merkwürdig und der Arzt fand es verblüffend.
Für André war es jedoch nichts Ungewöhnliches mehr, da er es schon zuvor erlebt hatte.
Der Arzt ging fort und würde so schnell wie möglich zurückkommen, wenn er Nachricht von ihr hatte.
Am darauffolgenden Mittag um eins kam der Arzt zu ihm zurück.
Sehr freudig kam dieser zu ihm.
„Ich habe gute Nachrichten und komme, um Ihnen zu gratulieren, dass Sie so hervorragend sehen“, so begann er.
„Wirklich, es ist herausragend, was Sie geleistet haben.
Heute Morgen in der Früh schon sind wir benachrichtigt worden und ich kann Ihnen versichern, dass alles voll und ganz eingetroffen ist; es stimmte buchstäblich mit dem überein, was Sie wahrgenommen haben.
Nichts, absolut nichts war unwahr.
Mir ist es ein Rätsel und ich will es weitergeben.
Das ist wahres Hellsehen.
Ich bin sehr froh, dies erlebt zu haben, und wir sind glücklich, dass sie zurück ist und lebt.“
Als André ihm sagen wollte, dass er dies alles herausgefunden hatte, indem er aus seinem Stoffkörper ausgetreten war, fühlte er, dass er Schluss machen sollte, wenn er ihm die Freude nicht verderben wollte.
Das Schönste von alldem, die geistige Wahrheit, war für den Menschen auf Erden zu tief, so auch für den Gelehrten.
Hier hörten die Kräfte der Menschen auf, sie sahen nicht durch den Stoff hindurch, sie konnten es nicht erfühlen.
Das Sehen war lediglich der Schatten ihres Ichs, ihre Sinnesorgane waren eine Behinderung im Geiste.
Es war schön, ja, sehr interessant, aber man musste es nicht noch schöner machen.
Die Patientin wurde in der Ramaerklinik betreut.
Einige Wochen später kam sie mit ihrem Mann zu Besuch.
Sie fand sein Hellsehen wunderbar, und sie redete in einem fort, wie er alle ihre Gedanken und Taten hatte feststellen können.
Sie wollte sich gerne von ihm behandelt lassen.
André behandelte sie mit Liebe, aber nach einigen Malen kam sie nicht mehr wieder.
Glaubte sie etwa nicht daran?
Er wusste es nicht, jedoch für „das eine Wesen“ tat es ihm weh.
„Er“, der ihren Kummer in ein glückliches Wiedersehen verwandelte, brauchte seine Hilfe nicht mehr zu gewähren.
Doch nun zeigte Alcar ihm ein tiefes und mächtiges Bild.
Er sah dunkle Wolken vor seinen Augen vorüberziehen, er sah einen Menschen am Kreuz; es waren Bilder ohne Worte, die er verstand.
„Lasse auch sie gewähren“, sagte Alcar.
„Du siehst, mein Sohn, wie groß psychische Kräfte sein können.
Ich frage die Wissenschaft: ‚Sagt es Ihnen nichts?
Ich frage Sie nur eins: Wenn alles Wahrheit ist und bewiesen, können Sie dann unsere Weisheit nicht annehmen?
Ist das, was mein Instrument erlebte, nicht die Wahrheit?
Ich zeige Ihnen damit auf, dass das Leben nach dem Tod eine Realität ist und dass der Geisteskörper der ewige Körper ist, der fortlebt.
Ich will Ihnen nicht Ihre Wissenschaft nehmen, sondern wir wollen lediglich das Eine beweisen, das Schöne, das Heilige, dass wir in Glück und in Liebe leben, für ewig, auf ewig.
Und auch in Ihnen sind alle diese Kräfte, wenn Sie Ihre Liebe im Geiste entwickeln wollen.
Nehmen Sie es an, es wird auch Ihnen eine Hilfe sein in Ihrem Studium und in Ihrem irdischen Leben.
Verneigen Sie sich vor Ihm, der unser aller Vater ist und uns die Gnade gewährt, zu Ihm zu kommen.
Denn was heißt es, gelehrt zu sein auf Erden und arm zu sein an geistigem Gefühl?‘“
 
Auch den folgenden Zustand ließ Alcar ihn durch Austreten aus dem Körper feststellen.
André bekam Besuch von einem Herrn, der ihn um Hilfe bat für seinen Freund, der bereits seit zehn Tagen verschwunden war.
Radiodurchsagen sowie die Fahndung der Polizei hatten zu keinem Ergebnis geführt und die Eltern waren sehr beunruhigt.
Es betraf einen jungen Mann von dreißig Jahren.
Er war morgens wie gewöhnlich von zu Hause zur Arbeit gegangen, kam jedoch nicht wieder.
Sein Besucher hatte ein Foto mitgebracht.
André nahm es in seine Hände und fühlte schon bald Kontakt.
Bevor Alcar ihn von seinem Körper befreite, sagte er: „Sage ihm, dass er dich nichts fragen soll, sondern abwartet, bis du wieder sprichst.“
Nachdem er diese Botschaft weitergegeben hatte, fühlte er, wie er von seinem Stoffkörper freikam und es ihn weit davontrug.
Alcar machte ihm klar, dass das, was er nun wahrnehmen würde, bereits geschehen war und der Vergangenheit angehörte.
Er sah den Mann mit einer Dame in einem Auto in Richtung Belgien fahren.
Er war völlig überspannt und André wollte wissen, warum er in diesen Zustand gekommen war.
Er fühlte deutlich, wie dessen innerer Zustand in ihn kam.
Es nagte etwas in seinem Herzen, er fühlte sich unruhig.
Er konzentrierte sich scharf und sah etwas sehr Eigenartiges.
Seine Gefühlskraft verband ihn mit einer anderen jungen Frau, die in dem Ort lebte, aus dem er stammte.
André sah sie sehr deutlich und er verstand seine Unruhe und auch die Situation insgesamt.
Er sah noch andere Bilder, doch wollte darauf nicht eingehen.
Der Mann war sich über alles im Klaren und er wusste, dass er etwas Verkehrtes tat.
Was wollte er, und wohin führte sein Weg?
Wieder konzentrierte er sich und las in dessen Inneren, was er wollte und wohin er fuhr.
Die ganze Seele lag wie ein offenes Buch vor ihm.
Das zeigte ihm deutlich, dass Geister sich mit dem irdischen Menschen verbinden konnten, wovon der weder etwas fühlte noch hörte noch sah.
Er verband sich im Stillen, in der Ruhe, die der Geist besaß.
Auch war ihm klar, dass ein Mensch sehr sensitiv sein musste, um geistige Einwirkungen fühlen zu können.
Er fand es sehr bemerkenswert, dass er das alles erleben konnte.
Der junge Mann brachte sich selbst und andere in eine unangenehme Lage, die immer schlimmer wurde.
Was war in ihn gefahren, dass er seine Eltern in Sorge zurückließ?
War das die Liebe eines Kindes seinen Eltern gegenüber?
Seinetwegen waren sie in schreckliche Angst geraten.
Alles war Selbstliebe, nichts als grober Egoismus.
Er lebte sein eigenes Leben, während zwei alte Menschen wegen ihres Sohnes ratlos waren.
André fühlte, dass er unter dem Einfluss der Dame stand.
Er glaubte sie zu lieben, doch seine Liebe wurde nicht beantwortet.
Auch sie fühlte er; alles war nur Sensation: Lange sollte sein Glück nicht währen, es sollte wie ein Kartenhaus zusammenfallen.
An dieser Art von Liebe ging die Menschheit zugrunde, wurden Herzen zerrissen und Seelen gebrochen.
Nichts als Leid, tiefes menschliches Leid fühlte er in sich aufsteigen.
Für den Mann war es eine Lektion in der Schule des Lebens, die er zu lernen hatte und wodurch er sich entwickeln würde.
Wenn er ihn nur warnen könnte, aber das war nicht möglich.
Er sah, dass es ein weiter, sehr weiter Weg war, der vor ihm lag.
Er folgte ihm durch Belgien nach Deutschland.
Auch dort sah und fühlte er, was er vorhatte.
Hier wollte er mit ihr sein Glück versuchen und ein Geschäft eröffnen.
André fühlte, dass sie auch hier nicht bleiben würden, aber jetzt stand er vor einem Rätsel.
Bis hierher hatte er allem folgen und alles erfühlen können.
„Was nun?
Ich sehe ihn, aber er bleibt nicht hier.“
War seine Arbeit schon zu Ende?
Sollte er zu seinem Stoffkörper zurückkehren?
Doch auch jetzt vernahm er seinen lieben Alcar, der ihn zuhören hieß.
„Was du wahrgenommen hast, gehört der Vergangenheit an, doch was jetzt kommt, liegt in der Zukunft.
Ist dir das klar?“
André verstand.
Alcar führte ihn zurück nach Belgien, in die Stadt Ant.
„Was ihm in Deutschland nicht glückte, will er nun hier versuchen.
Er wird hier ein halbes Jahr bleiben, um erst dann zu seinen Eltern zurückzukehren.
Daran ist nichts zu ändern, weil er sich versteckt hält und nicht zurückkehren will.
Was man auch unternimmt, sie werden ihn nicht früher finden.
Nochmals, es ist nichts daran zu ändern, wie furchtbar es für die Eltern auch sein mag.“
André fand es sehr gemein von dem Mann, dass er seine Eltern in Ungewissheit zurückließ.
Was war das für eine Gesinnung?
Alles war bloß Leidenschaft, nichts als Selbstliebe und Wahn.
Er hatte lieb, doch die Liebe seiner Eltern trat er mit Füßen.
Wie grausam war diese Situation für die armen Menschen, ihre Herzen waren verletzt, dass sie bluteten.
Er kehrte zu seinem Stoffkörper zurück und berichtete seinem Besucher, was er wahrgenommen hatte.
Er erzählte ihm alles, damit man es überprüfen konnte, falls irgendeine Nachricht eingehen sollte.
Der Mann fand es furchtbar und das Verhalten seines Freundes bedrückte ihn sehr.
Arme alte Leute, wie kann ein Kind sich so vergessen?
Was war in ihn gefahren?
Tief ist das Leid und der Schmerz derer, die in stiller Hoffnung warten.
Sein Besucher fand dafür keine Worte.
Das war arg, es war nicht zu glauben.
André sagte: „Mehr kann ich Ihnen nicht sagen; es ist eine traurige Nachricht, weil dies Leid bedeutet, das in ihren Herzen nagen wird.
Gott gebe ihnen die Kraft, dass sie durchhalten können.“
Sein Besucher ging mit dem Versprechen fort wiederzukommen, falls er etwas von ihm hören sollte.
Fünf Monate später war er wieder da, um ihm die Neuigkeit mitzuteilen.
„Wie entsetzlich groß der Kummer seiner Eltern war, brauche ich Ihnen sicher nicht zu sagen.
Als ich von Ihnen fortging, habe ich zu Hause alles genau aufgeschrieben, was Sie mir über ihn berichtet haben.
Danach habe ich seine Eltern aufgesucht und ihnen gesagt, dass er lebt.
Aber nach einigen Tagen waren auch diese Kräfte aufgezehrt und nichts konnte mehr helfen.
Ich habe geredet, und ich weiß bis jetzt noch nicht, woher ich mein Selbstvertrauen genommen habe.
An Sie habe ich nie gezweifelt.
Sonst hätte Alcar es Ihnen nie durchgegeben.
Nach der Lektüre Ihres ersten Buches bekam ich Vertrauen in Ihren geistigen Leiter und dessen geistige Hilfe; jetzt bin ich froh, dass sich mein Vertrauen gerechtfertigt hat.
Es war für sie eine schreckliche Zeit.
Monat um Monat verging.
Wir haben Annoncen in belgischen Zeitungen aufgegeben, aber ohne Ergebnis, es gab keine Spur von ihm.
Langsam, aber sicher schwand ihre Hoffnung, ihn lebend wiederzusehen.
Sie konnten es nicht mehr ertragen.
Es wurden verschiedene Möglichkeiten erwogen, doch alle wieder verworfen.
Dann hieß es: ‚Sollte er etwa in Deutschland festgehalten werden, es wurden dort so viele Menschen heimlich eingesperrt.
Er war doch nicht etwa tot?
Vielleicht will der Mann es nicht sagen.‘
Schließlich gaben sie den Mut auf.
Trotz allem fühlte ich, dass ein kleines Fünkchen Hoffnung geblieben war, woraus sie letztendlich Kraft schöpften, ihr Leben fortsetzen zu können.
Nicht alles, was Sie gesehen haben, ging verloren; an diesen Strohhalm klammerten sie sich.
Mir wird es in meinem ganzen weiteren Leben eine Hilfe sein zu wissen, dass man Wahrheit empfängt, wenn man eine gute Verbindung hat.
Aller Kummer ist jetzt ausgestanden.
Ihr Glück ist unbeschreiblich, und ihre ersten Gedanken galten Ihnen.
Als ich dem Rückkehrer alles erzählte, fand auch er es sehr beeindruckend.
Es war, als ob Sie es selbst erlebt hätten.
Danken Sie Ihrem geistigen Leiter Alcar im Namen seiner Eltern; sie baten mich, es Ihnen zu sagen.“
Der Mann ging fort.
André war glücklich, dass sich auch dieses alles bewahrheitet hatte.
In dieser Situation hatte er gelernt, dass sie an Jener Seite mehr wussten als wir, auch wenn der Mensch glaubt, dass sie tot sind.
Wie anders ist alles, wenn man weiß, dass sie noch leben und dass sie uns Menschen helfen und zur Seite stehen können.
André fährt fort, die Menschheit zu überzeugen.