Das wahre Hellsehen und seine Gefahren

André wurde zu einer Dame gerufen, die ihn zurate ziehen wollte.
Er fragte Alcar, ob es ihm recht sei, und der antwortete: „Aber ja, wir gehen dahin.“
Zur vereinbarten Zeit war er an Ort und Stelle.
Die Damen waren nicht zu Hause, konnten aber jeden Augenblick kommen.
Die Frau, die ihn konsultieren wollte, kam von außerhalb der Stadt und wohnte bei einer Freundin.
Er wartete etwas, aber als es ihm allzu lange dauerte, wollte er gehen, da er zu Hause Patienten zu behandeln hatte, doch Alcar sagte ihm, dass er warten solle, es würde etwas Besonderes werden.
Er dachte nach.
Etwas Besonderes!
Dann musste Alcar das also schon wissen.
Er fühlte eine starke Einwirkung; Alcar tat etwas.
Was es war, konnte er noch nicht deutlich erkennen.
Die Damen kamen nach Hause und er wurde dem Logiergast vorgestellt.
„Ich habe viel über Sie gehört, Herr Hendriks, deshalb möchte ich Sie konsultieren.
Lassen Sie uns nach oben gehen, dann werden wir nicht gestört.“
Oben angekommen legte sie ihm ein Foto und eine Krawatte vor und fragte, ob er anhand derer etwas über den Gesundheitszustand ihres Ehegatten sagen könne.
Er nahm das Foto in beide Hände.
„Ich werde mein Bestes tun, gnädige Frau, aber sagen Sie mir nichts.
Nur wenn ich Ihnen berichte, was ich sehe, dürfen Sie mir sagen, ob es zutreffend ist oder nicht.“
Nach einigen Augenblicken sagte er, welchen Eindruck er von ihrem Mann bekommen hatte.
Es überfiel ihn ein starker Drang zu schlafen und anschließend hatte er Beklemmungen.
Als dieser Drang auf seinen Körper einwirkte, teilte er dies der Dame auch mit und sie antwortete, dass diese Symptome bei ihrem Mann auftraten.
„Ich habe es also richtig erfühlt, gnädige Frau?“
„Ja, gewiss, das haben Sie.“
„Gut, dann will ich Ihnen sagen, womit es zusammenhängt.
Ich sehe einige Ärzte bei Ihrem Mann; auch sehe ich, dass die Medikamente, die sie ihm geben, für sein Herz sind.
Ist dem so?“
„Ja“, antwortete sie.
„Ihren Mann sehe ich so, meine Dame“, und er beschrieb die Person.
Auch jetzt konnte sie nichts anderes sagen, als dass es voll und ganz zutraf.
Sein Charakter war ebenfalls richtig gezeichnet.
„Ich sehe den Ort, wo Sie wohnen, die Umgebung, wo Ihr Mann jeden Morgen seinen Spaziergang macht, die Straßen, durch die er auf dem Weg in sein Büro gehen muss.
Auch sehe ich den Namen der Straße, in der es zu finden ist.“
Die Dame musste zugeben, dass alles stimmte.
Dann sah er nichts mehr und harrte der Dinge, die kommen sollten.
Nach einigen Augenblicken fragte die Dame: „Sehen Sie noch etwas anderes?“
„Nein, gnädige Frau, aber warten Sie noch eben.“
Sie wurde ungeduldig, doch André war vorbereitet und blieb gelassen.
Alcar hatte ihm schon oft gesagt, dass er den Einfluss, der von den Menschen ausging, von sich halten müsse, da der ihn sonst verwirren würde, und dann könnte er nicht mehr sauber sehen, sondern würde durch die Menschen beeinflusst werden.
Gelassen müsse er sein, sagte Alcar immer.
Die Menschen schickten ihm viele Gedanken zu, die er telepathisch übernahm.
Dann könne er ihnen zwar Beweise vorweisen, doch diese beruhten dann darauf, was sie selbst wussten und dachten.
Damit käme er nicht weiter.
So war es auch jetzt.
Er wehrte diese Gedanken mit aller Kraft ab.
Plötzlich sah er ganz deutlich vier Personen vor sich.
Es waren drei Damen und ein Herr.
Sobald er dieses Bild vor sich sah, hörte er Alcar sagen: „Das sind vier Hellseher, die sie konsultiert hat.
Sie hatten das Foto und die Krawatte in Händen, und deshalb haftet noch ihr Einfluss an diesen Gegenständen.“
Er gab diese Mitteilung weiter.
Auch das war richtig erkannt.
Dann sagte Alcar: „Achte darauf, was in ihrem Kopf vorgeht, André, konzentriere dich stark und übernehme ihre Gedanken.“
Er schaute sie an und sah, dass aus ihrem Haupt ein Lichtstrahl zu ihm herüberkam.
Wie der Blitz, so schnell war es passiert.
Alcar fuhr fort: „Nun siehst du ihre Gedanken als Licht.
Telepathie, André, sei vorsichtig.
Diese Hellseher haben die Gedanken von ihr übernommen, und nun werde ich dir zeigen, wie ein Hellseher beeinflusst wird, wie er die Gedanken der Person auffängt, die ihn konsultiert.“
André wusste um die Bedeutung des Lichts, welches zu ihm herüberkam.
Und als die Dame ihn fragte, ob er noch etwas anderes sähe, konnte er ihr berichten, was er gesehen und übernommen hatte.
„Ja, gnädige Frau, ich will Ihnen sagen, was ich sehe.
Die vier Hellseher, die Sie konsultiert haben, sagten Ihnen alle, dass ihr Mann noch vor Dezember sterben werde.
Ich höre deutlich die Worte, die sie Ihnen gesagt haben und die ich jetzt von Ihnen übernommen habe.
Ich werde sie wörtlich wiederholen: ‚Wissen Sie, dass Sie bald Witwe werden?‘ “
Sie erschrak und begann zu schluchzen.
Es war nun das fünfte Mal, dass dies von einem Hellseher festgestellt wurde.
Vier andere hatten es ihr schon zuvor prophezeit, von denen einer in ganz Europa renommiert war.
Es musste also wahr sein, da alle den Eindruck hatten, dass ihr Mann nicht mehr lange leben würde.
André hatte Mitleid mit ihr, weil so entschieden gesagt wurde, dass ihr Mann bald sterben würde, und weil sie das glaubte, aber er fuhr fort:
„Was ich Ihnen sagte, war also genau das, was die anderen Hellseher vorhergesagt haben?“
„Ja, sicher, Ihre Aussage stimmt mit dem überein, was die gesagt haben.“
„Fabelhaft, gnädige Frau, aber ich versichere Ihnen, dass sie lediglich Ihre Gedanken telepathisch übernahmen und Ihnen das sagten, woran Sie dachten, weil Sie ein starkes Konzentrationsvermögen besitzen und die Seher somit beeinflusst haben.
Sie haben Ihnen auch nichts anderes über den Gesundheitszustand Ihres Ehegatten sagen können als das, was Sie selbst wussten und was Sie beschäftigt hat.
Ich stehe nun allein den vier Hellsehern gegenüber und ich fühle, dass Sie mir nicht glauben.
Dennoch werde ich mein Bestes tun, gnädige Frau, und ich werde versuchen herauszubekommen, ob ich die reine Wahrheit für Sie empfangen darf.
Ich werde meinen geistigen Leiter, der bei mir ist, fragen, ob er mich die sehen lassen kann.“
Er fragte es Alcar, der antwortete: „Geb dich hin und wir werden sehen, was die Wahrheit ist.“
Er gab sich Alcar willig hin, doch bevor er sich konzentrierte, bat er Gott, die Wahrheit, die geistige Wahrheit empfangen zu dürfen.
Jetzt kam es auf das saubere Sehen an, nicht nur für den Kranken, um den es ging, sondern auch für diese arme Frau, die bereits dadurch, was man ihr sagte, eine so furchtbare Angst durchgestanden hatte.
Er flehte um Kraft für seinen geistigen Leiter, dass dieser ihr durch ihn als sein Instrument die reine Wahrheit durchgeben möge.
An seiner Seite hörte er Alcar ebenfalls beten und um Kraft bitten.
Wenn die vier Hellseher nur wüssten, wie viel Übel ihr Werk bereits angerichtet hatte und wie vorsichtig sie mit ihren Gaben sein sollten.
Die arme Frau befand sich in einer solch starken Anspannung, dass sie, falls die noch lange andauern sollte, ganz bestimmt noch vor ihrem Gatten hinübergehen würde.
Nach seinem Gebet fiel er in Trance, und in diesem Zustand wurde der Schleier für ihn gelüftet, der die Wahrheit verhüllte.
Als er sehen konnte, hörte er Alcar: „Sage ihr, was du siehst.“
Zunächst bat er sie, alles, was er sagte, aufzuschreiben, und fuhr dann fort:
„Hören Sie, gnädige Frau.
Ich sehe den 1. Dezember vor mir; ich sehe alle Tage des Dezembers nacheinander an mir vorüberziehen.
Es ist beinah ein Film.
Jetzt sehe ich den Januar und auch Ihren Ehegatten, der noch immer gesund aussieht, obwohl er den Hellsehern zufolge schon gestorben sein müsste.
Ich sehe auch nicht, dass im Januar etwas passiert, aber Ihren Mann sehe ich schon.
Jedes Mal wird mir gezeigt, wie es um ihn steht.
Nun kommt der Februar an die Reihe; die erste Woche zieht langsam an mir vorüber.
Am achten Februar bleibt der Film stehen.
Das hat etwas zu bedeuten.
Jetzt sehe ich, dass Ihr Mann krank ist, er liegt im Bett; aber machen Sie sich keine Sorgen, der Film läuft wieder weiter.
Zehnter, zwölfter, vierzehnter, sechzehnter Februar; nun sehe ich, dass es ihm wieder besser geht.
Es war lediglich eine kleine Unpässlichkeit.
Jetzt ist der Februar vorbei.
Ich sehe den vierten März und nacheinander die übrigen Tage des Monats.
April.
Jetzt ziehen die Tage und Monate immer schneller vorüber.
Nichts, es passiert nichts.
Ich sehe Ihren Mann noch immer frisch und gesund neben Ihnen.
Auch den Monat November sehe ich an mir vorüberziehen, und jetzt ist der Tag ein Jahr her, an dem Sie hätten Witwe werden sollen, doch ich sehe, dass es nicht dazu gekommen ist.
Der Film wird aufgerollt, gnädige Frau; mein geistiger Leiter sagt, dass dies genügen soll.
Alles ist vorbei.
Ich sehe nichts mehr und Sie können wieder glücklich sein.“
Die Dame jedoch wusste nicht, was sie davon halten sollte.
Sie hatte auch herzlich wenig aufgeschrieben, nur den 8. Februar.
Sie schaute André an, sagte aber nichts, und er fühlte, dass sie ihm nicht glaubte.
Es war einer gegen vier und wem sollte sie da glauben?
Aus ihrer Sicht konnten die anderen auch Recht haben, und davon schien sie überzeugt zu sein.
Für ihn war es ein unhaltbarer Zustand und Alcar sagte: „Mach Schluss, mein Junge.
Es hat für sie keinen Wert, und wenn wir auch noch so viel sehen, es hilft nichts.“
„Hören Sie, gnädige Frau, Sie können glauben, was Sie wollen, und annehmen, was Sie für richtig halten, doch ich bitte Sie höflich: Schreiben Sie mir alles, was auch immer mit Ihrem Mann geschehen wird.
Für mich ist es von sehr großer Wichtigkeit zu wissen, wer hier richtig gesehen hat.“
„Das verspreche ich Ihnen.“
„Dann will ich Ihnen sagen, was passiert ist:
Was die anderen Hellseher telepathisch von Ihnen übernahmen, hat mit wahrem Hellsehen nichts zu tun.
Echtes Sehen bedeutet das durchzugeben, gnädige Frau, was wir von unseren geistigen Leitern empfangen.
Wir müssen uns stark konzentrieren, um einzig und allein das empfangen zu können, womit wir durch unsere geistige Leiter verbunden werden.
Wenn mich mein geistiger Leiter nicht vor Ihrem starken Konzentrationsvermögen gewarnt hätte, dann hätten Sie auch mich beeinflusst, und ich hätte ebenfalls falsch gesehen.
Was ich gesehen und Ihnen mitgeteilt habe, ist für mich die Wahrheit.
Es wird nicht so schnell dazu kommen, dass man mich beeinflusst, gnädige Frau.
Und warum nicht?
Weil ich niemals versuchen werde, Beweise durch Telepathie zu liefern, das heißt, durch das Übernehmen von Gedanken.
Das geschieht, wie ich Ihnen sagte, nicht durch Sehen, sondern allein durch Fühlen.
Ein Hellseher muss sich sicher sein, ob die Eindrücke, die er empfängt, von seinen geistigen Leitern kommen, oder aber von stofflichen Menschen stammen.
Das müssen wir auseinanderhalten können, denn dahinter verbirgt sich eine große Gefahr.
Vor allem bei Krankheiten ist es erforderlich, die Telepathie vollständig auszuschalten und alles zu prüfen, was unsere geistigen Leiter uns durchgeben.
Das darf auf keinen Fall falsch sein.
Merken Sie, wie gefährlich das ist?
Wenn wir das nicht tun, wird unser Sehen sehr gefährlich für diejenigen, die zu uns kommen und um Rat bitten.
Sehen Sie nun die Gefahr dessen, was diese Leute Ihnen erzählt haben?
Vielleicht noch nicht, weil Sie mir nicht glauben, doch später werden Sie an meine Worte denken, an alles, was ich Ihnen heute gesagt habe.
Ihre Freundin kennt mich schon länger und sie weiß, dass ich unkompliziert sein will und lediglich als Instrument dienen möchte.
Ich bin kein Eiferer, gnädige Frau.
Es geht mir allein darum, Ihnen zu helfen mit allem, was in mir ist.
Alles, was wir in einem Fall wie dem Ihren sehen, muss geistig sein.
Das sagt mir, dass ein Leiter, ein Geist, einer unserer Helfer also, durch den wir alles tun und von dem wir alles empfangen, uns beistehen muss.
Ich sage Ihnen das nur, weil ich auf meinen geistigen Leiter baue; das bedeutet, dass alles wahr ist, was er Ihnen durchgegeben hat, da er mir alles immer authentisch vermittelt.
Aber auch, weil er niemals mit der Gesundheit eines Menschen scherzt, weil sie ihm heilig ist.
Ich finde es für Sie schrecklich, dass man Sie so aus der Fassung gebracht hat.
Die Hellseher, die daran schuld sind, wissen selbst nicht mehr richtig, ob ihr Kontakt zu ihren Leitern sauber ist, sonst hätten sie Ihnen das niemals sagen dürfen.
Ein höherer Geist, der sich im Licht befindet, wird so etwas niemals durchgeben.
Und selbst wenn es die Wahrheit wäre und die Angaben zuverlässig, dann noch hätte ich Ihnen niemals gesagt, dass Sie bald Witwe sein würden.
Und wenn diese Leute zu behaupten wagen, dass sie es sähen, dann sagen sie die Unwahrheit und schalten deren geistige Leiter aus.
Wir dürfen niemals vergessen, dass wir Werkzeuge sind, und wir müssen aufpassen, dass unsere eigenen Gedanken nicht in den Vordergrund geraten, nicht durchdringen.
Dies ist eine schwere Aufgabe für ein Medium.
Jedes Medium arbeitet mit einem geistigen Arzt, doch den haben sie in diesem Fall ausgeschaltet.
Und wenn der Hellseher nicht ehrlich bleibt, ich meine, wenn er zwischen Hellsehen und Telepathie nicht unterscheiden kann, dann wird alles unwiderruflich ein Misserfolg.
Dann gibt er Ihnen Beweise davon, was in Ihren Gedanken vorgeht.
Verstehen Sie jetzt, gnädige Frau, wie einfach alles ist?
Wenn Sie diese vier Menschen nicht durch die Angst, Ihren Mann zu verlieren, beeinflusst hätten, dann hätten auch sie Ihnen andere Mitteilungen gegeben.
So wurde Ihnen diese Angst zum Verhängnis.
Die Hellseher übernahmen Ihre Gedanken und meinten, dass sie richtig gesehen hätten.
Davor musste ich mich in Acht nehmen.
Ihre Gedanken hätten mich irreführen können; deshalb halte ich Gedanken, die mir zugesendet werden, von mir fern.
Verstehen Sie, was ich meine, gnädige Frau?“
„Ja, ich verstehe Sie.“
„Ich will Ihnen noch von einem wunderbaren Beweis meines geistigen Leiters erzählen.
Vor einiger Zeit kamen – an einem Samstagnachmittag – ein Herr und eine Dame zu mir, und der Herr fragte, ob ich etwas über die Gesundheit seiner Frau sagen könne.
Um Kontakt zu bekommen, nahm ich ihre Hand in meine Hände; dann beginnt mein geistiger Leiter zu sehen und gibt es mir durch.
Dies überprüfen wir dreimal, denn das ist notwendig, um ein telepathisches Übernehmen von Gedanken, was einem oft nicht bewusst ist, auszuschalten.
Ich erhielt die Mitteilung, dass sie auf dem rechten Ohr taub sei, und im gleichen Moment wurde es still in meinem rechten Ohr.
Danach sah ich sie von innen, worauf die dritte Kontrolle erfolgte; bei der sagt mir mein geistiger Leiter, ob ich richtig gefühlt und gesehen habe.
Diese Kontrolle üben wir über uns selbst aus, und wenn mein geistiger Leiter sagt, dass es in Ordnung ist, dann kann ich mich darauf verlassen, dass alles, was ich gesehen habe, zutreffend ist.
Ich sagte der Dame denn auch, dass sie rechts taub sei, und sie bestätigte das.
Sie fand es fantastisch; aber das war noch nicht alles.
Ich sollte ihr helfen und magnetisierte fünf Minuten ihr Ohr.
Während ich sie behandelte, ließ mich mein geistiger Leiter sehen, dass der Abszess in ihrem Ohr am Montagmorgen um Viertel vor neun durchbrechen würde und dass sie dann geheilt wäre.
Auch das sagte ich ihr, ohne an mir selbst noch an meinem geistigen Leiter zu zweifeln.
„Wir werden sehen, ob es eintrifft“, sagte ich.
Am darauffolgenden Tag – dem Sonntag – dachte ich viel an diese Dame.
Ich war zwar gespannt, vertraute aber meinem geistigen Leiter vollkommen.
Es wurde Montag, und am Morgen um Viertel nach neun klingelte es und ein Herr berichtete mir, dass alles genau so eingetroffen war, wie ich es gesagt hatte, und seine Frau wieder hören könne.
Er fand es wunderbar und war sehr glücklich, dass sich die Prophezeiung erfüllt hatte.
Diese Leute empfingen doch einen wunderbaren Beweis nicht nur für das reine Sehen meines geistigen Leiters, sondern auch für die spontane Genesung.
Viele Ärzte hatten sich erfolglos um sie bemüht, doch hier wurde sie binnen einiger Minuten von ihrer Krankheit befreit.
Finden Sie das nicht wunderbar?
Und dachten Sie etwa, dass ich daran zweifeln würde, was Ihnen jetzt mitgeteilt worden ist, während ich den Menschen bereits Hunderte Male das Können und Sehen meiner geistigen Leiter habe unter Beweis stellen können?
Nein, gnädige Frau.
Ich sage Ihnen das, um Ihnen mehr Sicherheit und mehr Vertrauen in das zu geben, was Ihnen mitgeteilt worden ist; denn es geht hier um Ihren Frieden.
Ich finde es unverantwortlich, dass die anderen Hellseher Ihnen mitgeteilt haben, dass Ihr Mann von Ihnen geht.
Es ist unverzeihlich, dass man zu sagen wagt: ‚Wissen Sie, dass Sie bald Witwe werden?‘
Und wenn dem auch tatsächlich so wäre, ist es dennoch nicht nötig, Ihnen das Monate im Voraus zu prophezeien.
Ich fühle Ihre Angst und verstehe Ihre Situation so gut.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine derartige Mitteilung aus dem Jenseits stammen sollte.
Das ist kein Helfen, sondern Abbrechen.
Es spricht nicht gerade für deren Menschenliebe.
Wir haben unsere Gaben empfangen, um den Menschen, die zu uns kommen, zur Seite zu stehen.
Doch anstatt Ihnen zu helfen und Ihnen beizustehen, hat man Ihnen unnötig große Angst bereitet, und die sollte noch zwei lange Monate anhalten.
Ach, gnädige Frau, schütteln Sie doch die Angst von sich ab.
Glauben Sie mir, es trifft nicht ein, was die Ihnen prophezeit haben.
Beten Sie, dass Gott Ihnen meine Überzeugung schenken möge, beten Sie viel; so können Sie es nicht aushalten.
Das Gebet wird Ihnen Trost spenden und Ihnen helfen.
Mehr kann ich für Sie nicht tun und andere Beweise können Ihnen nicht gegeben werden.“
André ging fort und fühlte sich draußen erleichtert, da er seinen lieben geistigen Leiter neben sich sah, der ihm sagte, dass seine Worte richtig waren.
„Du hast dein Bestes getan, mein Junge, doch ich fürchte, dass sie durch unsere Auskunft nicht zu überzeugen ist.
Sei aber unbesorgt, alles wird so eintreffen, wie ich es dich habe sehen lassen.
Ich werde dir sagen, warum es eintrifft.
Ich wusste im Voraus, worum es ging.
Ihre Gedanken erreichten mich, und du weißt, dass ich diese auffangen kann.
Ich sah alles und sorgte dafür, dass ich unverzüglich mit meinem Meister in Kontakt kam.
Ich konnte es dir in jenem Moment nicht sagen, doch mein Meister ließ es mich sehen.
Da es um etwas Geistiges geht, durfte ich es ihn fragen.
So habe ich es dir durchgegeben, und du hast es ihr weitergegeben.
Das ist die große Kette, in der wir alle ein Glied sind.
Mein Meister sieht es und kann die Wahrheit präsentieren.
Meine Frage und meine Gedanken erreichen blitzschnell diejenigen, die es wissen können, und steigen dann zu Gott auf, da alles, was geistig ist, mit Seiner Hilfe gewährt wird.
Sei stets bereit, es zu empfangen.
Bitte viel um Weisheit, Wahrheit und Kraft.
Du siehst, das wird uns gewährt, weil wir um geistige Hilfe baten, frei von stofflichen Belangen.
Bitte immer in aller Einfalt darum.“
Es verging ein Monat und André hörte nichts.
Der Fall ließ ihm keine Ruhe.
Der Dezember war vergangen; die verhängnisvolle Zeit war gekommen, da der Mann hinübergehen sollte.
Er bekam jedoch keine Nachricht.
Da rief er die Freundin der Dame an und erhielt die beruhigende Antwort, dass noch alles gut ging.
Sie begann an der fatalen Prophezeiung zu zweifeln und sagte, dass sie sich von seiner Aussage schon gleich angesprochen fühlte.
Der Januar verging, noch hörte er nichts.
Am achten Februar rief er wieder an, doch man konnte ihm nichts sagen.
Endlich, im März erhielt er ein Schreiben, worin stand:
„Werter André!
Meinem Versprechen vom letzten Herbst im Haus von Frau V. entsprechend übersende ich kurz die Nachricht, dass Sie, was den Gesundheitszustand meines Ehegatten anbetrifft, offensichtlich doch richtig gesehen haben.
Er schläft zwar sehr viel, aber sonst gibt es keine beunruhigenden Symptome.
Falls einer der Hellseher Recht mit der Zahl drei hat, so könnte dies ‚in drei Jahren‘ bedeuten.
Sie können nicht direkt an mich schreiben, da mein Gatte über meine Unterredung mit Ihnen natürlich nicht im Bilde ist.
Mit freundlichen Grüßen
B. v. H.“
Alcars Prophezeiung hatte sich abermals erfüllt.
Weshalb sollte man sich nun Phantasien hingeben, die ohne Sinn und Verstand waren?
Weil einer der Hellseher die Zahl drei genannt hatte, sollte „in drei Jahren“ etwas geschehen!
Den Menschen, die Ihrer Phantasie freien Lauf lassen, ist nicht zu helfen.
Am Anfang seiner Entwicklung hatte Alcar gesagt: „Du wirst das sehen, was ich dich sehen lassen will.“, was doch wohl beweist, dass ein Medium von sich aus nichts tun kann.
Das große Vertrauen eines Mediums in seinen geistigen Leiter und der Wille, nur als Instrument zu dienen, werden es vor Fehlern und falschen Mitteilungen bewahren.
Insbesondere diejenigen mit der Gabe des Heilens müssen sich davor hüten, da es um Leben oder Tod gehen kann.
Diese Medien tragen eine sehr große Verantwortung.
Alcar sagte zu André: „Einfalt ist die Kraft dieser großen Gabe.
Und dann: die Wahrheit über alles.
Nicht die Telepathie einsetzen, damit die Leute nicht durch ihre eigenen Gedanken überzeugt werden.
Dies ist die große Gefahr des Sehens.
Und werde nicht eitel, denn dann würdest du in sehr kurzer Zeit verloren sein, weil du zwischen dem, was ich dir übermittle, und deinen eigenen Gedanken nicht mehr klar unterscheiden könntest, und das unabhängig davon, wie groß deine Gabe ist.
Wenn ich dir nicht helfe, ist es dir nicht möglich, einen Gedanken als Licht zu sehen.
Sei vorsichtig, wenn du vor großen Dingen stehst, weil es um Menschenleben gehen kann.
Auf uns zu hören, das ist das Wesentliche für alle, die diese Gabe besitzen.“
Einmal wurde er zu einem achtjährigen Jungen gerufen und als er einige Male dort war, sagte Alcar, dass er ihn nicht mehr behandeln dürfe.
Er hörte nicht und dachte: „Warum darf ich ihn nicht mehr behandeln?
Das Kind macht doch Fortschritte?“
Als er sich über die warnende Stimme hinwegsetzte und trotzdem noch einmal zu ihm ging, sprach Alcar: „Du sollst folgen, André.
Du hast gerade so getan, als ob du mich nicht hören würdest, aber du sollst nichts außerhalb meines Willens tun.
Dieses Kind geht hinüber, und um dir alle Unannehmlichkeiten zu ersparen, ziehe ich dich zurück.
Es ist ein Arzt bei dem Jungen, und das genügt.
Wir können dort nichts mehr tun; unsere Arbeit ist beendet.
Lerne daraus und mache alles so, wie ich es will, wie merkwürdig es dir auch erscheinen möge.
Ich schaue durch alles hindurch und mit allem verfolge ich eine Absicht.“
Vierzehn Tage später ging der Kleine hinüber und Alcar sagte: „Du siehst, mein Sohn, dass es eintrifft.
Wir an unserer Seite durchschauen alles.
Indem du großes Vertrauen entgegenbringst, sollst du das Band, das dich mit mir verbindet, immer stärker werden lassen, bis es einst ein Band der Liebe sein wird.
Dann wirst du wirken, wie ich es will, und dann kann ich dir in allem zur Seite stehen, wenn es dir auch noch so gefährlich zu sein scheint.
Bleibe bescheiden, das wird deiner Entwicklung zugute kommen.
Und vergesse niemals, dass du ein Werkzeug bist, wie alle anderen, die diese Gabe besitzen.
Jeder von ihnen muss seinen eigenen Kampf kämpfen und seinen eigenen Weg finden.
Doch nicht nur in Taten, sondern auch in Gedanken.
Hierüber will ich dir etwas sagen.
Dies gilt für jedermann, denn für die einen ist dies der Weg in die Finsternis, und für die anderen der Weg, der entlang vieler Windungen zum Licht Gottes führt.
Ich habe dir schon so oft gesagt und erklärt, wie schwer dieser Weg für dich sein kann.
Ihr, Erdbewohner, die ihr eure Aufgabe auszuführen habt, ihr, die ihr den Weg zum Licht sucht und den heiligen Willen, Gutes zu tun, in euch tragt, ich sage euch von dieser Seite aus, dass ihr noch so oft irrt und sucht und dass eure Wege noch voller Windungen sind.
Doch wie wird erst der Weg derer sein, die das große Licht nicht suchen?
Sind das nicht arme Menschen?
Viele irren und suchen.
Das soll kein Vorwurf sein, denn wir an unserer Seite wissen, dass ihr irren werdet und irren müsst.
Denn wenn ihr einmal den Weg zum Licht erreicht habt, dann seid ihr einer der Unseren und habt mit dem irdischen Leben abgeschlossen.
Dieses Irren ist kein vorsätzliches Beschreiten falscher Wege.
Nein, es ist mehr ein Abweichen der Gedanken vom rechten Weg.
Niemand hindert euch daran, das zu denken, was ihr denken wollt.
So können eure Gedanken in eine falsche Richtung geschickt werden, dann irrt ihr umher, und oft wisst ihr das nicht einmal.
Doch wenn sie in die richtige Richtung gehen, dann werdet ihr glücklich sein und es uns leicht machen, euch zu erreichen.
Und sind die menschlichen Gedanken denn immer richtig?
Steckt in euch allen nicht auch ein Hang zum Bösen, zum Schlechten?
Und gibt es nicht etwas, wenn ihr solch einen Gedanken gefasst, also ausgesendet habt, was euch vom erleuchteten Weg zum Guten abbringt?
Ist es denn so befremdlich, dass ich das auf diese Weise sagen muss?
Und tue ich das nicht, um euch zu helfen, weiter dem rechten Weg zu folgen, und ihr von reinen Gedanken beseelt euch weiter für das Gute gebt?
Ist es denn grausam, wenn ich jedem sage, dass ihr trotz des guten Willens, dem Weg zum Licht zu folgen, irrt?
Und wenn ihr, die ihr das Höhere wollt, schon so viel Mühe damit habt, euch sauber abzustimmen, euch mit uns eins zu machen, wie viel schwerer ist es dann nicht, dem Weg des Lichts zu folgen.
Und wie unendlich schwerer muss es dann nicht für jene sein, die nicht mit ganzer Seele den Weg zum Höheren gehen wollen.
Wir, die Bewohner der Welt des Geistes, rufen euch zu: Ihr alle, die ihr auf Erden lebt, seid nicht nur in euren Taten vorsichtig, sondern auch in euren Gedanken.
Denn die Gedanken, die man aussendet, sind so groß wie Wolken, und vor allem eure schlechten Gedanken ziehen als dunkle Wolkenmassen über die Erde.
Sie sind undurchsichtig und fühlen sich kalt, klamm und schmutzig an.
Wenn ihr in solch einer finsteren Wolke landet, macht es euch Menschen Angst.
Wenn ihr diese finsteren Massen seht, erschreckt ihr heftig.
Dann werden, wenn ihr es sauber herausgefühlt habt, eure ersten Gedanken sein: Wie konnte ich so denken?
Und es ist notwendig, dass ihr euch das fragt.
Dann steigen leuchtende Gedanken über die finsteren Wolken auf und erleuchten diese durch ihren Glanz.
Das ist das Gute, das ihr innerlich tragt und mit dem ihr auf das Geistige abgestimmt seid.
Dann werfen eure reinen Gedanken ihren Lichtschein auf die finsteren und erleuchten so all das Finstere, doch dann kommt trotz alledem immer noch einiges dieser finsteren Gedanken, des Schwarzen, zum Vorschein, bis das Licht, das Licht des Guten, auch das hinweggefegt hat.
Solche schlechte Gedanken können einen anderen wie schwarze Wolken umdrängen und vernichten.
Aber zum Glück gibt es auch die glänzenden Strahlen, welche aus tiefstem Herzen zu Gott gehen.
Und gibt es zwischen den blauen, weißen und goldenen Strahlen nicht Tausende von Nuancen?
Wenn eine dunkle Wolke durch diese heiligen Farben, dieses Licht des Guten beschienen wird, so habt ihr wieder eine Biegung des Weges hinter euch gebracht und könnt mutig voranschreiten.
Und allmählich werden alle finsteren Gedanken dem Guten weichen.
Das ist dann euer Kampf um das Höhere zu finden.
Und glaubt ihr auch oft das Licht zu besitzen, so sage ich euch dennoch von dieser Seite aus: Ihr irrt noch so oft umher und sucht.
Vergiss das nie, mein Sohn, denn es ist nicht gut, dass es finstere Gedanken gibt, und damit meine ich nicht nur Gedanken, die in deinen Augen unrein und schlecht sind, sondern auch die des Hochmuts, der Eitelkeit und des Wahns.
Die Gedanken des kleinen Gottmenschen.
Der Drang, Sensationen zu schaffen, der Hang, etwas sein zu wollen, was du doch nicht bist.
Alle diese Gedanken, die ebenfalls finster sind, dürfen nicht von dir ausgehen.
Finstere, schlechte Gedanken können so unendlich viel Unheil anrichten.
Denkt stets daran, ihr alle, die ihr an euch arbeiten müsst, euch selbst kennenlernen müsst, und vergesst nicht, dass gerade solche bösen Gedanken den Einen umdrängt, den Einen gekreuzigt haben; die große Persönlichkeit, den einfachen Menschen, vor dem wir in Demut niederknien müssen.
Diese dunklen Wolken ballten sich alle über dem Haupt von Gottes Sohn zusammen.
Doch als man Ihn gekreuzigt hatte, rissen über Golgotha die schwarzen Wolkenmassen auseinander und Gottes Licht zeigte sich am Himmel.
Oh, Menschenkind, wenn in dir Finsternis herrscht, so falte die Hände und bedenke, dass du in dieser Finsternis den Weg zu Gott schwer wirst finden können.
Falte die Hände, neige das Haupt, danke Ihm für Seine Gaben, bete, dass Er dir durch die dunklen Wolken hindurch den Weg zum Licht weisen möge und dass es noch in deinem irdischen Leben von dir ausstrahlen möge, da die Welt es so dringend braucht.
Dann werden auch wir dir in allem helfen, vergiss das niemals.
Und wenn es dann hell in dir geworden ist, solltest du Gott anflehen, dieses Licht für alle Zeiten in dir leuchten zu lassen.
Gebe Gott, dass diese Worte, die aus meiner tiefsten Seele kamen, euch die Kraft schenken mögen, stets das Höhere tun zu wollen.
Bittet Ihn, dieses blaue, dieses weiße und dieses goldene Licht stets in eurer Seele leuchten zu lassen, damit es auch andere, die zu euch kommen, erleuchten und es sie näher zu Gottes ewigem, heiligem Licht bringen möge.
Mein lieber Junge, wenn du allein bist, völlig allein und das Haupt demütig beugst, dann frage dich, ob du an jedem Tag mehr Licht als Finsternis gabst.
Sage aber auch, dass du geistig wachsen willst, sage es ehrlich in dir selbst.
Erfühle es gut und sage dann: ‚Heute war ich besser als gestern.‘
Bitte Gott um Hilfe und sage, dass du morgen besser sein willst als heute.
Verherrliche nicht dich selbst, aber achte dich auch nicht zu gering.
Unser Vater weiß alles, sieht und versteht alles.
Und wenn du dann mit geistigen Fragen zu uns kommst, dann können wir damit zu unseren Meistern gehen, um von ihnen die Wahrheit zu empfangen und sie durchzugeben.
Medien, gebraucht eure Gaben in Liebe zu Gott.
Dann wird die Welt durch eure Hilfe, eure Kraft und eure Liebe Fortschritte machen, der Spiritualismus immer mehr verbreitet und die Menschheit auf den Weg zum Licht gebracht werden.