Der Mensch denkt, Gott lenkt

André war schon seit langem verheiratet und seine Frau war nunmehr in gesegneten Umständen.
Jahre des Wartens auf das Glück, das einfach nicht kommen wollte, waren vergangen und nun freute er sich, dass ihm ein junges Leben geschenkt werden sollte.
Tagein, tagaus betete er, dass Gott Weisheit, Kraft und Liebe in das Wesen hineinlegen möge.
Denn er liebte Kinder so sehr.
In einem jungen Leben las er wie in einem offenen Buch und er fühlte den Seelenzustand des Wesens.
Er würde eine Mutter auf verschiedene Gefühlsübergänge hinweisen können, wodurch sie ihr Kleines kennenlernen konnte.
Doch er wagte es nicht, sich mit Kindern zu verbinden, weil eine Mutter nicht wollte, dass sich andere in ihre Liebe einmischten.
Wenn er dieses große Glück empfangen durfte, würde er im Stillen auf sein Kind einwirken und ihm seine Liebe fühlen lassen.
Eben durch Gedankenkonzentration würde er sich mit dem Kind verbinden, wodurch es sich gleichzeitig im Geiste entwickeln würde.
Aber als er innerlich über all diese Dinge sinnierte, fühlte er etwas in sich heraufziehen, das sein Glück störte.
Es war seltsam, aber dieses Gefühl hinderte ihn daran, glücklich zu sein über das, was bald geschehen sollte.
Es wurde immer stärker, sodass er kaum noch an sein Kind zu denken wagte.
Wenn seine Frau darüber sprach, was doch täglich sein musste, dann durchfuhr ihn ein kalter Schauer, und die Bedeutung dessen konnte er einfach nicht erkennen.
Dann führte er lange Selbstgespräche, fragte sich, warum er nicht glücklich sein konnte, und versuchte das Rätsel zu lösen.
Wenn er die Babykleidung anfasste, war es, als schlüge sein Herz schneller und würde ihm der Atem genommen.
Irgendetwas war mit den Sachen, das fühlte er deutlich.
Nur was?
Etwas hielt ihn zurück, bereits jetzt voller Glück auf den großen Augenblick zu warten, wenn ihm das junge Leben geschenkt würde.
So vergingen einige Monate.
Wenn darüber nicht gesprochen wurde, war auch er ruhig und gelassen; doch wenn seine Frau über ihren Schatz zu reden begann, spürte er wieder die Angst, was ihn gänzlich aus der Fassung brachte.
Er ließ sich davon nichts anmerken, er wollte es allein ausfechten.
Würde ihm das Kind gegeben werden oder würde irgendetwas geschehen, wodurch ihnen dieses Glück vorenthalten bliebe?
Wenn er seinen geistigen Leiter darüber befragen wollte, bekam er keine Antwort, und er fühlte dann, dass Alcar nicht darüber reden wollte.
„Ich gehe zu tief auf meine Gefühle ein“, dachte er dann, „alles ist doch in Ordnung.“
Seine Frau fühlte sich gesund und er musste von ängstlichen Gedanken abkommen.
Dann kehrte das Glück in ihn zurück und er dachte an viele schöne Dinge.
Welch ein großes Glück war es, so etwas empfangen zu dürfen!
Aber nach einigen Tagen war es wieder genau dasselbe.
Er fühlte zweierlei Kräfte in sich: Leid und Glück.
Das Leid trachtete das Glück zu verdrängen und manchmal unterlag das Leid.
Aber dann kam es wieder und unterbrach seine Ruhe, sodass von der Herrlichkeit nichts blieb und sein Kampf erneut begann.
Oft überlegte er, was gewinnen würde, denn dass es etwas zu bedeuten hatte, stand für ihn fest.
Ließ Alcar ihn fühlen, dass etwas passieren würde?
Würden sie auf das Glück verzichten müssen, auf das sie jahrelang gewartet hatten?
War es ihnen nicht beschieden?
Aber kurze Zeit später schlug er sich auch das wieder aus dem Kopf und wollte nicht mehr daran glauben.
Er wollte das junge Leben behalten, und so stellte er sich Fragen und beantwortete diese seinem Gefühl folgend, das Kind haben zu wollen.
Er ergründete die Gefühle seiner Frau, doch es gab nichts an ihrem Zustand, worüber er sich beunruhigen musste.
Tagaus, tagein arbeitet sie und hatte sich noch nie so gut gefühlt.
Plötzlich sagte Alcar zu ihm, dass er mit seinem zweiten Buch anfangen sollte.
Oh, das war wunderbar, dann musste er nicht so viel an seine Angst denken, die einfach nicht weichen wollte.
Er machte sich bereit und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Er sollte, was er bereits wusste, über alle Zustände schreiben, die er im Geiste und auf Erden erlebt hatte.
Dazu gehörten die vielen Behandlungen auf Erden, die er durch Alcars Wirken hatte durchführen dürfen, und von denen einige sehr bemerkenswert waren.
Er besorgte Schreibpapier, und einige Tage bevor Alcar anfangen sollte, sah er das gesamte Werk vor sich und wusste, wie die Gliederung der Kapitel aussehen würde.
Nichts von allem, was er hatte erleben dürfen, war verlorengegangen.
Wenn er einmal verbunden war, schrieb er ein Kapitel nach dem anderen herunter.
Manchmal schrieb er hintereinander hundert Blatt Papier voll und konnte nicht genug bekommen.
Müdigkeit verspürte er nicht, da er sich in einer besonderen Abstimmung befand.
Binnen einiger Wochen war denn auch das gesamte Werk fertiggestellt.
Die Fähigkeit, auf mediale Weise zu schreiben, war eine wundervolle Gabe.
Alle seine anderen Gaben ruhten dann und konnten, falls es notwendig war, wieder aktiviert werden.
Wenn er schrieb, fühlte er nichts mehr vom irdischen Leben und lebte in einer anderen Welt.
Manchmal blieb er wochenlang in dieser Abstimmung.
Länger durfte es nicht anhalten, weil es zu viel körperliche Anstrengung erforderte.
Merkwürdige Zustände erlebte er manchmal.
Eines Morgens war er früh aus dem Haus gegangen, um seine Patienten zu besuchen.
Er war zu Fuß und mit der Straßenbahn unterwegs und half seinen Menschen, und als er mittags in seinem Zimmer saß, schrak er auf einmal hoch.
Er konnte sich nicht einmal erinnern, ob es Mittag oder Abend war.
„Oh, ich habe mich verschlafen“, dachte er und eilte zu seiner Frau, um sie zu fragen, warum sie vergessen hatte, ihn zu rufen.
Dann kehrte sein irdisches Bewusstsein wieder langsam in ihn zurück und Alcar zeigte ihm, dass er seine Arbeit gut gemacht hatte.
So tief versank er dann in seinem geistigen Leben.
Ein anderes Mal bat ihn seine Frau, mit ihr spazieren zu gehen.
Sofort ließ er alles liegen und ging mit ihr hinaus in die wunderbare Natur.
Eine Stunde waren sie draußen, und als er nach Hause kam, fühlte er sich wieder sofort in seinen Schreibzustand aufgenommen.
Als seine Frau eine Stunde später zu ihm kam, fragte er sie nach dem Wetter, weil ihm so kalt war und er sich so unglücklich fühlte.
Von seinem Spaziergang wusste er nichts, obwohl er doch mit ihr über verschiedene Dinge gesprochen hatte.
„Merkwürdig ist das“, sagte sie.
Als er dann das Manuskript nachlas, sah er, dass er über die finsteren Gefilde geschrieben hatte, dort, wo die unglücklichen Geister lebten, die sich auf Erden vergessen hatten.
Während des Schreibens zog er jene Einflüsse an und war mit ihnen verbunden.
Einmal geschah es, dass er während des Schreibens sagen hörte: „Es läutet, André, und es ist niemand zu Hause, denn deine Frau ist ausgegangen.“
Er stolperte zur Tür und schloss sie von innen mit dem Schlüssel auf.
Vor ihm stand ein Unbekannter, den er fragte, was er wünsche.
Es war jedoch seine Frau, die ohne Schlüssel fortgegangen war; sie ging ruhig an ihm vorbei im Wissen, dass er wieder in einer anderen Welt war.
André konnte sich dann später an nichts mehr erinnern.
Bei alldem fühlte er aber, dass über ihn gewacht wurde, er konnte sich willig hingeben und wusste, dass Alcar für ihn sorgte.
Darüber war er froh, denn jetzt konnte er nicht an seine Angst denken.
Ein Kapitel folgte dem anderen, bis er an eine Stelle kam, die wieder seine Angst aufkommen ließ.
Er hatte mit dem Kapitel „Himmel und Hölle“ angefangen, und darin kam eine Passage über das Hellsehen der Mutter vor.
Das Verwunderliche war, dass er darüber bereits mit seiner Frau gesprochen hatte, weil auch sie in ihrem Zustand die Fähigkeit des Hellsehens besaß.
„Aber warum“, dachte er, „schreibe ich gerade jetzt darüber, während sie sich in diesem Zustand befindet?"
War es Zufall?
Hatte es etwas zu bedeuten?
Er las es sich wohl zehnmal durch, und dabei fühlte er, dass seine Angst zurückkam.
In diesem Kapitel sagte Alcar den Müttern, dass sie ihre Kleinen, die hinübergingen, wiedersehen würden.
Er stand den Müttern in ihrem tiefen Leid zur Seite, versuchte ihnen jedoch zugleich klarzumachen, dass dazu Abstimmung erforderlich war, wenn sie ihre Kleinen wiedersehen wollten.
Es war schrecklich, seine Seele brannte.
Er wehrte sich mit aller Gewalt dagegen, doch es wollte nicht weichen.
„Ich schreibe meinen eigenen Kummer und Schmerz nieder“, dachte er, „meine Frau wäre die erste, der Alcar zur Seite stehen wollte.
Das ist doch nicht möglich?"
Lange dachte er nach und kam zu dem furchtbaren Entschluss, nicht mehr weiterzuschreiben, und zerriss das ganze Kapitel.
Er glaubte verrückt zu werden.
Wenn er es nicht erlebt hätte, dann hätte er wohl angenommen, unter schlechtem Einfluss zu stehen.
Doch er hatte alles durch sein Austreten aus dem Körper miterleben können und zweifelte jetzt nicht daran.
Dennoch weigerte er sich entschieden.
André war aufgebracht!
So war er noch nie gewesen und er kannte sich selbst nicht mehr.
Innig betete er zu Gott, dass er diesen Kelch an ihm vorübergehen lassen möge.
Die ganze Woche lief er damit herum und er fühlte sich von der Angst befreit.
Trotzdem nagte etwas in seinem Innersten.
Oh je, es war so schwer.
Er war am Punkt angelangt, alles zu zerstören, was in vielen Jahren des Kampfes aufgebaut worden ist.
Er brach das Heiligste mittendurch, seine Verbindung mit Alcar.
Er, der für Jene Seite sein Leben geben wollte, weigerte sich, für ihn zu arbeiten.
War das nicht schrecklich?
Er sah sich selbst in den Sphären und sah den großen Augenblick an sich vorüberziehen, als er Alcars Haus wieder verließ.
Er sah, wie er vor seinem geistigen Leiter niederkniete und hörte, wie er selbst sagte: „Viel habe ich nicht zu sagen, aber etwas möchte ich dir doch noch sagen, bevor wir von hier fortgehen.“
Er wagte nicht daran zu denken, ihm schauderte vor seinen eigenen Worten.
Er hatte Alcar versprochen, es ihm nicht schwer machen zu wollen – und was tat er jetzt?
Er, Alcars Instrument, verweigerte sich.
Nein, es war nicht zu glauben.
In Ruhe holte er Papier hervor, bereitete wieder alles vor und wartete ab, ob sein geistiger Leiter anfangen würde.
Er brauchte seine Hilfe, denn allein würde er nichts zuwege bringen.
Wenn er allein weiterschreiben müsste, würde ihm davon schwindlig werden, all die psychischen Zustände auseinanderzuhalten und alle geistigen Abstimmungen, die er erlebt hatte, zu unterscheiden.
Nun wurde seine Angst noch größer, es war die Angst, seinen geistigen Leiter verlieren zu müssen.
Nächtelang hatte er nicht geschlafen und innerlich bat er inbrünstig um Vergebung, dass er doch nur wieder anfangen dürfe.
Eines Nachmittags fühlte er, dass Alcar schreiben wollte, und ohne ihm etwas zu sagen fuhr der damit fort.
Bald war das Kapitel fertig und es war noch schöner als beim ersten Mal.
Dann kamen wieder andere Zustände und er stieg in die Hölle hinab, um diese mit all ihren Schrecken zu Papier zu bringen.
Abermals fühlte er sich eins mit denen, die dort lebten.
Ihre Einflüsse waren so intensiv, dass es beim Schreiben sogar zu Einwirkungen auf seinen Stoffkörper kam.
Als er auch damit fertig war und seine Frau, die neben ihm saß, ihn ansah, rief sie auf einmal verwundert aus: „Wie alt du aussiehst!
Wie sechzig.“
Er sagte ihr, wie das zu erklären war, und versuchte sich davon frei zu machen, was ihm völlig gelang.
Er war so sensitiv, dass die Kräfte selbst jetzt, da er in seinem Stoffkörper lebte, noch Einfluss auf seinen Körper hatten.
Dann zog er sich allmählich wieder in sein bewusstes stoffliche Leben zurück und fühlte, dass er freikam.
Als er mit Alcar in den finsteren Sphären verweilte, hatte er deren Leben kennengelernt und deren Kräfte wahrgenommen.
Mehrere Male hatten sie ihn überfallen.
Nun war er glücklich, dass auch das vorbei war.
Nach den finsteren begann er mit den höheren Sphären und verspürte abermals Angst, die ihn wieder heimsuchte.
Es war das Kapitel, als Alcar ihm die Kindersphäre zeigte und wieder zu den zurückgebliebenen Müttern sprach, um ihnen beizustehen.
Seine Angst wurde noch größer, als Alcar ihm sagte, dass er vorläufig aufhören wolle; er würde es später fortsetzen.
Dieses Warten hatte eine Bedeutung.
Alcar hatte an der Stelle aufgehört, als er den betrübten Müttern erzählte, wo ihre Kleinen lebten.
Er dachte wieder an das Kind.
Sollte es denn doch sterben müssen?
Schon wieder wurde das Glück durch das Leid zerstört, in Fetzen gerissen und zerrieben.
Sein Glück war nur von kurzer Dauer und Leid schlich sich in seine Seele hinein.
Seiner Frau ließ er nichts anmerken, das durfte unter keinen Umständen passieren.
Trotzdem fühlte er, dass er sie vorbereiten musste, und er hob an, mit ihr über die Sphären zu sprechen:
„Hör mal zu, Anna, ich werde dir etwas über die Kindersphäre vorlesen, dann kannst du einmal hören, wie schön es dort ist, wo die Kleinen der Erde leben, die jung hinübergegangen sind.
Oh, es ist dort so wunderschön.
Die Kleinen leben dort in Palästen und kein Königskind der Welt wird je das Glück besitzen, welches sie dort erfahren.
Ich habe schon mit dir darüber gesprochen, aber jetzt ist es aufgeschrieben.“
Aber sie wollte nichts von Sphären wissen und er merkte, dass er aufhören musste.
Er hielt sich für einen Rohling, jetzt damit anzufangen, gerade jetzt, da sie in Umständen war.
Trotzdem kam dieser starke Drang wieder in ihm auf und er machte sich erneut daran, sie vorzubereiten.
„Wenn du Zeit hast, solltest du es einmal lesen“, sagte er und wartete ab, ob sie darauf einging.
Sie tat es aber nicht.
Er zitterte innerlich, wenn er daran dachte, was der jungen Mutter zu drohen schien.
An einem anderen Abend, als er die Möglichkeit dazu sah, begann er wieder von den Kindersphären zu erzählen.
„Du solltest einmal zuhören“, sagte er zu ihr.
André fühlte, dass er innerlich verbunden wurde, und er berichtete ihr, was er hellsehend wahrnahm.
„Die Kleinen werden dort von hohen Geistern erzogen."
Er sprach voller Glut und stellte fest, dass er seine ganze Kraft in sein erschreckendes Plädoyer gelegt hatte.
„Wie herrlich und schön ist es doch, all das als irdischer Mensch erleben zu dürfen, und falls Menschen ihre Kleinen missen müssen, ihnen auf diese Weise beistehen zu dürfen.
Welch eine große Gnade ist das, findest du nicht auch?“
„Ja“, sagte sie plötzlich, „aber du willst das Kleine doch nicht missen?
Sie mögen es dort noch so gut und schön haben, aber dein Kind willst du doch nicht hergeben?“
André erfuhr Widerstand.
„Missen, nein, das nicht“, sagte er weiter, „denn du wirst es schließlich wiedersehen.
Es wächst dort weiter auf und wird dich in strahlender Schönheit erwarten, wenn auch wir einst hinübergehen werden.
Die Verbindung ist auf ewig, und du bist doch mit dem Kind verbunden?"
In diesem Moment wagte er alles.
Mit aller Gewalt versuchte er seinen inneren Zustand zu verbergen und sagte zu ihr:
„Aber stell dir jetzt einmal vor , du weißt doch nie, was Gottes Wille ist, dass es uns genommen würde.“
Er ergründete sie, um ihren inneren Zustand zu erfühlen.
„Dann nimmt Gott das Wesen zu sich und es ist vor viel Leid und Schmerz bewahrt.
Das ist für viele Mütter doch ein großer Halt.“
„Das ist alles gut und schön“, sagte sie, „aber du willst es doch nicht verlieren?“
Er war wieder da, wo er angefangen hatte.
Trotzdem musste es sein, sie brauchte ja noch nichts zu wissen; wenn auch nur ein kleines Fünkchen in ihr blieb, es würde ihr später helfen, das Leben wieder in Angriff zu nehmen.
Zaghaft setzte er an: „Wenn du liest, wie schrecklich es ist ...“, weiter kam er jedoch nicht, sie fiel ihm ins Wort und sagte:
„Hör doch um Himmels willen mit deinem ewigen Sterben auf.
Ich will Gommel nicht missen, für keine tausend Himmel und Paläste, ich will Gommel behalten, und jetzt genug davon!“
André erschrak.
Er war zu weit gegangen.
„Gommel“, dachte er, „was ist das nun wieder für ein Wort?"
Seine Frau war Wienerin und sie sagte ihm, dass es ihr Dialekt sei und übersetzt Kleiner Zwerg bedeutete.
Es war ihr Lieblingsname für das Kleine, das sie trug.
„Ich gehe im Sommer mit Gommel spazieren“, fügte sie hinzu und blickte gleichzeitig auf die Babykleider, die sie bereits für ihren Gommel genäht hatte.
André dachte: „Ich bin zu weit gegangen; wenn sie nur nicht meine Angst spürt.“
Sein Herz zerriss und blutete.
Es war ja auch nur das, was er wusste.
Er fühlte sich ratlos; seine Angst wurde immer größer und ging immer tiefer.
Ob sie etwas gemerkt hatte?
Als sie zurückkam, erforschte er sie erneut, aber diesmal, um herauszufühlen, ob sie etwas gemerkt hatte.
Er nahm sich vor, nicht mehr darüber zu sprechen.
Er sagte zu ihr: „Und wie wir im Sommer spazieren gehen!“
Das hatte sie berührt und sie selbst setzte daraufhin das Gespräch fort.
André war froh zu sehen, dass sie nicht darauf einging, was er zuvor gesagt hatte.
Ihr Glück befand sich in ihr, das war ihre innere Überzeugung; ihre Abstimmung war so anders als seine.
Es war der Besitz des Lebens, woran sie nicht eine Sekunde zweifelte.
Was nun?
Er erschrak über sich selbst.
Es war doch wohl ziemlich rücksichtslos von ihm, über solche Dinge zu reden, da sich doch alles erst noch bewahrheiten musste.
Was könnte nicht alles passieren?
Nein, er fand sich selbst schon merkwürdig, er sollte nicht so tief darüber nachdenken.
Dennoch dachte er: „Stell dir nur einmal vor, dass ich es absolut akzeptiere, würde ich es dann noch länger vor ihr verbergen können?
Braucht man dafür nicht eine übermenschliche Kraft?“
Würde er als irdischer Mensch diese Kraft haben?
Was war die Bedeutung all dessen?
Konnte er es verkraften?
Er versuchte sich in diesen Zustand zu versetzen, fühlte jedoch, dass er dem nicht gewachsen sein würde.
Sechs Monate war er nun schon am Zweifeln, ob er es akzeptieren müsse.
Noch schwebte er zwischen zwei Gefühlszuständen, ja oder nein.
Das Ja bedeutete Leid und Schmerz, und das Nein Glück.
Das Nein war ihm am nächsten, und das war am schwersten festzuhalten.
Das Ja schlich sich immer wieder in seine Seele ein, und dann fühlte er einen Kampf auf Leben und Tod.
Würde er auch dann noch zweifeln, wenn Alcar es ihn definitiv sehen ließe?
Wenn er morgens seine Patienten besuchen ging, dann legte er das Manuskript so hin, dass sie es sehen musste, doch sie sprach kein Wort darüber.
Sie war nicht zu erreichen; diese Mauer des Glücks konnte er nicht durchdringen.
Es umgab sie wie eine Festung, sie ließ es sich durch nichts nehmen.
Einige Tage später hatte er eine wunderschöne Vision.
Er sah sich in einer Einrichtung, wo eine Mutter ein Kind gebar.
Er erlebte alles mit.
Er war ein unsichtbarer Zuschauer.
Aber wie sehr er es auch wollte, die Mutter konnte er nicht sehen, es war, als würde sie vor ihm verborgen gehalten.
Es war ein Mädchen, das sie zur Welt brachte.
Es war tot und er begriff, dass sich hinter dieser Vision eine Wahrheit von großer Bedeutung verbarg.
Wie sehr er sich auch konzentrierte, er konnte ihr Gesicht nicht sehen.
„Ein Mädchen“, dachte er, „und tot?
Das ist doch nicht möglich?"
Es brach ihm innerlich das Herz, er fühlte sich tief verletzt.
Die unsichtbare Macht kehrte immer wieder zu ihm zurück, bis dass er es akzeptieren würde.
Er wollte es aber nicht akzeptieren, er wollte das Kind, nichts anderes als das junge Leben!
Wie furchtbar war es, hellsehen zu können und alles im Voraus zu sehen und zu fühlen.
Sensitiv zu sein war wundervoll, doch für ihn bedeutete es jetzt nichts als Kampf, Kampf gegen sein Glück.
Es war doch nur zu schlimm, dass man ihn nicht in Ruhe ließ.
Wieder und wieder spürte er eine geheimnisvolle Einwirkung.
War es Alcar?
Wer sollte es sonst sein?
Doch er trotzte der unsichtbaren Macht und er nahm sich heilig vor, alles von sich abzuschütteln.
Jetzt war es zu einem offenen Kampf gekommen, zwischen ihm und unsichtbaren Mächten.
Man wollte ihm etwas aufzwingen, einzig und allein Elend und Kummer, mit nichts anderem kam man zu ihm.
„Komm nur“, dachte er, „ich akzeptiere es nicht, niemals, wer es auch sein mag.“
Er wollte nicht sehen, nicht hören und nicht fühlen, diese Probleme brachten alle Gaben zum Erliegen, sie waren nicht in Gang zu bringen.
Er spürte deutlich, dass er das Katz-und-Maus-Spiel spielte, und war irgendwie neugierig, wer es gewinnen würde.
Es war ein grausames Spiel, wie es nur wenige auf Erden spielten.
Nein, daran hatte er nie gedacht; wie konnte das sein, wie war es möglich, in solch eine Situation zu geraten?
Es war trotzdem bemerkenswert, dass ihm, was seine anderen Gaben anbetraf, in allem geholfen wurde.
In allem fühlte er Alcar, dennoch wusste er sehr wohl, dass er mit diesem Problem in Konflikt war.
Er wagte nicht daran zu denken.
Nicht an Sphären, nicht ans Austreten, nicht an Malerei, an nichts.
Er tat sein Werk mit ganzer Liebe, doch für dieses Wissen war er nicht zu erreichen.
So vergingen wieder einige Tage, bis Anna ihn plötzlich fragte: „Was denkst du, was es wird?"
Was es wird?
Ihn traf der Dolch, denn genau in dem Moment wurde er unvermittelt mit seiner Vision verbunden.
Es ergriff ihn zutiefst, es zerschnitt ihm das Herz.
Er antwortete ihr, dass er es noch nicht wisse, doch sein Kampf hatte wieder begonnen.
Erneut dachte er an seine Vision.
Er versuchte sich dennoch zu verbinden, um das Geschehen noch einmal wahrzunehmen.
Aber wie sehr er sich auch anstrengte, er sah nichts, eine Verbindung war nicht möglich.
Und wieder schüttelte er es von sich ab und dachte nicht mehr daran.
Trotzdem war er sich sicher, dass er ein schreckliches Spiel spielte.
Es war ein Theaterstück, wie er sie noch nie gespielt hatte, und er selbst war der Hauptdarsteller.
Eines Abends bekam er von seinem geistigen Leiter die Botschaft, dass er zeichnen wolle.
„Für das Kleine“, fügte Alcar hinzu, was ihn glücklich stimmte.
„Siehst du“, dachte er, „ich mache mir umsonst Sorgen.
Alles ist bestens.
Sie fühlt sich gut, kein Wölkchen am Himmel, die das Licht verdunkelt.
Alcar zeichnet sogar."
Mehr sollte und durfte er doch nicht verlangen.
Seine Frau war glücklich, dass man an Jener Seite Interesse für ihren Gommel zeigte.
Alcar sagte ihm, dass die Zeichnung entweder über dem Bettchen des Kindes oder über ihrem Bett aufgehängt werden solle, und als André ihr das mitteilte, sagte sie: „Nein, wenn es für Gommel ist, soll es auch über seinem Bettchen hängen.“
André hatte wieder neuen Stoff zum Nachdenken.
Warum so dezidiert über seinem Bettchen oder über ihrem Bett?
Bedeutete auch das wieder etwas anderes und steckte dahinter die Absicht, dass es nicht über sein Bett gehängt werden sollte?
Aber zum Nachdenken hatte er nicht viel Zeit, da Alcar ihn in Trance versetzte und sein Interesse darauf eingestellt war.
Es wurde eine wunderschöne Zeichnung.
Gleich beim ersten Mal, als Alcar daran arbeitete, war sie bereits wunderschön.
Es war ein siebenzackiger Stern, mit einem Kreuz in der Mitte.
Dann ließ Alcar sie für einige Tage liegen und nahm sich Zeit, um nachzudenken.
Das Kreuz in der Mitte der Zeichnung gefiel ihm nicht.
Es war kein Kreuz, wie Alcar es immer in seinen Werken zeichnete, die Glaube und Liebe darstellten.
Der Stern bedeutete Bethlehem, die Geburt, aber für was stand das Kreuz?
Er hatte nie solche Kreuze gezeichnet.
„Sieben Zacken“, dachte er, „das bedeutet das Jenseits."
Es gab sieben Sphären geistiger Abstimmung.
Was meinte Alcar mit dieser Zeichnung?
Zum soundsovielten Mal geriet er in Empörung und fühlte, dass sein Spiel wieder von vorne losging.
War Alcar sein Gegner?
Nein, das wurde zu dumm, er ging zu weit.
Wenn das nur wiedergutmachen war!
Er fühlte, es war sein eigenes Leiden, das er zeichnete.
Zuerst hatte er sein Elend niedergeschrieben, jetzt zeichnete er das, woran er selbst nicht glaubte.
Er zeichnete den Tod seines Kindes; oh weh, wie schwer fiel es ihm, dies zu akzeptieren.
Die Zeichnung war von einem Trauerflor umgeben.
Darin lag der Tod, und er fühlte ihn.
Davon konnte er sich nicht freimachen, sein unsichtbarer Freund hatte über ihn gesiegt.
Aber das war doch nur zu dumm.
„Ich lebe doch noch auf Erden, ich kann mich doch von allem losmachen“, dachte er, „wer sollte mir das verwehren?“
Es lag ein Gefühl in ihm, das immer stärker wurde und ihn rebellisch machte, das ihn dazu anstachelte, das Zeichnen zu verweigern.
„Zeichne nicht“, hörte er ganz deutlich sagen, „ du zeichnest den Tod deines eigenen Kindes.
Was für ein Vater!"
Er hörte ein Lachen.
„Zeichne nicht!"
Mehr als diese Worte hörte er nicht.
So ging er zu Bett und lag stundenlang wach.
Die ganze Zeit über dachte er an die innere Stimme, die ihn gegen seinen geistigen Leiter aufwiegelte.
Das waren schlechte Einflüsse, die er durch sein Weigern angezogen hatte.
Innerlich aufgebracht schlief er ein, und als er morgens im selben Zustand wach wurde, war das Erste, was er tat, die Zeichnung zu zerreißen.
Als er die Schnipsel in seinen Händen hielt, verspürte er einen kalten Schauer.
Es war passiert, er konnte nichts daran ändern.
Mittags fühlte er eine ungeheure Reue.
Was hatte er nur getan?
Alcars Werk vernichtet und das Geschenk für sie und das Kleine, und somit auch ihre Liebe vernichtet.
Er fühlte Alcar, wagte es jedoch nicht, nach ihm Ausschau zu halten.
Vielleicht verstand er ja seinen furchtbaren Kampf.
Auch er war nur ein Mensch, mit vielen Fehlern.
Trotzdem war es grausam von ihm: Die Liebe seines Kindes hatte er zerstört.
Das war nun ein liebevoller Vater!
Würde er das Kind großziehen können?
Der kleine Wicht war noch nicht einmal auf der Welt, und der Vater zerstörte bereits das Glück des Kindes.
Er, der er alles Leben lieben wollte, hatte drei Menschen die Liebe genommen.
War das nicht erschreckend?
Konnte ein Vater den Tod seines eigenen Kindes zeichnen?
Er wusste es nicht, aber er stellte sich doch zur Verfügung?
War das menschlich?
War das Liebe?
Es war gemein von ihm, sich zur Verfügung zu stellen.
Hatte Alcar das gewollt?
Ein Geist der Liebe?
Nein, er fand, dass er nicht falsch gehandelt hatte, die Zeichnung zu zerreißen.
Er lehnte es ab, sich hinzugeben.
Doch eines Abends, während er die Zeitung las, versetzte Alcar ihn wieder in Trance und zeichnete durch ihn.
Er hatte nichts, aber auch gar nichts entgegenzusetzen.
Es wurde gezeichnet.
Und nun war sie plötzlich fertig und wunderschön.
Unter dem Stern lag der Zweig des Lebens.
Eine Zeichnung für Gommel, über die seine Frau sehr glücklich war.
Alcar sagte ihm ein paar Worte: „Diese ist nun für das Kleine.“
Jetzt, da er die fertige Zeichnung sah, fand auch er sie wunderschön.
Nach dieser Zeichnung versetzte Alcar ihn abermals in Trance und ließ eine andere symbolische Zeichnung entstehen.
Auch jetzt hatte Alcar nur wenige Worte für ihn: „Ich habe einen Seelenzustand gezeichnet.“
Es war ein sehr eigenartiges Bild.
Er betrachtete es lange, wusste es jedoch nicht zu deuten und legte es beiseite.
Nunmehr harrte er der Dinge, die da kommen sollten.
Trotzdem hatte er noch nicht alle Hoffnung aufgegeben, dass sein Kind lebend auf die Welt kommen würde.
Es war ruhig in ihm, der Kampf ebbte ab.
Alcar sagte nichts zu ihm und er dachte, dass sein geistiger Leiter ihm wohl vergeben würde, dass er sich aufgelehnt und seine Liebe nicht verstanden hatte.
Abermals wurde er eines Abends in Anspruch genommen.
Es war so spontan in ihm hochgekommen, dass ihm hinterher schauderte.
Auf einmal merkte er, dass sein rechter Arm unter fremder Kontrolle stand.
„He“, dachte er, „was ist das, was hat das wieder zu bedeuten?"
In letzter Zeit ließ man nicht mehr in Ruhe.
Dennoch griff er zu Bleistift und Papier und gab sich hin.
Komisch, wer hatte ihn da zu fassen bekommen?
Das ganze Blatt wurde mit 6 x 7 – 12 x 1, 6 x 7 – 12 x 1 vollgeschrieben.
Das verstand er nicht und warf es in den Papierkorb.
Seine Frau fragte ihn, was er mache, und er sagte ihr, dass auf ihn eingewirkt wurde, es sich jedoch nur um nichtssagende Zahlen gehandelt habe.
Die Zeit zog sich hin.
Eines Mittags kam ein Freund sie besuchen, der sehr sensitiv war.
André zeigte ihm die Zeichnung und forschte aus, was dieser dabei fühlen würde.
Dieser nahm plötzlich seinen Hut ab und André fühlte, dass er innerlich zitterte.
Wovon, das wusste er nicht, doch es war eigenartig, was er tat.
Er hat dies völlig verstanden.
Neben ihm sah er seinen geistigen Leiter, der auf ihn einwirkte.
Es war eine abrupte Einwirkung, die man von Jener Seite aus nur auf sensitive Menschen ausüben konnte.
Er war zu erreichen.
Das war jetzt der letzte Beweis für André, nunmehr akzeptierte er.
Deutlich sah er im selben Moment seinen geistigen Begleiter bei ihm stehen, um es ihm durch einen anderen Menschen zeigen zu lassen.
Sein Freund wusste nichts von seinem unbewussten Tun, wohl fühlte er, wie er später erzählte, dass er unter Einfluss gestanden hatte.
Er fand die Zeichnung wunderbar und ein kostbares Geschenk.
André fühlte jetzt, dass ihn eine tiefe Traurigkeit befiel.
Sieben lange Monate hatte er Widerstand geleistet.
Er hatte für sein Glück und gegen den unsichtbaren Menschen gekämpft, der ihn von einer Wahrheit überzeugen wollte, die er nicht annehmen wollte.
Natürlich gab es jene, die kämpfen würden, bis die letzten Kräften aufgebraucht waren, doch dieser war ein ein sehr eigenartiger Kampf gewesen.
Der unsichtbare Mensch, den man auf Erden tot wähnte, hatte ihn besiegt.
Sein Glück war zerstört, das Leid war der Sieger und das Ja hatte in einem sich hinziehenden, aber vorausberechneten Kampf über das Nein gesiegt.
Jetzt neigte er tief das müde Haupt vor dem Sieger.
Er hatte Alcars letzte Beweise bekommen.
Als er dann einmal allein war, kniete er nieder, um sehr lange um Vergebung zu bitten.
Sein hartnäckiger Widerstand war ein für allemal gebrochen.
Er ergab sich willig und wartete ab, was geschehen würde.
Wenn alles nur bald vorüber wäre, er wollte die Wahrheit.
Bevor seine Frau aufbrechen sollte, kam eine Freundin zu Besuch, um Abschied zu nehmen.
Auch sie spürte, dass in der Zeichnung der Tod verborgen war.
Das sagte ihm allerdings nichts mehr, er dachte nur an seine liebe Frau und daran, wie groß ihre Enttäuschung sein würde.
Es kam, es sollte über sie hereinbrechen.
Leid, Schmerz, nichts als Kummer sah er in der Ferne aufziehen.
Es sollte sie niederschmettern; es war für sie nicht möglich, es behalten zu können, auch ihre Festung wurde zerstört.
Schließlich war es so weit und am Morgen des fünften Januar brachte er sie zur Entbindungsstation.
Im selben Augenblick fühlte er, dass eigenartige Schmerzen in ihm aufkamen.
Es war so etwas wie Ebbe und Flut, das verschwand und ständig zurückkam.
Er erzählte es ihr und auch sie spürte den gleichen Schmerz.
Alcar sagte, dass er ihn mit ihr verbunden hat und dass auch er und ein geistiger Arzt ihr helfen und beistehen würden.
Er musste von fern einwirken, deshalb wurde er verbunden und fühlte er die Schmerzen, weil er eins war mit ihr.
Als er zu Hause ankam, konnte er sich fast nicht bücken.
Es war schon sonderbar, dass er ihre Schmerzen über die Entfernung hinweg übernahm.
Dennoch war es so.
Es wurde der sechste Januar.
Um elf Uhr vormittags war das Kind immer noch nicht geboren.
Dreimal hatte er bereits angerufen und man richtete ihm aus, nicht vor eins anzurufen.
Ist schon gut, André ging nach Hause.
In seinem Zimmer hörte er sie schreien; er glaubte verrückt zu werden.
Welch eine Qual, alles von fern zu hören und zu fühlen.
Doch er konnte nichts mehr tun und musste abwarten.
Nein, lieber wollte er es hundertmal selbst durchmachen, als in diesem Zustand zu sein.
Es war furchtbar, sie zu hören.
Mit aller Gewalt wollte er an etwas anderes denken, und für einen Augenblick verschaffte es ihm Erleichterung, aber es kam noch heftiger zurück.
Es wurde zwölf, eine Stunde musste er noch warten.
Inbrünstig betete er, dass ihre Schmerzen nicht so stark sein mögen.
Es war alles so unnatürlich.
Ihre Hilfeschreie gingen durch seine Seele.
Langsam verging die Zeit und es wurde halb eins.
Die Frau, die im Haushalt aushalf, rief ihn zum Essen.
Kaum saß er amTisch, fühlte er plötzlich, dass die Schmerzen aufhörten.
Wo waren sie abgeblieben?
Er hatte sich bereits daran gewöhnt.
Das hatte etwas zu bedeuten.
Er fühlte sich völlig frei.
Er konzentrierte sich auf seine Frau und sah sie vor sich.
Das Kind, ein Mädchen – tot.
Um halb eins war es geboren.
Er stürzte zur Tür hinaus und rief an; man sagte ihm, dass er sofort kommen solle.
„Da hast du’s“, dachte er, „alles, aber auch alles ist schief gelaufen.“
Schnell war er dort.
Endlich die Wahrheit, die man ihm im zweiten Monat vermitteln wollte, die er aber nicht annehmen wollte.
Der Arzt erwartete ihn.
„Wie geht es meiner Frau, Doktor?“, fragte André, noch bevor dieser etwas sagen konnte.
„Gut“, war die Antwort.
„Und das Mädchen tot, Doktor?“
„Hat man Ihnen etwas gesagt?“
„Nein, das nicht, ich weiß es schon seit sieben Monaten."
Und im Flug sah er seinen Kampf an sich vorüberziehen.
„Darf ich sie besuchen?“
„Gehen sie ruhig“, antwortete der Arzt und sah ihn an, als ob eine Sprache gesprochen wurde, die er noch nie gehört hatte.
Sonderbar, sehr sonderbar fand ihn der Arzt.
Er fühlte sich ungewöhnlich ruhig und wollte ihr jetzt zur Seite stehen.
Eine Schlinge in der Nabelschnur bedeutete das Ende für das Kind.
Es kam nur selten zu solchen Situationen.
Und zwar hatte sich die Schlinge um das Hälschen gelegt, doch das Kind war von sich aus in diese Schlinge geschlüpft und hatte selbst das Leben beendet.
Er eilte ins Krankenzimmer.
Da lag sie, ohne Gommel.
Ihr kleiner Zwerg war hinübergegangen.
Sein Kampf war gekämpft, ihrer hatte begonnen.
Auch sie war machtlos.
Ihr Glück war nur ein Traum, eine Erscheinung, mehr nicht.
Sie hatte das Glück gefühlt, ein junges Leben tragen zu dürfen, dicht unter ihrem Herzen; nun war das Glück zerstört, hatte sich in Leid und Schmerz verkehrt.
Er stand ihr bei und sah einen Film an sich vorüberziehen.
Ein Stück Lebensfilm wurde für ihn abgerollt, so menschlich wahr, so tragisch und tief, wie es nur wenige Lebensfilme sein werden.
Er sah den Augenblick an sich vorüberziehen, als er mit ihr über die Kindersphäre sprach.
„Sie ging mit ihrem Gommel spazieren und wollte ihn nicht für alle Schätze der Welt missen.“
Der Mensch dachte, doch Gott lenkte.
Nunmehr musste sie ohne Gommel weiterleben.
Er erzählte ihr von seinem furchtbaren Kampf, dass er es nicht habe akzeptieren wollen, bis er einige Tage vor diesem Ausgang davon überzeugt wurde.
Er stand ihr zur Seite und er fühlte, dass es sie stärkte.
„Sieben Monate lang habe ich gekämpft, habe Alcars Liebe besudelt.
Ich werde ihn um Vergebung bitten, denn er weiß, dass ich nur ein Mensch bin, und er wird mir vergeben.
Überantworte es und lege es in Gottes heilige Hände.“
Sie fand sich damit ab.
„Gommel war zu gut für diese Welt.
Dort, ich habe mit dir darüber gesprochen, dort lebt sie nun und ist glücklich.
Das Licht der Welt sollte sie nicht erblicken.“
André war Medium, vollkommen Medium.
Vollkommen bedeutete, dass er für andere schrieb, sie von einem Fortleben überzeugte, und er das auch in seiner tiefen Bedeutung selbst erleben sollte.
Alles erlebte er, ihm wurde nichts, absolut nichts geschenkt.
Dies war Dienen für höhere Mächte, das war psychische Medialität.
Er hatte eine Aufgabe auszuführen, durch die für die Menschheit der Schleier gelüftet wurde.
Diesen Kelch mussten und würden sie bis auf den letzten Tropfen leeren.
Er verstand und fühlte alles.
Er bezahlte für seine Medialität mit seinem eigenen Glück und mit ihrem.
Doch er war jetzt glücklich, dass er für sie wirken durfte, ja, er meinte es ehrlich, er war trotz allem dennoch glücklich.
Seine Frau erholte sich schnell und kehrte nach Hause zurück.
André rief jemanden an, um ihre Zeichnung einrahmen zu lassen.
Im selben Augenblick, als er etwas sagen wollte, hörte er Alcar sagen: „Die andere auch, André.“
„Was?
Welche andere?“, fragte er sich innerlich.
„Diese“, hörte er wieder und sah in einer Vision die andere Zeichnung.
Er legte auf und konnte nicht mehr, er war erschüttert von so viel Liebe.
Es war die Zeichnung, die den Seelenzustand des Kindes darstellte.
Zwei auf einmal, es war gewaltig.
Die erste stellte den Tod dar, die andere den Übergang ins ewige Leben.
Wie konnte es sein, den Menschen – die nicht glauben wollten – so viele Beweise eines Fortlebens zu geben.
Er weinte, ließ seinen Tränen freien Lauf, und neben sich fühlte er seinen großen und liebevollen Alcar, seinen geistigen Leiter, der trotz allem nicht böse auf ihn war, der Liebe war in allem, durch den er Gott kennenlernen würde.
Er war wahrhaftig, sanft und groß.
Er nötigte ihm Ehrfurcht ab, nichts als Ehrfurcht.
Mächtig war das Geschehen.
Die Toten lebten und die Lebenden waren tot.
Er fühlte diese Wahrheit.
Die Toten hatten ein Wissen, das den Lebenden zu mächtig war, und von ihnen nicht angenommen wurde.
Die Toten wussten alles, er jedoch wollte damals ihre Wahrheit nicht annehmen.
Wie groß das Problem doch war.
Wie viele Beweise für ein Fortleben hatte er mittlerweile nicht erhalten?
War der Tod nicht intelligent?
Spürte man diese große Kraft?
Sein Kampf wäre unnötig gewesen, wenn er alles sogleich angenommen hätte.
Aber wäre das auszuhalten gewesen?
Hätte er alles verbergen können?
Wer sollte das können?
War es ein Wunder, dass er rebellierte?
Ist es denn nicht wahr, dass wir nur Menschen sind, Menschlein mit einem kleinen Herzen, mit ach so wenig Liebe?
Er fühlte seine Schwächen, und deshalb hatte er Kummer gehabt, hatte er Leid und Schmerz zu spüren bekommen, weil er rebellierte.
Doch wenn er alles überantwortet hätte, wäre alles anders gewesen.
Deutlich lag das ganze Problem vor ihm, wie ein offenes Buch: Zuerst hatte Alcar es ihn fühlen lassen; er glaubte nicht daran.
Alcar kam zurück und schrieb, um seiner Frau und allen anderen Müttern beizustehen.
Wieder schüttelte er alles von sich ab und machte sich von dieser Wahrheit los.
Er wollte nur das Eine, das Kind, das wollte er haben.
Dann seine Vision, auch das verstand er jetzt völlig.
Seine Frau hätte er nicht sehen dürfen, aber sich auf alles vorbereiten müssen, dann hätte ihn auch alles unter anderen Umständen erreicht und er hätte auch Kraft dafür empfangen.
Aber nein, er katapultierte alles meilenweit von sich weg und glaubte nicht einmal an das, was er wahrnahm.
Wie konnte ein Mensch sich selbst so betrügen?
Er hatte eine Lektion fürs Leben erteilt bekommen, so tief gehend und furchtbar, dass es ihm für sein ganzes Leben auf Erden reichte.
Dann zeichnete Alcar.
Er wollte nicht daran glauben, aber dennoch zeichnete er den Tod seines Kindes.
Jetzt erst drang es zu ihm durch, wie groß, wie mächtig diese Beweise für ein ewiges Fortleben waren.
Wer hatte durch ihn gezeichnet?
Waren es Schwingungen?
Schwingungen, die er nicht empfangen wollte?
Kannte man auf Erden intelligente Schwingungen, die zeichnen konnten, ja, die im Voraus wussten, dass ein Kind geboren wurde, das aber tot zur Welt kommen sollte?
Kannte die Wissenschaft jene Schwingungen?
Er hatte nie davon gehört, dass es außer dem Menschen lebende Schwingungen gab, die über ein gleich intelligentes Denkvermögen verfügen sollten, wie es Gott allein dem Menschen als heiliges Geschenk gegeben hatte.
Das Göttlichste, was dem Menschen gegeben wurde!
Waren noch mehr Planeten bekannt auf Erden, mit denen sie verbunden waren?
Woher kamen diese intelligenten Schwingungen?
Woher?
Wissen Sie es?
Bitte, sagen Sie mir, wo außerhalb der menschlichen Abstimmung intelligente Schwingungen leben.
Wissenschaft, neige auch du das Haupt vor dieser Wahrheit.
Oder ist es Unterbewusstsein?
Wie sollte ein Unterbewusstsein, das bewusst nicht akzeptieren will, sich regen können?
Genau so ist es, wie oben gesagt wurde.
Kennen Sie ein Unterbewusstsein, das nicht aufnehmen will, und dennoch aufnimmt?
Ist ein Mensch zu erreichen, wenn der nicht erreicht werden möchte?
Kann ein Mensch etwas zustande bringen, wenn er es nicht will, es nicht zu empfangen wünscht?
Er hatte noch nie davon gehört, dass von diesen Phänomenen etwas wahr sein könnte.
Nein, er hatte alles zerrissen, was sein Unterbewusstsein ihm geben wollte, was jene Schwingungen ihm sagen wollten.
Er wollte nichts mit seinem Unterbewusstsein und Schwingungen zu tun haben.
Aber wie groß, wie mächtig, was die Liebe betraf, war beides.
Trotzdem war sein Unterbewusstsein stärker als seine bewussten Kräfte im irdischen Leben.
In seinem Bewusstsein konnte er sein Unterbewusstsein nicht zurückdrängen, es kam zurück und zeichnete.
Hatte ein Mensch keinen eigenen Willen?
Und sollte es seinem Unterbewusstsein möglich gewesen sein, sein bewusstes Leben zum Stoppen zu bringen?
War dies in der Wissenschaft bekannt?
Kannte man diese Kräfte?
Er kannte sie nicht, aber er kannte eine andere Wahrheit, eine heilige, eine schöne Wahrheit, und zwar die, dass die Toten durch ihn zeichneten, dass allein sie es waren, die auf Erden gelebt, jedoch ihren Stoffkörper abgelegt hatten.
Es war so einfach und großartig, damit glücklich zu sein.
Ist es nicht ein großes Glück, ausrufen zu dürfen und es auch zu können: „Mensch, wir leben danach weiter, wenn wir unser Stoffkleid ablegen, unser Leben ist ewig.“
Ein Wesen, das die Erde schon vor langer Zeit verlassen hatte, zeichnete und wusste, dass sein Kind tot geboren werden sollte.
Was für eine Macht, welche Denkfähigkeit, wie viel größer ihre Weisheit als die unsrige!
Verbeugen, verbeugen sollte sich der Mensch vor deren Wissen.
Er, der einst auf Erden lebte, kehrte wieder und zeichnete für einen Lebenden das Hinübergehen seines Kindes.
Doch zugleich zeichnete er das ewige Leben.
Ist das kein Trost?
Sagt Ihnen das nichts?
Ist es nicht Ehrfurcht gebietend, wenn man das fühlt?
Sollte man sich nicht vor ihnen verneigen?
Ist das Teufelswerk?
Er, der hinter dem Schleier lebte, wollte ihn überzeugen, so lange, bis er es akzeptierte.
Er akzeptierte und es hat sich ereignet.
André fühlte eine gewaltige Kraft in sich aufsteigen.
Hierfür gab er sein Leben, hierfür wollte er alles opfern.
Um die Menschen auf Erden überzeugen zu können, um das Leid von Tausenden aufzulösen, dafür wollte er kämpfen, und nun dankte er Gott dafür, dass er seinen Kelch bis zum letzten Tropfen hatte leeren dürfen.
Da er nun das Wissen besaß, war es für ihn kein Kampf mehr, und auch seine Frau fand sich mit dieser heiligen Botschaft ab und fügte sich.
Beide fühlten sie Kraft, die ihnen von jenen gegeben wurde, die hinter dem Schleier lebten.
Für sie gab er sein Leben; es war für alle Menschen, um ihr Leid in Glück zu verwandeln.
Mensch auf Erden, deine Toten sehen, sie hören und sie sind bei dir, um dir zur Seite zu stehen, aber die auf Erden leben, sind taub und geistig blind.
Leider ist es die Wahrheit, auch André erlebte es, obwohl er sah, fühlte und hörte.
Doch er wollte nicht sehen, er wollte es nicht annehmen.
Das ist Spiritismus, heiliger Spiritismus, und kein Teufelswerk.
Das ist kein Tischrücken, sondern Wissen, reines Wissen, dass unsere Toten leben und uns in allem unterstützen und helfen wollen.
Ein paar Tage später hörte er seinen geistigen Leiter, der zu ihm sagte: „Da bin ich wieder, André, mein lieber Junge, wir sind wieder zusammen.“
André weinte, Alcars Liebe war unerschöpflich.
Es wärmte seine Seele, die diese Wärme so nötig hatte.
„Hör zu, André: Der Mensch denkt, Gott lenkt.
Leuchtet dir das ein?
Begreift mein Sohn alles?
Ist das Leben es nicht wert, gelebt zu werden, auch wenn es noch so schwer zu sein scheint?
Der Mensch denkt nach und bittet: ‚Vater, lasse diesen Kelch an mir vorübergehen‘, doch Gott sagt: ‚Komm, mein Kind, es ist zu deinem Besten‘, und der Mensch setzt seinen Weg fort, zu dem man ihn zwingen muss.
So siehst du es auch jetzt wieder.
Der Mensch wägt ab und fragt sich: ‚Soll ich dies oder das tun?
Welchem Weg soll ich folgen?
Diesem oder jenem?‘
Vielen Menschen stehen viele Wege offen.
Aber welchen Weg soll man nun gehen?
Rechts oder links?
Sie wissen es nicht, denn Gottes Weg ist so schwer zu finden.
Der eine Weg erscheint so einfach, so breit, und sie können sich nicht so leicht verirren.
Doch der Mensch fühlt und sieht seinen eigenen Untergang nicht, denn er wird von diesem Weg abdriften.
Und so wägt der Mensch ab: ‚Soll ich diesen oder den anderen Weg beschreiten?‘
Dieser, vor dem sie stehen, ist so schwer und deshalb folgen sie einem Weg, der sie geradewegs in die Finsternis führt.
Und so jammert der Mensch weiter und fragt sich: ‚Aber welchen Weg dann?‘, und er sucht alle Lebenswege ab, die er gehen kann.
Er überlegt hin und her, doch Gott lenkt.
Gott weist ihm den Weg, wie auch dir der Weg gewiesen wurde.
Doch auch wenn der Mensch diesem Weg nicht folgen will, einst wird er ihn gehen, allem zum Trotz.
Und wenn sie sich bis zum Schluss widersetzen und weiterhin lange hin und her schwanken: Gott führt sie alle Seines Weg entlang, notfalls auf bloßen Knien, weil es der einzige Weg für alle Menschen ist.
Es ist der Weg, der zu Ihm führt, und Sein Weg ist.
Du hast lange hin und her überlegt, mein Sohn.
Du hast viele Wege beschritten, doch Gott führte dich auf Seinen Weg, den wir alle gehen müssen und noch beschreiten werden.
Denn es ist Gottes Wille und alle Wege führen zu Seinen Weg; dann wird der Mensch seinen Gott erreichen.
Nach langen Wanderungen, nach vielen Sünden und Fehltritten kommt der Mensch zu Gott.
Gott hat es gefügt und zu guter Letzt werden alle akzeptieren.
Ist es so einfach, Gottes Weg zu finden?
Nein, es ist äußerst schwierig.
Und doch ist es auch wiederum so einfach, Gottes Weg zu finden, und es könnte so leicht sein, denn Gottes Weg ist ein Weg des Lichts; aber der Mensch will Gottes Weg nicht sehen.
Sie tasten im Dunkeln und halten sich die Augen zu, um zu vermeiden, dass sie Gottes Licht sehen.
Zuweilen tun sie es unbewusst, oft jedoch bewusst, und dann verschließen sie sich absichtlich dem Weg, den sie gehen müssen, und streifen und irren umher, bis sie zur Einkehr kommen.
Bis einst die Liebe Gottes in ihren Herzen spricht und sie einsehen, dass Gott ihr Vater der Liebe ist.
Dann werden sie die Hände von den Augen nehmen und werden das Licht Gottes erblicken, in seiner ganzen Herrlichkeit.
Dann verbeugt sich der Mensch tief, ganz tief, und dann fleht er für all seine Irrwege um Vergebung.
Dann danken sie Gott, ihrem Vater, dass Er ihnen den Weg gewiesen hat.
Und dann erst können sie sagen: ‚Gott, du lenkst, denn du kannst nicht zulassen, dass Dein Funke der Liebe in Sünde und tiefer Finsternis lebt‘.
André, lass uns im Leben reiflich überlegen, lass uns das Gute wollen, dann wird es auch leichter zu tragen sein.
Was Gott in all Seiner großen Liebe für uns fügt, ist wohl getan.
Einst werden wir alle, du wie wir, vor unserem göttlichen Vater stehen.
Dann werden wir vollkommen nackt vor Ihm stehen, und dann gibt es kein Fleckchen, auf das nicht die Liebe Gottes scheint.
Dann gibt es nichts mehr, das Gott nicht fühlt.
Und stehen die Menschen auf Erden auch einander gegenüber und können sie ihre tiefsten Gefühle dort auch verbergen: Wenn sie vor ihrem Heiligen Vater stehen werden, gibt es kein Fleckchen mehr, ja nichts, was Er nicht sieht, nicht gesehen hat, und dann werden sie Seinen Weg beschreiten.
Bete zu Gott, mein Junge, bete viel, mit Herz und Seele, bitte um viel Licht, damit du anderen helfen kannst.
Bete, dass deine Sünden sichtbar gemacht werden mögen, damit du selbst erkennen kannst, ständig erkennen wirst, um sie selbst bekämpfen zu können.
Bete, dass du stets Licht, Gottes heiliges Licht vor dir sehen darfst, du es behalten darfst, um Seinen Weg zu erkennen, damit dir die Wahrheit gegeben werden möge.
Und wenn du es einst in voller Kraft hast erblicken und kennenlernen dürfen, dann wirst du und werden alle anderen Menschen kein anderes Licht mehr sehen wollen.
Amen.
Sage Anna, dass wir für ihre Kleine sorgen und dass ihr Kind lebt.
Für immer, auf ewig.
Sage ihr auch, dass sie, will sie es später wiedersehen, sich auf das Wesen abstimmen muss, was nur möglich ist, indem sie die Liebe im Geiste entwickelt.
Gott bestimmte über dieses junge Leben.
Meine Liebe, meine Treue ist stets mit dir, wo du auch bist; wohin du auch gehst, wirst du Liebe empfangen.
Nun will ich dir Verschiedenes erklären.
Erstens wusste ich, dass es so kommen würde, aber auch, dass es zurückkehren sollte.
Ich ließ dich dies im Voraus fühlen und du, André, hättest es annehmen sollen.
Deutlicher konnte ich es dir nicht vermitteln, du hättest nicht alles ertragen können.
Das kleine Fünkchen Hoffnung ließ dich leben.
Dein Kampf wäre kein Kampf gewesen, wenn dir das bewusst gewesen wäre.
Doch du hast es vollbracht, weil Gott es wollte.
Das junge Leben ist gekommen, um den Prozess des Bewusstwerdens im Stoff zu erleben.
Es sollte zurückkehren, bevor es geboren wurde.
Es sollte die Sonne nicht aufgehen sehen.
Das ist ein Gesetz, das wir an dieser Seite kennen und worüber ich dir auf unserer letzten Reise erzählt habe.
In dem Leben lag jene Kraft, die man auf Erden nicht ergründen kann, wovon der Mensch nichts weiß.
Das Leben beendete sein Leben und kehrte zurück.
Diese Kraft lag in seinem Unterbewusstsein.
‚Forscht nach, ihr Menschen, ihr fühlt die Tiefe dieses Geschehens nicht!‘
Das rufe ich der Wissenschaft zu, mein Sohn.
Daran war nichts zu ändern.
Mir wurde es von höheren Geistern mitgeteilt, infolgedessen ich meine Berechnungen anstellte.
Als du es nicht akzeptiert hast, stellte ich meine Beweise zusammen, und diese Beweise waren erdrückend.
Wenn du es akzeptiert hättest, wäre es mir nicht möglich gewesen.
Ich, mein Junge, legte die entgegenwirkenden Kräfte in dich.
Es ging mir darum zu erkennen, was mein Instrument wollte.
Du solltest den Kelch bis auf den letzten Tropfen leeren, wofür du mir später dankbar sein wirst.
Das alles leuchtet dir doch gewiss ein?
Du hast einen inneren Kampf geführt, den du nicht mehr zu führen brauchst.
Ich habe, indem ich dir alle Kräfte abverlangte, aus dieser Situation ein großes, mächtiges Ganzes gemacht, infolge dessen du die Menschheit überzeugen kannst.
Alle Beweise, die ich dir gegeben habe, dienen dazu nachzuweisen, dass es das Leben nach dem Tod gibt.
André, je tiefer das Leid der Menschen ist, umso größer wird ihr Glück sein.
Ich spielte das Katz-und-Maus-Spiel, nicht du.
Ich, mein Junge, verlangte meinem Instrument alles ab.
Denke gut über alles nach, es wird dir in deinem Leben auf Erden eine Hilfe sein.
Du wirst glücklich sein, dass du dies an die Menschheit weitergeben kannst.
Durch dein Leid, durch ihren Schmerz, empfängt der Mensch reines und pures Glück.
Es ist das Wissen, dass seine Liebsten leben, in Glück und Liebe, auf ewig.
Ich kann nun zeigen, weil es Gottes Wille ist, dass wir ewig leben.
Darum rufe ich der Menschheit von dieser Seite aus zu: Nehmt diese Beweise an, es sind wirklich Beweise und sie sind echt.
Ich, Alcar, der ich vor einigen Jahrhunderten auf Erden lebte, kehrte zu euch zurück und zeichnete das Leid und den Schmerz eines menschlichen Geschehens.
Ich bin Gott dankbar, dass mir die Gnade gewährt wurde, euch von unserem Leben überzeugen zu dürfen.
Wie groß ist unser Glück, dass wir irdische Instrumente in Anspruch nehmen dürfen, damit wir unsere Wahrheit durchgeben können.
Schwestern und Brüder, wir leben.
Wir alle erwarten euch und bereiten alles für euch vor, um euch bald an dieser Seite zu empfangen.
Daher rufe ich euch zu: Zieht auch ihr zu Tausenden los und setzt eure Pilgerreise fort, wie sie, die an unserer Seite leben und nicht wissen, dass sie auf Erden gestorben sind.
Folgen Sie dem Weg der Liebe, damit Sie das Land der Liebe erreichen können.
Eure Lieben leben, sie alle erwarten euch.
Stimmt euch in Liebe auf sie ab, damit ihr an dieser Seite Sehende sein werdet.
Das ewige Leben ist eine Realität.
Ich will dir nun die Zeichnungen erklären, André.
Die Erste stellt den Tod dar.
Der siebenzackige Stern: die Geburt und das Leben an unserer Seite.
Das Kreuz bedeutet das Ende auf Erden, so auch der abgebrochene Zweig des Lebens, was du deutlich wahrgenommen hast.
Die zweite Zeichnung stellt den Kreislauf der Seele dar, oder auch das ewige Leben.
Oben siehst du einen Muttervogel; er trägt in seinem Schnabel ein Kreuz, das die Form eines Schwertes hat.
Es bedeutet Liebe durch Leid und Schmerz.
Rechts oben, das Junge, das in Frieden und Glück zur Mutter zurückkehrt, und ihr Friede und Glück bringt, nichts als ewige Wahrheit.
Beide sind durch das Herz der Liebe verbunden.
Das Kreuz weist auf ihr Herz hin; für den Menschen ist kein größeres Leid vorstellbar, als dass eine Mutter ihren Besitz hergeben muss.
Der kleine Kreis ist die Abstimmung des Wesens im Geiste.
Wieder ist es durch Liebe verbunden.
Du siehst das geistige Kreuz, die Kraft ihrer Liebe.
Von diesem Zustand aus gelangte das Leben auf die Erde.
Ein Pfeil weist vom Geiste aus auf die Erde; so ist das Podest der Stoff, worin es die Bewusstwerdung erleben sollte.
Dann ein Pfeil, dass es in dieses Leben zurückkehren sollte.
Der große Kreis stellt den Kreislauf der Seele dar und die verschiedenen Zeichen sind Lebenszustände, die das Wesen durchlebt hat, was ich Reinkarnation nennen könnte.
Reinkarnation dient ausschließlich dazu, diesen Prozess auf Erden erleben zu können.
Wenn es seinen Kreislauf vollendet hat, wird das Wesen ins Göttliche zurückkehren.
Alles, was du empfangen hast, André, ist die heilige Wahrheit.
Wenn ich nur einige überzeugen kann, werden viele mit mir glücklich sein.
Noch bin ich nicht zu Ende und du wirst viele andere Zustände erleben, die ich dir auf weiteren Reisen erklären werde.
Freunde, ihr könnt alles gründlich durchdenken, doch Gott bestimmt über alle Seine Kinder.
Gott bestimmt über ihre Leben, weil Gott das Leben ist.
 
Ewiges Glück erwartet euch.
Und dir, mein Sohn, und auch deiner Frau danke ich für die Liebe.
Schöpfe Kraft aus dieser Quelle der Weisheit, der Wahrheit und des Lichts.
Einst wird sie ihr Glück wiedersehen, in strahlender Schönheit, in ewigem Glück.
 
Von Gott bekommt man nicht mehr auferlegt als was man tragen kann.
 
Nun gehe ich fort.
Dein Alcar.“
 
André fährt damit fort, die Menschheit zu überzeugen, und wird sein Gottesgeschenk lauter gebrauchen, um Alcars Weg zu folgen, dem Weg des Lichts.