Eine geistige Weihe und Rückkehr zur Erde

Der Vogel, der noch immer auf Andrés Schulter saß, machte sich bereit, als fühlte er, dass die Zeit des Abschieds gekommen war.
Er flog auf Alcars Schulter, der ihn streichelte und ein paar liebe Worte zu dem Tier sprach.
In einer weiten Schleife um die Fontäne, als wollte er die Fontäne und alles andere Leben behüten, entschwand der Vogel in der Natur.
„Leb wohl, mein Leben.
Wir werden wiederkommen.“
Und auch zu den anderen Vögeln, die auf dem Rand der Fontäne saßen, sprach Alcar Worte der Liebe, woraufhin sie fortflogen.
Alcar schaute ihnen hinterher; André wusste weder aus noch ein, so sehr hatte ihn dieser Abschied ergriffen.
Bewegend war das Geschehen.
„Und nun, mein Junge, noch ein letzter Blick auf ein geistiges Haus.
Du wirst für lange Zeit nicht hierher zurückkehren.
Es werden Monate vergehen, weil du dieses alles erst auf der Erde verarbeiten musst.
Nimm alles tief in dich auf, damit du es der ganzen Wahrheit nach weitergeben kannst.“
André war im Begriff aufzubrechen.
Er fühlte, dass er zusammensacken würde.
Wie schwer war es, sich von alldem zu trennen.
Trotzdem musste es sein.
Er erschrak bereits vor dem Augenblick, dass er auf der Erde aufwachte und das Leben im Stoff wieder begann.
Doch er wollte nicht undankbar sein und seinem geistigen Leiter lieber für all das Heilige danken.
Er bekam jedoch kein Wort heraus.
Er sprach sich Mut zu.
Zunächst musste er versuchen, sich dieses Glück zu verdienen.
Wie schwer musste es Alcar nicht fallen, hier leben zu können und all dieses Schöne zurückzulassen, um in Finsternis und Kälte tätig zu sein.
Er begriff, wie sein geistiger Leiter auf der Erde kämpfte, um den Menschen zu helfen.
Der Augenblick war gekommen.
Alcar stand vor der Fontäne und blickte auf das Leben im Becken.
„Alcar“, sagte André.
„Ich kann nicht viel sagen, aber ich habe das Bedürfnis, dir zu danken.
Doch bevor ich von hier fortgehe, will ich dir doch noch dies sagen: Ich werde auf Erden mein Bestes tun und es dir nicht schwer machen.“
André kniete vor seinem großen geistigen Leiter nieder.
Alcar beugte sich über sein Instrument; die wenigen Worte sagten ihm Bände.
„Ich danke dir, mein Sohn.
Gottes Segen wird auf unserem Werke ruhen.
Jetzt zum Fest in den Sphären“
Ein Zittern ging durch ihn, als er Alcars Wohnung verließ.
Wie sollte sich wohl Alcar fühlen?
„Ein Geist des Lichtes trägt seinen Himmel innerlich."
André verstand.
Hand in Hand schwebten sie weiter, einem anderen Zustand entgegen, welcher der letzte auf dieser Reise sein sollte.
In allem lag ein goldener Glanz.
Wie mächtig Liebe war.
Wie er sie jetzt kannte.
Durch viel Leid und Schmerz hatten sie sich dieses Glück zu eigen gemacht.
Er sah, dass das Land immer höher hinaufging.
Es war, als wenn er von einem Tal aus sanft aufsteigend sich dem höchsten Gipfel näherte.
Unter sich sah er Tempel und Gebäude in herrlichen Farbtönen, die alle strahlten, dessen Bedeutung er nunmehr verstand.
Viele Wesen, die derselben Richtung folgten, schwebten an ihnen vorbei.
Sie führten Gespräche miteinander, was er deutlich sah und fühlte.
Verwundernd war es.
Für sie war es ganz normal, weil sie in diesem Leben lebten.
Manchmal sah er sie vor sich, worauf sie auf einmal vor seinen Augen entschwanden, als lösten sie sich in Luft auf.
André verstand es nicht und fragte seinen geistigen Leiter, was dies zu bedeuten hätte, und der sagte ihm: „Wenn wir uns verbinden, auf ihre Konzentration Abstimmung haben, sehen wir sie, sonst geht es nicht.
Auch sie können unsichtbar bleiben, auch wenn sie in dieser Sphäre leben und wir ein und dieselbe Abstimmung haben.
Das kommt daher, dass sie sich schneller fortbewegen als wir, und sie deswegen unsichtbar sind.
Aber unter ihnen sind auch solche, die schon Abstimmung auf eine Verbindungssphäre haben und bald in die sechste Sphäre eingehen werden.
Wir werden uns jetzt schneller fortbewegen.
Gleich sind wir da.“
In der Ferne meinte André ein großes, weißes Licht wahrzunehmen.
Je näher sie kamen, desto deutlicher sah er das Licht.
„Was ist das für ein Licht, Alcar?“
„Was du siehst, ist das Licht, welches der Tempel des Glücks ausstrahlt.
Es ist die Kraft des Lebens.
Dort werden Wesen verbunden.
Du wirst erleben, dass einige unserer Schwestern und Brüder höher gehen werden.
Sie werden in die sechsten Sphäre aufgenommen.“
André sah ein riesiges Gebäude aus schneeweißem Marmor mit einer sehr eigenartigen Form, in der Form eines Kreuzes.
Eindrucksvoll war es, aus der Ferne gesehen.
Langsam sank Alcar hinab, bis sie auf ebenen Grund waren.
Aus allen Richtungen sah er die Engel herbeischweben.
Schwebende Engel sah er.
Was auf der Erde ein Märchen war, sah er im wirklichen Leben des Geistes.
Wunderschöne Gewänder, die phosphoreszierten.
Jung und schön waren alle, strahlend in himmlischem Glanz.
Alles lebte, alle strahlten Licht aus.
Jung, ewig jung würden sie bleiben.
„Viele sind tausend Jahre alt, mein Sohn, andere wieder jünger.
Es gibt auch manche, die zwei- oder dreitausend Jahre alt sind.“
André sah nichts als Wunder.
Welch ein Glück, hier leben zu dürfen.
André meinte, dass sie sich an der Vorderseite des Tempels befanden.
Dabei sah er seinen geistigen Leiter an, um es aus seinem Munde bestätigt zu hören.
Alcar aber lächelte und sagte: „Wir kennen hier keine Vorder- oder Rückseiten, hier ist alles offen, wo du auch lebst.
Im Leben des Geistes kann nichts verborgen werden.
Der Tempel stellt das Leben unseres großen Meisters Jesus Christus dar, dem vollkommenen Kind Gottes; durch Seine heiligen Kräfte errichtet.“
Überall sah er Fontänen, deren Strahlen bis hoch in den Himmel reichten und das Leben in Myriaden von Farben verzaubert erscheinen ließ.
Überall sah er Glück, nichts als Liebe.
Tausende von Wesen waren beisammen, in Liebe.
Was war Schönheit auf der Erde im Vergleich zu dem allen?
Ihr Glück steckte ihn an.
Alle strahlten Weisheit, Kraft und Liebe aus.
War dies das Land der Liebe, worüber er gesprochen hatte?
Dieses Bild sah er vor sich, als darüber gesprochen wurde.
Alles deutete darauf, dass es dieser Zustand sein musste.
Bestimmt hatte Alcar ihm diese Inspiration eingegeben.
Das, was Alcar den lebenden Toten zurückgegeben hatte, war Alcars Besitz.
Er hatte nichts als die Wahrheit berichtet, nichts als die ewige Wahrheit.
Er war froh darüber, dass er alles so genau vermittelt hatte.
Alcar hatte sie überzeugt, indem er ihnen über sein eigenes Leben berichtete.
Er war glücklich, dass er einst die Kraft und dieses Glück besitzen sollte.
Oh, wie schön sie alle waren.
Ein himmlischer Glanz war in ihren Augen.
Darin lag die Kraft des Wesens.
Dies fiel ihm deshalb so sehr auf, weil so viele beisammen waren.
Welch ein Vergleich zum Menschen auf Erden.
Die schönsten Menschen, die er je gesehen hatte, wären Unglückliche an dieser Seite beim Anblick deren Schönheit.
Ihre Schönheit war nichts als armselige Eitelkeit.
Auf der Erde waren die Menschen alt, wenn sie jung und schön zu sein glaubten.
Alt im Geiste waren alle hier und jung und schön, das war ihre Weisheit, die sie strahlen ließ.
Sie alle waren Sonnen, die andere wärmen konnten.
„Komm zu mir, André, wir lassen uns hier nieder.“
Überall waren Bänke, wo auch immer er in den Sphären gewesen war.
Hier waren es Skulpturen mit verschiedensten Motiven.
Sonnen, Sterne und Planeten, Sphären und andere symbolische Darstellungen.
Auch verstand er, dass er sich in einem besonderen Zustand befand, da kein Wesen ihn beachtete.
Wie gerne hätte er mit ihnen gesprochen, nur um kurz ihre Stimmen zu hören.
Doch er fühlte, dass es nicht möglich war, weil er in Alcars Abstimmung lebte.
Er war ja auch zufrieden.
Wie groß war schließlich die Gnade, dieses alles sehen und erleben zu dürfen.
Für viele auf der Erde würde es schon Glück bedeuten, wenn sie das alles in einer Vision wahrnehmen dürften.
Nein, er war dankbar.
Aus tiefster Seele stieg sein Dank zu Gott empor.
Einst wird er an allem teilhaben dürfen, wenn auch er diese Abstimmung besitzen wird.
Er würde kämpfen, um sich dieses Große zu eigen zu machen.
Oh, wie viel Glück ihn und alle Menschen auf Erden noch erwartete.
Einst würde er auf ewig eins sein mit Alcar.
Für dieses Glück wollte er gerne auf der Erde sterben.
Für jeden, der sein Leben von ihm übernehmen wollte.
Doch das war nicht möglich.
Er hätte alles dafür getan, denn hier in diesem Leben gab es nichts als Glück.
„Sind hier alle beisammen, Alcar?“
„Auch hier, mein Junge.
Die Reichsten der Erde, Herrscher und Kaiser, die Ärmsten der Armen, hier ist alles eins.
Hör, die Meister beginnen damit, ihre hohen geistigen Gefühle in Kunst zu verwandeln.“
Er fühlte eine tiefe Ruhe in sich.
Das Heilige geschah.
Er hörte in der Ferne die Klänge lauter werden.
Wohlklingend schallte es herüber, von fernen Orten.
Angefangen hatte es als sanftes Säuseln.
Doch in dem Säuseln waren Himmel und Erde verbunden.
Es war eins, er fühlte es deutlich.
Es prickelte in seinem ganzen Körper.
Es war eine gewaltige Kraft, die in ihn kam.
Alle Wesen knieten nieder.
Auch Alcar, und neben seinem geistigen Leiter kniete er sich nieder.
Das Gefühl der Demut überkam ihn derart, wie er es noch nie gekannt hatte.
Vor Dankbarkeit gegenüber Gott weinte seine Seele.
Jetzt fühlte er eine andere Demut, als die er jemals auf der Erde fühlen zu können glaubte.
Verglichen mit diesem Gefühl war er förmlich renitent, wenn er sich auf der Erde Gott zu nähern glaubte.
Wie weit war er dort von diesem heiligen Gefühl entfernt.
Meilenweit war er davon weg.
Sein Herz zog sich zusammen und das Leben bedrückte ihn.
Es schien, als fühlte er wieder alle Sünden, die er begangen hatte.
Er hatte doch für alle seine Fehler um Vergebung gebeten, dennoch fühlte er, dass sie in ihm waren.
Je schöner die Musik wurde, desto mehr veränderte er sich.
Ständig veränderte sich seine Gefühlskraft.
Alles kam in ihn zurück, er sah sein ganzes Leben auf der Erde an sich vorüberziehen.
Bitteres Leid überfiel ihn.
In allem fühlte er seine Schwächen.
Er erlebte alles hier, gespielt von den Meistern.
Er weinte innerlich, aber es kamen ihm keine Tränen.
Er schluckte sie hinunter, niemand sollte seine Schwächen sehen.
Das alles wollte er allein verkraften.
Es war eins mit ihm, es war sein Leben.
Nun merkte er, dass er davonschwebte.
Man führte ihn über Berge und Täler.
Oh, welche Musik; es war keine Musik, wie man sie den Instrumenten auf der Erde entlockte.
Es war unbeschreiblich, es zerriss einen Menschen.
Immer weiter fühlte er sich schweben.
Mal befand er sich in großer Höhe, dann wieder nahe am Grund.
Das Leben tanzte in ihm, es war der Tanz des Lebens.
Niemals zuvor hatte Musik ihn so ergriffen wie jetzt.
Sanft brachte es ihn an den Ort zurück, wo er sich befand, in ihrer Mitte, in der fünfte Sphäre.
Dann wurde es wieder stärker und heftiger, es war wie ein Sturm, der alles vernichtete.
Es kam zurück, als wenn ihm ein heiliges Wesen etwas zuflüsterte, von Glück und Seligkeit redete.
Er fühlte alles und verstand diese mächtige Sinfonie, die das Leben bedeutete.
Es war, als wenn Gott selbst zu ihm sprach.
Hier sagte man ihm, dass ihn viel Glück erwartete, wenn er das Leben verstand.
Hunderte von Bildern sah er wie einen Film an sich vorüberziehen.
Er erkannte Erdteile und man verband ihn mit anderen Planeten.
Er stieg in große Tiefen hinab, er sah die Finsternis und fühlte die eindringende Kälte.
Christus sah er, in Seinem Leid, das Er durchgestanden hatte, und er fühlte die Schmerzen, als man Ihn ans Kreuz schlug.
Wer ließ ihn das alles erleben?
Wie sollte er das alles aushalten können?
Er war eins in dieser Sphäre, man ließ ihn erleben, was sie hier fühlten.
Er war ergriffen und fühlte seine Kräfte schwinden.
Lange durfte das nicht mehr gehen.
Welch eine Kraft lag in dieser Musik!
Alle Engel waren mit den Meistern verbunden.
Auch sie fühlten deren heilige Kraft.
Er musste sich noch stärker anstrengen, wollte er das alles bis zum Schluss aushalten können.
Er ergriff Alcars Hand und mit seinen Händen umschloss er sie.
Was hörte er nun?
Aus der Ferne erreichte ihn ein wunderschöner Gesang.
Es waren wohl Tausende von Stimmen vereint.
So rein hatte er noch nie singen hören, es war so rein wie deren Ausstrahlung.
Die Meister begleiteten den Gesang.
Eine himmlisch schöne und klare Stimme hörte er aus allen anderen heraus.
Es schien, als ob er noch mehr Glück empfangen würde.
Das Leben kam in ihn.
Er fühlte die Kraft ihrer Liebe, die ihrem Gesang innewohnte.
Er verstand buchstäblich alle Töne.
Alle Engel sangen im Chor.
„Gott ist Liebe.
Gott ist Glück.
Liebe ist Leben, in allen Zeiten.
Liebe ist eins sein mit Ihm.“
Oh, für einen Augenblick war großes und heiliges Glück in ihn gekommen.
Er verstand ihr Gefühl, das Leben war in ihm.
Selig sind sie, die das Glück empfangen.
In Liebe vereint, in Frieden, in Glück, auf ewig eins.
Das galt jenen, die verbunden werden sollten.
Was Gott verbindet, verbindet er mit Sich.
Sphärenschönheit, Sphärenliebe.
Engelsglück, Engelsschönheit.
Gib Liebe, und du wirst empfangen.
Er konnte nicht mehr, es war zu viel für ihn.
Alcar musste ihn halten, damit er auf den Beinen blieb.
Alles endete in einer heiligen Stille.
Lange blieben die Engel knien.
Alle waren still; es war noch stiller, als bevor die Meister begonnen hatten.
Schließlich standen alle auf und begaben sich in den Tempel des Glücks.
„Deren und auch unser Gebet ist beendet, André.
So betet man in den Sphären.
So bereiten wir uns darauf vor, an einem Fest teilzunehmen.
Alle fühlten eine höhere Liebe, die sie später besitzen werden.
Stark sein, mein Junge.
Es ist noch nicht zu Ende, auch wir werden hineingehen.“
André klammerte sich an seinen geistigen Leiter, er wollte Alcar nicht mehr loslassen.
Tausende Engel waren hineingegangen.
Er traute sich nicht; war er denn gerüstet, in ihrer Mitte zu sein?
Würde er dieses heilige Ereignis nicht stören?
„Nein, du darfst hineingehen, mein Junge.
Dein Gebet wurde erhört, darum hast du neue Kraft bekommen.“
Hand in Hand traten sie ein.
Hier wurden keine Wesen abgewiesen, Millionen Wesen konnten hinein.
Alles war allmächtig.
Er fühlte, dass auch dieses Gebäude sich auflösen würde.
Es dehnte sich aus, es gab Wände, aber die Wände lebten.
Darin lag das Leben Christi.
Das Erste, was ihm auffiel, war die Kreuzform des Tempels.
Es war das heilige Leben Christi.
Das Ganze war in ein strahlend weißes Licht getaucht, das alle Wesen erleuchtete.
Das Ende des Tempels konnte er nicht ausmachen.
Die Liebe Christi war endlos, unerschöpflich, es gab kein Ende.
Sie befanden sich hier in Seinem Haus der Liebe.
Alle Wesen der fünften Sphäre hätten Einlass finden können.
Ihm schwindelte, das alles war zu gewaltig.
Hier wurden ihm Wunder einer höheren Sphäre gezeigt.
Das alles drang zu ihm durch und er begriff, dass Alcar es ihm innerlich sagte.
Es wurde in geistiger Sprache gesprochen.
Bis in weite Ferne konnte er die Engel wahrnehmen.
Hier gab es keine Entfernungen, er fühlte und sah alles, was sich an diesem Ort befand.
Im Geiste gab es kein Hindernis, alle waren eins.
Blumen in unbeflecktem Weiß schmückten das Innere des Tempels.
Auf einem höheren Podest sah er zwei kniende Wesen, die schneeweiße Gewänder trugen.
Ihre Häupter tief verneigt, ihre Hände gefaltet, wie Marmor, so weiß.
André fühlte, dass sie auf höhere Kräfte eingestellt waren.
Das Heilige schien nahe zu sein.
Gott war in ihnen, er fühlte den Atem des Lebens, der alles Leben erhält.
Ein sanfter, himmlischer Klang hob an.
Alle Engel richteten den Blick empor in Erwartung auf etwas, das da kommen sollte.
Über den beiden Glücklichen sah er jetzt ein Licht.
Alle schauten auf dieses Licht.
Dann hörte er einen melodischen Gesang.
Es war ein Gebet, welches die beiden Wesen hinauf zu Gott sandten.
Das Gebet wurde immer inbrünstiger, es strömte in seine Seele hinein, und auch er betete für deren Glück.
Um das Haupt beider sah er einen Strahlenkranz, den er deutlich erkennen konnte.
In ihrem Licht nahm er sanftere Farbtöne wahr als in seinem, was ihn die männlichen Kräfte fühlen ließ.
Seine Kraft zu erschaffen war die Quelle seines starken Lichts, das sich mit ihrem Licht vereinte.
Das Licht beider fluteten ineinander, sie waren bereits in ihrer Ausstrahlung verbunden.
Viele weitere Wunder sah er jetzt.
Die Wände begannen zu leben, ganze Szenen sah er darin sich abspielen.
Er sah das Weltall, die Sterne und Planeten und das Leben Christi an ihm vorüberziehen.
Über den beiden Engeln sah er dieselben Szenen.
Das Universum erwachte, es wurde allen gezeigt.
„Siehe“, fühlte er, „das Leben erwartet dich.
Das Leben wartet, in höhere Sphären kannst du eingehen.“
Andere Planeten wurden gezeigt, es war das Leben, das herabstieg.
Christus, der vollkommene Sohn Gottes, sollte kommen.
Mit Ihm waren alle eins, Er, der kosmisch Erwachte, sollte herabsteigen.
Die Verbindung war zustande gekommen.
Als ein kurzes Aufblitzen hatten Ihn alle wahrgenommen, und sie waren mit Seinem heiligen Leben verbunden.
Jeder neigte jetzt sein Haupt, jedes Wesen bat um Kraft und Liebe, um auch, wie die beiden, in einen höheren Zustand aufgenommen zu werden.
Nach dieser eindrucksvollen Stille wurde plötzlich der ganze Tempel erleuchtet.
Auf beide Engel war ein Lichtstrahl gerichtet.
Immer heller wurde es.
Aus allen Richtungen kamen Lichtstrahlen und erleuchteten die beiden Kinder, die auf ewig verbunden werden sollten.
Vor ihnen sah er ein goldenes Licht wie eine Sonne aufgehen.
Das Leben nahte.
Der heilige Augenblick war nahe.
Alcars Hand umfasste seine, als wollte ihm sein geistiger Leiter sagen, dass der Augenblick gekommen war.
Die beiden Wesen waren wie Skulpturen aus Marmor.
Ihre Gewänder strahlten durch das himmlische Licht.
Alle Engel konzentrierten sich auf diesen Augenblick.
André sah in dieser goldenen Sonne etwas sichtbar werden.
Es war ein Wesen.
Deutlich sah er es auf diesem goldenen Hintergrund.
Nun trat es in Erscheinung, es lebte.
Das Wesen blieb in einen Schleier gehüllt, breitete aber die Arme aus und segnete die zwei Engel.
Der heilige Augenblick war da, zwei Leben wurden aufgenommen.
So schnell wie es gekommen war, entschwand das Licht.
Christus, der vollkommene Sohn Gottes, hatte sich manifestiert.
Engel sangen, die Meister begleiteten sie, ein mächtiger Chor stimmte ein; es war ein erhabenes Ganzes, alles war Liebe.
André fühlte, dass er zusammensank; dies konnte er nicht verkraften.
Noch hörte er den Gesang, der sich weiter und immer weiter entfernte.
Dann verließ ihn das Bewusstsein.
Als er aufwachte, spürte er noch immer Alcars Hand in seiner, und er begriff, dass keine Macht außer Gottes Macht sie trennen könnte.
Er schlug die Augen auf und blickte seinen geistigen Leiter an.
„So, mein Junge.
Wieder bei Bewusstsein?“
André nahm Alcars beide Hände, um ihm für alles zu danken.
Kein Wort konnte er hervorbringen.
Lange schwebten sie so weiter, der Erde entgegen.
Noch war seine Konzentration nicht wieder da.
Wie gelähmt waren seine Gedanken.
Er hatte das höchste Glück erlebt, er war benommen vor Glück.
Nur langsam kehrten seine Kräfte zurück.
„Wo sind wir, Alcar?“
„Auf dem Weg zur Erde.“
„Nicht mehr in deiner Sphäre?“
„Nein, mein Junge.“
„Oh, wie schön alles war.
Ich bin ganz benommen vor Glück.“
„Es wird deine seelischen Kräfte stärken.
Du hast das Heiligste unserer Reise erlebt: Eine himmlische Verbindung hast du als irdischer Mensch miterleben dürfen.
Das ist eine Gnade, die nur einem Menschen unter Tausenden zuteil wird.“
André sah, dass er in der dritten Sphäre war, und er spürte, dass sie mit großer Geschwindigkeit der Erde entgegenschwebten.
Noch einige Augenblicke und auch dieser schöne Aufenthalt außerhalb seines stofflichen Körpers gehörte der Vergangenheit an.
Sein ganzes Leben lang würde ihm auf Erden diese Erfahrung eine Stütze sein.
Im Nu hatten sie die Erde und sein Zimmer erreicht.
„Alles, was du erlebt hast, mein Sohn, wird für dich bewusstes Wissen sein.
Es bedeutet Weisheit im Geiste und wird nichts als Kraft bedeuten in deinem irdischen Leben.
Beginne schon bald mit deinem Werk, der Menschheit alles bekannt zu machen.
Ich werde dir dabei zur Seite stehen.
Aber alles beruht auf deinem Gefühl, es so zu berichten, wie ich es dich habe sehen lassen.
Das ist deine Aufgabe; auf unsere Hilfe kannst du zählen.“
Nochmals kniete André vor seinem geistigen Leiter nieder, um ihm für alles zu danken.
„Sei stark, mein Junge, bald schon werden wir wieder zusammen sein.“
André fühlte, dass er emporgezogen wurde, wieder hinabsank und mit einem leichten Ruck in seinen Stoffkörper zurückkehrte.
In einem Gefühl der Erhabenheit, des Glücks wachte er auf und hörte seinen geistigen Leiter sagen: „Nun bist du wieder mit deinem Stoffkleid vereint.
Du lebst auf der Erde, ich an dieser Seite, aber wir sind eins, für immer, auf ewig.
Aber bevor ich den Kontakt abbreche, bitte ich dich um dies: Vergiss nichts von alldem, was du hast erleben dürfen.
Geh zügig ans Werk.
Danach erwarten dich neue Wunder.
Dein Alcar.“
André hörte nichts mehr und fiel in einen Tiefschlaf.
Am Morgen wurde er wach und wusste, was er diese Nacht erlebt hatte.
Er fühlte sich glücklich und hätte weinen können vor Freude.
In ihm lag ein großes, heiliges Gefühl, und er wusste, was die Ursache dessen war.
Es war das Glück derer, die im Jenseits lebten.
In Glück, in Liebe, auf ewig eins.
Sie hatten das Stoffkleid abgelegt; sie wussten, was es bedeutete, das Leben auf der Erde.