Das Sommerland

Noch geraume Zeit nach der Reise in die finsteren Sphären fühlte sich André sehr traurig.
Es war genau wie am Anfang, als so sehr auf ihn eingewirkt wurde.
In jener Zeit fühlte er sich auch so traurig.
Doch jetzt kannte er die Ursache.
Er hatte alles als Geist durchlebt, abseits von seinem Körper, und nachdem er in den Körper zurückgekehrt war, musste er jetzt alles verarbeiten.
Er wusste nun, welch empfindsames Instrument der Mensch sein kann und was er tragen kann, ohne zu wissen, woher er die Kraft dazu empfängt.
In letzter Zeit hatte er rasche Fortschritte gemacht; das hatte er Alcar zu verdanken, seinem besten Freund.
Seine Gaben hatte er von Gott erhalten, sein geistiger Leiter aber hatte sie entwickelt.
In den letzten Tagen wandelte er oft draußen in der Natur, und das tat ihm gut.
Ach, er war so traurig gestimmt und fühlte, dass er wieder allein dastand.
Vater und Mutter wollten ihm zwar helfen, aber sie wussten nicht, auf welche Weise; deshalb musste er in Ruhe alles selbst verarbeiten.
Doch von Alcar bekam er viel Unterstützung, auch durch schöne Zeichnungen, welche er wieder von ihm empfing.
So verging einige Zeit.
Er dachte sehr oft an den armen Musiker und sah ihn noch deutlich vor sich.
Er erinnerte sich an alles, was er zusammen mit Alcar gesehen hatte.
Vor allem an jene unselige Frau, an deren arme Mutter und auch an den Maler.
In aller Stille würde er sein Gebet für all diese Unglücklichen zum Himmel schicken.
Das würde ihnen helfen voranzukommen.
Ein inniges Gebet für unglückliche Geister, die in den finsteren Sphären leben, wird Gott immer erreichen.
Darum wollte er viel beten für die arme Mutter, für den Mann, der verbrannt wurde, und auch für jenen, der noch an seinem Körper festhaftete.
Deren Leiden bedrückte ihn sehr.
Wenn die Menschen das einmal sehen und selbst erleben könnten, dann kämen sie wohl zu einer anderen Lebensauffassung und es gäbe viel weniger Neid und Missgunst auf der Welt.
Dann würden sie lernen, sich besser den Umständen zu fügen, in die sie der große geistige Leiter unseres Daseins versetzte.
Dann lernte man auch begreifen, dass Reichtum ebenso gut eine Daseinsberechtigung hat wie Armut und dass Ansehen und Reichtum zu großer Verantwortung verpflichten.
Dann würde ein jeder auf der Erde seine Aufgabe als ein Teil von Gottes großer Schöpfung erfüllen.
In den letzten Tagen hatte er den Menschen wieder viele Beweise gegeben und er war auch mehrmals bewusst aus dem Körper ausgetreten.
Das war für ihn jetzt möglich durch die starke Verbindung, die zwischen Alcar und ihm bestand.
Das letzte Mal war es schon sehr außergewöhnlich gewesen und Vater und Mutter waren davon wieder sehr beeindruckt, wie immer, wenn sich Großes ereignete.
Es geschah, als er in seinem Zimmer saß.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt stand er außerhalb seines Körpers und er sah sich selbst im Stuhl sitzen, die linke Hand den Kopf stützend, als schliefe er.
In diesem Zustand ging er durch Wände hindurch, denn die waren dann kein Hindernis mehr für ihn.
Ein anderes Mal, als er von seinem Stoffkörper freigekommen war, ging er in einer Straße in der Nähe seiner Wohnung neben einer Dame her, zu der er gewissermaßen hingezogen wurde, und er sah genau, wie sie gekleidet war.
Sie trug einen grünen Mantel und hatte Blumen im Arm.
Deutlich konnte er ihre Gedanken lesen und stellte fest, dass diese von ihm erfüllt waren.
Daher wusste er, dass sie auf dem Weg zu ihm war.
Er fragte sie, was sie von ihm wolle, aber sie ging ruhig weiter, da sie ihn weder hörte noch sah.
So ging er – als Geist – einige Schritte neben ihr her und fand das sehr interessant.
Im Nu war er dann wieder zu Hause und wachte auf.
Das alles war in nicht einmal fünf Minuten passiert.
Bei derartigen Phänomenen schien es, als hätte er einige Zeit geschlafen und er hatte dann auch ein Druckgefühl auf den Augen.
Sofort ging er zu Vater und Mutter und erzählte ihnen, was er erlebt hatte.
„Hör zu, Vater.
Ich habe einen klaren Beweis für dich.
Komm, Mutter, du musst es auch hören.
Gleich kommt eine Dame, der ich außerhalb meines Körpers, also durch Austreten, entgegengegangen bin.
Sie wird mich fragen, ob ich ihr bei ihren Séancen helfen kann.“
Ferner erzählte er ihnen, wie sie gekleidet war und dass sie Blumen bei sich hatte.
„Die Blumen konnte ich nicht so richtig erkennen, aber ich weiß mit Sicherheit, dass sie weiß sind.
Wenn es nachher schellt, Vater, dann musst du öffnen.
Ich möchte gern, dass du das tust, um dich von der Wahrheit dessen zu überzeugen, was ich gesagt habe.
In wenigen Minuten kann sie hier sein.“
Vater und Mutter Hendriks waren gespannt, was geschehen würde.
Und als es nach fünf Minuten läutete und Vater aufmachte, sah er, dass alles zutraf; er ließ die Dame stehen und lief so schnell er konnte wieder hinein.
André musste lachen, aber die Dame begriff nichts davon.
André sagte ihr, dass er schon gewusst habe, dass und wozu sie zu ihm käme.
Das berührte sie sehr und es war für sie einmal mehr ein Beweis für die Reinheit seiner medialen Gaben.
Er durfte ihr jedoch nicht helfen; Alcar wollte das nicht, weil man in jenem Kreis sehr eigensinnig war und nicht damit zufrieden war, was man ihnen aus dem Jenseits gab, weshalb man folglich nur wenig erreichte.
So warnte Alcar ihn stets vor allem, was nicht in Ordnung war.
Eines Morgens verließ er das Haus, um Patienten zu behandeln, und sagte zu seiner Mutter, dass er nicht vor vier zurück sein könne.
Zunächst ging er zu einem Freund in der Nachbarschaft, doch kaum war er dort angekommen, ließ Alcar ihn sehen, dass zu Hause jemand auf ihn wartete, der ihn gerne sprechen wollte.
Er sagte es seinen Freunden und eilte nach Hause, wo Mutter sogleich zu ihm ging.
„Das ist aber ein Zufall, André“, sagte sie, „dass du so schnell zurückkommst.“
„Zufälle gibt es nicht, Mutter, Alcar hat mich sehen lassen, dass hier jemand auf mich wartet, der mich sprechen muss, und dadurch habe ich wieder einige Menschen von der Führung überzeugen können, die in allem ist.“
Spontane Heilungen hatte er auch wieder gehabt und er hatte sogar aus der Ferne geheilt.
Wenn sich die Menschen nur anheimgeben wollten, Vertrauen hätten und ihm alles überließen, dann könnte viel erreicht werden.
Einmal war er bei Leuten, die ihm einen Ring übergaben, der einer Dame gehörte, die außerhalb der Stadt wohnte, und sie baten ihn, die Diagnose ihrer Erkrankung zu stellen.
Nachdem er den Ring einen Augenblick in Händen gehalten hatte, konnte er feststellen, an welcher Krankheit die Dame litt.
Es stellte sich dann heraus, dass die Ärzte zum gleichen Ergebnis gekommen waren.
„Aber“, fuhr André fort, „im Augenblick ist ihr Hals geschwollen und sie hat Halsschmerzen.“
Davon wusste man nichts, aber es wurde sofort ein Ferngespräch geführt und man erfuhr, dass Andrés Aussage richtig war.
„Ich werde ihr nun von hier aus helfen“, sagte er, „und Sie werden sehen, dass sie in zwanzig Minuten von ihren Halsschmerzen befreit sein wird.“
Nach einer halben Stunde informierte man sich erneut telefonisch.
Die Schmerzen waren verschwunden und die Schwellung am Hals war merklich zurückgegangen.
André hatte diesen Leuten dadurch bewiesen, dass er, wie jedes Medium, das diese Gabe hat, aus der Ferne heilen kann.
Das ist ihm insbesondere dann möglich, wenn der Patient zur festgelegten Zeit sitzt und sich ruhig verhält.
Mehr braucht der Patient nicht zu tun.
Alcar sorgt dann dafür, dass Telepathie und Suggestion ausgeschlossen sind.
Das geschieht gänlich abseits des Individuums.
Es ist sehr bemerkenswert, wie stark die Ausstrahlung eines Menschen einem Gegenstand anhaften kann.
Einmal kam ein Herr zu ihm, der ihm ein Foto überreichte und gerne wissen wollte, was dem Mann auf dem Bild fehlte.
Er nahm das Foto in die Hände und plötzlich, er erschrak selbst darüber, konnte er nicht mehr gut sehen.
Alles begann vor seinen Augen dunkel zu werden, obwohl es doch helllichter Tag war.
Dann hörte er von Alcar, dass es schon richtig sei, und weiter hörte er noch die Worte: „Blind, André, aber zu helfen.“
Er gab Alcars Worte direkt weiter und sagte, dass der Mann blind sei.
Der Herr erschrak kurz, fand jedoch, dass er es ausgezeichnet gesehen habe.
„Und das Schönste ist noch“, sagte er, „dass seine Augen noch gut waren, als das Foto gemacht wurde.
Sie konnten es folglich nicht vom Foto übernehmen.
Ich stelle auf diesem Gebiet Untersuchungen an, und darum finde ich diesen Fall äußerst interessant.“
André fand es selbst auch sehr bemerkenswert; es war ein schöner Erfolg für ihn.
Er wusste allerdings nicht recht, wie er es dem Besucher erklären sollte, und fragte Alcar um Rat.
Sein geistiger Leiter sagte: „Gib dich hin und ich werde dir helfen.“
Plötzlich sah er die ganze Situation vor sich.
„Hören Sie, mein Herr“, sagte er daraufhin, „ich will versuchen, Ihnen so deutlich wie möglich zu erklären, wie und warum ich erfühlen und sehen konnte, dass dieser Mann blind ist und ich dies habe feststellen können, obwohl er noch sehen konnte, als dieses Bild gemacht wurde.“
Abermals nahm er es in die Hände.
„Durch meine Gabe kann ich mich mit ihm eins machen, was für Sie unmöglich ist, da Sie diese Kraft nicht besitzen.
Das kann nur derjenige, der sich geistig vermischen kann – das heißt, sich eins machen – mit einem anderen Menschen, mit einer anderen Ausstrahlung, auch Fluidum genannt.
Verstehen Sie das, mein Herr?“
„Nicht so recht.“
„Dann will ich es Ihnen anders sagen.
Alles lebt, in allem ist Leben, und wenn ich mich nun mit einem Leben eins mache, dann werde ich genau so fühlen, so denken, so sein wie dieses andere Leben.
Das ist geistig, nicht wahr?
Nun ist dieses Foto schon vor vielen Jahren gemacht worden, als der Blinde noch sehen konnte.
Aber das hat nichts mit seinem geistigen Gesamtzustand zu tun.
Das hängt mit seinem stofflichen Körper zusammen.
Stoff ist Stoff, wenn er das Leben abgelegt hat.
Sein Stoffkörper ist so, wie er jetzt ist, wiederum eins mit dem geistigen Körper.
Nun halte ich dieses Foto in Händen, versuchen Sie mir zu folgen, mein Herr, und weil ich mein Fluidum mit der Ausstrahlung, welche vom Foto – also von ihm – ausgeht, vermischen kann, werde ich eins mit ihm.
Und wenn dieser Kontakt rein ist, werde ich auch alles erfühlen können.
Das wirkt dann unmittelbar auf meinen Stoffkörper ein.
Deswegen begann meine Sehkraft zu schwinden und ich konnte Ihnen daher mit Sicherheit sagen, was ihm fehlte.
Ist diese Diagnose nicht sauber gestellt, mein Herr?“
„Doch, es ist ein Wunder.“
„Nein, das ist es nicht.
Es ist viel einfacher, wenn wir es so betrachten, wie ich es Ihnen erklärt habe.
Und so geschieht es auch.
Das ist die geistige Kraft, welche ein Mensch besitzen kann, und jeder, der diese Gabe besitzt, kann dies tun, wenn er in dieses Stadium der Sensitivität gekommen ist.
Nun ist es für mich sehr leicht, noch mehr über diese Person zu sagen, zum Beispiel wie er ist, wie er denkt, welchen Charakter er hat, und so weiter.
Wenn ich eins mit ihm bin, dann übernehme ich auch alles von ihm.“
Nun hörte André von Alcar: „Fabelhaft, mein Junge, gut gemacht.
Später werden wir gemeinsam all diese psychischen Möglichkeiten für die Menschen besprechen und deuten.
Mach jetzt weiter.“
„Ich kann ihm helfen, mein Herr, doch ich sehe, dass er diese Wahrheit nicht annehmen wird.
Gleichwohl können Sie es versuchen.“
Der Freund des Blinden tat alles Mögliche, um ihn dazu zu bewegen, sich in Andrés Behandlung zu begeben, er jedoch glaubte nicht an diese Quacksalberei und blieb folglich blind.
So ging es immer weiter und täglich erbrachte André den Menschen, die zu ihm kamen, neue Beweise.
Eines Morgens kam eine Dame mit einem Foto zu ihm, von dem ein Teil abgeschnitten war.
Er nahm es in die Hände und sogleich sah er neben der Dame auf dem Bild ein Mädchen von ungefähr sieben Jahren.
Er sah das Kind sehr deutlich und fragte dann die Besucherin: „Wo ist das Mädchen, das danebengestanden hat?“
Sie erschrak und sagte: „Oh, mein Herr, das habe ich abgeschnitten.“
André selbst fand es fabelhaft, dass er so gut gesehen hatte, und jetzt konnte er beruhigt die Krankheit der Dame auf dem Foto diagnostizieren.
So wurde jeder überzeugt und sowohl geistig als auch stofflich geholfen.
Es kam auch einmal eine Patientin zu ihm, die von ihm behandelt wurde.
Plötzlich fühlte er einen Kuss auf der Stirn und neben ihm stand ein sehr liebes, bildschönes Geisteskind, ein Mädchen von fünfzehn Jahren, das mit der Mutter gekommen war und ihm diesen Kuss gegeben hatte.
Daraufhin sagte das Mädchen: „Sie sind gut zu meiner lieben Mutter.“
Tränen traten ihm in die Augen und im selben Augenblick sah er eine prächtige Vase mit Rosen, in deren Mitte eine besonders große, gelbe Rose gesteckt war, die alle anderen übertraf.
„Diese Blumen“, sagte das Geisteskind, „hat meine Mutter gestern Abend an mein Bild gestellt, und jetzt will ich ihr dafür danken.
Ich will ihr aber auch in ihrem Leid zur Seite stehen.
Sie hat Kummer, mein Herr, doch sie darf nicht so traurig sein.
Sie soll ihre ganze Liebe meinen kleinen Brüdern geben, denn ich bin glücklich.“
Es hat nicht mehr als eine Sekunde gebraucht, diese Botschaft zu überbringen.
Dann fragte er die Mutter: „Haben Sie gestern Abend an das Foto ihrer Tochter Blumen gestellt?
Es sind Rosen, mit einer großen gelben Rose in der Mitte.“
Sie antwortete nicht, sondern fing an zu weinen.
„Hören Sie, gnädige Frau, ich kenne Sie nicht.
Aber haben Sie zwei Jungen und ist Ihre Tochter vor vier Jahren gestorben?“
„Ja“, sagte sie.
„Ihr Kind ist hierher gekommen und gab mir einen Kuss auf die Stirn für die Hilfe, die ich Ihnen biete.
Ich bin glücklich, gnädige Frau, dass dieses reine Geisteskind mir den gegeben hat.
Sie bittet Sie, Ihre ganze Liebe den kleinen Brüdern zu geben, die sie – hier auf der Erde – noch so sehr brauchen.
Sie lebt und ist glücklich in den Sphären.“
Da erzählte ihm die arme Mutter, welcher Kummer sie bedrückte.
„Oh, gnädige Frau, wie wunderbar finde ich es für Sie, dass Sie jetzt einen der schönsten Beweise bekommen haben, welche einem Menschen je gegeben werden können.
Sie wissen jetzt, dass die ‚Toten‘ nicht tot sind, sondern leben.
Als sie gestern Abend betrübt waren, haben Sie beim Bild Ihres Kindes Zuflucht gesucht.
Und als Sie an sie dachten, wurde sie durch Ihren großen Kummer zu Ihnen hingezogen und sie stand als ein Engel aus den Sphären des Lichts – wo sie so glücklich ist – neben Ihnen, obwohl Sie sie nicht gesehen und ihre Liebkosungen nicht wahrgenommen haben.
Sie hat gesehen, dass Sie die Blumen an ihr Porträt gestellt haben.
Möge Ihnen all das ein Beweis dafür sein, dass Ihr lieber Schatz noch lebt und Ihnen zur Seite stehen will.
Sie bittet Sie nochmals, Ihre Liebe den Jungen zu geben und sie sagt: ‚Sei stark, Mutter!‘ “
„Mehr ist nun nicht nötig“, sagte die Dame, „das ist ein überzeugender Beweis für mich und ich werde mein Bestes tun, meine ganze Liebe meinen Jungen zu geben.
Auch werde ich versuchen über meinen Kummer hinwegzukommen.
Nun weiß ich, dass mein Kind lebt und ich sie wiedersehen werde.“
„Sie sehen, gnädige Frau, dass Sie sie mit Ihrem starken Kummer zur Erde zurückgezogen haben.
Wohl ein Beweis dafür, dass wir diejenigen, die im Jenseits leben, durch unseren Kummer und unsere Sehnsucht zu uns ziehen.
Daran kann man erkennen, welch eine Kraft von den menschlichen Gedanken ausgeht.
Wir wissen selbst nicht, wie viel von uns ausgeht, und deshalb sagt mein geistiger Leiter oft: André, sei vorsichtig mit deinen Gedanken. “
Die Mutter hat später noch einmal eine Botschaft ihres Kindes bekommen, um ihr zu sagen, dass nun alles gut sei.
So hat André bereits Hunderten von Menschen beweisen können, dass nach dem stofflichen Tod das Leben weitergeht.
Doch er war nach wie vor in trauriger Stimmung und er dachte ständig an Alcar, denn er wurde mit den Eindrücken seiner letzten Reise einfach nicht fertig.
Alcar bat ihn noch um etwas Geduld; er wollte sobald wieder mit ihm in die höheren Gefilde gehen, wenn sich seine Schwermütigkeit nicht legen sollte.
Und die legte sich keineswegs, denn es war nicht einfach, das Leid all jener Unglücklichen zu verarbeiten.
Dann und wann lebte er ein wenig auf und dachte dann, es überwunden zu haben, doch danach kam die Reaktion und er verfiel in eine noch düstere Stimmung.
Alles bedrückte ihn stark.
Er stand damit allein da und niemand konnte ihm helfen.
Dann sehnte er sich danach, Alcar zu sehen, von Geist zu Geist.
Dann verstanden die Leute ihn nicht und er konnte es nirgends aushalten.
Das war nicht nur für ihn schwer, sondern auch für diejenigen mit denen er Umgang hatte.
Vater und Mutter wussten es wohl, sprachen aber nicht darüber.
Er war nicht launisch, nur still, betrübt und in sich gekehrt.
Morgens, bevor er mit Alcar fortgegangen war, ging er noch singend durchs Haus, und danach, als er nach unten ging, war es gerade so, als hingen schwere Gewitterwolken über seinem Haupt.
Trotzdem wollte er stark sein und Alcar nicht so viel Mühe bereiten.
Dann bat er Gott innig um Hilfe.
Das erleichterte ihn.
Ach, dieser arme Mann!
Er konnte ihn nicht vergessen.
Immer wieder sah er jenen toten Körper vor sich, der durch die ungeheure Hitze wieder lebendig zu werden schien.
Nein, so etwas wollte er nie mehr sehen.
In den ersten Nächten hatte er deswegen nicht schlafen können, aber er brauchte doch Ruhe, um tagsüber seine Arbeit machen zu können.
Wenn die Kraft seiner Gedanken alles beherrschte und er keinen Schlaf finden konnte, dann griff Alcar ein und versetzte ihn in Halbtrance.
Das fühlte er ganz deutlich.
Langsam zog sich Alcar dann zurück und er schlief ein.
Dies war dann kein gewöhnlicher Schlaf, das konnte er morgens an seinem Kopf merken.
So waren viele Tage vorübergegangen.
Er sprach sich selbst Mut zu, denn er musste da hindurch.
Er fühlte wohl, dass es für ihn eine große Entwicklung bedeuten würde, wenn sein Geist das alles aushalten könnte.
Und er wusste: Nichts ist umsonst, auch nicht die Weisheit.
Alles kostet Willenskraft.
Eines Abends sagte Alcar, dass sie sich des Nachts wieder in die höheren Sphären begeben würden.
„Wir werden unsere Reise vorverlegen müssen, André, denn du kannst dich von alledem, was du gesehen hast, nicht losmachen.
Es war auch für dich eine schwere Reise.
Trotzdem hast du Kraft genug, es tragen zu können.
Halte dich nun bereit; heute Nacht sind wir wieder in den Sphären.“
Alcar hatte ihm gesagt, dass er mit ihm den regen Verkehr zwischen der Erde und dem Sommerland sehen werde, und er war neugierig, wie es dort sein würde.
Noch immer schwermütig ging er schon früh auf sein Zimmer.
Zunächst bummelte er noch ein wenig herum und es wunderte ihn, dass er zu diesem Zeitpunkt noch kein Verlangen hatte, aus dem Körper auszutreten.
Sein Zimmer war mittlerweile vollgehängt mit geistigen Werken, welche er von Alcar und den anderen Malern empfangen hatte.
Es hatte ihn ganz schön viel Kampf und Willenskraft gekostet, um so weit zu kommen.
Man muss durchhalten und viel ertragen können, wenn man es zu etwas bringen will.
Die Menschen sahen lediglich das Resultat, aber den Kampf und das Leid, das ihn das Ganze gekostet hatte, sahen sie nicht.
Wie wurde er anfangs verspottet und ausgelacht und auch, als er schon auf diesem Weg weit fortgeschritten war, hatte man sich noch über ihn lustig gemacht.
Trotzdem hatte er viele Wände mit Alcars Bildern geschmückt.
Allmählich fühlte er, wie ihn die heilige Einwirkung von Jener Seite überkam.
Ihm wurde der Kopf schwer, weshalb er sich schnell auszog.
Alcar hatte ihm gesagt, dass er, wenn er nachts aus dem Körper austreten wollte, auf dem Rücken schlafen solle, dann könnte er ihn leichter befreien.
Folglich tat er das.
Es war gerade halb zehn.
Dennoch machte er das Licht aus und etwa zehn Minuten später war er bereits im Tiefschlaf.
„So, mein Sohn“, waren die ersten Worte, die er vernahm, und unmittelbar darauf sah er seinen geistigen Leiter, dem er mit einem Freudenschrei um den Hals fiel.
„Stark sein, André, wir sind jetzt wieder eins.
Die letzten Tage waren schwer für dich, denn du musstest vieles verarbeiten.
Bei mir wirst du nun rasch zur Ruhe kommen.
Wir, an unserer Seite, können solches Leid besser ertragen; für einen irdischen Geist ist das schwierig.
Jetzt siehst du wieder, wie vorsichtig wir sein müssen.
Wenn ich dir nun alles auf einmal vermitteln würde, was auf solch einer Reise zu erleben ist: Wie müsste dir dann wohl zumute sein!
Du würdest das nicht aushalten.
Komm, sieh mich mal an, mein Junge.“
Mit Tränen in den Augen sah André seinen geistigen Leiter lächelnd an.
Er fühlte seine große Kraft und sah wieder dieses große, weiße Licht, das ihn umgab.
„Du hattest nicht das Verlangen, aus dem Körper auszutreten, sondern das ist alles mein Werk, André.
So, und nun können wir beruhigt aufbrechen.
Wie herrlich ist es, dass Gott uns dieses Band bilden ließ.
Du siehst, dass es in den Sphären Unterstützung und Nahrung für jede schwere Aufgabe gibt.
Wer ernsthaft will und den Mut zum Kämpfen hat, der wird weiser und er kann lernen, so viel er nur will.
Dies gilt für jeden Menschen auf Erden.
Nun wirst du bald von deiner Schwermut befreit sein.“
„Oh, es geht mir schon viel besser, Alcar; es ist bereits sehr viel weniger geworden.
Ich fange jetzt an, mich wieder glücklich zu fühlen.“
Hand in Hand verließen sie dann schnell die Erde.
André wusste sich nun zu orientieren, wenn sie sich von unserem Planeten entfernten.
Wieder sah er ihn als Scheibe und seine Ausstrahlung war noch immer unverändert.
Noch immer war das kleine, schwache Licht das Einzige, was er an geistigem Wert besaß.
„Das Sommerland, André, ist die Sphäre, die mit der Erde in Verbindung steht, sie liegt zwischen der dritten und vierten Sphäre, der glücklichen.
Sommerland ist die Sphäre, in der des Nachts der irdische Geist, nach dem Austreten aus dem Körper, verweilen darf, wenn ihm das als Gnade Gottes gestattet ist.
Im Sommerland kommt er dann mit seinen Lieben zusammen, die ihm vorausgegangen sind, er sammelt neue Kräfte und kehrt dann, geistig gestärkt, in seinen stofflichen Körper zurück.
Wir werden jetzt direkt dorthin gehen, denn ich will dir die Ruhe und Gelassenheit zurückgeben, die dir durch die Einäscherung abhandengekommen sind.
Bald wirst du wieder der alte André sein, nicht wahr, mein lieber Junge?“
„Ach, Alcar, jetzt, da ich bei dir bin, geht es mir schon viel besser.“
„Schau, die ersten Lichtstrahlen aus dem Sommerland sind zu sehen.
Es ist ein wunderschönes Land, André, eine lautere Sphäre; es würde schwerfallen, es zu beschreiben.“
Immer heller wurde das Licht.
„Jetzt haben wir drei Sphären durchquert, obschon du es auch diesmal nicht bemerkt hast.“
André sah eine wundervolle Landschaft vor sich, mit Bäumen und Wasser, Vögel in wunderschönen Farben, und Blumen – wie er sie auf der Erde noch nie gesehen hatte –, deren Farben unbeschreiblich waren.
Das Himmelszelt war hellviolett-blau und erstrahlte mitunter in goldgelbem Glanz.
Für diese ganze Pracht konnte er keine Worte finden.
Wenn er sie mit etwas vergleichen wollte, so käme ihr ein strahlender, früher Sommermorgen, wenn der Mensch die Natur zu seinem Gemüt sprechen fühlt, noch am nächsten.
Doch selbst wenn dies einer der herrlichsten Morgen wäre, die man jemals erlebt hatte, so wäre es dennoch ein nur sehr dürftiger Vergleich, denn Gottes heiliges Licht und die strahlende Wärme, die im Sommerland herrscht, sind nicht zu beschreiben.
„Im Sommerland herrschen Liebe, Harmonie und Glück, mein Sohn.“
André sah viele Geister und er konnte wieder sofort die irdischen von den astralen unterscheiden.
„Setzen wir uns hierhin, André, dann können wir alles beobachten.“
Als Rastplatz wählten sie eine der vielen, von den schönsten Blumen der Sphären umgebenen Bänke, die den ermüdeten irdischen Reisenden zum Hinsetzen einluden.
Die Vögel sangen ihre schönsten Lieder.
„Hier ist in allem Harmonie, das wirst du sehen und fühlen können.
Gib jetzt einmal gut acht.
Ich zeige dir, wie ich mich eins mache mit dem Vögelchen, das da vor dir sitzt.“
Einen Vogel mit solch einem goldenen Glanz hatte André auf der Erde noch nie gesehen.
Er sah, dass Alcar sich für etwas anstrengte, und als er seine rechte Hand ausstreckte, kam das Vögelchen sogleich angeflogen und ließ sich auf der Hand nieder.
„Schau mal, wie lieb, André.
Jetzt ist er in meiner Gewalt und wird tun, was ich möchte.
Konzentriere einmal deine Gedanken kurz auf die vier anderen, die dort zwischen den blauen Blumen sitzen.“
Das tat er und als ob er die Tierchen gerufen hätte, kamen sie zu ihm und setzten sich auf die Hand, die er ihnen entgegenstreckte.
Eines von ihnen konnte jedoch nicht so schnell den von ihm begehrten Platz einnehmen, denn es hatte an seine Handfläche gedacht, und darauf wollten schließlich alle sitzen, was dem vierten Vogel letztlich auch gelang.
André war entzückt.
Wie herrlich wäre es, wenn er so etwas auch mit Vögeln auf der Erde bewirken könnte.
„Wir werden Versuche mit ihnen anstellen, André, dann wirst du sehen, wie der Mensch die Tiere durch Konzentration und Willenskraft beeinflussen kann.
Indem er seine Ausstrahlung mit jener des Tieres in Verbindung bringt, kann er es in seine Gewalt bekommen und es dazu bringen, das zu tun, was er will.
Denke nur an das, was ich über Fernsehen und schwarze Magie gesagt habe.
Bleib du jetzt hier, André, halte die Vögel in deiner Gewalt und konzentriere dich stark; wir werden dann sehen, wessen Willen und Konzentrationsvermögen am stärksten ist.“
Alcar entfernte sich von der Bank und das Vögelchen, das zu ihm gekommen war, flog ihm sofort hinterher.
Wohin Alcar ging, folgte es ihm nach.
Daraufhin wurden die Vögel auf Andrés Hand unruhig.
Er fühlte, dass da etwas war, dem sie sich nicht widersetzen konnten, und plötzlich flogen alle vier in Alcars Richtung, der so fünfzehn Schritte entfernt war.
Der fing sie auf und ging wieder zurück.
„Deine Willenskonzentration muss noch viel stärker werden, mein lieber Junge, denn deine Gedanken konnten sie nicht halten.
Hast du nicht bemerkt, dass sie gleich unruhig geworden sind?“
„Doch, Alcar.“
„Durch meinen starken Willen habe ich deine Konzentration abgelenkt.
Wir versuchen es noch einmal, danach werden wir sie fliegen lassen.“
André strich die Tierchen über die wunderschönen Federn, was ihnen offensichtlich behagte, denn sie streckten ihre Köpfchen hoch und bogen die Rücken durch.
„Jetzt halte sie ganz stark mit deinen Gedanken fest, André.“
„Gut, Alcar, ich tue mein Bestes.“
Wieder entfernte sich Alcar.
André strengte sich an, doch eine gewissen Zeit später waren alle vier wieder entschwunden und saßen auf Alcars Hand.
„Du siehst, wessen geistige Kraft von uns beiden am stärksten ist.
Jetzt will ich dir etwas Schönes zeigen; gib einmal gut acht.
Ich werde das Vögelchen, das auf meinem Daumen sitzt, von meinem Willen lösen; es kann dann fliegen, wohin es will.
Die drei anderen halte ich noch fest.
Schau, jetzt fühlt es sich schon freier.
Augenscheinlich geschieht nichts, dennoch sind die anderen Tierchen noch ganz in meiner Gewalt.
Ist es nicht prächtig, André?
Nun lassen meine Gedanken es völlig los."
Kaum hatte Alcar das gesagt, war das Vögelchen auch schon fortgeflogen.
„Jetzt diese beiden, André.
Ich lasse meinen Willen nach und nach schwächer werden.
Schau, ich lasse sie jetzt ganz frei.“
Daraufhin flogen auch sie sofort weg.
„Hier, André, spiel du jetzt noch ein wenig mit den letzten beiden; ich werde dann meine Gedanken von ihnen zurückziehen.“
André entfernte sich nun einige Meter von Alcar, konzentrierte seine Gedanken ganz auf die Vögel und klatschte dann mit den Händen, worauf die Tierchen sofort zu ihm kamen.
„Ausgezeichnet, André, das ist der Beweis, dass du mit deinen Gedanken etwas erreichen kannst.“
Es war eine große Genugtuung für ihn, dass er es so weit gebracht hatte.
„Probier jetzt auch mal ein Stück weiter wegzugehen und sie dann mitzunehmen.“
Zu seiner großen Freude gelang auch dieser Versuch.
„Oh, Alcar, wenn ich auf der Erde einmal solche Tierchen haben dürfte!“
„Das kommt noch, André, du wirst mit irdischen Vögeln einmal das gleiche erreichen.
Vergiss aber nicht, dass nicht jedes Tier gleich unserem Willen gehorcht.
Beim einen wirst du mehr Kraft benötigen als beim anderen.
Nun lass sie nur fliegen, wir haben noch mehr zu tun.“
Da dachte André an etwas anderes und die Vögel flogen fort.
„Nun sieh einmal all diese strahlenden Geister, mein Junge.
Sehen sie nicht glücklich aus?“
Dort wandelten ein Mann mit seiner Frau, ein Kind mit seiner Mutter, ein Bruder mit seinem Bruder, dann wieder ein Kind mit anderen Kindern oder ein Vater und eine Mutter mit ihrem Kind.
Viele von ihnen spazierten gemächlich auf und ab, während andere die Einsamkeit suchten, um eine Zeit lang beisammen zu sein.
„Auf der Erde ist jetzt Nacht und hier sind nun viele aus dem Körper ausgetretene Geister.
Gleich kommt jemand, den ich kenne.
Seine Frau und sein Kind habe ich schon gesehen.“
„Wie glücklich leben all diese Geister hier, Alcar.“
„Du kannst den Menschen auf der Erde nicht oft genug sagen, wie schön und heilig es hier ist.
Und in den höheren Sphären ist alles noch vollkommener.
Ich habe einmal die sechste Sphäre sehen dürfen, als dort ein Fest veranstaltet wurde.
Weil ich etwas Gutes getan hatte, rief mein Meister mich dort zu sich und ich durfte dort eine Weile bleiben.
Es erging mir damals genau so, wie es dir jetzt ergeht.
So viel Schönes und Heiliges ist nicht mit Worten zu beschreiben, denn was man dort fühlt, ist unmöglich auszudrücken.
Es sind alle Engel, die dort in einer unbeschreiblichen Farbenpracht leben.
Wenn wir später so weit vorangekommen sind, dass du alles verstehen kannst, und wir die fünfte oder die sechste Sphäre besuchen werden, wirst du noch viel mehr Schönes und Heiliges an die Erde weitergeben können.
Sieh, da kommt der Mann, den ich meinte.“
André sah einen noch jungen Mann vor sich, der neben einer etwas älteren Intelligenz herging.
„Dieser junge Mann lebt noch auf der Erde.
Bei der Geburt ihres Kindes verlor er seine liebe Frau, und auch das Kind ging mit ihr.
Du fühlst den tiefen Schmerz, mit dem er einsam zurückblieb.
Doch Gott sorgt für alles und schenkt demjenigen, der wahrhaftig liebt, Seine Gnade.
So ist es ihm gestattet, von Zeit zu Zeit seine geliebte Frau und sein kleines Kind im Sommerland zu besuchen, weil sein Schmerz sonst unerträglich wäre.
Sind Gottes Gesetze nicht wunderbar, mein Junge, und ist Seine Führung nicht in allem zu verspüren?“
„Tritt auch er bewusst aus dem Körper aus und erinnert er sich daran, Alcar?“
„Nein, André, das nicht, denn er ist kein direktes Medium, obgleich er, wie jeder Mensch, diese schlummernden Kräfte in sich hat.
Bei ihm vollzieht sich das Austreten aus dem Körper wieder auf eine andere Weise, was ich dir später erklären werde.
Hier wächst sein liebes Kind weiter auf und es wird einst wie ein Engel so schön seinem Vater entgegengehen.“
Der junge Mann schloss seine Frau lange in die Arme, was für André eine ergreifende Szene war, und auch die Kleine, die ungefähr drei Jahre alt war, drückte er liebevoll an die Brust.
Dem Mann und der Frau traten Tränen des Glücks in die Augen und beide ließen ihnen freien Lauf.
Die Kleine legte die Ärmchen um Vaters Hals und sah ihn an, als wollte sie sagen: Wo bist du nur solange geblieben?
„Solche Szenen spielen sich hier ständig ab und man schämt sich nicht für sein Glück.
Diese beiden Menschen werden auf ewig eins sein, wenn die kurze Zeit vorbei ist, die er noch auf der Erde zubringen muss, denn sie haben Gottes Segen für ihre Liebe herbeigefleht.
Er wird dieser Frau unter allen Umständen treu bleiben und sie wird bis in alle Ewigkeit seine Zwillingsseele sein.
Ewiges Glück!
Fühlst du, was das bedeutet?
Auf ewig zusammen, durch Gott verbunden?
Ich habe einmal einer geistigen Trauung in den höheren Sphären beiwohnen dürfen, welche von Christus selbst vollzogen wurde.
Und wenn du einmal so weit gekommen sein wirst, dass dein Geist das verarbeiten kann, dann werde ich auch dich solch eine Eheschließung sehen lassen.
Oh, André, es ist so etwas Heiliges, so ein großes Glück, das der Mensch an unserer Seite empfangen kann.
Es ist nicht damit zu vergleichen, was auf der Erde darunter verstanden wird.
Geistige Liebe ist ein gewaltiges Gefühl, das wie ein heiliges Feuer in der Seele des Menschen brennt.
Ich habe sie kurz fühlen dürfen, nur kurz.
Dann wurde es für mich zu gewaltig, was die beiden innerlich trugen, die geistig eins waren.
Dennoch werden auch wir das einmal besitzen.
Der Mensch, der diese heilige Kraft gefühlt hat, wird stets danach streben, alles so leisten, wie Gott es will.
Er wird sich entwickeln, um einst die heilige Liebe empfangen zu dürfen, die Gott allen Seinen Kindern beschieden hat.
Mein Junge, mein Junge, es ist eine gewaltige Kraft, die der menschliche Geist dann in sich trägt.
Dann kann er durch sein unbeschreibliches Glück Berge versetzen und ihm ist so, als ob ihm alles zulacht, alles zu ihm spricht, alles eins mit ihm ist; als ob er träumt, als würde er durch jenes göttliche Gefühl in höhere Sphären getragen.
Er hat dann das sehnsüchtige Verlangen, seinem Gott für diese große Gnade zu danken, und kein Opfer könnte ihm zu groß sein.
Auf der Erde könnte man dieses Gefühl nicht verarbeiten.
Das kann nur der astrale Mensch, da der Stoff dieses Glück nicht ertragen könnte.
Der stoffliche Mensch ist auf dieses Gefühl nicht abgestimmt.
Wie denkt man auf der Erde über die eheliche Liebe?
Dieses reine Gefühl wird dort fast nie verstanden, denn der Mensch ist zu sehr verstofflicht und seine Liebe hat mit der höheren Liebe meistens nichts zu tun; sie ist dann nichts mehr als ein stoffliches Zusammensein.
Stofflich ist man dann vereint, doch geistig meilenweit von einander entfernt.
Man sieht es nur allzu oft.
Viele Leben wurden ruiniert, da man zu lieben glaubte, während diese Liebe nichts anderes als Egoismus oder Leidenschaft war.
Nichts wird daran getan, die höhere Liebe zu entwickeln, und der Mensch lebt dann viele, viele Jahre, ohne den anderen Menschen zu kennen, der all die Jahre an seiner Seite lebte, weil er nichts daransetzte, dessen Seelenzustand, Gefühle und geistige Kraft zu ergründen und kennenzulernen.
Oftmals haben zwei Menschen, die zusammenkamen, weil sie einander wahrhaftig zu lieben glaubten, die wahre Liebe nie gekannt.
Erst wenn zwei Seelen sich demütig voreinander verneigen, wird über die menschliche Leidenschaft hinaus auch die reine Liebe entstehen, die Gott nur einmal in des Menschen Herz legt.
Der Mensch, der diese höhere Liebe für einen anderen fühlt und nichts zurückbekommt, dieser unglückliche Mensch hat eine Seele, die weint, weil sie nicht verstanden wird.
Er fühlt die Liebe, um die er Gott so innig angefleht hat, und wenn diese nicht beantwortet wird, dann ist ein Leid geboren, so stark, so furchtbar, so ergreifend tief, dass niemand anders als Gott allein dies ergründen kann.
Wehe dem Menschen, der diese Liebe nicht versteht.
Der spottet mit Gottes größter Schöpfung, dem Höchsten und dem Allerallerheiligsten, durch Ihn geschaffen.
Wenn auf Erden zwei Wesen einander begegnen, die mit diesem heiligen Feuer begnadet sind, dann wird alles um sie erstrahlen, weil sie überglücklich sind und einander nichts als reine Liebe geben wollen.
Die irdische Liebe ist gewöhnlich nicht mehr als Freundschaft.
Was in den Sphären gefühlt wird, ist Liebe, die verschmilzt: ein Fühlen, ein Leben, ein Verstehen.
Diese Liebe ist ewig und die Seelen sind durch Gott verbunden.
Auf der Erde ist es meistens ganz anders.
Dort gehen Menschen als Mann und Frau durchs Leben; sie betrachten das Leben nicht als einen Weg, der zu Gott führt, sondern als einen Weg irdischer Vergnügen.
Einen Weg, den man geht, nun ja, wie jeden anderen Weg.
Sie vergessen nur, dass jeder andere Weg für alle bestimmt ist, der Weg jedoch, den sie gemeinsam beschreiten müssen, ist nur für sie bestimmt.
Diesen Weg müssen sie zusammen in Liebe gehen, dann wird er für beide leicht sein.
Sie können einander zur Seite stehen und helfen.
Es ist der Weg, den die Engel ihnen weisen, da sie von Gottes Engeln beschützt werden, weil sie in Liebe leben wollen.
Es ist der Weg, den Gott selbst ihnen weist.
So viele sehen diesen Weg aber nicht, und allerlei Belange, Neigungen und Gewohnheiten sorgen dafür, dass sie auseinandergehen und sich verirren.
Manchmal finden sie sich wieder und versuchen dann den schmalen Weg wieder zu erklimmen, der sie wieder auf diesen hohen, schwierigen Weg zurückführen soll.
Bald jedoch sind sie wieder vom Weg abgekommen, weil ihnen der feste, ernsthafte Wille fehlt, um mit Gottes Hilfe einander den Weg zu weisen.
So leben denn viele Menschen nebeneinander her, ohne sich zu verstehen und ohne Liebe; sie sind wie Pferde in einem Gespann, wobei das stärkere dem anderen den Weg aufzwingt, den es selbst nehmen will, bis sich das andere dem schließlich energisch widersetzt, das Geschirr zerreißt, an dem es schon so lange gezerrt hat, und – endlich frei – seinen eigenen Weg geht.
Versuche niemals solch ein Gespann zu lenken, André, denn nur der eigene Wille kann es auf dem rechten Weg halten.
Ach, Mensch, frage dich, mit deinem ganzen menschlichen Verstand, ob dein Weg dich zu Gottes Thron führt, oder ob du dir sagen musst, dass es nicht der Weg ist, den Er dir gewiesen hat.
Und wenn du in reiner Liebe vereint bist, so möge Gott, der diese Liebe mit Segen in eure Herzen und Hände gelegt hat, euch dann davor bewahren, dass ihr den Weg, welchen Er euch gewiesen hat, nicht freiwillig verlasst, denn wenn du einst an unsere Seite gekommen sein wirst, wird der himmlische Pfad noch viel schöner sein als der irdische und dich zu deinem himmlischen Heim führen.
Liebt einander in heiliger, reiner Liebe.
Seid einander eine Stütze und ein Trost, vertraut einander und folgt dem Weg, auf dem die Blumen eurer Liebe gestreut sind.
Das ist Gottes Wille, und die Geister werden jauchzen, wenn sie solch ein glückliches Menschenpaar Hand in Hand ins Sommerland einziehen sehen.
Achte jetzt nur wieder einmal auf die glücklichen Drei, die hier zusammenkommen durften, André.
Der Vater des jungen Mannes hat sich solange zurückgezogen; er wird ihn gleich wieder auf die Erde in seinen Stoffkörper bringen.
Wir werden aus einiger Entfernung darauf warten und ihnen dann folgen, um zu sehen, wie er auf der Erde ankommt.
Menschen wie er, die dort in tiefem Schmerz zurückgeblieben sind, empfangen von Gott die große Gnade, ihren Lieben auf diese Weise nahezubleiben und den inneren Kontakt aufrecht zu halten, wenngleich sie sich dessen nicht bewusst sind.
Dennoch bleibt es ihr geistiger Besitz.
So gibt es noch so viel, was der Mensch – unbewusst – in sich trägt.
Diese Kräfte und Phänomene werden auf der Erde von Parapsychologen eingehend untersucht und studiert.
Viele Spiritisten sind der Meinung, dass alles auf die Einwirkung durch Geister beruht, doch es gibt sehr vieles, das eine tiefere Ursache hat, wie die göttliche Gnade des Zusammenseins im Sommerland.
Hier kann jeder glücklich sein; jene, die Berge lieben, und jene, die weite Ebenen lieben.
Du siehst, welch ein herrliches Land das ist.
Später werden wir uns himmlische Wohnungen von innen ansehen.“ –
„O Alcar, wenn das einmal möglich wäre!
Wie gern würde ich dein Haus einmal sehen!“
Alcar lächelte.
„Nicht nur mein Haus, sondern alles, was ich besitze, werde ich dir zeigen.
Hab aber noch etwas Geduld; es gibt noch so vieles zu sehen, mein Junge.
Wir werden schrittweise alles erforschen, dann kann ich dich noch weiter geistig entwickeln.
Die Schönheit unseres Hauses in den Sphären ist vollkommen in Harmonie mit unserem inneren Wesen.
Je höher das Niveau des inneren Wesens ist, umso erhabener ist die Schönheit seiner Umgebung.
Du kannst dir keinen Begriff davon machen und ich gebe dir den Rat, nicht darüber nachzudenken, denn niemals kommt eine Vorstellung davon der Wirklichkeit nahe.
Nach den göttlichen Gesetzen wird man ernten, was man gesät hat.
Auch darauf kannst du deine Mitmenschen nicht oft genug hinweisen.
Und lege ihnen dabei stets ans Herz, dass gesellschaftlicher Stand oder gesellschaftliche Position mit alldem nichts zu tun haben.
Man kann in einer Hütte auf dem Land geboren sein und sich dennoch – bereits auf der Erde – ein Landgut in den Sphären aufbauen.“
„Hier ist es wie in einer Alpenlandschaft, Alcar, aber es ist nicht kalt.“
„Kälte wirst du in den finsteren Sphären spüren, welche wir später besuchen werden.
Dort herrscht zugleich tiefe Finsternis.“
„Hier finde ich alles heilig, Alcar.
Hier würde ich bleiben wollen.“
„Das glaube ich gern, mein Junge.
Auch das kommt später.
Hier singt die Natur ihr Lied und alles atmet Ruhe und Frieden.
Hier fühlt man, wie Gott die Menschen liebt und wie unendlich gut Er zu ihnen ist.
Hier ist der Mensch eins mit Ihm in Seinem Lebensgarten.
Sage ich vielleicht zu viel, mein Sohn?
Ist es nicht ein Garten des Lebens?
Ein Bild, das du von mir empfangen hast, stellt dies ein wenig dar; das Bild mit den vielen Blumen in ewiger Pracht.
Der Mensch, der nach einem gut angelegten Leben hier ankommt und dieses Heiligtum betritt, wird unglaublich glücklich sein.“
„Diese Geister fangen an zu beten, Alcar.“
„Ja, sie fühlen das Bedürfnis, Gott für diese große Gnade zu danken.“
„Ach Alcar, wenn die Menschen auf Erden das sehen dürften, dann würden sie wohl so leben, wie Gott es will.“ –
„Ganz gewiss, mein Sohn, doch sie sollen ohne das alles zu sehen so weit kommen, weil in jedem Menschen der göttliche Funke ist, der ihn den Unterschied zwischen Gut und Böse fühlen lässt.
Nun lasst auch uns beten, mein Junge; auch du wirst das Bedürfnis dazu haben, nicht wahr?“
„Ja, Alcar.“
„So komm hierher, zu den wunderschönen Blumen, die Gottes Leben in sich tragen.
Schau mal, welch eine herrliche dunkelviolette Farbe diese Blume hat.
Es ist, als umgäbe sie ein Schleier.“
Alcar hielt seine Hände um die Blume und kniete nieder.
André hatte sich vor ihm niedergekniet und schaute ihn an.
In diesem heiligen Augenblick fühlte er, dass sein geistiger Leiter geistig noch höher stand, als er ihm zu erkennen gab und dass er ihm in großer Einfalt so viel gab und ihn so viel lehrte.
„Lausche, André, und versuche mich zu verstehen.“
Das Haupt geneigt richtete Alcar nun seinen Blick auf die schöne Blume und sprach:
 
„Sie ist eine Geistesblume, die blüht und gedeiht allein durch Gott.
Sie lebt in allem und fühlt in allem ihren Gott, weil sie eins sein will mit Gott, dass sie leben wird, umgeben von allem, was Gott ist.
Umgeben von Gottes Liebe wird sie leben, wird sie blühen, wird sie schön sein, um – durch Gottes Wille, der heiligend ist – durch unendliche Tiefen zu schauen, unendliche Weiten zu umschließen.
Da sie in allem Gottes große Allmacht fühlt, bewahrt sie diese Farbe und diese Pracht auf ewig.
Sie ist wie die Alten; verjüngt wie Jünglinge erhebt sie sich in dieser Weisheit auf ihrem Lebensweg.
Will man sie aber vernichten, so wird sie dies erkennen, sich zu schützen wissen und siegen, weil sie Liebe gibt und eins ist mit Gott.
Blume des Grabes, lebendiges Atom der Sphären, möge Gott Deine Herrlichkeit beschützen, Deine Farbe und Dein inneres Gefühl; dann werden Strahlen des Lichts dein Leben erleuchten, mit himmlischem Glanz.
Und durch das Licht des Schöpfers wird der Mensch bestrebt sein, Dein Licht zu erkennen; im Besonderen: Deine Gefühle für Gott.
Lebe, meine Blume, lebe.
Lege Deinen Duft, Deine Farbe und Deine Kraft in die Winde des Geistes und leite und stärke den Menschen mit Deiner Weisheit.
Gib vielen von Deinem Licht, von Deiner Kraft und auch von dem Glanz, den Du innerlich trägst, dass auch der Mensch auf alles abgestimmt werden möge.
Gib von Deinem Besitz den armen Menschen, die zu Dir kommen und die, leider, wieder zur Erde zurückmüssen.
Schenke ihnen Deine Liebe und Deinen süßen Duft, welche sie stärken, und vermische Dein Licht mit ihrem Licht.
Oh, helfe dem Menschen in seinem schmerzvollen Leiden, denn er ist verirrt in Steinschläge geraten.
Taumelnd kommt er zu Dir und sucht Heilung und Kraft.
Lass ihn nicht vergebens rufen, denn er leidet durch seine Umgebung, und nur die Kraft, die Spiritualität in seiner Person kann ihm helfen.
Oh, gewähre ihm diese Hilfe.
Du erträgst und weißt, Du besitzt und fühlst in allem Gottes heilige Kraft.
Möge sie uns alle stärken.
Amen.“
 
Alcar gab die Blume wieder frei und André sah, dass er Tränen in den Augen hatte.
„Für dich habe ich auch gebetet, mein Junge.“
André fühlte, dass es noch stiller um sie herum geworden war und dass eine starke Kraft in ihn gekommen war.
Dieses Gebet hatte ihn gestärkt.
Tief dachte nach.
Der Mensch konnte mit allem eins sein.
Der Mensch litt durch seine Umgebung, auch wieder durch seine Unwissenheit.
‚Taumelnd kommt er zu dir.‘
Er fühlte, was Alcar damit meinte.
Der Mensch muss im irdischen Leben fallen und aufstehen.
Durch Leid und Schmerz muss man höher kommen, oder durch das Geistige in seiner Person.
Dies sollte die geistige Kraft im Menschen sein.
Blitzartig gingen ihm diese Gedanken durch den Kopf.
Der Mensch könnte mit allem eins sein, dann bräuchte er nicht so zu leiden.
„So ist es, André.
Der Mensch kann mit allem eins sein, wenn er es nur will und sein göttliches Gefühl ans Licht kommen lässt.
Wenn er nur so leben würde, wie er sollte, in allem eins ist mit Gott.“
„Du hast wieder meine Gedanken aufgefangen, Alcar.“ –
„Ja, das habe ich, mein Junge.
Diese Geistesblume fühlt mich; ich habe durch sie gebetet.
Auch sie trägt und besitzt das Leben, das Gott in alles hineingelegt hat.
Darauf können wir uns abstimmen.
Mit diesem Leben eins sein.
Fühlst du, was ich meine?
Denke einmal gut darüber nach, wenn du auf die Erde zurückgekehrt bist.
Komm, wir gehen jetzt dorthin zurück, wo wir gerade waren; ich habe noch eine Überraschung für dich.
Sieh, da kommt jemand, den du kennst.“
André schaute zu dieser Erscheinung, auf die Alcar gedeutet hatte, und rief: „Tante, Tante!“, flog ihr um den Hals und umarmte sie innig.
„O Tante, was für eine Überraschung, welch ein Glück!
Warum hast du mir das nicht eher gesagt, Alcar?“
„Ich habe es dir auf unserer letzten Reise gesagt, André, aber du hast es vergessen.
Nun bleibe bei Tante, ich hole dich nachher wieder ab; in der Zwischenzeit habe ich etwas anderes zu erledigen.“
Binnen weniger Augenblicke war Alcar entschwunden.
André konnte kein Wort sagen, dieses Glück kam zu unerwartet und hatte ihn überwältigt.
Wie gut Alcar doch war.
Nichts als Liebe gab er ihm.
Für ihn würde er durchs Feuer gehen.
Alcar dachte nie an sich selbst, stets an die anderen.
Nie stellte er sich in den Vordergrund; er gab sich stets durch Liebe zu erkennen und tat alles für die anderen.
„Sieh mich mal an, mein Junge.“
„Ach, Tante, verzeih mir, ich dachte an meinen lieben geistigen Leiter, er ist so gut zu mir.“
„Schau, André, ich bin jetzt nicht mehr alt und hässlich.“
„Nein, Tante, du bist schön.“
André weinte vor Rührung.
Hier vor ihm stand die liebe Schwester seiner Mutter, die er auf der Erde hatte dahinscheiden sehen.
Sie lebte, war schön, jung und glücklich, und war umgeben von allem, was rein und anmutig ist.
„Bitte, Tante, erzähle mir etwas.
Ich bin so neugierig und weiß nicht, was ich dich zuerst fragen soll, womit ich anfangen soll.
Das ist alles so unerwartet, so großartig, so gewaltig.
Du lebst, du bist glücklich, du bist jung und schön.
Noch schöner, als ich dich damals sah, als du deinen Körper verlassen hast.“
André erzählte ihr alles, was er bei ihrem Dahinscheiden von der Erde wahrgenommen hatte.
„Alles ist so, wie du es gesehen hast, es entspricht alles der Wahrheit.
Meine Eltern, meine Schwester und mein Bruder kamen mich abholen.
Ich bin bei Vater und Mutter in der vierten Sphäre.
Mein Bruder und meine Schwester sind bereits in einer höheren Sphäre.
Als Engel sind sie – von der Erde aus – dort angekommen.“
„Woher wusstest du, dass mein geistiger Leiter und ich hier sind?“
„Das ist ganz einfach, André.
Dein geistiger Leiter sandte mir seine Gedanken; die kann ich jetzt schon auffangen.
Ich habe es auch gefühlt und dich von meinem Haus aus gesehen.
Dort habe ich ein Instrument, mit dem ich alles beobachten kann, was ich gerne sehen möchte, und ich habe dich darin mit deinem geistigen Leiter kommen sehen.
Ich wusste schon lange zuvor, dass wir uns wiedersehen.
Oh, es gibt so vieles, mein Junge, was ich dir zu erzählen habe, doch unser Treffen wird dieses Mal nur kurz sein.
Später wirst du wieder zurückkommen, noch in deinem irdischen Leben, und dann werde ich dir alles zeigen, was ich besitze.
Sage Vater und Mutter, dass ich lebe und glücklich bin und ein eigenes Haus habe, das ich schon in meinem irdischen Leben errichtet habe.
Oh, André, die ersten Momente nach dem Aufwachen in den Sphären!
Als ich wach wurde und all das Schöne erblickte, als alles mir zulachte und ich wusste, dass mein Leben auf Erden nicht umsonst gelebt war, da kniete ich nieder, um Gott zu danken.
Ich habe schon viel gesehen und gelernt.
Auch habe ich eine Aufgabe bekommen; mir wurde eine schöne Arbeit übertragen; das hätte ich bereits auf Erden so gerne tun wollen, aber ich habe nie die Gelegenheit dazu bekommen.“
„Welche Aufgabe ist das, Tante?“
„Ich betreue Geisteskinder, André, und erziehe sie mit Liebe; das ist meine Aufgabe.“
„Oh, wie schön!
Ich werde Vater und Mutter alles erzählen.
Besonders, dass das Leben nach dem Tod so schön sein kann und dass du jung und glücklich bist.“
„Tu das, und vergiss nicht, ihnen meinen Segen zu überbringen.
Weißt du, wer dein geistiger Leiter ist, André?“
„Nein, Tante, das weiß ich noch nicht, wohl aber weiß ich, dass seine Liebe sehr groß ist und dass er alle Menschen liebt.“
„Das hast du richtig gefühlt, du stehst unter einer guten Führung.
Er, der stets an deiner Seite ist und dich geistig erzieht, ist ein Geist der Liebe, der hier überall verehrt wird.
Sei stark und halte weiterhin am Guten fest.
Das wird dir geistiges Glück bescheren.
Was für einen Schatz kann der Mensch besitzen, der sich eins macht mit all der Schönheit, mit dem ewigen Leben.
Das ist ewiger Besitz, das ist heilig und wahrhaftig.
Oh, ich bin so glücklich.
Hier kann ich mich so geben, wie ich innerlich bin; hier werde ich verstanden.
Hier herrscht Liebe, hier ist alles eins und jeder ist glücklich.“
„Als du wach wurdest, wusstest du da, wo du warst?“
„Ja, ich bin in meinem eigenen Haus aufgewacht, André.
Die ersten Augenblicke nach meiner Geburt im Jenseits haben sich auf ewig in meine Seele eingraviert.
Es ist mit Worten nicht zu beschreiben.
Als ich aufwachte und all das Schöne um mich herum sah, all die Blumen in Tausenden Farben, als ich in allem das ewige Leben erkannte und fühlte, da weinte ich nur noch, ich konnte nur weinen vor Glück, weil ich fühlte, dass dies mein eigener Besitz war, wohin ich von der Erde aus gebracht wurde.
Und ich dankte Gott und flehte zu Ihm, allen Geistern dieses große Glück zu schenken.
Danach überfiel mich ein tiefes Mitleid mit allen, die auf der Erde zurückbleiben mussten.
Juble, André, juble, wenn ein Mensch hinübergeht, der auf Erden Gott geliebt hat.
Schau mich an und fühle, wie glücklich ich bin, jetzt, da ich mein Stoffkleid abgelegt habe.
Juble also, wenn so jemand hinübergeht, und trauere nicht, denn wir haben es tausendmal besser als jene, die um uns trauern.
Man sollte unser Hinübergehen als eine Reise zu einem höheren Ort betrachten, sollte sich bemühen bereit zu sein, bald ebenfalls diese Reise ins ewige Land anzutreten, und dafür sorgen, dass man dort von glücklichen Geistern mit Jauchzen empfangen wird.
Sage es jedem, wie heilig hier alles ist, André.“
„Das verspreche ich dir, Tante.“
„Sieh, da ist dein geistiger Leiter; nun musst du fortgehen.
Unser Zusammensein war nur von kurzer Dauer.
Bleib stark, André.
Du wirst immer hierher zurückkehren.
Immer wieder, damit du der Erde sehr viel wirst geben können.
Weißt du eigentlich, dass du ein außergewöhnlich begnadeter Junge bist?“
„Ja, Tante, ich weiß es und werde meine Gaben niemals missbrauchen.“
„Und später, André, wenn es Gott gefällt, auch deinen Lebensfaden zu durchtrennen, dann wirst du hierherkommen und wir werden auf ewig zusammen sein.
Ist es nicht so, Bruder Alcar?“
„Tante, du kennst Alcar?“
„Wer würde ihn nicht kennen, André!
Wo es der Liebe bedarf, da ist er zu finden.“
André sah Alcar in demütiger Bewunderung an und fühlte sich diesen beiden Geistern gegenüber so nichtig.
In der kurzen Zeit, die sie in den Sphären war, wusste Tante jetzt schon viel mehr als er.
Woher hatte sie dieses Wissen?
Wie konnte sie das alles so schnell wissen?
Alcar las abermals seine Gedanken und fragte: „Findet mein Sohn es so fremd, dass ein Geist, der im Licht lebt, ein Wissender ist?
Tante ist durch die Pforte geschritten, mein Junge.“
André verstand.
Tante drückte ihn ans Herz und küsste ihn.
Und beide dankten Gott für dieses Wiedersehen.
„Aber jetzt: bis später, André.“
Er wollte noch etwas sagen, doch Tante war bereits fort.
„Ich wollte sie so gerne noch etwas fragen, Alcar.“
„In den höheren Gefilden handelt man direkt.
Das geht einher mit Ordnung und Harmonie.
Folglich wird dort nach einem gefassten Entschluss nicht gezögert.
Aber komm, der junge Mann, dem wir folgen wollen, ist bereits auf dem Weg zur Erde.“
André warf einen letzten Blick auf alles, was im Sommerland zu sehen war.
„Ich möchte so gerne noch kurz mit den Vögelchen eins sein, Alcar.
Haben wir keine Zeit mehr dafür?“
„Nein, mein Junge, später.
Wir dürfen jetzt keine Zeit mehr verlieren.“
„Aber es fällt mir so schwer, von hier wegzugehen, Alcar, von dieser Herrlichkeit; ich schaffe es kaum.“
„Dann werde ich dir durch meinen Willen die Kraft dazu geben.
Geht es nun besser?
Wenn der vorübergehend aus dem Körper ausgetretene Geist hierherkommt und das Ewige sieht und fühlt, dann fällt ihm immer die Trennung schwer.
Aber sei nicht traurig.
Später werden wir noch des Öfteren die höheren Gefilde besuchen und du wirst noch viel mehr sehen, als du bist jetzt gesehen hast.
Ich verspreche dir, dass dies bald geschehen wird.“
„Ich will nicht undankbar sein, Alcar, doch vom Sommerland zu scheiden fällt mir schwerer als von allem anderen, was ich habe sehen dürfen.
Alles hält mich hier zurück, alles lebt hier, alles bedeutet Glückseligkeit.
Der Mensch muss sich fortwährend danach sehnen!“
Sie verließen das Sommerland und allmählich begann sein Licht vor ihnen zu verblassen.
Beide waren ganz in sich gekehrt und schwebten schweigend der Erde entgegen.
André dachte an alles, was er hatte betrachten dürfen: an die Vögel, die Blumen, die Natur, das Tal, die Berge, die Häuser, an Tante.
Ihm schwindelte und er konnte sich nicht davon losmachen.
„Fällt es dir so schwer, von hier wegzugehen, André?“
Diese milden Worte seines geistigen Leiters taten ihm gut und Tränen traten ihm in die Augen.
Er nahm Alcars Hand in die seine und drückte sie liebevoll.
„Ja, Alcar, es fällt mir sehr schwer.
Für dies alles, für dieses große Glück, will ich auf alle Schätze der Welt verzichten, selbst wenn es eine Königskrone wäre.“
„Das glaube ich gern, André.
Irdische Schätze sind nicht zu vergleichen mit himmlischen.“
„Ich würde gerne sterben, Alcar, gerne, jetzt, da ich das Sommerland betreten habe.
Das meine ich ehrlich und aus tiefstem Herzen sage ich: Hierfür will ich sterben, Alcar, so jung ich auch bin.
Gern hätte ich bleiben wollen, aber ich fühle, dass es noch nicht sein darf.
Doch ich werde den Menschen auf der Erde so viel Liebe geben, wie ich nur kann, damit ich später in dieser heiligen Sphäre leben darf.
Dafür werde ich arbeiten, Alcar.“
„Und doch gibt es viele Tausende Menschen, die am irdischen Leben hängen, sich an das letzte Lebensfädchen klammern, um ja nicht zu sterben, und sich krampfhaft daran festhalten, weil sie Angst davor haben hinüberzugehen.
Nichts von dem, was man auf Erden besitzt, selbst wenn es ganze Kontinente wären, kann mit dem Schönen verglichen werden, das die Geister besitzen, die im Sommerland oder in anderen glücklichen Sphären leben.
Bewahre alles, was du jetzt gesehen hast, in deinem Inneren auf.
Das wird dir Kraft geben für das tägliche Leben.
Tue dein Werk in Liebe zu Gott und deinem Nächsten, dann wirst du von allem den Wert und den Nutzen sehen und wirst wissen, wie du das Leben auf der Erde schaffen musst.
Du musst über allem stehen, was stofflich ist, denn du weißt, was dich – nach deinem Hinübergehen – erwartet.
Alles Glück, das dir die Erde bieten kann, ist nicht mit dem zu vergleichen, was du in dieser kurzen Zeit erlebt hast.
Diese Augenblicke sind so unendlich mehr wert, mein Junge.
Der irdische Mensch will sich selbst nicht erkennen, und trotzdem muss es dazu kommen.
Dann erst beginnt er an seinem geistigen Niveau zu arbeiten.
Wir wollen ihm dabei helfen.
Dazu kommen wir auf die Erde.
Wir wollen seine Seele öffnen, damit er es selbst fühlt.
Doch er stößt uns noch zurück, wenn wir in ganzer Liebe zu ihm kommen, und will uns nicht anhören.
Und dennoch leben wir für ihn und fühlen seine Sorgen, sein Leid und seinen Schmerz.
Er begreift jedoch nicht, dass wir um ihn sind, ihn unterstützen wollen und ihm in allem helfen wollen.
Ich werde dir etwas erzählen, was damit in Zusammenhang steht.
In jener Zeit, als ich noch öfters auf die Erde kam, um zu untersuchen, wie der Mensch in seiner Unwissenheit handelt, wurde ich auf eine Familie mit Mann, Frau und zwei Jungen aufmerksam.
Der Vater war Inhaber eines Geschäfts und arbeitete Tag und Nacht für seine Familie.
Doch als seine Kinder sieben und neun Jahre alt waren, ging er plötzlich hinüber.
Das Geschäft war noch im Aufbau begriffen und es war für die arme Mutter ein großer Schock, als ihr Mann so unerwartet verschied.
Es war eine furchtbare Zeit für sie.
Trotzdem arbeitete sie mit all ihren Kräften daran weiter, was sie gemeinsam aufgebaut hatten.
Das ging einige Jahre so weiter; die Jungen wuchsen unbeschwert auf und hatten das Alter von vierzehn und sechzehn Jahren erreicht.
Mit dem Geschäft ging es ausgezeichnet; es wurde sogar vergrößert.
Zu dieser Zeit sagte die Mutter zu ihren Kindern: Wenn Vater das noch hätte erleben dürfen!
Ihr war nicht bewusst, dass ihr Mann, der sie alle so sehr liebte, auf sie einwirkte und dass es mit dem Geschäft durch seinen Einfluss so aufwärtsgegangen war.
Er stand ständig mit seinem ältesten Sohn in direktem Kontakt, ohne dass einer von ihnen dies wusste.
Alles geschah daher durch seinen Willen.
So half der Vater den Seinen und unterstützte sie vom Reich der Geister aus.
Im Stillen umgab er sie mit seiner großen Liebe, und wenn die Zeit gekommen ist, wird er den Lohn dafür bekommen.
Deshalb möchte ich der gesamten Menschheit sagen: Sucht Kontakt zu denjenigen, die euch vorausgegangen sind; sie leben hinter dem Schleier und werden euch immer lieben und unterstützen.
Jetzt werden wir den jungen Mann aufsuchen, André.“
„Wie finden wir ihn, Alcar?“
„Das ist ganz einfach.
Die Kraft unserer Gedanken führt uns an den Ort, an dem er sich aufhält, dessen Bild wir uns deutlich eingeprägt haben.
Wir müssen nur dafür sorgen, das Bild gut festzuhalten.
Fühlst du, was ich meine?“
„Ja, Alcar, ich verstehe dich.“
Sie kamen der Erde immer näher und bald schon hatten sie deren Sphäre erreicht.
„Nun muss ich mich stärker konzentrieren, mein Sohn,weil es nicht so einfach ist, durch die Ausstrahlung der Erde hindurchzugelangen, denn die ist gröber als die der höheren Gefilde.“
Auf der Erde angekommen gingen sie wieder durch viele Häuser hindurch und nichts hinderte sie dabei.
„Sieh, mein Junge, dort ist er.“
André bemerkte, dass sie sich wieder in einem Schlafzimmer befanden und dass der Mann, den er im Sommerland gesehen hatte, ruhig schlief.
An ihm war nicht zu erkennen, dass sein Geist des Nachts den Körper verlassen hatte.
Bei ihm war die Intelligenz, die ihn ins Sommerland geführt hatte, und führte magnetische Streichbewegungen über seinen Körpers aus.
Dieser Geist sah sie sogleich, als sie hereinkamen, und grüßte sie freundlich.
Als er mit der Behandlung fertig war, sprach Alcar mit ihm, dann entfernte er sich.
„Dieser Geist kommt gleich wieder, André.
Es ist sein Sohn, dessen Beschützer er ist.
Als dieser heute Nacht vor Kummer und Ermüdung in den Schlaf gefallen war, hat sein Vater ihn abgeholt und ihn zu seiner Frau und seinem Kind gebracht, was bereits mehrmals geschehen durfte, da er sie so innig liebt.
Wenn er gleich aufwacht, wird ihm noch vieles davon im Gedächtnis geblieben sein, aber er wird denken, dass er geträumt hat, und er wird es seltsam finden, dass er Frau und Kind gesehen hat, umgeben von schönen Blumen.
Aber nicht jeder Traum ist Fantasie, wie du siehst.
Wenn der Mensch das weiß und er des Morgens ganz von Gedanken an jene erfüllt ist, die er verloren hat, dann lindert das seinen tiefen Schmerz merklich, und dann kann er sicher sein, dass er des Nachts in den Sphären gewesen ist.
Dann wird sich sein Seelenschmerz in eine stille Sehnsucht verwandeln.
Was sein Geist im Jenseits bewusst durchlebte, trägt er, nach seiner Rückkehr auf die Erde, immer in sich, und er ist dann von so einigem Kummer befreit durch das überirdische Glück, das ihm geschenkt wurde, auch wenn er sich – in den meisten Fällen – dessen nicht bewusst ist.
Deshalb wird er diese heilige Wahrheit nicht so einfach annehmen.
Der stoffliche Mensch kann sich nur schwer in geistige Zustände hineinversetzen.
Fühlst du, was ich meine, André?
Wenn er seine Gedanken auf die Dinge konzentrierte, die ihn morgens beschäftigen, also bewusst zu ihm durchdringen, aus dem Fundus seines Unterbewusstseins aufsteigen, dann wird er sich an vieles erinnern und er wird sich des Unbewussten bewusst werden.
Dann wird er sensitiver und anders leben als der grobstoffliche Mensch.
Dann wird er geistig Fortschritte machen.
Kannst du mir folgen, André?“
„Ja, Alcar, ich finde es wunderbar und dennoch einfach.“
„Jede geistige Wahrheit entspringt der Quelle der Einfalt, mein Junge.
Alles, was Gott geschaffen hat, zeichnet sich durch Einfalt aus.
Alles ist einfach, wenn es mit geistige Augen betrachtet wird.
Aber der Mensch macht, sieht und vergleicht alles stofflich, und durch den Stoff wird er behindert.
Aber in seinem tiefsten Innern liegt der heilige Gottesfunke – den ihm niemand nehmen kann – , durch ihn ist er auf Gott abgestimmt und durch ihn muss er alles prüfen, durchschauen und gefühlsmäßig erfassen.
Dann wird er in seiner Entwicklung allmählich Fortschritte machen und fühlen, welch wunderbare Kraft er besitzen kann.
Dann tritt das Gefühl in den Vordergrund, das auf die Substanz seines Unterbewusstseins abgestimmt ist, und diese gleichsam an die Oberfläche bringt.
Dann wird er durch seine geistige Abstimmung alles – in all seinen Daseinsformen – bewusst herausfühlen.
Du musst dich bemühen, mich zu verstehen, mein Junge, denn es ist für dich sehr schwierig, dich eins zu machen mit dem, was ich meine.
Ich will dir verdeutlichen, wie tief diese Wahrheit meistens in der Seele des Menschen vergraben liegt und wie leicht alles verlorengehen kann, was der Mensch des Nachts – durch Austreten aus dem Körper – empfangen hat.
Selbst der sensitive Mensch hat große Mühe, am Morgen festzuhalten, was des Nachts mit seinem Geist geschehen war.
Die geistige Abstimmung liegt tief in der Seele des Menschen verborgen, aber dieses Gefühl wird einst nach oben kommen, sich entfalten und große Kraft besitzen.
Dann wird der Mensch strahlen, dann wird er Liebe geben und Gottes Gebote befolgen.
Dann wird er nicht mehr mit dem Bösen zu kämpfen haben.
Begreifst du, wie schwer es ist, dieses Gefühl, das vom stofflichen Fühlen dominiert wird, zutage treten zu lassen?
Dies ist ein Problem, mit dem sich auch die Wissenschaft beschäftigt, das aber nur durch geistiges Erfühlen und durch Abstimmung auf das Göttliche angegangen werden kann.
Dadurch wird man den rechten Weg beschreiten, welcher zur Wahrheit führt.
Das ist es, was der Mensch braucht, um die unsichtbaren Dinge erfühlen zu können.
Hast du das verstehen können, mein Junge?“
„Ja, Alcar, ich verstehe dich vollkommen.“
„Ausgezeichnet, dann versuche alles innerlich zu verarbeiten.
Wir sind hier weit weg von deinem Haus, André.
Trotzdem kannst du binnen weniger Sekunden in deinem Körper zurück und aufgewacht sein.
Mit der Geschwindigkeit unserer Gedanken können wir uns fortbewegen, eingreifen und wirken.
Auch können wir, wenn wir es wollen, durch die Erde hindurchgehen, um deinen Körper zu erreichen, quer durch die Erde hindurch, weil auch das für uns kein Hindernis darstellt.
Dann könnten wir sehen, was im Innersten der Erde lebt und wirkt.
Es gibt noch so vieles, so unendlich vieles, was den Menschen interessieren sollte und ihn vorwärtsbringen kann, wenn er zu Gott aufschaut, der alles regiert und alles geschaffen hat.
Und wenn es Menschen gibt, die sich nach dieser Weisheit sehnen und sich dadurch geistig bereichern wollten, würde Gott sie dann vergebens sich danach sehnen lassen?
Nein, mein Junge, tausendmal nein.
In Seiner unbeschreiblichen Liebe zu allen Seinen Kindern hat Er uns, den körperlosen Geistern, zugestanden, den Menschen in allem zur Seite zu stehen, was sie und uns geistig aufsteigen lässt.
Wir wollen die Menschen zu den Orte bringen, wo Liebe, Glück und Harmonie herrschen bis in alle Ewigkeit.
Wir wollen sie mit allem eins machen, was Gott geschaffen hat.
Dann wird es auch mit der Erde vorangehen und ihr Licht wird heller werden und farblich schöner.
Sieh mal, mein Junge, inzwischen sind wir unbemerkt wieder dort angekommen, wo dein stofflicher Körper ruht.“
André war wieder in seinem Zimmer; es war sechs Uhr morgens.
„Jetzt wird das Leben für dich wieder leichter zu ertragen sein, denn alles, was du in dieser Nacht im Sommerland hast sehen dürfen, wirst du in Erinnerung behalten, und es wird dich stärken.
Wir nehmen nun Abschied, mein Sohn, wir werden uns – für eine kurze Zeit – trennen müssen.“
Alcar machte ihn wieder von seinem starken Willen frei und zog sein Fluidum von ihm ab.
Doch bevor André in seine stoffliche Hülle zurückkehrte, dankten sie Gott für alles, was sie auf dieser Reise empfangen durften.
„Nun musst du stark sein und alles zu tragen wissen, Junge.“
Es waren immer seine schwersten Momente, wenn er von seinem geliebten geistigen Leiter, der sein Bruder und treuester Freund geworden war, Abschied nehmen musste.
„Ich werde mein Bestes tun, Alcar, mein Allerbestes, wie du es von mir verlangst.“
Er fühlte, dass er in die Höhe ging und dann hinabsank.
Dann wachte er auf und erinnerte sich sogleich an die herrliche Reise – mit Alcar – ins Sommerland.
Später erzählte er seinen Eltern, was er im Laufe der Nacht hatte erleben dürfen, und sie freuten sich über das Glück ihres Jungen und waren dankbar, dass ihre liebe Schwester in solch einer hohen, reinen Sphäre leben durfte.
André kehrte wieder ins irdische Leben zurück, reicher an neuer Weisheit, an neuen Eindrücken aus dem Leben nach dem stofflichen Tod.
Die Reise hatte ihm gutgetan.
Alle Sorgen, der ganze Kummer und alles, was ihn bedrückte, waren von ihm abgefallen, waren von ihm genommen durch den gesegneten Einfluss des Sommerlandes.
Er konnte wieder arbeiten und er war bereit, das Schwerste, was ihm über den Weg kam, zu überwinden.
Und aus tiefstem Herzen dankte er Gott in Einfalt und Demut für alles, was er durch Alcar, seinem geliebten geistigen Leiter und Meister, hatte empfangen dürfen.
Er wird stets dafür sorgen, ein Instrument zu bleiben, das nur für das Höhere offen ist.
Er hält seinen Blick emporgerichtet, auf Gott und bittet um Hilfe und Beistand für jeden Menschen.
Alcar, sein geistiger Leiter – ein Geist der Liebe – ruft Ihnen durch ihn zu:
„Eure Toten leben!
Sie leben an unserer Seite, im Land der ewigen Liebe und des ewigen Friedens.
Ihr dürft sie in ihrer Evolution hin zu den höheren Sphären nicht aufhalten, denn die sind nicht erreichbar, wenn sie durch die Hinterbliebenen, die ständig um sie trauern, immerzu zur Erde hingezogen werden.
Deshalb solltet ihr an sie denken wie an die Lieben, die ihr zwar verloren habt, die ihr aber eines Tages wiedersehen werdet.“
 
Ende (Teil 1)