Genies des Bösen (2)

„Wie schrecklich sind diese Menschen, Alcar!"
Dann fühlte André, wie er zusammensank, zu sehr hatte es ihn mitgenommen.
Wie lange er bewusstlos war, wusste er nicht, doch als er aufwachte, blickte er in die lieben Augen seines geistigen Leiters, der ihn in seinen Armen hielt.
Sie waren in einer anderen Sphäre, umgeben von Blumen und Natur, wie in den höheren Sphären.
Aber kein Wort wurde gesprochen und André dachte an all die Grausamkeiten, die er gesehen hatte.
Tausend Gedanken spukten in seinem Kopf umher.
Es war zu viel für ihn; kein irdischer Mensch, der noch im Stoff lebte, konnte das verarbeiten.
So etwas hatte er nicht erwartet, so grässlich hatte er Leidenschaft in noch keiner Form gesehen.
Furchtbare Wesen, aber dennoch waren sie Gottes Kinder.
Auch in ihnen lag der göttliche Kern allen Lebens.
Er sah sich selbst in jenem Gebäude wieder und alle Bilder zogen erneut an ihm vorüber.
Wie weit waren alle von normalem menschlichen Zustand und normaler menschlichen Abstimmung entfernt?
Wie schwarz waren ihre Seelen; kein Engel des Lichts konnte ihnen helfen.
Ihre Gedanken waren dämonisch.
Dort waren Mütter bei Müttern, Kinder bei Kindern.
Alle lebten ein und dasselbe Leben, Mutter und Kind waren Unglückliche.
Vertiert waren alle, Wollust und Leidenschaft, das war ihre Liebe.
Sie hatten die Grenze zum Tierlichen überschritten.
Es waren menschliche Hyänen, die ihren Verstand für Gewalt und Unzucht gebrauchten.
Sie folgten dem Herrscher der Finsternis, der sie anführte.
Alle lebten einst auf der Erde und waren beneidenswerte Wesen.
Sie wurden dort geehrt und auf Händen getragen, aber sie wurden für die Finsternis erzogen.
Sie wurden verwöhnt, weil sie schön waren, doch wo war diese irdische Schönheit geblieben?
Wollte man solch ein Wesen noch haben, wenn man auf Erden den inneren Zustand wahrnehmen könnte?
Würde ein normal denkender Mensch solch einen Menschen lieben können?
Wer könnte für solch ein Wesen ein anderes ermorden, jemandem das Leben nehmen?
Hier gab es keine Moral mehr, hier waren ihre Seelen entblößt; sie alle waren offen.
Hier sah man die innere Abstimmung, auf der Erde hingegen konnte sich der Mensch hinter einer Maske verbergen, was hier nicht mehr möglich war.
In diesem Leben fielen ihre Masken; sie standen nackt da, aller Schätze entledigt.
Hier kannte ein jeder ihren inneren Zustand.
Jedes Wesen las in der eigenen finsteren Seele, da alle eins waren, eins im Gefühl; sie wollten und kannten nur das eine Leben.
Dennoch waren sie ehrlich bei all den Grausamkeiten.
Nichts, überhaupt nichts wollten sie verbergen.
Sich unter dem Deckmantel geistiger Wesen zu verstecken, das kannte man hier nicht, aber auf der Erde war das noch immer möglich.
Sie waren schrecklich, aber das war für andere sichtbar; ein höheres Wesen konnte sich vor ihnen in Sicherheit bringen.
Hier hatte er die Wahrheit sehen können.
Man versuchte nichts zu verbergen, und das war es, was ihre Gewalt milderte.
Ihre Offenheit dämpfte Wollust und Leidenschaften.
Sie war das Pflaster, das die Wunde heilen ließ.
Sie zeigten anderen ihr tierliches Leben.
Aber auf der Erde lebten die Menschen hinter ihren selbst erbauten Festungen, doch Gott durchschaute alles, Gott kannte ihre Seelenabstimmungen und wusste, wo sie nach jenem Leben weiterleben würden.
Die Menschen hatten nichts zu verbergen, Gott lebte in allem und wusste um ihre Vertierung.
Hier schämte man sich nicht, sich vor anderen auszuleben.
Wer an ihren Festen teilnahm, war einer von ihnen, war ihr eigenes Leben.
Doch wie anders war alles auf der Erde.
Dort konnte sich der Mensch hinter seinem Stoffkleid verstecken, sein Stoffkörper verbarg ein tierliches Gefühl.
War auf der Erde nicht alles viel, viel gemeiner als hier?
War man dort offen gegenüber jedem Menschen, zeigte man sich dort den anderen ganz?
Zeigte man dort, wie man fühlte und was man wollte?
Und lebten nicht auch dort Wesen in einer vortierlichen Abstimmung?
Mordete dort nicht ein einziger Mensch tausendfach und hatte er nicht die Macht, Tausende abschlachten zu lassen?
Verbargen sich nicht alle, die das gut fanden, hinter einer Maske?
Waren sie nicht überall in der Welt zu finden?
Hier sah er die Wahrheit, eine erschreckende Wahrheit; doch alle hatten ihre Masken ablegen müssen, hinter denen sie sich auf der Erde ihr ganzes Leben lang verborgen gehalten hatten.
Gott sei Dank, einst kommt an ihr irdisches, tierliches Gehabe ein Ende, und dann werden auch sie von Dämonen zerrissen und verprügelt.
Dem konnte niemand entgehen.
Auf der Erde wurde ein Urteil im Geheimen vollstreckt, hier hingegen konnte man sich selbst schützen.
In ihrem tierlichen Verhalten waren sie ehrlich, man ging geradewegs auf sein Ziel zu; auf der Erde war das nicht möglich.
Hier setzte man anderen den Becher vor, dort schoss man giftige Pfeile auf jene ab, die von nichts etwas ahnten.
Dort sah man, wie ein tierlicher Instinkt getarnt wurde, dort verneigte sich der Mensch vor dem Tier in Menschengestalt, weil er es nicht erkannte.
Waren die nicht hundertmal gefährlicher?
Er achtete sie hier nicht weniger als jene auf der Erde.
Bald gingen sie hinüber und ihr Leben war dort vorbei, hier wurden sie von Millionen erkannt, denn man blickte in ihre finsteren Seelen.
Was er wahrgenommen hatte, war nichts als Gerechtigkeit.
Er sah seinen geistigen Leiter an, der sein inneres Gespräch verfolgt hatte.
„Gott kennt alle Seine Kinder, mein Junge; lasse dir das Kraft, Glauben, Hoffnung und Vertrauen sein.
Wir könnten sonst nicht leben, das Leben wäre unerträglich.
Bist du stark genug, mir zu folgen?
Ich habe dir noch mehr in dieser Finsternis zu zeigen.“
„Müssen wir wieder dorthin zurück, Alcar?“
„Ja, mein Junge, ich muss dir noch andere, niedrigere Zustände zeigen.“
Leise, das Haupt emporgerichtet, sprach sein geistiger Leiter diese Worte aus und André fühlte, was in diesem hohen Geist der Liebe vorging.
„Alcar“, sagte er zu seinem geistigen Leiter, „ich folge dir, wohin dein Weg auch führt.
Ich will alles, wirklich alles erleben und es aushalten.
Ich fühle, was du denkst: ‚Gott wacht über alle Kinder‘.
Ich bin bereit dir zu folgen.“
„Danke, André, Gott wird dir dafür im Leben nach dem Tod Licht und Glück schenken, weil du das alles für andere tun willst.“
„Darf ich dir einige Fragen stellen, Alcar?“
„Gewiss doch, warum nicht?“
„Woher kommt das Blut im Leben nach dem Tod?“
Sein geistiger Leiter lächelte und sagte: „Du bist nicht der Erste, der solch eine Frage stellt; ich will versuchen es dir zu erklären.
Erscheint es dir fremdartig, dass ihre Körper verstofflicht sind?“
André dachte nach.
„Nein, das nicht, ich habe es ja in der Sphäre der Erde sehen können?“
„Fühlt mein Sohn nicht sein Herz klopfen?“
„Aber sie sind doch gestorben, Alcar?“
„Aber vom Gefühl her irdisch, und sie bleiben irdisch, bis sie sich innerlich verändert haben.
Auch in meinem Körper strömt Blut, wenn es auch von geistiger Substanz ist.
Sie haben sich einen grobstofflichen, ja, tierlichen Körper aufgebaut, der Abstimmung auf diesen Zustand findet.
Wenn der Mensch in die mentalen Gefilde eingeht, legt er den geistigen Körper ab, was die Trennung von Geist und Seele bedeutet.
Ich habe mit dir bereits darüber gesprochen.
Je höher also der Mensch kommt, desto schöner wird auch der Geisteskörper, ja, ätherischer, genau wie das Innere.
Ist das verständlich?“
André verstand.
Der Mensch würde sich langsam verändern, bis er vergeistigt war.
„Sehr richtig und gut bemerkt, André, so ist es.
Auf der Erde wurden Gelehrten Erscheinungen gezeigt, wobei der materialisierte Geist sich einen Körper aufbaute, infolgedessen sie das Herz klopfen hören konnten.
Dies ist auf der Erde bekannt, diese medialen Erscheinungen sind von uns durchgegeben worden.
Und nun frage ich dich: Wenn uns dies möglich ist – den höheren Geistern –, sollten dann die Dämonen diesen Zustand nicht weit übertreffen?
Deshalb fließt in ihren Körpern Blut, aber, wie ich schon sagte, es ist von geistiger Substanz.
Du siehst, wie unser Leben ist, wir haben alles: Tiere, Blumen, Bäume und Pflanzen, Häuser und Gebäude, kurzum alles, doch in einem schöneren und feineren Zustand als auf der Erde.
Je tiefer man sinkt, desto gröber wird der Mensch.
Je höher wir kommen, umso mehr vergeistigen wir, bis wir diesen Weg, der Abstimmung auf den Kosmos hat, zurückgelegt haben.
Das Blut, das du hast fließen sehen, kannst du nicht mit stofflichem Blut vergleichen.
Grabe nun im Boden und nehme ein wenig davon in deine Hand.“
André folgte Alcars Aufforderung und sah seinen geistigen Leiter an.
„Ist das Erde, André?
– Natürlich, aber von geistiger Substanz.
Und der Wein?
Warum nicht Wein, nicht Messer und Revolver, wenn man hier alles besitzt?
Du hast gesehen, wie ihre Edelsteine glitzerten, und doch hat es für mich keinen Wert, für kein einziges höheres Wesen im Geiste.
So ist es mit allem, was du im Geiste wahrnimmst und wahrnehmen wirst von dem, was unterhalb der ersten Daseinssphäre im Geiste lebt.
Du warst erstaunt, dass du kein Weiß gesehen hast, keine anderen Farben als lediglich das grelle Rot und das falsche Grün, nicht wahr?“
„Das stimmt, Alcar.“
Daher verstand André, dass sein geistiger Leiter ihm trotz des Tumults dennoch folgen konnte.
„Sie tragen die Kleidung gemäß ihrer Konzentration und ihres starken Willens, und der eine ist darin stärker als der andere.
Sie können mit ihren Willen kein Weiß oder Blau aufrechterhalten, weil ihnen dazu die Kräfte fehlen, ja, die Reinheit nicht besitzen.
Wenn du daher einem Wesen begegnest, welches ein prächtiges Gewand anhat, dann ist dieses Wesen tief gesunken.
Die Armen, die Lumpen anhaben, sind deswegen die Glücklichen und Reichen in den finsteren Sphären.
Sie werden bald übergehen; kein Einfluss hält sie gefangen.
Sie haben all das Gold und Silber wie auch ihre Gewänder abgelegt.
Kein Wesen kann denn auch in eine andere Sphäre eingehen, wenn es den Besitz, das innere Gefühl aus den niederen Sphären nicht abgelegt hat.
Kannst du alles nachvollziehen?“
„Doch, Alcar, mir leuchtet jetzt alles völlig ein.
Alles ist also durch innere Abstimmung, Konzentration und starken Willen entstanden.“
„In den höheren Sphären verändern sich Menschen und Kleider, und mit dem Höherkommen auch die Sphären, in denen sie leben.
Wir kennen geistige, kosmische, ja, göttliche Abstimmungen an dieser Seite.
Hier können sie alles, André, aber ihre Sphäre zu Licht verändern, das können sie nicht, dazu ist Abstimmung erforderlich.
Schau, wir sind dort, wo ich sein wollte, und wir werden unaufgefordert hineingehen; allerdings bleiben wir in unserer eigenen Abstimmung, da es sonst nicht möglich ist, uns demjenigen zu nähern, den ich aufsuchen will.“
Was André zu Gesicht bekam, war ein sehr eigenartiges Gebäude.
Es war kugelförmig und im Osten und Süden, im Norden und Westen hoben sich spitze Türme scharf ab, was dem ganzen Gebäude einen fremdartigen Charakter verlieh.
Für ihn war dieses Bauwerk mysteriös; er hatte es in diesen Sphären noch nie gesehen und es schien ihm etwas Besonderes zu sein.
Er fragte sich, was es zu bedeuten hatte.
Es war bizarr und von dem Ganzen ging ein eigenartiger Einfluss aus.
Rundherum war es bewacht; es gab kein Durchkommen und ihm war klar, warum Alcar in seinem eigenen Zustand hier hineingehen wollte.
Sie gingen, ohne bemerkt zu werden, an den Wachen vorbei durch die Pforte, die den Eingang vor dem Gebäude bildete.
Durch nichts wurden sie aufgehalten.
Die hier die Wache hielten, konnten höhere Abstimmungen nicht sehen, oder sie mussten innerlich über diese Kräfte verfügen.
Hier war es nicht wie auf der Erde; in der Sphäre der Erde lebten die tierlichen und die göttlichen Abstimmungen beieinander, doch hier lebte ausnahmslos das Böse.
Gottes Leben war überall, und wer keine Abstimmung oder Verbindung besaß, wusste nichts von solchen Kräften.
Sie gingen mehrere Gänge entlang, bis sie in einen Gang kamen, der sie über viele Windungen nach oben führte.
Es dauerte eine geraume Zeit, bis sie den obersten Bereich erreicht hatten.
Wohin führte Alcar ihn, was würde er jetzt wieder erleben?
Sie kamen schließlich in einen großen Saal, der wohl als Laboratorium diente.
Er sah links und rechts verschiedene Geräte, doch von einem lebenden Wesen war nichts zu spüren.
Im Gebäude herrschte Totenstille.
Etwas grinste ihm hier entgegen, dessen Bedeutung er nicht verstand, das er aber dennoch deutlich fühlte.
Wer lebte hier, wurden denn keine Menschen für die Bedienung all dieser Geräte gebraucht?
Er bekam ein beklemmendes Gefühl, das ihm den Atem nahm.
Hier war der Einfluss noch intensiver als bei jenen, die er gerade besucht hatte.
Alcar ging ihm voraus und er folgte mit etwas Abstand.
Jetzt blieb Alcar stehen.
Hatte er den Menschen gefunden, der hier lebte?
War es ein Genie, den er zu sehen bekam?
Alcar winkte ihn zu sich, da auch er stehen geblieben war.
Schritt für Schritt näherte er sich seinem geistigen Leiter, als hätte er Angst zu stören und dadurch alles zu verderben.
Doch Alcar schmunzelte über seine Achtsamkeit und sagte: „Sie hören uns nicht, André, und unsichtbar sind wir auch; komm ruhig.“
Er war erleichtert, denn daran hatte er nicht gedacht, obwohl sein geistiger Leiter es ihm zuvor gesagt hatte.
Alcar deutete mit seinem Zeigefinger auf etwas und sagte: „ André, dort siehst du das Wesen, das größte Genie, das wir an dieser Seite kennen.
Ein Genie des Bösen.
Er rüstet die Welt mit seinen Erfindungen aus, die seine Helfer durchgeben und dem Stoffmenschen, der nach Ruhm und Ehre fiebert, eingeflüstert werden.
Ich habe dir in der Sphäre der Erde erklärt, wie das geschieht, aber hier tritt es noch deutlicher zutage als auf der Erde.
Es geschieht durch eine Verbindung von Gefühl zu Gefühl, von Geist zu Geist, von Mensch zu Mensch.
Was es auf der Erde an grauenvollen Erfindungen gibt, wurde von ihm und vielen anderen zustande gebracht.
Wer sich auf der Erde diese Wissenschaft zu eigen gemacht hat und seine Kräfte dafür einsetzt, ist ein Instrument in deren Händen.
Er ist der Meister über Tausende, die ihm in seiner furchtbaren Arbeit folgen.
Ein mächtiges Heer steht ihm in den finsteren Sphären und auf der Erde zur Verfügung; alle haben ein und dieselbe Abstimmung.
Seine Helfer sind in der ganzen Welt zu finden, aber ihre Befehle bekommen sie von hier.
Er hat seine Abgesandten, die auf der Erde alles leiten, doch er sorgt für das ganze Unheil.
Sie trachten danach, auf der Erde das Gute zu vernichten, um den Planeten Erde in ihre Gewalt zu bekommen.
Ich brauche dir sicher nicht zu sagen, wie schrecklich das Leben auf Erden dann sein wird, wenn es ihnen gelänge, das zustande zu bringen.
Das Leben auf der Erde wollen sie vernichtet sehen.
Es leben auf der Erde Erfinder, die von diesem Monster beeinflusst werden und ihm folglich als Instrument dienen.
Es sind die Größten der Welt, da er sich anderen nicht anvertraut, denn er würde sonst nicht verstanden.
Es dürfte dir auch klar sein, dass sie umso tiefer gesunken sind, je mehr Macht sie auf Erden besitzen und je größer ihre Erfindungen sind.
Auf der Erde ehrt man diese Monster; dort leben diese Wesen, die ihre göttliche Gaben für das Vernichten einsetzen.
Deshalb sind es nur wenige, die sein messerscharf durchdachtes Gefühl aufnehmen und verarbeiten können.
Diese wenigen sind tief gesunken.
Er wird bewacht, weil er ein Meister ist und weil sie wissen, welche Kräfte er besitzt.“
Auf einem Podest saß ein Mensch zusammengekauert vor einem äußerst geheimnisvollen Gerät.
Es war ein großer, hagerer Mann.
Nichts an ihm rührte sich, scharf konzentrierte er sich auf unsichtbare Mächte.
Er saß da, als ob er tot wäre.
Durch nichts verriet er, was er innerlich fühlte und wahrnahm.
Von ihm ging ein entsetzlicher Einfluss aus, was André schon zuvor gefühlt hatte.
Er war der Teufel in Person.
„Dennoch ist er das nicht, André, wir kennen noch niedere Zustände als diesen, die alle noch schlimmer sind.“
Wie konnte es sein, dass noch größeres Übel angerichtet werden konnte?
„Auch er hat seine Meister, die er kennt, und im Augenblick ist er in Kontakt.
Wir werden etwas erleben, was nur wenige erleben.“
Sein langes, dunkles Haar fiel bis auf die Schultern und das Gewand, das er trug, funkte und blitzte als Folge der Leidenschaft.
Sein innerer Zustand offenbarte sich in seinem Gewand, wie er es auch bei anderen wahrgenommen hatte.
Der dort vor ihm saß, musste wohl über ein sehr scharf eingestelltes Gefühl verfügen, das konnte er an seiner Ausstrahlung erkennen.
André fühlte, dass dieser innerlich von etwas bewegt war, was ihn in Anspruch nahm.
Doch er saß ruhig da; nichts verriet seine innere Anspannung.
Dieser Mensch regierte und unterstützte die Wissenschaft auf der Erde.
Alle, die sich auf ihn abstimmten, befanden sich in seiner Gewalt und waren verloren.
Die Gelehrten der Erde selbst wollten es so, weil sie Reichtum, Ruhm und Ehre wollten.
Auf der Erde bereicherte sich ein Gelehrter dadurch, dass Blut seines Mitmenschen vergossen wurde, doch daran wurde nicht gedacht.
Man suchte und fand, aber ob es der Vernichtung diente, danach fragten sie nicht.
Er war ein Rätsel.
„Was macht er, Alcar?“
„Ich werde mich mit ihm verbinden; vielleicht erfahren wir dann mehr.“
André sah und fühlte, dass sein geistiger Leiter sich einstellte.
Es dauerte eine Weile, bis Alcar zu ihm sprach.
Womit war der Mann beschäftigt?
Welche Kräfte, die auf der Erde noch unbekannt waren, würde er dem Kosmos entziehen?
Um wie viele Jahre war er der Wissenschaft auf der Erde voraus?
Vielleicht wohl um Hunderte.
Es kam Bewegung in seinen geistigen Leiter und auch in den Mann, denn er rührte sich und atmete tief durch.
Plötzlich drehte er sich um, verließ das Podest und schaltete ein Gerät ein.
Dann kehrte er auf seinen Platz zurück und vertiefte sich ganz in sein Studium.
„Hast du etwas feststellen können, Alcar?“
„Doch, mein Junge, aber er fühlt etwas, er weiß jedoch nicht, woher das kommt.
Hör zu, André.
Ich zeige dir, was ich sehe.
Neben ihm sehe ich ein abscheuliches Monster“; auch André sah es durch die Kraft seines geistigen Leiters.
„Das Wesen ist sein Meister, das noch tiefer gesunken ist als er.
Aber wir kennen noch niedere Zustände, und dort leben die Meister, die diese Gefilde regieren.
Jene, denen wir bis jetzt begegnet sind, sind im Vergleich Unschuldige.“
Deutlich nahm André die Ausstrahlung des Monsters wahr, das den Mann beeinflusste.
Wie weit konnten diese Wesen mit der Vernichtung der Menschheit gehen?
War kein Ende abzusehen?
Später würden sie auf Tausende von Jahren im Tal der Schmerzen bleiben müssen, aber daran dachten sie nicht.
Wann würden sie selbst vernichtet werden?
Er sah Alcar an, der seine Frage erfühlte.
„Ihre Tiefe ist so tief, wie die höchste Sphäre geistiger Abstimmung hoch ist.
Verstehst du das?“
„Ja, Alcar.“
„Doch sie können nicht tiefer sinken als die Abstimmung der Erde.
Das ist die vortierliche Abstimmung; sie alle haben auf dem Planeten Erde gelebt.
Doch in dem Zustand, in dem sie nunmehr leben, haben sie einen Grad erreicht, und sind deshalb die Meister.
Dies sagt uns, dass einst das Gute siegen wird.
Auf alles also, was oberhalb liegt, können sie sich nicht abstimmen, infolgedessen das Gute über das Böse die Oberhand gewinnt.
Hör hin, er wird reden.“
Deutlich hörte André: „Meister, sind Sie hier?
Ich fühle Sie, ich habe aber noch keine gute Verbindung.
Der Norden spiegelt sich im Osten und Süden wider, nimmt alles auf, was sich dort bewegt.“
Jetzt verstand André erst die eigenartige Architektur dieses Gebäudes.
Nach einer kleinen Pause sprach das Genie wieder.
„Wenn Sie hier sind, Meister, lassen Sie es mich fühlen, ich habe Ihnen etwas zu zeigen und bin bereit, Ihnen in allem zu folgen und zu gehorchen.“
Nun folgte ein schreckliches Ereignis, und zwar die Verbindung zweier Dämonen.
Der Mann redete weiter: „Mit Süden und Osten habe ich Verbindung, mit Westen und Norden nicht, da ich ‚kosmoriere‘ und deswegen nicht regulieren kann.
Ich will es Ihnen zeigen, Meister.“
Er entfernte sich von seinem Gerät, ging zum Süden und schaltete ein Gerät ein, anschließend im Osten.
Das andere Gerät, das zuvor in Betrieb gesetzt worden war, stellte er ab und ging weiter, um die im Norden und Westen einzuschalten.
André erschrak heftig.
Vom Apparat, der im Süden stand, sprangen Funken und Lichtstrahlen auf den östlichen Apparat über.
Von dort sprühte ein Funkenregen zum westlichen Apparat hinüber, jedoch sah und fühlte er, dass die Kräfte abnahmen und kein Ziel getroffen wurde.
Hier stimmte etwas nicht, das war offensichtlich.
Nun begriff er auch, was ‚kosmorieren‘ bedeutete, da das Genie es dessen Meister zeigte und erklärte.
Als alle Geräte in Betrieb waren, ging er zu einem kleinen Gerät und schaltete es ebenfalls ein, wodurch das Knistern der Funken aufhörte und in ein leises Brummen überging.
Jetzt hörte André lediglich ein leises Summen und alle Geräte waren miteinander verbunden.
Das Genie ging daraufhin zurück zu seinem Platz und setzte sich vor sein Gerät.
„Ich werde dir jetzt etwas zeigen, André, was dir auf der Stelle begreiflich macht, was er zustande bringen will.
Deine volle Konzentration auf mich ist erbeten, da wir uns verbinden müssen, doch für ihn bleiben wir unsichtbar.
Gib mir deine rechte Hand und lasse nicht los, was auch passieren mag.“
Schritt für Schritt ging sein geistiger Leiter vorwärts.
In einem Moment spürten beide einen sehr starken Strom durch den Körper fließen, der ihnen den Atem nahm.
Es war so heftig, als würde seine Brust zusammengepresst.
André merkte, dass der Strom immer stärker wurde, woraus er schloss, dass sein geistiger Leiter immer tiefer hinabstieg, bis es nicht mehr auszuhalten wäre.
Alcar probierte es nach oben und nach unten, sie stiegen auf und sanken hinab, sie gingen nach links und rechts.
Rechts merkten sie nichts, im Westen war die Verbindung nicht gut.
Wäre auch dies zum Abschluss gebracht worden, gäbe es keine Möglichkeit mehr zu entkommen, denn wer einmal in das Feld hineingeriet, war dem Tode geweiht.
Jetzt wusste er, was dieses Wesen der Welt schenken wollte.
Er sah den Gelehrten auf der Erde vor sich, der dieses bemerkenswerte Produkt der Natur zum Funktionieren brachte, mit Ruhm und Ehre überhäuft.
Doch alles bedeutete Vernichtung.
Es war ein tödlicher Strahl, den man von großer Entfernung aus einstellen konnte, um alles, was seine Bahnen kreuzte, ins Verderben zu stürzen.
Alcar kehrte in seine eigene Abstimmung zurück, was André wieder das Atmen erlaubte.
Doch sein geistiger Leiter war nicht vollständig verbunden, weil es dann nicht möglich gewesen wäre, es auszuhalten.
Das Merkwürdige von allem war, dass das Genie sich selbst ausgeschaltet hatte und überhaupt keine Beeinträchtigung erfuhr.
„Es ist schrecklich, André, aber dieses Produkt der Natur wird einmal das Licht der Welt erblicken.
Gott gebe anderen die Kraft, es wieder unschädlich zu machen, damit die Erde von dieser tödlichen Erfindung befreit bleibe.
Erkennst du, wie weitreichend seine Erfindung ist?
Wenn ein Land darüber verfügt, wird es vom eigenen Territorium aus in anderen Ländern morden können, sobald die Verbindungen hergestellt sind.“
„Was meint er mit ‚Entspannen‘, Alcar?“
„Das ist deutlich genug, er reguliert schließlich aus der Entfernung.
Noch trifft er das Ziel nicht, jedenfalls nicht ganz.“
„Was für ein Monster er ist, Alcar.“
– „Die Wirkung seiner Erfindung ist unbeschreiblich groß, diese Kräfte sind nicht meßbar.
Alles ist kosmische Energie, die er in einen tödlichen Strahl umwandelt.“
„Warst du schon früher einmal hier, Alcar, dass du ihn jetzt besuchst?“
„Ja, als ich hier unten Werk verrichtet habe, sind wir zu ihm gegangen.
Er ist schon Tausende Jahre alt und kann nicht genug bekommen.
Wir wurden allerdings von fähigen geistigen Leitern zu ihm gebracht, damit wir die Mächte und Kräfte kennenlernten, wie auch ich dir alles von diesem Leben zeige.
Ich weiß, dass er schon länger als hundert Jahre an seiner Erfindung arbeitet, und es werden noch einige Jahre vergehen, bis sie vollendet sein wird.
Dann ist dir wohl auch klar, dass kein Wesen auf der Erde etwas Übernatürliches empfängt, das nicht von unserer Seite durchgegeben wurde.
Alles, was die Welt zur Zeit besitzt, sei es gut oder böse, kommt aus dem Geiste.
Hier lebt das denkende Genie und überbringt den Menschen seine Wunder.
Wir wollen hoffen, dass Kräfte gefunden werden, die dessen Kräfte unschädlich machen.“
„Wenn ich es richtig erkannt habe, Alcar, empfängt ein Gerät das, was ein anderes ausstrahlt, und leitet es wieder weiter.“
– „So ist das Funktionsprinzip, so soll es ihm nach funktionieren.
Alles, was sich in diesem Feld bewegt und lebt, ist zum Tode verurteilt, und die Folge ist, dass Millionen gleichzeitig sterben.
Doch bevor diese Erfindung auf der Erde das Licht erblickt, werden viele Gelehrte ihr zum Opfer fallen, weil sie nicht wissen, wie es funktioniert.
Aber es werden immer wieder Genies geboren, denen sein Wissen durchgegeben wird und die bereit sind, ihre Kräfte dafür herzugeben, bis es vollendet ist.
Im Laufe von fünfzig Jahren werden sie große Fortschritte gemacht haben.
Und vergiss nicht, dass alles, was wir jetzt gesehen haben, sich bereits auf der Erde befindet; mit anderen Worten: Alles, was er erreicht, wird auf die Erde gebracht.
Wie ich dir schon gesagt habe, unterstehen dort einige Gelehrte seinem Willen und arbeiten sich immer näher an die Wahrheit heran.
Auch dort können sie Osten und Westen nicht verbinden.
Wird es jedoch einmal zur Realität, verbrennt alles bis in den tiefsten Kern und es gibt kein Entkommen.
Alles Stoffliche verliert sein Leben, weil der Strahl tödlich ist.“
„Solche Kräfte sind also auf der Erde bekannt, Alcar?“
„Gewiss, man hat schon tödliche Strahlen erfunden, doch deren Kraft ist noch nicht vergleichbar.“
„Siehst du noch andere Erfindungen auf die Erde zukommen?“
„Oh, so einige.
Der Mensch auf Erden lebt im Jahrhundert der Technik.
Man hat dort das Jahrhundert der Musik und Kunst erlebt; heute lebt man im Jahrhundert der technischen Wunder.
Ich sehe in hundert Jahren eine Welt, in welcher der Mensch inmitten all seiner Wunder lebt, und es werden viele sein.
Ich könnte dir tausend dieser Wunder nennen; vielleicht ist es möglich, dass ich dir die Welt in hundert Jahren einmal zeigen kann.
Danach kehrt der Mensch zurück und die Wunder gehen an eine andere Generation über.“
„Kann man dies an dieser Seite schon jetzt sehen, Alcar?“
„Auch das wissen die Meister, die kosmisch abgestimmt sind.
Das zu wissen ist mir nicht möglich, aber mein Meister kennt viele dieser Wunder.
Aber alles zu einem späteren Zeitpunkt; falls erforderlich wirst du auch das aufzeichnen dürfen.“
„Das Wunder, das wir jetzt sehen, Alcar, ist gewaltig und erschreckend.“
„Sehr richtig, André, diese Kräfte könnten für sinnvollere Zwecke verwendet werden.“
„Weiß man in den höheren Sphären, was er damit erreichen wird?“
„Auch das wissen die Meister, aus diesem Grund werden Geister des Lichts herabsteigen, um den Menschen etwas zu geben, das seine Erfindung unschädlich macht.
So wirkt der eine für das Gute, der andere für das Böse, bis der Mensch eine höhere Abstimmung erreicht und alles allein für das Glück der Menschen angewendet wird.
Doch solange auf der Erde Menschen in einem vortierlichen Zustand leben, wird es Elemente geben, die das Glück anderer zerstören, und es werden Erfindungen zum Zweck von Verderben und Vernichtung eingesetzt, weil der Kreislauf der Seele seinen Ursprung in der vortierlichen Abstimmung hat.
Wenn viele Gelehrte der Welt wüssten, in wessen Händen sie sind, und sie den Mut zum Aufhören hätten und das Gute wollten, dann gäbe es auf Erden nichts als Glück.
Doch was der eine für das Gute zustande bringt, verwendet der andere für das Böse.
Deshalb begreifen viele nicht, was von uns durchgegeben wird.
Doch was von unserer Seite kommt, soll dem Glück der Menschen dienen.
Alle anderen Erfindungen dienen Ruhm, Geld, Ehre und Vernichtung, doch dafür gab Gott dem Menschen seine Gaben nicht.
Arme Erde, arme Menschheit.
Wir gehen jetzt weiter, zu einem anderen Zustand.“