Der Geisteskörper und der stoffliche Körper

André bekam immer mehr Beweise für ein ewiges Fortleben nach dem stofflichen Tod und er war bemüht, die Menschheit davon zu überzeugen, dass der Geisteskörper ein separater Körper ist und der Mensch nach Ablegen des Stoffkörpers ins ewige Leben eingeht.
Überdies wurde ihm dargelegt, dass der Geist der intelligente Körper ist und den Gefühlskörper darstellt.
Da er viele Male durch Alcar aus dem Körper austreten durfte, stand für ihn fest, dass der Mensch auf der Erde lebte, um sein Gefühl im Geiste zu entwickeln.
Und das war die Liebe.
Nach seiner letzten Reise in den Himmel und in die Hölle gab es für ihn keinen inneren Beweggrund mehr, an dieser Wahrheit zu zweifeln.
Wenn das eine oder andere ihn irritierte, ließ Alcar es ihn erleben, wodurch er verschiedene Probleme kennenlernte und sich im Geiste entwickelte.
Das Erleben vieler Zustände war für ihn eine große Gnade und es ermöglichte ihm, das geistige Leben kennenzulernen.
Was er nun in diesem Zustand erlebte, war ganz gewiss die Mühe wert, erzählt zu werden.
Das folgende Geschehen war denn auch sehr merkwürdig.
Bereits einige Zeit bevor er dieses Problem erleben durfte, las er ein Buch eines bekannten Schriftstellers über das Leben des heiligen Franziskus von Assisi.
Für ihn war die Geschichte, wie der Schriftsteller sie wiedergegeben hatte, äußerst erstaunlich und sie hatte ihn tief berührt.
Der feste Glaube und die Menschenliebe von Franziskus brachten ihn zum Nachdenken.
Ein Umstand war ihm nicht klar und er grübelte viel darüber nach, es war die Selbstkasteiung, die Franziskus sich auferlegte.
Ob es sich nun wirklich zugetragen hat oder nicht, der Fall interessierte ihn besonders.
André wollte nicht an dessen Heiligkeit rütteln, aber er verstand nicht, dass sich Franziskus durch Selbstkasteiung entwickeln konnte.
Viele mochten ihn für dumm halten, doch es ließ ihm keine Ruhe, er dachte bereits einige Monate darüber nach.
Er fand es enorm, nackt in einen Dornenbusch zu springen, dass Blut über den ganzen Körper lief; aber ob Franziskus dadurch diese hohe geistige Abstimmung erlangt hatte, das war nun das Rätsel für ihn.
André hatte große Ehrfurcht vor dem Heiligen.
Der war ein Mensch mit einem großen heiligen Gefühl, und davor verneigte er sich tief.
Aber er sah es als falsch an, weiter an ihn zu denken.
Auch er wollte vorankommen, und da Alcar ihm klargemacht hatte, dass das Leben erlebt werden musste, verstand er nicht, was es damit auf sich hatte.
Eine Frau, die auf der Erde nicht Mutter werden konnte, sich aber nach Mutterschaft sehnte, kam zurück, um es zu erleben.
Könnte dieselbe Mutter sich anders von ihrer Sehnsucht befreien?
Das waren Probleme, die er nicht mal eben so gelöst sah.
Könnte eine Frau, die sich danach sehnte, Mutter zu sein, ihre Sehnsucht überwinden und aus der Welt schaffen, indem sie sich selbst kasteite?
War das möglich?
Wozu diente dann das Leben?
Er suchte wiederholt nach einer Antwort, kam jedoch zu keinem Ergebnis.
Selbstkasteiung war doch nicht der Weg, in einem kurzen irdischen Leben in solch einen erhöhten Zustand zu gelangen?
Der Heilige betete Tag und Nacht, opferte sich für alles Leben auf, aber wozu war dann die Selbstkasteiung nötig?
Um Leidenschaften zu unterdrücken?
Er lebte ein lauteres Leben; das war doch hinreichend?
Nochmals, er wollte an dessen Heiligkeit nichts infrage stellen, aber es ließ ihm keine Ruhe.
Immer wieder erwischte er sich dabei, dass er wieder mit Franziskus beschäftigt war, und er konnte sich einfach nicht davon losmachen.
Dann kam noch hinzu, und es war ein wichtiger Faktor, dass André aus seinem irdischen Leben etwas machen wollte.
Er wollte anderen etwas bedeuten.
Und welche Mittel dazu auch erforderlich waren, er wollte sie anwenden, um sich geistigen Besitz zu eignen zu machen, dass er, wenn auch er hinüberging, im ewigen Leben Licht besäße.
Alles wollte er dafür tun, er gab sich jedem Wesen in reiner Liebe hin und für jeden gäbe er sein Leben, wenn es von ihm verlangt würde.
Es war nicht die Eitelkeit, etwas zu sein, er wusste, wie nichtig er war.
Die schönsten Bilder hatte er gemalt, und dennoch wagte er es nicht, sich als Maler auszugeben.
Wenn Wolff und viele andere nicht mehr durch ihn malten, wäre auch sein Talent verschwunden.
So war es auch mit dem Sehen und Heilen.
Wenn Alcar ihm nicht half, kam es nicht zu einer Diagnose.
Er wusste schließlich, dass er es ohne ihre Hilfe nicht konnte und niemals können würde.
Er war nichts und blieb nichts, er war ein Instrument.
Was er allerdings sehr wohl begriff, war dies: Wenn er sich anstrengte und sich reinen Herzens geben wollte, würde Alcar ihn im Geiste entwickeln, was geistiges Gold bedeutete an Jener Seite.
War das Eitelkeit?
Aber nein!
Er wollte lediglich anderen etwas bedeuten; deshalb bot er all seine Kräfte auf, um sich die Schätze des Geistes zu eigen zu machen.
Darum hielt dieses Problem ihn gefangen.
Eines Abends ging er ermattet früh zu Bett.
Doch er konnte nicht einschlafen, weil Franziskus ihn beschäftigte.
Er fragte sich, ob Alcar wüsste, wie er herumgrübelte.
Ging ihn dies nichts an?
Oder hatte Alcar mit solchen Zuständen nichts auszustehen?
Monatelang lief er damit herum und sah einfach keinen Ausweg.
Nach seinem letzten seltsamen Erlebnis wagte er Alcar nicht mehr um etwas zu bitten, denn immer wenn es notwendig war, wurde ihm auch geholfen.
Nun würde der sicherlich alles lächerlich finden und er musste es mit sich selbst ausmachen.
Womit gab er sich auch ab?
Warum hatte er das Buch gelesen und alles wortwörtlich genommen?
Es war natürlich falsch, aber was konnte er jetzt noch daran ändern?
Alles von sich abschütteln, aber wie?
Wie oft hatte er es nicht schon hinter sich gelassen, trotzdem schlich es sich wieder in seine Seele ein.
Er regte sich auf und merkte, dass seine Konzentration noch sehr schwach war.
Einige Nächte zuvor hatte er sogar davon geträumt.
Er fand es furchtbar.
Er konnte nicht einmal mehr ruhig schlafen.
Er träumte, dass Franziskus ihn hatte rufen lassen und ihm über sein Leben erzählte.
Er sagte Folgendes zu ihm:
„Ich weiß um dein Sinnen und weiß wohl Rat, komm nur mit.“
Er hatte ihn in einen großen Garten hinter einem Kloster gebracht und sagte zu ihm: „Bitte! Spring nur hinein, dann weißt du gleich, wie es ist.“
Franziskus zeigte auf ein Dornengebüsch.
Dabei sah er ihn an, als wollte er sagen:„Du traust dich ja doch nicht!“, und André sprang nackt in den Dornenbusch, sodass ihm am ganzen Körper das Blut herunterlief.
Doch als er morgens aufwachte und sich an seinen Traum erinnerte, war an seinem Körper nichts zu sehen, es war also wirklich ein Traum.
Und nun lag er schon wieder da und grübelte über dasselbe Problem.
Er würde noch verrückt werden, wenn er nicht bald davon erlöst werden würde.
Er konzentrierte sich wie noch nie, denn er wollte schlafen.
Halbe Nächte lang wach zu liegen und nichtssagende Träume zu träumen, das machte ihn nicht klüger.
Er dachte: „Ich werde so lange beten, bis ich einschlafe.“
Es gelang ihm; das Gebet brachte ihn in tiefen Schlaf.
Wie lange er geschlafen hatte, wusste er nicht, als er seinen Namen zu hören meinte.
Er schaute sich um, sah aber niemanden.
Abermals hörte er: „André?"
Wer rief ihn da?
Kam man ihn wieder für irgendetwas holen?
He, was war das?
Er stand neben seinem Körper.
Sofort dachte er an seine letzte nächtliche Reise.
Brauchte man ihn?
Wer hatte ihn vom seinem Körper befreit?
Alcar?
Wo war sein geistiger Leiter?
Waren es wieder andere Probleme, die er erleben sollte?
Als er Annie heilen durfte, waren auch zwei Unbekannte gekommen, um ihn zu holen, und als ihm alles erklärt wurde, stellte sich heraus, dass es Alcar und dessen Meister waren.
Wie schlecht hatte er über sie gedacht, und das wollte er jetzt vermeiden.
Trotzdem musste er vorsichtig sein und durfte nicht einfach so mitgehen, er konnte ja nicht wissen, ob Unglückliche zu ihm gekommen waren.
Wieder hörte er: „André, wollen Sie uns folgen?“ –
„Folgen“, dachte er, „wohin?“
An der Stimme hörte er, dass es keine unglücklichen Geister waren, denn in ihr war Liebe; im Geiste fühlte und hörte man das sofort.
An dieser Seite konnte sich ein Dämon nicht verbergen, durch den einen oder anderen Umstand konnte man ihn erkennen.
Vor ihm standen zwei Wesen, die in einen hellen Schleier gehüllt waren.
Er sah sie, aber sie waren doch wie Schatten.
Noch immer hörte er nichts von seinem geistigen Leiter.
Im selben Augenblick erfüllte ihn eine Liebeskraft, es war dasselbe Gefühl, als man ihn zu Annie holte, und deswegen war er fest entschlossen mitzugehen.
Er trat auf sie zu und fühlte, wie er emporstieg und dass sie sich von der Erde entfernten.
„So“, dachte er, „es ist eine Reise in die Sphären.“
Das war also eine andere Sache als bei Annie.
In schnellem Flug verließen sie die Erde, und er war sehr neugierig, wohin man ihn brachte.
André sah zum Himmel und erschrak.
Das war nicht in Ordnung.
Solch einen Zustand kannte er nicht und hatte Alcar ihm nicht gezeigt.
Der Himmel war gelb.
Das konnte doch nicht sein?
Wie konnte ein Himmel gelb sein?
Davon hatte er nie gehört.
Gab es an dieser Seite solche Himmel?
Er fand es unnormal, es war unnatürlich.
Er kannte das Himmelslicht von den finsteren Gefilden bis zur fünften Sphäre, aber einen Himmel wie diesen hatte er noch nie gesehen.
Er nahm sich vor, doppelt vorsichtig zu sein.
Er sah eine Landschaft mit gelben Bäumen und gelben Pflanzen, alles war gelb.
Konnte das natürlich sein?
Wohl kaum.
Es war unwirklich.
Führte man ihn in unnatürliche Zustände?
Wurde er auf die Probe gestellt?
Wozu diente das alles?
Sie schwebten immer weiter und er fühlte sich von den beiden unsichtbaren Geistern weitergezogen.
Endlich machten sie halt.
Er stand auf einem hohen Berg und blickte in ein tiefes Tal vor ihm.
André merkte, dass man ihn vor eine Situation gestellt hatte, denn vor ihm schlängelte sich ein Pfad hinunter ins Tal.
Auf der gegenüberliegenden Seite sah er ein großes Gebäude.
Das einzige in diesem endlosen Raum.
Sollte er hinuntergehen?
War das ihre Absicht?
Und sogleich bekam er das Gefühl, dass es ihre Absicht war; er sollte diesem Pfad folgen.
Fremd war alles, unnatürlich und geheimnisvoll.
Warum sprach man nicht mit ihm?
Sollte er nicht besser umkehren?
Daran konnte ihn niemand hindern.
Er hatte gelernt und er wusste sich zu konzentrieren, wenn Gefahr drohte.
Trotzdem war er neugierig, was das alles zu bedeuten hatte.
Er stieg hinunter und es dauerte lange, bis er die andere Seite erreichte.
Schließlich kam er direkt vor einer Festung aus, die sich aus dem Erdreich zu erheben schien.
Er blieb stehen, um nachzudenken.
Es war ein altes Bauwerk, aus gelblichen Steinblöcken erbaut.
Auch das war nicht natürlich.
Er sah kein Wesen und es herrschte eine bedrückende Stille, was ihm unangenehm war.
Eine große Tür, die mehr einer Pforte glich, verschloss den Eingang.
Abermals blickte er in die Natur, aber er sah kein lebendes Wesen und auch seine Begleiter waren verschwunden.
Die Stille machte ihm Angst.
Hier war das Leben eingeschlafen.
Kein Wind, der die Natur auffrischte, nichts als ein totes Klima, unnatürlich und geheimnisvoll.
Hier könnte sich kein Mensch glücklich fühlen.
Da war und blieb er lieber auf der Erde.
Was sollte dort hinter jenen mächtigen Türen leben?
Menschen?
Und die ihn abgeholt hatten, wo waren sie?
War dies das Ende seiner Reise?
Sollte er hier hinein?
All diese Fragen spukten in seinem Kopf herum.
Er ging etwas näher heran, vielleicht gab es eine Lösung.
Doch als er sich bis auf einige Meter genähert hatte, ging die Tür von selbst auf, was ihm einen gewaltigen Schreck versetzte.
Wie erstarrt blieb er stehen.
„Da hast du’s“, dachte er.
Aber kein Mensch zeigte sich.
Mit zitternden Knien stand er da.
Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
Er blickte in einen langen Gang, sah aber niemanden.
Sollte jemand hinter der Tür stehen?
Nein, das war nicht möglich, die Tür reichte bis fast an die Wand, was er mit einem Blick erkannte.
Aber was dann, wer hatte ihm geöffnet, wurde er erwartet?
Wo war Alcar?
Bezüglich dieser Frage sagte ihm wieder das Gefühl, dass Alcar über ihn wachte, und er ging hinein.
Er hatte den Fuß noch nicht über die Schwelle gesetzt, da sah er schon seine unsichtbaren Freunde vor sich.
Der lange Gang war mit Platten ausgelegt und alles war wieder gelb und kahl.
Jetzt stand er vor einer langen Treppe, die er hinabstieg.
Er zählte die Stufen und fand es äußerst merkwürdig, dass er an all das Nebensächliche dachte.
Unten angekommen stand er abermals vor einem langen Gang, den sie bis zum Ende passierten und der sie in ein großes Gewölbe führte.
Wiederum blieb er stehen und dachte über alles nach.
Was für ein Gebäude war das?
Warum brachte man ihn in ein unterirdisches Gewölbe?
Er sah viele Pfeiler, die als Unterbau das Gebäude trugen.
Auch hier war alles gelb.
Keine andere Farben waren zu sehen.
Er hatte sich schon daran gewöhnt und fand es jetzt ganz normal, wenn er auch wusste, dass alles unnatürlich war.
Das Gewölbe war ganz von einem dichten, undurchsichtigen Nebel verhangen.
Hielt man alles vor ihm verborgen?
Wurde er plötzlich vor Tatsachen gestellt?
Er fühlte, dass seine Begleiter in einigen Metern Abstand vor ihm waren.
Doch er war ruhig und fühlte sich bereits mit ihnen vertraut.
Er begriff, dass er weitergehen sollte, was er dann auch tat.
Schritt für Schritt ging er weiter, denn er war sich sicher, dass er hier etwas Neues erleben sollte.
Als er ein paar dutzend Meter weiter war, hörte er ein leises Geräusch, das er zu erkennen glaubte.
Das erste Leben, das er auf seiner langen Reise vernommen hatte.
War es ein Mensch?
Aufmerksam lauschte er weiter und es war, als holte jemand tief Atem.
Wieder ging er weiter, um sich zum zweiten Mal zu erschrecken.
Dort vor sich sah er drei Wesen.
Einer von ihnen war unbekleidet und hatte nur einen Lendenschurz an, den er sich um die Taille gebunden hatte.
Neben ihm standen zwei andere, starke Männer, die beide eine Peitsche in der Hand hielten, was ihm diese Szene plötzlich klar werden ließ.
Sie hatten ein gelbes Gewand an und die einzige andere Farbe, die er bis jetzt in diesem Land gesehen hatte, war das Schwarz des Bandes, das sie um die Taille gebunden hatten.
Nun fühlte er, dass sich ein Teil des ganzen Mysteriums für ihn auflösen würde.
Im Leben nach dem Tod hatte er gelernt, dass Farben Licht bedeuteten.
Die Bedeutung der schwarzen Bänder war es, dass er das erleben sollte, was sie zu tun gedachten.
Ein wenig Licht kam ins Dunkle, doch wie stellte sich das Problem insgesamt dar?
Der sich entkleidet hatte, war ein junger, schöner Mensch um die dreißig.
Was wollte man von ihm?
Waren die beiden starken Männer seine Peiniger?
Sollte er ausgepeitscht werden?
Wenn das der Fall wäre, wusste André, wozu man auch ihn geholt hatte.
Ja, der Mann atmete tief, er war es also, den er eben gehört hatte.
Der Mann war dabei, alle Kräfte zu sammeln, die in ihm waren.
Seine Peiniger warteten, bis er bereit war, und André fühlte, dass der Mann sich freiwillig auspeitschen ließ.
Auf einmal ging er auf einen Pfeiler zu, stellte sich vor ihm auf und rührte sich nicht von Stelle.
André bebte.
Er sammelte seine Kräfte, was er deutlich wahrnahm.
Was wollte man ihm hier zeigen?
Er konzentrierte sich auf den jungen Mann und wusste, dass er sich aus freien Stücken auspeitschen ließ.
Jetzt begriff er alles.
Das hatte mit ihm und Franziskus zu tun.
Jetzt sollte sich für ihn auch dieses Problem lösen.
Hier konnte er erleben, ob Selbstkasteiung geistige Entwicklung bedeutete.
Er spürte eine enorme Spannung.
Die Peiniger standen links und rechts von dem jungen Mann und warteten auf das Zeichen, anfangen zu können.
André fühlte, dass er ihnen das Zeichen gab.
Links und rechts fielen die Hiebe, und alle Hiebe, die man ihm versetzte, hinterließen auf seinem Körper einen breite, rote Striemen.
Bald hatten sie ihn krumm und lahm geschlagen, doch er hielt mutig durch.
Selbstkasteiung!
Endlich löste sich für André das Rätselhafte auf, was ihn monatelang in entsetzlicher Anspannung hielt.
Er wurde noch immer auf ihn eingeschlagen, aber lange würde er es nicht mehr aushalten können.
Der Schweiß, der heruntertropfte, war blutrot.
Mit erhobenen Haupt stand er da und duldete, dass man ihn auspeitschte.
Er war ein Held.
André fühlte, wie sich in ihm eine ungeheure Spannung aufbaute.
Jetzt wurde ihm die Möglichkeit gegeben, zu zeigen, was er wollte, was er konnte.
Der junge Mann lächelte bei jedem Hieb, den man ihm beibrachte.
Und auch er war Feuer und Flamme, dasselbe durchzumachen.
Endlich hörten die beiden auf und brachten ihn weg.
Ihm war es gelungen, sich auf den Beinen zu halten.
Ob er überzeugt war, dass es ihm geistige Entwicklung gebracht hatte?
Zu schade, dass er fortgegangen war, er hätte es ihn gefragt.
War dieser aus dem gleichen Grund hier wie er?
Er fühlte eine starke Kraft, die in ihn kam.
Ja, er war bereit.
Und als er innerlich den Entschluss gefasst hatte, kamen seine beiden Begleiter herbeigesprungen, bereit, auf ihn einzuschlagen.
So, so, waren sie also seine Peiniger?
Nein, das waren sie nicht; er wollte es, denn sie würden es nicht tun, wenn er sich nicht dazu entschlösse.
Aber wenn er es erlebte, war er von all seinen Unannehmlichkeiten erlöst.
Er dachte nach, was er tun sollte.
Es war zwar kein Dornenbusch, aber dennoch war es Selbstkasteiung und er würde dadurch lernen.
Nein, er wollte jetzt nicht mehr zurück; auch er wollte es am eigenen Leib erfahren.
Jetzt erst sah er, dass man alles berücksichtigt hatte.
Auch er trug ein Gewand, wie sie es trugen, obwohl er es zuvor nicht bemerkt hatte.
Hatte er es erst hier anbekommen, während er zu dem Entschluss kam, es zu tun?
Zeit zum Nachdenken hatte er nicht; er warf das Gewand ab und stellte sich vor einem Pfeiler auf.
Einen halben Meter musste er vom Pfeiler wegbleiben, da er merkte, dass er nicht weiter gehen konnte.
Man wollte ihn wohl von vorn und von hinten treffen.
Der andere hatte sich gegen den Pfeiler gestemmt.
Waren es andere Umstände?
André machte einen tiefen Seufzer, um alle Kräfte zu sammeln.
Er entschied innerlich, dass sie anfangen konnten, und im selben Moment fielen die ersten Hiebe.
Der erste Hieb war fürchterlich.
Seine Seele schrie und bebte.
Jeder Hieb ließ ihn zusammenkrümmen.
„Entsetzlich“, dachte er, „worauf habe ich mich bloß eingelassen!
Gleich breche ich zusammen.
Ich halte es nicht aus.“
Er schaute hoch und meinte ein anderes Licht wahrzunehmen.
„Merkwürdig“, dachte er, „wenn ich mich auf das Licht konzentriere, spüre ich die Treffer nicht so.
War es Alcar?“
Er konnte jedoch nicht mehr als einen hellen Schleier erkennen.
Wurde ihm geholfen?
Ließ Alcar es ihn fühlen?
Jeder Hieb brach ihm die Konzentration; er spürte die Striemen der Schläge.
Sein Körper brannte wie Feuer.
Am ganzen Körper brach ihm der Schweiß aus, auch bei ihm war er rot.
Kein freies Fleckchen gab es mehr, man hatte ihn von oben bis unten windelweich geschlagen.
Lediglich sein Kopf und seine Füße wurden nicht getroffen und auch seine Hände blieben ohne Striemen.
Er verstand selbst nicht, woher er die ganze Kraft holte.
Wie stark ein Mensch sein konnte!
Er spürte, dass seine ganze Konzentration auf diese Situation eingestellt war.
Trotzdem merkte er, dass seine Kräfte nachließen.
Sein ganzer Körper war angespannt, er wurde krumm und lahm geschlagen.
Niemals zuvor hatte er solch eine Kraft in sich gespürt.
Er warf alles hinein, keine Reserven sollten ihm bleiben.
Er strengte sich noch an, weil er fühlte, dass er jeden Augenblick zusammenbrechen würde.
Er wollte sich auf den Beinen halten, wie der andere.
„Oh Gott“, dachte er, „worauf hab ich mich nur eingelassen!“
Er blickte zu dem Licht, da er in Ohnmacht zu fallen drohte.
Nun fühlte er, dass sie, wenn er aufhören wollte, auf der Stelle von ihm ablassen würden.
Immer wenn ein Arm gehoben wurde, spürte er bereits den Hieb, bevor der auf ihn niedergegangen war.
Nein, er konnte nicht mehr, und umgehend hörten die Schläge auf.
Auch das Licht war verschwunden.
Da stand er nun.
Wie furchtbar sein armer Körper aussah.
Er war nicht vorzeigbar.
Hände, Kopf und Füße waren nicht getroffen worden, aber überall sonst war er bedeckt mit blutroten Striemen.
Er hatte das Gefühl, als quollen ihm die Augen aus dem Kopf, und alles war stark angespannt.
Wo war sein geistiger Besitz?
Er fühlte sich vollkommen unverändert.
Und doch hatte er mutig durchgehalten!
Es war eine bittere Enttäuschung.
In ihm hatte sich nichts verändert, sondern er war innerlich derselbe geblieben.
Er war nun überzeugt, aber er hatte eine jämmerliche Erfahrung gemacht.
Er hatte teuer dafür bezahlen müssen, dass dieses Problem für ihn gelöst wurde.
Er verwünschte den Augenblick, als das Buch in seine Hände fiel.
Wie doch die Lektüre den Menschen beeinflussen konnte!
Alles hatte er umsonst durchgemacht.
Es war sein eigener Wille und seine eigene Schuld, Alcar würde böse auf ihn sein.
Tränen flossen ihm vor Gram und Enttäuschung die Wangen hinunter.
Eben noch hatte er sie verbergen können, jetzt war es unmöglich.
Er fühlte sich an Leib und Seele gebrochen.
War es falsch, was er getan hatte?
Von Anfang an war alles unnatürlich.
Er hätte umkehren sollen.
Für diese Erfahrung hatte er teuer bezahlt.
Jeden Schritt auf diesem Pfad hatte er mit einem Peitschenhieb bezahlen müssen.
Wie viele Peitschenhiebe mussten nicht ausgeteilt werden, bis auch viele andere davon überzeugt waren, dass sie auf dem falschen Weg sind.
Wenn sie einmal im Jenseits ankommen werden, das wusste er ganz sicher, würden viele es mit Peitschenhieben wiedergutmachen wollen, doch dann war es bereits zu spät.
Der Gedanke daran, dass es ihm die Augen geöffnet hatte, war Salbe auf seine Wunden und linderte die bitteren Schmerzen.
Was hatte er hier noch zu suchen?
Nichts!
Er wollte zurück auf die Erde, zurück in seinem Körper.
Sollte auch das auf einmal nicht mehr möglich sein?
Eine gewaltige Angst überfiel ihn.
Er fühlte, wie er aufgenommen wurde und sich blitzartig entfernte.
Rasch war er wieder auf der Erde und kehrte in seinen Stoffkörper zurück.
Mit einem leichten Rucken wachte er auf und alles war ihm bewusst, was er in den Sphären erlebt hatte.
Er fühlte sich todmüde.
Weder Arme noch Beine konnte er bewegen.
Seine ersten Gedanken galten seinem geistigen Leiter.
Von ihm hörte er nichts.
Hatte er es sich bei ihm verscherzt?
Das war doch nicht möglich?
War daran nichts mehr zu ändern?
Er kannte seinen geistigen Leiter doch als einen Geist der Liebe, und er wollte sich doch bloß vergewissern.
Er würde verrückt werden, falls er Alcar verlieren sollte.
O je, es quälte ihn so.
Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es sechs Uhr morgens war.
Um diese Uhrzeit kehrte er immer zürück, wenn er mit Alcar die Sphären hatte besuchen dürfen.
Wusste Alcar alles und hatte er ihm geholfen?
Er wollte sich umdrehen, aber das ging nicht.
Sein ganzer Körper war steif.
Alles tat ihm weh.
Er fiel in tiefen Schlaf und wachte gegen acht auf.
Sich zu bewegen fiel ihm jetzt leichter als um sechs.
Diese Ruhe hatte ihm gut getan.
Rasch war er aus dem Bett, um sich anzukleiden.
Er zog seinen Schlafanzug aus und erschrak so sehr, wie er sich noch nie erschreckt hatte.
Was war mit seinem Körper geschehen?
Er war von oben bis unten voller Striemen.
Er war genau so zugerichtet, wie nach der Tortur sein Geisteskörper.
Kein Fleckchen war verschont geblieben, es war furchtbar anzusehen.
Lediglich Gesicht, Hände und Füße waren ohne Striemen.
Lange betrachtete er seinen armen stofflichen Körper und erlebte dabei noch einmal, was er in dieser Nacht durchgemacht hatte.
Er sah sich vor dem Pfeiler stehen und spürte jeden Hieb, der ihm versetzt wurde.
Er fühlte den gleichen Gram wie nach der Auspeitschung.
„Seltsam“, dachte er, „aber ich fühle mich doch äußerst glücklich, was hatte das zu bedeuten?“
Er wusste nicht, was es war, es hatte aber eine Bedeutung.
Das Gefühl der Enttäuschung war auf einen Schlag verschwunden.
Was er im Geiste erlebt hatte, war von seinem Stoffkörper übernommen worden.
Welches Wunder war geschehen?
Dass es ein Wunder war, stand für ihn fest.
Was für Mächte waren es, mit denen er verbunden war?
War dies Alcars Absicht?
Der geistige Zustand war auf den Stoffkörper übergegangen; so etwas hatte er noch nie erlebt.
Er fühlte sich schrecklich müde, aber Schmerzen hatte er nicht, wenn auch die Haut am ganzen Körper stark gespannt war.
Er flehte Alcar an, dass er ihm doch helfen möge, aber er hörte nichts von ihm.
Waren es Dämonen, die ihn dies hatten erleben lassen?
Nein, das war nicht möglich, er hatte es selbst gewollt.
Er kleidete sich schleunigst an, denn Mutter würde einen gewaltigen Schreck bekommen, wenn sie ihn so sehen würde.
Es war schon sehr merkwürdig.
Sein Geisteskörper war Tausende Meilen von seinem Stoffkörper entfernt, und dennoch hatte der Geisteskörper das Erlebte auf den Stoff übertragen.
Wie ging das?
Er wusste, dass wenn er aus dem Körper austrat, der Fluidumfaden ihn dennoch mit seinem Körper verbunden hielt.
Der Fluidumfaden war der Lebensfaden, der beide Körper verband.
Er glaubte eine Lösung zu erkennen.
Wenn das zutreffen sollte, dann wäre es wunderbar, und doch sehr einfach.
Eigentlich konnte es keine andere Möglichkeit geben.
War der Faden auch unsichtbar, so befanden sich beide Körper dennoch in ein und demselben Zustand.
Im Geiste kehrte er wieder an den Ort zurück, um festzustellen, wie er sich von dort aus fühlte.
Vielleicht konnte er etwas wahrnehmen.
Er fühlte, wie er wegsank und sich fortbewegte, und er konzentrierte sich.
Nun sah er einen dünnen silbrigen Faden, der von ihm zum Stoffkörper führte und dem er deutlich folgen konnte.
Er sah und fühlte, dass er lebte.
Sollte dieser Faden das Erlebte übertragen haben?
Wie einfach war es dann.
Aber entsprang das nicht seiner Fantasie?
War er so sensitiv?
Alcar hatte ihm doch gesagt, dass er den Fluidumfaden nicht sehen könne, nur die kosmisch Abgestimmten waren dazu in der Lage.
Wie weit war er jedoch davon nicht entfernt.
Aber was dann?
Er wunderte sich selbst darüber, dass er gerade dabei war, dieses Problem zu lösen.
So etwas wäre ihm früher nicht eingefallen.
Er wartete immer ab, bis Alcar ihm alles erklärte.
Ihm war auch klar, dass dieser Vorgang so ganz anders war als alle Zustände zuvor, die er hatte erleben dürfen.
Jetzt analysierte er alles, fühlte sich allerdings auch einsam, da er nichts von Alcar vernahm.
War es dessen Wille, ihn dies erleben zu lassen?
Er kam wieder auf den Lebensfaden zurück.
Wie sensitiv war er geworden, wenn das wahr war.
Hier zeigte sich ihm, dass sein Gefühl stark entwickelt war und der Lebensfaden jene Sensitivität besaß, was ein jeder, der sich geistig entwickelte, erleben konnte.
Da er jetzt alles von Anfang bis Ende untersuchte, stellte es nicht einmal mehr ein Problem dar.
Die Selbstkasteiung hatte ihn überzeugt, aber es war doch nicht möglich, dass dies etwas mit seinem Stoffkleid zu tun hatte.
Er war doch nicht in seinem Stoffkleid gewesen?
Franziskus konnte wohl ein Heiliger sein, aber der Weg war es nicht, das hatte er doch deutlich gefühlt.
Er sah wieder ein anderes Bild: Für ihn war es schon längst eine feststehende Tatsache, doch für die Wissenschaft sollte es ein herausragender Beweis dafür sein, dass der Geisteskörper ein separater Körper war, der im Zustand der Ewigkeit fortlebte.
Dass er daran nicht eher gedacht hatte, oder würden die Gelehrten es nicht annehmen?
Für die Parapsychologen war es das Unterbewusstsein.
Oder würden sie noch andere Hypothesen aufstellen können, um diesen Beweis zu Fall zu bringen und das Gegenteil zu beweisen?
Waren das Kräfte des Unterbewusstseins?
Das war aber nicht möglich, er hatte schließlich alles bewusst erlebt.
Was hörte er da sagen?
„Stigmatisation“?
Wer sagte ihm das?
Es war nicht Alcars Stimme, die er hörte.
„Stigmatisation, oder das Suggerieren, respektive Konzentrieren auf verschiedene Zustände, was Suggestion ist und sich am Körper manifestiert.“
Die Stimme war klar und deutlich.
Suggestion?
Suggerieren?
Wie war das nun möglich?
Würde man das sagen?
Hatte die Wissenschaft nichts anderes zu bieten?
Wie sollte er sich auf sich selbst konzentrieren, während er nicht einmal mehr in seinem Körper lebte?
Glaubten sie nicht, dass er aus dem Körper austrat?
Wenn er malte und sich ein Geist seines Körpers bediente, dann war er doch auch aus dem Körper ausgetreten.
Und trotzdem wurde gemalt.
Würde das möglich sein, wenn er selbst nichts davon wusste?
Sollte er sich selbst etwas vorlügen und zugeben müssen, dass es so war?
Konnte er sich selbst betrügen, wenn die Kraft, das Bewusstsein, den Körper verlassen hatte?
Das war ein anderer Zustand, eine andere Gabe, aber Austreten war Austreten, und dann hatte der Geist den Stoffkörper verlassen.
Oh, jetzt erfasste er die große Bedeutung dieses Austretens aus dem Körper und er wollte retten, was zu retten war.
Wie sollten das unbewusste Kräfte sein können?
Er war sich schließlich von nichts bewusst und hatte geschlafen.
Sein Geisteskörper lebte und erlebte das, was er im Geiste wahrnahm.
Der Körper, der im Stoff den Stoff führte und lenkte, dieser Körper war der ewige Körper, der fortlebte.
Dieser Geistesintellekt war das ewig währende Leben.
Was würde von diesem großen Geschehen bleiben, wenn es etwas mit Unterbewusstsein zu tun hätte?
Doch nichts; aber so einfach wollte er nicht aufgeben.
Er hatte es schließlich selbst erlebt.
Weil er es erlebte, wusste er, wie der Geisteskörper in jener anderen Welt leben konnte und wie all die Abstimmungen waren.
Nein, es hatte mit Stigmatisation nichts zu tun.
Es war viel einfacher.
Wenn man doch eines nur akzeptieren wollte, dass der Fluidumfaden die Kraft war, die beide Körper verband, und infolgedessen, auch durch seine Sensitivität, eine separate Gabe sich im Stoff manifestierte.
Jetzt fiel ihm plötzlich sein Traum ein.
Er fühlte, dass auch der damit zusammenhing.
Es hatte mit diesem Wunder zu tun.
Franziskus hatte ihn gerufen, und der ist ins Dornengebüsch gesprungen, wobei seinem Stoffkörper dennoch nichts geschehen ist.
Es war nur ein Traum.
Die Kluft, die sich zwischen diesen beiden Zuständen auftat, konnte er noch nicht überbrücken.
Wie realistisch Träume waren; und warum war er aus seinem Traum nicht lädiert erwacht?
Wie war das zu erklären?
War dieser Traum Unterbewusstsein?
Dann hatte sein Unterbewusstsein keine Bedeutung, denn es sagte ihm nichts.
Dies hatte er geistig erlebt, ja, ihm war alles, was mit ihm geschah, bewusst und er hatte auf alles geachtet, was ihm auf seiner Reise begegnete.
Sein Traum hingegen war ein echter Traum, der nichts bedeutete.
Je mehr er nachdachte, desto schärfer zeichnete sich das Bild in seiner Vorstellung ab, sodass er das Wunderliche begreifen konnte.
Und wie sensibel der Mensch war, der auf das Leben im Jenseits abgestimmt war.
Als er dachte: „Jetzt kann ich nicht mehr“, wurde auf der Stelle aufgehört.
Auf Erden hätte man es ganz laut schreien müssen, damit sie es hörten.
Er kannte diese Kräfte, es war der Besitz einer subtileren Liebe, einer höheren Abstimmung als die der Erde.
Jetzt verstand er auch, warum er das alles bewusst hatte erleben müssen.
Er hätte schließlich von allem nichts begriffen!
Je mehr er nachdachte, desto mehr verspürte er Boden unter den Füßen, was ihm in diesem Zustand Halt gab.
Dann verstand er auch, warum sein geistiger Leiter sich nicht zeigte; er musste dies allein durchmachen, um alles selbst zu analysieren.
Er hatte es selbst gewollt, Alcar hatte ihm lediglich eine Möglichkeit geboten, dieses Problem zu erfahren.
Ja, er war glücklich, dass Alcar durch dieses Geschehen zeigen wollte, was der Geisteskörper und was der Stoffkörper war.
Nichts anderes als das, er fühlte es deutlich.
Das war ein sauberer und glänzender Beweis für ein ewiges Fortleben.
Natürlich wusste er noch nicht mit Gewissheit, ob es so ist, doch es konnte fast nicht anders sein.
Er würde abwarten, bis sein geistiger Leiter ihm alles erklärte.
Doch strömte nur Glück in ihn ein; er hatte sich nicht umsonst auspeitschen lassen.
Für solche Beweise durfte man ihn zu Tode prügeln, wenn es die Menschheit nur überzeugte, dass der Geisteskörper der ewig intelligente Körper ist, der fortlebt.
Dem würde die Wissenschaft nichts entgegenzusetzen haben, denn sonst müsste es unbewusste Autosuggestion sein, und das war eben keine Wissenschaft.
Wissenschaften des Unbewussten waren auf dieser Welt noch nicht bekannt und es war auf Erden auch nicht möglich, dass es sie geben wird.
Es bedeutete nichts, weil es unbewusst war.
Stigmatisation und Konzentration oder Unterbewusstsein, das war nicht möglich, es war so, wie er es erlebt hatte, dass der Geisteskörper der intelligente Körper ist, der ewig fortlebt.
Er fühlte sich ruhig und war glücklich, dass er es hatte erleben dürfen.
Mittags vernahm er seinen geistigen Leiter: „So, mein Junge.
Hier bin ich wieder und werde dir vieles aufhellen und erklären.
Hat es nicht zu lange gedauert, André?“
André war gerührt, als er Alcars liebevolle Stimme wieder hörte.
Wie hatte er sich nach diesem Klang gesehnt.
„Ich will dir einige Zustände erklären, alle anderen hast du bereits verstanden.
Alles war mein Werk, André, weil du es selbst wolltest.
Ich habe dir klarzumachen versucht, wie unnatürlich alles ist, und ließ dich das alles im Geiste erleben.
An unserer Seite gibt es diese Zustände, um den Geist davon zu überzeugen, dass das, was sie als natürlich ansehen, in Wirklichkeit unnatürlich ist.
Auch ließ ich dich im Voraus erkennen, dass es unnatürlich ist, aber deine Wissbegierde hielt dich gefangen.
Nochmals, es war nicht mein Wille, sondern es war dein eigener Wille, dies zu erleben.
Ich machte also von deinem Willen Gebrauch, um nachzuweisen, dass der Geist ein separater Körper ist, der ewig fortlebt.
Auch habe ich dir geholfen, es selbst zu analysieren, wodurch du alles noch besser verstehen würdest.
Ich war es also, der zu dir sprach, doch meine Stimme war eine andere, die ich für mich habe sprechen lassen.
Ich habe dir in allem zur Seite gestanden und ich habe auch deinen Mut bewundert, was mich glücklich machte; es beweist deinen Willen, die Menschen von einem ewigen Fortleben zu überzeugen.
Dadurch hast du bewiesen, allem, was es auch sei, zu trotzen, um sie auf Erden glücklich machen zu können.
Aber es war nicht mein Wille, vergiss das niemals.
Es gibt noch tausend weitere Möglichkeiten, die Menschen zu überzeugen.
Trotzdem bin ich glücklich.
Deswegen wirst du andere Aufgaben bekommen, wodurch du vielen helfen wirst.
Du hast erfahren, wie sinnvoll es war, dass du aus dem Körper ausgetreten bist.
Die psychischen Kräfte, die du kennengelernt hast, werden Weisheit im Geiste bedeuten.
Deshalb wurde dir alles bewusst gegeben.
Du hattest deinen Traum durch meine Einwirkung, ich ließ ihn dich träumen.
Ich war Franziskus, André.
Ich wollte dir dadurch zeigen, dass ein Traum nichts mit einem geistigen Austreten zu tun hat.
Wenn du dich nicht dazu entschlossen hättest, dich auspeitschen zu lassen, hätte ich diese Beweise nicht liefern können.
Ist dir das klar?
Ich hatte jedoch keinerlei Zweifel an deinen Kräften und an deinem Willen, und deshalb hielt ich dich mit diesem Zustand verbunden.
Ich habe diese Verbindung aufrechterhalten, und zwar aus vier Gründen.
Erstens, um zu zeigen, dass der Geist ein separater Körper ist, der ewig fortlebt.
Zweitens, um zu testen, wie du unsere Arbeit verstehst, die dir im Geiste gegeben wird.
Drittens, um dich erkennen zu lassen, dass Selbstkasteiung nicht der Weg ist, der zu geistiger Entwicklung führt; und viertens, um zu beweisen, dass der Spiritismus Wahrheit bedeutet, dass wir, die wir den Stoffkörper abgelegt haben, in einem Leben des Glücks leben und einen intelligenten Körper besitzen, der unseren Stoffkörper auf Erden lenkte und führte.
Und dies alles konnte ich tun, weil du ein Buch gelesen hast, worin von Selbstkasteiung die Rede war.
Wenn wir über Instrumente mit psychischer Abstimmung verfügen, können wir die Wissenschaft von einem ewigen Fortleben überzeugen.
Du hast dir auf viele Fragen selbst die Antworten gegeben, die du klar herausgefühlt hast.
Ich habe dich allerdings ein weiteres Mal im Geiste verbunden und habe dich in visionärer Abstimmung den Fluidumfaden sehen lassen.
Ist dir auch das klar?“
André verstand, weil er es erlebt hatte.
„Ich ließ dich also wahrnehmen, indem ich dir ein Gedankenbild durchgab.
Ich war das Licht, welches du während dieses Geschehens wahrgenommen hast.
Ich habe dir zur Seite gestanden, ließ dich allerdings die Kräfte ungemindert fühlen, ließ es dich vollständig erleben.
Ich will dir sagen, wie es möglich ist, dass der Stoffkörper die Erfahrungen des Geistes übernehmen kann, oder mit anderen Worten, wie Auspeitschen im Geiste sich stofflich auswirken kann.
Das geschieht durch den Lebensfaden, du hast es bereits erfühlt, der beide Körper verbindet, auch wenn der Geisteskörper vom Stoff gelöst ist.
Wie ich dir auf unserer letzten Reise bereits erklärt habe, hat die Wissenschaft Versuche angestellt, wobei sie ein Medium durch die Kraft eines Hypnotiseurs, also gezwungenermaßen, aus dem Körper austreten ließ.
Dem Instrument wurde ein Auftrag erteilt, und den sollte es ausführen.
Das Medium berichtete ihnen, was es von Ferne aus wahrnahm, und dieses Wahrnehmen und Sprechen wurde über den Fluidumfaden weitergeleitet.
Der Ton kam leiser durch, als wenn das Medium normal sprach.
Auch diese Zustände wirst du später als Medium erleben, wenn derartige Situationen eintreten, damit sie erlebt werden können.
Die Wissenschaft fand es äußerst erstaunlich, doch das Erstaunliche wurde bald zunichtegemacht.
In dem Maße ein Medium diese Sensitivität besitzt, kommt alles durch, was es aus großer Entfernung wahrnimmt, und geht auf den Stoffkörper über.
Diese besondere Gabe, die du besitzt, hat nun dieses Stadium der Entwicklung erreicht, was mir ermöglichte, dir das alles zu zeigen.
Aber es gibt außer diesem Auspeitschen tausend andere Zustände, mein Junge, in denen wir dieses alles erleben können.
Die Übertragung dieser geistigen Wahrnehmungen ist folglich nur möglich, wenn das Instrument die nötige Sensitivität besitzt.
Jetzt will ich dir das Träumen zu erklären versuchen.“
André dachte: „Alcar weiß alles, weiß wie ich denke und fühle.“–
„Träume sind mehr oder weniger Trancezustände.
Im Schlaf gibt es sieben Grade von Übergängen in die Trance, von denen der siebte der Scheintod ist.
Auf der Erde kennt man diese Abstimmungen nicht, sie sind für einen Menschen nicht feststellbar.
Das ist nur uns möglich, die wir das Stoffkleid abgelegt haben.
Um auf deinen Traum zurückzukommen, es war kein Traum, den du selbst erlebt hast, das heißt, der aus deinem inneren Zustand hervorgekommen ist, sondern ein Traum, der dir von mir eingegeben wurde.
Du hast also geträumt, weil ich es wollte, durch meinen Willen und durch meine Gedankenkonzentration, was ein Zustand für sich ist.
Der Mensch kann somit Träume träumen, die ihm im Geiste gegeben wurden.
Dein Traum war ein Gefühlszustand, der sich durch Konzentration und starken Wille in dein Gefühlszentrum einprägte.
Verstehst du das?
Im Schlaf gibt es, wie eben erwähnt, sieben Grade.
Der erste, zweite und dritte Grad ist der menschliche Ruhezustand, worin der Mensch dem Stoff das Gefühlsbewusstsein entzieht und das Gefühl folglich in den Geist übergeht.
Dann ist die Konzentration in den Geist übergegangen, was die halb wache Abstimmung ist.
Dieser Schlaf ist nicht tief, aber entspricht dem Zustand des Stoffkörpers.
Wenn der Stoffkörper nicht normal gesund ist, wacht der Mensch leicht auf, weil durch Erkrankung der Nerven oder anderer Organe der Schlaf gestört wird.
Wer sich in diesem Zustand hier befindet, dessen Körper muss gesund sein, will er ausreichend schlafen können.
Wenn das Nervensystem sich verkrampft oder angespannt ist, ist ein normaler Schlaf nicht möglich, dann leidet die Person an Schlaflosigkeit.
Es versteht sich also von selbst, dass der Stoff in diesem Zustand einen störenden Einfluss ausüben kann.
Im vierten Grad des Schlafs ist der Geist vom Stoff losgelöst und der Stoffkörper von allen störenden Faktoren befreit.
Diejenigen, die sich in dieser Abstimmung befinden, schlafen ruhig und wachen nicht so schnell auf, weil das halb wache Bewusstsein überschritten ist.
In dieser Abstimmung wird sich der Mensch seines erlebten Lebens bewusst, je nach Gesundheitszustand des Stoffkörpers, weil das Stoffkleid nicht zulassen wird, dass der Gefühlskörper sich entfernt.
Doch auch darin liegen Tausende von Abstimmungen, die davon abhängig sind, wie der Mensch sich im Geiste entwickelt hat und Abstimmung findet.
Es ist also klar, dass das Nervensystem auf den Gefühlskörper reagiert, auch wenn der Mensch unbewusst ist, was im Schlaf der Fall ist.
Der Geisteskörper ist und bleibt so, wie er im Stoff lebt und fühlt.
Wenn also der Gesundheitszustand des Stoffkörpers schlechter ist als normal, kehrt die Konzentration in den Stoff zurück und der Gefühlskörper überschreitet die Grenze zum dritten, zweiten und ersten Grad des Schlafes, um dann in den bewusst wachen Lebenszustand zurückzukehren und in Bewusstsein überzugehen.
Das ist das Wachwerden, wobei die stofflichen Organe ihre Funktion wiederaufnehmen.
Der fünfte Grad ist die Abstimmung, in der sich die Trennung von Geist und Stoffkörper vollzieht und das Gefühl in den Geist übergeht, was das Austreten aus dem Körper möglich macht.
Erst dann kann sich der Geisteskörper vom Stoff entfernen und kann gehen, wohin er will.
Dann hat der Geisteskörper das halb wache Bewusstsein hinter sich gelassen und der Geist ist in das bewusst Geistige übergegangen.
Den sechsten Grad haben auf der Erde nur wenige.
Dies ist ein erhöhtes geistiges Konzentrationsvermögen, das durch langwieriges Studium erreicht werden kann.
Der Mensch, der über diese Kräfte verfügt und den Stoff zwingen kann entsprechend seinem Willen und seiner Konzentration, kann in einer Stunde mehr Schlaf bekommen als andere in normaler Zeit, die sich auf acht Stunden beläuft.
Dieser Zustand übersteigt den Zustand des Austretens aus dem Körper.
Dennoch werden sie nicht austreten können, wenn sie die geistige Abstimmung dazu innerlich nicht besitzen.
Wenn die Abstimmung stofflich ist, werden sie vom Stoff angezogen, und folglich ist es im Geiste nicht möglich.
So, wie sie fühlen und wollen, so stimmen sie sich ab.
Es ist also ein geistiges Gesetz, was ihre innere Abstimmung auf das geistige Leben ist.
Sie sind durch Konzentration so weit gekommen, aber können sich die Schätze des Geistes nicht zu eigen machen, was du kannst, weil dein Gefühl im Geiste Abstimmung findet.
Deine Abstimmung ist aber die fünfte und grenzt an die sechste.
Diese Versuche haben wir bereits gemeinsam angestellt und du kennst die wunderbare Wirkung, die daraus resultierte.
Es dürfte dir also einleuchten, dass der Mensch nur dann bewusst aus dem Körper austreten kann, wenn er sich im Geiste abstimmt und diese Abstimmung besitzt.
Der siebte Grad des Schlafes ist der Scheintod.
Dann lösen sich die Lebensauren im Geiste auf.
Das ist deutlich am Stoffkörper zu erkennen.
Es gibt sie, die das durch Konzentration und starken Willen erreicht haben.
Ein Beispiel sind die Fakire.
Sie können sich begraben lassen und viele Tage unter der Erde bleiben, ja, sie sind in der Lage, ihr Leben auf Erden zu verlängern und zu stärken, indem sie anderen die Lebenssäfte aussaugen.
Wenn sie sich begraben lassen, wird der Stoffkörper über den Fluidumfaden genährt und instand gehalten.
Um sich in diesen Zustand zu bringen, braucht der Fakir für einige Stunden tiefe Dunkelheit.
Diese Dunkelheit ist notwendig, weil sich die Lebensaura in natürlichem Licht auflöst, infolgedessen er sein angestrebtes Ziel nicht erreichen würde.
Anschließend kann man ihn begraben und er wird noch lange Zeit danach lebend zum Vorschein kommen.
Ihre Konzentration ist messerscharf auf den Stoffkörper eingestellt und sie haben ihn völlig in ihrer Macht und können den Stoff ihrem Willen unterwerfen.
In den finsteren Sphären habe ich dir gesagt, was die Funktion der Lebensauren ist.
Die Auren sind Lebenskräfte, welche den Stoff durch die Gefühlskräfte der Wesen nähren.
Wenn die Lebensauren nicht abgezogen werden können, kann nicht von Scheintod gesprochen werden.
Die Lebensauren sind die Verbindungen zwischen Atem und Gefühl.
Wenn der Mensch lebt, geht der Atem durch die dafür bestimmten edlen Organe, aber es sind die Lebensauren, die das Werk des Stoffes vollenden, und sie sind die Verbindungsdrähte oder -leitungen zwischen Geist und Stoffkörper.
Wenn eins von beiden gestört ist, also der Atem oder die Aura, wird dies den Tod zur Folge haben oder eine Störung verursachen, die zu Herzinfarkten führt.
Dies ist dann eine geistige Störung, die stoffliche Folgen hat, was die Trennung des Geisteskörpers vom Stoffkörper hervorruft.
Der Fakir kann den Zustand des Scheintods also erreichen, weil er dem Stoffkörper die Lebenskräfte entzogen hat, was bedeutet, dass jegliche geistige Wirkung auf den Stoffkörper bis auf ein Prozent der Kraft reduziert ist.
Wenn er in seinen Stoffkörper zurückkehrt, dann dient die Lebensaura als elektrischer Strom, um die Maschine in Gang zu bringen.
Der Stoff lebt also, aber die Funktion ist ihm genommen.
Diese hohe Konzentration zu besitzen ist auch eine direkte mediale Gabe, für die auch geistige Hilfe erforderlich ist, um dies bewerkstelligen zu können.
Wenn sie die Gabe, sich uns übergeben zu können, also nicht besitzen, wird es auch nicht zu erreichen sein.
Ich könnte allein über Schlaf und Traum Bände füllen, um jeden Gefühlsübergang zu identifizieren und zu analysieren.
Ich habe mich bemüht, dir alles zu erklären, damit du deine eigene Abstimmung verstehst.
Ich hoffe daher, dass du alles verstanden hast.
Ich könnte dir erklären, wie der Stoffkörper fordert und zurückgibt, wie der Geist lenkt und seine Funktion ausübt im Laufe des irdischen Lebens, solange er mit dem Stoff eins ist.
Doch später wirst du alles empfangen und ich werde dir diese Übergänge erklären, von denen man auf Erden noch nichts weiß und nichts ahnt.
Alle Grade des Schlafs sind bewusste und unbewusste Lebenszustände, und du wirst jetzt begreifen, was mit dir geschehen ist und wie es möglich ist, dass der Stoffkörper es übernommen hat.
Mein Junge, ich danke dir für deinen Mut und deinen Willen, unser Werk zu tun, wodurch du Weisheit im Geiste empfangen wirst, wie sie nur wenigen auf Erden zuteil wird.
Wir kennen und fühlen deinen starken Willen, anderen etwas zu bedeuten, und wir werden nach deinen eigenen Kräften dich Erfahrungen machen lassen.
In einigen Tagen werden auch die stofflichen Erscheinungen verschwunden sein.
Ich habe heute Morgen deine Schmerzen lindern können, als du tief geschlafen hast.
Ich gehe jetzt, mein Junge; neue Probleme wirst du erklärt bekommen.
Du sollst wissen, dass ich dir in allem zur Seite stehe.
Danke Gott für deine große und heilige Gabe.
Dein Alcar.“
Wieder war ein Problem gelöst und er hatte ein weiteres Wunder erlebt.
Wie groß war Alcar.
Er dankte ihm für seine Hilfe und für seine unerschöpfliche Liebe, und auch dankte er Gott für alles, was er empfangen hatte.