Ich glaube, Frederik, dass du dich komplett irrst

René ist jetzt vier Jahre alt.
Und in all dieser Zeit haben wir nichts Besonderes erleben dürfen oder können.
Hans lacht innerlich, er sieht alles als einen hübschen Witz an, was ich mir nicht zu Herzen nehme, weil nun einmal keine Phänomene da sind.
Wir müssen nicht um Ärger bitten, sagte ich.
Aber ich fühlte seine Schulter an der meinen kleben, eine innere Bremse, ein Auge, das funkelte, ein Schritt, der sicherer ging als vor einigen Monaten, ein Ohr, das rot gefärbt nach der Wahrheit fragte, die aber wiederum ein Blinder mit Krückstock sah, so absolut einfach war es.
Er macht seine Arbeit und ich gehe spazieren, habe ein Pferd gekauft genau wie die anderen und gehe ab und zu in den Raum.
Ein wunderbarer Sport ist es, ich liebe Tiere und mit Pferden kannst du reden.
Erica ist ganz und gar sie selbst!
Ihr Leben ist geisttötend.
Sie sucht es bei ihren Tees und reitet genau wie wir ab und zu auf einem Pferd, Karel spricht noch immer über seinen Bauernhof, sein Landhaus, für das er, glaube ich, eisern spart.
Ich bot ihm an, ein Haus von mir zu beziehen, aber das sagt ihm nicht zu, er will dafür arbeiten.
Er ist nicht der Typ, erhaltene Güter als die Seinen zu betrachten.
Ich denke anders darüber.
Du bist befreundet oder du bist es nicht!
Ich setze alles von mir selbst dafür ein!
Die Familie fühlt sich zufrieden, denn es gibt nichts, was ihnen Ärger beschert.
Karel passt nun etwas besser auf seine Patienten auf, es laufen nicht mehr so viele von ihm weg.
Ich glaube, dass etwas mehr Freundlichkeit aus seinem Leben strahlt als früher, er ist offener für seine Kranken.
Ich weiß noch, dass er vor einigen Jahren fand, dass du mit all dem Gerede sowieso nicht weiter kämst.
Nun schwätzt er stundenlang mit seinen Kranken und es gibt schon welche, die für kein Geld der Welt auf ihn würden verzichten wollen.
Und jene Aussage geht rasch von Mund zu Mund und es ist schon lange bewiesen, dass dies die beste Reklame ist!
Gegen dieses Rezept kann nichts, aber auch gar nichts ankommen, dies ist es!
So siehst du, ich bekam auch darin wieder recht!
Und er weiß es, aber du darfst nie darüber reden.
Das hat er noch nicht überwunden, trotzdem sehe ich, dass er für sich selbst und seine Umgebung Fortschritte gemacht hat.
Erica steht nun in seiner Schuld.
Anna sorgt für René.
Sie ist zufrieden und mich sehen sie als einen alten Mann.
Ich gehe wieder zurück zu dem alten Möbelstück.
Manchmal scheint es, dass sie mich für einen Spinner halten, aber einen ungefährlichen.
Ich muss ehrlich sagen, dass nichts an oder von René auf Zurückgebliebenheit hinweist, das Kind ist gesund und damit Schluss.
Erica sieht ihre Schlangen und Bären nicht mehr, das Gejaule des Schakals hat Anna in die Wälder vertrieben, es ist eine Barrikade angebracht worden, von der keiner von allen weiß, wie sie eigentlich zusammengebaut ist.
Regnen tut es auch schon nicht mehr ....
Wenn es draußen stürmt, ist das vollkommen normal und von null und nichtigem Wert für diese so bewussten, sich selbst fühlenden Persönlichkeiten.
Hans setzte noch eins drauf, indem er sagte:
„Ich glaube, Frederik, dass du dich komplett irrst.“
Karel hörte es nicht, Erica schien taub dafür zu sein und ich ging auf nichts ein.
Aber dies liegt schon Monate zurück.
Hans ging kurz nach unseren tiefen Gesprächen für eine Weile aus der Stadt hinaus, schrieb mir jedoch einen kurzen Brief.
„Im Zug, Frederik, schreibt meine Seele dir.
Mann, was bin ich glücklich.
Was für ein Wunder bist du für mich und für alle Menschen.
Du bist ein wahrer Freund, ich will dich nie verlieren, Frederik.
Glaub mir, ich bin nicht sentimental, aber auch ich habe ein Herz, auch in mir lebt menschliches Blut, der Gelehrte und der Mensch sind für dich offen.
Gönne mir etwas Zeit, Frederik ...!“
Einige Monate später jedoch höre ich ihn sagen: Du hast dich, glaube ich, wieder geirrt.
Und dann verschloss ich mich ein bisschen besser, redete nicht mehr so viel, sagte gerade genug, um nicht unhöflich zu sein.
Ich verstand; Frederik denkt .... und Frederik dachte auch, aber an sehr viele andere Dinge, denn ich stand keine Sekunde still!
Stehe ich neben dem Kind, dann erlebe ich Welten.
Es ist, wenn der Junge auf meinem Schoß sitzt, als ob Welten von funkelnder Schönheit für mich aufgehen.
Diese Seele ist elektrisch geladen, nicht mit Muskelschmalz, das wir alle kennen und das der einfältige Mensch so gern besitzen will, dies ist anders.
Du wirst still davon, Ruhe ist es ..... oh, du musst es fühlen können.
Auch Anna saugt sich voll davon; Erica kann das nicht, sie ist nicht offen dafür!
Sie hat das nicht, ihr fehlt dieses Gefühl.
Unterdessen folge ich allem und sehe alles.
Nichts an mir selbst entgeht mir, auch von den anderen nicht.
Ich denke weiter!
Ich fühle weiter und tiefer als gestern, schweige jedoch ... ich bin schon randvoll.
Trotzdem ist da noch jemand, der mich braucht.
Briefe sind nicht da, aber das Büro ist jeden Tag offen, bis spät in die Nacht.
Falls doch noch etwas kommen sollte, das dringend um Erledigung bittet.
Ich bin also auf meinem Posten und vernachlässige nichts!
René ist überempfindsam.
Sein Kopf schrumpft etwas, die Augen sind klar, aber es liegt ein Film darüber.
Hin und wieder sinken die Augen weg, das Licht verschwindet vollkommen, kurz darauf siehst du das Kind wieder anders.
Ich sage dir, das sehen die anderen nicht, mir entgeht es nicht im Geringsten.
René hat jedoch Beseelung bekommen.
Das Kind ergreift alles, was nur zu beschreiben ist.
Bleistifte und Federn musst du von ihm fernhalten, denn er schmiert alles voll: Erica hat alle Hände voll zu tun mit ihm.
Aber das gehört dazu.
Niemand sieht etwas darin, auch Anna nicht.
Nein, sagt Karel, es läuft hervorragend!
Und es geht gut ... alles ist völlig in Ordnung.
René schreibt, das Kind schmiert herum!
Am liebsten hat er bunte Stifte.
Ich brachte einen für ihn mit und nun hörst du jeden Tag: Ich will Stifte haben, Onkel Frederik.
Als er zum ersten Mal jenes „Onkel Frederik“ aussprach, erschrak ich fast zu Tode, wodurch ich Anna ihrerseits erschreckte, obwohl sie nicht verstand, warum ich so weiß wurde.
Sie fragte mich nicht, warum ich erschrak, sie dachte, dass es nicht nötig sei, weil das Kind völlig normal erschien.
Ich erholte mich rasch, so schnell, dass Anna keine Gelegenheit bekam, diese Frage zu stellen.
Aber, dachte ich, jenes „Onkel Frederik“ habe ich schon mal gehört.
Wo war es?
Und siehe, als ich mein Tagebuch aufschlug, las ich es.
Der Klang, die Aussprache, die Betonung auf dem „Onkel“, die Aussprache des F, des r, des k – alles war wie damals.
Nun weiß ich plötzlich, dachte ich, dass Hans Schläge bekommt; René ein geistiges Wunder wird und dass meine Universität bald auf den gelegten Fundamenten weiterbauen kann.
Kurz darauf ging ich wieder spazieren, denn ich wollte den Fall erleben.
Ich notierte:
„Auch wenn diese armen Teufel denken, dass alles gut ist, auch wenn Hans denkt, dass er seine Wette schon so gut wie gewonnen hat und wir Laien akzeptieren müssen, dass wir nichts von Psychologie verstehen, die Finger von derartiger Kunst lassen müssen, dennoch lauern die Tiere in den Wäldern noch auf Revanche.
Unsere Reise hat noch nicht begonnen!
Das ist es!“
Ich stehe stärker da als je zuvor.
René sprach meinen Namen aus, so wie er es machte, als wir in dieser anderen Welt zur Einheit gekommen waren.
Ich muss nun wohl akzeptieren, dass die Seele dort eine Persönlichkeit ist.
Oh, liebe Güte, was wird es für Opfer geben!
Was für ein Studium ist dies.
Wie tief, und wie Ehrfurcht gebietend.
Oh, Kirche!
Oh, Theologe!
Oh, wie vieles müsst ihr über Bord werfen.
Ich bin so stark, jetzt schon, dass ich darüber weinen kann.
Ich schaue jetzt bereits durch diese Masken hindurch mit einer Kraft, deren Tiefe ich selbst noch nicht bestimmen kann, die aber bald, viel später womöglich, unermesslich scheint und trotzdem menschlich begründet werden kann.
Ich mache weiter ....
Sie denken dort, dass ich wieder eingeschlafen bin, doch das ist nicht wichtig, es gibt mir die Ruhe, die ich brauche.
René zeichnet!
Das Kind zeichnet?!
Jene Zeichnerei ist völlig normal.
Aber für mich nicht!
René sucht!
Aber das sehen sie nicht.
Jedes Kind sucht!
Jedes Kind will schreiben, aber manchmal weist dies auf ein Talent hin.
Und dann ist dies in Ordnung!
René ist ruhig, seine Augen sehen gut aus.
Nicht für mich; sie sehen nicht, dass über diesen Augen manchmal ein dichter Schleier liegt.
Und kurz darauf ist es weg.
Das ist für mich das Fallen und Aufstehen für das Kind, für die Seele, die Persönlichkeit später.
Aber wir warten ab!
Auch ich.
Ich mache einen Strich darunter, unter das, was ich während meines Traums erlebte.
Das ist ein stabiles Fundament!
René ist manchmal sehr wild.
Das Kind steht sicher auf den Beinen, sieht füllig aus.
Es scheint für Glück und ein gutes Leben geboren zu sein.
Bald wird er anfangen, zu studieren, er wird Arzt werden.
Ich muss es erst sehen.
Es schläft gut, dieses Kind von Erica und Karel, es gibt keine Klagen!
Wenn die anderen etwas Zeit übrig haben, hauen wir mit den Pferden ab.
Ten Hove und seine Frau machen auch mit.
Van Stein und Van Hoogten haben zu viel zu tun und finden, es sei ein zu teures Hobby.
Ich verstehe noch nicht, dass dieser Van Stein zurückgekehrt ist.
Karel sagt: „Was musst du machen, wenn diese Leute wie Hunde vor deiner Tür liegen, du kannst sie doch nicht wegjagen?“
Er hat recht, nun hört alles auf, schließlich sind sie Kollegen.
Wenn du Ten Hove auf seinem Pferd sitzen siehst, musst du wohl lächeln.
Dieser steife Kerl auf einem Pferd ist wie ein Schiff im Sturm, er schleudert nach links und nach rechts und sitzt meistens auf dem Hals und er stöhnt beim Reiten.
Du hörst ihn angstvoll wimmern.
Wir amüsieren uns darüber und wollten ihn um nichts in der Welt missen.
Es ist wie ein Kasperletheater.
Er sitzt auf seinem Pferd wie ein Kind auf einem Karussell, er schaut nach links und rechts, ob die Menschen ihn auch sehen.
Es gehört zu seinem Charakter, dass er sich auch sehr lärmig verhält.
Ich sehe ihn als den Mann, der jeden grüßt, aber nun von oben herab.
Schaust du sein Hütchen an, dann musst du lachen, ob du willst oder nicht, so possierlich steht es ihm.
Und seine Krawatte flattert unter seinem Kinn; das passt wie die Faust aufs Auge und er schaut sie fortwährend an.
Seine Frau, der wir den Namen Vinkje gegeben haben, weil sie genauso stolz ist wie er und so von sich eingenommen ist mit ihrer blondierten Haarpracht, reitet hervorragend.
Sie sitzt auf ihrem Pferd wie eine Prinzessin aus der Mottenkiste und ich muss sagen, dass sie auffällt, aber ihr Gesicht bleibt ländlich.
Ten Hove sucht seine gesamte Familie ab, um Namen für die Pferde zu finden, was sich für ihn als nicht so einfach erweist, denn sie sind schon ein halbes Jahr damit beschäftigt.
Wenn es noch ein bisschen dauert, bekommen sie von mir Namen, mit denen sie Spaß haben werden.
Vorerst hat Schnucki – so nennt er sie, obwohl er sie besser Schlucki hätte nennen können, weil sie selten nein sagt zu einem guten Schluck – ihr Pferd „Liefje“ genannt, aber wahre Liebe gibt es nicht.
Liefje macht gerade, was sie will, als ob sie fühlt, was für ein Herzchen auf ihrem prachtvollen Körper sitzt, denn sie ist nicht zufrieden mit ihrer Herrin.
Das ist an allem zu sehen, so unfehlbar reagiert das Pferd.
Mit ihrem Kälbergesicht sagt sie hundert Mal „Liefje“, bis dir schlecht davon wird, bevor die Sporen das Signal zum Aufbruch geben.
Man versteht wohl, dass ich keinen Wert auf diese nichtssagenden Leute lege.
Von diesen leeren Naturen kann mir schlecht werden.
Ich kann nun einmal nichts daran machen, auch wenn ich dagegen angehe, es hilft mir nicht.
Ich glaube, dass es ein Fehler von mir ist und ich werde mein Bestes tun, diesen so viel wie möglich zu bekämpfen.
Hans reitet wie ein Mann aus dem Wilden Westen.
Das hat sein Lieblingstier Peter schon ein Stück Fleisch gekostet und ihn fast einen gebrochenen Hals, sodass er es jetzt etwas ruhiger angehen lässt.
Er hat Talent, ist aber zu verwegen.
Karel erlebt diesen Sport nicht als Kunst: Er sitzt auf einem Pferd, mehr nicht.
Erica reitet besser als Karel, sie hat so ihre eigene Art und Weise, und kein Reitlehrer würde sie darin verbessern.
Sie nannte ihr Tier René, was Karel Unsinn fand, aber sie denkt, dass René es auch dann genießt.
Als Hans sich das Wort „Fledermaus“ entschlüpfen ließ, bekam ihr Leben sofort Beseelung und René war abgehakt.
Es war „Fledermaus“ vorher und nachher.
Es ist schon etwas davon weg, denn es ist jetzt „Mäuschen“ geworden.
Also diese Frauen!
Karels Pferd heißt „Piet“.
Einfacher geht es schon gar nicht.
Hans kaufte natürlich zwei, die Tiere sind wunderbar gut, hervorragende Tiere sind es, sie haben königliche Gestalten.
Das ist Hans!
Man sagt, dass ich das beste Pferd von allen reite.
Erica folgt mir, sie gab mir diese Federn auf meinem Hut und die anderen haben sie zu akzeptieren.
Ich reite!
Ich sitze nicht, ich reite!
Ich finde diesen Sport so großartig schön und gönne es jedem.
Ich sehe niemanden, ich will niemanden sehen, aber ich rolle auch nicht aus dem Sattel.
Ich bin mit dem Tier vollkommen eins, was eine große Empfindung ist, du fühlst jeden Nerv des Tieres in dich selbst kommen, es ist, als ob ich das so starke Tierherz in mir fühle.
Das Pferd spricht zu mir.
Sientje versteht mich, ich brauche nicht zu schreien, es geht alles von alleine, sie hört genau zu und sie macht alles, um es für mich nur so angenehm wie möglich zu machen.
Sientje ist es, nicht ich, die das Talent hat, um diese Einheit aufzubauen, sie stellt sich auf das menschliche Wesen ein und ich folge ihr in allem.
Eines Nachmittags ritt ich alleine los, zuerst im Schritt, dann im Galopp.
Als ich ein schönes Stückchen Boden vor mir sah, stieg ich ab.
Ich legte mich hin und schlief ein.
Zuerst war es Finsternis, allmählich wurde es heller.
Sientje steht neben mir ...
Ich halte das Tier an den Zügeln.
Ich schlafe und erwache wieder.
Eine schöne Landschaft sehe ich ... es ist Sommer.
He, wo ist das?
Bin ich hier nicht schon früher gewesen?
Es sieht aus wie Italien ... eine wunderschöne Ebene, überall Blumen, die Natur von ihrer schönsten Seite.
Eine Ebene sehe ich, überall gut gepflegtes Gras.
Und da vor mir ein Baum, nur ein einziger Baum, voller Blüten.
Ich denke, ich frage mich, ob ich hiervon nicht schon gehört habe.
Und ...?
Und ...?
Was sehe ich da?
Die Kinder.
Ich suche nach René.
Ich sehe ihn nicht.
Was machen die Kinder?
Sie sammeln die abgefallenen Blüten auf, legen sie in farbige Körbchen und gehen weiter, singend, fröhlich, heiter.
Dann dachte ich: Dies ist die „Wiese“ von René!
Ich glaube ihm!
Ich sehe, dass das Kind Wahrheit besitzt.
Aber ich bin im Licht!
Ich bin ihm zwar hinterhergelaufen, aber ich habe es aus eigener Kraft geschafft.
Ich schaue noch kurz, wo die Kinder hingehen, aber sie sind schon weg, ich sehe sie nicht, nirgends.
Ich stehe auf und schaue nach dem Blütenbaum.
Ich sehe und kann fühlen, danach verstehen, was dies zu bedeuten hat.
Ich bin so glücklich!
Was für ein Prachtstück von einem Baum.
Dies ist ein Mensch!
Wenn ich und du so in den Blüten sitzen, mit diesem gemähten Grasfeld um uns herum, mit dieser Sonne und diesem blauen Himmel über uns, diesen strahlenden Blüten, kannst du sagen: Ich bin alle Schwierigkeiten los, ich bin reif, ich bin „geborener Frühling“!
Dann wurde es Abend für mich und ich konnte nichts mehr sehen, aber kurz darauf war ich hellwach.
Ich schaute mich um, wo war Sientje?
Hinter mir lag das Tier, es schaut mich mit den Pferdeaugen bewusst und sprechend an und springt auf.
Ich weine ... ich kann nichts dagegen tun, Sientje ist fast wie ein Mensch!
Ich gehe weiter, denke weiter an die „Wiese“ und fühle das Glück in mir wachsen.
Daran hat dieses edle Tier ebenfalls Anteil, weil es sich so verhalten will, wie Menschen es von ihm verlangen.
Ich fand mich nicht kindisch, sondern unheimlich ätherhaft, so, wie ich seit Jahren nicht gewesen war.
Ich sah und ich lebte nun schon in der reinen Klarheit ... ich konnte akzeptieren, dass alles gut ging ... ich musste lediglich abwarten!
Als ich einige Tage später Hans erzählte, was mir geschenkt worden war, gab Hans mir eine kalte Dusche, indem er sagte: „Frederik, du brauchst einen Schnaps, du verlierst dein männliches Bewusstsein.“
Ich dachte: „Merci, Hans, wir sprechen uns später schon noch.“
Und sofort danach sagt er:
„Denkst du, Frederik, dass ein Pferd den Charakter eines Präriehundes bekommen hat?“
„Was .....“
Ich schwieg und dann folgte:
„Ich sage es verkehrt, erschrick aber nicht.
Ich meinte etwas ganz anderes.
Ich meine: Bekommt das Pferd durch den Charakter diesen Körper?
Oder, umgekehrt, durch den Körper diese Persönlichkeit?“
Ich antwortete nicht und er sagt noch:
„Es ist mir heiliger Ernst, Frederik.“
Meine Seele weigert sich, aber trotzdem kommt kurz darauf über meine Lippen:
„Ich weiß es nicht, aber ich glaube, dass alle tierhaften Organismen dem inneren Leben Gestalt und Persönlichkeit geben.
Das soll heißen, dass die Seele des Tieres den Organismus bestimmt!“
Nun fragt er erschrocken: „Was sagst du?“
„Ich habe dir etwas aus der Mottenkiste erzählt, Hans.
Ich weiß es jetzt nicht mehr.“
Schweigen, in dem das Gefühl zu mir kommt ... Verlust!
Das war damals, jetzt ist alles anders.
Trotzdem fordert er:
„Mach mal damit weiter, Frederik?“
Und siehe da, das ist der alte Hans.
Er sagt selbst etwas, ich höre:
„Du darfst nicht vergessen, Frederik, ich bin wahnsinnig beschäftigt.“
„Ich weiß, Hans, ich sehe es.“
„Und?“ „Die Seele bestimmt den Organismus, Hans, ich glaube, dass es so ist.“
„Gilt das für alle Tiere?“
„Kann ich dir nicht beantworten.
Ich glaube es schon!“
„Und hat das Tier eine Seele, Frederik?“
Ich warte einen Moment, dann kommt: „Ja, eine unbewusste, verglichen mit unserer Seele.
Aber sie kann denken und fühlen wie ein Mensch.
Nimm Sientje, zum Beispiel.“
„Was meinst du eigentlich, Frederik.“
„Ich will dir sagen, dass auch die Tiere nahe in unserer Umgebung eine eigene Selbstständigkeit erobert haben.
Ich denke sogar, dass es möglich ist, verschiedenen Tierarten menschlichen Verstand zu geben.
Nimm beispielsweise einen guten Hund und, nicht zu vergessen, eine Brieftaube.
Du findest den Nachhauseweg nicht, wenn du einen Schnaps intus hast.
Dann landest du bei den Nachbarn, Hans, mit zerrissener Hose und zerfetzter Jacke, die Hände zerschunden und blutig.
Das passiert einer Taube nicht.
Das weist meiner Meinung nach darauf hin, dass so ein Tierchen nahe beim menschlichen Bewusstsein steht.“
Ich schaue ihn an, dann fragt er beklommen:
„Wer hat aus der Schule geplaudert, Frederik?“
„Du hast mich nicht gesehen, Freund, Arzt, und deine Kollegen haben mich genauso wenig gesehen, aber du hast mich fast über den Haufen gerannt.
Glaub mir, auch wenn du dir den Hals gebrochen hättest, hätte ich keinen Finger krumm gemacht.
Ich wollte sehen, ob du etwas lerntest.
Ich möchte dir sagen, Hans: Schnäpse helfen dir nicht, wenn du keine Medizin daraus machst, wirst du sturzbetrunken.
„Sieh da, Frederik, das hat gesessen!“
„Danke!“
„Aber mach mal weiter.“
„Gehen wir auf die Theosophen ein, Hans, dann würdest du ihnen wahrscheinlich recht geben.
Ich jedoch denke anders darüber.
Wenn du das tierhafte Herz in dir schlagen fühlst, wenn die Seele des Tiers über das selbstständige Ich spricht, welches wie unser Ich eine eigene Welt zu repräsentieren hat, musst du wohl akzeptieren, dass auch sie zum All zurückkehren und mit uns Sein Ich repräsentieren.
Ich fühle, dass dieses Leben eine abgelegte Hülle von uns selbst ist!“
„Was sagst du?“
„Weiß ich nicht.
Das hättest du festhalten müssen.
Es verlief abseits von mir, es hat nichts mit meinem Denken und Fühlen zu tun.“
„Dir kann man nicht nahekommen, Frederik.“
„So ist es nicht, Hans, es ist anders, aber ich stehe außerhalb davon.“
„Du bist ein seltsamer Kerl.
Ich kann dir nicht mehr folgen, Frederik.“
„Ich mir schon, Hans .... ich sehe Spalte .... Aber die Kreuzchen haben ihren Hals gebrochen.
Ich werde dir mal was sagen, aber dann musst du gut zuhören.
Tiere und Menschen sind eins, Hans.
Hast du je über diese Sachen nachgedacht?
Dich nie gefragt, warum Tiere keine Geisteskrankheit kennen?
Natürlich, es gibt Tollwut, aber ist das Wahnsinn?
Ich glaube nicht, dass ein Tier besessen ist.
Wenn du siehst, dass wir Menschen zu viel Aufhebens um unser erworbenes Ich machen – schau doch diese beiden Unglücklichen dort vor dir an –, wirst du ganz anders darüber denken und erst dann kannst du Vergleiche anstellen.
Das Tier ist in allem es selbst geblieben.
Aber, Hans, siehst du denn nicht, dass das Tier frei von niederen Gefühlen ist, von niederreißender Mentalität, dem so bekannten menschlich tierhaften Getue?
Ich beginne, zu fühlen – hör gut zu –, dass alles Leben aus einer einzigen Zelle entstammt.“
„Aus einer einzigen Zelle?
Aus Gott also.“
„Das versteht sich von selbst ....
Aber folgst du der Evolution, dann kommst du wieder zu dir selbst und dahinter lebt Gott.“
„Worauf willst du hinaus, Frederik?“
„Habe ich dir nicht gesagt, dass ich dabei bin, mich selbst und das Tierreich, die Natur, kennenzulernen?
Wenn du von deinem eigenen Schloss freikommst, Hans, bekommst du Kontakt mit dem Raum.
Ich stehe erneut in Blüte, aber diese ist noch schöner als die erste.
Wenn du den ersten Baum siehst, du davon alles gesehen hast, wirst du fühlen, dass du dich evolutionär entwickelst, und du bist nie mehr auf dem Holzweg.
Jetzt geht es wie von alleine, aber du musst erst da hindurch, was nicht so einfach ist.“
„Was meinst du eigentlich mit dieser einen einzigen Zelle, Frederik?“
„Das ist das Entstehen des Lebens, Hans.
Wo es angefangen hat, weiß ich noch nicht.
Was die Theosophen darüber denken, kann alles sehr schön sein, aber ich gehe meinen eigenen Weg.
Wenn ich Kontakt mit dem Übernatürlichen für das Universum bekomme .... ja, was dann?
Was dann?
Eines weiß ich, das Blut meines Körpers sehe ich in allem wieder, auch wenn es dort eine andere Farbe hat.
Und was das nächste Stadium betrifft, das erzählt Sientje mir wohl, sie ist schon sehr damit beschäftigt.
Auch ein Hund und eine Katze haben dir nun nichts zu sagen, und eine Brieftaube und die höchste Art, eine Nachtigall beispielsweise, nicht zu vergessen.“
„Du bist weit vom Vertrauten entfernt, Frederik ...
Gehst du nicht zu weit?“
„Hast du an einer meiner Handlungen etwas feststellen können, dass ich mich anormal verhalte?
Dafür sorge ich, Hans.
Aber du lebst irgendwo anders, du bist in einer anderen Stadt.“
„Das erinnert mich an irgendwas, Frederik ....
Nächste Woche werde ich die Stadt für ein paar Monate verlassen ....
Leipzig, Berlin, Wien ..... diese Städte rufen mich.“
„Wenn es erforderlich ist, musst du gehen.
Ich höre wohl von dir.
Grüße mir Wien ....
Geh zu Franzel Kersten.
Trink seinen Stinkenbrunner auf meine Rechnung .....
Aber nicht zwei Liter, Hans, dann bekommst du einen starken Schwips ... mein Himmel, was für eine Zeit war das dort.“
„Komm mit, Frederik.“
„Nein, das nie .... ich darf keine Sekunde weg.
Meine Tauben sind als erste drinnen, denke ich, und dann muss ich losrennen.“
„Du bist unbezahlbar, Frederik.
Ich werde jetzt ein wenig traben!“
Und der Wilde reitet wieder los.
Peter ist wie ein rasender Sturm!
Wenn das nur gut geht!
Auf keinen Feldern oder Straßen ist Hans zu sehen.
Die anderen denken schon, dass er sich den Hals gebrochen hat, aber als wir bei der Gartenwirtschaft ankommen, um eine Tasse Tee zu trinken, sitzt der Herr dort wie ein Lausbub.
Peter treibt, das Tier mag das gern, es will die Ebene sehen.
Kein Pferd für diesen Boden, es liebt die Wüste, das Vollblut ist glücklich.
Hans nicht ...
Er grübelt, aber ich weiß, aus welcher Ecke der Wind weht.
Er achtet etwas mehr auf die Frauen als früher.
Schau, denke ich, dafür musst du nach Wien ....
Da musst du nun selber zusehen.
Er geht wegen seines Studiums, den Rest sehe ich wohl, aber dies gehört dazu.
Es kommt ein Fest .... ein Schwein soll geschlachtet werden ... eine Menge Betriebsamkeit und Lärm bekommen wir zu sehen und zu hören.
Ich gehe meinen Weg!
Die Tiere bringen uns nach Hause, jeder geht seines Weges, um seine Aufgabe zu erfüllen ... es ist nichts dabei, das Leben ist geisttötend.
Aber unterdessen arbeite ich an meinem Tagebuch ..... ich werde die Dinge deutlicher sehen; was früher in einen Nebel gehüllt war, liegt jetzt im Sonnenschein.
Wo ich auch hinschaue, sind Blüten.
Das wird Zukunft sein.
Nichts kann mich aus der Spur stoßen, ich werde weiter abwarten, weil es der Mühe wert ist.
Ich werde ausdrucksvolle Gerechtigkeit sehen, universelle Einheit in allem; was für uns Menschen Ärger und Elend ist, enthält Gottes Kern, Sein Allsehendes Auge, Seine Persönlichkeit.
Das größte Glück lebt unter dem menschlichen Herzen, wie ein Band, das kein Mensch zerreißen kann, der ausschließlich „Liebe“ ist!
Nach meinem Tagwerk gehe ich spazieren.
Nun danke ich Ihm, dass ich die Mittel besitze, um spazierengehen zu dürfen.
Ich brauche mich um nichts zu sorgen.
Ich beginne, zu verstehen, dass mir dieses beschieden ist.
Alles hat einen eigenen Zweck, wurde im Voraus berechnet.
Ich denke nun für Tausende von Menschen, die selbst zu faul dafür sind, die sich im alltäglichen Leben aufgelöst haben.
Ich werde erneut eine kurze Ruhe fühlen, eine Vorbereitung auf das andere, das kommen wird ....
Ein Stück Weges ist es, wo du kurz anhältst, um die Zukunft zu überblicken, etwas zu essen und zu trinken und um nachzudenken.
Ich weiß nun, dass ich alles sich setzen lassen muss, (dass) es jedoch Teil von mir selbst ist!
Es gibt keinen einzigen Menschen auf dieser Welt, der mir dies nehmen kann.
Im Saal ist Pause .... die Leute bekommen ihre Tasse Tee und rauchen ihre Zigarette, genau wie wir alle, die mitmachen, um das Stück ihres Lebens zu gestalten.
Am Stimmengewirr dort draußen hörst du, wie sie darüber denken.
Soeben kamen schon Blumen.
Ich habe sie dem kleinen René geschenkt und du wirst sie sehen, wenn der Vorhang auf ist.
René ist nun fast sechs Jahre alt .... das Kind zeichnet und schreibt auf seine Art und Weise.
Anna brachte ihm das Herumklecksen bei.
Noch kurz und wir machen weiter ...