Wenn Rembrandt van Rijn noch lebte, Onkel Frederik, würde ich Unterricht bei ihm nehmen

Wir haben heute einen Festtag, wie wir noch keinen erlebt haben, so unglaublich ist es.
René ist einundzwanzig Jahre alt geworden und Hans, wie kann es sein, hat genau an seinem Geburtstag neu geheiratet, ein Kind, so schön, so lieb, etwas so Außergewöhnliches, dass wir alle sie als ein Geschenk aus einem Himmel betrachten!
Und dieses Kind gehört im Grunde nicht zu Hans.
Es ist eine Sünde, wenn ich es sage.
Ich muss ihm jenes Glück gönnen.
Das tue ich auch, aber Hans selbst sagt: Ich weiß nicht, womit ich dies verdient habe ..., so wundervoll ist Elsje.
Das gute Kind ist zwanzig Jahre jünger.
Hans sieht das als einen Flecken auf seiner Maske, Sprenkel sind es, die quälend präzise ein dahinwelkendes Gefühl zurücklassen und wie eine wunderschöne Vase mit Blumen auf den Brauttisch gesetzt worden sind, woran kein Mensch etwas verrücken kann.
So natürlich wie möglich sind diese Blumen, ist das Ganze dort platziert worden und auch noch mitten vor seiner Nase.
Sie müssen es beide anschauen, ob sie wollen oder nicht, es steht da!
Und das ist kein Geschenk von einem von uns, Hans selbst stellte dieses auf den Tisch.
Wir durften es bewundern und fanden alle, es sei ein Wunder, so etwas Schönes siehst du nicht jeden Tag.
Als wir uns an dieser Lieblichkeit vollgesogen hatten, akzeptierten wir selbstverständlich, dass es so sein musste und beugten unsere Köpfe vor diesem Gesetz, dieser Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen.
In Hans’ Schloss feiern wir heute ein Fest.
Hansis banale Vergnügungen sind vollkommen ausgelöscht.
Hans holte dieses Kind, dieses Juwel menschlicher Schönheit, irgendwo aus dem Achterhoek.
Du glaubst es nicht, aber von bäuerlicher Herkunft ist keine Rede.
Elsje ist dreiundzwanzig Jahre alt und Hans, mein Himmel, ich habe mich obendrein noch geirrt, er ist fast fünfundvierzig.
Dieses Wunder, dass so früh Professor wurde, hat ein anderes, aber menschliches Wunder zu sich hinzugefügt und ist damit eins geworden.
Wenn du Elsje siehst, musst du wohl denken, dass dieses Kind eine ererbte Natürlichkeit besitzt, die mich als Kenner des weiblichen Geschlechts – auch wenn ich sehr wenig damit zu tun gehabt habe – innerlich streichelt, mir gut tut.
Sie ist wie eine knospende Blume und ich versichere dir, dass sie jetzt schon Sandalen trägt!
Jetzt schon ... und doch noch so jung.
Sie besitzt ein Alter, eine Stimme, die dich vor das räumliche Gerede von Blumen aus ein und derselben Farbe stellt ..., honigsüß ist diese Stimme, mit einer natürlichen Wärme, durch die die allerersten Soprane entstanden, die dir das „Lied des Raumes“ interpretiert, wenn du für geweihte Musik offen bist, wie Sebastian Bach sie gemacht hat und für uns Sterbliche hinterließ.
Elsje ist ein großes Wunder!
Sie singt betörend.
Sie könnte die Welt erobern, aber sie tut es nicht.
Verstehst du das?
Ich nicht, aber möglicherweise komme ich wohl noch dahinter.
Sie ist wie ein Schmetterling, blau und rosa, tief rotbraun gefärbt, wie du sie in den südlichen Ländern siehst, wo solch ein Tierchen die universellen Farben bekommen hat und wogegen die Unseren im Vergleich bloß armselig sind.
Elsje ist es!
Sie macht auch Gedichte.
An ihrem Hochzeitstag las sie uns solch ein kleines Gedicht vor.
Ich schrieb es selbstverständlich auf und hob es auf für später.
Hier ist es:
„Ich bin so still, aber wodurch?
Ich bin so glücklich, aber warum?
Bin ich Leben?
Bin ich Seele?
Bin ich Geist?
Ich lege alles in deine Hände – für dich lebe ich am meisten.“
Und später an diesem so wundervollen Abend hörten wir noch:
„Ich will die Stille in mir sehen, fürwahr!
Ich will diese Stille sehen als Raum, und wenn ja,
Wo werde ich dies alles finden können?
Ich suche, ich lebe, ich bin wie ein Wind, ich will geben!
Ich will den Tag sehen in der Nacht
und wenn es geht, sein Geflüster in der „Ewigen Nacht“ vernehmen ...
Ich will den Winter kennenlernen
Sommer, Herbst und Frühling ...
Wenn Gott es will, wenn Er es will ...
Bin ich bereit?
Ich singe mein Lied
Ich meinte, es dadurch zu tun,
dass ich alles gebe, alles schenke.
Sehe ich Ihn dann
über allem sich heraushebend?
Getragen sein ... für jeden offen ...
Werde ich es empfangen?“
Ich sah, dass Renés Augen fast aus den Höhlen traten vor Glück.
Und Hans gönnte es ihm, genau wie wir alle.
Die Jugend sah, wie die Jugend sich offenbarte.
Elsje ist eine alte Frau ...
Sie liebt Hans, sie ist offen und sich ihrer Liebe zu einem älteren Mann bewusst, sonst, ich weiß es, würde dieses Leben zusammenbrechen.
Hans kam ehrlich zu mir – Karel und Erica waren dabei – und fragte:
„Würdet ihr meinen, dass ich dies tun darf, Jungs?
Bin ich nicht zu alt für dieses Kind?
Was denkt ihr?
Ihr wisst es, sie ist eine Offenbarung und sie weiß, was sie tut ...!“
Wir sagten: Das musst du selbst wissen, Hans.
Das musst du mit dir selbst ausmachen.
Wir wissen, dass Elsje dich wunderbar findet.
Geh deinem Glück entgegen, Hans ... akzeptiere es als ein Göttliches Geschenk.
Mehr ist nicht dabei!
Also heiratete Hans Elsje.
Und wir alle sind ihre Freunde.
Wenn sie nur eben konnte, war sie bei uns.
Bevor dieses Fest stattfand, logierte sie bereits einige Wochen bei uns, weil Hans aus der Stadt fort musste und seinen Lotus nicht allein zurücklassen wollte.
Elsje wusste, was sie tat.
Ich sprach mit ihr darüber.
Ich bekam ihre Antwort, ihr Fühlen und Denken, bevor sie damit beginnen würde.
Hans sagte mir mal:
„Ich wage es fast nicht, dieses Kind zu berühren, Frederik.
Ich schäme mich, aber soll ich dieses Leben ins Unglück stürzen lassen?“
Es steckte natürlich eine Nuance, ein Knacks darin, weil Elsje nicht verstanden und wie ein Bauernmädchen behandelt wurde.
Hans zauberte Elsje in nur wenigen Monaten um in eine Dame.
Das war es, wodurch Elsje Hans akzeptierte, ihn sah wie den Frühling, den Herbst, den Winter, den Sommer und ihren Gott, denn gläubig ist sie!
Die Bauernfamilie, aus der sie geboren ist, lacht und schwärmt nicht mehr auf dieser Welt, sondern von der anderen Seite des Grabes aus, sodass dieses waisenkindartige Gefühlsleben ihr Scherflein auf die bekannte Weise beisteuerte und sie und Hans ihren Sprung wagen konnten.
Alles zusammen machte, dass diese beiden Menschen einander auffangen würden.
Hans, ehrlicher und rechtschaffener Mann, der er nun ist, will nicht damit beginnen, aber Elsje sagte zu ihm:
„Du siehst mich als ein junges Kind, aber das bin ich nicht.
Du denkst, das geht sowieso nicht gut, aber dafür werde ich schon sorgen.
Ich will keinen Grünschnabel ... ich bin innerlich alt.
Du schickst mich doch nicht weg?
Ich habe dich lieb, Hans.
Was kümmert es mich, dass du verheiratet gewesen bist.
Nichts, Hans, nichts?
Ich habe immer auf einen Arzt gehofft.
Immer!
Glaube mir doch, wir werden es wunderbar miteinander finden.
Glaubst du mir, Hans, mein Junge?
Hast du mich lieb?
Wenn du mich nur ein kleines bisschen liebst, bin ich schon glücklich.
Ich werde eine Frau, eine Schwester, eine Mutter für dich sein.
Ich kann das, denn ich bin schließlich alt, ich habe schon so viel gelernt.
Wenn du mich hier zurücklassen willst, dann mache ich meinem Leben ein Ende, ich gehöre hier nicht her.“
Und so weiter ...
Hans ließ mich einige Briefe lesen und ich sagte darauf: Tu es ..., mache dieses Leben glücklich.
Auch du hast ein Recht darauf.
Ich schaue heute alle meine Kinder an.
Erica schenkte Elsje ein prachtvolles Gewand, René eines seiner schönen Blumenbilder, denn er ist ein guter Maler geworden, auch wenn er noch immer lernt und wir es noch lange nicht geschafft haben.
Ich gehe zurück in Gedanken, ich sehe ihn vor mir, als wir ihn aus der Einrichtung holten und er mit seinem neuen Leben beginnen konnte.
Ich ging am nächsten Tag mit ihm nach Amsterdam und zeigte ihm die Werke der alten Meister, die des Rembrandt.
Er ließ sich entschlüpfen: „Wenn dieser Rembrandt van Rijn noch lebte, Frederik, würde ich Unterricht bei ihm nehmen.“
„Das würden viele wollen, Junge, aber dieser Übernatürliche ist nicht mehr da.
Und?
Wir können auch mit anderen zufrieden sein, das Allerhöchste, René, schlägt dich nur zu Boden.
Lass es etwas ruhiger angehen und suche nicht zu hoch, sonst müssen wir bald unseren Tribut bezahlen.“
Er war nicht von den Meistern wegzuschlagen.
Er bekam nicht genug davon.
Unterwegs versank er in eine eigene Welt und ich konnte ihn nicht mehr erreichen.
Diese Welt war für mich völlig verschlossen.
Als wir fast zu Hause waren, sagt er:
„Und jetzt will ich so zeichnen und malen lernen, wie es sich gehört, Frederik.
Wie kommen wir an einen Lehrmeister?“
„Ich schicke dich auf eine Akademie, René.
Du musst dort erst zeichnen lernen.
Und dann ein wenig anatomischen Unterricht.
Unterdessen lernst du deine eigene Sprache richtig.
Ich weiß wohl, das ist nicht so einfach für dich, aber das ist für deine Zukunft dringend notwendig.
Du kannst in dieser Gesellschaft nicht leben, ohne deinen Namen schreiben zu können.
Das ist eine erste Anforderung.
Machst du das?“
„Ich werde es versuchen, Frederik.“
„Ich helfe dir ja.
Die Bücher sind schon da, wir werden also mit zwei Dingen zugleich anfangen, aber das eine hilft dem anderen.
Du gehst nächste Woche mit mir nach Amsterdam.
Dort suchen wir einen Lehrmeister für dich auf.
Zu Hause wirst du studieren.
In unserem Viertel suchen wir einen Sprachlehrer, der dir anständiges Holländisch beibringt.
Und wenn es möglich ist, bald noch eine andere Sprache dazu.
Wenn du später mit mir in den Osten willst, musst du gut Englisch sprechen, sonst hast du nichts davon.
Ich müsste dir dann all diese großartigen Sachen erklären, weil du die Sprache nicht kennst, und dann ist das Schöne daran von vornherein weg.
Unseren Freunden dort tust du einen großen Gefallen damit.
Ich verspreche dir, wenn du dein Bestes tust, machen wir diese unglaubliche Reise.
Sehnst du dich nicht danach?“
„Und ob, Frederik.
Ich werde alles dafür tun.“
Wir zu einem Lehrmeister.
Ich fand, was ich haben wollte.
Der Mann hat angefangen und René tat sein Bestes.
Er machte daraus, was man daraus machen konnte.
Das erste halbe Jahr war eine Qual für ihn.
Wie er auch wollte, der Stoff blieb nicht hängen.
Heulend kam er mich immer besuchen und dann standen wir vor Problemen.
Ich sagte ihm:
„Siehst du, René, alles, was wir Menschen noch nicht kennen, ist schwierig zu lernen.
Und wenn wir einmal angefangen haben, bringen wir das zu Ende.
Bald geht es von alleine.
Wenn du nur erst die Grundlage im Griff hast.
Eines sage ich dir, wenn du denkst, dass du herumschludern kannst, ziehe ich mich von allem zurück.
Ich lasse dich dann vollkommen allein und dann musst du aber zusehen, was daraus wird.
Aller Anfang ist schwierig.
Du bekommst nichts geschenkt, für alles in unserem Leben müssen wir das Beste einsetzen.“
Er fragte mich dann, wo ich meine Sprachen gelernt hatte.
Ich machte ihm klar, dass ich in der Schule die Grundbegriffe des Französischen, Deutschen und Englischen gelernt hatte, wofür ich mich voll und ganz hatte geben müssen, und dass ich später, in der Fremde, andere Sprachen gelernt hatte, die du gewissermaßen geschenkt bekommst.
Er würde alles tun, um etwas daraus zu machen.
Und wir durften nicht klagen.
Er hat etwas in sich, wodurch er alles überwindet.
Ich dachte in diesen Jahren nicht mehr an geistiges Suchen.
Ich setzte mich mit ihm für dieses Studium ein.
Wir erlebten die holländische Sprache miteinander.
Karel, Erica und sogar Anna, die genau wie er anfing, Holländisch, Englisch, Französisch und Deutsch zu lernen – fanden Vergnügen daran.
Am Tisch sprachen wir über unsere eigenen Sprachgewohnheiten, was dann auch nötig war.
Wir halfen einander, René da hindurchzuschleppen.
Und mit dieser gemeinsamen Hilfe konnte sein Lehrer zufrieden sein.
Unterdessen kehrte er von Amsterdam zurück, mit seinen ersten Kunststunden.
Es stellte sich heraus, dass er dort lange nicht der Schlechteste war.
Von seiner Vergangenheit war überhaupt nichts mehr zu sehen.
Die Jungen und Mädchen seiner Klasse fanden ihn ein wenig still und schwermütig, aber die Güte, die Sanftheit, das Kameradschaftliche in ihm übertraf alles und machte, dass man das andere nicht sah, es akzeptierte als etwas, was sein musste.
Ich wusste, so läuft es gut!
Weder ich noch jemand von uns sah das andere, wir kannten dieses Leben!
Dieses Schwermütig-Sein war für mich die tiefe Wahrhaftigkeit dieses Lebens und Wesens und (es) wird sich einst für uns und viele offenbaren müssen, in ihm drückte etwas, lebte etwas, was eine Maske auf hatte, das sich aber früher oder später als der tiefere Kern für Seele und Geist erweisen sollte.
Wer ihn sah, fühlte dies nicht.
Aber in seinen Augen, die vielsagend waren, sahst du manchmal ein Funkeln, einen Schatten dessen, was ich erwartete.
Haben nicht alle Menschen Schwermütigkeiten in sich?
Fühlen wir nicht alle Stille zu gegebener Zeit?
René ging Tag und Nacht gebückt darunter, sogar in seinem Schlaf, er ernährte sich durch (die Stille), doch dann waren es innere Seufzer oder es war Entspannung für das, was noch kommen sollte.
Nach einem Jahr konnten wir sagen, dass es gut lief.
Störungen haben wir nicht mehr gekannt.
Einige Stunden durfte ich sein inneres Leben genießen.
Eines Mittags, das Wetter war schön, mitten im Sommer, lagen wir zusammen im Wald und schliefen ein.
Wir hatten einen langen Weg hinter uns, wir waren über die Heideflächen spaziert ..., hatten uns von der Sonne bräunen lassen, ein wenig über Kunst und alte Meister geredet.
Dann fielen unsere Augen zu und wir gingen in den Schlaf.
In diesem schattenreichen, natürlichen Wesen, diesem Waldleben, hörte ich ihn plötzlich zu mir sprechen.
Ich wurde wach und sah, dass er noch schlief, aber seine Lippen bewegten sich, leise sprechend.
Ich beugte mich über ihn hin und lauschte auf das, was er zu sagen hatte.
Zuerst wollte ich nicht damit beginnen, aber dann musste ich wohl akzeptieren, dass dies keine innere Träumerei war, sondern dass seine Seele sich mir manifestierte, ich hörte ihn sagen:
„Ich flüstere ..., hört Ihr das?“
Ich antwortete, ebenfalls flüsternd: „Ich höre Euch, ich warte, ich bin schon so lange wartend.“
„Dann werde ich Euch mein erstes Wort schenken.
Wisst Ihr, wie Ihr mich wecken könnt?“
„Das weiß ich noch nicht, sagt es mir jetzt, wenn es möglich ist.“
„Hört zu.
Ich bin erwachend.
Ich bin dabei, zu erwachen.
Aber Ihr werdet mich aus eigener Kraft nicht sehen und nicht erleben können.
Fühlt Ihr, wozu Ihr in der Lage seid?“
„Sagt mir, was es ist.“
„Hört zu ..., wenn ich einundzwanzig Jahre alt bin ... und Ihr wieder erleben werdet, dass Ihr mit mir draußen (im Freien) zur Einheit kommt, wendet Ihr Eure Kräfte an.
Ihr werdet abwarten müssen, bis ich dieses Alter erreicht habe.
Nicht früher wendet Ihr Eure Hypnose an!
Hört Ihr mich?“
„Ich höre Euch.“
„Dann werdet Ihr mir jetzt die Worte vorsagen ...
Was habe ich gesagt?“
Ich erzählte, was ich gehört hatte.
Dann kam noch:
„Wie wir in Isis waren, wie wir Isis erlebten, (so) werden meine Leben zu Euch sprechen.
Ihr werdet mich zwingen, den Raum zu erforschen.
Ihr werdet durch mein Leben die Gesetze erklären.
Dadurch bauen wir an einer Universität.
Ihr habt alle Fundamente bewahrt?“
„Das habe ich.“
„Dann ist es gut.
Also, durch Hypnose!
Allein durch Euren auferlegten Schlaf zwingt Ihr mich, von meinem inneren Leben aus zu sehen!
Durch den Schlaf, der kein Schlaf ist!
Ihr werdet warten.
Ihr werdet mich in Ruhe lassen.
Ich werde meine Aufgabe ausführen, ich fühle nun, dass ich es können werde.
Und dann?
Seht Ihr es?“
„Ich sehe nichts.“
„Auch das ist gut!
Ich sehe es!
Ich höre es!
Ich erlebe es!
Oh, meine Göttin?
Zu ihren Füßen legen wir unser Leben nieder.
Ich schlafe und werde bald erwachen.“
Ich dachte: Hiermit musst du dich abfinden.
Mir kann nichts mehr geschehen, ein Irrer hat zu reden begonnen.
„Niemand darf es wissen“, kommt noch.
„Niemand!
Niemand!
Keinen Druck!
Keine Hilfe!
Auch kein Ärgernis!
Nichts, nichts wird dies zerstören.“
„Amen!“, sagte ich.
Während des Denkens schlief ich ein und ich schlief weiter, bis er mich weckte.
„Frederik ... wir müssen nach Hause!“
Der Junge wusste nichts von dem, was er mir dort erzählt hatte.
Nichts.
Ich testete es aus, konnte aber akzeptieren, dass er nicht wusste, was er dort zu meinem Leben gesagt hatte.
Ansonsten gab es keine Phänomene.
Karel und Erica tanzten vor Glück.
Ich bekam in allem recht.
Unser ganzes Viertel tanzte mit uns mit.
Wir achteten wohl darauf, dass kein Gold unter unseren Füßen lag, so dumm waren wir nun nicht mehr.
Wir machten eher gute Dinge dadurch, dass wir einen Boden daraus machten, auf dem man gehen konnte.
René lernte!
Sein Holländisch machte Fortschritte.
Die schlimmsten Zeiten waren vorüber, Rechnen folgte auch noch, aber das lehnte sein Leben mit Bestimmtheit ab.
Wir drängten nicht darauf, dass auch dies notwendig war, jedoch verlangten (wir) nicht alles von seiner zarten Gesundheit, die jahrelang ein Elend durchgestanden hatte, das viel zu groß gewesen war.
Die Kunst erwachte.
Am Anfang musste er Küchengeschirr zeichnen, nur zeichnen.
Aber allmählich bekamen die Linien Tiefe.
Die Noten, die er für seine Arbeit bekam, gaben ihm Auftrieb.
Als der anatomische Unterricht begann, war er der Klassenerste.
Dies liegt ihm sehr, sagte sein Lehrmeister, und er fügte hinzu, dass der Junge sich zum Arzt eignen würde.
Karel dachte kurz darüber nach, ihn auf die Universität zu schicken, aber er musste doch wieder seinen Kopf beugen, weil René absolut nicht in der Lage wäre, sich dafür zu öffnen.
Nein, war sein unerbittliches Wort, das nie!
Und dann, Vater, ich bin zurück.
Ich hole das ja doch nicht mehr auf.
Hierfür ist zuerst eine gründliche Ausbildung auf der höheren Schule nötig.
Und die habe ich nicht.
Mach dir doch keine Sorgen, Vater, ich schaffe es schon.
Und Karel machte sich (auch) keine Sorgen, Erica ebenso wenig.
Alles lief gut.
Ich hatte in diesen Jahren nichts zu tun.
Ich hatte lediglich für ihn und mich zu sorgen, Notizen musste ich für das Logbuch nicht machen, es gab keine.
So konnte ich mich ihm völlig widmen.
Nach dem zweiten Jahr öffneten sich für ihn und seine Kunst andere Aspekte.
Die Klassenbesten durften eine Reise nach Italien machen.
Eine dreiwöchige Tour.
Wir fanden es herrlich für René, dass auch er mit von der Partie sein sollte.
Drei Wochen lang Leere im Haus.
Drei Wochen lang keine Sorgen.
Ich lieh mir von Hans ein paar Pferde und zog auf ihnen hinaus.
Sientje hatte ich verkauft.
Als Karel und Erica in Sorgen lebten, schloss auch ich mich ihnen an und gab mein edles Tier auf.
Hans besaß noch prachtvolle Tiere, was wir alle, wenn wir wollten, genießen konnten.
Auch René hatte ich das Reiten beigebracht, aber er gönnte sich keine Zeit dafür.
Das Malen nahm ihn völlig in Anspruch.
Aus Italien bekamen wir wunderbare Briefe von unserem Kind.
Die Mädchen liefen ihm alle hinterher, aber er nimmt keine Einzige von ihnen.
Er will sie nicht, er träumt, er ist hierfür noch im Schlaf.
Erica findet es wunderbar.
Sie sagt: Dann habe ich wenigstens noch etwas von meinem Kind, wir haben auf so vieles von seiner Person verzichten müssen, obwohl ich ihm alles Glück gönne.
Er sieht keine Mädchen, (die) Kunst ist alles!
Aus Italien kommt er mit vielen Freunden zu unserem Leben.
Erica hat für die Jungen und Mädchen ein großes Abendessen vorbereitet.
Auch wir waren mit von der Partie und die Jüngeren erzählen uns von ihren wunderbaren, dort erlebten Augenblicken.
Bist du schon mal in der Sixtinischen Kapelle gewesen, Frederik?
Als ich ihm erzählte, wo auf der Welt ich so alles gewesen war, die Mädchen und Jungen zu Gegenden mitzog, wo kein Land mehr wuchs, durch Wüsten, über Meere, ein Boot nach dem anderen, einen Tempel nach dem anderen mit ihnen betrat, nahm das Fragenstellen kein Ende mehr und sie verstanden, wie René zu all diesen Geschichten und all dieser Weisheit kam.
Aha, rief eine – ein Schatz von einem Kind, dachte Erica, die beste von all diesen Mädchen –, Onkel Frederik ist es!
Aber Onkel Frederik ließ sich trotzdem nicht überreden.
Als die Kinder weg waren, erfuhren wir von ihm, wie es ihnen dort ergangen war.
Die Wunder in Rom hatten ihn überwältigt.
Die Sixtinische Kapelle war eine Offenbarung für ihn und der Vatikan ..., den sie hatten betreten dürfen, war genauso schön wie alles andere.
Er fragte sich lediglich, warum der Heilige Vater nicht in die Welt hinaus ging.
Er könnte so vieles dadurch erreichen.
Dieser Gedanke zügelte alles und es kam kein Wort über seine Lippen.
„Was dann hinter seinem Schädel vor sich geht“, sagte Erica, „weißt du nicht, aber ich wüsste es so gern.
Auf diese Art und Weise lernst du ihn nie kennen.
Aber ja, ich habe nichts zu klagen, ich halte schon meinen Mund, oh, Herr, lass es so bleiben!“
Bei jedem Gedanken, der stofflichen Raum bekam, dachte man bei uns nach.
Ich verstand Erica.
Als Mutter wollte sie gern ihr Kind kennen.
Und trotzdem war sie gegenüber der Allmacht dankbar.
Dann gehen wir zu seinem einundzwanzigsten Jahr.
Wir haben unterdessen schon erfahren, dass Hans den Frühling in seinen Kopf bekommen hat.
Als er das schöne gezeichnete Porträt von Erica sieht, entschlüpft ihm:
„He, wer hat das gezeichnet, Erica?“
Es widerstrebt René, seinen Namen unter seine Produkte zu setzen.
Früher haben wir das anders gesehen.
Jetzt ist da etwas, was das verhütet.
Einen Namen siehst du nicht.
Doch auf seinen Studien siehst du einige Kratzer, aus denen du sein Monogramm machen kannst.
Erica sagt:
„Na, Hans, rate mal?“
Hans nennt Namen.
„Nein“, sagt Erica.
„Nein und nein.“
„Wer denn dann, Erica?“
„Unser René, mein bester Hans.“
„Wie kann das sein!
Furchtbar schön.
Gut getroffen, hervorragend, Frederik, meinen Glückwunsch wert.
Ich muss sagen, er macht Fortschritte.“
„Komm doch mal eben mit, Hans, er ist nicht da.
Ich werde dir mal etwas zeigen.“
Renés Zimmer hängt voll.
Hans schaut sich die Augen aus.
Wie findet Hans diese Symboliken?
Frederik, kommst du mal kurz?
Ich bin schon da.
Siehst du das?
Hast du das gesehen?
Hast du dieses auch gesehen?
Komm kurz mit, Hans, schau hier, in meinem Zimmer.
Wie findest du diesen Tempel?
Wie sind diese Ruinen?
Schau mal diese Skizzen aus Italien an.
Schau dies an?
Das menschliche Herz, wenn es schläft, sagt René.
Hier dieses, eine Frucht in der Mutter.
Verrückt?
Ich wollte, dass es Tausende von diesen Dingen gäbe.
Hier, Gehirn?
Schau mal, wie diese Gewebe gezeichnet sind.
Karel hat etwas davon für den Seziersaal mitgenommen.
Sie sind wie fotografiert.
Wunderbar?
Und wir fangen erst an.
Ja, wir dürfen zufrieden sein.
Schlage nun mal das Logbuch auf, Hans.
Geh mal neunzehn Jahre zurück ...
Was sage ich, Hans?
Was fällt mir hier ein?
Mein Gott ... Kerl ..., wie alt bist du eigentlich.
Hans zur Tür hinaus.
Er rennt fort.
Er hat sich erschrocken.
Warum?
Vier Tage später suche ich ihn auf.
Wir sitzen wie eh und je auf unseren Plätzen und trinken ein Glas Wein, die gute holländische Zigarre fehlt natürlich nicht.
Sag mal, Hans, warum bist du so schnell weggelaufen?
Hans rutscht auf seinem Stuhl herum und tut sehr verlegen.
Komm, los, du bist keine zwanzig mehr.
Und dann hörte ich:
„Ja, wie soll ich es dir sagen, Frederik.
Ich glaube, dass ich wieder eine Bekanntschaft habe.“
„Was?
Was sagst du?
Du hast eine neue Bekanntschaft?
Du?“
„Ist das denn so etwas Besonderes?“
„Das nicht, aber ich habe mich darüber erschrocken.
Nimm mal an, dass du wieder eine Katze im Sack kaufst, Hans?“
„Das ist ausgeschlossen, Frederik.
Es ist etwas ganz anderes.“
„Was ist es?
Familienangelegenheit?“
„Das nun auch wieder nicht, sie ist eine Waise, aber wie alt schätzt du mich?“
„Dich ... so gesehen dreiundvierzig.“
„Danke ...“
„Und die Blume?“
„Was dachtest du?“
„Muss ich das wissen?“
„Nun, sag etwas aufs Geratewohl?“
„Vierzig?“
„Weniger.“
„Dann dreißig, zwar etwas zu viel auf einmal nach unten, aber ich wage es.“
„Jünger!
Noch jünger!“
„Das wird heikel für mich, und für dich nicht weniger.
Ich frage dich, wie alt bist du jetzt?“
„Vierzig, Frederik.“
„Du hast das von mir gelernt, wie, aber was willst du, Hans?“
Dann rückte er damit heraus.
Elsje ist ein Wunder und Elsje ist eine Lotusblume.
„Was soll ich tun?
Was rätst du mir zu tun?
Rede mal mit Karel und Erica darüber.
Ich komme zu dir, das ist besser.“
Hans ist älter als wir dachten.
Sie sind knapp fünfundzwanzig Jahre auseinander.
Aber, wie ich schon sagte, sowas kommt von sowas.
Hier sitze ich nun, allein und in Gedanken.
Die Jahre meines Lebens flogen vorüber, zu klagen haben wir nicht.
Und wie ich es betrachte, ist es für Hans nicht schlecht so.
Aber René denkt, glaube ich: Das ist schön, wie ist das schön, wie?
Was für eine Farbe!
Ich höre ihn sagen:
„Elsje“ – wir duzen uns und sprechen anders, wenn wir zusammen sind; wir packen den Stier bei den Hörnern und reden gerade heraus von Mann zu Mann – „Elsje“, höre ich, „darf ich ein Porträt von dir machen?“
Elsje sagt: „Frag das doch Papi, Vater.“
Hans hört diese Worte und kommt schauen.
Was denkst du, Vater?
„Aber Liebling, natürlich.
Wenn René so freundlich sein will!“
Es läuft gut, es läuft zu gut, glaube ich.
Wir erleben ein Glück, das nicht zu fassen ist und das kein Ende hat.
René ist in Gedanken, lebt in seiner Welt.
Nun da Hans einverstanden ist, ist er wieder einige Stücke weitergegangen und dort, da in der Ferne, sehe ich ihn noch.
Für mich ist eine Zeit angebrochen, die mich zittern und beben lässt.
Ich bebe wahrhaftig.
Karel sieht es und fragt:
„Was hast du, Frederik?
Es sieht ja so aus, als hättest du Schüttelfrost.
Komm, komm mit, wir machen uns beiden eine Flasche Champagner auf.
Dann drehst du diesem Schüttelfrost wohl den Hals um.
Wie fühlst du dich, Frederik?
Bist du nicht glücklich, jetzt, da wir so weit gekommen sind.
Sieh nur mal meinen Sohn an.
Frederik, Prost ... auf alles, auf alles, auch auf alle meine Gräben!“
Wir sitzen hier in einer Ecke des großen Hauses, des Ballsaales, in dem Hans lebt, des Harems als solchem ... und wir zwei beiden trinken gemütlich.
Wir holen noch eine Flasche.
Karel redet schon ein wenig „beschwipst“ ... ich nicht, ich könnte wohl zehn Flaschen dieser Köstlichkeit austrinken, es macht mich still.
Und auch hierin habe ich mich noch in nichts verändert.
Je mehr Karel bekommt, umso schöner wird seine Person.
Eben kullern wir in einen seiner Gräben, dann wieder eilen wir die Treppen hinauf und geraten uns in die Haare.
„Was für ein Dreckskerl ich für dich war, Frederik.
Was war ich für ein Buha ...
He, wie komme ich jetzt auf dieses Wort?“
„Schschschttt ...“, sage ich, „Karel, wecke keine schlafenden Hunde.“
„Aaaber wa-was war s’n dann, Frederik?“
Karl redet Platt, wenn er seine Nase glühen fühlt.
Auch das ist herrlich, Blut verleugnet sich nie!
Dann holt er den ganzen Bauernhof hinzu und ist wie ein Kind, ein Lausbube.
Er kullert mit dir durch die Gärten, tritt dich schön von hinten, dass du einen Purzelbaum machst, und macht aus nichts große Dinge.
Erica hat einen Lachanfall ... „Champagner“ sagt sie „bringt dir Fliegen bei.“
René trinkt nicht.
Elsje ja, sie hat einige Gläschen getrunken und Anna gestand mir soeben, dass sie vier getrunken hat.
„Aber ja, Frederik, diese Köstlichkeit schmeckt auch so gut.“
Ihre Augen funkeln, sie schaut mich an, als lägen wir zusammen unter der Pyramide, so weit geht ihr Blick, dass ich ihr gar nicht mehr folgen kann.
Sie sagt:
„Hast du das Täubchen gesehen, Frederik?
Konntest du nicht sehen, wie?
Weiß ich, aber ich habe auch dafür geblutet.“
Sie läuft weg, weil sie meine Antwort verhindern will, ängstlich, dass ich sie noch mehr bluten lasse als sie bereits getan hat.
Aber ich kann nicht anders.
Trotzdem war ich kurz mit ihr draußen.
Wir segelten ... mit einem Boot hinaus, auf einem großen Teich, und allein.
Ich habe ihr dann einige Dinge erzählt.
Das Ende dieses Tages war, dass wir nicht mehr nach Hause zurückwollten.
Ich gehe nicht mehr zurück, sagt sie, ich bleibe nun hier.
Ich gehe nicht mehr von dir weg.
Du reißt einem Menschen das Herz aus den Rippen, jetzt verstehe ich Erica und Karel.
Wir ließen das Boot Boot sein.
Wir ließen die Bohrmaschinen laufen, aber wir selbst lagen unter der Pyramide und waren eingeschlafen.
Es war alles so kindlich und schön, aber ich bekam einen Stich von der Sphinx und brach fast zusammen.
Dann erzählte ich ihr, was ich schon jahrelang bei mir trug, und damit konnte sie wieder nach Hause gehen.
Ich habe ihr versprochen, wenn ich wieder nach Ägypten gehe, kommt sie mit mir mit.
Auch René!
Dann sind wir auf Holländisch eingeschlafen, stundenlang haben wir geschlafen und wir träumten von Fischen im Wasser und Menschen an der Küste, von Blumen in einem Garten, von einem Weihnachtsfest mit Kerzen, (von Brotscheiben mit verzuckerten Anissamen, die für uns nicht mehr gebacken wurden), von Störchen, die keine Kinder bei sich (hatten), sondern Stöcke, schwarz wie Ruß, aus denen man Weihnachtsmänner macht, und von lauter solchen Dingen.
Aber das Ende dieser schönen und kleinen Reise war ein herrliches Abendessen irgendwo auf dem Lande mit einem wundervollen Wein danach.
Dann hatten wir einen Tag gehabt, von dem wir tausend Jahre lang zehren konnten.
Wie zwei dick gewordene Enten watschelten wir nach Hause.
Still kamen wir hinein, aber an der Tür wurden wir von anderen Menschen aufgefangen, die alle genauso verrückt waren wie wir.
Karel schenkte noch eben ein, Erica trug ein neues Gewand, nicht von mir, denn dies hatte sie noch nicht gesehen, dies hat sie erst gestern von mir bekommen.
Das eine, das ich ihr gab, als René nach Hause kam, wagt sie fast nicht zu tragen, so eine Angst hat sie, dass etwas an ihr Leben kommt.
Und so ist es jetzt!
Erica, Karel, Hans und Anna ... wir trinken zusammen Champagner.
René redet nicht, Elsje ist kurz nach oben gegangen und mehr Freunde sind nicht da.
Die Gelehrten aus der alten Zeit hat Hans ausgewogen und (sie) taugen nicht mehr.
Trotzdem kommen bald andere, aber das sind Hans’ Sanitäter.
Sonja kommt auch, der alte Piet und die Cousine ebenfalls.
Auch Frau Van Soest, hingegen unsere teure Falkenstein ist verhindert und krank.
Hans hat ihr Blumen bringen lassen und Elsje Kuchen und Torte.
Sie muss mitmachen, niemand ist vergessen worden.
Hans hat die Tenhoves ins Gesicht geschlagen, denn Schlucki wollte versuchen, selbst hier die Türen einzutreten, aber Hans behauptet, genug Lehrgeld gehabt zu haben.
Ich fand es wunderbar, Gockel können nerven.
So sitzen wir ganz allein und amüsieren uns, haben Glück!
Und das Schönste von allem ist, dass wir uns danach sehnen, dass Piet kommt.
Hans wollte diesen Tag für uns alle frei halten.
Wir trinken nun auf Renés Gesundheit.
René wollte sein östliches Gewand nicht tragen.
Das macht er, sagt er, wenn der Augenblick dafür gekommen ist.
Was sagst du, Karel, zu einem so vernünftigen Menschen?
Hättest du dir dies und hättest du dir jenes denken können?
Ich nicht, aber du, alter Frederik, junger Mensch, denn du spielst uns alle an die Wand, du bist nicht alt zu kriegen, du schon, wie?
Du wusstest es!
Du hattest immer so ein entsprechendes Vorgefühl, nicht wahr, Frederik?
Wann gehen wir alle zusammen zu ... ich darf nicht daran denken! – zu ... wie heißt dieser Mann auch wieder?
Nach Hause ...?
Aber Ericas Worte sind es, Karel rückt nicht damit heraus.
Er hatte „Sultan“ sagen wollen.
Zulu-Milch schmeckt lecker, Frederik, doch gib mir lieber diese.
Was denkst du?
Bin ich eben ein glücklicher Mann geworden?
Sieh nur meinen Jungen, schade, dass er so still ist, aber ich habe schon genug Betriebsamkeit in meinem Haus.
Was für Zeiten waren das doch, wie, Frederik?
Um zwei Uhr kamen wir nach Hause, bei Vollmond, wofür ich so empfindsam bin, mit Anna neben mir, redend und schweigend.
Wir haben noch eine Stunde dran gehängt, im Salon sitzend, wir haben nacherlebt!
Was denkst du, Frederik?
Wird das so bleiben?
Was für ein Schatz Elsje doch ist.
Wenn Hans das nur nie vergisst.
Ja, was willst du?
René ist schlafen gegangen.
Hast du ihn gesehen, Karel?
Wen, fragt Karel, wen hätte ich sehen sollen.
René, unseren René.
Ich schaue Erica an und ich will trotzdem nicht offensichtlich werden lassen, dass auch ich etwas gesehen habe.
Wovon sprichst du?, frage ich.
„Hast du René nicht gesehen?
Er schaute sich die Augen aus nach Elsje.“
„Ziemlich logisch ... wer tut das nicht.
Er sieht Kunst in diesem Wesen.
Wie schön sie singen kann, wie schön sie spielen kann!
Hinreißend ist es, sie hat alles.
Schönheit und Kunst, Liebe und Glück.
Hans versteht es jetzt.
Er ist etwas zu alt, aber es geht noch.
Sie ist wie ein Kind, eine Frau und eine Freundschaft für Hans.
Was willst du sonst noch?“
„Ich nichts, Frederik.
Ja, aber ein Mensch, eine Mutter kann denken, wie?
Und du denkst immer in deine eigene Richtung, hin zu deinem Glück.
Ehrlich gesagt, finde ich Elsje für René geeigneter als für Hans.
Du darfst solche Dinge nicht sagen, ich werde es auch nicht wieder tun.
Ich fühlte dich soeben wohl.
Aber trotzdem muss es bei mir heraus, sonst schlafe ich heute Nacht nicht.
Ich werde nie mehr daran denken, ich fühle es wie einen Schlag in Hans’ Gesicht und das darf nicht sein.
Aber ja, ist es vielleicht nicht wahr?
Ich schweige schon.
Zum Glück, der schläft schon.
Ich hätte sonst kein Wort darüber gesagt.
Unter uns, Frederik, wie denkst du darüber?“
„Du hast recht, Erica, aber ... Hände weg, gehört dir nicht.
Elsje ist ein Engel!
Wie seltsam die Dinge doch verlaufen, zu uns kommen können.
Er könnte ihr Vater sein.
Hans ist sehr lieb zu ihr.
Ich muss sagen: Wir können zufrieden sein.
Was hieraus hervorgeht, ist immer gut.
Elsje ist fleißig und will keine Hilfe, sie will alles allein tun, aber das geht nicht.
Hans hat zwei Frauen gesucht, Vertraute von ihm, die werden ihr helfen.
Wir wollen uns keine Sorgen darüber machen.“
Ich liege im Bett und bekomme wieder Schüttelfrost.
René ist eindundzwanzig Jahre alt geworden.
Ich gebe mich anheim.
Dem Schicksal und Kräften, die ich noch nicht kenne.
Wir werden sehen, was da kommt.
Ich höre ihn hier schlafen, aber zugleich redet er mit mir.
Schlafend erzählt er mir, dass ich keinen Schüttelfrost zulassen soll.
Was ich erwarte, ist da.
Was er erwartet, ist auch da!
Was das ist, weiß ich natürlich nicht.
Ich sinke weg und habe alles von diesem Tag verloren, ich weiß nichts mehr, ich bin schlafend.
Trotzdem werde ich wieder wach.
Ich muss denken.
Ich stehe auf und nehme mir das Tagebuch vor.
Ich halte fest:
„Das, worauf ich all die Jahre gewartet habe, steht nun als ein Stück gesundes Leben vor mir.
Ich glaube, dass wir anfangen werden.
Dass dies eine Sensation für mich ist, kann jeder aus dem Göttlichen Raum verstehen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch solch ein Tölpel wäre, ich hätte es fast nicht ausgehalten.
Und ich glaube, dass ich etwas entdeckt habe, dass ich keinem Menschen der Welt anvertraue.
Ich kann glücklich dadurch sein und ich sehe es wie eine dunkle Wolke auf mich zukommen.
Ich glaube, dass es dies ist, was mich soeben aufgeweckt hat.“
Jetzt, da ich dies niedergeschrieben habe, ist es aus mir weg.
Ich fühle keinen Schüttelfrost mehr.
Jetzt fühle ich jedoch etwas anderes.
Was ist es?
Ein starker Krampf dominiert meine Hand.
Ich schaue mich selbst an.
Was ich früher schon mal erlebte, ist in Kraft zurückgekommen.
Ich selbst schaue auf meine rechte Hand, die schreibt:
„Geh zuerst auf Reisen!
Geh mit René und lass Anna zu Hause!
Klingt zwar hart, aber wenn du willst, wenn du es fühlst, wenn du es weißt, wenn du es verstehst, wenn du es akzeptieren kannst, gehst du allein mit René!
Geh zu Mohammed!
Geh zum Sultan.
Mache zuerst eine kleine Reise.
Geh also, Frederik, geh, denke an nichts anderes mehr, geh!
Fühlst du dich nicht gestreichelt?“
Ich las es nochmals und komme zu einer Entscheidung, das Buch zu schließen.
Champagnergeschwätz ist es.
Ich schlafe schon!
Aber ich werde wieder wach.
Und wieder ergreife ich das Logbuch und setze mich hin, um zu schreiben.
Es kommt noch:
„Wenn es nach mir geht, hat Erica recht.
Karel weiß glücklicherweise nichts davon, aber diese beiden Menschen gehören zusammen ...!“
Meine Hand weigert sich.
Was ich noch nie getan habe, tue ich jetzt.
Ich reiße dieses Geschriebene aus dem Logbuch und schreibe das, was da schon stand, neu.
Dann ging ich schlafen.
Was wird der morgige Tag uns bringen.
René geht zur Schule, er nimmt seinen Unterricht.
Ich bin hier und warte.
Die Zeichen trügen mich nicht, alles läuft gut und seine Zeichnungen haben schon tiefe Bedeutung.
Die Symboliken sind wundervoll.
Es geht gut voran, wir machen Fortschritte!
Ich habe nicht zu klagen, über nichts.
Anna soll nicht mit.
Ich verstehe das.
Aber Anna ist auch nicht René.
Wir gehen allein, wenn Erica und Karel zustimmen.
Später gehen wir alle.
Ich glaube, dass dies das Beste ist.
Ich bin müde, todmüde, und dennoch, wie schön war es heute.
Ich habe das Essen und Trinken vergessen, dieses Leben ist schon überschäumend genug.
Ich werde sorgsamer damit sein müssen.
Jetzt haben wir es geschafft, aber was bringt uns dieser Strom?
Wir sind durch die Wüste hindurch.
Diese Reise könnte als beendet betrachtet werden, wenn wir nicht wegen vieler anderer Dinge erneut (damit) beginnen müssten.
Und wir gehen wieder auf Reisen, jetzt selbst, wir sind selbst dabei!
Ich kann nicht mehr!
Ich sitze nun allein auf der Bühne und schlafe.
Die anderen sind schon weg, ich gehe auch.
Aus mir kommt noch:
„Hast du diese neue Maske auch vor deinen Augen schweben sehen?“
Ich habe sie schon gesehen.
Es gibt welche, die diese Berührung mit mir gefühlt haben.
Aber darüber will ich nicht reden.
Bis bald ... Frederik!
Da waren so viele Blumen!