Frederik, ich bin Rachi-Hadschu

Als wir am nächsten Nachmittag in Renés Zimmer zusammen sind und die Skizze betrachten, die er nach einem Foto von Elsje machte, sie für ein Wunder halten, erlebte ich kurz danach ein anderes Wunder, das wie ein himmlisches Geschenk zu mir kam, ohne dass René etwas davon wusste, auch wenn es durch sein Leben geschah.
Eine himmlische Trompete blies an meinen Ohren und schmetterte mir zu:
„Steht auf, Tote, ihr werdet leben.
Gott ruft Euch alle zu Seinem Thron.
Einen Tod gibt es nicht, was andere auch darüber behaupten!“
Es geschah so unerwartet, so selbstverständlich, wie ich es nicht zu erwarten gewagt hatte.
René ist beschäftigt ...
Ich schaue seine Symboliken an.
Er musste heute nicht nach Amsterdam.
Kurz hiervor sprachen wir über den neuen Wagen von Dr. Lent, die Fahrräder der Jungen und über viele andere Sachen, die wir in diesen Jahren gemeinsam hergerichtet hatten.
Dann sagte er:
„Ich werde eine Skizze von Elsje machen, Frederik.
Ich versuche noch nicht, sie originalgetreu zu machen, das kommt später.
Ich will etwas Gutes, etwas Schönes daraus machen, womit Hans für sein Leben glücklich sein wird.
Ich versuche es erst, verstehst du?“
„Mach nur, wenn ich weg soll, sagst du es einfach.“
„Nein, du störst mich nicht, Frederik.“
Er zeichnet, ich schaue.
Eine Stunde geht vorüber.
Ich beobachte ihn.
Ich werde mich bewusst auf sein Leben einstellen und sehe, wie die Hand allmählich unsicher wird.
René legt es neben sich, betrachtet die kleine Skizze, will noch etwas sagen, kann es aber nicht.
Er legt sich nieder auf das Bett.
Ich schließe die Tür.
Ich höre ihn tief atmen; für einen Menschen ist er ohnmächtig, bewusstlos.
Gut, dass Anna und Erica nicht zu Hause sind.
Ich frage mich, was ich tun soll.
Ich weiß es schon!
Ich zwinge ihn, zu schlafen.
Es ist der Schlaf aus seiner Jugend.
Plötzlich konnte er damals einschlafen und tief wegsinken.
Ich glaube, dass hierin keine Veränderung gekommen ist.
Ich ziehe die Augenlider hoch ... hervorragend.
Du würdest schwören, dass dies der epileptische Schlaf, eine Qual, ist, aber das ist nicht wahr.
René schläft, ist aber auch wach.
Ich frage nun ..., ich fordere nun, zwinge ihn, zuzuhören:
„Hört Ihr mich?
Hört Ihr mich?
Hört Ihr mich zu Euch sprechen?“
Die Lippen wollen sich bewegen.
Ich fahre fort:
„Hört Ihr mich?
Ihr macht es ruhig, Ihr bleibt ruhig, denn ich bin da ..., ich muss Euch einige Fragen stellen.
Hört Ihr mich?“
Es kommt: „Ich höre Euch.“
„Fällt Euch das Sprechen leicht?“
„Versteht Ihr mich denn nicht?“
„Ich verstehe Euch – kann ich Fragen stellen?“
„Ich bin bereit.“
„Wer seid Ihr?“
„Ich bin ..., ich bin Rachi-Hadschu, Frederik.“
„Ihr kennt mich?“
„Ich kenne Euch.“
„Habe ich viel Zeit?“
„Nein ..., ich gebe Euch einige Minuten!“
Ich ergreife Bleistift und Papier ...
„Seid Ihr bereit?“
„Fragt mich ...!“
Meine erste Frage lautete: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“
„Ja!
Später folgt die Erklärung.
Ich antworte mit ja oder nein, geht also nicht auf die Gesetze ein.“
„Seid Ihr Euch dieses Bewusstseins sicher?“
„Ja ...!“
„Ihr sprecht abseits dieses Bewusstseins?“
„Ja ..., erwähnt meinen Namen nicht, das würde mich stören.“
„Ich verstehe Euch!
Gibt es ewig währendes Leben?“
„Ja!“
„Gibt es brennende Höllen?“
„Nein!“
„Gibt es einen Gott der Liebe?“
„Ja!“
„Als Vater und Mutter zu sehen?“
„Ja!“
„Sind wir Menschen früher schon auf dieser Welt gewesen?“
„Ja ...!“
„Und wo war diese erste Geburt?“
„Auf dem Mond!“
„Was sagt Ihr?“
„Auf dem Mond.“
„Soll das heißen, dass wir dort gelebt haben?“
„Ja ...!“
„Auch auf anderen Planeten?“
„Ja.“
„Ist die Seele nach diesem Leben eine Persönlichkeit?“
„Der Geist ist das!“
„Und die Seele?“
„Ist die Göttliche Abstimmung.“
„Bekomme ich hierfür später die Erklärungen?“
„Ja!“
„Wenn die Seele in der Mutter geboren wird, ist sie dann bereits eine Persönlichkeit?“
„Ja!“
„Sie kann die Mutter also bereits während der Schwangerschaft beeinflussen?“
„Ja!“
„So wie er dieses Leben erlebte?“
„Ja!“
„Kennt Ihr meine Gedanken?“
„Ja!“
„Die Frau mit ihrem Bart ..., war das richtig?“
„Ist möglich, jaaa!“
„Bin ich jetzt mit Eurem Unterbewusstsein eins?“
„Ja!“
„Von dort sprecht Ihr zu mir?“
„Ja ..., Ihr bekommt die Erklärung dafür!“
„Wann kehren wir nicht mehr hierher zurück?“
„Wenn Ihr Eure Gesetze erlebt habt.“
„Seid Ihr in einem hypnotischen Schlaf?“
„Ja ..., dem psychischen Schlaf, der frei ist von allem Stoff ...“
„Wie werde ich dies kontrollieren können?“
„Habe ich Euch meinen Namen nicht gesagt?“
„Rachi-Hadschu meint Ihr?“
„Hattet Ihr etwas anderes erwartet?“
„Lebt Ihr durch mich?“
„Durch Euch!“
„Könnt Ihr Euch von Eurem Leben entfernen?“
„Bald!“
„Verstehe ich richtig, dass dies dort drüben geschehen wird?“
„Richtig!“
„Die Welten, die ich erlebte ... Ihr kennt Buha ...?“
„Ja!“
„Waren das bewusste Erlebnisse?
Hat das alles Wert?“
„Vorbereitung, geistige Übertragung.
Wir waren eins!“
„Wie kehrt die Seele auf die Erde zurück?“
„Sie sinkt zurück bis ins embryonale Stadium!“
„Ich bekomme diese Gesetze zu sehen?“
„Ja!“
„Ihr wart all diese Jahre wahnsinnig?“
„Nein, es war Erwachen!“
„Ein Jüngstes Gericht gibt es nicht?“
„Nein, Ihr steht vor dem Jetzt!“
„Das ist es?“
„Ja!“
„Ist es möglich, tiefer in diesen Raum hinabzusteigen?“
„Ja, aber ..., aber ..., aber ... wartet noch kurz.“
„Seid Ihr müde?“
„Ja ...!“
„Dann höre ich auf.
Ich bin vorerst gesättigt.
Ich danke Gott für Euer Wohlwollen.
Was befehlt Ihr mir zu tun?“
„Geht nun, sie erwarten Euch dort!
Sprecht nicht darüber.
Erst danach geht Ihr weiter.
Ich grüße Euch, ich gehe, aber ich bin nahe bei Euch.“
„Sind meine Träume wahrhaftig?“
„Habt Ihr die Zeichen nicht gesehen?“
„Das habe ich, aber ich bin nur ein Mensch?“
„Auch ich, aber wir haben den Osten mit dem Westen verbunden ...!
Ich gehe!
Oder ist noch etwas?“
„Nein, ich habe nichts mehr ...
Ich danke Euch!“
Ich schaue in Renés Augen, sie sind wie gebrochen.
Wunderbar ist es ...
Ich bohre mich in sein Wesen hinein, ich fühle, wie ich zu ihm komme und (mit ihm) zu einer Einheit werde.
So ziehe ich ihn an die Oberfläche dieses Lebens zurück.
Er ist wach und schlägt seine Augen auf.
„Habe ich gerade eben geschlafen, Onkel Frederik?“
„Herrlich, nicht wahr, René, das tut gut.“
Ich sehe, dass er wie ein Kind ist.
Ich habe das „Onkel“ seit Langem nicht gehört.
Seine Augen strahlen.
Er sagt:
„Ist das die Skizze von Elsje?
Ich wurde so müde, oh, wie wurde ich müde.
Sieht sie ihr ähnlich, Frederik?“
„Sie sieht ihr ähnlich, aber es geht noch besser.“
„Ich sehe das auch, Frederik, sie ist viel zu schön, um etwas Schlechtes daraus zu machen.
Sag du nicht solche Worte.
Ich werde noch ein wenig warten, aber kommen wird es.“
So ist René, er besitzt Selbstkritik.
Etwas Gutes, es ist Raum für seinen Charakter.
Er sagt:
„Ich gehe einen Spaziergang machen, Frederik, bis bald, vielleicht sehe ich dich dort noch.“
Er ist weg, ich bin allein, das Logbuch in meinen Händen.
Es kommt:
„Die ersten himmlischen Töne, reine Klänge sind es, denen ich lauschen durfte.
Gott war es, Der zu mir sprach!
Himmlischer Trost, himmlische Wohltat ist es.
Liebe und Glück, Wissen!
Stell dir vor, es gibt keinen Tod!
Und ich glaube es.
Auch wenn ich noch keine Erklärung für alles habe – dies sind Fundamente zum Weitergehen.
Wofür wir gelitten und gekämpft haben, (das) ist jetzt zu mir gekommen.
Ich kann es auch nicht fassen mit meinem menschlichen Verstand, aber Schah Oteb weiß gewiss etwas damit anzufangen, Mohammed auch.
Mein Sultan, ich bringe dieses Leben zu Euch.
Aber wir, hier im nüchternen Westen, besitzen ein großes Wunder.
„Einen Träger der Schwingen“!
Dieses Leben wird fliegen, wohin es will.
Der Meister ist geboren.
Die ersten Worte kamen über seine Lippen.
Ich habe diese Sicherheit in den Händen.
Mehr ist heute noch nicht.
Was ich sicher fühle, ist, dass ich in den Osten muss!
Mit ihm allein!
Ich werde die übernatürliche Vorbereitung treffen.
Das tue ich!“
Auch ich gehe hinaus.
Die Frauen sind zurückgekommen und haben ihre Einkäufe erledigt.
Im Wald sehe ich ihn, er steht dort und betrachtet einen Baum, der sein Interesse geweckt hat.
„Schau mal, Frederik, wie schön dieser Baum ist.
Sind sie nicht Wunder?
Vincent van Gogh wollte die Seele dieses Lebens malen.
Als er es fast geschafft hatte, schoss er sich eine Kugel durch seinen Kopf.
Armer Mann, ich weiß, was du wolltest!
Jetzt musst du es schaffen, das zu erreichen, Frederik, und dann doch auf eigenen Beinen stehen bleiben.
Ich sage nicht, dass ich ein Van Gogh werde, vergib mir das bloß.
Ist es nicht so?
Die alten Meister haben das gekonnt.
Die heutige Kunst führt uns zum Expressionismus.
Ich will damit nicht anfangen, ich suche es anderswo, ich gehe den goldenen Mittelweg.
Hast du nicht auch gedacht, dass es so sein muss?
Ich glaube, dass ich diese Höhe nach meinem vierzigsten Jahr erreiche.
Nicht eher, denn ich selbst muss dafür erwachen.
Ich verstehe sehr viel von Kunst, ich sehe fast dahinter, Frederik, auch wenn du mich nie darüber sprechen hörst.
Ich denke viel!
Aber nun mal etwas anderes, Frederik.
Ich wollte wissen, ob ihr über mich zu klagen habt?
Bin ich jetzt so, wie du es gerne haben möchtest?
Tue ich verkehrte Dinge?
Sag es mir ehrlich, Frederik, es wird mir helfen.
Habe ich Fehler in meinem Charakter?
Siehst du unangenehme Dinge in mir?
Sind Mutter und Vater zufrieden?
Ich will an mir arbeiten, um erschaffen zu dürfen, anders schaffe ich es nicht!
Und nun noch etwas anderes.
Weißt du, wer Marja ist, Frederik?
Ich höre diesen Namen immer wieder, aber in mir?
Wo habe ich diesen Namen doch gehört?
Weißt du es nicht?
Marja ...
Es klingt so weit weg und ist doch so nahe bei meinem Leben.“
Ich sagte: „Wir alle sind zufrieden mit dir, es läuft gut.
Du kannst nicht besser dein Bestes tun.
Aber diese Marja kenne ich nicht.“
„Ich glaube, dass ich irgendwo, womöglich war es in Italien, von diesem Namen gelesen habe.
Dann werde ich diesen Gedanken ersticken, dieser Name würde mich stören.
Ich höre jemanden sagen, dass Marja da ist, aber diese Marja will ich nicht.
Meine Seele spricht zu mir, wie Mutter das erlebt hat, Frederik.
Es ist, als wäre ich sehr alt.
Ich sehe die Dinge anders.
Ich bin kein Kind, kein Junge dieses Alters, Frederik, ich bin alt.
Und dieses Alter spricht zu meinem Leben.
Ich sehe es an allem, seht ihr es auch?“
„Wir warten ab, René.
Gib dich vollkommen für deine Kunst und wir alle gehen ein und denselben Weg.
Wir werden tun, was wir können, um dir das Leben so angenehm wie möglich zu machen.“
„Dann ist es in Ordnung und ich muss das aus mir selbst entfernen.
Aber kannst du mit dem Leben sprechen, Frederik?
Ich höre mich immer zum Leben sprechen.
Dieser Baum dort sagt, du musst mich so sehen, erst dann kannst du mein Leben malen.
Eine Blume sagt es wieder anders.
Aber alles Leben hat etwas zu sagen.
Fühlst du das, Frederik?
Ich glaube, dass wir einander gut verstehen werden.
Ich werde verstehen, was ich tun will.
Das können meine Freunde noch nicht sagen.
Ich muss manchmal lachen über ihr leeres Gerede und darum will ich sie auch nicht.
Leere ist es.
Elsje besitzt alles.
Findest du sie nicht außergewöhnlich, Frederik?
Was für eine Stimme, wie?
Hast du ihr Gedicht erfühlt?
Hast du es verstanden?
Ich hätte dazu sagen wollen:
„Schaue ich in dieses Blau hier oben, sehe ich dich
Jetzt kommt Wehmut in mein Herz, weißt du das?
Jetzt schließen sich die Kelche, hast du es gesehen?
Auch ich, aber ich bin da!“
Und weiter:
Bald werde ich erwachen, auch du!
Verschwinde dann nicht und bleibe, für mich!
Ich lebe in einem Grab, sehe dich aber stehen ..., weißt du es?
Höre, Frederik ...
(die nächsten Sätze folgen auf Deutsch) Tief wie das Wasser
Seelisch verbunden
Ich warte ...!
Und ich höre noch (wieder auf Deutsch):
Wohin wir gehn
Da bin ich
Will ich bleiben ...
Kommst du auch?
Du findest mich doch nicht lächerlich, Frederik?
Ich könnte wohl stundenlang weitermachen.
Was ist dichten?
Wie macht man das?
Ich weiß ja, dies heißt nichts, aber die Worte nehme ich einfach so in mich auf.
Sie steigen von innen aus meinem Leben hinauf und bilden sich dann von alleine.
So geht es auch mit dem Malen und Zeichnen.
Ich brauche eigentlich nichts daran zu tun, es geht von alleine.
Weißt du, was Inspiration ist!
Was ist Inspiration, Frederik?
Weißt du es nicht?
Ich komme schon noch dahinter!
Aber das dauert noch eine kleine Weile.
Dieses Gedicht ... oder nein, es ist kein Gedicht ... lose Worte sind es, sie fließen bei Elsje einfach so heraus.
Ich will nur sagen, dass ich jenes Kind fühle und verstehen kann.
Ansonsten will ich sie nicht.
Verstehst du, Frederik, dass ein so junges und so schönes Mädchen sich einem so alten Kerl, der Hans doch ist, hingibt?
Ist das nicht eigentlich eine Schande?
Warum bleibt Alter nicht bei derselben Rasse (siehe Artikel „Es gibt keine Rassen“ auf rulof.de)?
Warum Jugend nicht bei Jugend?
Ich falle niemals da herein, Frederik.
Ich gehe beispielsweise niemals auf ein Mädchen ein, das nichts für Kunst übrig hat.
Hast du gedacht, dass in mir kein Leben ist?
Dass ich nicht fühle?
Hast du gedacht, dass ich keine Sehnsucht danach habe, ein Mädchen zu küssen?
Ich sage dir ehrlich, Frederik, dass ich diese Leere nicht wünsche.
Wenn ich höre, dass du darüber sprichst, bekommst du nie mehr ein Wort von mir.
Mutter versteht es nicht und Vater gibt dir eine unzureichende Antwort.
Du verstehst mich, Anna auch, warum seid ihr beide nicht meine Eltern?
Dies hat nichts mit meiner Liebe zu meinen Eltern zu bedeuten.
Frederik, leben wir nur ein einziges Mal auf der Erde?
Hat der Mensch nur ein einziges Mal die Gelegenheit, zu sich zu kommen?
Dann ist es nicht der Mühe wert, dich anzustrengen, du schaffst es sowieso nicht und erreichst es nie.
Was denkst du, Frederik, bin ich verkehrt?
Ich frage dich dies, weil ich darüber nachdenke.
Ich finde Elsje besonders schön.
Nicht wegen ihrer Gestalt, die du ein Schloss nennst, sondern was den Inhalt betrifft.
Dachtest du nicht auch so darüber, als du mein Alter hattest?
Ich will nichts mit jenem Leben zu tun haben, Frederik.
Glaub mir, aber es will mir nicht in den Kopf, dass Hans sagen kann: Diese ist meine Frau.
Er ist Vater über dieses Leben.
Ist es vielleicht nicht wahr?
Du denkst nach.
Du bist alt, Frederik, und trotzdem jung, du verstehst die Jugend und du fühlst mich.
Was denkst du?
Ich weiß wohl, warum Hans Elsje zu sich gezogen hat?
Aber er hätte ihr ein gesellschaftliches Leben geben müssen.
Jetzt verschenkt Elsje sich.
Und muss das sein?
Aber ja, mich geht das alles nichts an.
Ich habe gesehen, ich habe gefühlt, Frederik, dass du mir gefolgt bist, aber hast du gefühlt, was ich erlebte, als sie ihre Gedichte vortrug?
Ich fühlte einen Schmerz unter meinem Herzen.
Wodurch, weiß ich noch nicht.
Ich fragte mich, warum ich plötzlich solche Angst habe.
Hast du das auch gefühlt?
Aber haben wir nicht einen wunderbar schönen Tag gehabt!
Ich lasse dich nicht zu Wort kommen, Frederik, weil ich weiß, dass du hierauf nicht antworten kannst.“
Er geht träumend mit mir mit.
Seine Lippen murmeln:
„Wenn der Herbst kommt, ist es Sommer in meinem Herzen
Kommt der Winter, dann ist der Frühling in meinem Herzen
Kommt nicht, was ich fühle und sehe, dann gebe ich mich anheim ...
Weil Er sieht ...
Er weiß ...
Er mich kennt!“
Und dann plötzlich: „Zum Grün und dem Saft des Lebens durchzudringen, Frederik, was ein Willem de Zwart (Kunstmaler, 1862 - 1931) und all die anderen so gut überblicken konnten, ist wirklich schwer.
Und da will ich hin.
Für nichts öffne ich mich.
Du weißt jetzt, dass es mir heiliger Ernst ist.
Wann gehen wir in den Osten?
Würden Vater und Mutter es gut finden?
Seit heute Morgen sehne ich mich danach, den Osten zu sehen.
und wir haben die Mittel.
Du hast mir erzählt, dass ich mit dürfte, wenn ich mein Bestes gäbe.
Darum habe ich dich gerade gefragt, ob du noch Fehler in mir siehst.
Aber ich werde Vater und Mutter vor dieselbe Tatsache stellen und dann können sie nicht mehr umhin.
Überlass das nur mir, Frederik.
Gehen wir?“
„Wir gehen, René.“
„Wir beide, Frederik?“
„Wir gehen.“
„Und kann ich dich dann unterwegs alles fragen?“
„Das werden wir verabreden, wie?“
„Mann, wie machst du mich glücklich.
Ich wusste, dass ich auf dich würde zählen können.
Komm, wir werden aus unserem Herzen keine Mördergrube machen, ich werde darüber reden.
Willst du wissen, wie ich das mache?“
„Schieß nur los.“
„Findest du es schlimm, dass ich so über Elsje geredet habe?“
„Nein, denn es ist die Wahrheit, aber lass es Hans nicht hören.“
Er stellt sich vor mich, schaut mir in die Augen und sagt: „Du denkst doch nicht, Frederik, dass ich Elsje will?
Ich will jenes Kind nicht, Frederik.
Ich liebe jenes Wesen nicht, auch wenn sie schön ist, ich sage dir, was ich so denke, so fühle, sonst nichts.“
Wir sind zu Hause.
Karel ist auch da.
Aber er wartet offensichtlich.
Am Tisch kommt es heraus, als er sagt:
„Mutter, ich will dich etwas fragen.“
„Was hast du, mein Junge?“
„Auch Vater muss zuhören, ist das in Ordnung?“
„Rücke ruhig damit heraus“, sagt Karel.
„Nun, ich wollte wissen, ob ihr mit mir zufrieden seid.“
„Aber natürlich, du tust dein Bestes.“
„Das sagt Frederik auch.
Aber jetzt kommt es.
Mir ist gesagt worden, dass ich, wenn ich mein Bestes täte, mit Frederik in den Osten dürfte.
Ich frage euch, Vater und Mutter, und auch Anna, findet ihr es in Ordnung?
Dürfen wir so bald wie möglich aufbrechen?
Ich habe Schulferien und kann drei Monate weg, oder kürzer, wenn ihr mit mir einer Meinung seid.
Junge noch mal ... ist das nicht allerhand, Mutter?“
„Sag du mal etwas, Karel“, fordert Erica.
„Ich finde es sehr gut, Mutter, und du?“
„Aber so lange, geht es nicht kürzer, Frederik.
Kann es nicht ein Monat weniger sein?“
Es ist gut, wir machen uns für die Abreise bereit.
„Wo willst du hin?“, fragt Karel.
„Vor allem in die großen Städte, Karel.
Paris, London, dann nach Ägypten und von dort nach Italien, Budapest, Wien, Berlin.
Wenn wir zurückkommen, ist René ein anderer Mensch.
Eine Wüstentour ist nicht zu verachten, die Pyramiden, Luxor, die Ruinen.
Aber wir werden wohl sehen, ich glaube, dass ich schon zu weit gehe.“
„Lohnt es sich, Frederik.
Aber wirst du für meinen Jungen sorgen?
Wirst du ihn so wiederbringen, wie er jetzt ist, Frederik?“
„Weißt du das nicht, Erica?“
„Aber wann fängst du dann mit Elsjes Porträt an, René?“
„Das mache ich, wenn ich wiederkomme, Mutter.
Es muss etwas Schönes sein.
Ich werde dabei mein Bestes tun.“
René geht nach oben und Karel sagt:
„In deinen Händen lebt mein Fleisch und Blut, Frederik.
Du weißt exakt, wie weit du gehen kannst.
Geh, mein Segen wird dich begleiten.
Ich glaube wohl, dass dies gut für ihn ist.
Geh in die Welt hinaus und du bekommst Entwicklung.
Ist es nicht so?
Ich wünschte, dass ich mitkönnte.
Womöglich kommt auch das noch, dann gehen wir alle zusammen.
Oder ist es uns nicht beschieden?
Was bist du im Grunde für ein glücklicher Mensch, Frederik.
Womit hast du dies alles verdient?
Der Mühe wert, solch eine Geburt.
Auch wieder etwas, worüber ich manchmal nachgrübele.
Der eine hat alles, der andere nichts.
Ungerecht ist alles verteilt.
Sieh mich an, zum Beispiel.
Ich habe nicht zu klagen, aber wenn ich vor Jahren gewusst hätte, was ich jetzt weiß, Frederik?“
„Was dann, Karel?“
„Richtig, was dann?
Ist das Leben vorgezeichnet?
Können wir Menschen aus unserem Leben machen, was wir selbst daraus machen wollen?
Halten uns nicht zahlreiche Probleme auf?
Was wollen wir hier eigentlich?
Mit welchem Zweck leben wir hier.
Was sollen wir bald anfangen?
Ich glaube, Frederik, dass es mir viel wert wäre, wenn ich wüsste, ob es nach diesem Leben ein anderes gäbe.
Du suchst danach, andere auch, aber was soll das heißen?
Hans und ich sind Naturprodukte.
Wir sehen alles zu wissenschaftlich.
Ich liebe deine Welt mehr, aber mit dem Geld, siehst du.
Kerl, ich wünschte, dass ich mitkönnte.
Ich habe (mir) dies offenbar noch nicht verdient.
Du auch nicht, Erica, sonst wären wir dort schon gewesen.
Wo bist du nicht alles gewesen, Frederik!
Was wissen wir von dieser Welt?
Nichts!
Reisen, ziehen – Evolution ist es.
Ich glaube, dass sich meine Augen erst jetzt öffnen.
Pfui, was für eine Ungerechtigkeit.“
„Hör dir diesen alten Kerl nun mal an, Frederik.
Er erwacht.
Geh, ich gönne es dir von Herzen ... aber nimm mich auch mit.
Lass mich nicht zu Hause.
Mach das nie.
Ich sage dir, Frederik, dass ich, bevor ich hier hinaustrete, diesen Harem sehen will.
Ich will all diese Freunde von dir kennenlernen.
Ich will diesen Sultan sehen.
Dank ihm für seine schönen Farben.
Sag aber, dass ich schonend damit umgehe, oder kommst du da jetzt nicht hin?“
„Wir probieren alles Mögliche, Erica.“
„Siehst du, Anna, wieder lässt Frederik uns allein.
Er geht doch wieder weg.
Aber es ist unsere eigene Schuld ... ich darf nicht mehr daran denken.“
Abende der Vorbereitung, Hans und Elsje kommen noch.
René zeigt ihr all seine Kunst.
Was er nie tut, das gelingt Elsje.
Ich habe Angst.
Ich bin mir nicht sicher.
Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll.
Aber diese Wesen gehören zueinander!
Hans könnte wohl ihr Großvater sein.
Und dann ... sein Fühlen, sein Denken ...
Marja!
Wie ist es möglich.
Plötzlich hört er diesen Namen in sich.
Ich glaube, dass dieser Name bereits unter seinem Herzen lebendig ist.
Und das Wesen selbst?
Ich darf nicht daran denken.
Ich will nicht daran denken.
Ich werde diesen Namen aus meinen Gedanken verbannen, genau wie er es tut.
Was wollen wir Menschen eigentlich?
Was haben wir als Besitz zu tragen und was wissen wir darüber?
Was ist es, was uns in dieses Leben gesetzt hat?
Wer gehört zu uns und wer nicht?
Waren wir früher schon mal beieinander und gehörten einander?
Wenn ich hierauf eingehe und auf das, was aus seinem Leben zu mir kam, könnte ich jetzt schon eine ganze Menge Fundamente legen.
Ich mache es jedoch noch nicht, ich will abwarten, womöglich kommt eine andere Sicherheit.
Wenn ich diese beiden Leben anschaue, zittere und bebe ich.
Ich stehe dann vor einer unfehlbaren Macht, die alles steuert, die uns Menschen um die Ohren schwirrt, uns den Weg weist und fragt: „Was willst du?“
Ich kann nicht mehr denken, randvoll bin ich.
Als Hans und Elsje fortgehen, fühle ich mich erleichtert.
Was mag das bloß sein?
Ich gehe auf Befehl Seiner Majestät.
Was erwartet mich?
Wer?
Laufe ich dem Glück oder laufe ich dem Unglück hinterher?
Aber gut, dass du nichts (im Voraus) weißt.
Das sind die Masken.
Und diese müssen weg, erst dann ist das Leben es wert, erlebt zu werden.
Wir fahren schon ...
Richtung Paris.
Bye bye, we feel right ... you too?
Bye ...
Anna.
Auf Wiedersehen Vater, liebe Mutter, wir gehen die Blumen suchen!
Hoffentlich kommen wir anders zurück, wir werden unser Bestes tun!
Frederik und René!