Nennst du das nun ein geistiges Wunderkind, Frederik?
René ist nun zum Zeichnen gekommen.
Wie ein Wolf stürzte er sich auf seine Beute, ich habe noch nie so etwas gesehen.
Richtig hungrig war das Kind nach diesem Zeichenmaterial, was wiederum viel zu denken gibt.
Es ist, als ob seine Seele es wie Essen und Trinken sieht und schätzt, aber wir können es nicht verstehen.
Und du stehst da und schaust, was er so alles zusammenkleckert.
Du siehst Linien, natürlich, damit beginnt es.
Aber es ist ein Ziel, eine Berechnung festzustellen, hier wird nicht wild drauflos gezeichnet, seine junge und alte Seele denkt.
Allein die Routine fehlt ihm noch, glaube ich, und dann sehen wir Gemälde entstehen.
Er hängt seine Klecksereien auch schon auf.
Anna hat schon einige bekommen, Ericas Kammer hängt voll und auch ich bekam seine Beweise der Kunst.
Er lässt sozusagen sein Essen und Trinken dafür stehen.
Er zeichnet gierig, ein anderes Wort habe ich nicht dafür.
Und am liebsten geht er mit grellen Farben über das Papier.
Die Kiste mit Pastellfarben, die ich für ihn kaufte, darf niemand mehr anrühren, es ist das Kostbarste und Schönste, was er besitzt.
Wir sagen: Gott sei Dank ..., wir haben wieder ein wenig Ruhe im Haus, lasst ihn ruhig tun, was er will.
Karel sieht nun auch ein, dass dies seiner Seele Entspannung gibt.
Ich achtete auf alles.
Selbstverständlich auf diese früheren Kringel, wodurch all diese Zettel geboren wurden.
Und es scheint, dass diese versuchen, dem Ganzen Form und Raum zu geben, doch nach einigen Stunden dachte ich anders darüber.
Dann sah ich ein anderes Bild, das mich zum Nachdenken brachte und dass ich allein nur wusste und erkannte.
Ich stehe neben ihm und schaue, aber ich muss weg.
Er duldet keine Zuschauer.
Die stören ihn, laut Anna, die wie ich zur Tür hinaus musste.
Als er nach unten muss, um zu essen, schlüpfe ich rasch in sein Zimmer.
Was sehe ich da?
Eine Landschaft ...
Ich sehe da die Vorstellung von einer Wiese mit einem einzigen Baum.
Rate mal, was das ist?
Wenn das Ding, das Bildchen, so vor dir liegt, siehst du nichts daran.
Was gibt es zu sehen, wenn ein Kind ein Stück Erde hinschmiert und einen Baum darauf setzt?
Jenes grobe Getue dort oben in diesem Baum, Frederik, sagte ich zu mir ... sind deine und Renés Blüten.
Das Kind ist dabei, sein Unterbewusstsein auszubilden?
Es kann nicht anders sein.
Und nun verstehe ich sofort seinen Hunger, seinen Durst nach Zeichnen und Malen.
Dies ist für mich wiederum ein Fundament!
Mein Gott, wie billig alles ist, du bekommst es völlig umsonst.
Ich danke Dir!
Und dann war da noch etwas, was mich stark interessierte.
Stell dir vor: ein Garten, ein Zaun, ein Sessel mit einer Puppe darin und auf der Puppe ein sehr kleines Püppchen mit einer Art Wasserkopf.
Vor dem Zaun noch jemand auf großen Beinen und ein wenig linkisch, bereit zum Weglaufen.
Unter der Zeichnung steht „Buha“.
Nicht René, sondern Buha ...!
Was sagen Sie?
Kinder zeichnen einfach so!
Was ist Inspiration? Ich komme darauf später wohl noch zurück.
Dies traf mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht.
Das Gezeichne stach mich ins Herz, so, dass es mich zwang, mich auf meine Knie zu legen und Gott für dies alles zu danken.
Man kann mich als Betbruder beschimpfen, ich tat es!
Erica fragte mich, warum ich so still war, und Anna dachte, dass ich die letzte Zeit schlecht geschlafen hätte, aber sie hatten allesamt Schwierigkeiten damit, Karel hatte aber etwas für mich.
Aber ich brauche Karels Kunst nicht.
Die seines verrückten Sohnes ist besser, die sagt mir mehr, die spricht zu meiner Seele, meinem Geist, Leben und Herzen, die schlägt dir einfach so die Maske vom Kopf.
Was sagst du?
Ich war davon ganz erschüttert.
Ich versuchte alles Mögliche, um zu dem Gezeichne zugelassen zu werden.
Ich machte ihm weis, dass ich mich fürchterlich dafür interessierte und dass ich noch von diesen wunderschönen Kreiden wusste, die ich bald, wenn er wieder etwas besser in Form wäre, für ihn kaufen würde.
Dann fragte René:
„Findest du sie schön, Onkel Frederik?“
„Wie kann ich deine Zeichnungen nun schön finden, wenn ich sie nicht mal anschauen darf?“
„Was?
Was sagst du?
Darf das nicht sein, Onkel Frederik?
Komm ruhig, ich finde es recht fein.“
Siehst du, da stehst du wieder da, wie gewöhnlich.
Habe ich das gesagt?
Habe ich gesagt, Onkel Frederik, dass du nicht in mein Zimmer dürftest?
Habe ich dich zur Tür hinauskomplimentiert?
Habe ich mich seltsam verhalten, wirklich?
Davon glaube ich nichts, das hast du bloß geträumt.
Komm ruhig herein, ich finde es recht fein.
Schön sind sie, findest du nicht, Onkel Frederik?
Ich werde eines für Anna machen.
Ruf Anna mal.
Lass Mutter ruhig auch kommen.
Was sagt Vater dazu?
Eine Fragenliste ist es ... aber was sollst du antworten?
Ich weiß es schon: Nichts.
Renne ruhig los, ich kenne dich.
Wie wunderbar ist doch ein Mensch, ist ein Irrer.
Er ist tagelang beschäftigt.
Keine Stunde wird vergeudet.
Und er will nicht, dass die Schuljungen es wissen.
Auch das ist nicht normal, ein anderes Kind stellt seine Dinge gerade (extra) zur Schau, er nicht.
Aber das unheimliche Kerlchen zeichnet.
Und das ist dann – nach dem, was wir davon wissen – sein Inneres.
Ich weiß nun nicht mehr, wie viele dieser Kerlchen wir schon kennen.
Und dann kam noch etwas.
Es sind gerade die Dinge, die nichts mit dem Tagesbewusstsein zu tun haben, die durch und für ihn Gestalt und Bedeutung bekommen und die er modelliert.
Ich sah ein Köpfchen.
Du weißt schon, wie so etwas aussieht, ein runder Kreis mit Augen, zwei Striche als Mund, ein paar Kringel und fertig.
Aber darunter lese ich Marja ... es stand deutlich da.
Wie kommt er zu diesem Namen, wodurch ist er überhaupt in der Lage, zu schreiben?
Von Anna hat er zwar etwas gelernt, auch ich gab ihm etwas, aber dieses?
Kurz darauf stürzt er auf mich zu und sagt:
„Hier, Onkel Frederik, sieh jetzt aber, dass du nach oben kommst.
Dieses ist dein Weg.“
Zweiunddreißig Striche und ein Strich daran entlang mit grellen roten Farben ausstaffiert, eine Fläche, ein kleines Bild an der Wand.
Oben und unten auf der Treppe ein paar Püppchen.
Eines davon liegt der Länge nach auf der Treppe, das oberste sitzt.
Wie er es hinbekommt, ist mir ein Rätsel.
Aber jene Szene kennen wir, sie liegt bloß ein paar Tage hinter uns.
René ist das!
Ich bekomme es von ihm, meine Treppe, mein Aufsteigen, nach oben.
Wie ist es möglich.
Das ist eine tagesbewusste kleine Zeichnung!
Er saß dort und schlief.
Er schlief tief und wir wissen, was sich in jenem Augenblick abspielte.
Zu mir spricht alles!
Erica und Anna waren ahnungslos.
Sie denken, dass er einfach so herumschmiert.
Karel findet seine Dinge richtig jungenartig.
Aber geh nun mal etwas weiter?
Muss ich mir selbst weismachen, dass dies alles Einbildung ist?
Ich sehe hier, dass ein Halbirrer meine Gedanken und Träume, oder was es auch ist, darstellt.
Diese Schmiererei ist mir ein Vermögen wert.
Ich weiß auch, dass dies nichts mit Okkultismus zu tun hat, kein Spiritismus ist, auch wenn durch das Teufelchen gezeichnet wird.
Dies gehört zu ihm und hat Abstimmung auf sein Leben, seine Seele offenbart sich durch diese Zeichnerei.
Im Tagebuch steht dann auch:
Heute wieder Wunder erlebt.
René ist ein Genie!
Ich bekomme nicht nur heute recht, sondern morgen, und, wenn Gott es will, in (ein paar) Jahren auch.
Oder ist dies kein Wunderkind?
Haben all diese Eltern von gesunden und verrückten Kindern die Schmiererei ihrer Kinder wohl verstanden?
Hast du das Teufelchen laufen sehen?
Hast du den Zaun und die gemähte Grasfläche erkannt, Frederik?
Und ob!
Diese Mittel führen mich zu Tausenden von Sachen zurück.
Wenn René innere Gefühle in Linie und Farbe umwandelt, warum sollte dann ein Kind in der Mutter nicht in der Lage sein, ihr durchzugeben, was es fühlt?
Siehst du, Frederik, Stein für Stein legen wir aufeinander, ich krieche wie René nach oben, mein Weg, mein Leben ist es.
Und darunter steht „Buha“, als Wiedergabe dessen, wodurch er all seine Probleme erlebt.
Er zeichnet von seinem Unterbewusstsein aus, welches für mich eine Welt ist.
Ich saß in dieser Welt, nahm ihn auf meine Knie.
Ist das Unterbewusstsein?
Ist jenes Unterbewusstsein so nahe erreichbar für uns?
Leben wir dadurch?
Handeln wir dadurch?
Stehen wir mittendrin oder gerade außerhalb davon?
René beweist das jetzt schon.
Durch diese völlig normale Schmiererei bekommen wir erwachsenen Menschen das geistige Gut serviert.
Aber dann sind wir in der Lage, uns selbst kennenzulernen.
Wie ist die Seele eines Menschen dann tief.
Wie viele Räume hat die Seele?
Ich kann weiterhin Fragen stellen.
Dies sind Wunder.
Und, wir haben es noch nicht geschafft.
René ist ein geistiges Wunderkind!!”
Ich habe in den Tagen, die folgten, nichts Besonderes mehr entdecken können.
Er zeichnet nun auch Stühle und Tische und Hunde und Katzen und malt die Tiere farbig an.
Wenn er Bäume malt, sind sie nicht grün, sondern goldfarben.
Und auch das verstehe ich.
So zeichnete er, malte er seine freie Zeit hindurch.
Er verwahrte seine Sachen ordentlich, niemand durfte sie anrühren.
Ich achtete darauf, ob er Zeichnungen mitnahm, aber nein, denn die Jungs und Mädchen durften sie nicht sehen.
Ich nehme an, vor allem Angst vor Kritik, aber gut durchdachte (Angst).
Das Innere will nicht verstanden werden, das Teufelchen ist es.
Das schickt von innen heraus den Befehl: Pass auf.
Darum mussten wir zuerst aus dem Zimmer hinaus.
Und dieses Phänomen steht mit seinem verrückten Verhalten in Zusammenhang.
Hierdurch sprechen wir mit dem Irren.
Der Irre in ihm will allein sein, René als stofflicher Mensch nicht.
Der will reden.
Der will, dass du seine Dinge anschaust, das Unbewusste hat Angst vor dem bewussten Menschen, es sind zwei Welten ineinander, (und) die jedoch eine eigene Seele mit einer Persönlichkeit besitzen.
So sehe ich es.
So wird es wohl auch sein.
Ich warte wieder ab, bekam aber wunderbare Fundamente.
Ich werde genau durch diese Zeichnungen hinter seine Maske schauen.
Die Maske verrät sich selbst.
Das war die Angst!
Dies ist die Selbsterhaltung im Menschen, verrückt oder gesund, alles Leben, in welchem Grad wir uns auch befinden, hat sie, sorgt dafür und wacht darüber.
Und das kann ich akzeptieren.
In der Schule ging es in den letzten Tagen gut.
Wir holen und bringen ihn und dürfen nicht klagen.
Wenn er nach Hause kommt, stürzt er nach oben, um zu zeichnen.
Es scheint, dass er nie genug davon bekommen wird, so leidenschaftlich wütet er.
Und als wir dachten, dass wir es geschafft hätten, schlug uns ein Sturm um die Ohren, hörten wir Bärenbrummen und das Heulen eines Schakals.
Ich und Erica sahen Schlangen und auch Anna war wieder völlig durch den Wind.
Das Kind ist noch keine halbe Stunde oben, da hören wir ein fürchterliches Krachen.
Ich stürze zu ihm hin und sehe, dass er alles in Stücke reißt, was er in den letzten Tagen gemacht hatte.
Auch wieder seltsam, dachte ich, was nicht mit seinem Unterbewusstsein zu tun hat, (das) wünscht er nicht.
Es ist ein Kampf auf Leben und Tod.
Dies ist die Folge davon.
Lass ihn nur tun, was er will, was er kann, morgen macht er sich kaputt, weil das Tagesbewusstsein und das Unter- oder Unbewusstsein miteinander kämpfen.
Und das nennt man dann verrückt.
Ehrlich, wir haben Augenblicke gekannt, in denen du schwören würdest, dass er normal wäre.
Und nun dieses Elend.
Der Schaum steht ihm vor dem Mund.
Er schlägt aus nach links und rechts, ist stark für sieben, er beißt und schlägt wie ein Wilder.
Anna beißt er in die Arme, Erica kratzte er fast die Augen aus dem Kopf.
Ich packte ihn in meine Arme und hielt ihn fest, aber er versuchte, sich loszureißen.
Das Ende vom Lied war, dass er im Bett mit dem Spannbetttuch, das Karel dafür hat machen lassen, festgebunden wurde.
Da liegt der kleine René nun.
Schlafend ... todmüde, das Kind weiß von nichts.
Die Frauen weinen wieder.
Karel will aber reden.
Nun sagt er wieder:
„Nennst du das nun ein geistiges Wunderkind?“
Ich habe das nämlich erwartet.
Ich kann natürlich wieder kein Wort sagen.
Sie haben wieder recht.
Aber René ist krank.
Was sollen wir tun?
Karel weiß es nicht.
Wir warten bis morgen.
Anna brachte ihm seine Milch, redet ein wenig mit ihm, bekommt aber keine Antwort.
Ich versuche es, kein Wort kommt über seine Lippen.
Erica kommt, es hilft nichts.
René ist wieder taubstumm.
Weinende Frauen, gedrückte Stimmung im Haus, ein Problem nach dem anderen.
Wird dies ein Ende haben?
Wie wird dieses (Ende) sein?
Ich habe wohl zehnmal hören müssen: Ist dies nun ein Wunderkind?
Entweder ich bin es oder er, geht sie nichts an.
Ich und René sind es.
Wir beide sind verrückt.
Allesamt, eigentlich.
Und dann heißt es wieder Abwarten.
So reden wir den ganzen Tag lang weiter.
Aber Veränderung gibt es nicht.
Er liegt da totenstill, als ob der Sturm geschlagen wurde, den Bären die Tür gewiesen wurde, der Schakal an seinem Geheule erstickt ist.
Aber da kommt noch etwas, was es ist, wissen wir nicht.
Wir warten.
Essen und Trinken lässt René stehen.
Nach drei Tagen kommt neues Leben in diese Seele.
Die Maschine fängt wieder an, zu laufen.
Er fragt mich:
„Regnet es draußen, Onkel Frederik?“
Ich sage: „Nein.“
„Aber darf ich dann mit dir in den Wald?“
„Aber natürlich, warum nicht.
Es wird dir gut tun.“
„Wie war es in der Schule, Onkel Frederik?“
„Sehr gut, René.“
„Bist du nicht geschlagen und getreten worden, Onkel Frederik?“
„Ich nicht, René ... du vielleicht?“
„Sie waren wieder mit mir zugange, aber ich habe sie gekriegt.“
„Gerade eben?“
„Nein, morgen ... morgen ist es ...!“
„So, morgen.
Willst du etwas essen?“
„Wenn ich es bekomme?
Ist Mutter nicht da?
Anna nicht?
Und wie geht es Vaters Kranken?“
„Sehr gut ... willst du deinen Vater sehen?“
„Ich muss doch nicht Arzt werden, wie, Onkel Frederik?“
„Ich glaube es nicht.
Aber warum eigentlich nicht?“
„Ich finde das Kranksein so eklig.
Haben die Hühner schon neue Kleider bekommen, Onkel Frederik?“
„Der Schneider hat schon angefangen.“
„Oh, dann ist es gut.
Und jetzt meine Milch ...
Anna???
Anna, bekomme ich meine Milch?“
Anna und Erica stürmen gleichzeitig ins Zimmer.
Hier ist deine Milch, Junge.
René trinkt sie aus.
Er will noch mehr haben.
Wir sehen, dass er sich fünf Gläser Milch nacheinander hineinschüttet.
Und jetzt noch sein Ei ...
Anna kommt kurz darauf mit seinem Ei herein.
Er sagt:
„Wir haben auch solche Dinger, nicht wahr, Onkel Frederik?
Und die Hühner sind wie Mutter und Anna ...
Vater schläft, andernfalls würde er viel mehr Eier legen.
Ich esse gern welche.“
Anna und Erica sind wieder nach unten (gegangen).
Sie fühlen, dass sie hier nicht mehr erwünscht sind, Männer gehören zu Männern.
Es würde sie aber außer Fassung bringen.
Ich höre zu ... was höre ich?
Wieder etwas Neues ...
Schade, wirklich schade, es lief alles so angenehm.
Als ich ihn frage, was er tut, sagt er:
„Ich mache ins Bett ...
Anna ist doch da?“
Jetzt kommt eine große, schmutzige Angelegenheit, denke ich mir.
Dies hatte ich wahrlich nicht erwartet.
Eine schmutzige Sache wird es.
Schade ... schade, aber Anna hat ihn schon im Badezimmer.
Ich schaue und stelle fest, dass das Wilde aus seinem Leben hinausgegangen ist.
Die Augen sind ein wenig trüb, trotzdem flackert etwas in ihnen, was mir nicht gefällt.
Es kommt wie ein Leuchtturmlicht auf dich zu, aber sogleich ist es wieder dunkel.
Wie unbegreiflich dieses Leben ist.
Sind alle Verrückten so?
Plötzlich fragt er dich kess und bewusst nach verschiedenen Dingen, erfindet selbst wohl etwas dazu, dadurch, dass es in seinem Gehirn, wo es sehr müde ist, spukt.
Etwas später ist er wieder taubstumm.
Das Bad und das Essen haben ihm gutgetan, Körper und Seele sind müde, völlig geschafft, der menschliche Organismus fällt in einen tiefen Schlaf.
Schlaf nur, ruhe nur, dann kannst du keinen Unfug anstellen und kein Mensch leidet unter dir.
Ich gehe in mein Zimmer und denke nach.
So gehen die Stunden vorüber, schlafen, essen und trinken, ab und zu etwas wild, und wir sind gezwungen, bei ihm zu wachen und ihn festzubinden.
Von Zur-Schule-Gehen ist keine Rede.
Trotzdem krabbelt dieses Leben wieder nach oben, du siehst ihn treppauf, treppab gehen, du siehst die Persönlichkeit ruhen und sich wild benehmen.
Die Wochen vergehen hierdurch, Fortschritt gibt es nicht.
An Zeichnen und Malen denkt er nicht, es ist, als ob er nie einen Stift in den Händen gehabt hätte.
Ich glaube, dass er älter geworden ist, ich beginne, zu denken, dass all diese Dinge ihn öffnen und zum Erwachen bringen.
Er weiß, dass er ein Mann ist.
Er riecht an den Eiern ... riecht viele Male, sagt jedoch kein Wort.
Ich kenne das!
Ich weiß es von früher.
Viele Jungen haben dieses Problem kennenlernen wollen, wir sind alle identisch!
Aber er denkt dadurch, es spukt wieder in dem Gehirn herum, du wirst es sehen.
Noch keine Stunde später steht wieder alles auf dem Kopf.
Er liegt ruhig in seinem Bett, klettert mit einem Mal heraus und schlägt mit seinen Schuhen ein Fenster kaputt.
Dann trommelt er an die Türen und schlägt nach seiner Mutter und Anna.
Ich werde hinzugezogen und das Ende ist: Spannbetttuch an.
Das Ding hat er wie ein Hund zerreißen wollen, doch es erweist sich als zu zäh für seine Zähne.
Er hat es nicht geschafft.
Das Leben in ihm will frei sein, liegt aber mit allem und allem von der Gesellschaft über Kreuz.
Es ist hoffnungslos, stellen wir fest.
Wir finden, dass wir damit keine Fortschritte machen.
Karel tut es schon wieder leid, dass wir ihn zum Zeichnen gebracht haben.
Und als ob seine Seele es hört, Spaß daran hat, am nächsten Morgen fragt er mich:
„Darf ich wieder zeichnen, Onkel Frederik?“
„Du, jetzt zeichnen?“
„Was du ...
Ein bisschen respektvoller, Onkel Frederik.
Bitte mal darum?“
Ich zu Karel: „Was denkst du?“
„Was denkst du?
Müssen wir wieder zu neuen Problemen?“
„Ich für mich, Karel ... denke anders darüber.
Lass ihn doch.
Wir haben auf jeden Fall Ruhe dadurch bekommen.“
„Das merke ich.
Ich weiß es nicht mehr.
Mein Gott ... wo ist das Ende?“
„Auch darüber haben wir schon so oft gesprochen.
Lass ihn doch.“
„Durch das Herumgeschmiere hat er sich überanstrengt ...
Ich glaube, dass ich ihn mir wieder vorknöpfe.“
„Mach es nicht, Karel.“
„Warum nicht?“
„Weil er sich schon sich selbst vorknöpft.
Du schlägst allein den Körper.
Die Seele leidet darunter.“
„Seit wann verstehst du etwas von Verrückten und Kranken, Frederik?“
„Ich betreibe Telepathie, Karel.“
„Ach, ist das so?
Aber was willst du?“
Ich hatte ihm nichts von dem, was ich wusste, sagen wollen, denn er lacht sowieso über alles, vor allem, wenn es etwas Neues ist.
Ich ergründete seinen Zustand und sagte:
„René macht für sich selbst eine Kur, Karel.“
„Was meinst du, spiele mit offenen Karten.“
„Du weißt, was vor einigen Wochen passiert ist.
Der Fall mit der Treppe.
Die Kletterei hat er gezeichnet.“
„Geschwätz, Frederik, Halluzinationen.
Übertreibung.
Beweis das dann mal!“
Ich hole die Zeichnung.
„Schau hier ... das ist die Treppe, die Wand, Geländer.
Er sitzt oben und unten.
Als dieses Ding fertig war, sagte er: ‚Ist für dich, Onkel Frederik.
Geh nun aber nach oben, oder sieh nun aber zu, dass du nach oben kommst.
Und ich habe schon angefangen, hinaufzukrabbeln.‘
„Dass ich nicht lache, Frederik.
Du wirst langsam kindisch.
Pass auf dich auf.“
„Das ist alles gut und schön, du kannst zu mir sagen, was du willst, Karel.
Aber dieses dann?
Komm mal mit?“
Wir zählen die Stufen ...
„Zweiunddreißig Striche, zweiunddreißig Stufen ...
Dann stehst du oben.“
„Was soll das heißen?“
„Kapierst du denn nichts, Karel, oder tust du nur so?“
„Mann, ich kapiere nicht, was du willst.“
„Scht, scht ... immer mit der Ruhe, ruhig bleiben.
René hat diese Treppe gezeichnet.
Ich habe gesehen, dass in der Zeichnung eine Ähnlichkeit war.
Ich habe die Stufen gezählt und es stimmte.
Sagt dir dieses einfache Gekritzel nichts?“
„Nein, nichts ... keinen Deut, wenn du es wissen willst.
Ich bin hierfür zu nüchtern, (und) Gott sei Dank, sonst gehe ich daran noch zugrunde.“
„Ich danke dir für deine Ehrlichkeit.
Aber warte mal.“
Ich hole die Zeichnung, auf der „Marja“ geschrieben steht.
„Schau, Karel, wieder so eine verrückte Sache.
Ein Bogen als Kopf, Striche für Augen und Mund, das Kinn geht nach unten und hat mit nichts Ähnlichkeit.
Das ist Marja.
René sitzt auf der Treppe und redet über diesen Kopf.
Sie und ich ... wir ... zusammen.
Ob das Geschwätz ist, weiß ich noch nicht.
Aber wie kommt so ein Kind zu so einem deutlichen Namen?
Alles Unsinn?“
„Willst du, dass ich abhebe, Frederik?
Muss ich mein Kind von jetzt an als übernatürlich betrachten?“
Erica kommt herein, sie hört uns und sagt:
„Was es war, Karel, verstehe ich absolut nicht, aber ich habe in ein Universum geschaut, so schön, so rein, so unglaublich waren seine Augen, sein Blick, sein ganzes Gesicht.
Damals dachte ich, dass ich einen Engel geboren hätte.
Und jetzt?
Alles ist wieder weg, ein Tier kann sich so nicht verhalten.“
So stehen wir wieder da.
Ich habe noch etwas zu sagen:
„Was es auch ist, Karel, geh auf nichts mehr ein.
Warte ab, aber frag mich nichts mehr.
Ein großes Fragezeichen?
Musst du selbst wissen, aber lass mich in Ruhe ...“
René zeichnet wieder.
Er sieht die Dinge nun anders, er verlegt sich darauf, Teller und Tassen nachzuzeichnen und farbig zu machen.
Ich muss zugeben, dass es ihm gelingt.
Ob es so bleibt?
Nun sehe ich jedoch, dass das Tagesbewusstsein gegen jenes unbekannte wundersame Ich gewonnen hat.
Wenn das nur gut geht.
Zwei Tage nur ... dann hatten wir wieder die Bescherung und letztendlich: ans Bett gefesselt.
(Er) braucht kein Essen mehr, er will lediglich zu trinken haben.
Karel hat ihn sich doch vorgeknöpft, er sieht das Kind vor seinen Augen schwach werden.
Und das geht nicht.
Nun warten wir wieder ... wir folgen diesem Leben, eine komische Sache ist es, für sie zumindest, für mich nicht!
Wir sind nun auf der Reise, steht in meinem Tagebuch.
Wir haben schon sehr viel hinter uns, ich glaube, dass wir uns dem Urwald nähern.
Die Panther und Braunbären sind noch gar nicht so übel, Schlangen sind gefährlicher ... weil sie unter dem Gras liegen und plötzlich nach dir schnappen.
Anna hat sich dadurch verletzt, mit einem Verband habe ich die Sache wieder zusammengeflickt.
Das Logbuch wird von mir geführt.
Karel raucht wie ein geborener Heizer ...
Der Mann, der für den Proviant zu sorgen hat, glaube ich, so genau weiß ich es auch nicht.
Aber wir sind auf Reisen ...
Lange her war es, dass ich all diese Dinge vorhersagte.
Ob dies Vorhersagen ist, weiß ich nicht.
Trotzdem würdest du sagen, dass dies „Wissen“ geworden ist, und zwar durch eine Sicherheit, die unfehlbar die Dinge übersetzt und an dich durchgibt, genau, wie René das erleben muss.
Ob ein Unterschied besteht, müssen wir noch erfahren.
Heute einen Brief von Hans empfangen.
Er wird dort drüben heiraten.
Wir werden Hansi sehen.
Das eigentliche Fest hat er dort schon hinter sich.
Was wir hiervon erleben werden, ist eine kleine Nachfeier für uns alle.
Ich bin sehr neugierig, was für eine Frau diese Hansi ist.
Ich habe so das Gefühl, dass sie uns mit Blicken zur Tür hinausweist.
Aber ich kann mich auch sehr gut irren.
Trotzdem habe ich Angst.
Etwas in mir warnt mich, sagt mir: Pass auf, Frederik!
So soll es denn wohl sein ... steht da jetzt ... und ich gehe schlafen.
René ist versorgt ... alles ist still im Haus, an nichts fehlt es uns, aber wir holen Atem.
Jeden Tag etwas Neues.
Karel erzähle ich nie mehr etwas.
Es ist nicht so einfach, hinter die Masken zu schauen.
Ich weiß nun, dass sie das, was für mich Offenbarungen sind, einfach so von der Hand schieben, in die Gosse.
Wenn es eben möglich ist, werden sie sich selbst dazulegen.
Und dann hörst du:
„Soll ich mein Kind als übernatürlich betrachten?“
Nein, du nicht, ich mache es.
Ich bin glücklich, dass er Hans nicht hinzuholt.
Ich weiß nicht, was es ist, wiederum kommt es einfach so in dich und warnt dich dann.
Ich weiß es nicht, trotzdem ist es da.
Wozu dies alles dient?
Ich werde wohl einen Namen dafür finden.
Ich glaube an alles und habe Vertrauen in die Zukunft.
Was sie darüber denken und sich davon aneignen, geht mich nichts an.
Wenn geschossen wird, werden sie wohl wieder wach.
Ich sitze noch ein wenig vor dem Logbuch.
Ich notiere: Ich bin der Mann, um den sich faktisch alles dreht.
Ich sorge für die Kugeln.
Wenn ich nicht hier wäre, hätte es schon Kämpfe gegeben und der eine hätte den anderen bewusst ermordet.
Durch Probleme und Elend!
Das, was ich früher, vor Jahren, erlebte, sehe ich jetzt um mich herum und (es) liegt mit einem Spannbetttuch um im Bett.
Noch bevor es geboren war, wütete dieses Leben schon, dass dir die Fetzen um die Ohren flogen.
Jetzt zeichnet es, malt es ... genau wie früher, aber deutlicher, und immer noch sagen sie, dass nichts los ist.
Sie sehen es nicht, weil sie ihre eigenen Masken nicht herunterreißen wollen!
So ist es!
Wir gehen weiter.
Palmen über unserem Kopf, in der Ferne rauscht ein Gewässer.
Ich sehe Schemen.
Ich bin auf der Suche nach dem blühenden Baum.
Die Träger haben Angst, kein gutes Zeichen, aber ich bin auf meinem Posten.
Ich werde schläfrig und lege mich nieder, um zu ruhen.
Wie viel ein alter Mensch doch ertragen kann.
Und trotzdem fühle ich mich (wie) vierundzwanzig.
Ich höre nun etwas ...
Wer hat da „Hallo“ gesagt?
Aha, es war der Hellseher, der Stern.
Dein Geschwätz geht nicht weiter!
René lebt noch!
Auch ich bin noch da und mein Haus habe ich letzte Woche für gutes Geld verkauft.
Es hatte also keinen Brand gegeben, aber das wusste ich schon so lange, weil meine Nachbarn nicht da waren.
Wer noch?
Was noch?
Nichts mehr.
Gute Nacht zusammen.
Fühlst du diese Stille?
Still ist es, ja, still ...!