Frederik, weißt du jetzt sicher, was du willst?
Meine Koffer stehen gepackt bereit, um mit mir eine genussvolle Reise zu beginnen, mit dem Endziel „Weihnachten zu Hause“, um miteinander das Fest von „Christus“ zu feiern.
Wie ich dazu gekommen bin, weiß ich noch nicht.
Ein Drang war es, der sozusagen gierig mein denkendes Leben dominierte und dem ich keinen Widerstand bieten konnte.
So beschloss ich dann aber, ungefähr zu Weihnachten nach Hause zurückzukehren, vorausgesetzt, dass mich kein früheres Erfordernis zwingt, die Entscheidung zu ändern.
Ich gebe mich vollkommen der Zukunft anheim, mit dem ruhigen Wissen, dass ich für irgendetwas lebe, ein Ziel habe, was nur sehr wenige Menschen über sich selbst sagen können.
Anna, Erica und Karel bringen mich zum Zug.
Wir sind vorbereitet, wir haben genug Zeit gehabt, um Abschied voneinander zu nehmen.
René geht es gut, er fühlt sich dort wohl, er lernt schon etwas und er hat nichts mehr von seiner früheren Wildheit übrig behalten, auch wenn – wie sein Arzt sagt – wir jeden Augenblick erwarten, dass er seine Talente zur Schau stellt.
In jedem Fall dürfen wir nicht klagen.
So im Zusammenleben mit den Jungs offenbart sich eine andere Persönlichkeit: Die Jungs ziehen ihn in ihr Leben hinauf, er untersucht die Arbeit, den Tag, die Stunde, er sucht, er redet wenig, aber das ist verständlich.
Wirklich, Karel bekam zu hören, wir sind zufrieden.
Und neue Phänomene gab es nicht.
Er isst gut ... wahrhaftig eine Überraschung.
Und er hört auch zu.
Du könntest denken, dass (eine) Klimaveränderung neue Aspekte für Seele, Geist und Stoff öffnet.
Machen Sie sich nur ja keine Sorgen und geben Sie Ihrer Frau die heilige Versicherung, dass ich alles tue, was in meiner Macht steht, um ihrem Jungen zu helfen.
Eine Sache jedoch, bleiben Sie hier vorerst fern.
Wenn es nur irgendwie möglich ist, kein Besuch.
Ich benachrichtige Sie, wenn Sie kommen können.
Jetzt würden Sie ihn nur durcheinanderbringen.
Das war vor einigen Wochen.
Gestern Abend rief Karel kurz an.
Wir alle waren still vor Sehnsucht.
Wie geht es unserem Kind?
Karel hörte:
„Noch ganz genauso.
Es ist Stille in ihn gekommen, etwas mehr apathisch, aber nicht von bleibender Art, Stunden der Wildheit haben wir noch nicht erlebt, aber dafür sorgen wir schon.
Spannbetttücher sind also nicht notwendig.
Er ist zwar etwas schweigsamer, aber der Bruder hat keine Mühe mit ihm, ich glaube, dass er in Van ’t Zand wohl seinen Kameraden findet.
Den Namen „Frederik“ hören wir immerzu ... auch in seinem Schlaf.
Ich habe all diese Dinge aufgeschrieben.
Der Bruder hörte ihn im Schlaf sagen:
„Wo bist du, Onkel Frederik, siehst du mich nicht?“
Vielleicht verstehen Sie das besser als wir hier.
Ist das nicht der Name des Freundes, der bei Ihnen war?
Ich rate auch ihm, nicht zu kommen.
Er muss von seiner alten Freundschaft gelöst sein, wenn wir ein neues Leben für ihn aufbauen wollen, was doch der Sinn der Sache ist, Kollege ...
Weiter keine Neuigkeiten, Sie hören noch von mir.“
„René fragt nach dir, Frederik.“
„Das höre ich.
Lass ihn aber fragen, wenn die Sehnsucht stärker wird, zwingt das meiner Meinung nach das Andere zum Einschlafen.
Das habe ich mir einst von einem ganz schlichten Mütterchen weismachen lassen, die ihren Jungen im Gefängnis besuchen sollte.
Ob sie recht hat, ist eine andere Sache, aber da ist wohl etwas dran.
In jedem Fall kann ich mit einem ruhigen Gefühl auf Reisen gehen.
Wir hätten auch das Gegenteil akzeptieren müssen; wir dürfen zufrieden sein.
Wir sitzen beieinander und reden über René und über meine Reise.
Sie wissen es nicht besser, als dass ich zuerst die Schweiz besuchen gehe.
Dort wohnt ein Freund von Hans, der meine Briefe, die zuerst zu ihm gehen werden, nach Holland schicken wird.
Ich will alles erfahren, alles wissen über René und die Familie zu Hause.
Hans will etwas dafür tun und ich glaube, dass es ihm gefallen wird.
Hansi ist zur Tür hinaus.
Hans hat sich vollkommen auf seine Kranken eingestellt.
Er hat einen Aderlass akzeptieren müssen; aber wie die Dinge laufen – wenn du nun einmal für stofflichen Wohlstand geboren bist –, wird von der Tatsache, dass er dank des Erbes von einer Tante praktisch den gesamten Betrag zurückbekam, eindrucksvoll demonstriert.
Hans sagte: „Ich habe bestimmt noch ein langes Leben, oder ich habe noch das eine und andere hier zu tun; ich bin durch diesen Schlamm ein gesegneter Mann.“
Hansi fluchte noch ein wenig, tobte wie eine Wildkatze, aber Hans zwang sie, zu gehen, wenn sie das Leben behalten wollte.
Und um allem ein Ende zu setzen, zeigte Hans ihr den Betrug und sie stürzte sich in andere Arme, um ihr Niederreißen erneut zu beginnen.
Hans sagte:
„Die landet in einem Edelbordell, aber nicht mehr mit mir.“
Von dem Augenblick an war Hans ein anderer Mensch.
Er stürzt sich durch innere Gewalt wieder auf sein Studium, ich glaube, dass ihn dieser Schlag zum Höchsten steuert und er kann seine Toga bestimmt bald bestellen.
Heute haben wir den siebten Oktober.
Es ist nun neun Uhr am Abend und wir sprechen über unser Kind und meine Reise, über Hans und Hansi, Tausende andere Dinge.
Eines fühlen wir alle, da ist Leere.
Anna und Erica werden mich vermissen.
Karel schlägt sich da hindurch, obwohl er ehrlich zugibt, dass auch er mich vermissen wird.
Eine Veränderung für ihn zum Guten.
Der Karel von früher lebt schon lange nicht mehr, der ist gestorben.
Wir erinnern uns an alles, was wir in den Jahren so miteinander durchlebt haben.
Unglaubliche Stunden waren es.
Schmerzliche, elende, blutdürstige, banale Stunden, aber zugleich übernatürliche Ereignisse für mich und für sie, freundschaftliche und liebevolle Stunden, wofür ein Mensch im Grunde lebt, (was) das Schönste ist, das man erleben kann.
Eines wiederum: Wir vermissen René.
Aber es läuft gut!
Wir haben geredet, wie wir noch nie ein Gespräch geführt hatten.
Anna schaute mich an, als ob ihr Mann auf und davon ginge.
Erica war wie eine Mutter für mich.
Karel ein aufrichtiger Freund.
Und unterdessen drangen wir noch einmal tiefer in Renés vielsagendes Dasein und (seine vielsagende) Persönlichkeit, um herauszuholen, was darin steckte.
Anna bekam erneut das innere Seelenrot auf ihre Wangen, Erica sprach über ihre scheußlichen Waschungen, wovon sie immer noch nichts versteht: Wir sehen uns selbst im Hühnerstall der Nachbarn wieder, wir reiten wieder aus mit den Ten Hoves, die wir Gott sei Dank los sind und die man im übrigen nirgends mehr haben will, weil diese Regenwürmer schon längst in der Erde stecken müssten, um ihre Aufgabe für dieses Leben zu beginnen, sie können sowieso nichts anderes als den Menschen mit ihrem Wohlstand die Augen ausstechen.
Wenn du diese Masken siehst, wird dir übel von der Trockenheit, dem Nichtssagenden dieser hochmütigen Gesichter.
Auch die anderen Doktoren sind wir los, zumindest sieht es danach aus.
Karel behauptet, dass er sie zu viel fühlen ließ, dass Hundeinstinkte von Menschen auf Dauer nicht gewollt werden.
Sie drücken dich in deinem eigenen Haus zur Tür hinaus, sie belasten dich mit ihrer Schwere und Leere, als ob wir noch nicht genug Elend besäßen.
René folgen wir in allem.
Wir stehen vor seiner Geburt, wir sitzen wieder vor Ericas Flügel, wir erleben Franz erneut, wir gehen durch den Urwald, holen Schlangen und reden mit Braunbären, sehen Schakale in der Luft und nahe am Boden, wir leben inmitten von Hurerei und direkt zwischen heiligen, sei es mystischen Sachen und schließlich fühlst du, dass du dabei bist, Himmel und Erde zu umranden.
Wir fahren durch das Alte Ägypten, besuchen die Pyramide von Gizeh ... wo Erica hin will, sofern der kleine René gesund wird, weil sie diese Steinmasse so hoch und schön findet und weil sie einmal in ihrem Leben Kamel spielen will.
Aber René muss neben ihr reiten; ich muss dahinter sein mit Anna, Karel vorweg, um uns den Weg zu weisen, weil er von diesen Dingen so viel versteht.
Wir bescheren einander vergnügliche Stunden, denn es gibt lediglich einen einzigen Willen: Wir leben für René!
Unterm Strich kommen wir zu dem Ergebnis, dass wir für kein Geld der Welt aufeinander würden verzichten wollen.
Dann sagte Erica plötzlich zu mir und Anna:
„Warum heiratet ihr einander nicht?
Warum gönnt ihr uns das Glück nicht?
Warum musst du eigentlich allein ausgehen, Frederik.
Hätten wir nicht gemeinsam gehen können?
Nein ... das geht nicht!
Aber warum heiratet ihr nicht?“
Anna rennt schon die Treppen hinauf.
Karel brummt etwas zwischen seinen Zähnen und Erica fühlt, dass sie sich zu früh in Dinge eingemischt hat, die sie überhaupt nichts angehen.
Was für dumme Dinge ein Mensch doch tun kann!
Sie sucht Anna auf.
Sie kommen noch kurz nach unten, aber eine halbe Stunde später liegen wir doch alle in den Federn.
Ich schlafe ein und denke an nichts mehr.
Und jetzt?
Da ist der Fahrer.
Erica und Anna gehen mit Karel, Hans kommt mit.
Wir steigen ein.
Der Zug fährt weg, aber am nächsten Bahnhof steige ich wieder aus.
Sie treffen eine heitere Entscheidung, Frederik braucht Ruhe, sie werden nun nicht denken, dass ich selbst die bedingungslose Entscheidung traf, anzuhalten.
Ich gehe hinaus, aber das sind meine Sachen.
Ich warte.
Hans fragt:
„Frederik, weißt du jetzt, was du willst?“
„Und ob ich es weiß, Hans.
Wir gehen erst zu deinem Schloss.
Dort sperrst du mich für einige Tage ein, bis ich einen Bart habe und gelernt habe, mich verrückt zu benehmen.
Dann gebe ich mich dir anheim.
Verlottert betrete ich dein Heiligtum.
Hattest du etwas anderes erwartet?
Die Brüder dürfen mich nicht erkennen, denn dann ist für mich nichts Interessantes mehr daran; ich will in nichts gestört sein.
Was kannst du für mich tun?“
„Überlass das nur mir.“
Die Tage, die vorübergingen, nutzte ich als Vorbereitung.
Hans ließ mich gewähren.
Ich fühlte mich wegsinken, die Erde begann, unter meinen Füßen zu beben, aber ich fühlte, wie der kleine René näher zu mir kam.
Ich begann, zu verstehen, worin unser Kind lebte.
Ich sprach zu ihm.
Hans, der mir folgt, denkt wahrhaftig, dass ich mich komplett verrückt verhalte.
Ich rede über mein Täubchen ...
Wenn ich hochschaue, folgt er meinem Blick mit gerunzelter Stirn.
Ich will es so weit bringen, dass er denkt, ich bin verrückt, denn er sieht, dass mein Leben sich verändert.
Ich bin nicht mehr ich selbst, ich werde ein anderer.
Aber ein besserer Hans, einer, der fliegt!
Ich kann ihn durchschauen ... ich kann ihm folgen, ich kann belauschen, wie er denkt.
Er lässt mich schon los.
Trotzdem sage ich ihm Folgendes:
„Denk daran, Hans.
Was auch passiert, kein einziges Wort darüber zu Karel.
Wie ich diese Monate erlebe, geht dich überhaupt nichts an.
Ich werde mich zwar verrückt benehmen, aber das sind meine Angelegenheiten.
Erst wenn ich nicht mehr in der Lage bin, ein einziges Wort zu sprechen, darfst du ihnen Bescheid sagen.
Also, was ich auch tue, es sind meine Angelegenheiten!“
„Auf mich kannst du zählen, Frederik.“
Als die Tür hinter mir zufiel, dachte Hans: Frederik ist dabei, verrückt zu werden.
So weit ließ ich ihn im Stich ... so weit war ich von seinem Leben weg.
Hans verschwindet, ich dachte an mein Täubchen.
Ich bin Noahs Kind dafür dankbar.
Ich sehe René und er wird mich bald sehen.
Ich sehe ihn deutlicher als zuvor.
Das gibt mir Beseelung, Kraft und Liebe.
Ich heiße „Van Zeulen“.
Eine Viertelstunde später ist es schon „Zeul“ und nach weiteren fünf Minuten „Zeutjes“.
Jetzt komme ich ins Bad.
Der Bruder zwingt mich, ein Bad zu nehmen.
Der Mann denkt, dass ich verrückt bin, und behandelt mich dementsprechend.
Vom Normalen aus schaue ich das verrückte Getue des Irrendieners an.
Was für eine Welt ich doch erlebe.
Bin ich verrückt oder ist er es?
Ich finde jenes von Normalen gewaschen werden (ist) Wahnsinn.
Eine Bürste schrubbt über meinen Rücken, ich denke an Anna, die diese Arbeit anders ausführen würde, wenn sie die Gelegenheit dazu bekäme.
Oh, Mutter, hättest du dies von deinem Kind erwartet?
Ich bin diesem Mann dankbar, ich liege im Wasser und er bewirft mich mit Seifenschaum.
Ein herrliches Gefühl ist es.
Als er mich etwas fragt, kommt meine Irren-Natur hoch und ich sage „haaaa“, als ob ich ihn beißen wolle.
Er fragt mich, ob ich ein Gelehrter bin.
Ich grinse ...
Ich lache und ich heule gleichzeitig und es klappt so gut, als täte ich es seit Jahren.
Ich beginne, zu fühlen, dass ich meinen Verstand verlieren werde.
Als mir der Mann befiehlt, das Bad zu verlassen, und ich seine Worte „Komm, raus da, mein Herr!“ höre, lege ich mich extra schön hin, um mich noch ein wenig zu wärmen.
Er tippt mir auf die Schulter und sagt:
„Komm, Erfinder, raus da ... raus da ... komm, beeile dich, keinen Quatsch.“
Ich brumme, ich jaule, ich zische.
Und dieses Gefühl kommt plötzlich in mich, wodurch ich mir ein Alibi schaffen werde.
Dass ich daran nicht gedacht habe.
Los, brummend raus da.
Er schnappt mich schon und er sagt:
„Will der Herr zu den Tieren?
Ist der Herr auf der Jagd?
Ist Herr Zeultjes Jäger gewesen?
Haben die Tiere dich erschreckt?
Los, Mann, kein Gewese.
Zupacken.“
Ich mache nichts.
Er wirft mir ein weißes Laken um, es folgt eine Hose, dann ein alter Anzug von mir darüber und Zeultjes ist fertig.
Jetzt bekomme ich etwas zu trinken.
Als die Tür aufgeht und wir losgehen wollen, steht Hans vor ihm.
Er sagt:
„Ruhig, und bedächtig bleiben.
Kein Aufhebens machen, er erschrickt vor allem.
Jeder Reaktion folgen und (sie) an den leitenden Bruder weitergeben.“
Zu mir:
„So, Van Zeul, wie geht’s?“
Ich knurre ihn an.
Der Bruder will Hans helfen, und sagt:
„Ist der Herr ein Weltreisender?
Er tut es den Tieren nach.“
Hans schaut mir in die Augen.
Er weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll.
„Haaa ... haaaaaa ...“, kommt über meine Lippen und es folgt ein lautes Kreischen.
Ich bin wie ein wildes Tier.
Hans weiß nicht mehr, was er davon denken soll, und verschwindet durch die Tür.
Ich gehe mit dem Bruder mit zum Saal.
Es ist zehn Uhr am Morgen, mir wird Kaffee gebracht.
Die Männer sind mit sich selbst beschäftigt, mein Tagwerk beginnt.
Aber womit soll ich anfangen.
Ich schaue all diese Irren an, ich folge ihnen.
Das Alter variiert von dreißig bis siebzig, sehe ich.
Es sind Männer mit kahlen Köpfen dabei, aber ich sehe auch Köpfe mit lockigem Haar, blond, grau, dunkel, Kinder eines einzigen Gottes, eines einzigen Vaters.
Sie stehen und sitzen, sie tun etwas und sie tun nichts, aber alle tun etwas, sie sind mit sich selbst beschäftigt.
All diese Augen sind leer, auch wenn sie wild stehen.
Wie die Meinen sind, weiß ich nicht.
Ich schaue einen großen Kerl an ...
Er redet viel und spricht über seine Kranken.
Ich weiß von Hans, weswegen sie hier sind.
Er ist der Arzt ... er schreibt noch seine Rezepte und flucht wie ein Droschkenkutscher.
Glauben und Gelehrtheit haben ihm das Genick gebrochen.
Dieser Mann ist schon seit drei Jahren hier.
Etwa acht leiden an geistiger Umnachtung.
Da ist ein Dichter, ein Krämer, ein Theologe, der durch Elend und Probleme seinen Gott verloren hat, der durch Schmerz und Leid dieser Menschheit selbst ins Unglück stürzte.
Wir haben einen Gläubigen, einen vierzigjährigen Mann, stark wie ein Löwe, der „Jehova hat geküsst“, der in Liebe und Glück unterging.
Wir haben dort Franz, den Privatier, den Herrn.
Er ist durch sein Geld ins Unglück gestürzt.
Er steht unter Vormundschaft ...
Nun hat er nichts mehr außer seinem verrückten Ich, seiner großmäuligen Persönlichkeit.
Und dort sitzt ein junger Mann von etwa vierunddreißig Jahren.
Ich höre, dass sie ihn Däumling nennen, ein junger Gelehrter.
Er kann wohl zwanzig Sprachen und ist so gelehrt, dass man ihn einsperren musste.
Er zitiert alte Griechen, spricht fließend sein Französisch, Deutsch und Englisch, ein Komödiant, der sich für das Theater eignet, wenn er sich nicht so verrückt benehmen würde.
Es sind keine drei Stunden vorüber und ich kann schon ein Buch schreiben, ich kenne jeden einzelnen von ihnen.
Und was ich noch nicht weiß, höre ich noch.
Ich sitze in einer Ecke und denke und schaue, aber sie lassen mich nicht in Ruhe.
Als ich den alten Piet wegschicken will und versuche, bei ihm auf den Busch zu klopfen, indem ich ein gehöriges Brummen hören lasse, stürzt er von mir fort, als ob ihn ein Bär am Wickel hat.
Hast du diesen Tiger gesehen?
Ich habe ihn gesehen.
Ich habe diesen Löwen gesehen.
Ich habe diese Katze gesehen, schau, da hast du ihn.
Er weist in meine Richtung, ich verstehe ihn völlig und nutze die Gelegenheit, mich einzurichten.
Ich schreie ein wenig.
Ich kreische und ich miaue wie eine Wildkatze, ich ahme einen Bären nach, ich zische, ich krieche ein wenig über den Boden, mache Bewegungen wie eine indische Meistertänzerin, fühle mich aber schon todmüde und setze mich nieder.
Noch folgt, und völlig von alleine, ein röchelndes Geräusch, ich weiß selbst nicht, welches Tier es ist, ein derartiges Monster habe ich noch nicht gesehen.
Als der alte Piet Anstalten macht, zu mir zurückzukehren, belle ich.
Ich ziehe meine Finger zusammen wie eine Klaue und beiße nach ihm.
Es ist so, als ob ich Piet getroffen hätte, er greift krampfartig nach seinem Arm und schreit laut auf.
So schreit er, als ob man ihn gebissen hat.
Als der Bruder angerannt kommt, weiß er im Nu, was vor sich geht.
Piets Arm zeigt, dass er gebissen und gekratzt worden ist.
Der Bruder sieht die Schrammen, die rot wie Blut den Kampf zwischen ihm und mir verraten.
Er kommt zu mir.
Ich erschrecke zu Tode.
Mir wurde plötzlich so schlecht, dass der Mann Mitleid mit mir haben muss.
Er schaut mich an, bleibt ein paar Meter von mir weg, durchbohrt mich aber mit seinem Blick.
Es ist, als ob er wissen will, wer ich bin und was ich eigentlich besitze.
Er schaut mich weiter an.
Ich folge ihm, ich fühle, was er will, und ich gebe mich seinem Willen anheim.
Aus meinem Mund kommt: Merci!
Ich werde es nicht mehr tun.
Aber Piet wollte mich gefangennehmen und ich lasse mich nicht gefangennehmen, ich will in der Wildnis bleiben.
Es dauert noch eine Weile, aber lange genug, um mir das Gefühl zu geben, ob der Bruder dabei war, mich zu ermorden.
Er starrt mich an, als ob er sagen will: Lässt du es!
Hörst du auf!
Du bist nicht im Urwald, du bist ein Mensch!
Er stürzt fort, weil ich brumme, belle, miaue, meinen Kopf in den Nacken legen, weine, pruste; (mich) so verrückt verhalte, wie ich nie in meinem Leben gedacht hätte, dass ich es könnte.
Ich ziehe meine Lippen hoch und ziehe Gesichter wie ein Affe.
Es ist, als ob sich der ganze Urwald durch mein Leben manifestiert.
Der alte Piet, der die Frauen sehr liebte, streicht über meinen Arm und weint nun wie ein kleines Kind.
Die anderen sind unruhig dadurch geworden.
Sie wissen, dass ich ein Tier bin, mehrere Tiere bin.
Ich bin wie eine Schlange, ein Tiger, ein Wolf, ein Löwe.
Sie haben Angst vor mir.
Ich habe mit einem Mal, ohne es zu wissen, Respekt bekommen.
Aber der Bruder ist weg und ich weiß schon, wo der Mann hin ist.
Noch keine zehn Minuten später steht Hans vor mir und mit ihm sein erster Assistent.
Er kommt nach mir schauen.
Ich sitze in meiner Ecke und tue so, als ob ich ihn nicht sehe.
Er nennt meinen Namen, ich höre:
„Frederik ... äh ...
Van Zeulen ...
Van Zeulen!“
Ich verstehe, dass er sich fürchterlich vertan hat.
Gott sei Dank haben die anderen meinen Namen nicht gehört ... er ruft sehr laut und ist streng zu mir:
„Van Zeulen ...!!
Hörst du mich nicht?
Siehst du mich nicht?
Hörst du mich nicht?“
Hans schaut den alten Piet an.
Der heult noch, weil man ihn gebissen hat.
Hans betrachtet die Striemen und Schrammen auf seinem Arm.
Er schaut lange und aufmerksam.
Dann fragt er den Bruder:
„Ist das (die) Wahrheit?“
„Das sehen Sie doch?“
Jetzt kommt der Dichter dazu und schreit:
„Oh, Durchlaucht ... wie werde ich Sie fürchten ... wo ist sie, die mir angstvolles Erbeben tröstet?
Werde ich sie sehen?
Werde ich sie für Glück halten ... für Glück halten.
Nein, ‚Gott hier und dort‘, so ist es nicht ... es ist für glücklich halten, Gottchen ...?
Das ist es nicht ...
Ich schweige!
Mein Gottchen!“
Er stürzt in eine andere Ecke des Saales und stellt sich dort auf wie ein Schuljunge, der auf eine Tracht Prügel wartet.
Wir alle schauen zum Dichter ...
Hans schaut wieder auf den rechten Arm des alten Piet.
Er betrachtet die Schrammen so aufmerksam, als ob er ein großes Wunder sieht.
Sein Helfer schaut auch – von den Schrammen zu mir, und ich lese von seinem Gesicht ab: „Komplett verrückt“!
Dies ist keine Komödie mehr, keine wissenschaftliche Untersuchung, dies ist heiliger Ernst.
Hans schaut mich an.
Tief bohrt er sich in mein Wesen.
Hans weint und ich sehe, dass wahrhaftige Tränen in seine Augen kommen.
Ich muss etwas tun, aber ich denke vor allem an mich selbst.
Ich bin wie der Blitz und ich zerreiße trotzdem nicht, um es donnern zu lassen.
Trotzdem muss es sein.
Ich belle, ich miaue aber und dann sage ich plötzlich:
„Wenn meine Freunde zu mir kommen, lass sie dann allein, Gelehrter.
Ich will niemanden sehen und ich will nicht, dass sie von mir hören.
Sollte ich ihnen schreiben, dann lassen Sie die Finger von meinen Briefen.
Ich schlage Sie nieder ... wuff ... wuff ... paff ... paff ..., tschu, tschu ... huaaaah ... grgrgrgrgrgrgr ... rrrrrr ... Tschunda-Magie ... puff!“
Jetzt weiß Hans Bescheid.
Ich bin wirklich verrückt ...
Er kommt nicht von mir los, er will diesen anderen in mir sehen, den, den er kennt, der aber nicht mehr da ist.
Er steht da wie ein Schuljunge.
Wenn der Dichter und der alte Piet ihn nicht zur Wirklichkeit zurückgerufen hätten, glaube ich, dass Hans Stunden an diesem Platz stehen geblieben wäre, so überrumpelnd waren mein Tun und Lassen und mein gesamtes Wesen.
Der Dichter ist beschäftigt:
„Barmherziger Samariter, ich liebe dich mehr als mich selbst.
Ich werde deinen Kopf umspannen und bunte Steine für deine Grabplatte herbeitragen.
Ich spioniere dir nicht nach.
Ich frage lediglich, ob ich liebe!
Oh, mein lautes Lachen ... mein Kettenkarussel ... verdammt!“
Ich weiß, der Mann ist wieder neben der Spur.
Jener Kopf ist randvoll oder völlig leer.
Ich genieße (die Situation).
Ich erlebe hier einen Jahrmarkt und ich habe mich noch nie so glücklich gefühlt, aber das darf Hans nicht sehen, er darf es nicht wissen.
Ich fühle, dass dies mein Weg ist.
Ich verstehe lediglich nicht, warum der alte Piet so ein Gewese macht.
Ich werde den Fall selbst untersuchen, sobald Hans und sein Assistent weg sind.
Dann fängt der Arzt an:
„Geh weg, Giftartiger, Pestträger ... Tbc-Getue.
Hast du gedacht, dass ich so ein schuftiger Hund wäre, dich verrecken zu lassen?
Hier, mein Rezept.
Und küsse die Krankheiten nicht mehr.
Haha ... komm zu Franciscanus ... ich habe ein Mittelchen für dich. „
Der Bauernsohn steht aufrecht und diktiert:
„Morgens drei Esslöffel ohne Zucker.
Heute Mittag fünf Krümel Hackfleisch mit Zwiebeln und dieses auf der Zunge schmelzen lassen, damit du das Rot und Grün davon schmeckst.
Geniere dich nicht, lege es auf deine Zunge und danach wirst du entweder einen Spaziergang machen oder ausruhen.
Dort kannst du dich hinlegen, in meinem Garten, oder auf meiner Veranda, ich kann dich dann von Zeit zu Zeit besuchen, ihr ... nein ...
Ihr bekommt eine andere Aufgabe.
Du, Sophie, sorgst für meine Kranken.
Lass Franciscanus nicht in allem allein.
Oh, ach, meine Kranken.
Wie bin ich müde.“
Etwa acht der anderen stehen drumherum und schauen und tun so, als ob sie alles verstehen und es dringend notwendig finden.
Hans steht mitten in seinem Irrenhaus.
Ich hätte nicht gedacht, dass die Seelenklempnerei so eine elende Arbeit wäre.
Er weiß nicht, mit was er zuerst beginnen soll.
Er folgt dem Dichter, dem Doktor, dem alten Piet und mir.
Der Dichter ist ruhig.
Der alte Piet kommt zu mir.
Das Leben fragt:
„Nur ruhig, ich tue dir nichts.
Beißt du mich noch?“
„Ich nicht“, sage ich, „lass mal schauen?“
Hans schaut zu uns.
Er sieht, dass ich meine Augen aufschlage und über den Arm des alten Piet streiche.
Piet sagt:
„Wie schön das ist.
Mach es noch mal?“
Ich tue, worum Piet mich bittet, und streiche über seinen Arm.
Ich sehe die Kratzer.
Sie haben eine tiefrote Farbe.
Dann schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, von dem ich mich selbst fast überschlug:
„Du bist Hypnotiseur, Frederik.“
Was? So frage ich mich selbst.
Was bin ich?
Aber unterdessen hält der alte Piet seinen Arm ausgestreckt, ich streiche über ihn und sehe, dass die roten Streifen verschwinden.
Hans steht da und schaut diesem Drama mit großen Kulleraugen zu.
Er glaubt bestimmt, dass ich verrückt bin.
Ich bin völlig in diesen Menschen aufgelöst und ich mache auch mit, ich bin wie echt!
Piet geht von mir weg.
Er zeigt den anderen seinen Arm, all jenes Urwaldgetue ist aufgelöst.
Aber sie wissen, dass ich Tigerallüren besitze, Hundebeißen verstofflichen kann.
Ich bin wie eine Schlange, wie eine Hyäne, ich kann gefährlich sein.
Und da steht Hans, er und seine Hilfe kennen sich nicht aus.
Wieder kommt er zu mir zurück.
Wieder schaut er mir bis in mein Herz hinein, er will wissen, was mit mir los ist.
Dann kommt er zu einer Entscheidung.
Er sagt:
„Komm, Van Zeulen, komm mal kurz mit.“
Er will mich bei der Hand greifen, ich weigere mich.
Ich ziehe meinen Arm blitzschnell zurück.
Hans schaut mich verblüfft an.
Er kennt sich nicht mehr aus, das sehe ich an allem.
Ich beginne, zu verstehen, was er will.
Dann kommt der Bruder.
Ich beiße um mich.
Ich will allein gehen und mache es.
Hans mir hinterher und wir gehen nach draußen.
Ich gehe vor ihm her, er geht schneller, um zu mir zu kommen.
Jetzt höre ich:
„Frederik ...
Aber Frederik ...!?
Ich gehe weiter, ich weiß genau, wo ich sein muss.
Als er jetzt meinen Namen ausspricht, bleibe ich stehen.
Hans schaut mich an und sagt wieder:
„Frederik, aber Frederik!
Was ist los?“
Wir kommen nicht weiter.
Ich gebe ihm keine Antwort, mir entschlüpft lediglich:
„Dummkopf, Dummkopf, Dummkopf, dass du da bist!“
„Frederik?
Frederik, ist das dein Ernst?“
Ich schaue ihm in seine Augen.
Ich folge seinem aufgesetzten Gesicht, sehe seine Maske an.
Ich folge seinen Lippen, seinem Kinn, gehe zurück zu seinen Augen und sehe, dass Tränen kommen.
Wieder entschlüpft mir:
„Ach, Dummkopf, was für ein kleines Kind du bist.“
Hans hört am Klang meiner Stimme, dass ich eben wieder da bin.
Er sagt: „Weißt du, Frederik, was dort passiert ist?
Nein, hörst du mich nicht?
Weißt du, dass du hypnotisieren kannst?
Und wie, Frederik, ich bewundere dich.“
Aber ich fühle, dass es zu weit geht.
Ich bin hierin und ich will drin bleiben.
Ich belle ein wenig, kreische etwas, miaue aber und zische kurz, und davon sieht Hans Rot und Grün.
Jetzt kommt aus seinem Mund:
„Also doch!
Mein Gott, worauf habe ich mich eingelassen.
Frederik, oh, Frederik, worauf habe ich mich eingelassen!
Das vergebe ich mir nie!“
Und das ist verkehrt, denke ich, ich muss handeln und zusehen, dass ich mich selbst rette.
Ich sage rundheraus ohne Theater:
„Weißt du, wer René ist?
Weißt du, wer Anna ist?
Weißt du ... weißt du, wer Karel ist, wer Erica ist?
Wo der kleine René ist?
Dann hau ab und störe mich nicht mehr, was auch passiert, störe mich nicht, Hans!!!“
„Frederik, Frederik.
Höre auf damit ...
Komm, komm mit mir mit und höre damit auf, du wirst verrückt.“
„Das hättest du wohl gern, wie?
Geh, Hans, und störe mich nicht mehr.
Ich werde meine Aufgabe zu Ende bringen ...
Ich werde, ich werde.
Dreckiger Hund, hau ab!
Ich werde dich sehen und betasten, wie Abraham das machte, als er seiner Frau Blumen auf das Grab brachte.
Oh, wie hat dieser Mann gelitten.
Ach, was für ein Elend.
Ich sehe ihn noch stehen.
Ich habe alles getan, um ihn zu retten, aber dachte der Herr, dass dies möglich wäre?
Ich verfluchte ihn, weil er meine Schuhe angezogen hatte.
Und siehe, ich werde ihm folgen, ich werde ihm folgen.
Oh, wie hat dieser Mann gelitten.
Und was dachte der Herr, dass er zu mir sagte?
Ich solle nach Hause gehen und Erbsen puhlen.
Aber nicht mit mir.“
Ich mache nun einen Rundtanz vor Hans.
Ich springe wie eine Meistertänzerin um ihn herum.
Ich mache indische Figuren, die ich bereits vor Jahren einstudiert hatte, weil ich die Gestik der Hände und das Bedeutungsvolle dieser Handlung so schön fand.
Ich liebe indische Tänze, sie legen eine Welt da hinein, sie erzählen dir von Morden und von Liebe, von Gerechtigkeit und leidenschaftlichen „Nirvanas“.
Ich mache es genau nach und kann die Bewegungen über meinen Kopf gehen lassen, weil ich bewusst weiß, was ich tue.
Hans schaut und hat auch hervorstehendes Bewusstsein bekommen.
Mit dem kleinen Finger an meiner Hose, einem Finger auf meine Stirn gedrückt, meine Beine an meinen Körper geschlungen tue ich, als ob ich auf heißen Kohlen wandele.
Ich gehe um die Beete herum und stecke eine Blume in meinen Mund, ich vermische Carmen mit einer indischen Prinzessin, gebe ein paar melodramatische Figuren dazu, und gebe ein wenig Soße aus „Wiener Schrammel“-Musik über das Geschöpf, springe wie ein verrückter Hund um seine stabile Gestalt herum und schaue zugleich in seine Augen, um ihm den Kopf zu verdrehen.
Sein Assistent errötet davon, Hans‘ Mundwinkel verursachen inneren Schmerz, aber ich störe mich an nichts, ich mache weiter, bis ich fühle, dass es genug ist.
Wenn ich mich auf mich selbst konzentriere, sehe ich mich sozusagen diesen Tanz machen.
Ich gebe nun ein wenig Hundegebell dazu, verrühre das kurz miteinander und dann folgt das Geschrei eines Schakals als ein kräftiger Brei und das Zischen einer Schlange als der Curry, der mir noch fehlte, aber dann kommt alles in den Ofen und Hans bekommt das Ganze in ein paar Minuten auf den Tisch.
Er folgt mir und weiß nicht, wie er handeln soll.
Es ist dein reinstes Theater, in Paris, London, Wien, wo er auch mit Hansi war, niemals ist ihm solch eine Komödie gezeigt worden.
Ich lese das auf seinem gütigen Gesicht, das nun voller Falten ist.
Ich tanze weiter, ich fahre Schlittschuh und meine Beine fliegen wie vor dreißig Jahren über die holländischen Gewässer, ich kratze meinen Namen in das Eis, die Staubwolken fliegen auf.
Hans bricht fast zusammen.
Ich mache weiter, denn ich bin noch nicht fertig.
Als ich ihn mit gewaltigem Tempo fast über den Haufen radele, meinte er, mich ergreifen zu müssen, aber ich bin so flink wie eine Schlange, er greift daneben.
Als der Bruder mich überwältigen will, hält Hans ihn zurück.
Ich schaue auf seine Augen, die Blume habe ich schon halb aufgegessen, ich nehme noch eine dazu.
Ich hopse, ich springe, falle zurück in das langsamere Tempo des Ostens, ich bin Tempeldienerin geworden.
Ich liege fast am Boden, so tief ist meine Verbeugung vor den Göttern.
Jetzt fühle ich mich erst in Höchstform.
Nie gekannte Worte stürzen aus meinem Mund, ich spreche Malaiisch, Sundanesisch, Javanisch ...
Ich „kakadue“ noch ein wenig und mache einen Knicks.
Ich liege der Länge nach auf dem Boden, mit meiner Nase im Staub, und sehe aus wie ein schmutziges Schwein.
Hans weint schon!
Hans steht dort wie ein vorzeitlicher Riese, der von wissenschaftlichem Getue und Irren nichts weiß.
Als ich fühle, dass sie mich ergreifen wollen, bin ich schon wieder irgendwo anders und hopse weiter.
Ich gleite erneut über die Gewässer, bleibe plötzlich stehen, um den Göttern meinen indischen Gruß zu erweisen, lache, grinse und knie nieder.
Ich kreuze meine Arme über meiner Brust, singe etwas, murmelnd kommt es über meine Lippen.
Ich zwinkere dem Himmel zu, lache wieder, kreuze meine Arme bis zum Boden, drücke sie auf Mutter Erde, weine, fühle Wärme, fühle Glück.
Ich küsse den Boden auf dem ich liege und habe die Seligkeit von oben und unten in mir.
Ich platze fast vor Glück.
Jetzt winde ich mich wieder in die Richtung von Carmen, verfalle aber doch zum indischen Beruf zurück, ich stehe vor einem Tempel.
Dort ist die Einrichtung, ich gehöre dorthin, ich war soeben da und ich wäre immer noch da, wenn Hans mich nicht herausgeholt hätte.
Ich sehe, dass mir die Kranken folgen.
Ich renne wie ein Wilder zu den Fenstern, ich belle, ich schreie, ich zische.
Der alte Piet schreit schon.
Er greift erneut nach seinem Arm und brüllt auf.
Jetzt fühle ich, dass ich keine Kräfte mehr besitze.
Aber ich bin ruhig, ich tue niemandem etwas Böses.
Hans kommt zu mir und legt seine Hand auf meine Schulter.
Ich lasse ihn gewähren, meine Komödie ist gespielt.
Er weiß es, ich bin nicht ein wenig, sondern ich bin völlig verrückt.
Hans führt mich zum Saal zurück.
Als wir dorthin kommen, gehe ich auf meine Ecke zu und setze mich dorthin, als ob nichts Besonderes geschehen ist.
Er schaut noch, er sagt etwas, aber ich höre ihn nicht.
Dann dreht sich Hans um und geht weg.
Ich rufe ihm hinterher:
„Wenn man sein Wort bricht, werden die Schlangen des Lebens dich belagern!“
Wie angewurzelt bleibt er stehen.
Ich sage noch:
„Wenn die Menschen ihr Wort nicht halten, kommen die Bären und zugleich die Hyazinthen, um sie totzubeißen.
Hyazinthen ... richtig, die Hyazinthen kommen, um ihnen den Kopf abzureißen ... um ihn den Kopf beugen zu lassen und (ihm den Kopf) abzubeißen.
Und ich werde sie schon kriegen ...
Noch nie hatte ich die Gelegenheit, jetzt werde ich sie kriegen.
Oh, wie schön sind diese Äpfel.
Ich habe sie noch nie so gesehen.
Ich kenne sie, ja, richtig, ich kenne sie.
Ich weiß, wer er ist.
Ich weiß, wo er war?
Hast du das gesehen, Hansi?“
Hans erschrickt.
Der Name Hansi ist für ihn, was das Tuch für den Stier ist.
Er kommt zurück und ich spiele noch ein wenig weiter.
Er muss mich verrückt sehen.
„Und dann gehen wir aus.
Und dann gehen wir nach London ... haaaaa, haaa, oh haaa, nach Wien, zu Franzl Kersten.
Bezahle den Stinkenbrunner, den ich noch nie bezahlte.
Geh nach Paris, zu Madame De Sousi, Rue de la Blanche ... sag ihr, dass ich bald komme und für sie einen Ehrenabend gebe.
Sorge dafür, dass ich meine Gewänder habe.
Vergiss sie nicht, wie du siehst, kommt da alles Mögliche.
Ich habe die Gelegenheit, Werbung für mich zu machen.
Ich werde sie und ihren ganzen Harem liebkosen.
Ich weiß zwar, dass sie ganz versessen auf mich ist, aber ich darf meine Kunst nicht vernachlässigen.
Geh für mich nach London, in die Straße Thames Way, second floor, und frage nach Sir William Scor ... gib einen holländischen Zehnguldenschein dazu und du siehst ihn sofort, er sammelt altes Geld.
Frage ihn, ob er heute Abend zu mir zum Dinner kommt, aber mach keine Dummheit, du kannst ihn das nicht unvermittelt fragen.
Er erschrickt ziemlich schnell und er muss sich erst einstellen.
Aber wenn du ihn darum bittest, schenkt er dir ein Glas Wein ein und du darfst alle seine Aktfiguren sehen, weil er auf Bildhauerei ganz versessen ist und ausschließlich Akte besitzt.
Alle Frauen der Welt, sogar Königinnen, besitzt er.
Geh zu ihm hin und sage aber, dass Thomas van Kempen dich geschickt hat.
Erzähle ihm, dass wir zusammen unter (der) Pyramide von Rijswijk gelegen haben und dass wir uns selbst darunter hervorgegraben haben.
Das will er wissen, denn dieser Mann interessiert sich sehr für alte Kunst.
Er ist selbst jahrelang in Ägypten gewesen, hat dort Schätze darauf verwendet, seine Reisen zu machen.
Ich weiß es noch wie gestern ...
Ich war damals sein Aufseher und Sekretär.
Auch wenn ich von einem reichen und alten Geschlecht abstammte, ich verhielt mich wie seine Hilfe.
Was für Nächte haben wir dort erlebt!
Ich weiß noch, dass er mich bat, eine Nacht in der Pyramide von Rijswijk zu schlafen.
Er war ganz erpicht auf Schemen, alte Schemen, und wollte mich eine Skulptur davon machen lassen.
Er sagt, dass ich als sein Bediensteter ein Recht darauf hätte, das zu erleben; er würde sich selbst am Abend auf die Veranda setzen, um mir durch das Mondlicht seine Gedanken zu schicken, damit ich alles darüber wüsste ... damit ich alles darüber wüsste ... wiederholte er dreimal, weil ich alles darüber wissen sollte.
Anders hat es keinen Sinn und ich wäre (anders) nicht befähigt genug, meine Arbeit für ihn zu tun.
Ich ging, aber ich fiel in einen Graben, krabbelte heraus und blieb liegen.
Als ich erwachte, hatte er unterdessen seine Koffer packen lassen und war abgehauen.
Ich würde ihn schon finden.
Und der Kontakt konnte nicht zerstört werden, aber ich ging in eine ganz andere Richtung und sah ihn in diesen Jahren nicht mehr wieder.
Geh also zu ihm und sage, dass ich zu Hause bin.
Hier ist meine Karte.
Du siehst es ... ich werde meine Empfehlung dazu geben.“
Ich suche in meiner Tasche und finde ein Stückchen Papier.
Ich schreibe mit Bleistift ein bisschen Gekritzel auf das Papier und überreiche es Hans, der wie blind zu sein scheint.
Ich merke, dass er mich gar nicht mehr sieht ...
Er ist weg, er ist irgendwo und nirgendwo.
Ich sage:
„Wenn du dort bist und ihn nicht zu Hause antriffst, kommst du schnellstmöglich zu mir zurück, denn dann habe ich eine andere Nachricht für dich.
Und sorge für ein paar Revolver, für den Fall, dass du zu dicht an den Urwald kommst.
Achte auf diese Schwarzen, vor allem auf diese Kameltreiber.
Hast du jenes Prinzesschen gesehen?
Ich könnte dir eine Geschichte über sie erzählen!
Sie heißt „Santasia“, huha ... sie ist das Kind von Fleuris und Roosje, du weißt schon, der Fürst von Tenhovika ...
Seine Frau leidet an dem blinden Fürsten ... das weiß Franciscanus wohl.
Ich habe sie zum ersten Mal gesehen, als ich meine Hochzeitsreise antrat und akzeptieren musste, dass meine Frau von einem Skorpion gebissen wurde.
Was für eine Sensation war das!
Santasia hatte gemischten Farbstoff bei sich.
Sie wollte mir helfen, meine Frau zu retten, aber sie sagte:
„Nur, wenn ich einen Kuss von dir bekomme.“
„Ich werde das sehr sicher tun“, sagte ich ...
Und dann folgte mein Kuss.
Wir haben uns so geküsst, dass meine Frau unterdessen starb.
Wir haben sie gemeinsam begraben und unter die Hechelkämme gelegt ...
Kennen Sie diese Grabkeller nicht?
Ich gehe da auch bald hin.
Das kostet dich zwar einen ordentlichen Batzen, aber du kannst letztendlich lieber unter den Hechelkämmen liegen als in einem normalen Grab, in das ein jeder hineinkommt und das dir nichts Heiteres für dein Herz, deine Nieren und deine Seele gibt.
Astanisia weiß schon so lange, dass es dort gut ist.
Und ich glaube es, weil ich sie aufrichtig finde; sie hat noch nie jemanden betrogen.
Aber jetzt keinen Quatsch.
Wenn du zu Franzl kommst, du weißt schon, in der Nähe von „Schönbrunn“ – du nimmst einen Fiaker ... du kannst ja wohl ein bisschen Wienerisch –, lässt du dir aufschöpfen und bestellst auf meine Rechnung ein „Wiener Gulasch“, einen für den Durst.
Ich nannte es immer ... zum Schmeckerl ...
Das kennt Adolf auch und er macht es immer für mich, weil auch Kaiser Leopold es gern aß.
Von meiner Seite war mir das recht ... siehst du, sehen Sie, Herman kennt mich schon so lange.
Aber jetzt keinen Quatsch mehr ...
Ich wäre bereit, alles dafür zu tun, wenn ich wüsste, ob Asta noch lebte.
Und mache nun ruhig, was du willst.
Wenn noch etwas ist, erfahre ich es schon.
Frage auf jeden Fall Madame Surié, ob ich heute Abend kommen kann, um das Gebäck zu bringen.
Sag ihr, dass ich eine neue Methode für das Aufgehenlassen von Napoleonkuchen, die sehr köstlich sind, entdeckt habe.
Kostet im Grunde keinen Cent.
Hau nur ab und sorge dafür, dass du Hansi nie begegnest.
Wo habe ich das Scheusal früher schon mal gesehen.
Ach, es war ein Peter dabei ...
Petrus ... und der Hahn krähte.
Nicht dreimal, sondern zwanzigmal.
Und dann landete er bestimmt am Seil?
Nein, er ging nicht aufgehängt weg, er kommt wieder für zwei Jahre ins Gefängnis.
Aber das muss er wissen.
Sag Hansi, dass ich sie nie mehr sehen will.
Ich habe so fürchterlich gelitten, dass mein krummer Rücken weh tat.
Oh, dieser arme Sam aber auch.
Sam, Sammy, Tjesam, Sascha.
Hörst du es?
Wo kommt diese Stimme her?
Haaaaals ... und was verkürzt heißt ...
Has ...
Hasyhaleng ...
Ich hab es schon!
Ich dachte wirklich, dass ich ihn nicht verstand.
Aber ich erinnere mich noch, dass sie köstliche Weine tranken, über Gooiser Kuchen sprachen und Totschlag-Salate.
Dort kamen viele Gelehrte zusammen, meistens Entdeckungsreisende, wie ich.
Hans war dort auch ... schade, der wurde von einer Wildkatze gebissen und wir mussten ihn in Indonesien zurücklassen.
Oder war es Afrika?
Er wohnt dort jedes zweite Jahr, ein schönes Schloss besaß er.
Auf der Jagd haben wir, haben wir ... ihn begraben können.
Er glaubte es selbst nicht, aber als er sah, dass er richtig tot war, musste er seinen Tod wohl schlucken.
Wir haben herrlich darüber gelacht, und trotzdem, wenn Hansi nicht gewesen wäre, hätten wir ihn begraben können.
Jetzt war es bloß ein Schemen und der zersetzt sich nicht.
Geh nun ruhig, ich gehe schlafen.
Bye, bye...
I’ll see you again.
Denk an die Briefe.“
Hans weiß es: Ich bin komplett verrückt.
Ich weiß, was er fühlt, aber er ist nicht in der Lage, Erica, Karel und Anna zu warnen.
Ich bin neugierig, was er tun wird.
Er bricht auf ... bleibt wieder an der Tür stehen, schaut noch kurz und schüttelt den Kopf.
Er ist davon kaputt.
Sein Assistent auch.
Ich sitze hier und denke über alles nach.
Wie ist es möglich, wie verrückt ich mich doch benahm und es geht wie von selbst.
Du redest nur ein wenig und du verhaspelst die Worte und der normale, gelehrte Mensch dieser Welt glaubt es.
Aber das kostet viele eine ganze Stange Geld.
Dort sind ein paar, die wegen ihres Geldes hier sitzen.
Es dürfte nicht sein, aber das weiß ich von Hans selbst, sie sind durch ihr Geld ins Unglück gestürzt.
Hans untersucht seine Kranken, er wünscht keine Patienten, die von der Familie wegen des Geldes zugrunde gerichtet werden.
Und dennoch?
Schau mal jenen kleinen Herrn an!
Der ist so gesund wie nur was.
Ich höre, dass seine Familie ihn unter Vormundschaft gestellt hat.
Schön so, du kommst hier nie mehr heraus, denn du benimmst dich ja ein wenig verrückt.
Er springt immerzu ... benimmt sich wie ich soeben, aber bei ihm ist es eine Krankheit.
Und diese Krankheit ist ihm in den Kopf gestiegen, er war wie Hans und Hansi in Paris.
Mein Gott, was für einen Unsinn habe ich doch erbrochen.
Hans denkt, dass ich durch seine Untersuchungen den Verstand verloren habe.
Er hat mich gewarnt.
Jetzt bin ich verrückt.
Was wird er tun?
Nichts tut er.
Er wagt nicht mehr, vorbeizukommen.
Er wird noch etwas warten.
Er schaut die Katze aus dem Baum –, die Katze, das bin ich!
Wir sitzen am Tisch.
Die Schwestern sind auch da, es sind liebliche Kinder dabei.
Sie werden von den Herren verschlungen.
Einige greifen nach dem Glockenspiel und verlangen, dass die Kirche anfängt.
Das habe ich mir wohl gedacht, genau wie bei René; die Großen sind wie die Kleinen.
Sexuelles Getue, auch diese Alten noch.
Aber die Schwestern geben Kraut ins Essen.
Sie können mit den Männern umgehen, sehe ich.
Ich bin wieder etwas still und der alte Piet sitzt schon neben mir.
Er sagt wohl hundertmal: Jetzt beißt du mich nicht mehr, wie?
Ich sage: Nein, Piet!
Und Piet fühlt schon, dass ich es ernst meine.
Wir schlürfen unser Essen auf, bekommen Streit miteinander, weil der eine mehr hat als der andere, aber der Bruder klopft uns auf die Finger.
Wir sind kleine Jungs aus der Kinderbewahranstalt und amüsieren uns.
Aber oh weh, wenn dieser Irre wieder hochkommt.
Nach dem Essen ist Ruhen angesagt.
Wir schlendern umher.
Ich folge ihnen einem nach dem andern.
Der Dichter ist zum Schreiben gekommen.
Ich gehe zu ihm hin und frage:
„Schenken Sie mir bitte etwas Papier, ein wenig, hochverehrter Herr, wie sieht es mit den Blumen aus?“
Ich lasse mich einfach treiben, doch ich bemerke zu meinem Schrecken, dass ich immer ins Schwarze treffe und ihre Gedankenwelt fühle.
Und prompt folgt ein Gedicht.
„Sie schweifen über die Gewässer meines Herzens.
Liebkosend wie zwei Flügel.
Es ginge ihnen so ausgezeichnet ... wenn es mich auch nicht gäbe.
Oh, Greetje, (er wechselt ins Deutsche) Gretchen ... weißt du, dass ich komme?
Hast du nicht gesehen, wie ich bin.
So schau dann.
Der Mann muss es wissen.“
Und der Mann wirft seine Kleider von sich, er steht binnen weniger Sekunden splitterfasernackt vor mir.
Die Schwestern rufen nach dem Bruder.
Sie denken, dass es Zoff gibt.
Und wiederum, keine zehn Minuten später, steht Hans vor mir.
Hans schaut ... betrübt.
Hans schaut lange und ist ratlos.
Ich störe hier die Ruhe.
Ich mache sie verrückt.
Ich bin ein Lästiger, ein Erwachender ... einer, der gut allein sitzen kann.
Das muss ich verhindern.
Hans schaut und ich frage ihn:
„Denken Sie, Herr Doktor, dass wir verrückt sind?
Und dass wir uns nicht vertragen können?
Ich weiß, ja, ich weiß, warum Sie Doktor sind, das sehe ich an Ihrer weißen Jacke.
Ich war auch Arzt, aber ich trug schwarze Jacken.
Auf Schwarz siehst du nicht so viel.
Ich setze mich dort schön ruhig hin, Herr Doktor, ich will denken.
Ich will meine Kollegen sehen.
Dieser Mann meinte, er müsse ein Bad nehmen, Herr Doktor.
Er dachte, es wäre Sommer.
Ich habe noch gesagt: Tu es nicht, es ist Winter!
Und als er den schneidenden Wind spürte, stand er nackt vor mir.
Aber das geht doch nicht, wie, Herr Doktor?
Das ist doch nicht möglich?
Er kennt mich nicht, aber ich kenne ihn.
Es ist Johann Strauß?
Hörst du ihn?
Wie kann dieser Kerl spielen.
Hörst du es?
Hast du jene Maske gesehen?
Früher dachte ich, dass alles Inspiration wäre, aber dies ist es!
Wie kann dieser Mann spielen.
Hörst du es, Herr Doktor?
Hörst du es, Doktorlein?
Schön, wie!
Schön, wie?
Schön, wie?
Aber Sie glauben es nicht.
Ich gehe mich ausruhen!
Auf Wiedersehen, Herr Doktor?“
Hans kennt sich nicht mehr aus, es ist nur noch ein einziges Prozent Verstand in meinem gesamten Wesen.
Er folgt mir.
Er steht wieder vor mir.
Er schaut mich wieder an und denkt über mich nach.
Ich schaue ihm geradewegs in seine Augen, aber ich gehe durch diese Augen hindurch.
Ich schaue hinter ihn und sehe in die Ferne.
Dort sehe ich den kleinen René.
Hans folgt mir.
Er muss wohl akzeptieren, dass ich nicht mehr ich selbst bin, denn ich bin nicht mehr dort.
Ich bin in diesem Augenblick wie mein Täubchen.
Ich fliege.
Ich gehe fliegenschnell zum kleinen René.
Ich sehe ihn.
Auch er spaziert zusammen mit den Irren seiner Klasse, aber das sieht Hans nicht.
Ich rede kurz mit René und sage ihm, dass ich später gewiss wieder zurückkomme.
Ich höre René noch sagen:
„Wie nahe du bei mir bist, Onkel Frederik.“
Ich sage:
„Lass es so sein ...“
Ich bin mir bewusst, dass ich seinen Namen nicht ausspreche, Hans will den Namen René nicht hören.
Tschüss, mein Kind, tschüss, Liebling!
Ich schaue weiter und er schaut weiter, ich sehe viel, er sieht und hört nichts.
Hans ist wie taubstumm.
Sein Assistent fragt, ob er mitkommt.
Hans schreckt auf.
Er kann wieder nicht gehen, aber er wird mitgezogen.
Man muss auf mich aufpassen.
Ich darf mich jetzt nicht mehr gehen lassen, sonst ziehe ich in einen anderen Saal um.
Ich habe den Streit für mich gewonnen, ich werde wirklich vorsichtig sein.
Tschüss, Hans!
Der Saal ist ruhig.
Die Schwestern haben den Kram aufgeräumt, die Kinder spielen jetzt.
Der alte Piet hat eine Geschichte (parat).
Er will, dass wir alle mitmachen.
Wir müssen einander die Hand geben und in einem Kreis spielen.
Im Kreis gehen und Lieder singen, aber ich bin todmüde.
Ungefähr acht Leute vom Saal machen mit.
Ich schaue ihnen zu.
Niemand traut sich, auf meinem Stuhl hier in der Ecke Platz zu nehmen, solche Angst haben sie, dass ich sie beißen werde.
Ich habe die Angst dort plötzlich bekommen und sie haben heiligen Respekt vor mir.
Doktor Franciscanus, der Mann aus meinem Traum, fragt mich, ob ich kein Pülverchen haben will, um zu schlafen.
Ich sage: Gern.
Er kramt in seiner Tasche, gibt gespielt einen unsichtbaren Stoff in seine Hand, legt ein Stückchen Papier darauf, dreht seine linke Hand um und fängt das Pulver mit seiner rechten Hand auf.
Faltet das Ganze kräftig und sagt:
„Erst vier Tropfen Wasser, dann kurz schnupfen und schnauben, wie die Pferde es machen, und dann sofort ab in die Federn.
Morgen komme ich kurz wieder, wenn du versprichst, dass du mich nicht beißen wirst.“
Ich sage: „Nein, Herr Doktor, ich werde es nicht tun.“
Er streckt mir seine große Hand entgegen.
Wir sind Freunde.
Der Dichter will wissen, warum wir so vertraulich tun.
Er wird ein Gedicht darüber machen.
Er beginnt, zu lamentieren, aber der Arzt kann ihn nicht verstehen.
Jetzt pfeift der Dichter es ihm ins Ohr.
Der Arzt kichert, er lacht, er platzt vor Lachen.
Der lange, magere Dichter – seine Nase ist schrecklich lang – lacht auch.
Ich glaube, dass er das seit Monaten nicht gekonnt hat.
Wie köstlich kann dieser Mann lachen.
Du musst diese erwachsenen Kinder einmal sehen.
Sind dies nun Irre?
Sie sitzen einander auf dem Schoß.
Erst der Arzt beim Dichter und dann muss er hinunter, um den Dichter sich hinsetzen zu lassen.
Der alte Piet bleibt kurz stehen und schaut.
Der Kreis, den er gebildet hatte, bleibt auch stehen und schaut auch.
Als ich meine Hand erhebe, die Finger nur kurz zusammenziehe und eine kleine Klaue daraus mache, rennt der alte Piet wie ein Besessener herum und wagt nicht mehr, zu schauen.
Ich rufe: Setzen, und sie sitzen alle.
Ich rufe: Gehen!
– Sie gehen.
Ich sage: Hinlegen!
– Sie liegen auf dem Boden, aber in dem Moment kommt der Bruder herein und sieht, was los ist.
Ich sage: Steht auf ... Grüßen ...
Dort ist euer General.
Sie salutieren bestimmt und bewusst.
Ruhe!
Sie lassen ihre Arme hängen und sinken in die Knie.
Wegtreten!
Sie gehen ... treten weg, ruhen, ruhen, ruhen.
Denken an alles Mögliche.
An alles, was gut ist.
Denken an dein Kind, an deine Jugend, an dein Leben, deine Seele und Seligkeit.
Denken an leckere Dinge, die dir doch nicht schmecken.
Der Bruder ist schon wieder weg.
Aber ich gehe schnell und setze mich in meine Ecke.
Der gelehrte Mann hatte soeben meinen Platz aufgesucht, aber als er sieht, dass ich ankomme, stürzt er davon.
Er grüßt mich höflich und sagt:
„Was denkst du von meinem Anzug?
Bin ich nicht schön?
Ich bin Napoleon Bonaparte.
Professor Van Scherm.
Ich habe die Welt tanzen lassen.
Ich bin Gelehrter.
Darf ich mich vorstellen?
Wie ist Ihr Name, Kollege?“
Als ich vorhabe, kurz zu quietschen, um mir den Typen vom Leib zu halten, steht Hans zum soundsovielten Mal heute vor mir.
Der Gelehrte geht staksig davon.
Ich sitze da und schaue nicht.
Ich schlage mein linkes Bein über das rechte, setze meine rechte Hand unter das Kinn und denke.
Hans ist nicht da.
Hans steht kurz da und schaut und geht wieder weg.
Ich höre:
„Auf alles achten und mir vorerst weiterhin Bescheid sagen.“
Ich werde es Hans nicht zu schwierig machen.
Gegen neun Uhr kommt er wieder zurück.
Ich sitze noch immer in meiner Ecke, ich denke an alles und bin damit beschäftigt, meine Wissenschaft zu ordnen.
Ich kenne die Namen schon, ich weiß, weswegen sie hier sind.
Ich weiß auch, warum sie zusammengebrochen sind.
Schwache Persönlichkeiten sind es.
Es ist ein wenig Sehnsucht dabei, körperliche Trauer nenne ich es aber, aber der Rest hat einen schwachen Körper, schwache Gehirne, schwache Nervensysteme.
Einen Theologen haben wir, ihn empfinde ich als den Schwächsten von allen.
Der Mann sitzt nur da und denkt, doch manchmal redet er an den Ohren der Männer und sagt dann, dass Gott jeden Augenblick kommen kann, um über ihn zu richten.
Er ist an Jehova vorbeigegangen und unterwegs steckengeblieben.
Ein Hasenfuß ist er.
Ich schätze ihn auf um die vierzig; der Glauben ist ihm auf die Ohren, Augen, auf Mund und Nase geschlagen, denn er zieht Gesichter, und ein Orang-Utan ist nichts dagegen.
Manchmal stößt er grobe Laute aus, sie muten biblisch an.
Er spricht über die „Schrift“, über Golgatha und tausend andere Dinge; daran erinnere ich mich jetzt, denn Hans sagte mir, vor langer Zeit, dass er einen dazu bekommen hätte, das war dann dieser Theologe, der vor Heiligkeit zusammengebrochen wäre.
Hans dachte noch, dass er schnell wieder weggehen würde, aber ich sehe es nicht.
Franciscanus sitzt da und zählt die Impfscheine, die er heute getippt und geschrieben hat.
Du siehst es, die Schädel werden müde, die Köpfe sinken, aber in diese menschlichen Augen ist Glitzern gekommen.
Den Schwestern wird hinterhergestarrt.
Für kein Geld der Welt schicke ich meine Töchter hierher.
Diese Frauen werden bestimmt tausendmal am Tag gewogen, zu leicht und zu schwer befunden, an- und ausgezogen, wieder den Deckel abmessen und mit dem Topf klappern und dann schauen, ob sich nichts verändert hat.
Wie nackt sind diese Kinder, allen wird der Hof gemacht.
Ich finde, ein Mann ist ein großer Mistkerl.
Du kannst dann noch lieber eine Frau sein.
Aber wenn du siehst, wie so ein Palast bewundert wird, bekommst du Mitleid mit diesen Leben, durch die Blut hindurchströmt und kindliche Einfachheit mit den Harem-Allüren einer südafrikanischen Schönen Schönwetter spielen und es gemeinsam regnen lassen.
Schwester De Zwager weiß sich wohl damit zu helfen.
Sie hat schon mit mir gesprochen.
Ich muss aufpassen, sonst bekomme ich verrückte Gedanken.
Sie fragte mich:
„Und, Zeultjes, geht es?
Bist du nicht müde?“
„Ich, Schwester?
Aber nein, ich nicht, ich bin so munter wie ein Fisch im Wasser.“
„Du liebe Zeit, wie kannst du tanzen.“
„Ja, wie, Schwester?“
Sie schaut mich an und denkt: Das ist eine gute Antwort, doch es ist die Antwort eines Kindes.
Sie fragt und fährt fort:
„Kommst du nicht an den Tisch?
Wir gehen bald zu Bett.“
„Schön, Schwester, wirklich schön, aber ich will hier weiterschlafen.“
Sie denkt genau, was ich fühle.
Wir sind keine Sekunde aus einander hinaus, sie streifte mich und ich traf sie mitten ins Schwarze ihres Verstandes, oder weil ich hier bin.
Sie lächelt nur und ich finde es gut.
Aber sie will reden.
Ich beginne, zu verstehen, dass Hans hier dahinter steckt.
Ich warte und sie fragt:
„Wo hast du gewohnt, Zeultjes?
Gerhard heißt du, glaube ich?
Nicht wahr?“
„Ich heiße Lämmchen, Schwester.
Meine selige Mutter nannte mich ‚Lämmchen‘ und Vater ‚Gerritje Flatter‘, weil ich immer im Raum herumflatterte.
Ich habe ihnen sehr viel Kummer bereitet, Schwester.“
„Das mag wohl so sein.
Aber wo hast du gewohnt?“
„Schauen wir mal.
Wir leben heute im und am soundsovielten des soundsovielten des Jahres 1900 soviel.
Oh ja, wir spielen.
Die Bühne ist dieses Zimmer, dieser Saal.
Die Männer sind auf (der Bühne).
Sie benehmen sich verrückt, sie spielen Fangen.
Der alte Piet ist müde, der kann nicht mehr, und der Doktor sitzt da, um seine Impfscheine zu schreiben, morgen werden wir alle geimpft.
Blumen kamen soeben, aber sie waren nicht für mich.
Doktor Hans war auch da, der lief immerzu herein und dachte, dass da Verrückte wären.“
Sie schaut mich verwundert an und sagt:
„Weißt du, Gerhard ... dass du spielst?“
„Ich heiße nicht Gerhard, sondern Gerrit, Schwester.
Gerrit heiße ich.
Und ich habe noch einen Namen, Schwester, aber ich kann den nicht mehr aussprechen.
Hast du das gesehen, Schwester?
Hörst du, wie die Menschen im Saal klatschen?
Ich wusste ja, dieses Stück ist gut gemacht.
Frage mich nur ruhig.
Ich werde dir wohl antworten und dann bleibt die Spannung darin.
Hast du diese Masken gesehen?
Hast du gesehen, wie all diese Menschen (das Stück) genießen?
Sie haben noch nie so ein starkes Stück gesehen.
Sie hätten auch nicht gedacht, dass ich noch einmal ins Irrenhaus kommen würde.
Ja, was ein Mensch nicht alles tun muss.“
„Ich habe es gesehen, Frederik ...!“
„Habe ich es mir nicht gedacht, Schwester.
Ich glaube, dass dieser Frederik auch verrückt ist.
Ich bin ihm einmal begegnet.
Aber der hat nichts mit diesem Stück zu schaffen.
Das war ein Schwindler.
Dieser Mann war immer glücklich, wenn er einen anderen leiden sah.
Er kennt mich zwar, Schwester, aber ich will ihn nicht mehr sehen.
Ich hatte immer Streit mit ihm.
Dann ging ich aber auf die Jagd, sehen Sie.
Ich kann jagen wie der Beste.
Ja, auch wenn ich es selbst sage, ich bin ein guter Jäger, Schwester.
Aber wo ich Wolle kaufte?
Das weiß ich nicht.
Wo ich wohnte?
Das weiß ich nicht.
Ich wohnte überall, Schwester.
Wo aber Menschen lebten, da war ich.
Ich war im Grunde dem Zuhause am nächsten.
Ich war sozusagen niemals fort.“
„Und weißt du, wo du wohntest?“
„Wo ich lebte, Schwester?
Ja, das weiß ich noch, aber das ist schon so lange her.“
„Willst du einen Spaziergang mit mir machen, Gerrit?“
„Schenken Sie mir das, Schwester?“
„Gewiss, komm nur, wir gehen nach draußen.
Es ist schönes Wetter.
Aber vorsichtig, die anderen dürfen es nicht hören.
Ich flüstere, hörst du es?“
Ich bin wie ein Kind.
Ich hänge an ihrem Arm und gehe mit der Schwester hinaus.
Ich habe es richtig gefühlt, Hans steckt dahinter.
Sie redet, sie hält mich ordentlich fest.
Wir gehen unter dem Mond spazieren.
Ich sage ihr:
„Hast du das gesehen, Schwester?
Hast du diesen lieben Mond gesehen?
Und nun sagt man, dass wir Menschen dort geboren sind.
Ich glaube das nicht.
Glauben Sie es?
Darf ich Ihnen einen Kuss geben?
So auf Ihren Mond?
Das kommt vom Mond, Schwester.
Ich werde meinen Bart eben abmachen.
Darf ich?“
Sie hält mir ihre Wange hin.
Ich sage:
„Das hättest du wohl gern, wie, Schwester.
Ich bin nicht hier, um zu küssen.
Ich bin hier, um herauszufinden, ob Gott Seine Weisheit in Irrenhäusern versteckt hat.
Ich bin hier, weil die Schlangen und Bären zu meinem Leben sprechen.
Hörst du sie, Schwester?
Wollen wir uns in den Priel setzen?
Machst du es?
Kommst du mit mir mit?
Weißt du, Schwester, dass ich steinreich bin?
Dass ich platze vor Geld?
Dass ich ein Schloss habe und eigene Pferde?
Aber ich bin nicht verheiratet.
Sie sehen ziemlich hübsch aus.
Aber warum sind Sie eigentlich hier, Schwester?“
„Ich muss den Menschen helfen.
Ich muss dich pflegen.
Siehst du das denn nicht?“
„Ich sehe es, Schwester.
Trotzdem würde ich Ihnen gern einen Kuss geben.
Aber nun einen auf Ihre Lippen.
Mit meinen Augen geschlossen.
So beispielsweise.“
Ich küsse sie.
Ich habe ihr einen Kuss gegeben.
Ich stehe unter dem Einfluss all dieser Irren dort, die sich danach sehnen, den Schwestern einen einzigen Kuss geben zu dürfen.
Ich habe (bei ihr) einen Stein im Brett.
Ich küsse sie nochmals und nochmals und sie findet es auch noch gut.
Als ich zum Mond schaue, liegt sie hingestreckt in meinen Armen.
Fast wird sie ohnmächtig.
Ich glaube, dass ich „hypnotisieren“ kann.
Mein Gott, wo habe ich diese Künste gelernt?
Sie liegt wie tot in meinen Armen und ihre Augen sind ganz geschlossen.
Schwester?
Schwester, werde mal wach?
Werde wach!
Sie schläft weiter.
Ich lege sie auf den Boden.
Ich sitze neben ihr und schaue ihr in die Augen.
Jetzt, da der Mond dieses Antlitz bescheint, sieht sie aus wie eine Königin.
Was für ein schönes Gesicht sie hat.
Ich drücke nochmals einen Kuss auf ihre Lippen und dieselben Lippen reagieren, aber dieser Körper kann kein Glied mehr rühren.
Ich finde es ganz schön verrückt und ich mag diese Dinge nicht.
Was soll ich tun?
Ich bekomme in meinen Kopf, ihr in die Nase zu pusten.
Aber ich tue es nicht.
Ich finde es recht schön, mit meinem eigenen Abenteuer dazusitzen und zu reden und den Mond zu betrachten, sie selbst hat es vorgeschlagen.
Aber das kann gefährlich werden, sie werden mich suchen.
Ich puste also.
Puuuuust ... klingt es.
Sie schlägt sofort ihre Augen auf und schaut mich an.
Sie springt auf und flieht.
Ich lasse sie gehen.
Ich gehe allein zum Saal zurück.
Sie ist in Hans‘ Richtung gelaufen.
Dort wird sie Bericht erstatten.
Ich erwarte Hans.
Ich sitze wieder da und denke nach.
Ich bin mir keiner Schuld bewusst, aber was von mir ausgeht, ist nicht so angenehm.
Ich versetze Menschen in den Schlaf.
Und es geht von alleine.
Hätte sie halt eben nicht über den Mond sprechen sollen.
Wie ist es möglich, hättest du das nun erwartet, Frederik?
Ich glaube, dass ich René jetzt helfen kann, es erwachen Gaben in mir.
Da ist Hans schon.
Er schaut mich an.
Ich ihn.
Ich bin wie immer, ich bin wirklich nicht verrückt.
Aber er sieht es nicht.
Er will mich wieder durchbohren, aber er strauchelt.
Er fällt und ich bleibe aufrecht.
Ich sitze und er liegt am Boden.
Ich helfe ihm, aufzustehen.
Aber ich mache das während des Sitzens.
Dann flüstert er mir ins Ohr:
„Bist du da, Frederik?“
Ich höre ihn nicht.
Ich sage:
„Richtig, Kapitän, dort war es.
Und dann gab es viele Opfer.“
Hans probiert es nochmals:
„Bist du da, Frederik?“
„Richtig, Herr Oberst, dann stürzte das Dach ein.“
Hans schaut noch kurz und geht weg.
Es wird befohlen, zu schlafen.
Wir suchen den Schlafsaal auf.
Ich liege binnen weniger Minuten in den Federn.
Ich bin todmüde.
Ich schlafe schon, als sie zu mir kommen.
Auch die Schwester ist da.
Sie steht, glaube ich, da und schaut mich an.
Aber ich schlafe.
Ich werde nicht mehr wach, ich schlafe bis zum Morgen.
Trotzdem sehe ich die Schwester, ich sehe, wie sie einige Male zu mir kommt und mich anschaut.
Um die anderen kümmert sie sich nicht besonders.
Trotzdem gibt es welche, die um einen Gutenachtkuss bitten.
Sie rufen nach ihrer Mutter, sie wollen zugedeckt werden.
Aber das machen andere schon, Frauenhände haben wohl etwas Besseres zu tun.
Ich schlafe bis zum Morgen.
Als ich wach werde, ist großer Lärm im Saal.
Ich strecke mich noch ein wenig, ich muss erst wissen, wo ich bin.
Ich dachte, dass Anna neben meinem Bett stünde und Tee brächte.
Dann realisierte ich, dass ich in einem Irrenhaus aufgenommen worden war und dass ich viereinhalb Jahre dort brummte.
Wo ist diese Zeit geblieben.
Ein Jahr dauert eine Ewigkeit.
Ich bin jetzt richtig wach.
Es ist heiliger Ernst, ich bin verrückt.
Wir waschen uns, wir essen und trinken, wir sitzen und gehen umher.
Wir tun nichts anderes.
Ich frage, ob ich hinaus darf.
Sie sagen ja.
Die Schwester geht mit mir mit, aber ich sehe, dass es eine andere ist.
Ich bitte um Papier und Stift.
Die Schwester gibt mir ihren Stift und ich bekomme einen Briefumschlag und Papier.
Es ist schönes Papier, ich kann etwas darauf verfassen.
Wir sitzen auf einer kleinen Bank.
Ich fange an und schreibe:
„Ja, woran denkt ein Mensch, der von zu Hause weggegangen ist in eine fremde Welt?
Ich bin hier allein und es sind Massen von Menschen um mich herum.
Die Schwester des Hotels, in dem ich bin – ich habe ein Pflegeheim ausgesucht – sitzt neben mir und denkt nach.
Sie hat mich gerade eben gefragt, ob ich Schreiber bin.
Ich sagte: Ja.
Sie ist ein nettes Kind.
Die Reise war ziemlich schwer, weil viele Irre im Zug waren, die mit ihrem Arzt zur Genesung in die Schweiz gingen.
In Belgien kam jene Truppe in meinen Waggon ...
Wie findest du das?
Nicht so angenehm, wie?
Aber weil ich mich ziemlich für Irre interessiere, habe ich da viele Masken verstehen gelernt.
Schöne Masken waren dabei.
Ich sitze nun in der Natur und genieße (es).
Dort vor mir liegt „Neu Karelshof“.
Das ist ein ungeheuer großes Hotel, in dem viele Fremde ihre Zeit verbringen, um ein wenig zu verschnaufen.
Es sind Kranke an Bord.
Der Mensch reibt sich in dieser Gesellschaft auf.
Wo du hinkommst, überall siehst du Probleme.
Ich kann all das Leid nicht verarbeiten.
Ich gehe auch nicht darauf ein.
Ich habe fest vor, hier ein wenig zu Kräften zu kommen.
Und das ist möglich, weil diese Menschen alles für dich tun.
Ich denke doch, dass ich weiterreise, in ein paar Tagen will ich nach Italien.
Du hörst dann vorläufig nichts von mir, ich gehe ein Stück zu Fuß.
Es muss eine wundervolle Wanderung sein, so durch die Berge; ein Wanderführer geht mit mir mit.
Ich sage euch ehrlich, dass ich mich zuerst ausruhen will.
Ich bin wahrhaftig müde.
Aber ihr hört noch von mir.
Wie geht es euch allen?
Ich vermisse meinen Tee!
Und, Anna, Erica und Karel, ich vermisse euch.
Ich höre, dass es René noch unverändert geht, dass es aber Grund gibt zu hoffen, dass Veränderung kommt.
Hans rief mich an.
Ich habe mich so gefreut, das könnt ihr gar nicht glauben.
Ich habe ihm gesagt, dass ich alles tun werde, um stark und gesund zurückzukehren.
Nun, meine Lieben.
Ich sehe euch bald wieder, Frederik ...“
Ich mache den Brief zu.
Ich fühlte, dass es schwierig war, einen Brief zu schreiben.
Ich hatte nicht gedacht, dass ich so weit von zu Hause weg war.
Aber ich bin bereit.
Ich bitte sie, diesen Brief einzuwerfen.
Es steht eine Schweizer Adresse darauf ... Dr. Schuman, Lugano.
Ich bin in Obersfehler ... am „Gesundheitsort“, wo ich es gut habe.
Die Schwester schaut mich an.
Sie weiß, was ich will, und ich weiß, was sie denkt.
Dieser Brief geht zu Hans.
Hans wird diesen Brief lesen und das kümmert mich auch nicht.
Wenn er jetzt kommt, bin ich wieder verrückt.
Aber ich bin müde.
Keine Sekunde später liege ich ausgestreckt auf der Bank und schlafe.
Ein Bruder, habe ich noch gehört, nimmt meinen Brief mit.
Noch keine drei Minuten später steht Hans schon vor mir.
Ich schlafe, aber er weckt mich.
Ich schlage meine Augen auf und ich sage:
„Kannst du denn keine zehn Minuten mit mir wachen?
Lass mich doch schlafen!“
Ich will schlafen, aber sie wollen, dass ich wach bleibe.
Hans schleift mich zu einer Veranda und legt mich auf eine Art Schubkarre.
Ich denke zumindest, dass es so etwas ist, aber es erweist sich als ein Liegestuhl.
Ich schlafe schon.
Ich bin todmüde.
Ich glaube nicht, dass ich lange in diesem Erholungsort bleibe.
Es ist mir hier zu betriebsam.
Und wie lange bin ich hier schon?
Gewiss drei Jahre.
Ich muss machen, dass ich woanders hinkomme, oder nach Hause zurückgehen.
Ich kann nicht ewig weiterreisen und -ziehen.
Ich bin so müde, so müde.
Als es fast dunkel ist, schrecke ich aus dem Schlaf hoch.
Ich erinnere mich, dass ich mich heute Morgen auf den Weg gemacht habe, um einen Brief zu schreiben.
Ich bin todmüde.
Aber als ich etwas weiterdenke, kommen die Kräfte zu mir zurück und ich fühle mich so frisch wie ein Junge von zwanzig Jahren.
Ich springe auf.
Die Schwester ist da.
Sie fragt mich:
„Gut ausgeruht?
Nicht mehr so müde?“
Ich weiß nicht, was ich antworten soll, sodass eine weitere Müdigkeit in mich kommt.
Aber auch diese geht wieder weg.
Trotzdem weiß ich noch nicht so sicher, ob ich den Irren spielen muss oder ihr eine gesunde Antwort geben soll.
Ich beschließe, zurückzukehren und nichts zu sagen.
Als ich in den Saal komme, sind die Männer am Tisch und verspeisen ihr Abendbrot.
Ich habe wenig Appetit, aber ich esse etwas.
Als ich zu meiner Ecke schaue, steht mein Stuhl noch an demselben Platz.
Ich bin hier lange weg gewesen.
Es ist auch so viel mit mir passiert.
Ich weiß alles, aber es ist so bleischwer in meinem Kopf, dass ich die Dinge nicht leichter sehen kann.
Aber auch das beginnt, sich zu verändern.
Es dauert nicht mehr lange und ich bin wieder der Alte.
Ich esse und trinke für vier.
Ich bekomme Brot und Kuchen, Kaffee und Tee und ein Glas Milch gereicht.
Ich kann bekommen, was ich haben will.
Wie gut sie zu mir sind!
Ich sitze wieder in meiner Ecke und denke nach.
Ich denke an alles Mögliche, ich beginne wieder, Vergleiche zu ziehen und folge den Kranken.
Ich kenne ihre Diagnosen, ihre Schwierigkeiten.
Und ich weiß, dass ich mich selbst wieder in die Gesellschaft zurückbringen kann, sie können das nicht.
Sie haben keine Kräfte dafür.
Ich war soeben, fühle ich jetzt, in diesem Zustand.
Heute Morgen hatten sie mich am Schlafittchen.
Es drückt dich nieder, es schlägt dich nieder, du bist todmüde und sie sind so fit.
Es hat mich unterdrückt, aber jetzt habe ich mich davon befreit.
Ich halte es hier noch eine Weile aus.
Sie befinden sich in einer anderen Welt, nicht der Unseren, sondern einer, in der Leben, Verstand, Denken, Fühlen, Persönlichkeit, alles von Seele und Geist noch nicht wach ist und sich durch das stoffliche Leben verloren hat.
Mehr ist nicht dabei!
Und nun betreten wir die Vater- und Mutterschaft.
Liebe.
Ein wenig Gefühl, den Schöpfungsdrang, die Schöpfungsaufgabe zu erleben, ist es, was sie sich nach der Mutter sehnen lässt.
Man nennt sie Sexbesessene, aber sind sie nicht Kinder?
Ist das nun so schrecklich?
Sind wir Bewussten anders?
Ist das nicht das Wesentliche, wofür wir leben und wodurch wir erwachen?
Können wir um den Schöpfungsgedanken herum das Leben erleben?
Sie sind nicht bereit, ein normales Leben zu akzeptieren.
Dafür gibt es die Ehe.
Aber was (ist) zu tun, wenn du für dich selbst nicht bereit bist?
Ich verstehe sie.
Ich werde ihnen folgen, diesen Kindern, ich werde durch sie lernen, viel erleben, ich bin in der heiligen Wahrheit, ich stehe mitten darin.
Hans kann mir sonstwas erzählen.
Der Tag vergeht mit Denken und (mit) ein wenig Reden mit den Irren.
Hans kommt schauen, ist aber anders auf mich eingestellt.
Er gibt es anheim und wartet ab.
Ich sitze hier und bleibe hier in meiner Ecke.
Der Pastor ist durch sein Studium und seinen Glauben ins Unglück gestürzt.
Der Mann löste sich in seinem Studium auf.
Die Neigung, Apostel zu spielen, spielte ihm einen Streich.
Die paar Gramm Gefühl, die er dafür besaß, waren aufgezehrt und der Mann stand vor einer Leere.
In dem Augenblick musste er beweisen, was er konnte.
Aber das Leben war zu tief für ihn.
Er verschwand, in dieser Tiefe, löste sich auf.
Zu schwacher Kopf für diese Gewalt?
Kein Gefühl, sich auf den Beinen zu halten?
Ich weiß gewiss, dass Gehirn nichts zu bedeuten hat.
Das große Leben ist es, das Gefühl ist es.
Für den Dichter ist dieser Zustand nicht anders, für den Arzt genauso wenig.
Intellekt hat keine Bedeutung.
Der alte Piet ist nicht anders.
Allen fehlt das Gefühl, um das gesellschaftliche Leben zu verarbeiten.
Von diesen Menschen wandeln Millionen auf der Erde umher, alle Völker besitzen diese Mentalität.
Nun sprechen die menschlichen Charaktereigenschaften.
Wer jähzornig ist, hat durch diesen Jähzorn ein schwieriges Dasein.
Diese Menschen können angegriffen werden, sofern zwischen Leben und Erde Dämonen leben, Geister.
Aber das weiß ich noch nicht.
Ich habe mich über den alten Piet erschrocken.
Ich folge ihm und ich beginne, zu verstehen, wodurch er sich verletzt fühlte.
Der alte Piet besitzt Gefühl, sonst wäre nichts passiert.
Der eine Mensch ist dafür offen, das andere Leben ist dafür verschlossen und nicht zu erreichen.
Ich wusste nicht, dass ich diese Kräfte besaß.
Trotzdem kann ich einen Menschen durch ein sanftes Gespräch und mit meinen Händen zur Ruhe bringen.
Ich habe mir mal weismachen lassen, dass ich magnetische Kräfte besäße.
Du würdest denken, dass es so ist, aber was der alte Piet tat, war seine eigene Schuld.
Für mich war dies nichts anderes als Suggestion.
Weil der alte Piet halb bewusst ist, wahrhaftig denkt, dass ich ein Tier bin, schlug diese Angst auf sein Leben ein und es kamen stoffliche Phänomene.
Diese Schrammen waren auch von selbst verschwunden.
Hans wusste nicht, was es war, aber er wird wohl dahinterkommen.
Ich bin diesen Sachen in Indien gefolgt, sie spielen dort einfach damit.
Fakire und Magier erhalten sich dadurch aufrecht, sie leben einsam und verlassen und kommen ab und zu zum Vorschein, um sich verrückt zu verhalten.
Es kostet dich dort ein paar Cent und dann tanzen sie auch noch für dich, wenn du willst, genauso verrückt, wie ich mich benahm.
Das nennen sie dann Inspiration.
Je nüchterner du all diese Dinge betrachtest, desto klarer siehst du, dass sie an Persönlichkeitsschwäche leiden und nichts von allem wissen, was Gott geschaffen hat.
Der junge Mann hier mit all seinen Sprachen.
Er brach zusammen, weil er zu viel des Guten besitzen wollte.
Hätte dieser Mann es vorsichtig angehen lassen, dann wäre nichts passiert.
Er hätte auf dem Land arbeiten müssen.
Jetzt sind diese Seele und jenes gesamte körperliche System durcheinander.
Wenn jetzt noch ein wenig Einbildung dazukommt – er fühlt sich heute als Napoleon, morgen als ein großer Professor –, kommt diese Seele so durcheinander, dass er nicht mehr weiß, was er sagt, und so vollkommen wie möglich all diese Persönlichkeiten wird.
Das kann ein Schauspieler auch – die, die hier sind, haben lediglich etwas mehr Gefühl verloren.
Auch dieser löste sich auf, verschwand hinter einer anderen Maske und wurde es, indem er sich selbst vergaß.
Arme Seelen?
Armer Hund ist besser gesagt.
Ich habe doch erreicht, was ich erreichen wollte, Hans denkt, dass ich meinen Verstand verloren habe.
Ich muss gestern gewütet haben und ehrlich gesagt, ich bin immer noch müde davon.
Aber das macht nichts, ich schaffe es schon.
Er lässt mich extra bewachen, ich bin im Grunde nicht mehr allein.
Jetzt ist es der Bruder und dann wieder die Schwester, die nichts mehr von verrückten Küssen wissen will, weil sie erfahren hat, dass es abseits ihres Willens geschah.
Sie ist freundlich, aber letztendlich bin ich doch nur ein Irrer.
Ich wollte lediglich noch erleben, dass einer mal ordentlich verrückt und richtig wild würde, ich würde das gern mal erleben.
Eigentlich kenne ich dieses Studium auch schon, denn dann rebellieren sie gegen sich selbst und benehmen sich wild.
Sie werden dann unter die Spannbetttücher gelegt; ein herrlich kaltes Bad tut Wunder, woraufhin sie von allein wieder zu ihren Leuten zurückkehren.
Hans hat mir all diese verschiedenen Grade für die Geisteskrankheit erklärt.
Hier sind sozusagen keine richtig Wilden dabei.
Oder ich müsste es sein.
Ich glaube nicht, dass die Schwester denkt, dass ich nun besonders wild bin.
Ich glaube eher, dass sie denkt: Dieser alte Irre ist gar nicht so übel!
Schade, wie, dass sich ein Mensch so vergessen kann!
Ja, er hätte alles mögliche aushecken können, du hättest gestern wohl das Leben verlieren können.
Ich glaube, dass sie von Hans einen ordentlichen Rüffel bekommen hat.
Ich erfahre das später schon.
Ich werde in jedem Fall aufpassen, dass ich nicht zu fest angepackt werde, ich will hier sein und bleiben, bis ich alles darüber weiß.
Was ich dann mache, weiß ich noch nicht.
Der Dichter dichtet, der Theologe spricht über Christus und die Bibel, der alte Piet spricht von seiner Cousine, die ihn so liebte und die er gerne geheiratet hätte; Momente sind es, in denen sie alle kurz an die Wasseroberfläche kommen, um neuen Lebensatem zu schöpfen.
Aber dann versinken sie wieder und sie sind für das gesellschaftliche Leben unkenntlich.
Geld und Besitz, alles hat damit zu tun.
Sprachen und Gelehrtheit, Liebe und Glück, Kleider und Armut, und so weiter, hierdurch sind Leben ins Unglück gestürzt.
Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach wäre.
Hans, weiß ich, kann diesen Kranken nicht helfen.
Er ist nicht dazu in der Lage, weil all diese Krankheiten durch das innere Leben entstanden sind.
Hiergegen haben sie noch kein Kraut geschaffen.
Was sie tun, ist herumstümpern.
Hans kann dafür sorgen, dass die körperlichen Systeme zu Kräften kommen, er kann alles Mögliche probieren, aber der Stoff zwingt das Leben trotzdem nicht, ab jetzt schärfer zu denken, weil der Stoff das nicht kann.
Was Hans versucht, ist ganz einfaches Flickwerk.
Er ist nicht zu fünfzig Prozent machtlos, sondern zu den vollen hundert (Prozent).
Es müssen gänzlich neue Wege bereitet werden.
Wofür man ihn zum Professor macht, weiß ich nicht.
Warum man einen Doktortitel trägt und trotzdem ein Niemand ist, verstehe ich nicht.
Weswegen diese Menschen so ein Aufhebens machen, ist mir nicht klar.
Wohl verstehe ich, dass diese Fakultät noch geboren werden muss.
Es gibt nichts, was irgendein Bewusstsein als Medizin besitzt.
Diese Menschen hier, all diese Irren, haben mehr Bewusstsein als ihre Pfleger.
Hans durchschaut es nicht.
Sie suchen, aber sie stehen einer tiefen Grube gegenüber und Hans steigt nicht in sie hinab, weil er weiß, dass er dann nicht mehr herauskommt.
Und wie will er dort in dieser Finsternis seinen Faden einfädeln, um einen Stofflappen auf jenes Loch zu legen?
Das kann er nicht.
Es ist nach dem Essen, dass er plötzlich vor mir steht.
Ich habe, glaube ich, gerade laut gedacht und dann haben sie ihm schon wieder Bescheid gesagt.
Ich mache weiter und störe mich an nichts, aber ich sehe, dass Hans sich neben mich setzt, weil er denkt, etwas für mich tun zu können.
Ich rede zu ihm, zu den Ärzten, aber ich mache es durch den Raum hindurch.
Er wird zwar nichts davon verstehen, aber ich meine ihn und Gelehrte seiner Art.
Diese Seelen musst du umkehren, hört er.
Auch mich, aber ich bin selbst dabei.
Als ich weitermache, sehe ich, dass sie mehr in den Seelen leben, mehr im Geist, als alle, die denken, dass sie (gewissermaßen) darauf stehen.
Dies sind Genies!
Dies sind übrigens schon so lange Genies.
Es hat angefangen, als die allerersten Menschen von den stofflichen, körperlichen Gesetzen loskamen.
Ich war da auch dabei, aber sie glauben mir nicht.
Jetzt ist es wie ein Jahrmarkt.
Dieser dort, der Mann mit all seinen Sprachen, der hätte etwas vorsichtiger sein müssen.
Hätte dieser Junge diese verrückten Allüren nicht bekommen, dann wäre er nicht hier.
Er hätte zu den Frauen gehen müssen, er hätte alles darüber lernen müssen, dann hätte es keine Möglichkeit gegeben, dass er einfach so auf der Straße diese verrückten Dinge sagte.
Damals griffen sie ihn auf und brachten ihn nach Gibraltar.
Jetzt schießt er.
Mit seinen Sprachen schießt er und trifft niemals sein Ziel.
Aber der alte Piet hätte ihm helfen können!
Ich würde die Frauen wohl gern sehen.
Himmel noch mal, wie werden sie ihre Rechnungen bezahlen?
Ach, wenn ich sie einmal sehen dürfte, einen Tag dort verweilen dürfte, ich glaube sicher, dass ich dann sofort wieder draußen bin, aus diesem übernatürlichen Getue.
Ob der Arzt es wollen würde?
Wenn ich nun mal einen Antrag schriebe?
Dann kann ich mit meinem eigenen Unterricht beginnen.
Wo ist der Arzt?
Wäre der Arzt doch da, dann würde ich ihn bestimmt fragen.
Ich will mich fertig machen, ich werde einen anderen Anzug anziehen, denn Ärzte schauen auf deine Kleidung.
Wenn du anfängst, diese zu vernachlässigen, bist du schon verloren.
Wo ist der Arzt doch, der Mann müsste um sieben Uhr hier sein.
Piet?
Piet?
Wo ist der Arzt?
Der alte Piet ruft mir zu, dass er es nicht weiß.
Aber Hans fällt schön darauf herein.
Ich mache einfach weiter, denn ich habe mit einem Mal die Sehnsucht bekommen, ein wenig unter den Frauen verweilen zu dürfen, womöglich lerne ich da noch mehr als hier bei all den dussligen Kerlen.
Aber Hans fällt nicht darauf herein, er beißt nicht bei mir an.
Trotzdem mache ich weiter.
Oh, wenn ich in dieser reinen Klarheit verweilen dürfte?
Ich erinnere mich, dass ich gemeinsam mit meinem Freund Doktor Van Hoogtensteintenhovebroekman ausging zum Fischen, bevor wir Unterricht geben sollten.
Jeder Fisch, den wir aus dem Palast des Königs holten, sprach über die hochmütige und die nicht hochmütige Geisteskrankheit.
Ich sagte später, dass Professor Wolffhans besser sah, was die Folgen einer Schädelfraktur waren, als wir, die etwas davon verstanden.
Als wir später, Jahre später, beide den hohen Stuhl betraten, sah er an mir, dass ich es verkehrt gemacht hatte, und ich sah an ihm, dass er es verkehrt machte!
Dann haben wir aber ein bisschen Spaß gemacht.
Aber bei den Frauen kamen wir eigentlich wieder zur Ruhe.
Und jetzt?
Ich glaube, dass ich hierdurch den Turm bauen werde.
Aber ja, es ist Zustimmung dafür nötig.
Wo ist bloß der Arzt.
„Weißt du nicht, wo der Arzt ist, Herr Doktor?“
Hans schaut wie der Ochs vorm Scheunentor.
Er schaut aufmerksam, aber er durchschaut mich nicht.
Er denkt, dass ich weit weg bin, aber ich sitze hier noch keinen Meter von ihm entfernt.
Was für verrückte Dinge ein Mensch sich doch einbilden kann.
Der alte Piet kommt und sagt mir, dass der Doktor ausgeritten ist.
Menschenskind noch mal, hätte der Mann mich doch mitgenommen, ich will zu meiner Cousine.
Hätte er mir nun nicht Bescheid sagen können, Bär, Schlange, Tiger, Löwe?
Der alte Piet grüßt mich nun.
Dürfen wir heute hinaus, Bär?
Ich sage ihm, dass er hinaus darf.
Ich werde ihm den Beweis dafür geben.
Er muss sich zuerst von Franciscanus ärztlich untersuchen lassen.
Der hört es und ist schon bereit, seine Hilfe anzubieten.
Wir sind ein richtiger Haufen Spaßvögel, aber das weiß Hans nicht.
Ich mache noch etwas weiter, denn ich will zu den Frauen.
Wenn ich dort wäre, glaube ich, dass sie Erinnerungen an eine reiche und ziemlich bewusste Vergangenheit in mir wachrufen würden.
He, wie gut ich reden kann.
Mach es noch mal?
Ich glaube ... ich glaube ... kurz warten ...
Woepje ...
He, Woepje ... warte einen Moment.
Dieses ist mein dritter Name.
Tante Tresia nannte mich so.
Von Trudeheim ... Sie wissen schon, dieses Fräulein mit den Sommersprossen, lachte immer darüber, wenn sie mich Woepje nannte.
Aber ich mache weiter.
Ich will zu den Frauen gehen, um mit den Frauen von Onkel Hans zu reden.
Dieser Onkel Hans war ein Vorfahre von mir.
Der hinterließ jenes Gold und Silber für mich, durch das ich so schön wütete, sodass ich in Tausenden von Städten zugleich lebte.
Ich will diese Frauen nicht.
Ich will lediglich die Frauen sehen, die gerade durch Intellekt ihre Vorfahren vergessen haben.
Ich will den Adel kennenlernen!
Genau diesen Adel!
Ich will Süßigkeiten austeilen und Leckereien, Tee trinken will ich.
Der alte Piet sorgt für die chinesischen Kekse.
Doktor Franciscanus für den guten Ausgang und die Rezepte für die Flohpusterei ... die unterdessen wächst und blüht, von der der Arzt jedoch keine Ahnung hat.
Komme ich hinaus?
Piet, komme ich hinaus?
Piet winkt mir zu, so sicher wie nur was, dass er mit darf.
Hans schaut und schaut weiterhin.
Ich glaube, dass ich gewonnen habe, er denkt in meine Richtung.
Das können alle Irren hier.
Wir denken zu den Menschen hin?
Nichts da, wir denken genau von ihnen weg, aber indem wir von ihnen wegdenken, kommen wir näher in ihr Leben.
Und dann hörst du diese Stimme zu dir sagen: Gib jenem Kind doch das, wonach es sich sehnt, es erholt sich schließlich dadurch?
Ich hoffe so, dass ich mich dadurch erholen werde, aber ich weiß es!
Hans beißt noch nicht an, ich muss einen anderen Köder an meine Angel tun.
Ich mache weiter.
Werde ich Erica dort sehen?
Ist sie nicht das Kind meiner Mutter gewesen?
Sie wird mir dort helfen.
Aber oh, wenn dort Verrat ist.
Ich kenne sie wohl.
Ich kenne sie viel zu gut.
Oh, ich kenne sie so.
Ich kenne sie, mal sehen, wohl bestimmt (seit) vier Wochen.
Und das ist ganz schön viel.
Ja, damals ließ sie mich allein und ich blieb allein zurück, mit allem, mit acht armen kleinen Kindern.
Erica?
Wer war sonst noch dabei?
Oh, ich erinnere mich an diesen Namen ...
Hansa?
Nein, es klang anders.
Ich klammere mich immer an Klängen fest.
Hanna ... richtig ...
Hanna war es.
Und jetzt höre ich Enré ... den Namen meines Gottes.
Enré, tu etwas für einen armen jungen Mann.
Machst du es?
Schicke mich zu dem Harem von Doktor Van Hansesteintenhovebroekman!
Ich will es.
Ansonsten setze ich dich unter meinen Strom, denn ich bin ein Stromer.
Ich bin ein Stromgeber.
Ich will zu den Frauen.
Ich will zu Erica und Hanna und zu meinem Enré ...
Neré ...
Nein, so war es nicht!
René klingt besser.
Aber es war doch ein anderer Klang.
Enré ist besser.
Ich sehe jenes Enré vor mir.
Ich war dort früher schon.
Du kannst dich dort begraben lassen und du kannst dich da wieder lebendig machen lassen, alles für dasselbe Geld.
Aber davon weiß Hanstenhovebroekman nichts, der hat sich mit leeren Versprechungen abgespeist.
Nicht jemand anders hat ihn abgespeist, sondern er sich selbst, und der alte Piet hat das wieder zurechtgerückt.
Dachtest du, dass Piet eine Belohnung bekommen hätte?
Keine Spur.
Piet, hast du eine Belohnung bekommen?
Keine Spur, sie haben mich betrogen, diese Teufel.
Ich hätte vier Gulden und vierzig Cent haben müssen.
Ich dachte, sagt Piet, und er macht sofort eine große Geschichte daraus, dass ich dieses Geld für später bekommen würde, für meine alten Tage, aber sie haben es versoffen.
Von meinem Geld.
Ich finde, es sind miese Leute, wenn du es wissen willst.
Aber ich kriege sie schon noch.
Wenn Aftalia nur erst kommt.
Oh, sie ist so schön, wie.
Was für ein Weib aber auch!
Erica muss ich sehen und sprechen, sie ist dort bei den Frauen von Doktor Broekmantenhovevansteinwolff.
Und so ist es.
Als ich sie sehe, frage ich sie, ob sie meinen Gott gesehen hat.
Richtig ...
Enré ... den Gott von Leben und Wind.
Meinen und Ihren Gott, den Gott, der sinnliche Fragmente schor, als ob er dachte, es sei ein neugeborenes Schaf.
Nein, ich bin verkehrt, neugeborene Schafe schert man gar nicht.
Das Schaf, das ich meine, war schon vierundzwanzig Jahre alt und heiratsfähig.
Und ich?
Ich gab ihr den Namen Erica ...!
Wie wie wie froh war das Kind!
Ich fange an, zu stottern, bloß, weil ich die Frauen sehen will.
Wäre der Arzt doch da.
Ich schaue Hans mitten in sein Gesicht und frage ihn:
„Weißt du, Brut, wo der Arzt ist?
Kannst du mich an seinen Hof bringen, damit ich den Adel seines Gefolges sehe.
Vorwärts, junger Mann, geh mir voraus.
Bring mich zu seinem Harem.
Los, geh mir voraus!
Steh auf, junger Mensch!“
Ich ziehe Hans von seinem Stuhl herunter.
Der alte Piet muss mit, auch er will den Hof sehen.
Alle stehen da und palavern darüber, ob sie mitdürfen.
Sie haben die Hände verschränkt und stehen in einer Reihe, wie es der alte Piet gestern mit den kindlichen Männern spielte.
Sie wollen mir folgen.
Den Arzt kennen sie nicht, aber den Arzt kennen sie durchaus, der ist ein Bruder, der Spritzen und Kommandos gibt.
Wir stehen bereit, aber ich muss allein weg.
Und der Arzt muss mit mir mitkommen.
Hans wird Farbe bekennen.
Ich weiß schon seit fünf Minuten, dass ich zu den Frauen gehe.
Ich will dort wie ein Verrückter herumscharwenzeln.
Ich will sehen, will schauen, was die so den lieben langen Tag ausbaldowern.
Ich will seinen Harem sehen und seinen Harem erleben.
Hans zieht mich von den anderen weg und wir gehen nach draußen.
Draußen angekommen spaziert er mit seinem zu Boden gerichteten Kopf zu dem Saal, wo die Frauen sitzen, leben.
(Deutscher Text) Spaß machen.
Ich gehe mit ihm mit.
Plötzlich fragt er mich:
„Hast du vor, noch länger Theater zu spielen, Frederik?
Willst du mich noch länger glauben machen, dass du verrückt bist!
Ich gebe dir diese Gelegenheit ja doch, aber wenn du nicht aufhörst, bekommst du so eine unerhörte Tracht Prügel von mir, wie du sie in deinem Leben noch nicht bekommen hast.
Ich werde dir beibringen, Frederik, wie es sich gehört.
Hörst du es?
Siehst du mich?
Weißt du es jetzt?“
Ich verstehe alles.
Ich weiß es, aber ich sage nichts, ich schlurfe neben ihm weiter.
Ich gehe auf nichts ein.
Er kann das übrigens sehen, ich bin nicht da.
Hans hat es probiert, aber ich falle nicht darauf herein.
Nein, Hans, zu billig, ich kann mich verrückt benehmen und verrückt sein, wenn ich es will, und dann erkennst du mich nicht wieder.
Aber ich habe noch immer die Kraft, wieder hinauszugehen, was die anderen hier nicht können.
Mach doch, was du willst, ich will lediglich aus eigener Kraft erleben, wie es hier bei dir ist.
Schimpf mich ruhig aus, lege mich nur auf den Scheiterhaufen, ich werde alles erleben, so sicher bin ich mir meiner selbst.
Wusstest du das nicht, Hans?
Die Nerven!
„Ich spiele nicht länger das Gespenst, dass du das nur weißt ...“ kommt aus meinem Mund, als Antwort auf seine Drohung.
Er steht vor mir und schaut mir in die Augen.
Er zieht mich zu sich hin, er windet sich selbst in meine Seele, aber er findet mich nicht.
Das dauert einen Moment.
Dann sackt sein Kopf hinunter und er sagt in gut verständlichem Holländisch: „Komplett verrückt und es ist meine Schuld.
Dann also auf zu den Weibern!“
Und ich bin für heute mit Hans‘ Frauen zusammen.
Ich zähle vierzehn, aber es sind noch mehr da, weiß ich, die leben dort drüben.
An diesen habe ich genug.
Diese Damen musst du mal sehen.
Es sind welche darunter, die mich wohl zerreißen können.
Was für einen Hass müssen diese Seelen tragen.
Diese Augen musst du mal sehen.
Wenn das (hier) nur gut ausgeht.
Ich nehme mir einen Stuhl und sitze wieder in einer Ecke.
Wenn eine zu mir kommt und mich belauert, meinem Leben zu nahe kommt, belle ich, wie ich es bei den Männern gemacht habe, womit ich sie völlig überrascht habe.
Ich sehe nun ein Paar hervorstehender Augen vor mir, die erschreckende Maske einer etwa vierzig Jahre alten Frau.
Ein hübsches Mädchen ist sie, sehe ich.
Sie schaut noch mal ... ich miaue unterdessen.
Sie stürzt sich auf mich und will mich kratzen.
Ich rolle von meinem Stuhl, krieche über den Boden und tue so, als ob ich ein Braunbär bin.
Ich rolle über den Boden, aber in die Richtung meines Stuhls.
Und dann klettere ich wieder auf den Stuhl, um abzuwarten, wie sie reagiert.
Sie steht da, Hände in der Seite ... und starrt mich an.
Es dauert einen Moment ... aber dies sind Augenblicke, in denen es um alles oder nichts geht, fühle ich.
Ich weiß nicht, wie ich mich selbst verstecken soll.
Plötzlich weiß ich es.
Mit Tier-Getue erreiche ich hier nichts.
Ich weiß, wie ich sie besiegen muss.
Ich fange an, zu weinen.
Ich leide an Kindheit.
Ich habe meine Mutter verloren.
Ich bin zur Schule gegangen und habe mich verlaufen.
Sie schaut mich an und ich sehe, dass Entspannung in die Maske kommt.
Sie sagt:
„Du bist es nicht, wie?
Du bist es nicht, wie?“
„Nein, ich bin es nicht, wirklich ... ich nicht, ehrlich ... ich bin es nicht.“
Was macht sie?
Sie streicht mir über die Wangen.
„Nein, du bist es nicht.
Ich hatte dich ermordet ...
Sei nur froh, dass du es nicht bist.
Kennst du die gelbe Trui nicht?“
„Ich ja, wie, Mutter?
Ich ja, wirklich.
Ich stehe mich gut mit der gelben Trui.“
Sie schaut mich erneut an.
Sie schaut mir in die Augen und sagt:
„Habe ich dich heute Morgen schon geküsst, kleiner Wim.“
„Nein, gelbe Trui ... ich muss sofort in die Schule, aber ich habe mich verlaufen.
Oh, wenn Großmutter mich sieht.“
„Hab doch keine Angst, ich bin ja noch da.
Komm nur.“
Sie nimmt mich in ihre Arme.
Eine Schwester kommt herein.
Die Schwester sieht, was da vor sich geht.
Die gelbe Trui sagt:
„Dies ist das Kind meiner Großmutter, der kleine Wim, er hat sich verlaufen.
Aber ich bin noch da.
Komm nur, Mutter, schau Wim doch an.“
Sie zerdrückt mich.
Die Schwester sagt:
„Ich werde ihn in die Schule bringen.“
Aber der Bruder, der eintritt, sagt, dass ich hier weiter warten muss.
Anweisungen von Hans.
Aber da ist Hans schon.
Und Hans schaut mich an.
Was geht in Hans vor?
Ich bin Frederik, Hans.
Ich bin dein Freund.
Hattest du gedacht, dass ich Frederik bin!
Die Frau wird stillschweigend entfernt.
Ich sitze nun da und schaue mich frei und offen um.
Die Schwester bleibt, die anderen gehen weg.
Die Schwester bleibt im Saal.
Ich schaue umher und kann alles verarbeiten.
Ich gehe von einer Mutter zur anderen.
Aber sie sind wie Kerle!
Die voller Hass stecken, haben ihren Besitz, ihre Liebe verloren.
Was ich sehe, ist wie bei den Männern, lediglich diese Körper sind anders.
Was ich dort fühlte, hat hier Platz gemacht für die Sehnsucht danach, etwas zu geben, etwas zu empfangen, was mich immer wieder zum menschlichen Schloss führt.
Ich sehe den Religionskranken, den Bibeltouristen ... sie klettert an dem großen Gebäude hoch und kann da nicht mehr fort, weil sie die Treppen vergessen hat.
Eine Leiter ist es, die jetzt nicht da ist!
Sie schreit um Hilfe und niemand kann ihr helfen.
Ich kenne sie alle von früher, als ich hier kurz zu meinem Vergnügen war.
Dort ist ein Mädchen von um die sechzig, die ihren Mann verloren hat, weil er mit einer anderen abgehauen ist.
Diese dort, das graue, fünfzigjährige Kind, ist ziemlich verrückt, weil sie Güte mit Leidenschaft verband und letztlich dadurch selbst ins Unglück stürzte.
Was Reichtum nicht alles kann!
Sie will Gutes tun ... alles auf der Erde will sie lieb haben.
Sie hat ein Körbchen an ihrem Arm hängen, in dem all ihre Wohltaten versteckt sind.
Sie teilt Tag und Nacht diese Gutmütigkeiten aus.
Sie haben ihr einen Vormund gegeben, sie kommt hier nie mehr heraus.
Ich wette, dass ich, wenn ich die Zeit bekäme, einige von den Seelen hier und dort drüben wieder zur Gesellschaft zurückbrächte, weil ich unter und in ihren Herzen lebe und leben will, weil ich sie leben lassen will.
Es geht alles um Verlust.
Die eine hat Geld verloren, eine andere die Liebe.
Kind oder Mutter, Ehepartner oder was es auch ist, die Liebe ist für die Menschen wie die Schwarze Pest im Osten.
Sie können diese Liebe nicht verarbeiten, sie gehen daran zugrunde.
Bloß weil sie zu schwach für dieses stoffliche Leben sind.
Ich sehe welche dabei, die homosexuell sind und die Bewerber wie Turteltäubchen umflattern.
Sie holen genau die richtige Farbe heraus.
Sie wissen es so gewiss, wie zwei mal zwei vier ist.
Und sie stehen einander in nichts nach.
Diejenigen, die Liebe besitzen wollen, wie der alte Piet und die anderen es wollen, schauen mich an wie Wildkatzen aus dem Urwald.
Ich wage nicht, diesen Augen zu trotzen.
Ich weiß im Voraus, dass es verkehrt ausgeht.
Schau aber hinter diese Masken und du weißt es.
Dick oder dünn hat hier keine Bedeutung mehr.
Ich glaube jedoch, dass ich diese Leben entzünde.
Es kommt Feuer in diese Masken.
In diesen Augen sehe ich große Sehnsucht.
Sieben Masken schauen mich lauernd an, aber ich habe Angst vor diesen Krallen.
Wenn das nur gut geht.
Ich behalte die Tür im Auge, für den Fall, dass ich fliehen will ...
Ich habe das schon mit mir selbst verabredet.
Schau mal, die dort, sie sitzt etwa sieben Meter von mir weg.
Ungefähr fünfzig, gut gebaut, rund, leicht geschwollenes Gesicht, noch schöne Zähne, Nase wie Homer.
Aber angstvoll sind ihre Züge.
Ich höre, dass sie die Kapitänsfrau ist.
Die Frauen gehen anders miteinander um als die Männer.
Hier spielen sie, glaube ich, nicht, das machen Jungs mehr als die Mädchen.
Ich folge ihnen, ich gehe von einer zur anderen, aber ich begegne ausschließlich Sehnsüchten und der Unfähigkeit, normal zu denken.
Einige Stunden sind vergangen.
Hans habe ich noch nicht gesehen und die Schwester ist keine Sekunde aus dem Saal draußen gewesen.
Dann kehrt der Bruder zurück.
Die Schwester und der Bruder verschwinden.
Anweisung von Hans?
Gibt er mir diese Chance?
Ich weiß es nicht.
Ich wage nicht, einen Schritt zu tun.
Ich habe Angst, dass sie sich unvermittelt auf mich werfen, um mich zu kitzeln, was ich noch nie aushalten konnte.
Ich muss hier mehr auf mich aufpassen als bei diesen schrecklichen verrückten Männern.
Ich fühle sie wahrhaftig (als) verrückt und gefährlich.
Frauen sind schlimmer als Männer ... das Urwaldblut verleugnet sich nicht.
Tigerkatzen sind sie!
Darum erreiche ich hier nichts mit sachlicher oder schwarzer Kunst.
Sie sehen es nicht, sie ignorieren mich vollkommen.
Sie schauen lediglich mein Schloss ein bisschen zu wild an, sonst nichts.
Da ist auch eine Sonja.
Sonja kann tanzen.
Und sie tanzt!
Sonja ist wegen ihrer Tanzerei zu Hans gekommen, jetzt ist sie Teil seines Harems.
Ich gebe für diese Bande keine fünf Cent.
Sorgen sind es.
Und Elend ist es!
Also dieser Hans!
Ich will nie so einen Harem haben.
Ich will kein Psychiater werden, das sind große Unglücke.
Sonja fährt Schlittschuh, wie ich es gestern tat.
Sie hat den Bogen raus.
Sie kommt zu oft und zu nahe in meine Umgebung.
Ich glaube allmählich, dass sie mir den Hof macht.
Ich weiß es schon.
Sonja ist eine Mittdreißigerin, schätze ich anhand der Fältchen um ihre Augen, ich glaube, dass du bei diesen Seelen das Alter wie bei den Pferden feststellen kannst, (das ist) besser, als sie anzuschauen und das ganze Schloss in sich aufzunehmen.
Pferdegesichter sehe ich dabei, weil dieses baufällige Schloss morsch ist.
Sonja macht weiter, um die Tische herum; sie machte lustige Kapriolen.
Sie wiegt sich und sie zieht ihre Röcke kunstvoll nach oben.
Ich hätte es nicht besser machen können als sie.
Unterdessen stelle ich die Nöte und Sorgen all der Frauen fest.
Ich habe auch hier meine Diagnosen schon in der Tasche und werde ihnen später einen Platz in meinem Album geben.
Das Logbuch wird prachtvoll, wir sind nun nicht im Urwald, sondern wir sind inmitten der Wilden.
Ich zumindest, denn die anderen wagten sich nicht mehr in den Wald hinein.
Wenn ich bloß nicht von diesen Masken gebraten werde, das mag ich nicht.
Als Sonja so spielenderweise einige Stunden lang ihre Kunststücke gezeigt hat und von ihrem Getrippel und ihrer Lauferei, Hüftschwingerei müde, todmüde ist, kommt sie zu mir und fragt:
„Und, Baron, wie war es?
Bekomme ich mein Küsschen?“
Das hatte ich mir wohl gedacht.
Es läuft immer darauf hinaus.
Ich muss spielen.
Ich sage:
„Nun, liebes Kind, das war wundervoll.
Kannst du noch etwas anderes?
Ich schaue immerzu.“
Sonja stürzt sich wie eine rasende Ente auf mich und schlägt mir mit ihren kleinen Flügeln mitten ins Gesicht.
Ich schubse sie von mir weg und frage, ob sie tanzen will.
Ich bekomme es so weit.
Wieder spielt sie Domino, sie legt alle Steine, sie kriecht darüber hinweg.
Röcke hinunter und Röcke hoch, trippeln wie sie es gelernt hat, Beine hoch und Rücken nach hinten, sie macht eine große Schau daraus.
Aber das läuft verkehrt.
Ich sehe in ihre Augen.
Sie wird wilder.
Sie heizt die anderen auf.
Die Frauen kommen zu Kräften, es ist Beseelung.
Wo soll jenes Schiff stranden?
Sonja tanzt, sie will Carmen nachmachen, sie spuckt und kreischt, die anderen stimmen ein.
Drei scheren sich um gar nichts, die ziehen sich zurück und finden es zum Gotterbarmen.
Das sind die Gottsucherinnen.
Sie können nicht mitmachen, sie hängen an ihrer hohen Wand und können nicht weg.
Aber die anderen – alt oder grau ist egal – kommen in Ekstase und sind, als wären sie dreißig Jahre alt.
Wo holen diese alten Menschen das Leben her?
Ich genieße (das)!
Ich kann es im Grunde nicht fassen.
Ich verstehe sie und ich verstehe sie nicht!
Ich weiß es schon, wir Menschen verbrauchen nie all unsere Kräfte.
Sie hier haben genug davon.
Sie ziehen sie aus ihrem Unterbewusstsein herauf.
Wo sie herkommen, man weiß es nicht, ich sehe, dass es möglich ist.
Sie öffnen sich dafür ... sie stellen sich darauf ein ... und das geht von alleine.
Sonja kreischt, sie benimmt sich garstig und sie spielt ein Spiel mit mir und sich selbst.
Sie ist aufgedreht, stürzt sich auf die Frauen und zieht diese mit sich mit.
Nun ist es hier wie bei uns.
Sonja voraus, die anderen hinter ihr her.
Ich bekomme Schmerzen in meiner Brust.
Das Herz klopft mir bis in den Hals.
Das geht nicht gut.
Ich vermute, dass ich einige Stunden hier bin, ich habe kein Zeitgefühl.
Dann kommt der Höhepunkt.
Sie stößt einen Schrei aus, stürzt sich mit den anderen in meine Richtung, will mich mit ihren Küssen zermalmen.
Ich mache einen Sprung und bin fast außer Gefahr.
Ich höre mich schreien.
Als ich zur Tür stürze, sind sie knapp vor mir.
Die Frauen überfallen mich.
Ich liege unten und sie auf mir, sie treten sich gegenseitig.
Ich fühle, dass sie mich zerreißen wollen, es gibt kein Halten.
Sie werfen mit ihrer Liebe ... Steine sind es.
Als ich fühle, dass sie zur Besinnung kommen, verstehen, dass sie mich nicht alle zusammen und aufeinander ausziehen können, denn das wollen sie, machen sie sich voneinander los.
Zu viert gleichzeitig ...
Sonjas Umarmung stützend ... habe ich nichts mehr zu sagen, sie haben mich überwältigt.
Ich glaube, dass nichts mehr von mir übrig geblieben wäre, wenn die Rettung nicht gekommen wäre.
Ich werde vom Bruder und einer Schwester befreit.
Die Frauen werden verjagt.
Sonja nimmt das nicht hin, sie ist wild geworden.
Andere Schwestern kommen, und auch Hans.
Ich schaue ihn nicht an, der Bruder führt mich weg.
Wir gehen geradewegs zum alten Piet zurück.
Der Mann fragt mich nichts, der Mann tut, was ihm aufgetragen wurde, und ich habe nichts zu sagen.
Aber ich habe Erica nicht gesehen, auch Anna nicht, traurig war mein Studium dort.
Ich sitze wieder bei dem alten Piet, der mir Fragen stellt.
Er will wissen, ob ich seine Cousine gesehen habe.
Ich sage, dass sie nicht da war, dass sie aber früh kommen wird.
Das ist in Ordnung.
Piet versteht unbewusst die Kunst, einen Menschen am Reden zu halten.
Als Hans vor uns steht, schwatzt Piet gerade gemütlich.
Wir tun so, als ob der Arzt nicht da wäre.
Ich sage zu Piet:
„Ja, ich konnte ihr doch nicht sagen, dass du all dein Geld verloren hast?
Konnte ich ihr sagen, Piet, sag es nun selbst, dass du bestohlen wurdest?“
„Nein, das nicht, das geht nicht.
Aber was hat sie gesagt?“
„Dass sie kommen würde.
Ich habe alles getan, um es zu sagen.
Was hat sie für schöne Hunde.
Was für schöne Hunde sie doch hat, Piet.“
„Ja, aber denen vertraue ich nicht, sie beißen.
Ich bin wild davon geworden.“
„Sie sagt, Piet, dass du das niemals hättest tun dürfen.
Hast du diesen Braten auf dem Tisch gesehen?
Wie schmackhaft sie kochen kann, wie?“
„Und ob, sie ist ein gutes Mädchen.
Oh, sie ist so gut!
Ich bekomme sie, das wette ich.
Ich gehe am Sonntag zum Schneider.
Sie wird es gut bei mir haben.
Nun lass mich mal sehen, wir heiraten in vier Wochen ... und du bist Brautführer.“
„Oh, gerne, Piet, gerne, ich werde mich wohl darum kümmern ... mit mir hast du keine Probleme ... nein, wirklich nicht, Piet.
Ich trete nicht auf Schleifen.
Ich werde mich darum kümmern.“
Hans hört und sieht uns, kann es aber nicht verstehen.
Dass ein Mensch von einem Elend ins andere stürzt und in all diesem Elend noch er selbst ist, das ist nicht möglich.
Frederik ist bestimmt verrückt!
So ein Theater, übernehme ich von ihm, kann er nicht spielen.
Das können nur Irre.
Und fort ist Hans!
Hans ist fort und bleibt den ganzen Tag fort.
Wenn auch das nur gut geht.
Ich glaube, dass er sein Wort nicht halten wird und zum Kuckuck, was soll ich dann anfangen?
Ich sitze still in meiner Ecke, um nachzudenken.
Ich frage die Schwester, ob ich den Doktor sprechen darf.
Ich mache es so bewusst wie möglich, weil sie denken soll, dass es mir gut geht.
Aber sie reagiert nicht.
Ich sage:
„Aber sehen Sie denn nicht, dass mit mir alles in Ordnung ist?“
„Das sagen hier alle, Zeul.“
„Also hier ist niemand verrückt?“
„Nein, hier ist niemand verrückt, du auch nicht.“
„Oh, aber dann gehe ich heute noch nach Hause.“
„Und das hättest du wohl gern, wie, aber das geht nicht, Zeultje.
Du hast sie nicht mehr alle (beisammen).“
„Was?“
„Weißt du das nicht, Zeultje?“
„Was sagst du, Schwester?
Bin ich dann doch verrückt?“
„Zeul ist nicht verrückt, aber Zeul hat einen Vogel.
Der Doktor ist nicht da.“
Ich rede mir den Mund fusselig, aber es hilft mir nicht.
Ich sitze in der Patsche, ich bin ein verlorener Mann.
Sie denken nun, dass ich verrückt bin.
Wo ist Hans?
Der Doktor ist nicht da.
Ich glaube, dass Hans zu Karel und Erica gegangen ist.
Mein Gott; was nun.
Wenn ich hier bloß wieder herauskomme!
Ich sitze und denke nach, aber ich weiß nun nicht mehr, was ich anfangen soll.
Wir essen, wir trinken, ich bin da und ich bin nicht da.
Hans kommt nicht mehr.
Ich frage den Bruder danach, aber der tut so, als wisse er von nichts.
Ich bekomme keine Antwort mehr auf meine Fragen und werde völlig wie ein Irrer behandelt.
Ich beginne, meine Forschung zu bereuen.
Ich sitze in meiner Ecke und denke nach.
René habe ich nicht gesehen.
Dann gehen wir schlafen.
Hans bleibt weg.
Ich liege da und denke nach und bin totenstill.
Die Schwester kommt nicht, wohl aber ein Bruder.
Aber der lässt mich eiskalt ...
Ich weiß nur, dass ich akzeptieren muss, dass entweder Hans mich vergessen hat oder er ist zu Karel und Erica (gegangen), um die traurige Nachricht zu erzählen.
Frederik ist nicht auf Reisen gegangen, sondern Frederik ist verrückt.
Ich sehe sie vor mir.
Mein Gott, was soll ich anfangen.
Und dennoch?
Ich bin ruhig.
Ich werde es anders sehen, ich werde mich wieder verkleiden.
Ich träume, dass ich draußen spazieren gehe.
In mir lebt das Gefühl, dass ich bestimmt Tausende von Jahren älter bin.
Ich bin in der Natur, ich sitze auf meiner kleinen Bank.
Ich habe René bei mir und das Kind spielt.
Ich sitze da und er ist nicht da.
Ich frage ihn nach bestimmten Dingen, aber er gibt mir keine Antwort.
Unvermittelt sagt er jedoch:
„Ich habe dich wohl gehört, Onkel Frederik.“
„So, hast du mich gehört, René?
Warum hast du mir denn dann keine Antwort gegeben?“
„Ich bin schon so lange da, aber du bist nicht da.
Warum bist du so lange von mir weggeblieben?“
„War ich so lange weg, René?
Das stimmt ja, mein Junge.
Aber hast du meine Briefe denn nicht bekommen?“
„Du hast nur ein einziges Mal geschrieben, Onkel Frederik, und auch noch in Französisch, das kann ich nicht lesen.“
„Habe ich nur ein einziges Mal geschrieben?“
„Ja, du warst schließlich auf Reisen, Onkel Frederik?“
„Bloß ein einziges Mal.
Und dann bin ich dich besuchen gekommen.“
„Jetzt gehen wir wieder in unserer Gegend spazieren, Onkel Frederik.
Kommst du bald zu mir zurück?
Bleibst du nicht zu lange unterwegs?
Wirst du bald kommen?
Oder gehen wir zurück nach Hause.
Mutter wartet.
Komm ... wir gehen zurück nach Hause, das ist besser für mich.“
René nimmt mich an der Hand.
Wir schlendern heimwärts.
Wir kommen nach oben und nach unten, aber (wir) sehen keinen Menschen.
Dann hören wir sie hinten im Garten reden.
Ich höre Karel zu Erica sagen:
„Ist es nicht schrecklich?“
Was ist schrecklich, dachte ich.
Auch René schaut und lauscht.
„Oh, es ist scheußlich.
Mein Gott, was haben wir getan?“
Karel und Erica gehen ins Haus, Anna sehe ich nicht.
Erica weint.
Sie fällt zu Boden.
Karel bringt sie nach oben.
Da liegt sie.
Jetzt sehe ich Anna auch.
Auch Anna liegt im Bett.
Ich sehe durch einen dichten Schleier hindurch.
Hinter jenem Schleier liegt Anna.
René sagt:
„Weil du so lange von zu Hause weg bist.
Komm doch bald, dann ist alles wieder in Ordnung.“
Wir gehen noch kurz zurück nach draußen.
René nimmt Abschied von mir und sagt, dass er den Weg allein finden kann, ich muss auf mich aufpassen, ich gehe zu mir selbst zurück.
Ich finde mich in der Einrichtung von Hans zurecht.
Ich werde wach!
Wegen des heller werdenden Lichts denke ich, dass es fünf Uhr ist.
Ich werde denken, ich muss denken, Hans hat alles verraten, er denkt, dass ich verrückt bin.
Ich habe mit dem Feuer gespielt.
Ich werde zu Weihnachten zu Hause sein.
Ich werde früher zu Hause sein, als sie alle erwartet haben.
Ich bin besiegt worden.
Besiegt worden?
Wovon?
Ich bin ich selbst, ich habe wundersame Probleme erlebt.
Was willst du noch mehr?
Ich muss jedoch versuchen, ruhig nachzudenken.
Ich habe alle Zeit.
Ich glaube, dass Karel und Hans zu mir kommen.
Ich habe nicht geträumt, sondern ich war da!
Ich habe dort gelebt.
Aber René ist es, der mich gerettet hat!
Er stützte mich.
Er schickte mich nach Hause zurück.
Ich werde eine Entscheidung treffen.
Erica und Anna sind kaputt davon.
Karel auch.
Hans macht man Vorwürfe.
Oh, Hans, wie hast du das gutheißen können?
Ich muss nach Hause zurück.
Und ich bin schon lange genug auf Reisen gewesen, monatelang bin ich unterwegs.
Wo war ich nicht alles.
Habe ich es mir nicht gedacht?
Zum Kaffee bekomme ich Kekse.
Es sind zwei Spekulatius, als kleine Ärzte verkleidet.
Hans und Karel.
Hallo Karel?
Karel schaut mir in die Augen, er will darin sehen, wie es um mich steht.
Es dauert einen Moment, ich erlebe sein Suchen und Ergründen, ich weiß, was er will.
Unterdessen habe ich bei mir beschlossen, wie ich zu handeln habe.
Ich muss hier weg, sonst komme ich da nie mehr hinaus.
Ich habe mit all diesen Menschen keinen Spott getrieben, ich habe mich so benommen, wie es sich gehörte.
Oder hätte es einen anderen Weg gegeben?
Ich weiß es noch nicht, aber ich muss hinaus.
Karel sagt:
„Erkennst du mich, Frederik?“
Nun schaue ich ihn an.
Unsere Augen begegnen sich, ich verziehe nur einen einzigen Muskel, Karel bestimmt siebzig, und warte in Spannung ab.
Ich hätte sofort wieder Unsinn anstellen können, aber es gibt eine Grenze.
Ich muss raus aus dieser Umgebung, ich muss hier weg!
Ich sage zu Karel:
„Kommst du mich holen?“
Er fragt wieder: „Erkennst du mich denn, Frederik?“
„Warum sollte ich dich nicht erkennen?
Du bist Karel Wolff.
Wie geht es zu Hause?
Wie geht es René, Erica, Anna?“
Karel stürzt auf mich zu, küsst mich.
Hans packt mich heftig, ich werde kurzerhand aus meiner geliebten Umgebung herausgerissen.
Piet will mir zu Hilfe kommen.
Der Doktor ruft:
„Lasst meinen Patienten frei, Schufte, ihr habt schon genug Opfer gemacht.
Weg hier ... verdorbene Leute!!
Weg!“
Der Pastor spricht über „Christus, der Seine Kinder kennt“, der Gelehrte übersetzt es ins Italienische, Französische, Deutsche und Englische und ist knapp zu spät damit, Spanisch und Russisch hinzuzufügen, denn dann fliege ich zur Tür hinaus.
Da sind sie nun, meine Freunde.
Sie stehen vor der Tür und wollen mir helfen.
Es herrscht Aufstand ...
Ein Geliebter geht fort, sie fühlen, dass einer von ihnen bedroht wird.
Hans und Karel nehmen mich mit.
Ich spaziere zwischen den Ärzten zu Hans‘ Heiligtum.
Sie sprechen nicht, sie können kein Wort sagen, sie wissen nicht, worüber sie anfangen sollen (zu reden).
Etwas später sitze ich in Hans‘ Büro.
Karel schaut mich an.
Er fragt:
„Weißt du, wer ich bin, Frederik?“
„Natürlich, Karel.“
„Weißt du denn dann auch, was passiert ist?“
„Ich weiß alles, Karel.“
„Dann kommst du mit nach Hause.“
„Das ist mir recht, Karel.“
Nun schaue ich zu Hans ...
Ich kann lächeln.
Hans glaubt mir noch nicht, aber er sagt:
„Mach, dass du wegkommst, Karel.
Ich komme heute Abend.“
Ich gehe schön mit Karel zurück nach Hause.
Als wir vor der Tür stehen, fallen Erica und Anna mir um den Hals.
„Oh, Frederik, was ist mit dir.
Oh, Frederik, komm herein.“
Nun spaziere ich zwischen den Frauen.
Es sind nur ein paar Schritte, die ich tun muss, aber ihre Wärme lässt mich schweben.
Sie haben mich in einen bequemen Sessel gesetzt.
Anna kommt mit Kaffee.
Ich sitze da und weiß nicht, mit was ich anfangen soll.
Karel kommt herein.
Karel schaut.
Karel untersucht mich, er misst mir den Puls.
„Alles ist wunderbar“, lässt er sich entschlüpfen.
„Unser Frederik aber auch.
Was für einen Riesenschrecken du den Menschen einjagen kannst.
Weißt du wohl sicher, wo du bist?“
Erica schaut mich an, als ob sie ein Wunder oder ein Gespenst sieht.
Auch sie weiß nicht, was sie von allem halten soll.
Anna schaut mich an, als ob sie „Unseren Lieben Herrgott“ wahrnimmt, (als ob) sie mich anbetet.
Sie wissen es nicht, aber ich bin da.
Sie fordern, dass ich etwas sage.
Sie haben meine Stimme noch nicht gehört.
Ich könnte wieder erneut etwas Verrücktes machen, denn ich habe es gelernt.
Trotzdem komme ich nicht dazu; ich mag das nicht.
Ich muss etwas sagen.
Ich werde auch etwas sagen und dann wieder kurz abwarten.
„Wie geht es unserem Kind, Erica?
Anna?
Karel?“
Sie stürzen alle drei zu mir.
Sie liegen mir zu Füßen, sie liegen auf den Knien zu meinen Füßen und weinen wie kleine Kinder.
Wie haben diese Menschen mich lieb!
Mein Gott, was habe ich doch getan.
Wie schrecklich ist es.
Sie weinen lange, sie beben.
Ich kann das nicht ertragen.
Schau nur Karel mal an.
Wie ein kleines Kind.
Ich habe ihn noch nie so gesehen.
Was für ein schöner Junge ist er jetzt.
Anna ist wie gebrochen.
Was für einen Empfang ich bekomme.
Ich streiche ihnen einem nach dem anderen über den Kopf.
Ich ziehe die Köpfe zueinander und küsse sie.
Ich fühle die Körper zittern, die Herzen klopfen, die Augen weinen.
Was sind dies für schöne Menschen.
Ich hätte nicht gedacht, dass wir schon so weit füreinander wären.
Ich ziehe sie hoch, ich schaue ihnen einzeln in die Augen und fordere sie auf, sich bitte nicht so verrückt zu verhalten.
Karel schaut mich an und fragt wieder: „Bist du da, Frederik?“
„Ich bin da, Karel ...
Ich bin schon so lange da.
Ihr seid auch da.
Und René war immer da.
Wir dürfen Gott danken.“
Als wir wieder in unseren Sesseln sitzen, einer nach dem anderen sich an dem Wunder gelabt hat, dass ich wieder da bin, sagt Erica:
„Weißt du, Frederik, wo du bist?
Bist du es wirklich?
Weißt du, wie du gewesen bist?
Wo du warst?
Kennst du Hans noch?“
„Ich weiß alles, Erica.
Alles, und ich bin so munter wie ein Fisch im Wasser.
Gib mir nur einen Schnaps und eine leckere Zigarre, Karel, dann bin ich wieder völlig da.“
Sie stürzen schon (los).
Ich rauche und trinke einen anständigen Schnaps.
Das wird mir gut tun nach all diesen Kapriolen, die ich gemacht habe.
Aber ich bin noch nicht von meinen Freunden los.
Diese guten Jungs aber auch.
Aber ich schaffe das schon noch.
Warte nur, es kommen Gedanken in mich, die mich wieder zu Hans schicken; womöglich kann ich ihm dienlich sein.
Karel sagt: „Prost.“
Ich proste ihm zu, auch die Frauen trinken etwas.
Dann fragt Karel:
„Weißt du wahrhaftig, Frederik, was passiert ist?“
„Ich weiß alles, Karel, alles.
Wir werden schon noch darüber reden, wenn wir so weit sind.“
Ich habe noch nicht ausgesprochen, da steht Hans vor mir.
Ich sage:
„Guten Tag, Herr Doktor.“
„Frederik, Frederik, bist du wirklich da?“
„Ich bin da, Hans, und ich danke dir herzlich, dass du dich so gut um mich gekümmert hast.
Mann, wie hatte ich es gut.“
„Meinst du das ernst, Frederik?“
„Natürlich, ich meine es ernst, denn ich bin doch schließlich selbst da!“
Hans stürzt zu mir.
Hans weint!
Wie ist es möglich, dieser harte Hans weint auch.
Auch er fällt auf seine Knie, auch er drückt seinen Dickschädel in meinen Schoß, auch seinen Kopf küsse ich, er erlebt es, er ist im siebten Himmel.
Hans schaut, glaubt es noch nicht.
Er fragt: „Frederik, bist du vollkommen hier?“
„Bin ich der Gelehrte oder bist du es, Hans?“
Alle weinen, alle können ihre Tränen nicht bezwingen.
Sie lassen sich nun vollkommen gehen.
Das ist mir doch allerhand.
Dann finde ich, die Zeit, etwas zu sagen, sei gekommen.
Ich weiß noch nicht, womit ich anfangen soll.
Aber ich sage:
„Aber Kinder.
Ich muss ja wohl glauben, dass ich heute von einer langen Reise zurückgekommen bin.
Und dennoch, Erica, ich bin keinen Bären, Schlangen, keinen Skorpionen begegnet.
Oh, wie hatte ich es gut.
Wie gut hatte ich es auf meiner Reise.
Ich habe wirklich keinen Urwald mehr gesehen.
Ich fuhr über blanke Meere, nahm etwas indische Kultur auf, besuchte Harems, Hans, ich hatte Umgang mit Gelehrten und Gebildeten, ich arbeitete auf dem Land mit den Bauern, tanzte vor Prinzen und Prinzessinnen meine Freudentänze, kniete vor Tempeln nieder und ich wand mich in all diese Heiligkeiten hinein, wovon ich ein Gebet kennenlernte.
Ich war erdrückend viel beschäftigt; ich habe alle Sprachen dieser Welt gesprochen, ich stickte schöne Kleider und trank von einem Nass, das von Ihm geschaffen worden war, ich habe Sonne und Mond geküsst, unterwegs Liebe bekommen, was mich erschreckte, um am Ende meiner Reise bewusst und wohl das „Nirwana“ zu betreten, wo ich jetzt bin.
Hast du wahrhaftig gedacht, Hans, dass ich verrückt war?
Dass ich mich nur eine einzige Sekunde lang verloren hatte!
Ich wollte mich selbst kennenlernen und sie, zu denen ich gehörte.
Ich stieg in all diese Wesen hinab und habe dort Schatten angehäuft.
Ich war, wie sie sind!
Glaube mir, wir werden darüber reden.
Du findest kein Ende, darüber zu reden, Hans, aber ich sage dir, vielen ist dort zu helfen.
Du schaffst es nie, so nicht.
Ich habe entdeckt, Karel, dass du mit Hypnotismus viel erreichen kannst.
Sicher, Hans, diese Gabe bringe ich mit nach Hause.
Ich habe jenes Geschenk unterwegs irgendwo aufgesammelt.
Es kostete mich keinen Cent, ich bekam das Geschenk umsonst, Gott gab es mir.
Ich bin erwacht!
Ich bin da!
Ich bin schon so lange da.
Ich bin nie weg gewesen.
Dass ich diese Komödie spielte, war lediglich, weil ich abseits ihrer Einflusssphäre nicht denken konnte.
Aber du siehst es, weit sind sie nicht von uns weg.
Sie befinden sich in ihrer eigenen Welt und sind sicherer, empfindsamer, bewusster als wir Normale denken.
Aber ich weiß, ich habe viel in deinen Augen verloren.
Bald, wenn das Logbuch fertig ist, erst dann weißt du es, weißt du, dass ich Himmel erleben durfte, Himmel empfangen habe, auch der kleine René!
René kommt zurück!
Er rettete mich?
Er schickte mich heimwärts!
Das kann der kleine René!
Und der Rest?
Darüber werde ich erst nachdenken müssen.
Übermorgen gehe ich zu deinen Jungs zurück.
Den Mädchen ist nicht zu helfen, oder ich müsste mich ein paar Monate lang einsperren.
Ich muss mit den Mädchen sprechen, ich muss sie in mein Leben hinaufziehen, aber auch das glaubst du noch nicht.
Ich weiß, wie sie mich zugerichtet haben, ich weiß alles.
Wie fandest du mein Tänzchen, Hans?
Wie war ich als Carmen?
Wie fandest du meine Schlittschuh-Fahrkunst?
Wie war Herr Van Tenhovebroekmans?
Wie Van Steinwolff?
Wie Hansavanhoogten?
Bist du in London bei Sir William Scor gewesen?
Warst du bei der Pyramide von Rijswijk, Hans?
In Wien, Paris und Neapel?
Ich war dort auch.
Ich bin dort gewesen, mein ganzes Leben habe ich vor dir abgespult, aber du hast es nicht kapiert.
Ich habe Wunder erlebt, große Dinge, auch wenn ich vor dir im Staub lag, auch wenn ich mich wie ein Irrer benahm, ich war so normal wie nur was.
Aber ich wollte mich bewusst verrückt benehmen, mich in nichts stören lassen, in nichts.
Und nun wurde diese Gabe freigesetzt, dann schlug ich Piet mit meinem Brand.
Nun kann und werde ich René (dahin) zurückbringen, wo diese Seele zu sein hat.
Jetzt könnte ich einen Zirkus aus deinem Krankenhaus machen, sofern ich nicht wüsste, was da hervorschauen wird.
Ich bin noch nicht so weit, aber ich werde etwas daran tun.
Womöglich schaffe ich es nie ... weil es nicht meine Aufgabe ist.
Ich fühle nämlich, dass ich das kaum bekam, obwohl auch das in mir erwacht ist.
Hat die Schwester dir nicht erzählt, dass ich sie so beim Spazierengehen hypnotisiert hatte?
Ich werde sie in großem Stil belohnen.
Ich habe sie geküsst, Hans.
Und wie, mein Himmel, zum ersten Mal in meinem Leben schmeckte mir ein Kuss.
Was für eine Liebe habe ich doch auf meiner langen Reise entdeckt.
Ich habe so viel erlebt, Hans, Karel, Erica, Anna, dass es scheint, als ob ich Jahre von zu Hause fort gewesen bin.
Wie gut waren all diese Kinder zu mir und was kann ich jetzt für sie tun?
Ich werde darüber nachdenken.
Schenk noch mal ein, Karel, es tut mir gut.
Ich komme vollkommen zu mir selbst zurück.“
Hans fragt mir ein Loch in den Bauch.
Karel, Erica und Anna ebenso.
Ich gebe Antwort.
„Aber wie bist du darauf gekommen, Frederik?“, fragt Erica.
„Ganz schlicht und einfach, mein Kind, ich wollte alle diese Kranken kennenlernen.“
Sie schüttelt ihren Kopf und sagt:
„Du hättest ins Unglück stürzen können, Frederik.“
„Das hast du dir so gedacht.
Ich weiß wohl, es wird eine Weile dauern, bis ihr wisst und glauben könnt, dass mir nichts fehlt.
Ich sage dir, ich bin so munter wie ein Fisch im Wasser.
Aber Hans kann seine Leute ruhig etwas mehr verwöhnen.
Dass dort noch Menschen sind, Hans, die von der Familie einen Vormund bekommen haben, ist ein fürchterlicher Skandal.
Oder dachtest du, dass das nicht so ist?
Du hast Riesenfehler gemacht, Hans.
Du glaubst den Menschen.
Du schaust zu viel nach den Kranken und zu wenig nach der Gesellschaft, zu der sie gehören.
Sonja beispielsweise haben sie zerstört.
Das Kind sitzt dort und ist so gesund wie nur was.
Die Familie hält sie gefangen.
Sie benimmt sich nicht wie eine Baronin, sie ist besessen vom Schmerz, wenn du es wissen willst.
Und ich habe andere gesehen.
Dort sind Frauen, Hans, die von ihren Männern eingesperrt werden.
Weil sie von diesen Teufeln betrogen worden sind, vor Schmerz in sich zusammensanken, haben sie begonnen, zu sabbern.
Frau Van Soest beispielsweise.
Frau Van Lakenstein ganz genauso.
Die Herren verjubeln das Geld ... die Frauen sitzen hinter Schloss und Riegel.
Durch dich ...
Du bist der Schuldige!
Ihr dachtet, dass ich verrückt war?
Ihr seid es!
Ich habe das Wort von „Christus“ gehört!
Hans ... du bist ein verlorener Mann, wenn du hier keine neue Untersuchung einleitest.
Die Männer haben selbst Schuld oder sie sind zu dir gekommen, weil ihre schwachen Persönlichkeiten es nicht anders gewollt haben.
Unsere Gesellschaft klage ich an!
Wenn du es wissen willst, so schnell wie möglich.
Ich will diese Frauen befreien und ich werde sie befreien!
Ich sah genug in diesen kurzen Augenblicken; wofür du Jahre brauchst, (das) legte man mir einfach so in Hände, Auge und Herz, ich erschrak darüber, so scheußlich ist es.
Hast du das nicht gesehen?
Hast du jenes Spiel mit Leben und Tod nie durchschaut?
Um mich hast du Angst, mir willst du helfen, aber was tust du für diese Schätzchen?
Glaubst du diesen dreckigen Schuften?
Weil Sonjas Baron sie für geisteskrank erklärte, wurde sie gebrochen!
Hast du nicht gesehen, Hans, welche Liebe sie gibt, wenn sie dazu Gelegenheit bekommt?
Ich werde mit jenem Kind reden.
Ich führe sie zu dieser üblen Gesellschaft zurück und ich hole die beiden anderen dort heraus.
Du bist schuldig, Hans, ich bin zurückgekehrt, um dir zu helfen, um dich zu retten, wenn du es wissen willst!“
Hans ist kaputt davon, aber es ist die heilige Wahrheit.
Er redet mit Karel und ich gehe nach oben, um ein wenig auszuruhen.
Erica und Anna folgen mir.
Aber wir werden reden, hierin muss Veränderung kommen.
Ich habe die Maske für unsere Gerechtigkeit gesehen.
Was für eine verfluchte Maske ist das.
„Menschen schreiben Briefe, menschliche Briefe, die dir das Herz zerreißen“, sage ich zu Erica und Anna, die bei mir sitzen, „aber diese Briefe bekommen niemals das bewusste menschliche Urteil.
Ich werde diese Fälle untersuchen.
Ich werde diesen Kindern helfen.
Dort sind welche, die schon seit fünfzehn Jahren einen Vormund haben und von einer Anstalt zur nächsten gehen.
Jetzt sitzen sie dort bei unserem Hans.
Und Hans sieht das nicht.
Hans glaubt alles.
Da sind welche, für die die Familie die Kosten bezahlt.
Da sind welche, die ihre Frau oder ihren Mann einsperren lassen, um selbst ein Leben erleben zu können, so durch und durch faul.
Da sind welche ...
Aber ich bin noch zu müde dafür ...
Ich werde mich ausruhen, Jungs ... bald komme ich wieder herunter.
Wie dankbar bin ich euch.
Wie glücklich bin ich, Erica und Anna, dass ich euch in diesem Leben kennenlernen durfte.
Wir haben es noch nicht geschafft, wir klagen, wir haben ein Kind zu versorgen, aber geht mal zu diesem Elend?
Und dann sehen zu müssen, dass dort geistig Gesunde eingesperrt sind, weil sie von Teufeln geknechtet werden?
Mein Gott, in diesem Jahrhundert ist das noch möglich?
Darum spielte ich Theater, Kinder, und Hans fiel darauf herein.
Ich ließ mir nichts entschlüpfen, kein einziges Wort, aber ich hatte es innerhalb weniger Sekunden entdeckt.
Als ich mit Hans vor einer Weile seine Kranken besuchte, sah ich es nicht.
Du musst dafür hinabsteigen, hinabsteigen bis in diese Herzen, du musst Teil ihrer Leben sein, ihrer Schmerzen, ihres Leides, sonst fühlst und siehst du nichts.
Ich bekomme sie schon noch.
Wir alle müssen uns dafür geben wollen.
Vor allem Karel und Hans!
Ich gehe schlafen!“
Ich schlief herrlich bis zum nächsten Tag um zehn Uhr, dann schlug ich meine Augen auf.
Erica und Anna kamen mir Tee bringen.
Ich stürze zuerst ins Bad, um meinen Bart abzurasieren, mich frisch zu machen, erst dann komme ich zurück zu den Menschen.
Und wieder heißt es Reden.
Wir finden kein Ende beim Reden.
Als ich fühle, dass sie genug wissen, fange ich mit dem Logbuch an.
Da steht:
Was ich jetzt erlebt habe, ist Ehrfurcht gebietend.
Ich habe einige Tage lang einen Irren gespielt.
Ich war es und ich war es nicht.
Ich habe vieles entdeckt, wofür ich noch keine Fundamente habe, weil die Tiefe mich überrumpelt hat.
Aber ich werde es schaffen.
Es muss gesagt werden, dass Träume nicht immer Betrug repräsentieren, denn Franciscanus ist dort und er ist ein Arzt.
Er hat einen Vogel, weil er eine schwache Persönlichkeit ist, genau wie die anderen, die mit sich selbst für dieses Leben nichts anzufangen wissen.
Ich glaube nun, dass ich durch die starken Kräfte von Franciscanus zum Hypnotiseur befördert worden bin, denn von seinem Leben strahlten mir diese Kräfte entgegen.
Ich glaube, dass ich es durch ihn wurde!
Aber auch darin habe ich noch keine Sicherheit.
Auch von mir selbst ist natürlich etwas dabei.
Piet ist jemand, der schlagartig geheilt werden kann.
Er ist ein geborener Schauspieler, das sind sie übrigens alle, auch wenn welche darunter sind, die wahrhaftige Symptome von Geisteskrankheit, innerem Niederreißen besitzen.
Mir kommt es vor, dass wir mehr für diese Menschen tun können.
Ich darf mich dort nicht zu bald sehen lassen, sonst blamiere ich Hans.
Es wird geredet werden und das darf nicht sein; er würde sich durch mich bloß vernichten.
Und das muss ich verhindern.
Franciscanus, fühle ich, hat mich träumen lassen.
Dieser Einfluss war schon bei mir, bevor ich jenem Leben begegnete.
Ich nenne es geistige Telepathie, und mehr ist es nicht!
Ich weiß nun, dass die Seele als Mensch furchtbar tief ist.
Piet kommt da heraus!
Ich bin mir dessen so sicher wie ich an mich selbst glaube, wie das Theater, das ich spielte.
Bei den anderen ist nicht viel zu machen, weil diese Gehirne randvoll sind, zugestopft sind mit Sägespänen wie einer Lehre oder Sprache, wodurch sich die Persönlichkeit verlor.
In mir lebt tiefer Schmerz.
Ich habe Elend gesehen, das nicht nötig ist.
Oh, diese armen Mütter dort.
Dieser Hans hat nichts gesehen, auch wenn er direkt darauf steht.
Auch Psychologen werden betrogen.
Sie schauen in eine verkehrte Richtung.
Teuflisch ist alles!
Ich bin für mich selbst so weit, dass ich sagen kann: Ich hätte für kein Geld der Welt darauf verzichten wollen.
Und ich fühle, dass ich Jahre älter geworden bin.
Und nun diese Armen dort?
Ich bin vom Schmerz gebrochen.
Ich kann fast nicht mehr weiter, ich werde mich selbst wappnen müssen und mehr auf René aufpassen, obwohl ich weiß, dass auch dieser Fall noch Jahre dauert.
Aber wir werden sehen.
Was für Henker doch in unserer Gesellschaft leben.
Du musst nun mal hinter diese Masken sehen.
Und das sagt dir auf der Straße guten Tag?
Oh, wie scheußlich!
Soweit ich es betrachten kann, ist Hans ein Pfleger, mehr gibt es für ihn dort nicht zu tun.
Er hat den Menschen geholfen, einen Mitmenschen abschlachten zu können.
Und das in gutem Glauben, ohne dass er es wusste.
Die krankhaften Symptome, die dort sind, sind durch den menschlichen Schmerz zur Entwicklung gekommen.
Ich bin gewissermaßen dem Schafott entkommen.
Es ist nicht zu glauben, doch ich stand bereits auf dem bekannten Karren, aber unterwegs kam mein Täubchen und befreite mich aus diesen Klauen.
Ich glaube sicher, dass Hans mich gemäß den Gesetzen seiner Lehre festgehalten hätte.
Ich kam dort wieder heraus, andere bleiben dort ihr Leben lang.
Und das wegen ihres Geldes.
Ist das nicht schrecklich?
Ich werde ernsthaft darüber nachdenken.
Piet kann da hinaus!
Piet besitzt ein wenig Geld; der arme Junge ist so gut wie ein Heiliger, aber man versteht das nicht.
Ich werde jenem Leben helfen.
Der Unsinn, den ich verzapfte, war nichts anderes als das Zurückkehren in mein eigenes Leben.
Mit ein wenig geisteskrankem Getue und etwas Mitleid eines anderen bekam ich diese andere Welt zu sehen.
Ich habe all diese Menschen gekannt.
Auch den Mann in London mit all seinen Aktbildern habe ich gut gekannt.
Zugleich Madam Surié, mit der ich lieber nichts zu tun habe!
Ich will nicht mehr an jenes Wesen denken, obwohl sie sehr lieb zu mir war.
Wir waren wahrhaftig in Ägypten, wir saßen am Fuße der Pyramide und der Sphinx ...!
Sie schickten mich aus, die Pyramide zu erklettern, aber ich nahm die Beine in die Hand und ließ jene verrückte Truppe zurück.
Sie dachten, dass ich nachlässig wäre, aber ich wusste es besser.
Ich bastelte alles zusammen und genoss es, als Hans seine Gelehrtheit dadurch verlor.
Ich wusste, was ich tat, und vor allem, wie weit ich gehen konnte, ohne den Untergang oder das Niederreißen meines Gehirns zu riskieren.
Der Druck in meinem Kopf, den ich fühlte, war meine Grenze, in jenem Augenblick fühlte ich, wie weit eine Seele gehen kann, bevor die stofflichen Gewebe zusammenbrechen.
Jetzt sitze ich wieder in meinem Zimmer, um nachzudenken.
Ich muss ehrlich sagen: Mein Kopf ist etwas müde, aber das verändert sich ja.
Alles in allem darf ich nicht klagen.
Aber für die Kranken werde ich tun, was in meiner Macht steht.
Hans und Karel werden mir helfen, diese verdorbenen Stellen müssen herausgeschnitten werden.
Aber wenn ich bedenke, wie viele Anstalten wir in unserem kleinen Land besitzen, in denen Menschen leben, die von ihren Lieben hinter Schloss und Riegel gehalten werden, weil diese ins Geld verliebt sind, falle ich vor Schreck vom Stuhl, so himmelschreiend sind diese Zustände.
Nun spielen die Ärzte und Menschen Teufel.
Dies sind nicht die Diener des Christus, sondern des Satans!
Ob diese Menschen nun weinen, behaupten, dass sie gesund im Kopf sind, sie kommen da nicht mehr hinaus.
Was das alles zu bedeuten hat, will ich wissen.
Es sind zwar traurige Seiten unseres Logbuches, doch sehr lesenswert meiner Meinung nach.
Du schaust jetzt hinter Masken, die ich noch nicht kannte.
Es werden die fürchterlichsten sein, denke ich, denen wir begegnen werden.
Über die Mystik unserer Schwestern und Brüder kann ich nicht viel sagen; ich muss hiervon erst die Gesetze kennenlernen.
Die meisten sind schwach im Geist und in der Persönlichkeit.
Ob dies dasselbe ist, das weiß ich noch nicht.
Eines weiß ich: Ich bin dem kleinen René näher gekommen und das ist unser Gewinn!
Mein Gott, wie kann ich danken!
Ich glaube nun nicht, dass ich länger dort hätte bleiben müssen.
Trotz der Unsicherheit, in der ich lebte, muss ich sagen, dass all diese Menschen eine eigene und wohl bewusste Welt repräsentieren, die mehr und schärfer bewusst ist als die Unsere, von der wir denken, sie sei die Höchste.
Ich hätte es anders sagen können, aber ich verstehe, was ich meine.
Wir haben dieses Elend geschaffen, wir Menschen sind Schuld an unserem Unglück!
Unsere Gesellschaft muss sich verändern.
Derartiges Übel ist das Schlimmste, was es gibt.
Die Schwachen stehen Teufeln gegenüber, sie haben ein Recht auf Hilfe.
Wenn du an einen Vater der Liebe glauben kannst, so kämpfe dann für diese Leben, mein bester Hans, erst dann hast du das Recht, dich selbst „Mensch“ zu nennen.“
Ich gehe spazieren.
Für heute ist es genug; ich kann noch nicht klar denken.
Ich muss mich jedoch bemühen, den alten Piet von seinem Scheiterhaufen zu retten.
Hier im Haus ist alles in Ordnung, ich bin bald der Alte und René ist versorgt.
Was ich darüber hörte, muss uns alle glücklich stimmen, er macht Fortschritte!
Nun sorge ich selbst für die Blumen.
Die Schwester bekommt ihre Vergütung als Bekundung von Anteilnahme.
Wie hätte ich das anders ausdrücken sollen?
Der Bruder bekommt eine Kiste Zigarren für das Schrubben meines Rückens und die kranken Männer zehn Kisten, sehr gute, damit sie sich glücklich fühlen.
Die Frauen Kuchen und viel Gebäck, denn ich liebe all diese Menschen, ich fühle ihr Elend, ihr lebendig-tot-Sein unter meinem Herzen.
Es ist grauenvoll!
Die Schwester bekommt noch etwas anderes von mir.
Wenn sie demnächst heiratet, habe ich ein niedliches Häuschen für sie, fix und fertig, sie kann direkt hineinspazieren.
Ich muss das tun, weil ich sie geküsst habe, das gestohlene Glück fordert von mir, wiedergutzumachen, was ich verbrochen habe.
Ich könnte keine Stunde mehr ruhig schlafen.
Ich glaube, dass mich dieses Kind verfolgen würde, denn ich weiß, wie empfindsam ich bin.
Ansonsten ist da nichts mehr.
Ich muss lediglich dafür sorgen, wieder in Harmonie mit meinem Täubchen zu kommen.
Ich werde ihr Leben jetzt beseelen, wie ich es noch nicht gekonnt habe.
Ist es nicht wunderbar, frage ich mich, dass eine hypnotische Kraft einfach so in dir erwacht?
Ich glaube, dass Franciscanus dieselbe Seele besitzt wie ich sie mir aneignete, oder hat Gott unsere beiden Leben geteilt, ohne dass sie es wissen?
Du würdest sagen, dass das möglich ist, denn wie komme ich zu jenem Leben?
Haben wir in unserem Unterbewusstsein Kontakt miteinander gehabt?
Oder sind wir Blumen von ein und derselben Farbe, ein und demselben Leben, habe ich eine Prise mehr Gefühl als er, mich in diesem Leben aufrecht zu halten?
Es ist alles so merkwürdig.
Ich finde, es ist ein Wunder!
Anna kommt regelmäßig kurz zu mir.
Aus ihren Augen strahlen Liebe und Glück, weil ich wieder bei ihr bin.
Wir glauben es, wir suchen nichts, wir kennen einander schon so lange.
Ich habe lediglich keinen Mut, es ihr schon zu sagen.
Wir werden erst die uns auferlegte Aufgabe zu Ende bringen.
Aber ich bin dankbar, dass ich ihre Erscheinung bewundern darf.
Und Erica ist gar nicht anders.
Soeben fiel sie mir um den Hals und sie sagt:
„Es ist nicht zu glauben, Frederik, mein Himmel, was hatten wir für eine Angst.
Wie haben wir in diesen wenigen Stunden gelitten.
Es ist nicht zu verstehen; ich dachte, dass ich totbluten würde.
Richtig, so ist es.
Wie gewaltig Freundschaft sein kann.
Wie können Menschen, die geistigen Kontakt besitzen, ein solches Band zerreißen?
Ich will für keine Million auf dich verzichten.“
Und dann stürzte sie sich auf Anna, küsste sie bis fast zum Ersticken mit einer Liebe, die das tagesbewusste Leben direkt aus ihrem Herzen heraus bestrahlte.
Weil ich wieder da bin.
Aber jetzt gehe ich ... Kinder, bis bald, ich bin gleich wieder zurück.
Oh, habt keine Angst, ich stürze nicht mehr ins Unglück und ich mache diese verrückten Dinge nicht mehr.
Ihr braucht mir keinen Begleiter mitzugeben, wirklich, ich passe jetzt auf mich auf.
Ich werde euch diese Sicherheit schenken.
Ist das nicht wundervoll?
Angst haben sie, um mich, um diesen Tölpel von früher.
Ich habe einen Vater, eine Mutter, eine Schwester bekommen.
Ich bin nicht mehr allein, ich besitze nun alles, alles, was Gott Seinem Kind schenken kann.
Ich werde mich vorbereiten, um des alten Piet und der beiden Frauen willen.
Ich tue es, mein Gott, weil ich so glücklich bin!
Einige Masken werde ich unschädlich machen!
Glaubt mir!
Ich bin ich selbst, mein Blut gebe ich, alles, was ich besitze, um jeden glücklich zu sehen!
Ich werde ernsthaft sein und keine Sekunde mehr verlieren!
Die Blumen sind schon unterwegs, meine erste Tat für all diese Liebe.
Oh, liebe Schwester, wenn es Anna nicht gäbe, wüsste ich es immer noch nicht!
Ich meine aber ... unsere Herzen sind eins!
Ist auch das nicht wundervoll?
Ich gehe denkend weiter, bis bald, Frederik!